Kaktus und Kiwi von The_Black_Rabbit ================================================================================ Kapitel 1: eins --------------- Am nächsten Morgen schreckte ich hoch, ohne zu merken, dass meine nächtliche Zuflucht dabei von der engen Couch fiel. Nach dem lauten Plumps und einem genervten „Aua!“ Sofort drehte ich mich um und sah mit einem schiefen Lächeln zu Taku hinunter. „Sorry!?“, sagte ich vorsichtig. Er rieb sich den Kopf und schien mich noch gar nicht so richtig wahr zu nehmen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Irgendwie fühlte ich mit ihm. „Taku?“, versuchte ich es ein zweites Mal. Er sah mich etwas verwirrt an, doch dann machte sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht breit. Ich streckte ihm meine Hand entgegen, damit er sich wieder von seinen vier Buchstaben erheben konnte. Er ergriff sie dankend und beugte sich über mich. Mit großen Augen sah ich in die seinen über mir. Ich bemerkte nicht, wie sich mein Mund dabei etwas öffnete. Er näherte sich meinen Lippen. Ich konnte seinen Atem spüren. Ich streckte mich ihm etwas entgegen. Ich schloss die Augen und wartete gespannt, bis sich unsere Lippen berühren würden. Sehnsüchtig wartete ich auf den Augenblick. „Gut geschlafen?“, unterbrach uns eine Stimme. Als ich die Augen wieder öffnete, hatte sich Taku schon zur Seite gedreht und sah genervt zu seinem Bruder, der gerade die Treppe herunterkam. Er gähnte herzhaft und streckte sich. „Hab ich euch bei irgendwas gestört?“, fragte er selten dämlich. Taku richtete sich auf und kratzte sich am Hinterkopf, während er einige Schritte auf Kyo zu machte. Nach einigen merkwürdigen Blicken zwischen den beiden, ging Taku an seinem kleinen Bruder vorbei mit einem Gemurmel, das sich anhörte, als würde er das Bad aufsuchen. Als er verschwunden war, bekam ich einen leichten Anflug von Angst. Kyo schien so unglaublich gelassen. Ich wickelte mich wieder in die Decke und hockte mich auf die Couch. Ich legte den Kopf auf meine angezogenen Knie und sog noch einmal Takus Geruch auf. Er war so angenehm und vernebelte mir etwas die Gedanken. „Na, wie oft habt ihr es getrieben?“ Ich erschrak über die plötzliche Stimme neben meinem Ohr. „Hat er es dir wenigstens ordentlich besorgt?“, fragte er weiter. Seine Stimme war so bösartig wie in der letzten Nacht, als er mich auf sein Bett fesselte. „Nun sag schon!“, er schrie mir ins Gesicht. Das war ja klar, dass so was passieren würde. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so bald sein würde, wo doch Taku in der Nähe war. Warum mussten sie nur Brüder sein? Kyo griff nach meinem Kinn und hob es hoch. Er zwang mich ihm in die Augen zu sehen. Langsam wurde ich wirklich sauer. Nicht nur, dass er Taku und mich unterbrochen hatte, nun begrapschte mich der Typ schon wieder und zwang mir seine Eifersucht auf. Meine Augen wurden schmal und funkelten ihn an. „Lass mich!“, fauchte ich. Sofort ließ er von mir und ging ein paar Schritte zurück. „Ach so ist das also.“, sagte er ruhig. Es klang etwas, als würde er sich darüber amüsieren. Wieder gefasst, setzte er sich auf den Sessel und drehte ihn so, dass er mich direkt ansehen konnte. „Du magst ihn.“, stellte er treffend fest. Ich reagierte nicht darauf, sondern funkelte ihn weiterhin an. Die Situation vorhin war ja eindeutig genug gewesen! „Wo ist Asuka?“, fragte ich ruhig. Er lachte und grinste mich dann lasziv an. „Die liegt noch oben und schläft.“ Er sprang von dem Sessel auf und beugte sich, die Arme neben mich gestützt, über mich. „Dort hättest du auch sein können!“ Er legte den Zeigefinger auf meine Lippe und stützte sich mich dem Mittelfinger auf meinem Kinn ab. Er fing an meinem Mund herumzuspielen. Es widerte mich an. Er widerte mich an. Er hauchte mich ein paar Mal an, um zu testen, wie weit er kommen würde. Schließlich kam er ziemlich nahe und öffnete mit seinen Fingern meine Lippen. Als ich schließlich seinen heißen Atem spüren konnte, hakte ich nach. „Sie ist heim gegangen, hab ich recht?“, hauchte ich ihm entgegen. Seine Lippen machten einen Bogen von meinen weg, doch seine Hand drückte auf meine Wangen, sodass es etwas schmerzte. Aber ich hatte ihn getroffen. Innerlich seufzte ich erleichtert. Asuka war also wohlbehalten daheim, ohne dass Kyo ihr zu Nahe kommen konnte. Scheinbar hatte sich Kyo von dem verbalen Schlag ins Gesicht erholt und drehte sich wieder zu mir. Er wollte gerade wieder zum sprechen ansetzen, als ich die rettende Stimme vernahm. „Hey Brüderchen!“, rief Taku aus der Richtung, in die er vorhin gegangen war. Etwas erschocken drehte sich Kyo zum ihm um. „Was denn?“ Er stellte sich auf dumm und hoffte damit wohl auch noch durchzukommen. Aber ich hatte Vertrauen in meinen Retter. „Nimm die Finger von ihr!“, wies Taku seinen kleinen Bruder an. Kyo grinste mich an und nahm dann demonstrativ seine Hand weg. Ich war erleichtert und lächelte Taku dankend an. Dieser hatte scheinbar geduscht, denn er hatte ein Handtuch um den Hals liegen und seine Haare glänzten feucht. Frische Sachen hatte er auch an. „Die andere ist in der Nacht noch heimgegangen. Ihre Mutter hat sie abgeholt, weil es ihr nicht gut ging.“, sagte er und trocknete sich mit dem Handtuch die Haare weiter ab, während er auf uns zu kam. Er setzte sich auf die Lehne der Couch und brachte Kyo mit einem breiten Grinsen irgendwie dazu, zu verschwinden. Ich seufzte erleichtert und lehnte mich nach hinten. Taku stand wieder auf und setzte sich neben mich. Er nahm die Beine hoch und saß nun im Schneidersitz. „Mit dem hat man es echt nicht leicht!“, seufzte er. Ich nickte zustimmend. Irgendwie war das eine merkwürdige Situation. Ihm schien es aber nicht anders zu gehen. Eine unangenehme Stille machte sich zwischen uns breit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)