Vergebung von ZMistress ================================================================================ Kleine Anmerkung: Um die Symbolik in der Geschichte zu verstehen, sollte man wissen, dass "Sora" das japanische Wort für "Himmel" ist. "Kairi" bedeutet "Meer" und "Riku" bedeutet "Erde". Die Sonne lachte aus dem strahlendsten Blau, das der Himmel zu bieten hatte. Das Meer spiegelte das leuchtende Blau wider und ließ die Gischt aufblitzen als wolle es an ihrer Freude teilhaben. Sie ließ auch den silberhaarigen Jungen in den Himmel blinzeln, doch er erwiderte ihr Strahlen nicht. Riku ließ den Kopf wieder sinken und grub die nackten Zehen in den feinen Sand. Manchmal, wenn Himmel und Meer in so völligem Einklang jubelten, floh er aus dem hellen Gleißen in die Schatten der Felsen, doch heute hatte er sich dem Licht gestellt. Aber Himmel und Meer völlig allein gegenüberzustehen wagte er nicht und so ließ er sich langsam auf dem kühleren Erdboden nieder, strich mit den Fingern darüber und ließ sich von Sand und Erde beruhigen. Ich möchte runter zum Wasser. Hilfst du mir? Er hatte immer Sehnsucht nach dem Meer gehabt, nach ihren blauen, intelligenten Augen, ihrer verspielten Fröhlichkeit, ihrer Neugier und Hilfsbereitschaft. Doch sie liebte den weiten, freien Himmel, der sich in seiner Sorglosigkeit über sie beugte, ihr all das versprach, was die kühle Erde ihr nicht geben konnte. Ein Schatten überflog sein Gesicht, doch als er den Blick hob fand er keine Dunkelheit, nur ihre Augen, tief und blau wie das Meer. Kairi lächelte ihn an und kniete sich neben ihn in den Sand. Eine Welle berührte sacht ihre Füße und versuchte den Sand darunter hervorzulocken, doch sie blieb wo sie war. "Ich habe gesehen, dass du gegangen bist", sagte sie leise, dann kicherte sie fröhlich. "Sora versucht gerade Wakka zu zeigen, wie lange er einen Ball in der Luft halten kann. Selphie und ich hatten lange nicht mehr so viel zu lachen, aber irgend etwas hat gefehlt. Deshalb habe ich dich gesucht." Riku starrte reglos auf den Sand zwischen seinen Zehen. "Ich tauge nicht viel als Spaßmacher." Sie lachte wieder. "Wenn du wüsstest, wieviele Lacher wir schon dank dir hatten", neckte sie. Er reagierte nicht und bemerkte mit einem plötzlichen Gefühl der Schuld aus den Augenwinkeln wie das Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste. "Es tut mir leid", flüsterte er. "Es gibt Tage, da frage ich mich, wie ihr mich überhaupt ertragt. Wie ihr mich so fröhlich ansehen könnt, ohne mir das Gefühl zu geben, ihr denkt an die Dinge, die ich getan habe, an die Dunkelheit, der ich mich hingab." Seine Hände umklammerten hilflos die Knie. "Kairi, wegen mir wärst du beinahe umgekommen! Weil ich Xehanorts Herzlosem nachgegeben habe, weil ich die Macht wollte, die er mir versprochen hat, hätte er beinahe dein Herz bekommen! Ich war so damit beschäftigt besser zu sein als Sora, dich ohne ihn zu retten, dass ich beinahe alles zerstört hätte, was mir jemals wichtig war! Dass du überlebt hast, ist nicht einmal mein Verdienst, denn ohne Sora wäre ich viel zu spät wieder zur Vernunft gekommen. Wie kann ich bei alldem überhaupt noch wagen, mich euer Freund zu nennen?!" Er presste die Lippen zusammen und wartete auf irgend eine Reaktion, doch Kairi schwieg. Als er schließlich wagte den Kopf zu heben, war ihr Gesicht sehr ernst. Sie schlug die Augen nieder als wage sie auf einmal nicht mehr ihn anzusehen. Endlich antwortete sie, doch ihre Stimme war ebenso tonlos wie seine es zuvor gewesen war. "Ich habe dich immer gefürchtet Riku. Auch wenn ich mir es manchmal nicht eingestehen wollte, war da eine Düsternis in dir, die mir Angst gemacht hat, große Angst." Riku schloss die Augen. Es war als träfe er wieder auf die Illusion Soras, die ihm Zexion gezeigt hatte. Ein Freund, der ihn nicht mehr wollte. Seine größte Angst, die nun aus Kairis Worten sprach und ihn innerlich zurückweichen ließ. Doch Kairi fuhr unbeirrt fort. "Als wir unser Floß bauten, wuchs diese Angst und obwohl ich versucht habe weiter zu lachen und fröhlich zu sein, hat sie mich innerlich aufgefressen. Als ich gar nicht mehr weiter wusste, habe ich Sora gebeten zusammen mit mir wegzufahren und dich zurückzulassen." Riku war überzeugt gewesen er wüsste was Schmerzen sind, doch als sich nun eine eiserne Hand um sein Herz legte, wünschte er inständig, die Erde würde sich auftuen und ihn zu sich nehmen. Doch plötzlich spürte er eine kleine warme Hand auf der Schulter, weich und beinahe bittend und ohne zu wissen warum brachte er es fertig sie wieder anzusehen. Ihre tiefen, meerblauen Augen schwammen von Tränen. "Das war einfach nicht die Art, wie man mit einem Freund umgeht. Einem Freund, der mir nie mit etwas anderem als Freundlichkeit begegnet war. Einem Freund, der für Sora und mich in die größte Dunkelheit gehen würde, ohne zu zögern. Ich hätte es dir niemals antun dürfen, denn du, Riku, bist einer der treuesten Freunde, die es gibt. Ich habe keine andere Entschuldigung als meine Angst, aber ich bitte dich, kannst du mir vergeben?" Er starrte sie lange an. "Ich...", begann er, "ich soll dir vergeben? Nach allem, was ich falsch gemacht habe, bittest du mich um Vergebung?" "Ja", sagte sie schlicht. In diesem Moment zerbrach etwas in Riku, das er lange Zeit mit sich herumgeschleppt hatte, das ihn zu Boden gedrückt und geschmerzt hatte und die plötzliche Erleichterung tat so weh, dass er vor Freude und Erschöpfung an ihre Schulter sank und sich nicht schämte, als er weinte und lachte und sie bat ihm zu verzeihen. Kairi strich ihm nur übers Haar und auch wenn er ihr Lächeln nicht sah, so fand er doch endlich was er so lange gesucht hatte. Als sie endlich aufstanden, waren Kairis Knie gerötet und voller Sand, doch machte sie keine Anstalten ihn fortzuwischen. Sie lächelte breiter und zwinkerte ihm zu als sie sich umdrehte und leichtfüßig den Strand hinablief. "Kommst du endlich?" rief sie über die Schulter zurück. "Wir können doch Soras größten Triumpf nicht verpassen!" Riku setzte sich in Bewegung und sprintete ihr hinterher. Der Sand spritze hinter seinen Füssen in die Luft und reflektierte das funkelnde Licht der Sonne, die aus dem strahlenden Himmel auf Meer und Erde herunterlachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)