Schule, Jungs und andere Probleme - Alltagsleben eines Mädchens von Perfektion (ö.ö Teenagerleben halt.) ================================================================================ Kapitel 4: ~~ ------------- „Tja, und jetzt hab ich statt vier Tagen zehn Tage Arrest!“, schloss ich meinen Bericht. Ungläubig guckten Janni und Kirsty mich an. Wir standen vor der Klassentür und besprachen die Ereignisse von Gestern. „Du hast sie wirklich mit deinen Schuhen getroffen? Aber was war denn mit den Türscharnieren? Warum haben die denn nicht gehalten?“, kicherte Janni. Na super, die war ja wieder mal ne tolle Hilfe! Kirsty dachte schon praktischer: „Wir müssen versuchen, das mit dem Basti- Verbot wieder einzurenken! Deine Mutter muss es einfach auflösen!“ Der Meinung war ich nun ja auch voll und ganz zugeneigt, aber Mama schien davon leider nichts zu halten; warum auch immer. In der Pause schickte ich Janni und Kirsty los, um Basti zu suchen. Mama hatte ja nur gesagt, sie würde mir den Kontakt mit ihm verbieten, davon, dass ich nicht über meine Freundinnen mit ihm „reden“ durfte, hatte sie schließlich nichts gesagt. Das war zwar auch ziemlich drumrum gemogelt, aber mir war jedes Mittel recht, um mit meinem Schatz zu „reden“. „Na, was hat er gesagt?“, fragte ich Janni aufgeregt. „Er ist bestürzt und vergeht schon vor ungebremster Sehnsucht!“ „Oh wie süß! Er hat Sehnsucht nach mir!“, seufzte ich. „Wer redet von dir? Er hat uns erzählt, dass seine Mutter seine Playstation beschlagnahmt hat und er gar nicht weiß, was er ohne sie machen soll!“ Janni grinste fies. „Hör auf Janni! Sei nicht so fies! Also Vicki, er ist total traurig, dass er dich so in die Scheiße geritten hat. Und er fragt, ob du es nicht deichseln kannst, ihn irgendwie auf dem Schulhof in den Pausen zu treffen. Ich an deiner Stelle würde das allerdings nicht machen, deine Mutter hat wahrscheinlich schon überall Wachen postiert!“, erklärte Kirsty grinsend. Die zehn Tage Hausarrest hatte Mama dann doch auf vier verkürzt, weil ihr meine megaschlechte Laune auf den Keks ging. So konnte ich, nachdem ich die Frist abgesessen hatte, wenigstens zu Janni oder Kirsty gehen. Um sicher zu gehen, das ich mich an ihr Verbot hielt und wirklich nicht zu Basti ging, telefonierte sie mir überallhin nach. Das lief dann in etwa so ab: 1. „Mama, ich bin dann mal weg!“ 2.Mama guckt stirnrunzelnd auf die Uhr: „Ruf an, wenn du da bist!“ 3.Ankunft bei Janni! „Entschuldigung, darf ich mal telefoniern?“ „Hallo? Mama? Ich bin da!“ Zu Hause rechnet Mama die Zeit, die ich gebraucht habe, nach. „Schon gut!“ oder „Das hat mir ein bisschen zu lang gedauert, du warst nicht zufällig bei Basti?!“, sagt sie 4.Ein bisschen später: Mama ruft noch mal an: „Hallo Carmen! Vicki ist doch noch bei deiner Tochter? Gut, rufst du mich bitte an, wenn sie nach Hause geht? Danke!“ Also wenn DAS kein Terror war! Wir drei waren aber schließlich auch nicht auf den Kopf gefallen! Wir hielten es meistens so ab, dass wir uns bei Kirsty oder Janni das Haustelefon mit aufs Zimmer nahmen und ich von dort mit Basti telefonieren konnte. Das klappte auch wunderbar, bis Mama Verdacht schöpfte, weil ich, seid wir diese Idee mit dem Anrufen gehabt hatten, wieder relativ happy drauf war. Sie ging mit unsrer alten Telefonrechnung zu den Eltern von Kirsty und Janni und zeigte ihnen Bastis Telefonnummer. Beim Rechnungenvergleich stellte sich dann raus, dass mehrere Gespräche mit dieser Nummer von den Häusern meiner beiden Freundinnen abgegangen waren. Mit anderen Worten: Alle Eltern passten jetzt auf wie Schießhunde, einerseits wegen der hohen Telefonkosten, andererseits, weil Mama sie darum gebeten hatte, mich unter Lebenseinsatz davon abzuhalten, diese Nummer zu wählen. Außerdem musste ich die entstandenen Kosten von meinem Taschengeld bezahlen. Und weil wir drei uns ganz sicher waren, dass meine Mutter es auch noch irgendwie fertig bringen würde –oder schon fertig gebracht hatte-, alle Telefonzellen der Stadt abzuhören, nahmen wir uns vor, zu drastischeren Mitteln zu greifen. Drastisch für mich.... „Neiiinnn!“, kreischte ich auf. „Nicht der!“ „Oh doch! Tim ist genau der Richtige für den Job!“ „Nein! Kirsty, jeden, JEDEN, aber nicht Tim!!!“ „Na komm, so schlecht ist mein Cousin nun auch wieder nicht! Wenn man die Augen fast ganz zugekniffen hat, sieht sogar ganz süß aus!“ Ich guckte Kirsty ungläubig an. „So eine fette Presswurst wie dein Cousin Tim soll süß aussehen?“ Ich wusste, dass es ganz schön gemein war, so zu reden, aber wenn ich mir vorstellte, öffentlich mit Tim gesehen zu werden... Brrr! „Hey! Nu’ hab dich nicht so! Je ekliger er ist, desto besser! Deine Mutter soll ihn schließlich abstoßend finden und dich auf Knien anflehen, Basti wieder zurückzuholen! Allerdings ist Tim nicht dick sonst horizontal benachteiligt. Und außerdem wissen alle, dass er anfängt zu sabbern, wenn er dich nur sieht!“, schaltete Janni sich ein. Als ich mir das bildlich vorstellte, schüttelte es mich vor Grauen. „Na hör mal Vicki! Du suchst doch schließlich einen Freund, der schrecklich aussieht, mehr als schlechte Manieren hat und als einzige Hobbys Essen und Rülpsen hat! Und das doch auch nur, weil der deine Mutter so anekeln soll, dass sie sich Basti wiederwünscht und dir Treffen mit ihm wieder erlaubt. Alle anderen Jungen würden doch fragen, warum du plötzlich Interesse an ihnen hast! Da dran denkt Tim gar nicht erst!“, zerlegte Kirsty für mich noch mal unseren Plan. „Schon, ja, stimmt ja alles, aber... TIM???“, versuchte ich meinen Hals noch aus der Schlinge zu ziehen. War das nicht irgendwie ein ziemlich primitiver Plan??!! „Keine Wiederrede! Stell dich nicht so an!“ Auch Janni blieb hart. Die hatte gut reden! Die lief ja nicht Gefahr, von Tim geküsst zu werden oder sonst irgendwas!“ „Ach komm! Er wird dich schon nicht gleich entjungfern!“, tröstete Janni grinsend. An meiner Lippe knabbernd murmelte ich: „Und wie kannst du da so sicher sein...?“ Ich hatte mich ergeben. Ich musste schließlich einsehen, dass Tim wirklich genau der Richtige für unsre Zwecke war. Wer war schon hässlicher, dicker und wer hatte schon noch schlechtere Manieren als er?! Also war unsre Dreierclique jetzt auf dem Weg zum Haus in dem das Grauen wohnte, sprich, das Haus in dem Tim wohnte, zusammen mit seiner netten, hübschen Mutter und seiner neugierigen, obernervigen Schwester. Wir hatten uns eine Ausrede einfallen lassen, die erklären sollte, warum wir plötzlich vor der Haustür von Kirstys Tante auftauchten. Wir klingelten. „Oh, hallo Kirsty, hallo Janni, Tag Vicki! Was macht ihr denn hier?“ Kirstys Tante öffnete uns. Wie gesagt, auf diese Frage waren wir vorbereitet. „Ja, also, wir machen ein Schulprojekt. Wir sollen versuchen, einen Stammbaum bis zur Ururgroßmutter zu erstellen, wenn möglich mit Fotos- alte von damals und wie alle Heute aussehen. Wir haben keine Fotos von Uroma und –opa, sie sind ja schon länger tot. Habt ihr noch alte Fotos?“, leierte Kirsty ihr Sprüchlein runter. Natürlich hatte sie den Text auswendig gelernt. „Oh, gute Frage! Kommt rein, dann könnt ihr auf dem Speicher nachsehen. Ganz neue Fotos von uns hab ich auch nicht mehr...“ „Schon gut, wir haben eine Kamera dabei, wir können frische Bilder machen!“, beeilte ich mich zu sagen. Kirstys Tante führte uns zur Speichertreppe. Natürlich war sofort Nicki, Tims kleine Schwester, zur Stelle, um auszukundschaften wer da ihre heiligen Hallen betreten hatte. Wir beachteten sie gar nicht. Misstrauisch beäugte ich die schappelige Speichertreppe. Die sah nicht sehr stabil aus... Na ja, uns drei hielt sie ja zum Glück noch aus, jedenfalls kamen wir ohne Verletzungen auf dem Dachboden an. „Und jetzt? Einfach drauflos kramen? So finden wir nie was!“, äußerte ich meine Bedenken. Ein paar Fotos mussten wir schließlich mit nach Unten bringen, sonst wurde Kirstys Tante noch stutzig. „Wühl einfach mal hier und da in den Kartons rum, irgend so’n paar Fotos liegen sicher noch rum und vergammeln.“ Kirsty stürzte sich schon kopfüber in die Arbeit. Als wir schon eine ganze Weile suchten, knarzte plötzlich die Speichertreppe unheilvoll. Erstaunt steckte ich den Kopf durch die Bodenöffnung, an deren Rand die Klapptreppe anlehnte. Da stand es, das Grauen vom Dienst! TIM!!! „Oh, hi Vicki! Was machst du denn hier?“ Och nöö! Janni hatte ja recht gehabt! Der sabberte tatsächlich bei meinem Anblick! „Ich- ich bin mit Kirsty und Janni da. Wir suchen alte Fotos von deiner Familie.“ Ich bemühte mich um einen sexy hauchenden Ton, schließlich sollte der Typ voll auf mich abfahren. „Von dir brauchen wir auch noch ein Foto, oder besser Zwei!“ Oh. Mein. Gott. Kam ich mir bescheuert vor. „Oh, hallo Tim! Na, was treibt dich zu uns ?“, flötete Janni neben mir. Was war gut! Wohl eher wer trieb ihn zu uns! Tim zuckte ertappt zusammen: „Ach, ich wollte nur mal gucken, was ihr so macht. Du, Vicki, komm mal mit auf mein Zimmer, ich hab was für Timon, bin noch nicht dazu gekommen, es ihm zu bringen. Aber wenn du ja schon mal hier bist, kannst du ´s ihm ja mitbringen.“ Oh nein! Jetzt war’s soweit. Ade, du schöne Welt! Hilflos suchte ich Jannis Blick, hoffte Mitleid in ihm zu entdecken, aber ihre Augen nur blitzten gefährlich. „Ja Vicki, geh ruhig, wir kommen hier allein zu Recht! Stimmt’s Kirsty?“, fragte sie halb zu Kirsty gewand. Die nickte, auch wenn man ihr das schlechte Gewissen schon von Weitem ansah. Also musste ich wohl oder übel mit. Tim führte mich die Treppe runter, durch den Flur in sein Zimmer. Ich kam mir vor, wie ein süßes Kätzchen in der Höhle des- brünftigen?- Löwen. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)