A Christmas Story von Leiser_Tod ================================================================================ Kapitel 2: Vom Kennenlernen auf verwandtschaftliche Weise --------------------------------------------------------- A Christmas Story Kapitel #2 Der Langhaarige wusste nicht WIE, aber irgendeine Kraft half ihm, das schnellste Bad seiner bisherigen Laufbahn zu absolvieren. Und danach auch noch passabel auszusehen. Die Wahl seiner Kleidung musste auch vor dem Zeitdruck kapitulieren - eine enge dunkle Hose und ein weiter heller Pullover* (damit die Frisur beim Anziehen nicht gänzlich ruiniert wurde) waren am schnellsten anzuziehen. Pünktlich zum ersten Klingeln stand er da, bat lächelnd die immer zahlreicher werdenden Gäste herein und versuchte sein Hirn davon zu überzeugen, dass es zuweilen besser wäre, seine Verwandtschaft mit Namen anzureden, anstatt des handelsüblichen „Äh...Tante?“. Unnötig zu erwähnen, dass bei dieser zaghaften Anrede mindestens 15 (mehr oder minder auffällig geschminkten) Augenpaare ihn anstarrten. Und Gackt kam immer noch nicht. Wo zur Hölle blieb er? Snoballüren, oder was? Das Datum vergessen? Schwer, wenn überall tanzende Weihnachtsbäume auf der Straße Elvis Presley zum Besten gaben...Hyde musste sich wirklich mit Gewalt davon abhalten, das ganze Haus mit Schritten abzumessen. (Selbst die lüsternen Blicke seines Cousins, die auffällig oft zu seiner Kehrseite wanderten, fielen ihm nicht auf.) Nervös wanderte sein Blick auf die Armbanduhr, dann auf die gleichgültig geschlossene Eingangstür, dann auf die Unmengen von Schuhen auf dem kleinen Teppich - danach abermals auf die Uhr. Und nichts hätte den Langhaarigen vor dem Schrecken der so ganz plötzlich aufschreienden Klingel bewahrt. Mit seinem Sprung hätte Hyde einem Olympiasieger im Stabhochspringen alle Ehre gemacht. Er schaffte es dennoch, sein Gleichgewicht zu behalten, unsicher (aber immerhin auf den Beinen und nicht wie üblich mit dem Gesicht voran) über das Schuh-Meer zu steigen und sogar die Haustür zu öffnen, ohne sich vorher den Schädel einzuschlagen (irgendetwas sagte ihm, dass sein ungewöhnlich großzügiges Glückspaket schon fast aufgebraucht war). Von der Helligkeit des verschneiten Gartens grinste ihm unverschämt ein rote Rosen haltender Gackt entgegen. Hyde nahm sich ein paar Sekunden Zeit, die Schönheit seines Geliebten zu bewundern (/Gott, dieses schwarze Hemd steht ihm wunderbar!/) und sich eine zufrieden stellende Tatsache vor die Augen zu führen (/MEINS! Hähä./), bevor er den Blonden sanft über seine Sorgen unterrichtete: „Gackt! Wo zum Henker noch mal bist du gewesen?! Nicht, dass ich überhaupt mit dir gerechnet hätte! Es ist keine Club-Party hier! Pünktlichkeit scheint ja nicht gerade eine deiner Stärken zu sein!“ Wenn es möglich war, dann grinste der Blonde noch breiter. Mit einem leisen „Dir auch einen fröhlichen Weihnachtstag, Haido“ trat er ins Haus ein. Der Langhaarige wollte gerade zu einer Schimpftirade über adäquates Benehmen im Takarai-Haushalt ansetzen, als die Stimme seiner Mutter abermals seine Pläne durchkreuzte. „Hideto! Vielleicht sollte ich erleichtert sein, dass du dein Temperament nicht an deinen Großeltern ausgelassen hast. Sie hätten uns auf der Stelle enterbt...!“ Hyde hatte den Anstand, den Kopf zu senken. „Hallo, Gackto-san!“, wandte sich die Herrin des Hauses an den Blonden, „fühl dich ganz wie zu Hause.“ Dieser lächelte und reichte ihr die Rosen entgegen, die mit einem leisen Ausruf entzückter Freude entgegen genommen wurden. „Aber nein, das macht doch nichts“, wurde mit einem Seitenblick auf den erstarrten Langhaarigen gelächelt, „Haido ist nur furchtbar aufgeregt heute, wissen Sie, Nadeshiko-san - nehmen Sie es ihm nicht übel.“ Hydes Mutter quittierte diese (in den Augen des Langhaarigen) Frechheit mit einem hellen Lachen. Nachdem Gackt den Umschuh-Prozess erfolgreich hinter sich gebracht hatte, ging er an dem Kleineren vorbei Richtung lärmendes Wohnzimmer, nicht unterlassend, dem Dampfenden einen verschmitzten Blick zuzuwerfen. Hyde hätte ihn am liebsten aufgefressen. /Na, warte, mein Hübscher! DAS wirst du noch bereuen!/ Nach einer langwierigen Vorstellungsphase, die den Langhaarigen in regelrechte Verzweiflung trieb- „Nein, Oma, das ist NICHT mein Bruder! Du hast nur einen Einzelenkel! Mich! ...Was soll das heißen, der Blonde sähe hübscher aus?!“ „Tante Noriko, das ist Gackuto, mein Klassenkamerad...Tante? Ich brauche doch gar keine Kondome...!“ „Was?! Ich, seine Frau?! Onkel, bitte, gib mir die Flasche...“ - drehte er sich zu dem grinsenden Blonden um. „Wie ich sehe, hast du dich gut eingelebt...Tetsu halten sie übrigens immer noch für meinen Nachhilfelehrer...“ Nach dieser Herz erweichenden Bekenntnis konnte Gackt nicht länger an sich halten und prustete los. „...Ga-chan?“ Ein verwirrter Blick in Richtung des Lachtränen weinenden und sich an den Seiten haltenden Gackt. Unsicherheit spiegelte sich in den Augen Hydes, als er verlegen murmelte: „Na ja, sie machen vielleicht nicht den stabilsten Eindruck (ein zweifelnder Blick zu der giggelnden bunten Masse folgte...), aber sie sind alle nett, wirklich.“ Der Blonde schüttelte darauf nur lächelnd den Kopf. „Ich mag es hier. Das ist so typisch...“, er hielt inne, nach den richtigen Worten suchend, „du. Es erinnert mich an dich. So...so losgelassen. Locker. Und warm.“ Hilflos lächelnd blickte Hyde in die strahlenden Augen des Blonden, fuhr sich verlegen an seine Hochsteckfrisur. Merkte rechtzeitig, dass unbedachte Bewegungen der fragilen Konstruktion immens schaden könnten und ließ die Hand wieder sinken. „Ich danke dir wirklich sehr für die Einladung...“ Den Fußboden studierend, um eine verdächtige Röte im Gesicht zu verbergen, konnte der Langhaarige nur ein gemurmeltes „Gerne...“ von sich geben. Und erstarrte, als er plötzlich warmen Atem an seinem Ohr spürte. „Und im Übrigen...siehst du heute einfach traumhaft aus, Haido...“ Mit einem frech-lüsternen Grinsen wandte sich der Blonde ab, um der Herrin des Hauses zur Hand zu gehen. /Och, duuu!/ Zurück blieb ein rauchender Hyde (ob vor Empörung oder Verlegenheit, vermochte nicht einmal ein aufmerksamer Betrachter zu unterscheiden), verzweifelt darum bemüht, wütend auf seinen Freund zu sein (und ihn nicht auf der Stelle in sein Zimmer zu zerren...). *** Hyde versuchte so verführerisch und gleichzeitig so unauffällig wie möglich an seinen Essstäbchen zu saugen. Der Erfolg ließ freilich auf sich warten. Der ihm gegenübersitzende Blonde zeigte sich nicht im Mindesten beeindruckt. Entweder verlor der Langhaarige seinen Touch oder...Gackt sah es nicht. Oder Gackt sah es und es kümmerte ihn nicht. Oh, Gott! Der Blonde liebte ihn nicht mehr! Aus diesen - mit unglaublicher Deduktion überraschenden - Gedanken riss den von der Erkenntnis Gebeutelten schließlich seine Mutter. „Hideto, sollte ich mich jetzt beleidigt fühlen, dass du die Stäbchen meinem Essen vorziehst? Oder hast du keinen Hunger?“ Sämtliche Paar Augen (vier oder fünf - der Rest lag unter dem Tisch...) richteten sich auf den erneut errötenden Hyde und der Angesprochene beeilte sich, das Esswerkzeug aus dem Mund zu nehmen. Mit großer Geschäftigkeit wurde sich Reis auf den Teller gehäuft. Ein Blick auf den Blonden brachte auch keine nennenswerten Verbesserungen. Im Gegenteil. Der Verräter war in ein, ach so charmantes, Gespräch mit Hydes, ach so charmanten, Cousine vertieft. Es war eine gegenseitige Abneigung zwischen ihnen, die sich wohl auf die ureigensten Schutzinstinkte des Menschen gründete. Hyde und Minako waren Fressfeinde. Er hätte ihr am liebsten einen Fußtritt verpasst. Und Gackt auch (der Blonde hatte gefälligst nicht so nett zu sein!). Leider verhinderte die typisch japanische Sitzhaltung (auch unter torturöser Zusammenfaltung der Beine, die dann als Kissen verwendet wurden, bekannt) dieses zweifellos heldenhafte Vorhaben. Na toll. Das klappte ja wirklich wunderbar. Um sich abzulenken ließ Hyde seinen Blick über die unterschiedliche Betrunkenheitsstadien aufweisende Tischgesellschaft schweifen. Sein Großvater versuchte seinem Sohn mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft die Luft aus den Lungen zu schlagen. (/Memo an mich selbst - verschlucke dich nie, wenn Opa in der Nähe ist. Sonst kannst du dich von deiner Wirbelsäule verabschieden.../). Neben ihm versuchte ein unbekannter Onkel eine unbekanntere Tante über die hohe Kunst des Schabeneinfangens aufzuklären. Die Dame quiekte vor Abscheu in ihren geräucherten Aal. Zwei Tanten ein paar Stühle weiter diskutierten aufgeregt über die Übernahme der Weltherrschaft durch Gucci. („Ach, Unsinn! Wer soll denn Nachfolger werden? Der Typ ist ja schwul!“ – „Also, du glaubst gar nicht, zu was diese Kerle fähig sind! Neulich habe ich gehört...“). Schnell drehte Hyde seinen Kopf weg, um den Schaden an seinem empfindlichen Nervensystem so gering wie möglich zu halten. Es kam ihm in den Sinn, was der Blonde heute von ihm erwartete. Es war nicht machbar. Diese Leute waren seine Verwandtschaft, das stimmte. Jedoch wie viele von ihnen sah er öfter als zwei, drei Mal pro Jahr? Er konnte sich nicht einmal ihre Namen merken. Es schauderte den Langhaarigen bei dem Gedanken, ihnen sein innerstes Geheimnis anzuvertrauen. Gackuto. Nein, das war unmöglich. Aber konnte er seine Eltern einfach im Dunkeln lassen, ihnen mit kleinen Notlügen entwischen? Sich ständig vor ihnen verstecken zu müssen...Doch dann hatte Hyde plötzlich eine Idee. Beseelt von der Aussicht, diesen Abend lebend zu überstehen, platzierte der Langhaarige ein Stück Fisch auf seiner Zunge und ließ es delikat in seinem Mund verschwinden. Sich genüsslich über die Lippen leckend langte er nach dem nächsten Stück. Die ihn unverhohlen lüstern anstarrenden blauen Augen eines gewissen Blonden bemerkte Hyde allerdings nicht. TBC A/N: Ihr habt doch wohl nicht etwa eine sinnige Geschichte von mir erwartet? Die Hoffnungsvollsten unter euch muss ich enttäuschen – es wird auch in den kommenden Kapiteln nicht besser. Kommentaren zu diesem...dieser FF stehe ich skeptisch gegenüber, aber ich denke, nach zwei Kapiteln ist der Schaden noch nicht allzu groß. Sprich: Ihr könnt alles beim Onkel Tod loswerden, was euch bedrückt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)