It's now von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es ist der erste Morgen, der Sommerferien. Meine Eltern wachen gerade auf und wundern sich, warum ich noch nicht das Frühstück gemacht habe, da sie wissen, dass ich ein Frühaufsteher bin. Meine Mutter geht in mein Zimmer. Doch sie kann mich nicht finden. Stattdessen sieht sie ein offenes Fenster. In ihrer Eile holt sie meinen Vater und übersieht den Brief, der auf meinem Schreibtisch liegt. Mein Vater hebt diesen Brief auf und beguckt sich erstmal die Adresse. Er wunderte sich, dass der Brief an sie adressiert war. In seiner Neugierde öffnete er den Brief. Die ersten Worte, die er las, ließen ihn erschauern. Sie lauteten: „Danke für all die Dinge, die ich von euch lernen durfte.“ Weiter las er nicht, da meine Mutter ihm den Brief aus der Hand riss. „ Ich sage euch hiermit Aufwiedersehen. Ich möchte in keine andere Klasse, deswegen ist dies der einzige Weg. Bitte gebt den Brief, der an Anna adressiert ist auch Anna und niemandem sonst. Noch eine Bitte. Ich möchte gern wie ein echter Samurai begraben werden. Danke! Wir werden uns wahrscheinlich nie wieder sehen, da ich in der Hölle bin und ihr alle zu Gott kommen werdet.“ Meiner Mutter liefen die Tränen über die Wangen. Sie brachte kein Wort heraus. Man hörte sie nur schluchzen. Nach einer traurigen Weile sagte mein Vater zur Aufmunterung: „Ich werde ihn suchen gehen. Vielleicht lebt er noch.“ Meine Mutter stimmte mit einem zarkhaften Nicken zu, weil sie immer noch kein Wort heraus brachte. Mein Vater rannte schnurstracks in den Wald. Alles um ihn herum lief wie ein Film ab. Das Grün, der Bäume verschwamm in seiner Eile zu einem endlosen Nichts. Er schaute weder nach links noch nach rechts. Er rannte in der Hoffnung mich zu finden. In seiner Hast hatte er vergessen Schuhe anzuziehen. Doch er rannte über den steinigen Waldweg, als wäre er eine Matratze. Plötzlich drang eine durchdringende Stimme einer Frau hervor. Mein Vater stockte. Er suchte die Richtung aus der das Gekreische kam. Endlich hatte er die Richtung gefunden. Doch was er dort vorfand lies alle Hoffnung sterben. Er sah mich. Einen jungen Mann, grade erst neunzehn, erhängt an seinem Lieblingskletterbaum. Meine dunkel blonden Haare passten aufeinmal gar nicht mehr zu meiner blassen Hautfarbe. Die Frau, die so geschrien hatte, lag vor Schock schon am Boden. Mein Vater ging langsam in die Knie und faltete die Hände, als ob er zu Gott beten wolle. Dies verstand ich nicht. Ich hatte doch geschrieben, dass ich in der Hölle bin. Jetzt liefen meinem Vater auch die Tränen von den Wangen. Dann rief mein Vater mit dem Kopf zu Gott: „Warum?! Warum hast du ihn uns genommen?“ Mein Vater kniete dort noch eine ganze Weile und überlegte wie er es seiner Frau wohl beibringen sollte. Die Frau, die meinen Vater auf mich aufmerksam machte, rief in ihrer Verzweiflung die Polizei an. Diese fuhr die Straße, in der ich wohnte, mit lautem Sirenengeheul hinauf, sodass meine Mutter den Polizeiautos folgte, weil sie sich noch größere Sorgen machte. Als sie dann auch endlich ankam. Blieb sie geschockt stehen. Ihre Augen waren weit aufgerissen, vor Erstaunen. Dann rannte sie zu mir. Ein Polizist hielt sie von der Berührung mit mir ab. Er sagte: „Entschuldigen sie, aber wir müssen die Leiche noch identifizieren.“ Mein Vater kam zu meiner Mutter, um sie zu trösten. Er sah in ihre roten verheulten sorgenvollen Augen. Dann sprach er zum Polizisten: „Das ist unser Sohn. Er heißt Kiba Jo Spreckelsen.“ Der Polizist drückte sofort sein Mitgefühl aus: „Es tut mir leid um ihren Sohn. Sie dürfen natürlich zu ihm.“ Aus dem Mund meiner Mutter drang ein kleines höfliches: „Danke.“, hervor. Sie ging zu mir und streichelte mir ein letztes Mal über die Wange. Mein Körper war eiskalt. Meine Mutter bekam Angst davor mich nochmals zu berühren, deswegen lies sie es auch bleiben. Die Polizei band mich los und dann brachten sie mich in einem Leichenwagen zum nahegelegenen Friedhof. Obwohl ich katholisch getauft wurde, brachten sie mich auf den evangelischen Friedhof, wo auch schon meine Oma beerdigt wurde. Dort brachten sie mich in das Leichenschauhaus, da der Termin für meine Bestattung noch nicht fest stand. Die Polizei bat meine fassungslosen Eltern einen Bericht zu schreiben, falls sie näheres wüssten. Doch das taten sie nicht. Sie konnten nicht nachvollziehen, warum ich mich umgebracht hatte. Ich wusste es jedoch ganz genau. Meine Eltern gingen wieder nach Hause, um meinen Tod zu verkraften. Nach einer Stunde klingelte es an der Haustür. Meine Mutter hatte so eine leise Ahnung wer das sein konnte und sie machte die Tür auf. Tatsächlich ihre Intuition lies sie nicht im Stich. Anna, meine Freundin, stand vor der Tür. Sie sah verwundert in die verheulten Augen meiner Mutter und fragte: „Was haben sie denn?“ Meine Mutter antwortete ihr nicht und bat sie mit einer Gestik hinein. Anna ging wie immer in mein Zimmer, dass gleich links vom Eingangsflur lag. Sie wunderte sich, warum ich nicht in meinem Zimmer war. Dann fand sie einen roten Briefumschlag, der an sie adressiert war. Sie öffnete ihn sogleich. Der Brief war in ihrer Geheimschrift geschrieben, damit ich sicher gehen konnte, dass kein anderer den Brief las. In diesem stand geschrieben: Anna ich liebe dich. Doch damit ich diese Liebe aufrecht erhalten kann, musste ich das tun. Ich will niemals von dir getrennt werden und deshalb musste ich mich von dir trennen. Aber es spielt auch noch ein anderer Faktor eine Rolle. Ich bekam ständig Anrufe und Mails von einem Typen, der behauptete er sei Satan. Das schlimmste war ich habe von ihm auch noch geträumt. Diese Träume schienen jedoch realer als real. Es war so als stünde ich daneben. Satan rief jede Nacht zu mir: „Komm mit mir mein Sohn. Ich bin dein wahrer Vater.“ Ich wusste schon lange das diese Familie nicht meine richtige Familie sein konnte, da wir grundverschieden waren. Ich hoffe das ich als Geist in deiner Nähe bleiben darf. Auf wiedersehen mein kleiner Engel. Nach diesem Brief traten auch ihr die Tränen in die Augen. Sie verstand erst nicht warum ich das getan hatte und sie würde es auch nie verstehen wollen. Meinen Engel traf meinen Tod am Schlimmsten. Ihre Tränen liefen auf den Brief und verwischten die Tinte. Alles verschwamm und sah nun aus, als wäre es ein Aquarellbild. Sie war verzweifelt. Ganz allein saß sie in meinem Zimmer und heulte vor sich hin. Die Tränen liefen ihre Wangen hinab wie geschmolzenes Eis an einem Eiszapfen. Kalt und grausam schienen mir diese Tränen. Immer wieder hörte man ihr schluchzen. Plötzlich sprang sie auf und rannte hinaus. Sie wollte nur weg. Weg von allem eben. Weg von den Erinnerungen an mich. Weg, weg, weg, einfach weit weg. Sie rannte so schnell sie ihre Füße nur trugen. Im Wald hielt sie für einen Moment inne. Sie starrte einfach nur vor sich hin, als würde sie Tagträumen. Von ihren Augen kullerten immer noch dicke Tränen. Dann schrie sie in ihrer Verzweiflung los. Ein lauter durchdringender Schrei war zu hören. Durch diesen flogen die Vögel in ihrer unmittelbaren Umgebung weg. Sie starrte ihnen nach und wollte mit ihnen wegfliegen, doch das ging nicht. Sie schrie erneut: „Warum? Warum hast du mich nicht auch mitgenommen?“ Alles blieb stumm. Niemand vermochte dieses Geschehen in Worte zu fassen. In seiner Grausamkeit, in seiner Hoffnung, in seinem Mitleid, in seiner Angst. Niemand. Die ganze Welt schwieg. Anna wurde in ihrer Trauer so wütend, dass sie gegen ein Baum schlug. Sie schlug immer weiter und immer fester, bis ihre Hand ganz blutig war. Dann trat sie auf die Sträucher ein. Alles flog durch die Luft, was sie austrat. Sie wollte es nicht wahr haben. Sie wollte so weiter leben wie bisher. Es schien als hätte sie sich wieder beruhigt. Sie lehnte sich an einen Baum und starrte erneut in der Gegend herum. Sie war völlig in Trance. Ihre feuchten großen Augen suchten die meinen. Das wollte ich nicht. Ich wusste nicht das, dass passiert. Ich habe gedacht ich würde sie besser kennen. Jetzt hätte ich sie gerne umarmt und sie getröstet. Jetzt wollte ich einfach nur bei ihr sein. Ich sprach zu ihr : „Anna ich bin hier. Siehst du mich nicht? Es wird alles wieder gut.“ Ich stand genau vor ihr, doch sie schaute einfach durch mich hindurch, als wäre ich Luft. Diese Sätze wiederholte ich mehrere male. Leider vergebens. Sie hörte mich immer noch nicht. Sie weinte immer mehr und wollte einfach nicht aufhören. Ich begann mich schuldig zu fühlen. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wenn ich dies nicht getan hätte. Vielleicht würde sie dann jetzt lachen. Vielleicht, vielleicht, vielleicht . . . Ich konnte es nicht ertragen ein Mädchen so hilflos zu sehen. Ganz allein mit Tränen in den Augen. Immer mehr schien sie sich in ihrer Einsamkeit zu verfangen. Sie hatte mir schon oft erzählt, dass sie noch nie einen wahren Freund hatte, bis auf mich. Ich war die große Ausnahme in ihrem Leben. Ich konnte nicht mehr anders, als sie in meine schützenden Arme zu schließen und ihr Wärme zu schenken. Sie zuckte für einen kurzen Moment zusammen. Dann schloss sie ihre Augen und murmelte meinen Namen in den Wind, sodass er ihn in die Ewigkeit tragen würde. Sie vermochte mich nicht zu sehen, aber fühlen konnte sie mich, oder bildete ich mir das nur ein. Denn aufeinmal rannte sie weg. Sie rannte zurück zu meinem Haus. Nachdem meine Mutter sie erneut hinein gelassen hatte, ging sie wieder in mein Zimmer und nahm einen kleinen rosanen Teddy in die Hand. Ich erinnerte mich. Dieser Teddy war ein Geschenk meiner Oma, der einzige Mensch dem ich vor Anna Vertrauen zukommen lies. Sie nahm ihn und erzählte ihm etwas, als ob dieser Teddy ein Lebewesen wäre: „Weist du dein Vater, Kiba, macht eine lange Reise. Er kommt vielleicht nie mehr zurück.“ Dabei weinte sie immer noch bittere Tränen. Nun machte sie die Stimme des Teddys nach: „Nicht weinen. Kiba mag es nicht, wenn du weinst. Außerdem hab ich immer noch dich als meine Mutter.“ Damals als sie traurig war, habe ich sie mit dem Teddy zum lachen gebracht. Manchmal hat sie auch aus Spaß eine Trauermiene gezogen nur um mich zu ärgern, oder damit ich ihr einen Wunsch erfülle. Ich hätte ihr sowieso niemals einen Wunsch ausschlagen können. Als sie den Teddy so in den Armen hielt, machte sie ein ziemlich nachdenkliches Gesicht. Sie flüsterte leise: „Ach, Kiba . . .“ Sie stand auf und stellte sich vor meinen Kleiderschrank, an dem ein Bild von einem Drachen hing, welches ich selbst gemalt hatte. Sie starrte es einfach nur an. Einfach so. Ohne Grund. Dann fiel ihr plötzlich der Teddy runter. Sie bückte sich nach ihm, aber hob ihn nicht auf. Der Teddy guckte in eine ganz bestimmte Richtung und zeigte mit einem Arm ebenfalls in diese Richtung. Anna starrte nun auch in die Ecke. Es war, als ob ihr der Teddy sagen würde: „Guck mal da. Das sind Kibas Geheimsachen in dem Schuhkarton.“ Sie nahm neugierig den Schuhkarton hervor und öffnete ihn. In dem Karton befanden sich Zeichnungen von mir und kleine Zettel, die jedesmal mit einem Datum versehen waren. Die Zeichnungen stellten immer Anna da. Jede Zeichnung war ein Teil meiner Seele. Sie waren wie ein teil von mir. Als sie ihre Blicke von den Zeichnungen losreißen konnte, nahm sie sich die Notizen vor. Ein kleiner Briefumschlag viel aus dem Zettelpacken heraus. Sie nahm ihn und öffnete ihn sogleich. Ein blau grün schwarzer Ring mit silbernem Rand viel heraus. Sie nahm den Ring in die eine Hand und den Zettel, der ebenfalls in dem Briefumschlag war, in die andere und las ihn: Mittwoch 21. 7. 04 Anna, ich liebe dich. Dieser Ring sollte eigentlich unser Verlobungsring werden, Doch heute Nacht um Mitternacht wird es zu spät sein. Ich liebe dich. Mein Engel, meine Göttin, meine kleine Blume. Sie legte den Ring unter Tränen an. Sie legte alle Zettel wieder zurück und tat den rosanen Teddy auch in den Schuhkarton. Bevor sie ging, fragte sie meine Eltern, ob sie den Teddy behalten könne. Sie stimmten beide zu. Anna rannte nach Hause, dabei viel sie jedoch hin und machte ihre Kleidung schmutzig. Als sie endlich am Ziel war, schloss sie sich in ihrem Zimmer ein. Anna zog ihre Sachen aus und nahm sich ein weißes mit blauen Rüschen verziertes Kleid aus ihrem Schrank. Dann setzte sie sich auf ihr Bett und drückte den Teddy ganz fest an sich. Nach einer gewissen Zeit der Beruhigung nahm sie den Schuhkarton hervor. Sie griff wahllos irgendwelche Zettel heraus, Dabei zitterte ihre Hand sehr. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht erneut los zu heulen. Auf einem Zettel stand: Ich habe es heute erfahren. Sie sind nicht meine wahren Eltern. Wenn ich nicht dafür zahlen würde hier zu wohnen, wäre ich schon lange in einem Internat. Anna schockierte dies nicht sonderlich, da sie es bereits wusste. Doch was sie nicht wusste war, dass diese Leute Mitglied einer Sekte sind. Sie haben mich ständig gefoltert. Diese Leute haben mich Tag für Tag in eine schalldichte Zelle gebracht und mich dort ausgepeitscht. Das taten sie nur zu ihrem eigenen Vergnügen. Sie schlugen solange auf mich ein, bis ich so große innere Blutungen hatte, dass ich das Blut schon ausspuckte. Sie schlugen mich bis ich ohnmächtig wurde. Einfach so aus Spaß, aus Vergnügen, aus Hass. Sie sagten mir immer, dass dies zu meinem eigenen Wohl geschehe. Das war das Verrückteste, was ich jemals gehört hatte. Sie las jeden Zettel, der in dem Karton war. Damit war sie auch noch bis tief in die Nacht beschäftigt. Die Hälfte dieser Zettel waren nur Aussagen über Anna. Ein Gedicht hatte ich auch über sie geschrieben. Dieses las sie sich mindestens zehnmal durch. So kristallklar wie das Wasser So bist du Deine leuchtenden Augen Bei Nacht Deine Stimme So schön wie der Gesang eines Vogels Deine liebenswerte Art Wie eine Göttin Dein Lächeln So rein wie eine Lilie So bist du Nur du Ganz allein du Mein Leben Mein Alle Mein Engel. Nach einer Weile schlief sie ein. Den Teddy fest an sich gedrückt, damit sie einen Teil von mir bei sich hatte. Sie lag einfach nur da. Bedeckt mit den Zetteln, die ich geschrieben hatte. Es sah aus, als hätte sie wunderschöne Träume, doch ihre Träume waren alles andere als wunderschön. Alles war schwarz. Eine dunkle Gestalt bewegte sich auf Anna zu. Sie wurde von einem roten Licht von der Seite angestrahlt, aber man konnte das Gesicht dieses Wesens nicht erkennen. Dieses Wesen erhob seine tiefe Stimme: „Trauere nicht um ihn. Du denkst daran das Selbe zu tun wie er?“ Anna nickte kurz auf dann fuhr der Mann fort: „Tu das nicht. Ich kann ihn dir wieder bringen. Ganz allein nur für dich. Du musst nur einen sechseckigen Stern auf den Boden malen und ein paar Worte sprechen.“ Anna strahlte von einem auf den anderen Moment. Sie schien nun richtig glücklich. Sie stimmte ohne mit der Wimper zu zucken zu. Der schwarze Mann schloss Anna in die Arme. Es war kalt. Seine Berührung war eisig. Keinen Herzschlag, keinen Puls, nichts. Plötzlich riss sie ihre Augen unter dem Gelächter des Mannes auf. Seine letzten Worte dröhnten ihr noch in den Ohren: „Mein Sohn kehrt zu mir zurück.“ Anna machte sich jedoch keine Gedanken, über diese Worte. Sie fing sofort mit der Zeremonie an. Anna malte einen sechseckigen Stern auf den Boden ihres Zimmers dann sprach sie die Worte, die der Mann ihr im Traum gesagt hatte. Die Nacht so kalt und leer So ist mein Herz mir schwer Sohn der Hölle Erwache aus tiefstem Gerölle Komm zu mir zurück Stück für Stück Bleib nicht stehen Ich werde mit dir gehen Du bist ganz nah Schon fast da Ein kleines Stück Du bist zurück. Ein starker Wind blies durch ihr Zimmer. Sie bekam Angst und bereute ihre Tat. Nun schossen ihr Zweifel durch den Kopf. Warum, sie wusste doch noch nicht mal, wer der Mann in ihrem Traum war. Sie wusste nicht auf was sie sich eingelassen hatte. Als der Wind sich legte, stand ich vor den verwunderten Augen Annas. In einem schwarzen langen Mantel auf dessen Rücken ein Satansstern war, trat ich vor sie. Ihre ersten Worte waren: „Kiba, bist du es wirklich?“ Sie kam nicht näher zu mir. Ihre Augen spiegelten Angst und Unsicherheit wieder. Sie sah in meine Augen, die jetzt nicht mehr blau- grau, sondern gelb- orange waren. Ich antwortete ihr: „Ich denke schon, dass ich es bin.“ Sie kam immer noch nicht näher. Anna fragte: „Warum hast du jetzt schwarze Haare?“ Ich verstand nicht was sie meinte und antwortete ihr: „Ist doch alles so wie sonst, oder nicht?“ Nun ging sie um mich rum, um mich zu betrachten. Dann kam sie auf mich zu und packte mich an den Handgelenken und starrte mir in die Augen. Dann sagte sie: „Warum hast du das gemacht? Du bist voll doof!“ Ich entgegnete: „Du hast den Brief doch gelesen.“ Sie gab mir eine Ohrfeige und dann umarmte sie mich mit Tränen auf ihrem Gesicht. Man hörte immer wieder ein kleines zarkhaftes: „Warum? . . . Warum? . . .“ Es war ruhig. Keiner vermochte dieser Trauer, die zugleich auch von unsterblicher Freude erfüllt war, Ausdruck zu verleihen. Stille, Ruhe, Zweifel, Freude, Glück, Liebe und das alles in Mitten der dunkelsten Nacht. Das Geheul eines einsamen Wolfes unterbrach diese unerträgliche Stille für einen Moment. Als das Echo des Wolfes verstummte, sah mir Anna tief in die Augen und sprach: „Lass mich nie wieder allein, hörst du?“ Ich sagte zu ihr: „Aber ich war doch die ganze Zeit bei dir. Als sie mich im Wald gefunden hatten, war ich auch dabei.“ Sie verstand es anscheinend nicht, da der Ausdruck in ihrem Gesicht tausend Fragen stellte, aber keine Antwort zu geben schien. Sie fragte mich: „Warst du ein Geist?“ Ich wusste nicht was ich war, deshalb vermochte ich nicht zu antworten. Ich starrte ins Leere des Raums. Alles um mich herum wurde schwarz, tief schwarz. In dieser Dunkelheit konnte ich eine Stimme wahrnehmen, die mich rief. Sie war so dunkel wie die Nacht. Kalt und grausam schien sie mir. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich sah die gesamte Menschheit und Tod. Es wurde erneut schwarz. Dunkel wie der Tod. Alles war leer. Niemand war mehr da. Nichts existierte mehr auf der Erde. Alles war Tod. Es drang ein lautes Lachen an meine Ohren: „Das ist das Schicksal.“ Stille und Ruhe erdrückten mich. Nichts war zu hören. Nicht mal mein eigener Atem. Diese Stille schien tödlich. Sie ging nicht aus meinem Kopf. Sie drang in meinen Körper und zerfraß mein Fleisch und meine Seele. Ich war machtlos. Sie war grausam. Diese Stille tötete alles. Aus der Dunkelheit drang plötzlich ein Licht. Dieses Licht war warm. Es tat richtig gut. Es zerstörte die Dunkelheit. Eine Stimme sprach: „Kiba, was hast du?“ Es war die Stimme von Anna. Sie fragte: „Ist alles in Ordnung?“ Ich antwortete ihr nach kurzem zögern: „Ich . . . bin nicht der richtige Umgang für dich. Bitte, du musst das verstehen. Ich bin schließlich tot. Ich gehöre nicht hierher.“ Sie war verzweifelt. Sie wollte meinen Tod nicht akzeptieren. Sie wollte, dass ich bei ihr bleibe. Anna erwiderte: „Nein lass mich nicht allein. Geh nicht. Es ist mir egal ob du tot bist. Kiba ich liebe dich doch. Wo willst du denn hin? Zu dir nach Hause wirst du wohl kaum gehen wollen.“ Da stimmte ich ihr zu: „Du hast recht. Aber schon komisch, was die für ein Theater abgezogen haben.“ Anna raunte: „Jetzt hör auf dich raus zu reden. Kiba verlass mich bitte nicht. Bitte bleib hier, oder . . .“ Ich fragte sie: „Oder, was?“ Sie antwortete sogleich: „Oder ich bringe mich auch um. Dann hast du keine Ausrede mehr.“ Ich schrie sie an: „Tu das bloß nicht. Ich bleibe ja schon.“ Sie sprach mit zarkhafter Stimme: „Kiba, ich bin so froh . . .“ Anna setzte sich mit mir auf ihr Bett. Sie presste sich ganz fest an mich. Sie wollte mich nicht gehen lassen. Sie hatte sich in einer sehr kurzen Zeit eine neue Traumwelt aufgebaut und wollte diese jedoch nicht gehen lassen. Anna hielt mich die Nacht über fest. Sie schlief sehr schnell ein. Am nächsten Morgen wachte sie jedoch nicht auf. Ihre Mutter klopfte gegen die Tür und rief dabei: „Anna, jetzt mach die Tür auf! Es ist schon fast Mittag!“ Sie hörte diese Rufe aber nicht. Mit der Zeit wurde ihre Mutter immer lauter. Endlich öffnete Anna ihre Augen. Sie rieb sich noch verschlafen den Sand aus ihren Augen. Anna fragte mich: „Kiba, wie spät ist es?“ Ich starrte schon den ganzen Morgen aus ihrem Fenster. Von dort aus konnte man bis in die Innenstadt schauen. Ich starrte jedoch in ein kleines Waldstück, in welches gerade ein Adler hinein flog. Die lauten rufe ihrer Mutter unterbrachen meine träumerischen Gedanken: „Anna!!! Jetzt steh endlich auf!“ Anna entgegnete: „Ich bin ja schon wach.“ Ihre Mutter raunte: „Schon ist gut. Wir haben schon zwölf.“ Anna murmelte: „So spät ist es schon.“ Ihre Mutter sprach: „Das Essen ist gleich fertig.“ Anna erwiederte durch die verschlossene Tür: „Was soll mir das sagen?“ Die Stimme ihrer Mutter erhob sich: „Das du gleich zum Essen kommen sollst.“ Sie meinte jedoch: „Ich habe keinen Hunger.“ Ihre Mutter sagte: „Aber du musst etwas essen.“ Anna hielt inne. Sie starrte auf die Tür und alles verschwamm vor ihren Augen. Ein kalter Schauer ging über ihre Haut. Sie verschränkte krampfhaft die Arme vor ihrem Körper. Sie bekam wieder ein klares Bild vor Augen, doch ihre Augen waren voller Angst. Bevor ich sie fragen konnte, was los sei, antwortete sie ihrer Mutter: „Stell es mir vor die Tür. Ich nehme mir schon was, wenn ich Hunger habe.“ Annas Mutter ging mit einem leisen sorgenvollen Stöhnen davon, da sie wusste das Anna immer noch um mich trauerte. Ich ermahnte sie: „Aber du musst was essen.“ Sie erbrachte mir gegenüber ein kleines Lächeln und meinte: „Ich esse schon was, keine Sorge.“ Ich machte mir aber große Sorgen, da ich sie schon immer in Schwierigkeiten gebracht hatte. Ich sagte daraufhin nichts mehr. Ich wandte ihr den Rücken zu und starrte erneut aus dem Fenster. Nach einer stillen Weile des Nachdenkens fragte sie mich: „Du, Kiba. Du hast doch etwas von einem gewissen Satan in deinem Brief erzählt?“ Ich antwortete ihr: „Ja, und was soll das jetzt?“ Sie meinte: „Hast du ihn jemals gesehen?“ Sie blickte in mein Gesicht. Es strahlte Unverständlichkeit und viele Fragen aus. Bevor ich diese los werden konnte, fuhr sie fort: „Ich meine weist du wie er aussieht? Seine Stimme, seine Kleidung, sein Gesicht, alles eben.“ Ich vermocht oder eher gesagt ich wollte ihr keine Antwort darauf geben, deshalb fragte ich: „Was soll das jetzt? Was hat das damit zu tun?“ Doch Anna beharrte auf ihr Recht auf eine Antwort: „Ich will es einfach nur wissen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)