Camp Seafire von DarcAngel ================================================================================ Prolog: Rückkehr ---------------- Hey, bitte erst durchlesen. Zwar viel zu spät kommt hier nun der Prolog des dritten Teiles meiner Triologie. ABER er ist nich gebetat und ich suche eine Beta , nicht nur für diesen Teil, sondern auch für die paar Folgenden. Und ich werde nicht weiter schreiben, bis ich eine Beta hab . Das wollte ich nur mal gesagt haben und nun viel Spaß mit dem diesem Teil. Disclaimer: Wie schon in den Teilen davor, gehört mir nichts, sondern alles J.K. Rowling. Ich hab euch mal eine kleine Hilfe gegeben, um euch besser zu erinnern, was bereits alles geschehen ist - lest einfach! Darc Angel Prolog: Rückkehr In Verwandlung haben wir uns heute in Katzen verwandelt. Es war seltsam, ich kann das Gefühl nicht beschreiben…Irgendwie hat „Kater-Harry“ eine Anziehungskraft auf mich ausgeübt, die ich noch nie verspürt hab. Ich meine, seit dem Sommer seh ich ihn eh anders. Er hat sich verändert und irgendwie finde ich ihn plötzlich attraktiv. Da kam es mir ganz recht mich hinter ihn zu kuscheln, als ein großer, grauer Kater uns angeknurrt hat… Sie blätterte weiter. Heute Nacht ist es passiert, Harry hat mich geküsst. Einfach so, nachts, als wir als Schulsprecher durch das Schloss gegangen sind, um unsere Pflicht zu erfüllen. Es war unglaublich und es war so viel mehr als ein Kuss… Letzte Nacht ist Hogwarts von Magnus Canis Ingens angegriffen worden. Harry und ich haben die Biester auf einer Visite entdeckt… Wir haben die Schüler in Sicherheit gebracht und danach zusammen mit den Lehrern und Gespenstern gegen sie gekämpft…Wir haben uns auch in Magnus Canis Ingens verwandelt und auf vier Pfoten gekämpft…Harry hat mich in Dumbledores Büro in Sicherheit gebracht, nachdem ich mich verletzt hatte…Sie haben draußen vor dem Schloss gekämpft und schließlich durch Verstärkung vom Orden haben sie die Ungeheuer überrumpelt und geschlagen… Es ist aufregend, dass niemand weiß, dass ich mit Harry zusammen bin. Es ist unser Geheimnis… Wir haben miteinander geschlafen. Ich bin richtig froh, dass ich damals nicht schon mit Viktor… Das erste Mal mit Harry zusammen erlebt zu haben, war etwas ganz besonderes… Heute Nacht hätte Snape uns fast nackt in einem Gang erwischt, in letzter Sekunde sind wir im Bad der Vertrauensschüler verschwunden. Snape hat nie erfahren, wen er so knapp verpasst hat… Heute war der schlimmste Tag meines Lebens. Ich habe Harry meine Liebe gestanden, obwohl er mit Parvati zum Ball gehen wollte – weil er es ihr versprochen hat – und Harry hat nichts erwidert. Es war wie ein Elektroschock mitten ins Herz. Er hat mich nicht mal angesehen. Ich bin gerannt, gerannt und gerannt, nur weg von ihm… Ich wollte nicht mehr zum Hogwartsball, doch Ron hat mich weinend gefunden und aufgebaut. Er hat mir Hoffnung gemacht und nur wegen ihm bin ich doch noch hin gegangen. Als ich kam, war Harry eng mit Parvati am tanzen, am liebsten wäre ich wieder gegangen. Doch an Rons Blick sah ich, dass er mich nicht wieder gehen lassen würde und so habe ich mich zu ihm an den Tisch gesetzt. Dann sind Harry und Parvati zu Ballkönig und Königin gekrönt worden… und haben sich auf der Bühne vor allen geküsst. Meine Welt ist in dem Augenblick zusammen gebrochen, ich bin blindlings aus der Halle gestürzt… Ich habe mich im Schlafsaal vor Harry eingeschlossen, ich wollte ihn nicht sehen. Am liebsten nie wieder. Das war einfach zu viel. Doch er hat einfach die Tür abgebrannt und dann haben wir uns angeschrieen. Als Parvati rein kam, wurde mein Zorn noch größer. Sie hat Harry auch beschimpft, aber das war mir egal. Ich habe sie noch nie so sehr gehasst, wie in jenem Augenblick auf der Bühne, als sie meinen Harry geküsst hat. Als sie weg war, hat er mir mitten im Streit an den Kopf geworfen, dass er mich liebt. Als würde ich darauf reinfallen… und dann ist er gegangen. Am nächsten Tag hing ein Plakat am Schwarzen Brett im Gemeinschaftsraum, worauf stand, dass Parvati und Harry nur Freunde waren. Ich wollte es ja glauben, aber ich wusste, was ich gesehen hatte. Außerdem änderte es nichts daran, dass er sie geküsst hatte. Nach dem Essen bin ich hoch auf den Astronomieturm gegangen, ich wollte meine Ruhe. Doch plötzlich stand Harry da. Er sah verzweifelt und so verdammt gut aus. Er ist ganz langsam näher gekommen… irgendwann hat er mich geküsst. Und es war schön. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt, und ich habe ihm geglaubt… Parvati hatte Harry einen Liebestrank gegeben… Ron ist mit Padma zusammen. Es ist richtig süß zu hören, wie er von ihr redet, oder ihretwegen rot wird… Heute habe ich mich im Gemeinschaftsraum mit Parvati duelliert. Sie wollte Harry. Nachher kam raus, dass sie unter dem Imperiusfluch stand. Doch die Worte, die sie mir an den Kopf geschmissen hat, lassen sich nicht so schnell löschen. Ich kann ihr einfach nicht mehr vertrauen… Harry schläft nicht mehr mit mir. Ich weiß auch nicht, er will einfach nicht mehr. Er sagt, dass wir es nicht wieder so wild angehen sollen, wie beim ersten Mal. Wahrscheinlich hat er Recht… In letzter Zeit verhalten sich die weiblichen Slytherin sehr komisch. Sie machen sich an Harry ran, was so überhaupt nicht zu ihrem normalen Charakter passt. Irgendwas stimmt da nicht… So haben wir Blaise Zabini kennen gelernt. Sie ist auch eine Slytherin, aber irgendwie anders, und sie scheint Probleme mit ihrem Freund zu haben. Was mich wurmt, ist dass Harry sich so gut mit ihr versteht… Malfoy hat uns in eindeutiger Lage in unserem Geheimversteck ertappt, während unserer Schulsprecherpflicht… natürlich hat er es Dumbledore gepetzt und dem blieb nichts anderes übrig, als uns abzusetzen – jetzt sind wird keine Schulsprecher mehr und das nur wegen diesem Schleimscheißer…Ich könnte ihn… Am gleichen Abend hat Dumbledore uns ebenfalls mitgeteilt, dass Harry schon früh am nächsten Morgen aufbrechen würde. Er soll eine Art Extra-Training für den Kampf gegen Voldemort bekommen – erzählt wird, dass Harry für ein paar Wochen suspendiert wird. Ich will nicht, dass er geht… Harry ist mit Remus davon geflogen. Es war schrecklich. Ich weiß nicht, wie ich die Zeit ohne ihn überstehen soll. Ich vermisse ihn jetzt schon… Harry und ich unterhalten uns per Spiegel. Doch es ist anders. Wir streiten uns oft, weil er nicht verstehen will, dass ich mit Blaise befreundet bin… Auch die Lehrer sind gegen unsere Freundschaft. Blaise wird als Todessertochter abgestempelt… Alle Schüler müssen über die Ferien Hogwarts verlassen, aus Sicherheitsgründen. Ron, Ginny und ich fahren auch mit, nur um bald wieder zurück zu fahren, weil der Orden Weihnachten in Hogwarts verbringt. Blaise ist mit Draco zusammen gewesen. Ich habe sie heute am Zug gesehen… Ich bin noch immer fassungslos. Doch ich habe ihr geholfen endlich von ihm los zu kommen… Jetzt ist Weihnachten und ich weiß nicht, wann ich Harry wieder sehe. Auch wenn wir uns immer streiten, sehne ich mich doch so sehr nach ihm… Heilig Abend. Harry stand plötzlich in der Tür der Großen Halle. Doch nichts ist mehr wie vorher. Er ist so abweisend, so anders. 1. Weihnachtstag. Harry hat mit mir Schluss gemacht… einfach so… er sagt, er liebt mich nicht… wieso tut er mir das an?... Unsere Freundschaft ist dahin. Ich kann noch nicht mal sagen, wie es passiert ist. Ich rede nicht mehr mit Harry. Und Ron hat seine Padma. Ich verbringe meine ganze Zeit mit Blaise. Es ist schade um die Vergangenheit. Doch ich muss die beiden vergessen. Am besten mache ich das in meinem nächsten Jahr, wenn ich hier als Assistentin von Minerva in Hogwarts arbeite… Hermine schlug traurig ihr Tagebuch zu und verriegelte es per Zauber, bevor sie es in ihren Koffer packte. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie musste diesen Abschnitt ihres Lebens endlich abschließen. Doch sie konnte das Tagebuch nicht ins Feuer werfen und verbrennen, der Inhalt war ein Teil von ihr. Ihre Vergangenheit machte sie aus, hatte sie geformt. Wenn sie das Büchlein nun vernichten würde, wäre es, als würde sie ein Teil von sich verbrennen. Mit diesen Gedanken schloss sie den Koffer. Sie war froh, dass Dumbledore ihr angeboten hatte als Professor McGonagalls Assistentin das nächste Jahr in Hogwarts zu verbringen. Sie würde eine Art Referendarin sein. Denn hielt sie die Stille in dem Haus nicht aus. Der Krieg war vorbei, doch ihre Eltern hatten das Ende nicht mehr miterlebt. Sie schluckte. Sie vermisste sie jede Sekunde und alles in diesem Haus erinnerte sie an die beiden. Sie legte sich ihren Umhang um, nahm den Koffer in die Hand und verließ das einsame Haus. „Zieht euch an, wir sind gleich da.“, sagte Colin, der gerade seinen Kopf durch die Abteiltür steckte. Ginny starrte weiterhin aus dem Fenster, obwohl sie draußen nur wage die Umrisse der Natur erblickte, weil es bereits stockfinster war. Doch sie hatte sich längst umgezogen und wollte nicht an Hogwarts denken. Der Krieg war vorbei, ja, aber er hatte seine Opfer gefordert. Der Zug war so leer wie noch nie. Außerdem fühlte sie sich alleine. Ihr Bruder hatte sie zwar immer geärgert, aber irgendwie vermisste sie ihn trotzdem. Ebenso Hermine, die sie seit Wochen weder gesehen, noch mit ihr geredet hatte. Sie vermisste ihre Freundin. Genau wie sie Harry vermisste. Doch die beiden hatten sich so sehr verändert, sie waren für einander und für alle anderen unerreichbar. Sie verstand nicht, wie sich in so kurzer Zeit alles so heftig ändern konnte. Sie hatte Hogwarts immer geliebt. Aber jetzt hatte sie Angst davor das große Schloss wieder zu betreten. Es würde leer und dunkel sein. Denn selber den Muggelgeborenen sah man die Strapazen des Krieges an. Sie hatte Dumbledore noch nicht gesehen, doch Bill hatte ihr erzählt, dass es schlecht um ihn stand. Nie wieder würde es so sein wie früher. Sie schloss die Augen und erinnerte sich daran, wie sie das erste Mal voller Vorfreude in diesem Zug saß und das Schloss mit großen Augen bewundert gemustert hatte. Was war seit damals alles passiert. Sie seufzte. Wäre es nach ihr gegangen, wäre sie lieber Zuhause geblieben, als ihr UTZs zu machen. Sie hatte ihre ZAGs, das reichte ihr vollkommen. Sie wollte Hogwarts in Erinnerung behalten, wie sie es kannte, nicht wie es jetzt war. Doch ihre Mutter hatte das überhaupt nicht eingesehen und sie persönlich zum Zug gebracht. Sie hatte irgendwas geredet, von wegen dass es schon reichen würde, dass Fred und George die Schule geschmissen hatten. Ginny hatte erwidert, dass die beiden doch erfolgreich waren und gut verdienten. Aber ihre Mutter hatte nicht mit sich diskutierten lassen. Manchmal hat Ginny das Gefühl, dass ihre Mutter nach dem Krieg noch dickköpfiger geworden war. Der Zug wurde langsamer und sie hörte an den Geräuschen, dass sie bald Hogsmead erreicht haben würden. Koffer wurden herunter gehoben und über den Boden gerollt. Eulen schuhuten, Katzen miauten und Kröten quakten. Nur die Schüler sagten keinen Ton. Es war als wären sie alle im Stillen übereingekommen, dass sie schweigend ausstiegen. Und so geschah es. Die Türen öffneten sich und eine stille Schülermasse ging langsam und bedächtig aus dem Zug. Ginny hob den Blick hoch zum Schloss, wie so viele andere auch, Hogwarts wirkte trotz der Lichter der Fenster düsterer denn je, als läge ein Schatten auf ihm. Und es war auch nicht Hagrids Stimme, welche die kleinen Erstklässler zu sich rief. Ginny brachte es nicht über sich, sich umzudrehen und nachzusehen, wer es war. Stattdessen ließ sie sich wie in Trance von der Masse mitziehen, die noch immer ruhig zu den Kutschen ging. Irgendwann hörte Ginny erstaunte Stimmen, als sie sich den Kutschen und den Thestralen immer mehr näherten. Sie musterte die Pferdewesen nur mit einem Auge. Harry hatte ihr bereits vor zwei Jahren beschrieben, wie diese Wesen aussahen. Im Moment hatte sie kein Interesse an ihnen. Doch durch den Krieg hatten viele der Schüler erstmals Menschen sterben sehen und besaßen so nun die Fähigkeit diese Tiere zu sehen, was besonders die Jüngeren verschreckte. Ginny stieg in eine Kutsche und sah wieder stur aus dem Fenster. Am liebsten wäre sie im Zug sitzen geblieben und wieder zurück gefahren. Schließlich saß sie unter den anderen Gryffindors in der Eingangshalle und starrte hinauf zu dem leeren Lehrertisch. Es war dunkel in der Halle und schwarze Fahnen wehten im Wind. Hinter vorgehaltenen Händen wurde leise geredet, keiner traute sich so laut durcheinander zu reden wie normalerweise. Vermutungen wurden ausgetauscht und Blicke flogen durch die Halle, angstvolle und traurige, verzweifelte und leere. Niemand lächelte. Hier in der großen Halle fiel noch mehr auf, wie wenig Schüler sie nur waren. Wie viele Gesichter fehlten und nie wieder kommen würden. Die meisten von ihnen tot. Andere wenige saßen in Azkaban, sie waren zu Todessern geworden und waren mit Schuld an dem Tod der Unschuldigen. Die Restlichen waren Muggelgeborene, die aus Angst lieber wieder in ihre Muggelschulen gingen und mit der Zauberei nichts mehr zu tun haben wollten. Irgendwann ging die Tür zur Linken des Lehrertisches auf. Sofort verstummten erneut alle Schüler und nur das Heulen des Windes war zu hören. Als erstes betrat Professor Sprout den Raum. Man erkannte sie kaum wieder, so sehr hatte sie abgenommen, sie bestand nur noch aus Haut und Knochen. Sie hielt die Tür für die weiteren Lehrer offen. Ihr folgte auf einen Stock gestützt Professor McGonagall, deren Haar in den wenigen Wochen schneeweiß geworden war, was sie um Jahre älter wirken ließ. Professor Binns schwebte schweigend hinterher, ebenso Professor Flitwick. Bei dessen Eintreten als Geist einige Schüler entsetzt die Luft einzogen. Er lächelte sie schwach an und flog zu seinem Platz. Als letztes trat Albus Dumbledore ein, der von Hermine an seiner rechten und Severus an seiner linken Seite gestützt wurde. Sie kamen nur sehr langsam voran, weil Albus so schwach war. Seine linke Gesichtshälfte war vollkommen entstellt, sie war pechschwarz, sodass das Weiße seines Auges stechendhell hervor stach. Doch das Auge glänzte nicht mehr und bei genauerem Hinsehen erkannte Ginny, dass das andere Auge ebenfalls matt war. Schlagartig war ihr klar, dass Albus nicht nur aus Kraftgründen geführt wurde, er war blind. Sie schluckte. Durch die Totenstille führten Hermine und Severus den Direktor zu seinem Stuhl, wo er sich scheinbar erleichtert hinsetzte. Die anderen beiden nahmen an seinen Seiten Platz. Professor Sprout hatte in der Zeit die Tür geschlossen und setzte sich nun ebenfalls. „Ist überhaupt wer hier?“, fragte Albus mitgespielt ernster Miene, als er die Stille vernahm. Vereinzelt erklang ein „Ja.“ oder andere Geräusche. „Dann bin ich ja beruhigt, dass Hogwarts dieses Jahr nicht vereinsamt.“, er lächelte leicht, „verzeiht mir, dass ich euch dieses Jahr nicht im Stehen begrüße, aber ich bin ein alter Mann und nicht mehr der stärkste. Trotzdem freue ich mich sehr, dass die Älteren wieder hierher gefunden haben und die Erstklässler neu zu uns gestoßen sind und der Schule und mir die Ehre erweisen.“, er machte eine kurze Kunstpause und schöpfte neue Kraft, „wir haben schwere Zeiten hinter uns und jeder von euch hat sie anders erlebt, andere grausame, schreckliche Dinge gesehen. Ihr werdet sie nie vergessen und ich auch nicht. Aber dass wollen wir auch nicht. Ich wünsche mir für euch, dass ihr aus diesem Krieg auch etwas Gutes mitgenommen habt, dass ihr gelernt habt, was es heißt zusammen zuhalten. Freundschaft, die werdet ihr auch weiterhin brauchen.“, er trank einen Schluck um seine Kehle zu befeuchten, „ihr seid die Kinder dieses Krieges. Ihr habt viel erlebt, viel Schreckliches miterlebt. Doch in euch steckt die Kraft unsere Welt wieder neu auf zu bauen, ihr habt die Kraft, die wir Erwachsene schon verbraucht haben. Es liegt an euch. Unsere Welt liegt in eurer Hand. Vergesst das nie. Und jetzt wollen wir eine Schweigeminute einlegen, für all die, die von uns gegangen sind.“ Ein Mann schloss das Gitter leise hinter sich und ging sicheren Schrittes davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sein Atem ging schwer, er war das erste Mal hier gewesen – doch es würde nicht das letzte Mal sein. Eine einzelne Träne rann seine Wange runter und tropfte auf den Kiesweg. Mit dem pechschwarzen Haar, das durchgestuft, wild in alle Richtungen abstand, dem schwarzen Umhang und der blassen Haut hätte man bei der Dunkelheit der Nacht meinen können, dass es sich bei dem Mann um einen Vampir handelte. Doch als er den Waldrand hinter sich hatte, griff er in seine Hosentasche und legte etwas Kleines auf den Boden. Mit dem Schwenker eines hölzernen Stockes vergrößerte sich das Ding und kurz darauf lag ein Flugbesen auf dem Waldboden. Der Mann hielt seine Hand darüber und sofort hatte er den Besen in der Hand. Er schwang sein Bein über den Stiel, als würde es sich um ein Pferd handeln und blickte auf seine Uhr. „Das Abendessen habe ich wohl verpasst.“, grummelte er über das Knurren seines Magens hinweg und stieß sich von dem Waldboden ab. Vampire könnten auch ohne Besen fliegen. ‚Dumbledore wird nicht begeistert sein, dass ich nicht pünktlich bin… aber ich habe ihm ja vorher noch geschrieben, dass es später werden könnte…. Und so musste ich wenigstens nicht in dem Zug voller lauter Schüler sitzen… Besonders, weil ich diesen Job eigentlich gar nicht haben wollte.’ Harry legte sich knapp über seinen Besen und schoss davon, sodass sein Umhang wild hinter ihm herflatterte. Der Mond schien auf die große Wiese und ließ die Grashalme silbern erscheinen. Er blickte aus dem großen Fenster hinaus auf die etwas entfernte Wiese. Sein Gesicht lag im Schatten und nur seine schmalen Lippen waren zu erkennen, die sich zu einem hinterhältigen Grinsen verzogen hatten. ‚Kommt nur her, hier kann Dumbledore nicht auf euch aufpassen. In den zwei Monaten seid ihr mir ausgeliefert. Das wird ein Spaß.’ Fortsetzung folgt Kapitel 1: Junge Lehrer ----------------------- Huhu. Eigentlich ist es blöd nur für seine Leser weiter zu schreiben, aber zumindest lad ich es für meine beiden Kommischreiber online! Danke für eure Kommis, die mir sagen, dass es auch noch Leute gibt die Interesse haben den dritten Teil der Triologie zu lesen. Also viel Spaß beim Lesen. ciao Darc Angel 1.Kapitel: Junge Lehrer Mit einem leisen Quietschen glitt das schwarze, hohe Eisentor vor ihm auf, nachdem er die Codeformel gedacht hatte und somit den Entriegelungszauber in Gang gesetzt hatte. Auch wenn der Krieg zu Ende war, hatte Dumbledore einige der Sicherheitsvorkehrungen für Hogwarts beibehalten. Nicht nur, weil das Schloss schließlich den Ruf des sichersten Ortes der ganzen Welt hatte, sondern auch um unerlaubten Besuchern oder unerlaubten Ausflügen der Schüler vorzubeugen. Ein Grinsen schlich sich auf Harrys blasses Gesicht, bei dem Gedanken daran, dass er auch noch andere Wege kannte das Schlossgelände zu verlassen, während hinter ihm das Tor wieder mit mehreren Schutzzaubern verschlossen wurde. Langsam und ehrfürchtig schritt er über den Weg hoch zum Schloss, das sich pechschwarz am Horizont erhob. Nirgendwo auf der ganzen Welt gab es ein solches Gebäude, nicht nur seine Größe und seine ungewöhnliche Form waren einzigartig, sondern auch die uralte Magie, die seit Jahrhunderten in ihm schlummerten, und seine Geheimnisse. Nur noch hinter wenigen Fenstern brannte Licht, die Schüler waren nach der Anreise meistens müde und gingen sofort in den bequemen Betten schlafen. ‚Schade, dass ich das Festessen verpasst habe.’, dachte der junge Mann mit grummelnden Magen. Schließlich erreichte er das Portal, das zu seiner Verwunderung noch offen war. Er öffnete die dicke Holztür und betrat die verlassene Eingangshalle. Das Gefühl, nach so langer Zeit endlich wieder nach Hause gekommen zu sein, durchflutete ihn. Er hätte nicht gedacht, dass er Hogwarts noch mal sein Zuhause nennen würde und es wunderte ihn auch, dass er sich zu dem Internat immer noch so hingezogen fühlte, nach all dem, was im letzten Schuljahr passiert war. Seine Füße wollten ihn automatischen Richtung Gryffindor Turm lenken, doch ihm fiel noch rechtzeitig ein, dass er kein Schüler mehr war und wohl eine andere Unterkunft zugeschrieben bekam. So schlug er schon jetzt den Weg zu Professor Dumbledore ein, den er eigentlich erst morgen früh machen wollte. Eine weitere Überraschung bestand darin, dass der Wasserspeier vor Dumbledores Eingang sofort zur Seite sprang, als Harry vor diesem stehen blieb. Er hatte sich gerade gefragt, wie wohl das neuste Passwort lautete, da sprang das Steinwesen auch schon von alleine zur Seite. Er blinzelte es skeptisch an, bevor er durch den nun freigelegten Gang auf die Treppe hoch zu dem Büro des Schulleiters kam. Oben angekommen klopfte er gegen die Tür und bekam beinahe augenblicklich ein „Herein“ entgegen geworfen. „Guten Abend, Albus.“, begrüßte er den alten Mann, der wie so oft hinter seinem großen Schreibtisch saß. „Harry, schön deine Stimme mal wieder zu hören.“, sagte der Schulleiter und lächelte, was die vielen kleinen Falten in seinem Gesicht noch hervorhob. Diese verliehen ihm jedoch beim Lächeln noch immer einen schelmischen Ausdruck. „Wie geht es dir?“, fragte Harry und setzte sich auf ein Handzeichen des Älteren ihm gegenüber auf einen bequemen Lehnenstuhl. „Ich befürchte, ich werde alt, Harry“, grinste dieser, „ich bin um einen Zentimeter geschrumpft.“ „Mach dir keine Sorge, hinter Hagrid wirst du immer der größte Mann dieser Schule bleiben.“, spielte der Schwarzhaarige mit. Albus lächelte. „Ich hoffe, du kommst morgen zum Frühstück, damit deine Schüler nicht erst im Unterricht merken, wer sie unterrichtet?“, fragte der Schulleiter wieder ernster. „Ich hoffe auch, dass ich nicht verschlafe, obwohl das bei den bequemen Betten schwer wird, aufzustehen.“, entgegnete Harry voller Vorfreude, „apropos, wo werde ich schlafen?“ „Ich werde Dobby sofort rufen, er wird dir deine Räume zeigen.“, sagte Albus, „aber vorher sollte ich dir vielleicht noch das Lehrerkollegium vorstellen.“ „Ich meine mich zu erinnern, dass keiner der Lehrer im Krieg verstarb, außer…“, Harry verstummte. „So ist es. Aber Filius ist in den Ferien an Herzversagen gestorben.“, berichtete Dumbledore bedauernd, „er unterrichtet jedoch als Geist weiter.“ Harry nickte. „Des Weiteren haben wir dieses Jahr eine Assistentin für Minerva, die gute hat das letzte Jahr schwer mitgenommen – wie uns alle – und da habe ich eine bestens qualifizierte Referendarin gefunden. Du kennst sie sogar. Es ist Hermine.“ Wüsste Harry nicht, dass Dumbledore blind wäre, hätte er gedacht, dass er ihn mit diesen stechend hellblauen Augen bis auf den Grund der Seele sah und dort erkannte, wie er sich bei ihrer Erwähnung fühlte. Nach einige Zeit unterbrach Albus die Stille. "Bevor ist es vergesse,...", murmelte er lächelnd und machte einen Schwenker mit seinem Zauberstab. Sofort erschien ein üppig gefüllter Teller mit duftendem, warmen Essen vor Harry. "Du hast sicher Hunger.", grinste Dumbledore. Trotz der späten Stunde lag Harry mit offenen Augen im Bett und konnte nicht schlafen, obwohl jeder Zentimeter seines Körpers nach Schlaf schrie. Doch so sehr er auch in einen traumlosen Schlaf gleiten wollte, es gelang ihm nicht. Seine Gedanken gehorchten ihm nicht mehr und wanderten ständig zu Ihr. Ihr Bild schwebte vor seinen Augen, wenn er die Augen schloss. Er hatte sie ein Jahr lang nicht gesehen. Es war damals so viel passiert. Es war in dem Jahr so viel passiert… Es schmerzte ihn noch immer, wenn er daran dachte, wie sehr er sie verletzt hatte. Das Bild, das er von Hermine vor Augen hatte, was das Bild einer lächelnden Hermine, doch ihre Augen hatten diesen gebrochenen Ausdruck. Dieser Ausdruck zerstörte ihn, denn er konnte genau sehen, dass er etwas in ihr vernichtet hatte. Es war seine Schuld und er wusste nicht, ob er es je wieder gut machen konnte, ob sie ihm je verzieh. Doch es waren nicht nur Schuldgefühle, die ihn plagten. Die Angst, dass es nie mehr so sein würde, wie es einmal gewesen war, hatte sich längst bewahrheitet. Äußerliche konnte er damit umgehen, in ihm drin war hingegen alles dunkel. In den schlimmsten Momenten hatte er schon daran gedacht, sich sein Gedächtnis löschen zu lassen. Aber das konnte er nicht machen. Damit würde er sich sein Leben zwar einerseits vereinfachen, doch dann wäre er nicht mehr er selbst. Es wäre nicht mehr sein Leben und das konnte er nicht. Im Moment herrschte noch ein größeres Durcheinander als sonst schon in ihm. Wenn er tief in sich hinein sah, wusste er, dass er Hermine die ganze Zeit vermisst hatte. Und diese Sehnsucht übermannte ihn wie eine riesige Welle, die aus der Tiefe hervor kam, und riss ihn mit sich. All die Gefühle, die er in die hintersten Ecke verdrängt hatte, befreiten sich und kamen wieder hoch an die Oberfläche, mit so einer Wucht, dass es ihn schüttelte. Er sehnte sich so sehr nach menschlicher Nähe, nach Liebe. All das, das er ein Jahr lang nicht erfahren hatte. Gleichzeitig wusste er, dass es nicht einfach werden würde, dass er noch lange warten musste, wenn er nicht wieder alles zerstören wollte. Dieses Wissen machte es ihm jedoch auch nicht einfacher. Er machte sich unter seiner Decke ganz klein und versteckte seine nassen Augen in der Decke. Wie lange hatte er schon nicht mehr geweint?! Er wollte es auch jetzt nicht. Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug und auf die Uhr blickte, stellte er erschreckt fest, dass er verschlafen hatte. ‚Das fängt ja schon gut an.’, dachte er und sprang schnell unter die Dusche, um wach zu werden. Per Zauber zog er sich schnell an, bevor er mit wehendem Umhang aus dem Zimmer ging, um seinen knurrenden Magen noch schnell zu beruhigen. Er riss die Tür zur Großen Halle auf, welche die Lehrer immer benutzten, und blieb wie erstarrt stehen. Hermine wollte noch mal schnell ihre Unterlagen für ihre erste Unterrichtsstunde durchgehen und entschuldigte sich so frühzeitig bei den anderen am Frühstückstisch. Sie stand auf und lächelte auf ihrem Weg zur Tür ein paar schüchternen Erstklässlern zu. Sie erinnerte sich noch zu gut daran, wie sie sich damals gefühlt hatte: alleine unter lauter Fremden in einer riesigen, ihr unbekannten Welt. Sie öffnete die Tür. Noch bevor sie realisierte, was sie dort sah, verweigerten ihr ihre Füße den Dienst und blieben stehen. Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. ‚Das kann nicht sein. Das bilde ich mir nur ein’, redete sie sich ein. Doch ihr rasender Herzschlag, der Puls, der gegen ihre Schläfe hämmerte, das plötzliche Erkalten ihrer Hände sagten ihr ganz deutlich, dass er Realität war. Er, den sie am liebsten nie wieder gesehen hatte, stand keinen Meter von ihr entfernt und blickte sie aus seinen ihr so vertrauten Augen an. Dieses pechschwarze Haar, diese hellgrünen Augen, die schmalen, blassen Lippen, diese gerade Nase, die Narbe auf seiner Stirn. Doch er hatte sich verändert. Er war noch dünner geworden, drahtiger, seine Wangenknochen standen hervor, sein Gesicht war kantiger geworden. Gleichzeitig war er noch gewachsen und gealtert. Selbst der Ausdruck seiner hellgrünen Augen verlieh ihm Reife. Dennoch konnte es niemand anderes sein, als Harry Potter. Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter und die Haare an ihren Armen stellten sich auf. Sie hasste es unvorbereitet eine solche Situation zu bestehen. Denn nie im Leben hätte sie damit gerechnet, ihn gerade hier wieder zu sehen. Gerade jetzt, wo ihr Leben langsam begann in regelmäßigen Bahnen zu verlaufen, ohne dass sie jeden Tag an ihn denken musste. Gerade jetzt spielte das Schicksal ihr einen solchen Streich. Sie schluckte, immer noch nicht im Stande sich zu bewegen. Ihre Füße schienen wie festgefroren. Er hatte gewusst, dass er sie an diesem Morgen unter all den Lehrern beim Frühstück sehen würde und doch traf es ihn wie ein Schlag, als sie plötzlich vor ihm stand. Sie war noch schöner geworden. Sein Atem stockte förmlich und er war nicht in der Lage die Worte hervorzubringen, die er sich eigentlich in der schlaflosen Nacht zurecht gelegt hatte. Seine Zunge verweilte unsagbar schwer auf dem Grund seines Mundes. Sie trug ihr Haar jetzt glatt und etwas länger als Schulter lang. Es umrahmte wunderschön ihr schmales, gebräuntes Gesicht. Der schwarze Umhang fiel ihr geschmeidig über die schmalen Schultern und umhüllte ihren Körper. Seine Augen wanderten zu ihren vollen Lippen, die rosé schimmerten. Wie lange hatte er sich diesen Tag herbei gesehnt. Dann ging alles ganz schnell. Hermine fasste sich blitzartig wieder, kniff ihre Augen zusammen und schritt schnellen Schrittes mit leicht erhobenem Kinn an ihm vorbei. Sie rauschte durch die Tür, sodass ihr Umhang hinter ihr her wehte und dann war sie weg. Es dauerte ein paar Sekunden bist Harry das gerade Geschehene realisiert und sich wieder gefangen hatte. Dann erst schloss er die Tür und trat auf den Lehrertisch zu, während sämtliche Schüleraugen auf ihm hingen und überall getuschelt wurde. „Wenn ich euer Getuschel richtig verstehe, dann hat gerade unser neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste die Große Halle betreten?!“, vermutete Dumbledore in die Stille hinein. Severus bestätigte ihm dies im Flüsterton. „Dann kann ich nur sagen ihr seht richtig. Also begrüßt mit mir Professor Harry Potter, euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.“ Die ganze Halle brach nach einer drei sekündigen Stillephase in tosenden Applaus und lautes Gejubel aus. Für Harry war der erste Schultag stressig. Alle Schüler wollten ihn sehen, jeder zeigte auf ihn. Es war fast wie in seiner eigenen Schulzeit, wo er doch vor kurzem noch froh gewesen war, dass die Zeit endlich vorbei war. Jetzt hatte er ein weiteres solche Jahr vor sich und zu allem Übel war er nach dem Ende des Krieges fast noch populärer, als er es vorher gewesen war. Er selbst hätte nicht gedacht, dass das überhaupt noch möglich war. Aber im Gegenteil zu seiner eigenen Schulzeit war er jetzt Professor. Die Schüler konnten ihm nichts mehr an haben. Noch bevor er im Unterricht überhaupt die Chance gehabt hatte seine Autorität zu beweisen, respektierten und achteten sie ihn schon, schon alleine wegen seiner weltverändernden Leistungen. Doch Harry merkte auch, dass er in diesem einen Jahr viel an sich arbeiten musste. Denn die Schüler stellten nicht nur Fragen zum Lernstoff, sondern auch zu seinem Leben unter dem Einfluss von Voldemort. Er hatte gar keine andere Wahl, als sich mit allem noch mal zu beschäftigen, alles noch mal aus den Tiefen seiner selbst heraus zu holen. Vielleicht hatte man deswegen gewollt, dass er hier ein Jahr Lehrer wurde? Er musste wieder zu sich selber finden, jetzt in der Zeit des Friedens. Aber die Erinnerungen quälten ihn noch immer. Nicht einmal ein Denkarium war in der Lage ihn von diesen Qualen zu befreien. Die Bilder hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt und er bekam sie nicht wieder aus seinem Kopf. Selbst ein Muggel Psychologe hätte ihm da nicht helfen können. Zum einen hatte der keine Ahnung von Zauberkraft und dem wahren Krieg und zum anderen waren seine Wunden so tief, dass er sie nur selber heilen lassen konnte. Der Prozess würde jedoch nicht einfach werden und er würde lange dauern. Er wäre einmal in seinem Leben gerne den einfachen Weg gegangen, dennoch wusste er, dass der Holperigere der bessere für ihn war und er schon längst den hatte wählen müssen. Beim Abendessen saß Harry in Hermines Nähe, doch sie würdigte ihn keines Blickes. Sie ignorierte ihn. Es tat ihm in der Seele weh. Und trotzdem konnte er ihr verhalten verstehen. Er wusste, wie sehr er sie verletzt haben musste. Aber dennoch sehnte er sich so sehr nach ihr, noch nicht mal körperlich, sondern eher als Seelenstütze. Er brauchte jemandem, dem er vertrauen konnte und mit dem er über all seine Erinnerungen reden konnte, jemanden, der ihn verstand. Doch er sah ein, dass er bei Hermine im Moment keine Chance hatte, selber wenn er es versuchen würde. Aus diesem Grund unterließ er jedoch vorerst jeglichen Versuch in der Richtung und ließ ihr erst mal ihre Ruhe. Sie sollte sich erst an seine Anwesenheit gewöhnen und vielleicht würde sie dann von alleine zumindest etwas weicher werden. Hermine verbot es sich selber auch nur in seine Richtung zu gucken. Sie hörte, wie er mit den anderen Lehrern ganz normal redete. Seine Stimme war noch immer die Gleiche und erinnerte sie so an vergangene Zeiten. Schnell verbannte sie wieder diese Erinnerungen aus ihrem Kopf, sie wollte nicht an ihn denken. So konzentrierte sie sich auf ihr Essen und vertiefte sich in ein Gespräch mit ihrem Nachbarn. Alles tun, nur nicht auf Harry achten. Ihr erster Tag als Lehrerin war aufregend gewesen. Wie erwartet, machte es ihr sehr viel Spaß mit den Kindern zu arbeiten und ihnen etwas beizubringen. Es erfüllte sie mit Stolz, wenn jemand einen neuen Zauberspruch erfolgreich ausgeübt hatte. Innerlich musste sie lächeln, als sie die konzentrierten Gesichter der Schüler beobachtete. Manche misslungene Aktion erinnerte sie sogar an ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit ihren Mitschülern. Und auch Minerva sah zufrieden aus. Sie hatte die ganze Zeit hinten im Klassenraum gesessen und dem Unterricht beigewohnt. Schließlich war Hermine ihre Assistentin und sie hatte ein Auge auf sie zu werfen. Hermine hatte das Unterrichten Spaß gemacht, Minerva hatte sie sogar zum Abschluss zaghaft gelobt. Der Tag wäre perfekt gewesen, wenn sich nicht ständig ein schwarzhaariger Zauberer in ihre Gedanken geschlichen hätte. Egal wie oft sie ihn wegschickte, er kam durch irgendein Loch immer wieder. Dennoch dachte sie abends im Bett, dass es die richtige Entscheidung war, das Referendariat in Hogwarts anzunehmen. Sie würde sicher viel lernen und gleichzeitig Spaß haben. Sie liebte dieses Schloss einfach zu sehr. So viele Erinnerungen hingen in den ganzen Ecken und lauerten auf sie. Sie hatte mehr als die Hälfte ihres Lebens in diesem Gebäude verbracht. Zuerst hatte sie mit dem Gedanken gespielt, Lehrerin an einer Muggelschule zu werden. Ganz davon abgesehen, dass sie dann erst hätte lange studieren müssen, konnte sie es sich kaum noch vorstellen den Schülern trocken Englisch oder Mathe beizubringen. Irgendwann hätte sie sich versprochen und irgendeinen Teil der Zaubererwelt erwähnt, da diese Welt einfach mittlerweile zu ihrem Charakter gehörte und sich nicht verdrängen ließ. Oder sie hätte aus Versehen gezaubert. So ein Leben wäre so dermaßen anstrengend gewesen, dass sie wahrscheinlich irgendwann den Spaß an ihrem Job verloren hätte oder aber von Kollegen in die Irrenanstalt gesteckt worden wäre. So hatte sie sich dann im Ministerium eintragen lassen, um dort den Rang einer Professorin zu erringen und später in einer Schule für Zauberei zu unterrichten. Doch dann war plötzlich alles anders gekommen und jetzt lag sie hier in Hogwarts im Bett und war Praktikantin ohne jegliche Ausbildung. Aber wo hätte sie bessere Kollegen finden können, die ihr den Einstieg so erleichterten, und wo in der ganzen Welt gab es einen besseren Schulleiter als Albus Dumbledore? Außerdem wollte sie ihm helfen, besonders jetzt wo er blind war. Er hatte während ihrer Schulzeit so viel für Harry, Ron und sie getan und sie hatte ihn so ins Herz geschlossen, wie hätte sie seinen Wunsch ablehnen können sofort wieder nach Hogwarts zu kommen. Sie war sich der Ehre durchaus bewusst, die ihr widerfuhr, weil sie in der besten Schule für Hexerei und Zauberei ohne Ausbildung lehren durfte. Sie hatte es sich so schön ausgemalt. Die freudigen Kinder, das alte Schloss, die netten Kollegen, die wunderschöne Landschaft. Sie hatte auch gewusst, dass die Erinnerungen nicht alle positiv waren, doch mit Erinnerungen hatte sie gelernt umzugehen. Nicht jedoch mit der Person selber. Sie wollte ihn nicht sehen, nie mehr, und jetzt waren nur wenige Steine zwischen ihnen. Sie ärgerte sich, dass sie Dumbledore nicht nach Harry gefragt hatte, als sie vor ihrem Einstieg mit ihm geredet hatte. Doch damals wollte sie nicht über Harry Potter reden, mit niemandem. Andererseits war sie sich auch nicht sicher, ob Dumbledore ihre verraten hätte, dass Harry hier ebenfalls unterrichten würde. ’Er hat sicher geplant uns beiden wieder zusammen zu bringen, doch das kann er schnell wieder vergessen.’ Harry hatte gehofft, dass Hermine nach dem ersten Schock ihm zumindest die Chance geben würde sie anzusprechen. Doch da hatte er sich getäuscht. Sie ignorierte ihn und das alles andere als unauffällig. Er wusste, er hatte es verdient, und dennoch wünschte er sich sie würde ihm wenigstens einmal, wenn auch nur ganz kurz, zuhören. Aber das wünschte er sich vergebens. Die erste Woche in Hogwarts verging, die kleinen Erstklässler gewöhnten sich ein, der Trubel um Harrys Gestalt hatte wenigstens ein bisschen abgenommen und Hermine beachtete ihn kein bisschen mehr als am ersten Morgen. Harry war hin und her gerissen. Sollte er ihr noch mehr Zeit geben und sie einfach in Ruhe lassen? Oder sollte er sie einfach mal ansprechen, im Flur auf sie warten? Er wusste partout nicht, was die bessere Wahl wäre. Schon lange war er nicht mehr so ahnungslos gewesen. Hermine war eh der einzige Punkt in seinem Leben, den er nicht festentschlossen angehen konnte. Sie hatte ihm einst mehr bedeutet als alles andere auf der Welt und sie tat es immer noch. Eben diese Tatsache machte es auch so schwer. Hier konnte er mit seinen Zauberkräften nichts anfangen. Hier war er ein einfacher Mann und als einfacher Mann war er hilflos. Er fühlte sie wie ein kleiner Junge. Er wollte nur das beste machen, doch wusste er nicht wie. Hermine hatte ihm vor ihrer Beziehung immer geholfen, wenn es um Mädchen ging. Er konnte so etwas einfach nicht. Doch jetzt konnte er sie nicht mehr fragen, er war völlig allein. Ginny lag in Gedanken versunken in ihrem Himmelbett und starrte den Himmel an. Sie konnte es immer noch nicht fassen, hatte sie doch im Zug noch der Zeit hinterhergetrauert, als Ron, Hermine und Harry noch hier waren, lebten jetzt tatsächlich Hermine und Harry in Hogwarts. Das war nahezu unglaublich. Dass ihr das niemand erzählt hatte, war hingegen nicht unglaublich. Sie wettete, dass Bill und ihre Mutter es gewusst hatten, von Dumbledore. Und wieder einmal hatte sie niemand informiert. Das Nesthäkchen einer Großfamilie zu sein bzw. sechs ältere Brüder zu haben bevorteilte sie ganz und gar nicht. Meistens hielt es niemand für wichtig sie frühzeitig zu informieren. Sie dachten wohl alle, dass sie es eh irgendwann erfahren würde. Ihre Mutter hatte genau gewusst, dass es Ginny viel leichter gefallen wäre mit dem Wissen zu fahren, dennoch hatte sie ihr das Wissen vorenthalten. Wie sie das hasste. Doch es war auch komisch die beiden hier zu sehen. Früher hätte sie sofort Ron geschrieben und ihm die Botschaft überbracht, dass seine beiden besten Freunde jetzt ihre Lehrer waren. Dies tat sie nun nicht mehr. Denn das Trio bestand schon seit langem nicht mehr. Und sie wusste nicht, wie Ron reagieren würde, wenn sie es ihm schrieb. Ob es ihn überhaupt interessieren würde? Es schmerzte sie selber, dass das Trio nicht mehr existierte, sie hatte gerne etwas mit ihnen unternommen. Doch es war auch merkwürdig plötzlich Hermine und Harry mit Professor anreden zu müssen und sich wie eine Schülerin ihnen gegenüber zu verhalten. Irgendwie schien es den beiden leichter zu fallen, sie wie jede andere zu behandeln. Zwar hatte Harry sie kurz angelächelt, zum Zeichen, dass er sie wohl doch noch erkannt hatte, Hermine hatte sie jedoch ohne jegliche Gefühle betrachtet. Was war nur aus ihrer ehemals besten Freundin geworden? Wie sehr hatte sie sich verändert. Aber Ginny hatte auch ihren Dickkopf, zwar hatte sie Harry auch zurück angelächelt, doch mehr würde von ihrer Seite nicht kommen. Die beiden mussten den ersten Schritt machen. Denn sie war sich keiner Schuld bewusst, bei Hermine schon eher als bei Harry. Aber auch bei Hermine hatte sie es nur gut gemeint, hatte sie vor Blaise beschützen wollen. Sie hatte damals um die Freundschaft gekämpft, sie hatte nicht los lassen wollen ... Falls einer der beiden als Interesse hatte die Freundschaft wieder aufzubauen, würden sie sich schon an sie richten müssen. Ginny würde warten in der Hoffnung, dass sie nicht umsonst wartete. Fortsetzung folgt Kapitel 2: Rot wie der Mond --------------------------- Und hier kommt der nächste Teil mit ziemlich viel Gefühlen... also wie immer viel Spaß beim Lesen. Darc Angel 2. Rot wie der Mond Wer ist da, erklang ihre Stimme von hinter der Tür. Doch niemand antwortete, stattdessen klopfte es noch einmal. Hermine zog verwundert die Augenbrauen hoch. Wer würde sie an einem Samstagmorgen um diese frühe Stunde besuchen kommen? Den Termin mit Minerva hatte sie erst in ein paar Stunden, dann wollten sie die Woche und Hermines Arbeit besprechen. Hermine war extra früh aufgestanden, um bei dem Gespräch richtig wach zu sein und sich so alles gut merken zu können. Denn sie wollte die einmalige Chance auch vollständig nutzen, die man ihr hier in Hogwarts geboten hatte. Sie wollte alles lernen, was Minerva ihr an Hand ihrer Erfahrungen beibringen konnte. Mit 17 Jahren war sie wohl die jüngste Lehrerin der gesamten Schule, die Siebtklässler waren ja kaum jünger als sie. Dennoch erfuhr sie auch von ihnen den nötigen Respekt. Die Schule und ihre Schüler hatten sich durch Voldemort verändert, nichts war mehr wie früher. Doch nicht alles war negativ, wie sie herausgefunden hatte. Die Zahl der Schüler hatte sich verändert, das Haus Slytherin war so leer wie noch nie, während die anderen Häuser wieder gefüllt waren, wie zu Zeiten von Voldemords Machtlosigkeit. Der Rückgang der Slytherins war dadurch zu begründen, dass viele an Voldemords Seite im Kampf gefallen waren, andere wurden von ihren Eltern nach Durmstrang geschickt, da ihre Eltern nur zu genau wussten, dass nach Voldemords endgültigen Tod in Hogwarts kein Schwarzmagier mehr existieren konnte. So waren nur noch die Schüler Slytherin verblieben, welche zwar die von ihm geschätzten Eigenschaften inne hatten, jedoch der guten Seite angehörten. Durch den Krieg waren die Häuser sowieso zusammen gewachsen, sie hatten es regelrecht gemusst um zu überleben, durch die gemeinsamen Verluste und Erfolge, durch das Kämpfen Seite an Seite waren die Schüler zu einer Gemeinschaft geworden. Selbst das Verhältnis zwischen Gryffindor und Slytherin hatte sich grundlegend geändert. Wie einst Salazar und Godric Freunde gewesen waren, so entstand auch zwischen den Häusern ganz allmählich ein zartes Band. Blaise und ihre Freundschaft war nichts Einmaliges mehr, etwas das auch Blaise sehr gefreut hatte. Eben aus diesen Gründen wurde Hermine selbst von ihren Schülern aus dem Hause Slytherin geachtet. Allgemein verehrten besonders die jungen Schüler alle ihre Lehrer auf Grund ihrer Leistungen im Krieg, da die Kleinen selber nicht im Krieg gekämpft hatten. Wohingegen jeder wusste, dass Hermine, einst Harrys beste Freundin, soviel für den Frieden getan hatte. Langsam ging sie zur Tür. Die Neugier hatte sie gepackt. Wollte einer der Erstklässler ein geheimes Gespräch mit ihr? Es war schon ein paar Mal vorgekommen, dass die Kleinen sie ausfragten. Nicht selten wollten sie auch über Harry Potter reden, ihre ehemals besten Freund. Doch wenn es zu diesem Thema kam, wurde Hermine gefühllos, und scheuchte ihr Schüler nach ein paar sachlichen Angaben meist freundlich davon. Sie legte die Hand auf die kalte Klinke. Das Berühren des kalten Metalls ließ ihr einen Schauder durch den ganzen Körper fahren, von dem sie sich noch nicht erholt hatte, als sie die Gestalt vor ihrer Tür sah. Es war keiner der Schüler und auch nicht Minerva. Vor ihr stand Harry Potter persönlich, ganz in Schwarz gekleidet wie fast immer. Sie erstarrte. Er realisierte, wie sich in Hermine alles zusammen zog. Sah, dass sie nicht mit ihm gerechnet hatte. Glaubte ein kurzes Zittern ihrer Hand zu sehen, die sie schnell hinter dem Rücken verbarg. Sog tief ihren Duft ein, der ihm irgendwie unbekannt vorkam. Für einen winzigen Moment erblickte er wieder diesen Schmerz in ihren Augen, bevor sie ihm direkt vor der Nase die Tür zuschlug. Hermine legte noch einen Zauber über die Tür, bevor sie mit dem Rücken zur Tür auf den Boden sank. Sie hörte seine Stimme, die sie freundlich um Einlass bat, hörte ihn gegen die Tür hämmern. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an jenen Tag, als sie sich in seinem Schlafsaal verbarrikadiert hatte. Damals hatte Harry auch dringend mit ihr reden wollen. Doch er hatte sich nicht von der verschlossenen Tür beirren lassen, er hatte sie einfach herunter gebrannt. Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie hätte das Tagebuch nicht lesen sollen, dadurch waren die Erinnerungen wieder aufgefrischt, wo sie doch vorher schon so nah unter der Oberfläche gewesen waren. Hermine legte ihren Kopf auf ihre Knie und schlang ihre Arme um ihre Beine. Doch irgendwann verschallte das Klopfen und Schritte entfernten sich. Alles hatte sich geändert. Der blaue Himmel war das einzige, das noch über ihm war. Der angenehm kühle Wind wehte ihm ins Gesicht. Die Sonne bräunte seine so bleiche Haut. Seine hellgrünen Augen glänzten trotz des Sonnenscheins nicht. Das lag jedoch nicht an den Kontaktlinsen, die er seit einiger Zeit trug, sondern viel eher an seiner Stimmung. Nachtschwarz flatterte sein Umhang um ihn herum und dennoch bemerkte ihn niemand, wie er hoch oben auf dem höchsten Turm der ganzen Schule hockte und hinunter auf den tiefblauen See blickte. Er ballte die Hände zu Fäusten, sodass sich seine Fingernägel in seine Haut bohrten und sein verdammtes Blut auf das Dach des Turmes tropfte. Für einen kurzen Augenblick leuchtete es feuerrot, als wollte es die Dachziegel hinweg brennen. Dann ergab das Blut sich der glühenden Sonne und zerrann. Harrys Blick hing an der Frau, die gerade das Gebäude verlassen hatte. Der Wind spielte mit ihrem glatten Haar und für ein paar Sekunden streckte sie ihr Gesicht der Sonne entgegen. Harry hatte das Gefühl, als würde die Sonne in dem Moment nur für sie scheinen, als würde sie das schönste Geschöpf der Erde anstrahlen. Dann ging Hermine weiter und kurz darauf war sie von einer Herde Erstklässler umgeben. Er hörte ihr Lachen in seinen Ohren, wie sie so mit den Kindern davon zog. Nach ein paar Minuten löste sie sich von ihnen und spazierte alleine weiter. Seine Augen folgten ihr, egal wohin sie auch ging. Den See entlang, wobei sie ihre gemeinsamen Plätze mied, wie ihm auffiel, über die Felder, zu den Gemüsehäusern und schließlich verschwand sie zwischen den Bäumen des Verbotenen Waldes. Was wollte sie bloß da? Manchmal wünschte Harry sich, er sehe nicht nur aus wie ein Vampir, sondern er wäre auch einer. Dann könnte er einfach vom Turm springen und ihr hinterher fliegen, sie beobachten, sie vor den Tieren des Waldes beschützen. Sie kann sich auch alleine vor den Wesen beschützen, du Dummkopf, schellte er sich selber, ‚sie ist die beste Magierin, die du kennst. Sie kann sich nur vor Leuten wie dir nicht schützen, denn Gefühle kann man nicht mit Magie abwehren... Harry seufzte und schlug die Augen zu. Der Ausdruck ihrer Augen ließ ihn nicht los. Er bohrte sich in sein Herz, zerriss sein Herz von Innen heraus. Er spürte den Schmerz in seiner Brust, das Ziehen und Reißen. Was habe ich nur getan? Ich wollte sie nie verletzen, wollte immer nur für sie sorgen, sie beschützen, sie retten. Dabei habe ich ihr das einzige zugefügt, vor dem sie sich nicht selber beschützen kann. Sie hat unter mir mehr gelitten, als unter Voldemort... Wie konnte ich nur? Wie konnte ich nur so kurzsichtig sein? Was habe ich ihr nur angetan? ... Ich habe alles immer nur aus meinem Blickwinkel gesehen, nie aus ihrem. Ich war so egoistisch... Bei dem Gedanken sie nie verletzen zu wollen, habe ich dennoch genau das getan, genau das, was ich nie wollte. Er hätte in die Welt hinaus schreien können, doch dann hätten die Schüler ihn für verrückt erklärt und er könnte seine Stelle als Lehrer vergessen. Und der brauchte diese Stelle, sonst könnte er seine berufliche Laufbahn vollkommen vergessen. Ich habe mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lassen, mein Verstand war beschränkt... ich habe einfach nicht gesehen, was ich da anrichte... es ist unverzeihlich... was habe ich nur getan? Was habe ich getan? Ich kann es nicht fassen, wie konnte ich das nur machen? Was hat mich nur dazu gebracht, dazu getrieben? Es hätte tausend andere Wege gegeben, warum habe ich gerade den gewählt, der für uns beide am schmerzvollsten ist? Wobei mein Schmerz nichts ist, im Vergleich zu ihrem. Mein Schmerz ist mir nicht wichtig. Ich kann leiden. Aber sie, sie hat es nicht verdient. Sie sollte niemals wissen, wie es ist zu leiden. Ich wollte doch nur, dass sie glücklich ist... dass sie glücklich ist... Ich kann das nicht wieder gut machen, es ist unverzeihbar. Ich versteh mich selber nicht mehr. Er fuhr sich durch sein wirres Haar und schüttelte verzweifelt den Kopf. Unverzeihbar, unverständlich... warum nur habe ich das getan? Wie kann ein Mensch einen anderen Menschen nur unabsichtlich so verletzen? Ich wollte sie nicht verletzen, nie. Es heißt doch immer, dass der menschliche Verstand der beste ist. Wie kann ein Mensch dass so etwas machen? Wie kann der menschliche Verstand das zulassen? Ich versteh das einfach nicht... Verflucht, was habe ich nur getan... Ich habe es nicht verdient, dass sie mir verzeiht. Nein, das habe ich wirklich nicht. Ich kann es ja sogar verstehen, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Ich kann sie verstehen... und doch wünsche ich mir nichts sehnlicher, als wieder zu ihr durch zu kommen. Diese Mauer, die sie umgibt, zu durchbrechen. Ich vermisse sie so sehr... und es ist meine Schuld. Nur meine Schuld. Ich bin Schuld, ich! ... Ich wollte das alles nicht. Ich wollte das nicht... Er schlug die Hände vor sein Gesicht um die Tränen zu verdecken. Die Verzweifelung gewann die Überhand über ihn und schüttelte ihn. Sie wusste nicht warum, doch irgendwas zog ihre Augen hoch zum Himmel. Schwarz wie die Nacht flatterte dort ein Umhang. Sie blinzelte und versuchte mehr zu erkennen. Dort oben saß jemand. Auf die Entfernung war es nahezu unmöglich das schwarze Bündel zu identifizieren, doch das Stechen in ihrem Bauch verriet ihr, dass es Harry war, der dort oben auf dem Turm kauerte. Ginny senkte den Blick, noch bevor jemand ihren Augen folgte. Trotz der Entfernung spürte sie die Monster, die Harry zerfraßen. Sie fühlte seinen Schmerz. Doch sie konnte ihm nicht helfen. Wenn er so weit war, musste er zu ihr kommen. Sie konnte nicht immer den ersten Schritt machen. Sie war einfach nicht so stark. Sie konnte sich vorstellen, dass es hart für ihn war, doch er war selber Schuld. Es war gemein, doch sie konnte ihm einfach nicht noch weiter entgegen gehen. Sie schaffte es nicht. Sie war auch verletzt. Doch sie wusste, nein, sie hoffte, dass er irgendwann einfach vor ihr stand, irgendwann. Und hoffentlich würde dann wieder alles besser werden. Sie vermisste seine Freundschaft, sie vermisste ihn. Hermine streifte durch den Verbotenen Wald. Nach Voldemords Tod hatte er für sie eigenartigerweise seine Gefahr eingebüßt. Für sie strahlte er nichts Bedrohliches mehr aus. Sie hatte alles Schlimme in diesem Wald schon gesehen und noch viel mehr. Sie fürchtete sich nicht mehr, vor nichts außer vor Gefühlen. Alle Wesen der Natur, alles Wissen, alles Sachliche konnten ihr keine Furcht mehr einjagen. Hier im Wald hatte sie ihre Ruhe, hier war sie allein. Für die Schüler war der Wald weiterhin verboten und außerdem traute sich auch sonst kaum einer der Schüler hierein. So schlenderte sie gerne durch die Finsternis, welche sie wie Seide umfing. Die Waldgeister pfiffen ihre Lieder, die Sonne blickte vereinzelt durch kleine Lücken herein und spielte mit dem feuchten Grün. Es war nicht das Gespräch mit Minerva, das ihr im Kopf herum spukte. Das Gespräch war sehr gut für sie verlaufen. Minerva hatte sie gelobt und ihr Ratschläge gegeben, wie sie noch besser werden konnte. Sie hatte sogar mit ihr den Stoff für die nächste Woche durchgesprochen. Hermine fühlte einen leichten Stolz in sich aufsteigen. Ihre Eltern würden sich freuen. Doch es war Harry, der ihr ständig vor ihrem inneren Auge erschien. Sie war wütend auf sich selber, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass er einfach irgendwann vor ihrer Tür stand. Sie wollte ihm nie wieder so schutzlos und ausgeliefert entgegen treten wie damals und doch war sie heute Morgen schwach gewesen, weil sie nicht damit gerechnet hatte. Harry durfte ihre Schwäche nicht sehen, nicht sehen wie weh es ihr immer noch tat, ihn zu sehen. Wie konnte Dumbledore ihr das nur antun? Sie liebte, verehrte den Mann, doch manchmal hasste sie ihn auch. Harry sollte ihr nie wieder begegnen. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie hier oben im Norden weit genug von ihm entfernt gewesen wäre. Doch dem war nicht so. Was spielte das Leben ihr da nur für einen Streich? Seine Augen, seine Lippen, seine Hände, seine Stimme, seine Narbe, seine Haare, alles erinnerte sie an damals, daran was er ihr angetan hatte. Es schmerzte, wenn sie nur seinen Namen hörte und doch kreiste eben dieser durch ihre Gedanken. Sie konnte ihn nicht hören, ihn nicht riechen, ihn nicht sehen. Denn wenn das geschah, glaubte sie, ihr Herz müsste zerspringen oder eher der Rest von ihrem Herzen, der noch da war. Die Tränen schienen immer nur darauf zu lauern, dass er um die Ecke bog. Ihr Tränenvorrat schien unerschöpfbar zu sein. Eigentlich dachte sie, es wären keine Tränen mehr da, doch ständig liefen ihr neue aus den Augen. Beinahe hatte sie schon Angst auszutrocknen. Sie hatte schon lange nicht mehr so viel geweint, wie in den letzten paar Wochen, die sie gemeinsam mit Harry hier in Hogwarts verbracht hatte. Sie hasste es, wenn sie weinte, sie wollte nicht schwach sein. Doch hier im dunklen Wald sah niemand die Tränen, die ihr heimlich über die Wangen liefen und den fruchtbaren Waldboden bewässerten. Hier war ihr nichts peinlich. Hier konnte sie alles machen, alles denken. Hier war sie sicher. Zum Schluss ihres Spazierganges ging sie wie immer noch zu dem Denkmal, dass zu Ehren der im Krieg verstorbenen Schüler und Lehrer errichtet worden war. Sie legte wie jedes Mal eine einzige Blume, sie aus dem Wald mitgenommen hatte, auf die Steinplatte, auf der bereits einige Blumen und Kränze lagen. Es waren nicht nur Lehrer, die diesen Platz besuchten. Schüler erwiesen ihren ehemaligen Kollegen die letzte Ehre. Es war gut einen Ort zu haben, an dem man Menschen gedenken konnte, die hatten sterben müssen. Wie Dumbledore bereits in seiner ersten Rede dieses Schuljahres gesagt hatte, man durfte nicht vergessen, niemals. So sehr Hermine die Dunkelheit des Waldes liebte, sosehr hasste sie die stille Dunkelheit der Nacht, wenn sie einsam in ihrem großen Bett lag. Nachts kamen die bösen Geister, Erinnerungen die sie plagten. Sie wurde geschüttelte von Träumen. Nicht selten war das Kopfkissen nass, die Bettdecke vollkommen zerwühlt und sie nass geschwitzt. Stunden lang lag sie wach, aus Angst schon wieder von ihm zu träumen. Sie wollte nicht an ihn denken, nicht von ihm träumen, ihn nicht sehen. Doch es ging nicht. Er verfolgte sie, besonders nachts. Sie hatte schon alles Mögliche versucht um sich die Nächte angenehmer zu machen, doch nicht mal ein Denkarium half. Es fehlte nicht mehr viel und sie würde zu Snape gehen und ihn um einen Schlaftrank bitten. Sie konnte sich den Ausdruck in seinen Augen schon vorstellen und sie schob den Tag immer weiter von sich weg. Es musste auch ohne das Gebräu gehen. Und die Träume, die sie durch einen Schöne-Träume-Zauber bekam, entsprachen auch nicht ihrem Verständnis von schönen Träumen. So wollte sie nicht von einem Harry träumen, mit dem sie lächelnd herum tollte, oder von Harry, Ron und ihr in unbeschwerten Tagen in Hogwarts. Das waren keine schönen, sondern quälenden Träume. Noch nicht einmal nachts hatte sie ihre Ruhe vor Harry. Sie hatte schon daran gedacht sich einen Gigolo zu nehmen, um sich die Nächte zu verschönern. Doch sie war nicht der Typ dafür, sie konnte mit keinem wildfremden Mann im Bett liegen, erstrecht nicht für Geld. Es musste irgendwie besser werden, es konnte auf keinen Fall so weiter gehen. Sie brauchte eine Freundin, mit der sie über all das reden konnte. Nur mit wem? Mit Minerva war das nicht möglich. Professor Sprout, sie hatte sich immer noch nicht angewohnt die Vornamen ihrer Kollegen zu benutzen, würde ihr sicher irgendwas Pflanzliches verschreiben, doch auf Dauer war auch das keine Lösung. Seit Tagen ließ ihn der Gedanke nicht mehr in Ruhe. Sein Schuldgefühl, stärker denn je, folgte ihm überall hin. Er hielt es beinahe nicht mehr aus. Eines Nachts entschied er sich, dass er sich bei Hermine entschuldigen musste. Nur wie? Sie will ja nicht mit mir reden. So nahm er sich ein Stück Pergament und verfasste mehrmals einen Brief, bis er schließlich mit einem Exemplar einigermaßen zufrieden war. Liebe Hermine, Ich weiß, du willst nicht mit mir reden. Und ich kann das sogar verstehen. Aber es ist mir sehr wichtig, dass du dir diesen Brief durchließt. Wo soll ich nur anfangen? Ich müsste dir so viel erzählen... Ich verlange nicht, dass du mir verzeihst. Denn es ist unverzeihlich, was ich dir angetan habe. Wie könnte ich dich also nur bitten mir zu vergeben? Nein, das geht nicht. Ich bitte dich um nichts, als mich anzuhören. Mehr kann ich nicht. Dich zu verletzen war das Letzte, was ich wollte, und doch habe ich es getan. Heute weiß ich nicht mehr, warum ich gerade diesen Weg gegangen bin... Heute will ich mich bei dir entschuldigen und dir sagen, dass es mir so unendlich Leid tut. Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut. Das musst du mir glauben. Bitte. Für den Fall, dass du dich irgendwann doch dazu entscheidest mit mir zu reden, werde ich da sein. dir stets ergeben Harry Er verschloss das Pergament mit rotem Wachs und tippte mit seinem Zauberstab das Wappen seiner Familie in das Wachs. Einen Siegelring besaß er leider nicht. Das nächste Problem, das zu bewältigen es galt, lautete: wie bekommt Hermine den Brief. Harry wollte ihn nicht mit der Eulenpost verschicken. Er wollte sie nicht vor allen Lehrern und der gesamten Schülerschar bloßstellen. Der Brief musste auf anderem Weg in ihre Gemächer gelangen. Doch würde Hermine das Fenster aufmachen, wenn er Hedwig schicken würde? Hermine würde seine Eule sicherlich wieder erkennen. Das war also auch zu gewagt. So blieb dem Schwarzhaarigen nichts Anderes übrig, als den Brief vor ihre Tür zu legen, zu klopfen und selber zu gehen, sodass nur der Brief zurückbleiben würde. Um sicher zu gehen, dass sie dem Brief auch mit in ihre Gemächer nahm, musste er ihm irgendwas beistellen. Zuerst dachte er an ein Kuscheltier. Aber vielleicht war das zu vertraut? Wollte sie ein solches Geschenk von ihm? Wahrscheinlich nicht. Daher wählte er das Nächstliegenste, ein Buch. Er entschied sich für ein Pädagogik Buch der Muggel, das ihr beim Lehrerwerden vielleicht helfen konnte. So fand Hermines eines Morgens ein Buch ohne Besitzer vor ihrer Tür. Der Brief lag noch nicht sichtbar auf der ersten Seite. Harry lächelte ansatzweise, als er sah, dass sie das Buch mitgenommen hatte. Wer mag mir ein solches Buch geschenkt haben? überlegte Hermine ahnungslos. Da sie noch ein wenig Zeit hatte, setzte sie sich in ihren Sessel und schlug das Buch auf. Sofort stach ihr der Brief ins Auge. Also, doch ein Absender. Hermine legte das Buch auf den Tisch und betrachte den Brief. Das Siegel war ihr vollkommen unbekannt, was sie doch verwunderte. Hatte sie etwa einen unbekannten Verehrer? Vorsichtig brach sie das Siegel und faltete den Brief auseinander. Die Schreibweise brannte sich förmlich in ihre Netzhaut, sodass sie den Brief fallen ließ. Nicht schon wieder. Unter Millionen hätte sie diese Schrift erkannt. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Sie ließ den Brief auf dem Boden liegen und schritt unruhig im Zimmer auf und ab. Schließlich schnappte sie sich ihren Umhang und verließ schnell ihr Zimmer, das gefährliche Ding hinter sich lassend. Den ganzen Tag vermied Hermine es ihr Schlafgemach zu betreten, sie wollte es nicht sehen. Der Versuch es zu verdrängen war jedoch daran gescheitert, dass die Anwesenheit seines Briefes sich wie ein Heuler in ihr Bewusstsein schrie. Seit dem ersten Schuljahr kannte sie die Wirkung von Heulern. Er würde immer lauter schreien und sie konnte es nicht abstellen, außer sie las diesen Brief. Sie weigerte sich. Zu groß war die Angst von alten Gefühlen und Erinnerungen heftiger denn je überrollt zu werden. Sie versuchte das Schreien zu überhören, doch es war stetig bei ihr, es verließ sie nie, verstummte nie. Doch irgendwann nach dem Abendessen zog ihre Müdigkeit sie dann doch in ihr Zimmer. wo sollte sie denn sonst hin? Man würde sie auslachen, wenn sie erzählte, dass sie Angst vor einem einfach Brief hatte. Es war nur ein einfacher Brief, nicht mal ein Heuler, und doch flößte er ihr mehr Angst ein, als alle Heuler auf der ganzen Welt. Vorsichtig betrat sie ihr Schlafzimmer, genau darauf achtend, nicht auf jene gewisse Stelle auf dem Fußboden zu schauen. Sie verschloss die Zimmertür und hielte inne. Tief durchatmen, versuchte sie sich selber Mut zu machen. Langsam drehte sie sich um. Und da lag er, weiß und unschuldig mitten in ihrem Zimmer, unberührt von der Außenwelt. Schritt für Schritt näherte sie sich dem gefährlichen Ding, als wäre es eine hochexplosive Bombe. Einen halben Meter vor dem Brief kniete sie sich hin und betrachtete ihn genau aus ihren braunen Augen. Auf den ersten Blick wirkte er richtig harmlos. Das Pergament hatte sich wieder zusammen gerollt und lag nun vollkommen bewegungslos auf dem Boden. Es schien darauf zu warten, dass es endlich entrollt wurde und seine Botschaft vermitteln konnte. Hermine seufzte. Sie stand auf und machte einen Bogen um den Brief, während sie zum Fenster ging. Sie öffnete es und ein kühler Wind blies ihr entgegen. Die Augen geschlossen, genoss sie die Berührung des Windes. Als sie diese wieder öffnete, fiel ihr sofort der Mond auf. Doch es war kein normaler Mond, kein weißer, strahlender. Der Vollmond leuchtete rötlich. Als würde er brennen. kam es Hermine in den Sinn. Es war ein ungewöhnlicher Anblick, dennoch konnte sie ihre Augen nicht von diesem Phänomen lassen. Es zog sie in seinen Bann. Früher hätte sie dies als ein böses Zeichen gedeutet, möglicherweise als ein Hinweis auf ein Blutbad Voldemords. Doch es gab diesen Schwarzmagier nicht mehr, der immer wieder in ihren Gedanken auftrat. Nie konnte sie diese feuerroten Augen vergessen. Doch die Farbe des Mondes war nicht wie die Farbe seiner Augen. Der Rot-Ton war weniger stechend, er milder und weicher. Rot wie Feuer, menschliches Blut, Rons Haar, Rot wie der Mond, Rot wie die Liebe. Später konnte sie nicht mehr sagen, ob es die Wirkung dieses besonderen Mondes war oder etwas Anderes, dass sie dazu bewegte hatte, den Brief ans Fenster zu holen, ihn auszurollen und ihn im rötlichen Licht zu lesen. Mit glänzenden Augen las sie Letter für Letter, Wort für Wort, Satz für Satz und mit jedem weiteren Wort nahm die Gesamtbedeutung des Briefes zu. Jeder einzelne Buchstabe verlieh der Nachricht einen Sinn. Sie sah beinahe wie Harrys Hand die Feder führte und die Buchstaben mit schwarzer Tinte auf das Pergament malte, seine Gedanken verewigte und sie ihr durch die Sprache mitteilte. “Dir stets ergeben“, las sie noch mal und noch mal. Tränen rannen aus ihren Augen. Vergebung? Schuld? Wissen? Entschuldigung? Glauben? Lauter Wörter, Wörter über Wörter. Sie verstand den Sinn nicht mehr. Während die Tränen unkontrollierbar und eigensinnig ihr Gesicht benetzten, sank sie auf den Boden und weinte erbärmlich. Fortsetzung folgt Kapitel 3: Familientag der Lehrer --------------------------------- Schönes Wochenende! 3. Familientag der Lehrer Als sie am nächsten Morgen in den Spiegel schaute, hätte sie schon wieder anfangen können zu weinen. Sowohl weil die Erinnerungen an den Brief und alles bisher Gewesene noch deutlicher vor ihren Augen schwebten, als nach dem Tagebuch lesen, als auch wegen ihrer blutroten Augen und der tiefen, schwarzen Ringe darunter. Die Ringe konnte sie mit einigem Make-up überschminken, doch sie hatte noch nie von einem Zauber gehört, der die Augen wieder normal ausschauen ließ. So würde jeder sehen, dass sie geweint hatte. Doch besonders eine Person durfte das nicht sehen, unter keinen Umständen. Ihre verweinten Augen würden ihn wer weiß was denken lassen und vielleicht käme er auch noch auf die Idee sie darauf anzusprechen. Nein, das durfte nicht passieren. Sie musste das mit allen Mitteln irgendwie verhindern. Allerdings konnte sie auch nicht krank im Bett liegen bleiben, weil Madam Pomfrey sofort erkennen würde, dass das einzig Kranke an ihr, ihr Herz war. Und bekanntlich war Herzschmerz kein Grund die Schule zu schwänzen, erstrecht nicht für eine Lehrerin. Außerdem würde sie selbst dann Harry einen Grund geben vorbei zu kommen oder sich zumindest zu denken, dass sein Brief sie eben doch berührt hatte. Ihre Augen glitten nach draußen. Unpassenderweise musste die Sonne heute natürlich besonders stark scheinen und das auch noch direkt in ihr Gesicht. In Filmen regnete es in solchen Szenen immer. Sie blinzelte und drehte sich weg. Das ist es, es fiel ihr in dem Augenblick wie Schuppen von den Augen. Sie schritt zu ihrer Kommode, zog die oberste Schublade auf und wühlte in ihr herum. Irgendwie war die Ordnung ihr abhanden gekommen. Stattdessen hatte sie festgestellt, dass es sich in der Unordnung sogar sehr gut leben ließ und man auch dort alles wieder fand. Nur wenn es um Schulsachen ging, bewarte sie noch immer die alte Ordnung, vielleicht nur noch aus Routine?! Schließlich hatte sie es gefunden und holte das Etui ans Tageslicht. Die Braunhaarige öffnete es und blickte ihre alte Sonnenbrille an. Zwar hatte sie noch nie einen Zauberer mit Sonnenbrille gesehen, doch normale Brillen waren in der Magierwelt schließlich auch bekannt. Wer würde schon etwas dagegen sagen, wenn sie mit schwarz gefärbten, undurchsichtigen Gläsern in einem zugleich edlen und sportlichen Brillengestell herumlief? Das Wichtigste daran war jedoch nicht der Sonnenschutz, sondern der Schutz vor den Blicken der anderen. Niemand würde so sehen können, dass ihre Augen blutunterlaufen waren. Sie setzte die Brille auf und betrachtete sich im Spiegel. Perfekt. Harry steckte sich langsam ein Stück Käse in den Mund. Nach Außen hin versuchte er die Ruhe in Person zu sein, während er innerlich auf einem Ameisenhaufen zu sitzen schien. Alle paar Sekunden glitten seine Augen zu der Tür, durch welche die Professoren immer die große Halle betraten. Er hoffte nur, dass es niemandem auffiel, wie er innerlich darauf brannte Hermine zu sehen. Er hatte es im Gefühl, heute würde sie mit ihm reden, sie musste es einfach. Seine ganze Hoffnung lag in diesem Brief. Nachdem er sicher schon 100 Mal zur Tür geschaut hatte, glitt sie endlich offen und hinein trat sie. Sie schien auszusehen wie immer. Ihre Locken wippten bei jedem Schritt rauf und runter, ihre Lippen glänzten rosé und ihre Augen... ihre Augen konnte er nicht sehen. Sie hatte doch tatsächlich eine Sonnenbrille auf. Sein Blick fuhr automatisch hoch zu Decke, welche an diesem Morgen strahlend blau war und mit einer leuchtenden, warmen Sonne geschmückt war. Hat sie vor draußen zu unterrichten? fragte der Schwarzhaarige sich irritiert. Sie schritt, ohne ihn zu beachten, an ihm vorbei und setzte sich scheinbar leichtfüßig auf ihren Platz, während sie Dumbledore einen wunderschönen Guten Morgen wünschte. Ob sie den Brief wohl noch nicht gelesen hat? Ich hätte nicht nur das Buch, sondern auch den Brief mit einem Antwort-beim-Öffnen-Zauber belegen sollen, dachte Harry schwerfällig. Der Morgen war für den Schwarzhaarigen nicht anders, als all die anderen zuvor. Er hörte Hermine reden, doch nicht mit ihm. Er überlegte, ob er sie noch einmal ansprechen sollte. Doch nicht hier am Tisch, denn hier würde es ihr leichter fallen ihn abblitzen zu lassen und des Weiteren würde er viel zu viele Zeugen für sein Versagen haben. Ohne sein Frühstück aufgegessen zu haben, entschuldigte er sich, erhob sich und verließ die Halle. Nach ein paar Metern im Flur blieb er stehen und versteckte sich hinter einer Säule. Er kam sich vor wie ein Spion, nein mehr noch wie ein Schüler. Gut, dass ihn in diesem Teil des Schlosses keiner der Schüler ertappen konnte, denn das würde das Bild eines respektablen Lehrers völlig über den Haufen schmeißen. Professor Sprout und Flitwick gingen Minuten später an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken. Gut, dass der Krieg vorbei war, es war beängstigend, wenn er sich vorstellte, wie leicht sich jemand hätte im Schloss bewegen können, wenn er erst mal rein gekommen war. Seine Kollegen hatten irgendwas von Familientag geredet, doch er hatte ihnen nicht zugehört. Im Moment interessierte ihn nur Hermine. Schließlich öffnete sich erneut die Tür. Er erblickte Hermine und sein Herz begann schneller zu schlagen. Sollte er wirklich das Glück haben sie alleine anzutreffen? Seine Freude wurde sogleich wieder enttäuscht, denn Hermine führte Dumbledore aus der Halle hinaus. Und es kam noch schlimmer, Dumbledore hatte sich mit dem anderen Arm bei Snape eingeharkt. Harrys Herz sank ihm in die Hose. Das konnte er vergessen. Vor Snape würde er sich niemals so verwundbar zeigen. In dem Augenblick blieb das Trio stehen. Der Älteste wandte sich dem Hauslehrer von Slytherin zu und schien ihn mit seinen matten Augen zu fixieren. „Ich glaube, ich möchte doch noch etwas mousse au chocolat essen. Das Rezept von Beauxbaton ist einfach phänomenal“. nun wandte der Direktor sich Hermine zu, „Geh ruhig schon einmal hoch. Vielleicht fällt dir noch jemand ein, den du einladen kannst?“ Die Braunhaarige blickte Snape fragend an und Harry war entsetzt, dass sie sich scheinbar ohne Worte mit ihm verstand, denn er nickte. So löste sich die Jüngste der drei von Dumbledores Arm und sah zu, wie Snape diesen wieder in die Halle führte. Danach schloss sie die Tür und war gerade auf dem Weg zu ihrem Zimmer, als plötzlich neben ihr jemand hinter einer Säule hervorsprang. Reflexartig hatte sie ihren Zauberstab gezogen und rief: Stupor. Doch Harrys Reflexe waren erprobter als ihre, sodass er längst einen Schutzschild um sich errichtet hatte und der Fluch ihn unbeschädigt ließ. Hermines vor Schreck geweitete Augen verengten sich, als sie ihn erkannte. Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu und schritt ohne ein Wort weiter. Doch Harry packte sie am Handgelenk und hielt sie zurück. „Lass mich los.“, waren die ersten Worte, die sie seit Monaten das erste Mal wieder an ihn richtete. „Nur wenn du endlich mit mir redest“, erwiderte er ruhig und wusste dennoch, wie gering die Wahrscheinlichkeit war. Sicher hatten die Lehrer in der Halle ihren Fluch gehört und würden bald nach dem Rechten sehen. Und auch sie schien damit zu rechnen, denn sie blieb einfach stehen und tat nichts weiter, als ihm einen verhassten Blick zuzuwerfen. Als sich jedoch nach einer Minute immer noch nichts tat, realisierte Hermine, dass aus ihr unbekannten Gründen ihr niemand zu Hilfe eilen würde, weswegen sie ihren Zauberstab nun auf sein Handgelenk richtete und ihre Worte eine Spur bedrohlicher wiederholte: „Lass mich los.“ Er sah sie traurig an. „Wenn ich es nur wollen würde, könntest du machen, was immer dir einfallen würde, und du würdest es trotz allem nicht schaffen dich aus meinem Griff zu befreien. Doch ich will dich zu nichts zwingen, dazu bist du mir viel zu wichtig.“ Mit diesen Worten ließ er sie los. Sie sah ihn ein letztes Mal unverändert an, bevor sie sich schwungvoll umdrehte und schnellen Schrittes um die Ecke verschwand. Harry lehnte sich an die kalte Steinwand. Sie hatte mit ihm geredet, doch nicht so, wie er sich das erhofft hatte nach dem Brief. Dann öffnete sich erneut die Tür und Harry blickte auf. Wieder erschienen Snape und Albus. Nachdem Snape die Tür wieder verschlossen hatte, warf er ihm einen verhassten Blick zu und ging ohne ein Wort zu sagen an ihm vorbei. Beim Gehen wandte der Schulleiter für wenige Sekunden sein Gesicht Harry zu und schüttelte mit nachdenklicher Miene den Kopf. Der Schwarzhaarige sah den beiden Zauberern nach, Albus blieb ein Mythos für ihn. Wieder saß Harry hoch oben auf dem Turm, ganz in schwarz, und starrte auf den See hinaus. Der Wind pfiff schon sehr stark dort oben, dafür dass es noch Spätsommer war. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. Er erinnerte sich noch zu gut, dass er sich über die Wahl des neuen Zauberministers gefreut hatte. Zum einen für den Mann selbst und zum anderen, weil endlich mal jemand Fähiges das Amt Inne hatte. Doch musste Kingsley unbedingt auf dieses Jahr bestehen? Harry hatte lange mit ihm diskutiert. Aber das Mitglied des Ordens des Phönix war stur geblieben, da hatte der Jüngere sagen können, was er wollte. Und er hatte viel gesagt, er war beinahe ausgeflippt. Doch es hatte alles nichts geholfen, Kingsley hatte darauf bestanden, dass Harry ein Jahr nach Hogwarts ging. „Du musst mal wieder unter Leute kommen, dich daran erinnern, wie die Realität ist und lernen wieder richtig zu leben. Erst wenn du verstehst, wie andere Menschen denken, wie die Jugend von Morgen denkt und handelt, darfst du deine Ausbildung beginnen.“ Kingsleys Stimme schallte in seinem Kopf wieder. Er wusste, wie die Jugend dachte, es war nicht lange her und er war selber Schüler gewesen. Und nun musste er hier an der besten Schule für Hexerei und Zauberei unter anderen die 7. Klasse unterrichten, ohne jemals selbst das ganze Jahr am Unterricht der 17 und 18-jährigen teilgenommen zu haben. Wie sollte er sie so auf ihre Prüfungen vorbereiten? Doch sowohl Kingsley, als auch Dumbledore glaubten an seine Fähigkeiten. Plötzlich war es dann doch wieder nützlich, was Harry alles erlebt und durchlebt hatte. Aber es führte genauso dazu, dass er seine Ausbildung zum Auror nicht sofort anfangen durfte. Was war das bitte für eine verquere Logik? Einst hatte er geglaubt, wenn er erwachsen wäre, würde er die Logik der Erwachsenen verstehen können, doch sie war für ihn immer noch wie eine andere Sprache. Dabei war er mittlerweile sogar schon 18 Jahre als, genauso alt wie manche seiner Schüler. ‘Wenigstens bleibt mir so ein Jahr der Ausbildung zum Auror erspart’, dachte er nicht wirklich glücklich mit der Situation. Auch wenn er somit noch nicht mal ein Jahr hinterher hing. Anfangs hatte er gehofft, dass Hogwarts doch nicht so schlecht werden würde. Hermine würde der Grund dafür sein. Doch seine Hoffnung verschwand Tag für Tag, an dem Hermine ihn nicht beachtete, mehr. Da wäre die Ausbildung sicherlich interessanter und schöner als das. War er zu optimistisch gewesen, wenn er geglaubt hatte, dass sie noch genug für ihn empfand, um mit ihm wenigstens zu reden? Er öffnete die Augen und blickte wieder hinunter auf das Gelände. Vom Tor kamen zwei ihm unbekannte Personen herauf. Wer das wohl sein mag? Abgelenkt kletterte er wieder runter und wollte nachsehen gehen. In der Eingangshalle traf er Professor Sprout in den Armen einer anderen Frau, die ihr sehr ähnlich sah. Harry hob irritiert eine Augenbraue. „Was geht hier vor? Ist irgendwas passiert?“ Ihm entgegen schwebte Professor Flitwick, und neben ihm ging eine Frau, die aussah als hätte sie in sehr kurzer Zeit sehr viel abgenommen. „Harry, darf ich dir vorstellen, das ist meine Frau. Fabienne Flitwick. Harry Potter.“, stellte der Geist die beiden einander vor. Die Frau schüttelte ihm begeistert die Hand. „Es freut mich ja so sie endlich einmal kennen zu lernen.“, lächelte sie. Harry lächelte zurück, während er sich in Gedanken fragte, was die beiden fremden Frauen hier machten. Als der Schwarzhaarige nicht reagierte, entschuldigten die Flitwicks sich und ließen ihn allein. Da er nicht Professor Sprout fragen gehen wollte, entschied er sich zu Dumbledore zu gehen und ihn zu fragen, was hier gespielt wurde. „Lachbonbon.“ und der Wasserspeier sprang leichtfüßig zur Seite. Harry stieg mit großen Schritten die Wendeltreppe hoch und klopfte. Nachdem er das „Ist offen.“ abgewartet hatte, betrat er den Raum und erblickte Dumbledore mit dem Rücken zu ihm an seinem Schreibtisch sitzend. „Professor Dumbledore, was machen Filius Frau und Pomonas Verwandte im Schloss?“, sprudelte es unüberlegt aus dem Schwarzhaarigen heraus. “Das gleiche wie ich.“, kam es von dem Mann, der sich nun umdrehte und Harry mit stechend hellblauen Augen musterte. „Sie sind nicht Dumbledore...“, schlussfolgerte der jüngste Lehrer der Schule und musterte seinen Gegenüber abschätzend. Er hatte ebenfalls längere, weiße Haare und seine Augen waren ebenso hellblau wie Albus. Doch ihm fehlten die Kriegsverletzungen, welche Albus´ Gesicht entstellten, und seine Mimik und Haltung waren anders. “Doch sein Name ist auch Dumbledore, Harry“, kam es in dem Moment aus der Tür, die zum Nebenraum führte, und zielsicher trat Albus hinein, „das ist mein jüngerer Bruder Aberforth Dumbledore. Du wirst Harry sicher erkannt haben“. Aberforth nickte und obwohl sein Bruder es nicht sehen konnte, schien er sich des Nickens bewusst zu sein. Dumbledore zeichnete zwei Stühle für Harry und sich mit seinem Zauberstab, bevor er sich setzte. „Es tut mir leid, dass ich dir nicht bescheid gesagt habe, Harry.“, begann der alte Mann, „immer dann, wenn die älteren Schüler in Hogsmeade sind, ist der Professorische Familientag. Dann kommen ihre Familienmitglieder die Professoren besuchen. Da du jedoch keine Familie mehr hast, hatte ich es für besser gehalten, dir nichts zu sagen.“ Harry schwieg für ein paar Minuten. „Wie lange gibt es diese Tradition schon?“, wollte er schließlich wissen. „Sie wurde schon vor deiner Geburt eingeführt.“, erklärte Dumbledore ruhig. „Okay.“, sagte Harry, da er sich nicht sicher war, ob ein Nicken nicht vielleicht unhöflich sein würde. „Sie ist mir bisher noch nie aufgefallen.“, stellte er schlicht fest. „Die jüngeren Schüler achten nicht darauf.“, meldete Aberforth sich Schulter zuckend zu Wort, „und die älteren sind nicht auf dem Geläne.“ „Mehr wollte ich eigentlich nicht wissen.“, sagte Harry schließlich und stand auf, „einen schönen Familientag.“ Damit ging der 18-jährige die Treppen wieder runter und ließ die Brüder alleine. “Eine Familie könnte er gut gebrauchen.“, warf Aberforth in den Raum. „Seine können wir ihm nicht wieder geben. Doch Hermine würde ihn sicher aufnehmen... wenn sie es nur wollte.“, seufzte sein großer Bruder. „Versuchst du wieder das Leben anderer nach deinen Wünschen zu gestalten?“, bohrte der Jüngere leicht gereizt, „lass es lieber. Es kann nicht alles nach deiner Pfeife tanzen. Das musst du doch mittlerweile mal gelernt haben.“ Albus grinste spitzbubenhaft. „Lass mir doch meine Träume.“, lächelte er. Aberforth schüttelte nur den Kopf. “Hallo, hier bin ich.“, Hermine rannte fremden Menschen entgegen und umarmte beide gleichzeitig. Harry, der das Schauspiel mit einem bittersüßen Geschmack auf der Zunge betrachtete, drehte sich nach einigen Sekunden um, bevor man ihn bemerkte hatte, und entschied den Besen zu nehmen, statt durch das Portal die Schule zu verlassen. Er hat nicht das Verlangen bei den ganzen Familien im Schloss zu bleiben, dort fühlte er sich unpassend, am falschen Ort. Es war fast so, als könnte Hogwarts ihm kein Zuhause mehr sein, während es das all die Jahre seiner Schulzeit gewesen war. Doch Albus hatte Recht, er hatte keine Familie, keinen einzigen Verwandten mehr. Selbst die Dursleys waren nun tot, im Krieg bei einem Massenmuggelmord ums Leben gekommen. Voldemort war sich nicht einmal bewusst gewesen, dass er indirekt Harrys Verwandte ums Leben gebracht hatte. Aber selbst wenn es auch nur der Besuch der Dursleys gewesen wäre, nur ein kleiner Streit mit Dudley und er würde sich nicht mehr so allein fühlen. Denn genau das war er. Ganz allein. Es fühlte sich an, als wäre er ganz allein auf der großen Welt, selbst hier in Hogwarts, wo es normalerweise nur so von Schülern wimmelte. Keine Familie, keine Freunde. Es gab zwar Leute, die ihn wahrscheinlich aufnehmen würde, wenn er Hilfe bräuchte. Molly und Arthur Weasley, vielleicht sogar die Zwillinge, Remus. Remus und er waren einst Freunde gewesen, sie waren sich während des Trainings für den letzten Kampf sehr nahe gekommen. Doch danach hatten sie nichts mehr mit einander zu tun gehabt. Er würde dem letzten der Rumtreiber später Mal einen Brief schreiben. Vielleicht konnte er ihm helfen?! In seinem Zimmer angekommen, packte er seinen Lieblingsbesen, den Feuerblitz, öffnete das Fenster und flog hinaus. Er wollte mal wieder nach Hogsmeade, es war schon beinahe ein Jahr her, dass er dort zuletzt gewesen war. Seine Augen streiften das Schild des „Drei Besen“, doch er ging an dem von Schülern gefüllten Pub vorbei. Was sollte er dort auch alleine? Mit Hermine und Ron war er immer da gewesen... doch nie allein. Außerdem gehörte er nun nicht mehr zu der Schülerschar, die sich dort trotz des schönen Wetters ein Butterbier trank. Er konnte sich nicht mehr in ihre Gemeinschaft integrieren, er war keiner von ihnen und es fiel ihm auch zunehmend schwer sich mit den nur ein Jahr jüngeren zu identifizieren. Es kam ihm vor, als läge seine Jugend schon Jahre zurück und unbekümmert war selbst seine Kindheit nie gewesen. Während er die Straße entlang schritt und ihm ständig Schüler entgegen kamen, frage er sich, warum er ausgerechnet heute nach Hogsmeade gegangen war. Als Lehrer stand es ihm außerhalb seiner Unterrichtszeiten frei hier her zu kommen, doch er war der Gewohnheit gefolgt und an dem Tag mit den Schülern dorthin gekommen. Innerlich schüttelte er den Kopf. Er hätte nicht gedacht, dass der Schulalltag nach dem letzten Jahr immer noch so tief in ihm verwurzelt war. Er schlenderte in eine Seitenstraße, weg von den Massen, und endlich wurde es zumindest etwas ruhiger. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich so gut wie nie von der Hauptstraße durch das Zauberdorf entfernt hatte. Die Ecke war ihm völlig unbekannt. Kleine Häuschen standen hier neben einander, manche hatte architektonisch etwas ungewöhnliche Formen, doch im Allgemeinen waren sie als die Häuser, der hier lebenden Hexen und Zauberer, zu erkennen. Neugierig blickte er sich um, wo er doch in seinem Leben noch in keinem anderen Zauberdorf gewesen war und außer den Häusern der Blacks und der Weasleys noch kein weiteres magisches Haus gesehen hatte; und an das seiner Eltern konnte er sich nicht mehr erinnern. Und selbst die beiden ihm bekannten Häuser waren sowohl von Außen als auch von Innen so verschieden wie Tag und Nacht. In dieser Wohngegend fiel ihm deswegen auch sofort die kleine, bunte Bude auf. Neugierig trat er auf sie zu und entdeckte die Aufschrift „Magical Ice-Cream“. Im Gegenteil zu den ganzen anderen Läden gab es dort kein Gedränge, es stand noch nicht mal ein einziger Schüler an. Interessiert betrachtete Harry den Laden und die verschiedenen Eissorten. ‘Wie lange ist es her, dass ich ein Eis gegessen habe?’, überlegte er angestrengt. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Schon erschien auch eine Bedienung hinter der Theke. „Guten Tag. Kann ich ihnen ein Eis anbieten?“, fragte die junge Frau freundlich. „Hallo, ja sehr gerne. Ich hätte gerne drei Kugeln. Einmal gescheckter Bourbone Mandelklee, dann noch süß-saure Krokantwolke und zuletzt unsichtbare Flussmondbeere.“, bestellte er. „Hier bitte sehr.“ Nachdem er bezahlt hatte, wandte er sich noch einmal an die Verkäuferin: „Entschuldigen Sie meine Neugierde, aber warum ist ihr Laden soweit weg von der Dorfstraße?“ Die junge Frau seufzte: „Ich würde auch lieber dort mein Eis verkaufen, in einer richtigen Diele, drinnen und draußen, mit Sitzplätzen, doch jegliche Häuser an der Straße sind besetzt.“ Verwundert stellte Harry fest, dass das Eis wirklich gut schmeckte. „Wissen Sie was?“, lächelte er, „ich werde dort an der Straße einen Banner hinzaubern, der auf ihr leckeres Eis hinweißt.“ „Würden Sie das wirklich tun? Das wäre sehr nett.“, freute sich die junge Frau. Das Eis genießend ging er den gleichen Weg wieder zurück, diesmal jedoch hatte er kein Auge für die einfachen Häuser. An der Ecke zur Straße angekommen, schwang er seinen Zauberstab und mitten in der Luft erschien ein Banner mit der Aufschrift „Magical Ice-Cream“. Er betrachtete sein Werk zufrieden und leckte an seiner unsichtbaren Kugel. Als er sich umdrehte, fuhr er erschreckt zusammen, denn direkt vor ihm stand Ginny. Sie lächelte ihn an und das alleine irritierte ihn schon. Sie war die erste seiner Freunde, oder eher seiner alten Freunde, die ihn an lächelte. “Hey,“, sagte sie und es tat gut ihre Stimme außerhalb des Unterrichtes zu hören, „du verfehlst dein Eis mit der Zunge immer.“ Sie grinste, unsicher, ob sie nun etwas Falsches gesagt hatte. Doch erleichtert stellte sie fest, dass nun auch er lächelte. „Hey Ginny.“, wie lange er das nicht mehr gesagt hatte, „nein, meine dritte Kugel ist lediglich unsichtbar. Probier es selbst.“ Harry hielt ihr sein Hörncheneis entgegen und blickte sie ohne jegliche Gefühle in den Augen an, während er innerlich hoffte, bangte, dass sie nicht zurückschreckte. Einen Moment zögerte Ginny, nicht dass sie ihm nicht traute, doch diese Gefühllosigkeit in seinen Augen verschreckte sie. Schließlich, irgendwie kam es ihr dämlich vor, schleckte sie kurz über der hellblau-braunen Kugel, scheinbar in der Luft und tatsächlich. „Hm,“, ihre Augen weiteten sich erstaunt, „was ist das?“ „Unsichtbare Flussmondbeere.“, lächelte Harry nun wieder und schleckte ebenfalls. “Ginny? Kommst du?“, riefen in dem Moment einige Mädchen, die ein paar Meter weiter stehen geblieben waren und auf sie warteten. „Kommt her, dort unten gibt es total leckeres Eis.“, schwärmte sie und winkte sie zu sich. Die drei Schülerinnen kamen näher, Harry versuchte sich an ihre Namen zu erinnern, doch außer Luna, die nun hinzu stieß, kam er nicht darauf. Die Rothaarige neben ihm deutete auf den Eisladen einige Meter die Straße hinunter. Die anderen nickten erfreut und machten sich auf den Weg. „Okay, Harry, man sieht sich?“, verabschiedete Ginny sich. „Ja, das wäre ... schön.“, kam es nun doch über seine Lippen. Sie lächelte. „Wie heißt das Eis gleich noch mal? Ich glaube, ich will die Sorte auch.“, warf sie ihm nach zwei Schritten noch einmal einen Blick zu. „Unsichtbare Flussmondbeere.“, erwiderte er und winkte ihr. Sie nickte lächelnd, bevor sie sich umdrehte und hinter ihren Freundinnen her lief. Harry sah ihr noch ein paar Sekunden nach, bevor er sich wieder auf den Rückweg machte. Er würde später, wenn es leerer war, noch mal nach Hogsmeade zurückkommen, irgendwann in den nächsten Tagen. Jetzt wollte er erst mal Remus einen Brief schreiben, das Gespräch mit Ginny gerade hatte ihn noch in seinem Vorhaben bestärkt. Freunde waren wichtig. Zurück fliegen konnte er jedoch nun nicht mehr. Zwar trug er seinen Feuerblitz in Miniatur gezaubert in seiner Manteltasche, doch das Eis würde den Flug aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überstehen und dafür schmeckte es ihm viel zu gut. Ginny schleckte in Gedanken versunken an ihrem Eis, während sie weiter durch Hogsmeade streiften. Sie dachte an das Gespräch mit Harry. ‚Wieso habe ich ihn angesprochen?’, fragte sie sich schon zum wiederholten Male, ‚andererseits, schon alleine wegen diesem Eis hat es sich gelohnt... Doch deswegen bin ich ursprünglich nicht zu ihm gegangen... vielleicht weil er so allein aussieht, besonders als er dort oben auf dem Turm saß... aber ich wollte es eigentlich. Ich wollte es ihm nicht so einfach machen. Aber wenn ich bedenke, dass in seinem Leben nichts einfach ist ... und wir waren einst wie Geschwister zu einander. Den nächsten Schritt kann er immer noch machen. Aber er hat sich so sehr verändert. Noch immer umgibt ihn diese Aura des Einzelgängers, die er letztes Schuljahr erschaffen hat. Und Hermine scheint ihn auch abzublocken, ich habe sie noch niemals am Lehrertisch miteinander reden gesehen... Allerdings ist er auch zum Teil selber Schuld. Ich weiß zwar nicht, was zwischen den beiden alles vorgefallen ist, doch mir reicht bereits das, was ich mitbekommen habe... Irgendwie tun mir die beiden leid. Ob sie dieses Tal zwischen sich jemals wieder überwinden können? Oder sind die Wunden zu tief und noch zu frisch? Ich würde ihm gerne helfen, doch nicht durch alle Hindernisse hindurch. Es muss von ihm ausgehen. Noch immer tut es weh, wie er mich letztes Jahr behandelt hat. Zwar spüre ich, dass er nicht mehr der Gleiche wie letztes Jahr ist, aber auch nicht mehr der Harry, der er davor war. Doch das reicht nicht, um alles wieder gut zu machen. Und wer ist der momentane Harry? Was denkt und fühlt er? Was...?’ „Ginny?“, ihre vier Freundinnen starrten sie eindringlich an. Sie blinzelte aus ihren Gedanken gerissen. „Ja?“ „Wo bist du nur wieder?“ „Sie reist rückwärts.“, lächelte Luna geheimnisvoll und Ginny starrte sie perplex an, doch die Blonde hatte schon etwas Interessantes im nächsten Laden gefunden. Hallo Remus, es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich musste erst mal lernen mit der Vergangenheit und der neuen Situation umzugehen, denke ich. Heute ist ein so genannter Familientag, du weißt sicher, wovon ich spreche. Ich hatte gedacht, du könntest vielleicht am nächsten Familientag vorbei kommen? Ich denke nicht, dass Dumbledore etwas dagegen hätte. Ich würde mich auf jeden Fall freuen. Du kannst Hedwig ruhig solange bei dir behalten, bist du geantwortet hast. Harry Er legte seine Feder zur Seite, steckte den Brief in einen Umschlag, welchen er mit Wachs versiegelte und machte sich auf den Weg zur Eulerei. Seit seiner Anreise hatte er Hedwig schon nicht mehr gesehen. Wem hätte er auch schreiben sollen? Zum Abendessen waren die Verwandten wieder weg und dafür die Schüler alle wieder in der großen Halle. Etwas leichter als sonst fühlte er sich, als er seinen Platz zwischen Filius und Vanessa einnahm. Und auch das Essen schmeckte irgendwie wieder etwas besser, wenn auch noch nicht so gut wie damals. Dennoch war es das erste Mal, dass er sich richtig Zeit ließ beim Essen und nicht alles runter schlang. Noch bevor der erste Schüler aufgestanden war um zu gehen, erhob Dumbledore sich. Und dieses Zeichen schien nach den letzten Geschehnissen noch mehr Stärke zu zeigen, als zu Harrys Schulzeiten. Innerhalb von wenigen Augenblicken war es in der Großen Halle mucksmäuschenstill und alle Schüler starrten gebannt zu Dumbledore. „Meine lieben Schülerinnen und Schüler, jetzt, wo bereits einige Wochen ins neue Schuljahr gegangen sind, ist es an der Zeit euch in das neuste Projekt der Schule einzuweihen. Dieses Projekt wird eineinhalb Monate dauern und die ganze Schule betreffen, doch besonders die sechste und siebte Klasse.“, er machte eine kleine Pause, währenddessen die Schüler sich gespannte Blicke zuwarfen. „Einige Kilometer von hier entfernt, an einem See, gibt es ein Stück Land, das unserer Schule für dieses Projekt zur Verfügung gestellt wird. Nach dem Namen dieses Gebietes ist das Projekt „Camp Seafire“ genannt worden. Es handelt sich um ein Camp der beiden Jahrgangsstufen. Unter der Betreuung zweier Lehrer wird die 6. und 7. Klasse dort die besagte Zeit bleiben und einen etwas anderen Unterricht erfahren. Die Idee für dieses Projekt entstand durch den vergangenen Krieg, und das Ministerium und ich halten es für sehr wichtig, euch diese Erfahrungen zu vermitteln und euch so weiter zu bilden. Am 1. Oktober geht es los. Näheres werdet ihr von euren Hauslehrern erfahren, bis dahin wünsche ich euch erst mal noch einen Guten Appetit und eine geruhsame Nacht.“ Nach dem Essen saß Harry in seinem Zimmer und dachte über das Projekt nach, das Dumbledore eben vorgestellt hatte. Er wusste zwar nicht, was für Überlebensaufgaben den Schülern in dem Camp gestellt werden würden, dennoch gefiel ihm die Idee. So würden die Schüler mehr Praxisbezug bekommen und außerdem erleben, wie es ist in freier Wildbahn zu leben. Vielleicht sogar auf sich allein gestellt, er wusste es nicht. Da er genau wie die Schüler erst während des Essens von dem Vorhaben erfahren hatte. Ein Klopfen gegen die Fensterscheibe riss ihn aus den Gedanken. Eine Eule klackte mit ihrem Schnabel dagegen. Neugierig stand er auf und öffnete das Fenster. Schon zuvor war ihm aufgefallen, dass es nicht Hedwig war. So schnell hatte er auch mit keiner Antwort von Remus gerechnet. Aber wer hatte ihm dann geschrieben? Er nahm der grauen Eule die Nachricht ab und reichte ihr ein wenig von Hedwigs Futter, bevor diese wieder aus dem Raum flog und sich in die Lüfte erhob. „Eine Schuleule?“, stellte Harry überrascht fest, als das Tier den Eulenturm ansteuerte. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Vielleicht hatte sein Brief an Hermine sie doch irgendwie berührt und nun antwortete sie ihm?! Mit zittrigen Händen rollte er das Pergament auseinander. Nur ein Blick auf die Schrift reichte, um seine Vorfreude zunichte zu machen, dennoch blieb das Interesse, denn es handelte sich um Dumbledores Schrift. Er fragte sich erst gar nicht, wie der Zauberer trotz seiner Blindheit schreiben konnte. Es gab sicher einen Zauber, den Harry nicht kannte oder Dumbledore hatte eine ähnliche Feder wie Rita Kimmkorn. Guten Abend Harry, ich hoff, ich störe dich nicht zu dieser späten Stunde? Ich muss etwas mit dir besprechen. Würdest du noch einmal kurz in mein Büro kommen? Albus Harry zog irritiert eine Augenbraue hoch. Er war doch heute schon im Büro des Direktors gewesen, wieso hatte er ihm das, scheinbar äußerst Wichtige, da nicht erzählt? Wahrscheinlich wegen Aberforths Anwesenheit, anders konnte der Schwarzhaarige es sich nicht erklären. ‚Na ja, was solls, ich hab Zeit.’, er zuckte mit den Schultern und legte den Brief auf den kleinen Tisch. Dann legte er sich seinen Umhang um und machte sich auf den Weg. “Herein“ Harry öffnete die Tür zu Dumbledores Büro und stellte erstaunt fest, dass es kein Gespräch zwischen vier Augen werden würde, mit dem er gerechnet hatte. „Schön, dass du Zeit hast.“, begrüßte der weise Mann ihn. „Guten Abend, Hermine. Guten Abend, Albus.“, grüßte er, aber Hermine hatte sich nach seinem Eintreten schon wieder von ihm abgewandt. Der Schulleiter wies ihm den Platz neben seiner ehemaligen Freundin zu, wie er erfreut feststellte. “Ich habe euch beiden wegen des Projektes hierher gebeten.“, erklärte Dumbledore das Zusammensitzen auch ohne Umschweife. Harry blickte ihn fragend an, während Hermines Gesicht sich ahnungsvoll zu einer finsteren Grimasse verzog. „Wie ihr bereits wisst, brauchen die beiden Stufen zwei Lehrer zu ihrer Betreuung und ihrer Unterrichtung und ich bin der Meinung, dass ihr beiden dazu am besten geeignet seid.“, gab er seine Entscheidung auch gleich preis. In Harrys Kopf ratterte es. Sollte er sich nun freuen oder nicht, denn einfach würde die gemeinsame Zeit sicherlich nicht. Hermine hingegen erhob sofort ihre Stimme, um ihren Protest auszudrücken: „Entschuldige, Albus, aber das kann nicht dein Ernst sein. Ich bin hier an der Schule, um Minerva zu assistieren. Dieses Camp hilft mir nichts in meiner Laufbahn zur Professorin.“ Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf. „Das ist mein völliger Ernst, Hermine. Die anderen Kollegen und ich sind schon vor Wochen zu dem Entschluss gekommen dieses Projekt zu starten und alle haben zugestimmt, dass ihr beiden am besten für diese wichtige Aufgabe geeignet seid.“, berichtete der Direktor ruhig, „Ganz im Gegenteil zu deiner Behauptung wird dir die Erfahrung im Camp mit den Schülern sehr viel bringen für deine Laufbahn zur Professorin. Wir müssen noch Näheres besprechen, doch eure Aufgabe besteht darin, die Schülerinnen und Schüler im Camp zu unterrichten, nur eben viel Praxis bezogener und freier. Einiges ist schon festgelegt, doch ihr habt auch die Möglichkeit euch Aufgaben selbst zu überlegen, die ihr für lebenswichtig haltet. Eure Kreativität, sowie eure Durchsetzungsfähigkeit und besonders eure Begabung zu unterrichten sind gefragt.“ ‚Begabung zu unterrichten? Na ich weiß nicht, ob das meine größte Begabung ist...’, zweifelte Harry in Gedanken. „Aber Professor...“, Hermine fiel aufgrund ihrer stark aufgeregten Abneigung wieder in die Phase zurück, ihn „Professor“ zu nennen, bevor sie verzweifelt verstummte. Sie wusste einfach nicht, was sie noch dagegen vorbringen konnte. Da die zwei Jüngeren schweigend vor ihm saßen, das Gesicht der einen voller Verzweifelung, der Gesichtsausdruck des anderen zeigte die innere Zerrissenheit, hatte Dumbledore kurz Zeit über seine Entscheidung nachzudenken und die beiden noch etwas in ihren Gedanken zu lassen. Die Wahl war auf die beiden gefallen, da während ihrer Abwesenheit der Unterricht von anderen übernommen werden konnte. Minerva würde wieder alle Kurse in Verwandlung unterrichten und er selbst würde, mit der Unterstützung der anderen Lehrer, Verteidigung gegen die dunklen Künste geben. Dass es die perfekte Chance für seine ehemaligen Schüler war sich wieder einander anzunähern, war ihm irgendwann ebenfalls klar geworden. Es schien nahezu perfekt, wenn die zwei es denn wirklich schafften über sich hinaus zu wachsen. Dass sie nicht begeistert waren, überraschte ihn wenig. Doch vielleicht würden sie in naher Zukunft verstehen, warum es sie beiden hatten sein müssen, es war schließlich auch zu ihrem Besten. Trotz seines fehlenden Augenlichts war ihm längst aufgefallen, wie die beiden sich einander gegenüber verhielten. “Dann wäre das ja geklärt.“, äußerte sich Albus nach einigen Minuten des Schweigens wieder und hob gleichzeitig beschwichtigend die Hände, als hätte er mit Hermines Widerstand gerechnet. „Wie gesagt, das Projekt beginnt am 1. Oktober. Ich würde sagen alles Weitere planen wir in den nächsten Tagen, es ist schon spät. Gute Nacht.“ Hermine stand ohne ein weiteres Wort abrupt auf und eilte aus dem Raum, dann knallte die Tür auch schon hinter ihr zu. Dumbledore schüttelte leicht den Kopf. „Dein Vater konnte das Temperament deiner Mutter auch zügeln.“, meinte er schmunzelnd. „Es ist nicht nur ihr Temperament...“, gestand Harry und stand ebenfalls auf, „Guten Nacht, Albus.“ „Gute Nacht, Harry James Potter.“ Fortsetzung folgt Kapitel 4: Sinn des Lebens oder (Über-)Leben lernen --------------------------------------------------- Hallo, ich bin wieder da. Tut mir leid, hat ein bisschen länger gedauert wegen Computer-Problemen. Da das jetzt geklärt ist, wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen des nächsten Kapitels. Darc Angel 4. Sinn des Lebens oder (Über-)Leben lernen Länger als eine Stunde starrte er nun schon auf denselben Punkt seines roten Baldachins, ursprünglich war er nachtblau gewesen, doch wenn er schon wieder in Hogwarts wohnte, dann konnte sein Bett auch die Farben seines alten Hauses annehmen. Doch das Rot des Stoffes sah er nicht, sein Blick war in die Ferne gerichtet, auf nichts fixiert, das andere Menschen hätten sehen können. Der Tag war sicher schon zehn Mal vor seinem inneren Auge, wie ein Film, abgelaufen, doch er wurde nicht schlau aus dem Geschehenen. Bei dem Gedanken an Ginny musste er lächeln, während Hermines Reaktionen eine Gänsehaut am ganzen Körper hervorriefen. Während er das Verhalten seiner Ex-Freundin immerhin irgendwie verstehen konnte, durchschaute er das Handeln der Rothaarigen nicht. Denn, genau wie Hermine, hatte er auch sie letztes Jahr bis tief unter die Haut verletzt, das wusste er, und trotzdem war die Initiative von ihr ausgegangen. ‘Ob Ron sie wohl geschickt hat? Sie wird ihm sicher erzählt haben, dass ich hier Lehrer bin.’, überlegte er angestrengt, ‘nein, das glaube ich nicht. Es wäre... schön, aber Ron ist zu dickköpfig um zu versuchen Kontakt mit mir wieder aufzubauen, und zu enttäuscht, zu verletzt. Nein, er hätte sie niemals geschickt, ich hätte es an seiner Stelle auch nicht getan. Aber Hermine kann Ginny auch nicht gesandt haben, soweit ich das mitbekommen habe, reden die beiden nicht mehr mit einander. Wie konnte das alles nur geschehen?’, wie oft hatte er sich das schon gefragt und so viele Antworten versucht darauf zu geben. Doch sie waren so vielseitig und so unterschiedlich, dass sie doch nie vollkommen der Wahrheit entsprachen. ‘Dann muss Ginny von alleine gekommen sein... ein wunderbares Gefühl. Und doch muss es ihr unglaublich schwergefallen sein, sie ist doch genauso dickköpfig wie ihr Bruder. Noch ein weiterer Grund sie zu verehren. Meine kleine Ginny. Vielleicht wird sie das eines Tages wieder sein. Aber habe ich die Kraft dazu? Die Kraft all die zerbrochenen Beziehungen wieder aufzubauen? Alleine? Ohne Hermine an meiner Seite?!’ Seine Augen wurden langsam trocken, da er vergessen hatte ab und an zu blinzeln, so schloss er sie danach, um sie zu beruhigen. Schwer ging sein Atem, während der Mond den höchsten Punkt am Himmel bereits hinter sich hatte. Er wollte seine Gedanken zu dem glücklichen Zusammentreffen mit Ginny führen, aber sie glitten immer wieder zu Hermine und damit zu dem Camp. Die Uhr schlug fünf Uhr morgens. Hermine seufzte, bevor sie sich aufsetzte und ihre Beine aus dem Bett schwang. Unter normalen Umständen stand noch nicht einmal sie um diese Tageszeit auf, doch im Moment herrschten keine normalen Umstände. Sie hatte die letzte Nacht kaum ein Auge zugetan, doch mittlerweile hatte sie es aufgegeben zu versuchen noch mal einzuschlafen, es hatte keinen Sinn mehr. So betrat sie hellwach ihr eigenes, kleines Bad und stellte den Duschstrahl eiskalt. Das Nachthemd schön gefaltet auf den Hocker gelegt, stieg sie in die Dusche und unterdrückte einen Schrei, während sich die feinen Härchen an ihrem Armen und im Nacken aufstellten, als wollten sie gegen die Kälte protestieren. Doch sie änderte die Wassertemperatur nicht, sondern ließ sich das eisige Wasser auf den Kopf und ihr braunes Haar prasseln. Diese Maßnahme sollte sie nicht wach machen, nein, das war sie schon, sie versuchte sich den Kopf frei zu spülen. All die Gedanken, die sie nicht denken wollte, sollten mit im Abfluss verschwinden. ‘Wie schön wäre es, wenn das wirklich klappen würde.’ Ein Denkarium zu erwerben war ihr nie in den Sinn gekommen, sie wusste genau, wie selten diese magischen Objekte waren. Und in ihrer augenblicklichen Situation hätten sie ihr kaum geholfen. Zwar konnte sie sich ihrer Erinnerungen entledigen, aber ihre immer wieder kehrenden Gedanken und Gefühle würden bleiben. Außerdem entsprach ein Denkarium in gewisser Weise auch dem Tagebuch, das sie führte. Man konnte sich die Gedanken und Erlebnisse immer wieder vor Augen führen. Eigentlich war sie kein wehleidiger Mensch, doch die Erinnerungen an letztes Jahr, an ihn, ließen sie nicht los, sie konnte nicht aufhören unter ihnen zu leiden. Wieder liefen ihr Tränen aus den Augen und vermischten sich mit dem Wasser aus der Brause. Selbst ihr Spiegelbild, das sie soeben noch in dem langsam beschlagenen Glas der Duschkabine wahrnahm, zeigte keine Tränen, sie waren einfach nicht von dem Duschwasser zu unterscheiden. Aber der traurige Ausdruck in ihren Augen sprach Bände. Sie musste aufhören zu weinen, sie konnte doch nicht schon wieder den ganzen Tag mit Sonnenbrille durch das Schloss laufen. Zwar hatte die Taktik gestern geklappt, doch Minerva hatte sie mit einem unbestimmten Blick gemustert und Hermine wusste nicht, ob es taktisch intelligent war noch einen Tag das Brillengestell zu tragen. Ganz davon abgesehen war die Sonne noch nicht aufgegangen. Sie raufte sich mit ihren Händen durch die mittlerweile nassen Haare, das war der letzte Schimmer eines Spiegelbildes, den sie noch so eben im Glas erblickte, bevor ihr Spiegelbild komplett verschwand. Sie seufzte. Nachdem sie sich noch schnell die Haare gewaschen und das Duschgel benutzt hatte, stieg sie aus der Dusche und wickelte sich in das große, kuschelige Badetuch ein. Doch auch dieses sonst so geliebte Gefühl konnte sich nicht lange halten. Die Gedanken an Harry gewannen die Übermacht und verdrängten alle weiteren Eindrücke. Schwerfällig löste die Brünette sich aus dem Stoff und trocknete sich ab. Minuten später schloss sie das Portal leise hinter sich, das Hungergefühl in ihrem Magen missachtend. Schon beim Aufstehen hatte sie sich vorgenommen einen Spaziergang durch den geliebten Wald zu unternehmen. Zielsicher ging sie auf den Verbotenen Wald zu. Bei ihren ersten Besuchen dort hatte ihr Herz wie wild gehämmert, doch mittlerweile schlug es ruhig in ihrer Brust. Da wegen der frühen Stunde die Sonne noch nicht schien, war es zwischen den Bäumen noch dunkler als am Tage, aber auch das störte sie nicht. Ihre Augen hatten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt, ihre Hände strichen sacht über die Stämme der Bäume, während ihre Füße selbst in völliger Dunkelheit ihren Weg gefunden hätten. Trotz der vielen Bäume hatten ihre Gedanken hier Freiraum, sie konnte in die Lüfte steigen und frei sein. Denn hier ließ sie ihre Gefühle frei, hier gab sie sich ihnen hin. So sackte sie nach einigen 100 Metern auf die Knie. Es war still, kein Geräusch zu hören, bis auf ihren Atem. Selbst die Waldbewohner schienen, genau wie die Schüler, noch zu schlafen. Sie glaubte ihr Herz schlagen zu hören, während Harrys Gesicht vor ihrem inneren Auge entstand. Es hatte nichts gebracht sein Foto durchzureißen und zu verbrennen, denn sie kannte jedes noch so kleine Stückchen Haut in seinem Gesicht, jedes Haar. Am liebsten hätte sie geschrieen, doch sie wollte die anderen Lebewesen nicht wecken. Die Gefühle gewannen die Überhand und rissen sie hin und her. Liebte sie ihn oder hasste sie ihn? Wollte sie ihn umarmen oder verletzen? Wie sollte sie die Zeit mit ihm im Camp nur überstehen? Doch sie konnte nicht weglaufen, das wusste sie genauer als alles andere. Ihre Karriere war ihr dafür schon immer zu wichtig gewesen, sie wollte nicht ihr Leben nach ihm richten, es sich nicht wegen ihm zerstören. Es ihn nicht noch einmal zerstören lassen. Aber sie hatte auch an Dumbledores Blick gesehen, dass er sich nicht umstimmen ließ. Sie schüttelte traurig den Kopf. Dumbledore wurde doch so viel Weißheit nachgesagt und selbst sie hielt ihn für den weisesten Menschen, den sie kannte, wie konnte er dann nur so naiv sein? Er war einfach nicht in der Lage einzusehen, dass Harry und Hermine Vergangenheit waren und Vergangenheit ließ sich bekanntlich nicht wiederbeleben. ‘Wieso versteht er das denn nicht? Wieso muss er Schicksal spielen? Ein Schicksal, das niemals eintreten kann. Wieso müssen alle Männer in meinem Leben mein Leben nur noch komplizierter machen? Ich hätte auf ein Mädcheninternat gehen sollen, da wären mit viele Probleme erspart geblieben. Mädchen sind doch so viel einfühlsamer und einsichtiger. Vielleicht hätte ich auch einfach nach Ravenclaw gehen sollen, da gibt es nicht so viele Dickköpfe. So vieles hätte anders kommen können... Aber was hilft das jetzt? Nichts. Dumbledore hat Schicksal gespielt und mein Schicksal bringt mich für eineinhalb Monate auf engstem Raum mit Harry zusammen in ein Schülercamp. Ich werde ihn nicht nur ständig sehen, ich werde auch noch mit ihm zusammen arbeiten müssen... Am liebsten hätte ich es schon hinter mir.’ Während die Schüler noch überlegten, welche Professoren mitkommen und was sie dort alles erleben würden, grinste Dumbledore vor sich hin. Er konnte sich vorstellen, wie sauer Hermine war und er merkte es auch. Sie war zu aufgewühlt um es komplett zu unterdrücken, sodass sie es vor ihm hätte verstecken können. Wahrscheinlich dachte sie ähnlich wie sein Bruder. Aber für ihn war es kein Spiel, er wollte Harry und Hermine wirklich helfen und er glaubte an sie. Viele der jüngeren Schüler waren enttäuscht, dass sie nicht auch in ein Camp fahren durften und fragten ihre Hauslehrer, ob es noch einmal ein solches Camp geben würde. Die Antworten darauf fielen ungenau aus, da erst der Erfolg dieses Projektes abgewartet werden musste und schließlich der Schulrat auch noch ein Wörtchen mitzureden hatte. Den begeisterten Siebtklässlern in ihrer Stunde gegenüber fühlte Hermine sich wie ein Spielverderber. Doch deren Freude steigerte noch ihre Wut und schlechte Laune, sodass die Schüler erstmals in den Genuss kamen richtig hart dran genommen zu werden und bei dem kleinsten Gespräch mit dem Nachbarn angeschnauzt zu werden. Am Schluss waren alle froh den Raum schnell verlassen zu können und Hermine völlig fertig. Zu ihrem Glück hatte Minerva diesmal nicht Aufsicht geführt, sonst hätte sie sich jetzt eine Strafpredigt anhören dürfen. Allerdings fühlte sie sich auch ohne Predigt hundsmiserabel und entschied sich dagegen in das Lehrerzimmer zu gehen. Sie konnte andere Menschen jetzt nicht ertragen und am wenigsten Harry. Harry saß gemischter Gefühle im Lehrerzimmer. Der Tag schien mit seiner Laune zu spielen. Es gab Momente, da fühlte er sich, als würde er schweben, während er in anderen Augenblicken glaubte, vor Verzweifelung zu zergehen. Die Gedanken an das Camp beherrschten ihn und seine Gefühle. Einerseits freute er sich darauf, andererseits fürchtete er sich davor. Neue Ideen, wie er Hermine erreichen konnte, kamen ihm auch nicht, was ihn deprimierte. Er hätte gerne mit seiner besten Freundin über seine Liebessorgen geredet. Doch zum einen war das ursprünglich mal eine und dieselbe Person, zum anderen hatte er im Moment keine beste Freundin mehr. Er hatte niemandem, dem er sich anvertrauen konnte. In dem Moment klackte etwas gegen das Fenster. Filius öffnet es per Zauber und herein flog Hedwig. Doch Harry schreckte erst aus seinen Gedanken hoch, als seine Eule auf seinem Bein landete und ihn aus großen Augen immer noch vorwurfsvoll anschaute. Vorsichtig strich er ihr über den Kopf und versprach ihr, dass sie nachher Eulenkekse bekam, da er im Moment keine bei sich hatte. Dann nahm er ihr den Brief ab und ließ sie fliegen. Hallo Harry, es hat mich sehr gefreut, als ich Hedwig plötzlich erblickte. Wir haben wirklich lange nichts voneinander gehört. Ich weiß bis heute nicht, wo du überall warst? Erinnerst du dich noch, dass auch du schon mal einen Familientag mit mir verbracht hast, zu der Zeit, als ich Lehrer an Hogwarts war? Wir haben Tee zusammen getrunken und geredet. Ich würde dir gerne den gleichen Gefallen tun und dich am nächsten Familientag besuchen kommen. Es wäre schließlich auch mir eine wahre Freude einen alten Freund mal wieder zu sehen. Ich habe bereits Dumbledore benachrichtigt. Dann könnten wir beiden wieder mal richtig reden. Du wirst mir sicher viel zu erzählen haben und auch in meinem Leben hat sich etwas getan. Bis dahin können wir gerne in Briefkontakt bleiben, wenn Hedwig das nicht zu viel wird? Remus John Lupin Ein Lächeln schlich sich auf Harrys Gesicht. Er freute sich bereits jetzt auf das Zusammentreffen. Doch als ihm einfiel, dass der nächste Familientag erst nach dem Camp stattfinden würde, ließ seine Stimmung etwas nach. Das war noch so lange hin. Da er eine Freistunde und nichts zu tun hatte, entschied er sich Remus sofort zu antworten. Hallo Remus, es freut mich, dass du deinen alten Freund nicht schon im normalen Leben vergessen hast. Wo ich war? Überall und nirgendwo. Ja, ich erinnere mich an den Tag, der so viele Jahre zurückliegt. Nur war mir bis jetzt nicht klar, dass damals ein Familientag der Lehrer war. Freunde zum Rede sind rar. Hat Dumbledore dir schon von seinem neuen Projekt erzählt? Er steckt Hermine und mich in ein Camp mit den Sechs- und Siebtklässlern, indem wir sie ausbilden sollen. Ich weiß nicht, was Dumbledores größere Absicht ist, Hermine und mich wirklich zu fördern und in Kontakt mit den Schülern zu bringen, oder ob er Hermine und mich wieder zusammen bringen will. Wahrscheinlich beides. Es sind nur noch wenige Tage bis dahin, hättest du vorher noch einmal Zeit mich in Hogsmeade zu treffen? Dort gibt es jetzt eine kleine, neue Eisdiele und das Eis ist himmlisch. Es würde mich freuen. Harry Er faltete den Brief, steckte ihn in seine Manteltasche und ging zu seinen Räumen. Erst mal wollte er nur Hedwig füttern gehen, sie hatte noch ein Recht darauf sich ein bisschen auszuruhen, bevor er sie am Abend oder am nächsten Morgen wieder auf die Reise zu Lupin schicken würde. Den Rest seiner Freistunde beschäftigte er sich mit seiner Eule, er hatte sie, genau wie so viele andere, viel zu lange vernachlässigt. Während Hermine den ganzen Tag im Unterricht unausstehlich war, wirkte Harry wie ein vertrottelter Professor. Natürlich blieb das bei den Schülern nicht unbemerkt, besonders weil die Erinnerung an das ehemalige Schülersprecherpaar noch in den Köpfen der meisten war. Bald entstanden, wie eben in Hogwarts üblich, die ersten Gerüchte, die sich auch schnell verbreiteten. Man munkelte, ob es eine Art Ehestreit gegeben hatte, ob sich wieder etwas anbahnte zwischen den beiden oder ob vielleicht schon etwas geschehen war. Die Betroffenen bemerkten von all dem nichts, zu sehr waren sie in ihre eigenen Gedanken verstrickt. Am Abend des 30. Septembers trafen Harry und Remus sich dann in den Drei Besen in Hogsmeade. Ursprünglich hatten sie ein Eis essen gehen wollen, da Remus wegen Harrys Schwärmerei neugierig geworden war, doch das Wetter war an jenem Abend zu kalt und es regnete. So hatten sie sich kurzfristig auf ein Butterbier um entschieden. Deswegen standen sie jetzt nicht draußen im Regen und waren ein kaltes Eis am schlecken, sondern saßen auf einer bequemen Bank im warmen Pub und redeten gemütlich bei dem zweiten Glas Butterbier. „Albus schickt euch beiden also wirklich für eineinhalb Monate mit zwei Jahrgängen, und dann auch noch den schwierigsten, in die Wildnis?“, Remus konnte sich das Lachen kaum verkneifen, „der Mann wird im Alter nicht senil, sondern ein hinterlistiger Verkuppler.“ „Für einen Verkuppler macht er aber Recht wenig. Er schickt uns ja weg, in die freie Natur, alleine mit all diesen Schülern. Weitere Maßnahmen muss er nicht einmal unternehmen, sodass wir ihm keine Umstände bereiten. Denn wir werden zusammen arbeiten müssen, während wir eigentlich nicht einmal mit einander reden.“, erklärte Harry nachdenklich. „Der Plan ist aber schlau.“, warf der Ältere ein, „Albus mischt sich nicht direkt ein, sondern nur indirekt und euch bleibt nichts anderes übrig, als euch wieder näher zu kommen. Vielleicht ergibt sich der Rest ja von selbst?“ Harry schüttelte den Kopf. „Nur wenn Hermine sich um 180° dreht.“, resignierte er. „Warum sollte sie das bei deinem Charme nicht tun?“, grinste Remus. Der Schwarzhaarige sah ihn aus müden Augen irgendwie fertig an und das Grinsen des anderen erlosch. „Mein Charme ist verschwunden, falls ich ihn jemals hatte.“, gab Harry tonlos von sich. Remus schüttelte entschlossen den Kopf. „Vielleicht wird es dir wirklich gut tun mit den Schülern draußen in der Natur zu arbeiten.“, überlegte der Wehrwolf laut, „vielleicht will Albus euch verkuppeln, doch er ist auch sehr weise. Er wird spüren, wie es dir geht. Und so wie ich das sehe, geht es dir nicht sonderlich gut. Du könntest ein bisschen von deinem alten Selbstvertrauen vertragen und noch ein bisschen mehr. Vielleicht kann Hermine dir dabei helfen, oder Ginny? Versuch einfach die Zeit zu genießen und wieder zu dir selber zu finden.“ „Du hörst dich an wie ein Psychologe.“, kommentierte Harry müde. „Und du hörst dich an wie ein alter Mann, der des Lebens müde ist. Doch du bist erst 18 Jahre alt, du hast dein ganzes Leben noch vor dir, Harry.“, versuchte der ehemalige Professor ihn aufzubauen. Doch da er eben kein Psychologe war, klappte seine Taktik nicht wirklich. „Ich habe das Gefühl schon zwei Leben gelebt zu haben, Remus. Ich bin erschöpft.“, gab der Schwarzhaarige zu, „wofür soll ich noch leben? Ich habe kein Ziel mehr, dass ich erreichen will.“ Remus fuhr sich durch seine immer grauer werdenden Haare. „Was ist den mit deinem Traumberuf? Du wolltest doch immer schon Auror werden.“ harkte der Ältere nach und orderten eine weitere Runde Butterbier. „Ich wollte es nicht immer schon werden, mir ist nur nie etwas Besseres eingefallen. Mein Denken richtete sich immer nur auf den letzten Kampf, weiter habe ich nie geplant; ich hätte nicht geglaubt, dass mein Leben danach noch weiter geht.“, gestand er und starrte in sein leeres Glas, das just in dem Moment ausgetauscht wurde, „ganz davon abgesehen weißt du doch genau, dass Kingsley mich erst für ein Jahr nach Hogwarts geschickt hat.“ Über diese Tatsache war er immer noch nicht begeistert, wie Remus besorgt feststellte. „Ehrlich gesagt, Harry, bin ich mittlerweile der Meinung, dass Kingsley kaum etwas besseres hätte tun können.“, sagte der Werwolf und trank einen großen Schluck. Sein ehemaliger Schüler blickte ihn zugleich verständnislos und ungläubig an aus diesen hellgrünen Augen, die Remus nur zu gut in Erinnerung hatte. „Lass mich ruhig auch noch im Stich.“, erwiderte der Jüngere aufbrausend und kippte in einem Zug den Inhalt des Glases hinunter. Doch bevor er aufstehen konnte, hielt Remus ihn zurück, indem er ihm die Hand auf den Arm legte. Er sah ihm eindringlich in die Augen, während er an einen längst vergangenen Tag erinnerte. „Vor gar nicht allzu langer Zeit warst du für mich da. Du hast mir gesagt, ich müsse lernen wieder glücklich zu sein. Und du hast mir so sehr geholfen, dass ich heute wirklich sagen kann, dass ich glücklich bin. Ich habe nicht nur einen guten Job, ich habe mich auch verlobt und werde nächstes Jahr heiraten.“, erzählte Remus leicht sentimental. Eigentlich hatte er sich die Umstände, in denen er das sagen wollte, anders vorgestellt. Doch er hatte in seinem Leben längst gelernt, dass man sich so etwas nicht immer aussuchen konnte. Der von allen geliebte Kriegsheld starrte ihn aus großen Augen überrascht an. Nur zu deutlich erinnerte er sich an den Tag in ihrem Versteck unter der Erde während seiner Ausbildung, als er eben jenes Gespräch mit Remus geführt hatte. Noch während Harry langsam die Bedeutung von den letzten Worten realisierte, bereitete sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen aus. Er freute sich ehrlich für seinen Freund. „Das Leid, das du erfahren hast, ist meinem in gewisser Weise sehr ähnlich. Ich weiß, wie es ist ohne einen Sinn im Leben weiterzuleben, glaub mir. Aber ich habe trotz meines Alters einen neuen Sinn gefunden, der das Leben lebenswert macht, und ich bin mir ganz sicher, dass auch du einen solchen entdecken wirst. Du bist noch so jung, Harry. Aber denk einmal über das Schicksal deiner Eltern nach. Sie haben dir ihr junges Leben geopfert, willst du es jetzt wegschmeißen? Glaubst du, sie wollten das? Glaubst du, Sirius wollte das? Denk einmal darüber nach, dann kannst du dich ja bei mir melden. Hedwig kennt den Weg ja mittlerweile.“, damit stand Remus auf, beglich die Kosten an der Theke und verließ den Drei Besen. Harry starrte ihm wortlos hinterher. Die Szenerie war wie damals, nur dass Remus und er die Rollen getauscht hatten. Er bestellte noch ein weiteres Bier, bevor auch er sich auf den Weg ins Bett machte. Langsam gewöhnte Harry sich daran, dass er trotz des bequemen Bettes kaum Schlaf fand und die Müdigkeit gehörte schon zu seinem Leben in Hogwarts dazu. Immer noch widerwillig packte er seinen erst vor kurzem ausgepackten Koffer von neuem. Diesmal ließ er seinen wertvollsten Besitz jedoch hier. Zärtlich strich er über das Leder, bevor er es wieder in seinem Konsölchen versteckte. Er packte warme Kleidung ein, seine Lehrbücher. Alles ungeordnet übereinander. Die Motivation es platzsparender zu organisieren fehlte, außerdem war sein einziger Koffer eh so riesig, dass ohne Probleme sein kompletter Besitz in ihm verstaut werden könnte. Achtlos warf er eine Mütze auf den Kleiderhaufen, bevor er den Koffer per Zauberstabschwenker verschloss. Dumbledores gute Laune war für viele unverständlich. Der Krieg hatte ihm so viel genommen, ihn so viele Jahre seines Lebens gekostet, und doch schien er in seinem hohen Alter noch einmal aufzublühen. Ein Lächeln zierte seine schmalen Lippen, sodass er trotz der langen Harkennase und den vernebelten Augen nicht nur sympathisch, sondern auch lebensfroh und um Jahre jünger wirkte. Der Schwarzhaarige beneidete den älteren Mann. Er kannte die Lebensgeschichte des Magiers, das ganze Leid, das Dumbledore erfahren hatte. ‘Wo nimmt er diese Kraft nur her?’, fragte Harry sich beim Anblick des Schulleiters. Er selbst fühlte sich einfach nur ausgelaugt, jeden Tag von neuem. Er versuchte noch einmal das leckere, vielfältige Mahl der Schule zu genießen, denn er lebte in der Ungewissheit, was es am Abend im Camp zu essen geben würde. Doch es fiel ihm schwer etwas zu schmecken, sich auf die Köstlichkeiten zu konzentrieren. Ein kurzer Blick auf Hermine verriet ihm, dass auch sie keinen Hunger zu haben schien, sie stocherte nur wütend in ihrem Essen herum. Albus Heiterkeit neben ihr schien sie nur noch mehr auf die Palme zu bringen. Harry musste sich einen Seufzer verkneifen, während Filius ihm einige Ratschläge bezüglich besonders schwieriger und langsam lernender Schüler mitteilte, aber er hörte nur mit einem Ohr zu. Das Müsli schien sie aus großen Augen anzustarren. „Willst du mich jetzt essen oder nicht? Hör auf mit mir zu spielen, das mag ich nicht.“, schien es vorwurfsvoll zu sagen. Hermine verdrehte die Augen, während sie das Schälchen von sich wegschob und stattdessen nach einem Apfel griff. Sie biss einmal hinein, doch auch die sonst so sauren Äpfel schienen ihrem Gaumen heute nicht zu munden. Seit dem Abend bei Albus im Büro hatte sie nicht mehr mit ihrem Sitznachbar geredet, wobei zu erwähnen war, dass dieser es auch nicht probiert hatte. Snape hatte sie mit einem schiefen Grinsen bedacht, als ihm das bei einem ihrer Gänge mit Albus aufgefallen war. Sie hasste dieses Grinsen, doch sie war nicht in der Lage sich zu wehren, ganz davon abgesehen, dass sie keinen Streit mit ihren Kollegen haben wollte. Sie musste an ihrem gepackten Koffer in ihrem Zimmer denken und es fühlte sich plötzlich so an, als läge der Bissen Apfel schwer wie ein Stein in ihrem Magen. So legte sie den Rest des Apfels vor sich und rührte ihn nicht mehr an. Frühzeitig verließ sie die Große Halle, sie wollte noch ein paar Minuten alleine sein. Sie wusste, dass sie eigentlich auf Albus hätte warten müssen, doch sie sah sich einfach nicht in der Lage dazu. Snape würde sicherlich nicht begeistert sein, doch er konnte den Direktor auch alleine die paar Meter bis vor das Portal geleiten, wo die Verabschiedung stattfinden sollte, direkt nach dem Frühstück. Harry hatte nicht aufblicken müssen, um zu wissen, dass sie gegangen war. Er würde es ihr in wenigen Sekunden nachtun. Was sollte er denn noch in der Großen Halle?! Sein Blick glitt über die schnatternde Schülerschar, die vier Haustische, die verschiedenen Haarfarben, die Jungen und Mädchen, die großen Fenster, durch die man den trüben Himmel wahrnehmen konnte. Es sah verdächtig nach Regen aus. Brilliante Aussichten. Harry betrachtete den Übeltäter noch einmal. Bei Albus Profil schoss ihm plötzlich die Erinnerung an letztes Weihnachten wieder in den Kopf. Er war kurzfristig doch noch mit Remus nach Hogwarts gereist, obwohl sie mitten im Training gewesen waren, und hatte mit einem Teil des Ordens das Fest gefeiert. An die Trennung von Hermine dachte er dabei ausnahmsweise mal nicht, sondern an die Gruppe vor dem Feuer. Damals war sein Blick auch kurz auf dem Profil des Gründers des Ordens des Phönix geheftet gewesen, doch nicht nur auf seinem, denn direkt neben ihm hatte beinahe das gleiche Profil gesessen. Sein Bruder Aberforth. Das erklärte Aberforth Blick letztens im Büro des Schulleiters, sie hatten sich schon einmal gesehen. Er hatte es nur vergessen. Was er jetzt mit der Erkenntnis sollte, konnte er sich jedoch auch nicht beantworten. Manche Gedanken kommen eben einfach so irgendwann, ohne einen zu erschließenden Sinn. Harry entschuldige sich bei Filius, bevor er den Tisch verließ, mit dem Vorwand noch packen zu müssen. Aber statt in seine Räume zu gehen, näherte er sich dem Eulenturm und begrüßte Hedwig mit ein paar Körnern aus dem Müsli. Genüsslich pickte sie diese auf, dann ließ sie sich auf seiner Schulter nieder. Den Eulenkäfig besaß er nicht mehr, er wurde längst nicht mehr gebraucht. Seine Schneeeule zog den Platz auf seiner Schulter vor. Hermine verließ das Schloss als Letzte, dessen war sie sich bewusst, ohne dass es ihr jemand sagte, aber es störte sie nicht. Sie hätte den Moment, wenn sie gekonnt hätte noch viel weiter von sich weggedrückt, doch das wäre unverschämt gewesen und sie wollte nicht undankbar sein, in Hogwarts unterrichten zu dürfen. Die Frage, wie sie überhaupt zu dem vorgesehenen Platz gelangen sollten, klärte sich auch bei dem Blick auf einen roten Bus. ‚Der Fahrende Ritter’, schoss es ihr durch den Kopf. Die Schüler drängten bereits in den Bus, jeder wollte einen möglichst guten Platz auf einem der vielen Sofas erlangen. Währenddessen schwebten die Koffer langsam nacheinander in den Gepäckraum und verstauten sich dort. Hermine brachte ihr eigenes Gepäck langsam dorthin und sah zu, wie es im Dunklen des dreistöckigen Verkehrsmittels verschwand. Sie holte noch einmal tief Luft und schloss kurz die Augen. Die meisten Schüler waren schon im Bus, vereinzelnd standen noch ein paar Pärchen draußen und verabschiedeten sich oder mehrere Jahre jüngere Geschwister winkten den Verreisenden. Albus schien seine Abschiedsrede bereits gehalten zu haben, Hermine war nicht böse, dass sie diese verpasst hatte. Was hätte sie noch Neues erfahren können? Sie blickte hinaus in den Himmel, der schien von Minute zu Minute dunkler zu werden. ‘Hat sich denn jetzt alles gegen mich verschworen?’, fragte sie sich verzweifelt. Harry hatte sie noch nicht gesehen, entweder er war noch einmal gegangen oder er hatte den Bus bereits betreten. Sie wusste es nicht. Sollte sie einfach einsteigen? Schließlich entschied sie, dass sie sich von Dumbledore verabschieden musste. Schwermutig ging sie auf den alten Mann zu, der in ein Gespräch mit Snape vertieft ein paar Meter vor dem Bus stand. Der Hauslehrer von Slytherin warf ihr einen vielsagenden Blick zu, bevor er mit wehendem Umhang zum Schultor ging. „Auf Wiedersehen, Professor Dumbledore.“, stieß die Brünette distanziert hervor. Der alte Mann lächelte verstehend. „Ich glaube, ihr werdet eine schöne Zeit haben.“, erwiderte er den Gruß. Hermine schnaubte, wandte sich von ihm ab und wollte auf den Fahrenden Ritter zu gehen. „Ich kannte einst ein Mädchen, dass unter der Diktatur einer blinden Regierung Schüler um des Lebenswillens zusammengebracht hat“, berichtete Dumbledore leise. Hermine blieb stehen, blickte ihn jedoch immer noch nicht an. „Das Mädchen ist heute eine starke Frau. Ich frage mich, ob ihr Wille noch so groß ist, ein weiteres Projekt wie Dumbledores Armee zum Sieg zu führen?“, seine sanfte Stimme erstarb. Die Braunhaarige verharrte noch einige Sekunden, bevor sie ohne ein weiteres Wort ihren Weg fortsetzte und den Bus das erste Mal in ihrem Leben betrat. Harry saß neben dem Fahrer, der, den Berichten ihres ehemaligen Freundes nach, noch vor wenigen Jahren ein alter Mann gewesen war, während ihr jetzt ein junger Mann entgegenblickte, der kaum älter als sie war. Hermine nickte ihm nur kurz zu, bevor sie sich den Weg zwischen den Sofas durchbahnte. Statt sich direkt hinter die Fahrer zu setzen, hatte sie sich dazu entschlossen, sich einen Platz im zweiten Stockwerk zu suchen. Alles, was höher lag, war ihr suspekt. Doppeldecker gab es immerhin auch in der Muggelwelt, die waren ihr vertraut, mehr wollte sie nicht. Fast wäre sie die Treppe hinunter gefallen, als der Bus plötzlich mit einem Ruckeln anfuhr und die Schülerschar aufschrie. Sie konnte sich gerade noch festhalten, sodass sie nur gegen das Geländer knallte. Sie warf einen bitterbösen Blick nach vorne, bevor sie die restlichen Treppenstufen hinter sich brachte. Der Schwarzhaarige hatte sie im Rückspiegel verfolgt, bis sie in der nächsten Etage verschwunden war. „Deine Flamme?“, fragte der junge Fahrer. Harry schüttelte traurig den Kopf. „Das war Hermine Granger, du hast sie letztes Weihnachten gesehen.“, erklärte er in Gedanken schwelgend, während er Hedwig, die noch immer auf seiner Schulter saß beruhigte. „Jetzt, wo du es sagst, irgendwoher kam sie mir bekannt vor.“, stimmte der Orange-Braunhaarige zu, „hey, war das nicht damals deine Freundin und du hast Schluss gemacht?!“, erinnerte er sich wieder. Der junge Lehrer nickte wehmütig. Der Andere warf ihm einen analysierenden Blick zu, nachdem er im Rückspiegel verfolgt hatte, wie Professor Snape das Tor wieder ordnungsgemäß hinter dem Bus verschlossen hatte. „Liebste sie immer noch?“, wollte er wissen, da die Schüler sie durch die abgetrennte Kabine nicht hören konnten. Harry zuckte nur mit den Schultern. „Du hast doch gemerkt, wie sie mich behandelt. Sie redet nicht einmal mit mir, Dave.“, beschrieb er die Situation. „Na dann ist dieses Camp doch jetzt die Chance.“, grinste David und warf ihm einen vielsagenden Blick aus seinen stechendblauen Augen zu. Doch Harrys hängende Schultern und sein Kopfschütteln verrieten ihm viel über dessen Haltung. „Kopf hoch. Du bist ein Mann und siehst gut aus, das wird diese Frau auch noch merken. Immer dran bleiben. Das klappt, ich weiß wovon ich rede.“, schon wieder grinste der Busfahrer, „seit letztem Weihnachten ist mir das Mädchen nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Im Mai hatte ich sie dann soweit, dass sie mich gedatet hat. In zwei Wochen ziehen wir zusammen.“ „Weihnachten?“, Harrys Interesse war geweckt, „wen? Doch nicht etwa Tonks?“ „Nein“, David schüttelte den Kopf, „Sandra.“ „Professor Sandra Smith, die Muggelkundelehrerin?“, harkte der Lehrer nach. Dave nickte strahlend: „Eine Superfrau. Du musst nur ein bisschen Mut zeigen, dann zeigen sich auch bald die ersten Erfolge bei deiner Flamme.“ Der Mann schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken. Harry war sich da nicht so sicher, doch er wollte jetzt nicht weiter darüber reden, das Thema war zu kompliziert. „Sag mal, fährst du den Fahrenden Ritter jetzt eigentlich immer?“, wollte er wissen. „Nein, nur heute für euch. Albus wollte jemand vom Orden für den Job und da ich schon mal als LKW-Fahrer gejobbt hab, hat er mir den Auftrag gegeben.“, erzählte David und wich munter einer Straßenlaterne aus, bevor er die Straße komplett verließ und durch die Wildnis eierte. Der Schwarzhaarige blickte ihn fragend an, sagte jedoch keinen Ton. Ernie war auch nicht besser gefahren, allerdings war er auf der Straße geblieben. Er hoffte, dass David Groove wusste, was er hier tat. Hedwig tat die Schaukelei jedoch alles andere als gut, schließlich erbarmte Harry sich und ließ sie aus dem Fenster fliegen. Er wusste, dass sie ihn wiederfinden würde. Nach mehreren Stunden Fahrt hielten sie schließlich auf einer Lichtung, die an der einen Seite direkt an den Wald grenzte und in der Ferne einen See erkennen ließ. Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen. Die Begeisterung der Schüler, den trockenen Bus zu verlassen, hielt sich in Grenzen. Aber nach Harrys Aufforderung blieb ihnen nichts anderes übrig, als in den Regen zu treten und auf die immer matschiger werdende Wiese. Nach den Koffern holte David Dreierzelte aus dem Gepäckfach des Busses. Entsetzt starrten die Schüler der sechsten und siebten Klasse die grünen Planen an, die ihnen angereicht wurden. „Das ist nicht ihr Ernst?“, fragte ein aufgetakeltes Mädchen Hermine. „Wir sind hier in einer Art Überlebungscamp, glaubt ihr etwas, wir leben hier wie Prinzen?“, erwiderte sie kalt, „ihr baut jetzt zu dritt eure Zelte auf. Die Aufteilung in eure Häuser ist hier aufgehoben, doch ihr schlaft weiterhin geschlechtergetrennt. In einer Stunde treffen wir uns das erste Mal.“, verkündete sie mit lauter Stimme. Nachdem alle Schüler sich mürrisch einen Zeltplatz suchen gegangen waren, nahm sie sich ihr Zelt. Sie hatte sich extra ein eigenes eingepackt, für den Fall, dass Dumbledore ihnen einen weiteren Streich spielen wollte und sie in einem Zelt schliefen ließ. Sie schlug ihr Zelt am Rad der Gruppe auf und hoffte, dass Harry seins nicht direkt neben ihr aufbaute. Doch im Augenblick wollte sie einfach nur ins Trockene, egal wo und wie. Harry schüttelte in dem Moment Dave die Hand. „Danke fürs Hinbringen.“, sagte er freundlich. „Kein Ding. Ich hole euch dann in genau eineinhalb Monaten wieder ab. Hoffentlich siehst du dann nicht aus, wie Robinson Crusoe?!“, neckte ihn der Busfahrer. „Erst einmal muss ich die Zeit überleben ohne Freitag.“, wandte Harry ein und nahm sich seinen Koffer und Zelt. „Wer sagt, dass Freitag sich dir nicht doch zuwendet? Wir sehen uns.“, meinte Dave zwinkernd, bevor er die Türen schloss und davonbrauste. Der Schwarzhaarige blickte dem roten Bus solange hinterher, bis er im Dickicht der Bäume nicht mehr zu erkennen war, dann erst schritt er auf die Kolonie aus Zelten zu. Er hatte es nicht eilig, mittlerweile war er eh bis auf die Haut nass. Die Gesichter der Schüler spiegelten haargenau ihre Gefühle wieder. Die Mistgunst, die sie empfanden, stand ihnen mehr oder weniger auf die Stirn geschrieben. Harry hörte, wie sich die Mädchen aufregten, dass sie weiterhin geschlechtergetrennt und in Muggelzelten schlafen mussten. Auch einige verwöhnte Jungen beschwerten sich über die lausigen Zustände, unter denen sie zu leben hatten. ‘Das fängt ja gut an.’, ging es Harry durch den Kopf, der seine Schützlinge musterte, während er auf Hermine wartete. Sie war wieder die Letzte, die ins Freie trat, diesmal jedoch ungewollt, sie war eingeschlafen. Dass das niemand erfahren durfte, am allerwenigsten ihr College, stand fest, so hatte sie sich schnell die Haare gerichtet und verließ mit einem Schirm ihr Zelt. Sie riss sich zusammen und ging auf Harry zu, es musste zumindest so wirken, als wenn sie ein starkes Team wären. Doch sie blickte während ihrer Schritte an ihm vorbei, wie ihm auffiel. Neben ihm wandte sie sich sogleich an die Schüler, ohne ihn auch nur begrüßt zu haben: „Ich hoffe, ihr habt euch bereits zu dritt in euren Zelten eingelebt und seid nun bereit für eure erste Aufgabe. Professor Potter und ich haben uns gedacht, dass wir euch in drei Gruppen aufteilen. Gruppe Nummer eins sammelt Holz für das Lagerfeuer, Gruppe zwei geht auf die Jagd nach unserem Abendessen und Gruppe drei erkundet die Umgebung und fertigt eine Karte an.“ Hermine teilte die unmotivierten Schüler in die drei Gruppen ein, was diese ohne Gegenwehr im Regen hinnahmen. Die Schüler wollten gerade aufbrechen, da rief Harry sie mit einem „Stopp!“ zurück. Alle blickten ihn überrascht an, selbst Hermine. ‘Habe ich irgendwas vergessen oder will er mir einen Auswischen, weil ich vorher nicht mit ihm darüber geredet habe?’, überlegte sie angestrengt. „Vorher geben die Mädchen ihre Zauberstäbe bei Professor Granger ab und die Junge ihre bei mir.“, erklärte er mit fester Stimme und unterstrich die Forderung, indem er seine Hände ausstreckte. Wirklich alle starrten ihn ungläubig an. „Das kann nicht Ihr Ernst sein?“, harkte ein schwarzhaariger Junge irritiert nach und mehrere andere Stimmen stimmten ihm laut zu. „Name?“, verlangte Harry zu wissen. „Eric Dragonson“, antwortete der Junge unsicher. „Stufe, Haus?“ „Sechste Klasse, Gryffindor.“ Harry hob eine Axt auf, die hinter ihm gelegen hatte. „Fäll uns drei Bäume mit ca. 50cm Durchmesser und schaff sie her.“, mit den Worten reichte er dem Jungen die Waffe. „Aber ich sollte doch auf die Jagd gehen...“, wand der Angesprochene ein. „Jetzt nicht mehr.“, entgegnete der Ältere Schulter zuckend und fragte daraufhin in die Runde, „hat noch jemand etwas zu sagen?“ Doch nicht einmal ein Slytherin wagte es noch einen Ton von sich zu geben. Die Feuerholzgruppe verschwand ohne helfendes Material, während Hermine Stifte, Kompasse und Pergament an Gruppe drei vergab und die letzte Gruppe mit Pfeil und Bogen von Harry ausgestattet wurde, wobei die Lehrer erneut aus weit aufgerissenen Augen entsetzt angestarrt wurden. Schließlich waren jedoch alle Schüler flüsternd im Wald verschwunden. Hermine blickte Harry noch kurz mit hochgezogenen Augenbrauen an, bevor sie ihn erneut stehen ließ und ihr Zelt ansteuerte. Erst überlegte der Schwarzhaarige, ob er ihr nachgehen sollte, aber schließlich entschied er sich dagegen. Sie hatte ihn immerhin angeguckt, das war ein Anfang, doch er sollte es nicht überstrapazieren. So steuerte er sein Zelt an, das nur wenige Meter von Hermines entfernt stand. Er ließ sich auf seinem Schlafsack nieder und betrachtete das Zelt. Die Erinnerungen an das Zelten bei der Quidditch Weltmeisterschaft stiegen aus seinem Gedächtnis auf. Doch dieses Zelt hatte nichts mit dem gemein, in dem sie damals gehaust hatten. Denn bei ihren momentanen Zelten handelte es sich, genau wie manche Schüler entgeistert festgestellt hatten, um ganz normale, kleine Muggelzelte. Aber die Tatsache störte Harry nicht, auf seiner Reise nach dem letzten Kampf hatte er nicht einmal ein Zelt zur Verfügung gehabt. Oft hatte er sich aus Ästen einen Unterschlupf gebaut oder in einer Höhle oder unter freiem Himmel geschlafen. Vielleicht wäre das auch ein gutes Training für die Schüler? Er öffnete seinen Koffer, der gut ein drittel des Zeltes einnahm, und holte ein Foto aus den Tiefen heraus. Das einzige Foto, das er mitgenommen hatte. Es zeigte nicht etwa, Hermine, Ron und ihn, nein, das würde er nicht aushalten. Auf dem Bild tanzten seine Eltern draußen und lächelten ihn glücklich an. Einige Minuten starrte er nur auf das glückliche Foto. Es gab Augenblicke, da wünschte er sich immer noch sie ins Leben zurück rufen zu können. Gerade jetzt brauchte er sie so sehr. Remus Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Während er im Koffer nach trockenen Klamotten suchte, dachte er über sie nach. Wie oft hatte er schon gehört, er solle vorsichtig sein und sich nicht unnötig in Gefahr bringen, sonst wären seine Eltern umsonst gestorben? Doch diesmal war es anders. Die Gefahr schien mit Voldemort aus der Welt verbannt zu sein, er hatte die Gefahr besiegt. Aber damals hätte sein Leben zu Ende sein müssen, zumindest seines Erachtens nach. Er hatte alle Bande auf der Erde gelöst, es gab nichts mehr für ihn zu tun. Aber der Tod hatte ihn nicht geholt, er hatte ihn nicht gewollt. Es hatte Woche gebraucht, bis Harry das akzeptiert hatte. Er hatte in den Alpen seine Wut hinaus geschrieen und sie war von allen Seiten auf ihn eingeschlagen. Er hatte seine Angst, seine Verzweifelung beim Tiefseetauchen ertrinken wollen, doch irgendwas hatte ihn immer wieder noch oben gebracht. Hielten seine Eltern noch immer ihre schützende Hand über ihn, hielten sie ihn am Leben? Sie waren kaum älter gewesen als er jetzt, als sie starben. Sie hatten gewollt, dass er lebt. Aber konnten sie ihn dazu zwingen zu leben? Hatte es einen Sinn für Tote zu leben? „Professor Granger?“, hörte Hermine eine leise Stimme vor ihrem Zelt. Sie öffnete die Plane und sah eine junge Sechsklässlerin an. „Gibt es ein Problem?“, wollte sie wissen. „Ein paar Freundinnen und ich haben uns gefragt, wo denn die Toilette ist?“, gab sie kleinlaut zu. „Es gibt hier genug Büsche, sucht euch nur einen aus.“, hatte Hermine gemeint, während sie das entsetzte Gesicht der Schülerin anblickte. Tonlos drehte sich das Mädchen zu ihren Freundinnen und tuschelnd zogen sie ab. Die Brünette verschloss Augen verdrehend ihr Zelt, wie hatten die Schüler sich denn ein Überlebungscamp vorgestellt? Mit Toilette und Whirlpool? Vorhin hatte sie doch tatsächlich schon jemand nach Handschuhen gefragt, weil man sich am Holz Splitter holen konnte. Ein Pflaster hatte sie auch schon geben müssen, für jemanden, der den Pfeil nicht richtig hatte schießen können. Gut drei Stunden später wiesen drei dicke Bäume, die ein Dreieck bildeten, auf der Lichtung auf den Essensplatz hin. Denn die Bäume dienten den Schülern als Bänke. In ihrer Mitte knisterte ein Feuer, über dem fünf Kaninchen gebraten wurden. Die Schüler saßen völlig erschöpft und durchnässt auf dem Holz und starrten wie hypnotisiert in das Feuer, das sie angenehm wärmte. ‘Wenn die Schüler jeden Tag so gut mitmachen, wird es doch nicht so schwer, wie ich befürchtet hatte.’, dachte Harry, der sich an Malfoys Dickkopf erinnerte. Eben in dem Augenblick schritt eine Gestalt aus dem Wald auf sie zu. Er wollte Hermine einen fragenden Blick zu werfen, doch sie betrachtete ebenfalls den Neuankömmling. Der Schwarzhaarige wandte sich jedoch nicht von ihrem Gesicht ab, sodass er sah, wie sich der Ausdruck von Unkenntnis zu Entsetzen veränderte. Ihre Augen weiteten sich und ihre Lippen wurden zu einer schmalen Linie. Mit so einem Hass in den Augen blickte sie nicht einmal ihn an. Das konnte nichts Gutes heißen. Im Aufstehen richtete Harry seinen Blick nun wieder auf den Fremden, so erkannte er den Nicht-Fremden. Es handelte sich um keinen anderen, als Draco Malfoy persönlich. Fortsetzung folgt Kapitel 5: Eulenpost -------------------- Tut mir leid, dass das wieder solange gedauert hat. Am besten gebe ich keine näheren Zeitangabe, in der Vorabizeit bleibt einem doch nicht so viel Zeit zum Schreiben wie erwartet. Nichts destotrotz wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen eines etwas anderen Teils. Darc Angel 5. Eulenpost Guten Tag Albus, du hättest uns auch sagen können, dass das Camp auf Draco Malfoys Besitz liegt und er hier einfach herkommen kann. Dann hätten wir uns besser auf den so unerwarteten, freudigen Besuch vorbereiten können. Du wolltest Protokolle von uns haben, wie alles läuft, hier kommt das Erste. Die anfängliche Begeisterung der Schüler hat bei dem Mistwetter schnell nachgelassen. Der Umgang ohne Zauberstab verbessert ihre Laune nicht gerade. Doch nachts finden wenigstens keine Partys statt, da alle müde von den Aufgaben sind. In den ersten paar Tagen haben wir Bodenschießen trainiert, Holz gefällt, um unseren Zeltplatz durch ein Lagerfeuer und Ähnliches gemütlicher zu machen, Spurenlesen gelernt und den Orientierungssinn ausgeprägt. Die Zusammenarbeit mit Hermine klappt. Harry Guten Abend, Albus ich schicke dir hiermit das erste, der von dir gewünschten Protokolle zu dem Verlauf des Camps. Wie vermutet hat sich die gute Stimmung der Schüler auf Grund der einfachen Verhältnisse, des schlechten Wetters und der Magielosigkeit schnell verschlechtert. Die kleineren Aufstände konnten jedoch schnell entmachtet werden, sodass es zu keinerlei größeren Zwischenfällen bisher gekommen ist. Die Schüler kommen durchschnittlich gut mit Bogenschießen, Holz fällen und dem Spurenlesen klar, ihr Orientierungssinn entwickelt sich jedoch unterschiedlich schnell. Die gute Zusammenarbeit mit Harry ermöglicht den Fortschritt der Schüler. Hermine PS: Warum hast du uns nicht gesagt, dass Draco Malfoy der Eigentümer des Waldes, des Sees und der Wiese ist? Wir hatten ein Recht darauf es zu erfahren! Nur wenige Minuten nach Harrys Eule machte sich auch Hermines auf den Weg nach Hogwarts, wo ein grinsender Albus schon auf einen derartigen Fehler der beiden wartete. Er hatte sich entschieden eine Strichliste zu führen, im Moment lag Hermine weit vorne. Eigentlich war er sich sicher, dass Hermine am Ende die meisten Striche haben würde. Die Frage war eher, wie weit Harry sie gehen ließ oder wann er es schaffte zu ihr durch zu kommen. Hallo Harry, ich wollte mich für mein Verhalten letztens im „Drei Besen“ entschuldigen. Auch wenn ich es jeder Zeit wieder tun würde, wenn es notwendig wäre, ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen will?! Keine Angst, ich will dir nicht schon wieder einen Vortrag über das Thema halten, obwohl es meiner Meinung nach unerschöpflich ist. Falls du mich irgendwas fragen willst, zögere nicht, ich werde versuchen dir von meinen Erfahrungen zu berichten. In dem Sinne bitte ich dennoch noch einmal, denk über meine Worte nach, besonders in Bezug auf deine Eltern. Nun zu einem anderen Thema, dem Hogwarts Projekt. Wie läuft es denn so mit den Schülern? Warum ist nicht frage, wie es mit Hermine läuft? Ganz einfach, das weiß ich auch so. Zum einen, weil ich euch beiden nun seit einigen Jahren kenne, und zum anderen, hat Albus mir von euren Briefen berichtet. Also wirklich, du müsstest dir doch denken können, dass ihr Albus nicht so leicht an der Nase herumführen könnt. Und erstrecht nicht, indem ihr ihm beide ein Protokoll schickt, in dem ihr als letzten Punkt hervorhebt, wie toll eure Zusammenarbeit klappt. Sie scheint so toll zu klappen, dass ihr euch noch nicht mal abgesprochen habt, wer das Protokoll schreibt. Ihr macht euch das Leben nur noch unnötig schwerer. Ich soll dich noch schön von meiner Verlobten grüßen. Bis bald Remus PS: Dave hat mich gebeten seinen Brief noch mitzuschicken. Hey Harry, wie stets? Bei mir alles perfekto. Wie läuft’s mit deiner Flamme? Schon Fortschritte gemacht? Wenn du einen Rat brauchst, ich kann dir 100e geben. Einfallsreichtum beeindruckt die Frauen und bei meiner Eroberung hats gewirkt. Bei euch im Camp könnte man doch sicher toll Sterne beobachten oder Wolken raten oder bei Mondschein auf dem See paddeln gehen. Was meinst du? Wenn du wieder da bist, sehen wir uns sicher einige Male in Hogwarts. Ich drück dir die Daumen wegen Hermine. Du schaffst das, Mann. Dave Hätte Dave seinen Brief nicht zusammen mit Remus geschickt, wäre Harry vermutlich nie aufgefallen, wie unsymmetrisch und schief Daves Schrift war. Er schüttelte grinsend den Kopf. Wie hatte er mit dieser Klaue nur die Schule bestanden? Sie erinnerte ihn an Schriften von Jungen aus seiner Grundschule. Remus Schrift hingegen war gleichmäßig, wenn auch leicht kursiv. Sie wirkte oft, als wenn die Buchstaben wie von einer Kralle ins Pergament gekratzt waren, und doch war sie nicht gefahrausströmend. Sie war vorsichtig, bemüht das tierische zu verstecken. Was die eigene Schrift nicht alles über einen aussagt. Er nahm sich vor seine eigene Handschrift beim folgenden Brief mal genauer zu betrachten. Hallo Remus, du hättest dich nicht entschuldigen brauchen. Klar, war ich sauer nach dem Gespräch, doch irgendwie habe ich es auch zu dem Zeitpunkt schon verstehen können. Ich weiß ja, dass du nur das Beste für mich willst, mir nur helfen willst. Vielleicht habe ich hier die Zeit über alles nachzudenken, die Nächte sind lang und größtenteils klar. Wenn ich dann irgendwann soweit bin, dass ich eine Frage hab, weiß ich, an wen ich mich wenden muss. Nach deinem Brief habe ich Hermine erst einmal auf die Sache mit dem doppelten Protokoll angesprochen. Sie war wie immer kurzangebunden, war jedoch einverstanden, dass wir uns demnächst absprechen. Mal abwarten, wie sich das entwickelt. Ich weiß, dass man Albus nicht leicht etwas vormachen kann, in der Situation hab ich da einfach nicht drüber nachgedacht. Hermine und ich wollen einfach beide gut unseren Job machen, nur dass sie noch nicht eingesehen hat, dass das im Alleingang nicht möglich ist. Vielleicht war das der erste Schritt auf einem langen Weg?! Wusstest du, dass das Camp Gelände Draco Malfoy gehört? Der stand gestern Abend plötzlich einfach da, völlig unangemeldet und unerwünscht. Mein Wunsch ihn nie wieder zu sehen, ist damit in Luft aufgegangen. Die Welt ist ungerecht, als wenn ich ohne diesen Todessersohn nicht schon genug Probleme hätte. Positiv ist lediglich, dass Ginny langsam anfängt wieder mit mir zu reden. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass das von ihr ausging. Desto schöner war es allerdings. Keine Angst, ich bin nicht so doof, diese aufkeimende Freundschaft zu zerstören oder einfach nur abzuwarten. Deswegen habe ich Ginny auch schon ein paar Mal angesprochen, wenn sie ohne ihre Freundinnen über den Platz lief. Es waren noch keine tiefgehenden Gespräche, nur freundliche Gespräche und Erkundigungen nach dem Wohlbefinden des anderen oder wie einem das Camp gefällt. Doch es entwickelt sich langsam. Schöne Grüße zurück. Erzählst du mir jetzt, mit wem du dich verlobt hast? Dank deinem schnellen Aufbruch bin ich nicht mehr dazu gekommen dich zu fragen. Harry Er blickte aus dem großen Fenster hinaus auf die etwas entfernte Wiese. Sein Gesicht lag im Schatten und nur seine schmalen Lippen waren zu erkennen, die sich zu einem hinterhältigen Grinsen verzogen hatten. Ein Mondstrahl erwischte schließlich sein silbernes Auge und ließ es gespenstig aufleuchten. Sein Haar wirkte in dem Licht ebenso silbern, sodass es schien, als wäre er ein Vampir. Doch seine schneeweißen Zähne waren die eines Menschen, auch wenn seine Absicht nicht grad menschlich, sondern eher teuflisch war. In der Ferne leuchtete der See schwarz, nur einzelne Wellen schimmerten silbern in der Ferne. Er leckte sich freudig über die schmalen Lippen. Schon bald würde er große Freude an dem Camp haben. Hey Dave, ich wusste gar nicht, dass du Briefe schreiben kannst? Nein, Scherz beiseite. Körperlich geht’s mir gut, die frische Luft und das Training tut mir gut, den Schülern übrigens auch. Flamme? Ich glaube, das ist in diesem Zusammenhang auch ein Muggelbegriff, in Hogwarts habe ich ihn noch nie gehört. Na ja, egal. Ich muss dann wohl erst mal klarstellen, dass Hermine nicht meine Flamme ist. Vor einem Jahr waren wir ein Paar, doch die Zeit liegt weit zurück. Ich weiß nicht einmal, ob ich sie zurück will, so wie es früher war. Viel wichtiger ist mir vorerst, dass sie wieder mit mir redet, mich nicht mehr ignoriert. Danke für die Tipps, wollte ich eine Frau erobern, was nicht der Fall ist, würde ich gerne auf sie zurückgreifen. Es wird zwar noch mehr als einen Monat dauern, aber man wird sich dann sicher öfter mal sehen, denk ich auch. Harry PS: Warst du mit deiner „Flamme“ eigentlich schon einmal in einer Pizzeria? Guten Abend Harry, es freut mich, dass du darüber nachdenken willst. Ich warte gespannt auf deine Antwort. Also, wenn du mich entschieden hast... Ich habe mir schon gedacht, dass du nicht ganz bei der Sache gewesen kannst, während des Briefes an Albus. Nein, ich wusste nicht, dass das Camp auf Draco Malfoys Anwesen stattfindet, sonst hätte ich es dir auch mitgeteilt, schließlich bin ich mir eurer „Freundschaft“ bewusst. Ich will das nicht jedes Mal fragen, aber hat sich nach der Sache mit dem Protokoll etwas weiteres zwischen dir und Hermine getan? Siehst du, die Gespräche mit Ginny werden dir gut tun, davon bin ich überzeugt. Solche kleinen, besonders größer werdende positive Momente sind im Augenblick sehr wichtig für dich. Genieß sie und du wirst sehen, dass es sich sehr wohl lohnt zu leben, dass das Leben auch schön sein kann. Es freut mich für dich, sehr sogar. Die Verlobung liegt nun schon einige Monate zurück. Wir haben uns im Orden kennen gelernt und verliebt. Durch dich war ich erst wieder in der Lage das Glück der Liebe zu finden und zu erkennen, sonst hätte ich sie vielleicht von mir gestoßen, wenn auch um ihretwillen. Sie ist so wunderbar. Wenn sie glücklich ist, strahlen ihre Haare wie Gold in der Sonne. Allgemein ist die Zeit mit ihr unglaublich, und so lustig. Ich habe Jahre nicht mehr so gelacht. Und vor einigen Monaten noch hätte ich, genau wie du, nicht daran gedacht, dass ich je wieder so glücklich werden könnte. Doch Tonks hat mich vom Gegenteil überzeugt. Ach ja, Tonks plant schon an der Hochzeit, du stehst auch auf der Gästeliste. Wir hoffen, du kommst. Positiv denken, bis bald Remus In Harry Kopf zeichnete sich ein rosa Bild ab. Ein riesiges weißes Zelt, viele weiße Stühle und runde Tische. Die Dekoration bestand aus weißen und roten oder weißen und rosa Rosen. Unter der Decke des Zeltes flogen kleine rosa und rote Herzchen mit Flügelchen herum, denen man Liebesbotschaften anvertrauen konnte. Liebeshymnen und Walzer wurden von einem alten Megaphon abgespielt. Die Sonne schien und der Himmel war königsblau, nur vereinzelt zogen Schleierwolken vorbei. Das Gras war saftig grün und weiße Kieselsteine bildeten die Wege über die Wiese. Die Hochzeit sollte draußen stattfinden. Vor mehreren Reihen von Bänken war ein weißer Altar mit zwei Kerzen und frischen Blumen, die in frühlingsfarbenen Sonnen leuchteten, aufgebaut. Des Weiteren lagen dort zwei Kränze mit weißen Blüten, die für die Köpfe des Brautpaares gedacht waren. Hinter dem Altar stand ein Bogen aus grünen Ranken geflochten, in die weiße Schleifen gesteckt wurden, und an der höchsten Stelle saß ein feuerrotes, brennendes Herz. Für abends waren kleine Feuer geplant, deren Flammen in der Luft tanzten, während die Gäste ebenfalls tanzen und reden würden. Der klare Himmel versprach, dass er nachts voller leuchtender Sterne sein würde. Und der kommende Vollmond würde die Atmosphäre noch märchenhafter gestalten. Die Braut war wunderschön. Ihr Kleid strahlte perlweiß und reichte bis zu den in Sandalen steckenden, schmalen Füßen. Das Décollete war geschmückt durch eine feine, silberne Kette, ein matter Tropfen bildete das Herz der Kette, die knapp über dem Brustansatz endete. Ein silbernes Diadem, verziert mit einem einzigen klaren Kristall in der Spitze, trug die Braut in ihrem langen, gelockten, nussbraunen Haar? Moment, das war nicht Tonks! Er schüttelte den Kopf, um den Traum loszuwerden. Hey Remus, bezüglich meiner Eltern hast du Recht. Sie haben sich für mich geopfert, und ich werde diese Opfer annehmen und nicht wegschmeißen, schon alleine aus Liebe heraus. Im Nachhinein kann ich nicht mehr nachvollziehen, dass ich auf den Gedanken nicht selber gekommen bin, wo er mein Leben doch so sehr geprägt hat. Schwierige Frage, schwer zu beantworten. Sie hat mir gesagt, dass sie das nächste Protokoll an Dumbledore schreiben wird. Sonst haben wir entschieden, dass ich die Zeit bis zum Mittagessen plane und sie die folgende bis zum Abendessen. Mehr nicht, leider. Die Gespräche mit Ginny tun mir wirklich ausgesprochen gut. Es ist so erfrischend mit ihr zu reden, zu plaudern. Ich hatte schon fast das Gefühl, dass ich seit Jahren nicht mehr mit Jemandem Gleichaltrigen gesprochen habe – das soll nicht heißen, dass mir unsere Briefe nicht wichtig sind! – und erstrecht nicht mit einem Mädchen. Oftmals lebe ich nur für diese Augenblicke, kann den Abend kaum erwarten. Denn wir treffen uns unverabredet fast jeden Abend am See, gehen etwas spazieren und schweigen angenehm oder reden etwas. Bis jetzt haben wir allerdings noch nicht über die Vergangenheit gesprochen, aber es wird nicht mehr lange dauern. Du bist mit Tonks verlobt? Meine Glückwünsche. Das freut mich sehr für dich, für euch beide. Ich kann mir vorstellen, dass Sirius Cousine Schwung in dein Leben bringt. Deswegen kann ich dir nur zurück den Rat geben, genieß es. Aber ich glaube, das tust du auch so schon. Gewöhn ihr am besten ab, ihr Haar schweinchenpink zu tragen. Natürlich komme ich zu eurer Hochzeit, ein weiterer Grund sich auf die Zukunft zu freuen, auch wenn ich wohl möglich ohne Partnerin, als Single komme. Harry Das Laub raschelte. Die Geräusche von umfallenden Bäumen waren zu hören. Der See plätscherte in der Ferne und ein leichter Wind wehte um das Zelt. Irgendwo im Hintergrund giggelten ein paar Mädchen, während nur ein paar Meter weiter sich eine Gruppe Jungen über Quidditch unterhielt. Er meinte, in der Ferne, auch Flüche gehört zu haben, scheinbar waren einige Schüler fleißig am lernen. Er lächelte, so war es ihm am liebsten. Solche Zauberer brauchte die Welt. Hi Harry, eigentlich bin ich nicht so der Brief-Freund, bin wohl noch zu sehr ans Emailschreiben gewohnt, das geht vor allem schneller als Eulenpost und wie du an meiner Schrift sehen kannst, ist sie nicht grad sonderlich leserlich. Ich überlege schon, ob ich nicht wieder meinen Grundschulfüller nehme, anstelle dieser Feder... Kann tatsächlich sein, dass „Flamme“ in diesem Sinne von den Muggeln kommt, aber du weißt ja, was ich damit meine, als Halbblut. Auch ein doofer Begriff... Deine Situation ist wirklich verzwickt... Was hältst du davon, wenn du Hermine einfach einen Brief schreibst, auch wenn sie nur ein paar Zelte weiter ist? Du bist doch einmal so gut im Briefschreibrhythmus, da ich weiß, dass du auch Remus schreibst. Sonst habe ich keine Erfahrungen auf dem Gebiet und Frauen können manchmal echt schwierig sein. Ob ich mit ihr schon einmal in der Pizzeria war? Du musst wohl an unsere erste Begegnung im Ordensquartier denken?! Ich kann mich nicht dran erinnern, aber es ist eine gute Idee. Ich werde sie gleich heute Abend ausführen, danke. Dave Guten Abend Albus, hier kommt dann nun das zweite Protokoll, diesmal auch nur einmal. Die Schülerinnen und Schüler haben sich soweit an die Magielosigkeit und das Zelten gewöhnt, die Beschwerden werden immer weniger. Das Wetter hat sich zum Glück verbessert, sodass die wagemutigsten Teenager in der Mittagszeit sogar im See etwas schwimmen waren. Wir haben die Disziplinen etwas ausgeweitet, sodass zu dem Bogenschießen, auch noch Fallenstellen und Schwertkampf gekommen sind. Spuren- und Kartelesen kann mittlerweile jeder und selber ohne Kompass die Himmelsrichtungen mit Hilfe der Umgebung bestimmen, auch ohne Sonnenschein. Der morgendliche Lauf wird von Tag zu Tag verlängert, langsam überschätzen sie sich nicht mehr, sondern lernen sich selber besser einzuschätzen, sodass die Übelkeit nach dem Lauf nun bei allen Schülern ausbleibt. Demnach wird auch das Essen vielfältiger und auf mehreren kleinen Lagerfeuern zubereitet, da Feuer machen ohne Zauberstab so allmählich für jeden zu schaffen ist. Sprich, bis auf Dracos Besuche, läuft alles gut. Hermine Guten Morgen Hermine, ich habe schon gehört, das soweit alles gut läuft und ihr euch mittlerweile im Camp eingelebt habt. Das freut mich. Andererseits war mir klar, dass ihr bei euren Leistungen und Begabungen damit keine Probleme haben werdet. Ich wollte dich darum bitten, als meine Assistentin, ebenfalls ein paar Aspekte aus dem Verwandlungsunterricht mit einzubringen. Ich werde dir auch nicht vorschreiben welche. Entscheide selbst, was du für sinnvoll hältst, du wirst dich ja sicher noch an die Lerninhalte erinnern und Harry ist ja auch noch da. Übrigens gilt das für ihn auch, er kann auch ruhig etwas von seinem Gebiet lehren, vergesst nur nicht den Schülern nach den Übungen ihre Zauberstäbe wieder abzunehmen. Gutes Gelingen und bis bald, Minerva Hermine schlug, wie vorgeschlagen, ihre Bücher auf, die sie natürlich mitgenommen hatte. Sie plante jetzt bereits den in einigen Wochen stattfindenden Unterricht in Hogwarts. Hier hatte sie genügend Zeit und keine andere Beschäftigung. So kam ihr die Idee den Unterricht vor Ort schon durchzuführen, wenn auch etwas praktischer, durchaus gelegen, so musste sie sich nicht so viel notieren und hatte noch mehr zu tun. Sie wusste auch schon, was sie den Schülern als erstes für Verwandlungen beibringen würde. Ob diese allerdings davon erfreut sein würden, nun doch wieder teilweise normalen Unterricht zu haben, wo sie sich doch gerade an das Leben in der Wildnis gewöhnt hatten, war eine vollkommen andere Frage. Doch Hermine fand, dass die Schüler nicht den Boden unter den Füßen verlieren sollten und in der Wildnis trotzdem zivilisiert lernen und handeln sollten. Der Unterricht würde ihnen dabei sicher eine große Hilfe sein, auch bezüglich der Wiedereingewöhnungsphase später in Hogwarts. Hey Dave, ich hatte nie Probleme mich vom Füller zur Feder umgewöhnen. Das war für mich schon immer Teil der magischen Welt, in die ich mit meinem 11. Lebensjahr plötzlich zurückgekehrt bin. Daran wieder mit Füller zu schreiben, habe ich nie gedacht. Du hast Recht, es würde sich anbieten Hermine einen Brief zu schreiben, normalerweise. Nur dass ich auf diese Idee vor einigen Wochen schon gekommen bin und ihn ihr auch zugestellt habe. In dem Brief habe ich mich entschuldigt und ihr gezeigt, wie ernst ich es meine. Es hat mich wirklich Mühe gekostet so etwas zu schreiben, wie du dir als Mann sicherlich vorstellen kannst. Doch ich habe nie eine Antwort oder auch nur eine Reaktion von ihr zu dem Brief bekommen. Du wirst mir sicher raten sie darauf anzusprechen, doch da muss ich dir von vorneherein sagen, dass das sinnlos ist. Sie reagiert nicht darauf, weicht mir aus, wo sie doch schon nicht über harmlose Themen mit mir redet. Es ist zum Verrücktwerden. Da kann ich dir nur vollständig zustimmen, Frauen sind schwierig. Schade, dass wir uns hier keine Pizza backen können, ich hätte jetzt gerade Hunger darauf. Harry Gute Nacht, sorry, ist ein bisschen spät, aber da ich noch wach bin, wollte ich dir eben noch zurück schreiben, diesmal mit Füller. Mir gefällt’s, ob magisch oder nicht. Das ist natürlich doof, dass sie nicht geantwortet hat. Kannst du denn sicher sein, dass sie ihn auch gelesen hat? Wenn ja, wäre das doch schon mal positiv, angenommen sie glaubt dir. Du musst irgendwie versuchen an sie heran zu kommen. Wobei ich nicht weiß, ob es so schlau wäre, mit einem Trick zu versuchen sie zu überrumpeln, das könnte sie dir übel nehmen. Aber du kennst sie besser als ich. Lass dir irgendwas einfallen, was magisches? Wobei ich keinen Liebestrank oder so meine, sondern eher, dass du magisch etwas schönes z.B. heraufbeschwören, sich materialisieren lassen kannst oder so. Dir fällt schon was ein. Rosen allein werden es wohl nicht tun... Dave Fortsetzung folgt Im nächsten Teil kommt die Spannung auf leisen Füßen... Kapitel 6: Kampf gegen die Dickköpfigkeit ----------------------------------------- Huhu, ich bin zurück. Nachdem der Großteil des Abis nun vorbei ist, habe ich auch wieder mehr Zeit zu schreiben. Deswegen mache ich mich auch gleich an den Epilog von "Geliebt und Belogen" bzw "Das Geheimnis um Sams Vater". Danke für eure Kommis :) bis bald, Darc Angel 6. Kampf gegen die Dickköpfigkeit „Willst du mich nicht endlich einmal fragen, wie es Ron geht?“, verlangte die Rothaarige zu wissen und blickte ihn direkt aus klaren Augen an. Obwohl ihm keine Röte ins Gesicht stieg, grinste er verschmitzt und zugleich beschämt. Wie machte sie es nur, dass sie so oft wusste, was er dachte? „Wusste ich es doch. Warum fragst du nicht einfach?“, stellte sie ihn zur Rede und brach ihren Spaziergang abrupt ab, indem sie sich auf einen umgefallen Baumstamm setzte. „Ich weiß nicht.“, lautete seine unsichere Antwort, „vielleicht habe ich darauf gewartet, dass von ihm etwas kommt... Nein, ich glaube doch nicht..., ich kann mir nicht vorstellen, dass er von sich aus auf mich zu geht.“, Ginny schüttelte traurig den Kopf. „Nein, das glaube ich auch nicht. In dem Punkt unterscheidet er sich von mir.“, sie lächelte leicht. „Es freut mich, dass nicht alle Weasleys so einen Dickkopf haben..., wenn er auch zu Recht wütend und enttäuscht ist.“, Harry ließ sich neben sie sinken. „Tu mal nicht so, als wäre dein Dickkopf kleiner.“, entgegnete sie wehmütig grinsend, woraufhin er schuldig etwas in sich zusammen sackte. „Lass mich dir von Ron erzählen,“, kehrte sie wieder zu dem Ausgangspunkt zurück, er nickte zustimmend, „Ron wohnt immer noch Zuhause, angeblich hat er während seiner Ausbildung sonst keine Zeit sich zu bekochen und sich um eine eigene Wohnung zu kümmern. Mum ist es recht, sie hat gerne ihre Kinder Zuhause, das weißt du ja, vor allem weil es immer weniger werden. Doch ich glaube, dass Ron einfach zu faul ist, sich um etwas eigenes zu kümmern. Sein Job im Sportmanagement scheint ihm jedoch zu gefallen, soviel ich gehört habe.“ „Schreibst du dir oft mit ihm?“, fragte Harry interessiert. Ginny schüttelte den Kopf, sodass ihre langen Haare leicht durch die Luft flogen. „Nein, irgendwie ist es auch zwischen ihm und mir nicht mehr so wie früher. Er hat sich verändert, seit ihr nicht mehr mit ihm befreundet seid.“, erzählte sie traurig. Der Schwarzhaarige nickte. Eine schwere Stille lag über ihnen, dieses Thema war immer noch schwierig, wenn auch nicht mehr hochexplosiv, dennoch wagte keiner von beiden es richtig anzusprechen. Die Schmerzen waren noch zu nah unter der Haut, ihre eigene Freundschaft noch zu dünn. „Letztens ist die Beziehung zu Padma auch noch in die Brüche gegangen, ich glaube nicht, dass es ihm sonderlich gut geht. Dass Hermine und du, dass ihr hier seid, habe ich ihm deswegen auch erst gar nicht geschrieben. Ich wüsste nicht, wie er reagieren würde und ich will ihn nicht verletzen.“, gestand sie und blickte ihn Verständnissuchend aus großen Augen an. Der Strubbelkopf nickte und legte ihr kurz die Hand tröstend auf ihre. ‚Ron weiß also nicht, wo ich bin, was ich mache.’, dachte Harry verwirrt von seinen Gefühlen. Aber seine Eule hätte Ron sicher gefunden, wenn er es nur wollte. „Mit Hermine klappt es wohl auch nicht, was?“, fragte die Jüngere nach ein paar Minuten des Schweigens. „Ist das so offensichtlich?“, wollte Harry bedrückt wissen. „Für mich ja“, gestand Ginny und legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter, „Schüler aus Gryffindor, die sich noch an euch als Paar erinnern, werden sicherlich auch merken, welche Kälte und Funkenstille zwischen euch herrscht. Die andern hingegen...“ Er ließ den Kopf hängen, stützte ihn auf seine Arme. „Ich weiß einfach nicht vor, noch zurück, was Hermine angeht.“, offenbarte er ihr hilflos, „sie stößt mich immer und immer wieder zurück, weißt mich ab. Wenn es nicht unbedingt sein muss, redet sie auch nicht mit mir.“ „Du musst sie verstehen, du hast sie sehr tief verletzt, wahrscheinlich schlimmer als jemals jemand zuvor.“, versuchte die junge Frau ihm Hermines Handeln zu erklären. „Dessen bin ich mir bewusst und es tut mir so leid, dass kannst du dir nicht vorstellen. Nur sie will meine Entschuldigung nicht hören. Ich habe schon so viel versucht.“, berichtete er betrübt. „Ich befürchte, dass ich dir da auch nicht viel helfen kann, denn sie hat auch unsere Freundschaft abgebrochen. Das einzige, was ich dir raten kann: lass ihr Zeit.“ Er nickte erneut, wenn er sich von einer Frau auch einen besseren Rat erhofft hatte, doch für Ginny schien Hermine genauso geheimnisvoll, geradezu unverständlich zu handeln wie für ihn selber. „Vielleicht fällt mir noch etwas ein, wenn ich gleich im Zelt liege. Ich bin müde.“, sagte sie gähnend und streckte sich. „Findest du den Weg alleine zurück?“, wollte er nachdenklich wissen. „Aber sicher doch, du bist schließlich ein guter Lehrer, Professor Potter.“, sie streckte ihm neckend die Zunge raus und stand auf. Der Ansatz eines Lächelns schlich sich auf sein Gesicht. „Gut, dann bleibe ich noch etwas hier und denke nach.“, erklärte er ihr sein Vorhaben. Sie nickte zustimmend. „Schlaf gut, Harry.“, dann verschwand sie im Wald. Er lauschte ihren Schritten, die bereits kaum zu hören waren, so still konnte sie sich schon durch die Natur bewegen. Irgendwann war es selbst ihm nicht mehr möglich sie zu orten und so konzentrierte er sich wieder auf den See, der vor ihm schwarz glänzte. Langsam gingen die ersten Sterne auf und spiegelten sich auf der Wasseroberfläche. Mittlerweile verstand er, warum es viele Künstler zu Gewässern zog, man konnte atemberaubende Eindrücke hier festhalten. Minuten lang verweilte er dort und dachte über vieles nach. Vieles, was er erlebt und getan hatte. Vieles davon hatte sehr weh getan, nicht nur ihm. Fast alles hatte umfangreiche, gewichtige Folgen nach sich gezogen. Wer war Schuld daran, dass sein Leben so verlief? Nur er selber? Auf so viele Fragen fand er keine Antwort. Seine Augen fielen ihm immer wieder zu und allmählich durchdrang die Kälte seine Kleidung, seine Knochen. Es war Zeit zurückzukehren. Er wusste nicht mehr, wie lange er schon auf dem Baumstamm saß, dennoch hätte er noch länger verweilen können, dieser Ort schien das Wort Langeweile nicht zu kennen, er war faszinierend, wirkte anziehend auf ihn. Hier fand Harry einen Teil der lang ersehnten Ruhe. Schließlich erhob er sich trotzdem und streckte sich ausgiebig. Es wurde wirklich kalt. Lautlos schlich er sich zurück durch die Dunkelheit des Waldes. Alles war sehr still, kein einziger Vogel zwitscherte noch ein Lied. Alles schien zu schlafen. Mit an die Dunkelheit gewöhnten Augen musterte er genaustens den Boden, überlegte innerhalb von Sekundenbruchteilen, wo er hintreten sollte. Dieser Prozess ging mittlerweile ganz schnell, wie von alleine. Sein Herz schlug ruhig in seiner Brust, sein Atem ging gleichmäßig, seine Fingerspitzen strichen sanft über die Rinde eines Baumes. Alles fühlte sich so vertraut an, dabei war er noch gar nicht so lange hier. Plötzlich erschreckte ihn ein Geräusch und immer noch konzentriert verharrte er wie ein Teil der Natur an seinem derzeitigen Standort. Er lauschte nach allen Seiten, es war zu dunkel um mit den Augen etwas auszumachen, darauf konzentriert das Geräusch zu orten. Es hatte sich ganz eindeutig um das Knacken eines Astes gehandelt, doch jetzt war es wieder still, nur der Wind fuhr leicht durch die Äste der Bäume. Minuten lang blieb er stehen und wartete, doch nichts rührte sich mehr. Schließlich schlich er leise weiter. Er war geneigt die Augen zu schließen, widerstand der Versuchung allerdings, er sollte nicht übermütig werden. Wenige hundert Meter vor dem Zeltplatz betäubte ein sehr vertrauter Duft seine Sinne und ließ ihn innehalten. Langsam drehte er sich nach links, zum See hin, und tatsächlich stand dort jemand. Noch immer nahm er ihren Duft war, er gab der Versuchung nach die Augen für wenige Sekunden zu schließen und sich ihr Bild ins Gedächtnis zu rufen. Doch er wollte nicht träumen, wenn die Realität doch so greifbar nah war. „Hermine.“, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, dennoch schien sie ihn gehört zu haben, denn sie drehte sich um. Sie wusste nachher nicht mehr, ob sie ihn wirklich ihren Namen hatte sagen hören oder ob sie seine Nähe nur gespürt hatte, doch egal was gewesen war, es hatte sie dazu bewegt sich zu ihm umzudrehen. Er stand verborgen im Dunklen, nur seine Umrisse zeichneten sich von der Umgebung ab, doch Hermine glaubte, dass sie selbst den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen sehen konnte. Musste ihr Gehirn sie denn ständig daran erinnern, wie vertraut er ihr war?! Es schmerze ihn zu sehen und gleichzeitig ersehnte sie es. Dennoch drehte sie ihm wieder den Rücken zu. Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Ihr Herz schlug schnell. Plötzlich nahm sie den Duft des Sees, des Waldes viel intensiver wahr als zuvor. Sie schlug ihre Augen auf, drehte sich um und lief auf ihn zu. Es ging so leicht, wie mit Flügeln schien sie sich zu bewegen, zu fliegen, auf Wolken zu laufen. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie ihn erreicht. Sein Duft versiegelte ihre Nase, machte sie verrückt, wenn nicht sogar süchtig. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht, er wirkte glücklich. Dann hatte sie ihren Kopf auch schon an seiner Schulter gebettet und umarmte ihn. Zärtlich legte er seine Arme um ihren Körper und lang ersehnte Wärme durchfloss sie. Es war so vertraut, als er ihr über den Rücken strich, ihr sanft durch die Haare fuhr. Sanft berührte er ihre Wange. „Harry.“, entkam es leise ihren Lippen und sie öffnete ihre Augen. Der Wind strich ihr die Haare aus dem Gesicht, während sie noch immer auf den See hinaus blickte. Ruckartig drehte sie sich um, doch Harry war bereits gegangen. Sie unterdrückte einen Seufzer. Sie hatte nur geträumt, die Wirklichkeit würde niemals so aussehen. Leise war er weiter gegangen. Er war müde, weitere Zurückweisungen wollte er an diesem Abend nicht über sich ergehen lassen. Als sie sich also von ihm abgewandt hatte, war er weiter gegangen, Richtung Zelt. Jetzt lag er auf seiner Matratze und fragte sich, wer das Geräusch im Wald verursacht hatte, denn Hermine war es ganz gewiss nicht gewesen, sie wusste, wie man sich lautlos bewegte. Harry saß in einer von den Schülern gebauten Schaukel und beobachtete Hermine aus dem Augenwinkel. Sie saß auf einer der Baumstammbänke und starrte vor sich hin. Ihre Schüler waren schon am frühen Morgen aufgebrochen und würden erst in ein paar Stunden zurückkehren. Harry und Hermine hatten sich eine Art Schnitzeljagd mit verschiedenen Aufgaben für sie ausgedacht, wobei die nächste Aufgabenstellung magisch erscheinen würde, wenn die vorige Aufgabe ohne Magie gemeistert worden war. Die letzte Herausforderung führte wieder zum Zeltplatz zurück. Dem Sieger stand ein Duell gegen Hermine oder Harry, ganz nach ihrer oder seiner Wahl, als Preis zu. Schließlich nahm Harry all seinen Mut zusammen, was konnte schon schief gehen, außer dass er sich die nächste Abfuhr einfuhr, mittlerweile war das schon fast Normalität. Außerdem war er seit dem Camp selten mit Hermine alleine, sodass die letzte Abfuhr, abgesehen von dem Abwenden am Abend zuvor, schon länger zurück lag. Remus und Dave würden sich sicherlich freuen, wenn er nicht aufgab. „Hermine?“, fragte er also, möglichst mit neutraler Stimme. Sie drehte sich um und sah ihn ebenso ausdruckslos an. „Wo, glaubst du, sind sie gerade?“, fing er erst mal mit einem ungefährlichen Thema an. Sie zog die Nase leicht kraus, bevor sie nachdenklich antwortete: „Ich denke, die ersten werden in etwa an der Grenze zu Malfoys Garten sein und sich ihren Weg durch die Schlingpflanzen suchen.“ Harry nickte. „Die Letzten sind vielleicht gerade im See am Angeln.“, mutmaßte sie und blickte auf. „Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dass die Schüler so nah an Malfoy Manor vorbei kommen.“, äußerte er seine Bedenken. „Wenn Malfoy sie angreifen würde, hätte er natürlich leichtes Spiel, da sie keine Zauberstäbe bei sich haben.“, gab die Brünette zu, „andererseits wird Dumbledore ein Auge auf ihn geworfen haben. Er kann es sich nicht leisten, sich daneben zu benehmen, das Ansehen seiner Familie ist nach dem Krieg noch sehr beschadet.“, fügte Hermine ruhig und sicher hinzu. Der Schwarzhaarige nickte abwiegend: „Ich will hoffen, dass du Recht hast.“ „Das wirst du auch sehen.“, klang ihre Stimme etwa leicht frech oder war sie doch nur abweisend? Normalerweise reagierte sie ihm gegenüber immer nur gefühlskalt oder aber stark zurückweisend. „Gefällt dir dein Job als Praktikantin?“, wagte er sich einen weiteren Schritt vor auf das unsichere Eis. „Ja, es macht mir Spaß.“, gestand sie, ohne ihn anzuschauen. Scheinbar war sie heute gut gelaunt, sonst hätte sie das Gespräch längst abgebrochen. Des Weiteren war Harry erleichtert, dass sie nicht über das Wort „Praktikantin“ gestolpert war. Vielleicht hatte sie sich ja doch nicht so sehr verändert seit damals, eine Zicke war sie definitiv nicht geworden. Auch wenn sie ihn nicht nach seiner Arbeit gefragt hatte, erzählte er ihr nun davon, es tat gut mit ihr zu sprechen: „Ich wollte den Job eigentlich gar nicht haben, der Minister und Dumbledore haben es mir mehr oder weniger auferlegt. Aber mittlerweile hat vor allem das Camp seinen Reiz entwickelt.“ Sie nickte. „Schade, dass es zu unserer Schulzeit nicht möglich war, so etwas zu veranstalten.“ Einige Minuten saßen sie schweigend auf der Lichtung, Harry war sich nicht sicher, ob er das als ihre Erlaubnis ansehen sollte, mit ihr über die Vergangenheit zu reden oder nicht. Ihre Stimme hatte so nachdenklich, beinahe verträumt geklungen. Vielleicht wollte sie lieber alleine nachdenken? Nur woher sollte er das wissen? Er fuhr sich mit der Hand durch die wirren Haare. Die Spitzen der längsten Strähnen reichten ihm mittlerweile bis auf die Schultern. In Gedanken versunken rieb er eine Strähne zwischen seinen Fingern und das Licht der Sonne brachte sie zum Glänzen. Es wunderte ihn, dass keine grauen Strähnen sein pechschwarzes Haar durchzogen, genauso wie es ihn wunderte, dass sein Haar noch immer so dicht war wie früher. Er hatte so viel Gefährliches erlebt und doch war er nicht gealtert, auch wenn sein Körper sich durch die harte Zeit verändert hatte. Oft musste er in diesem Zusammenhang an Remus denken. Seit seiner Jugend hatte er gelitten und Schreckliches durchgestanden, doch sein Körper war nicht so gut damit zurecht gekommen, wie Harrys. Remus Haar war dünn und der Ansatz einer Glatze wurde immer größer. Seine Haut war fahl, doch wenigstens gewann er mittlerweile Farbe, seit der Krieg vorbei war. Ausgemergelt hatte Harry ihn in Erinnerung. Aber hatte er nicht im Drei Besen vor ein paar Wochen schon besser ausgesehen? War da nicht ein gewisses Glänzen in seinen Augen, dass er in dieser Art noch nie gesehen hatte? Jetzt im Nachhinein fiel ihm das auf, damals war er zu sehr auf sich selber fixiert, zu wütend auf Remus gewesen. Er sog die frische Luft tief ein und schämte sich erneut. „Musst du nicht noch das Protokoll an Dumbledore schicken?“, riss Hermine ihn aus seinen Gedanken, ihr Gesichtsausdruck wieder kalt, ihre Stimme tonlos. Traurigkeit überkam ihn bei ihrem Anblick. War er an dieser Veränderung Schuld? Hatte er ihr die Heiterkeit, die Fröhlichkeit ausgetrieben? ‚Vielleicht sollte ich mich mal an Blaise wenden?’, überlegte er auf dem Weg zu seinem Zelt, in dessen Inneren er den Brief verfassen wollte. Hermine schien ihre Ruhe haben zu wollen und er brauchte diese ebenfalls, viel zu schnell würden die Schüler wieder eintreffen und einen von ihnen zum Duell mit Zauberstab herausfordern. Den Gedanken an Blaise verwarf er jedoch schnell wieder. Er wusste nicht, was aus ihr geworden war. Ob sie vielleicht wirklich in den Reihen der Todesser gekämpft hatte oder sogar gestorben war? Er wusste nicht einmal, ob sie und Hermine noch in Kontakt standen. ‚Nein, ich muss es anders schaffen, zu ihr durch zu dringen.’, dachte er entschlossen, bevor er die Feder in ein Tintenfass eintauchte und anfing das Protokoll zu schreiben: Guten Tag, Albus, Hiermit erhältst du nun das dritte Protokoll dieses Abenteuers. Im Moment ist es, im Gegenteil zu sonst, sehr ruhig im Lager, da die Schüler auf einer Art Schnitzeljagd unterwegs sind und alle möglichen Aufgaben auf ihrem Weg durch die Umgebung einzeln und auch manchmal nur mit Hilfe der anderen schaffen können. Ich hoffe, du behältst Malfoy im Auge, da sich unsere Schüler ohne Zauberstäbe in seiner unmittelbaren Nähe befinden. Als Preis für die erste Schülerin oder den ersten Schüler, die oder der das Camp erreicht, winkt ein magisches Duell gegen Hermine oder mich. Damit werden wir die Phase des Duellierens einläuten, die Hermine und ich für sehr wichtig halten. Nebenbei erhalten die Schüler ihre Zauberstäbe auch während Hermines Verwandlungsstunden. Hermine sagt, dass sie sich gut weiter entwickeln, möglicherweise sogar schneller als hinter den Mauern von Hogwarts. Ob das an dem abwechslungsreichen Programm liegt, kann sie nicht sagen. Alles in allem, verhalten die Schüler sich gut, einige Slytherins versuchen schon einmal zu rebellieren, doch Hermine und ich haben sie unter Kontrolle, denn keiner hackt gerne den ganzen Tag lang Holz. Bis bald, Harry Zur großen Verwunderung von vielen war es kein Muggel, der die Schnitzeljagd gewann, obwohl diese nur aus nicht magischen Aufgaben bestanden hatte. Ginny leiste sich bis zum Feuerplatz einen Sprint gegen Luna und nur wenige Zentimeter Vorsprung brachten ihr den Sieg ein. Sie grinste Harry stolz an und er deutete ein anerkennendes Nicken an. Da es schon zu spät, und damit sehr kalt, war um im See baden zu gehen, nutzten Ginny und ihre Klassenkameraden die selbst gebauten Duschen, um sich zu erfrischen. Erst als alle Schüler wieder im Camp angekommen waren, mittlerweile hatte die Dämmerung bereits eingesetzt, musste Ginny ihre Entscheidung bezüglich ihres Preises verkünden. „Ich möchte gerne gegen Professor Granger kämpfen.“, erklärte sie mit sicherer Stimme und sah Hermine direkt in die Augen. Diese zeigte nicht, ob sie erstaunt über diesen Wunsch war, sie zeigte keine Gefühlsregung, sondern nickte lediglich und ging Ginnys Zauberstab holen. Harry fühlte keine Trauer darüber, dass sie ihn nicht erwählt hatte. Er hatte in seinem Leben mehr als genug gekämpft, sodass er längst den Drang zu kämpfen verloren hatte. Den Preis hatte er, von seiner Sicht aus, nur im Interesse der Schüler gestellt, da es für sie wichtig war richtig kämpfen zu lernen. Nun, da Ginny und Hermine sich duellieren würden, war er gespannt auf diesen Kampf. Auf der großen Wiese direkt vor dem See hatte man ein Terrain markiert, indem die beiden Frauen sich aufhalten mussten, sonst hatten sie verloren. Harry gesellte sich zusammen mit den Schülern hinter einen von ihm errichteten Wall, der die Flüche von ihnen fern halten sollte. Wahre Neugier durchflutete ihn, er hatte die beiden schon lange nicht mehr kämpfen gesehen und er spürte das Verlangen zu wissen, ob sie sich weiterentwickelt hatten. Außerdem würde der Kampf anders verlaufen, als wenn ein unerfahrener Schüler gegen Hermine im Ring stehen würde. Dann wäre klar, dass Hermine als Siegerin hervorgehen würde. Doch mit Ginny als Gegnerin hatte er diese Sicherheit nicht. Seiner Meinung nach hatte Hermine zwar etwas mehr Erfahrung und wohlmöglich mehr nützliche Zaubersprüche gelernt, doch in einem Duell konnte schon eine kleine Unachtsamkeit die Ausgangssituation umkehren. Die beiden Frauen trafen sich auf sein Wort, das des Schiedsrichters, in der Mitte, zogen ihre Waffen, verbeugten sich und drehten sich um, um in die jeweils entgegengesetzte Ecke des Kampfterrains zu gehen. Dort blieben sie stehen, blickten sich entschlossen an und stellten sich in Kampfposition. Die Schüler schauten gespannt zu, die Älteren von ihnen konnten sich vielleicht noch an den Duellierclub unter Lockhart erinnern. Ob der jüngere Jahrgang jemals ein richtiges, faires Duell gesehen hatte, war fraglich für Harry. ‚Sie sind in einer Zeit der hinterhältigen, gefährlichen, schwarzmagischen Kämpfe aufgewachsen, genau wie ich auch.’, dachte er bitter. Die ersten Blitze zuckten und erhellten sein Gesicht, während seine Gedanken weiter bei seinen Schülern verweilten. Es war erschreckend, diese Kinder, ja er bezeichnete sie so, waren nur ein bis zwei Jahre jünger als er, teilweise nur ein paar Monate. Er wusste von den meisten von ihnen nicht, was sie durchgemacht hatten während des Krieges, dennoch fühlte er sich so viel älter und erfahrener als sie. Manchmal fragte er sich, ob er sie als Kinder bezeichnen durfte? Würden sie nicht gerade von so jungen Lehrern wie Hermine und ihm erwarten, dass sie ihr Verhalten verstehen würden, sich in sie hineinversetzen könnten, gerade weil sie fast im gleichen Alter waren? Vermutlich waren sie alle keine Kinder mehr, denn für keinen von ihnen konnten die letzten Jahre kindergerecht abgelaufen sein. Sie würden alle ihre Kindheit ungefragt hinter sich gelassen haben. Wollte Harry sie deswegen als Kinder sehen, um ihnen einen Rest ihrer Kindheit zurückzugeben, eine Zeit, die er selber nicht kannte? Er konnte es nicht sagen. Er war kein Pädagoge, woher sollte er wissen, wie er mit seinen Schülern umgehen sollte?! Er wusste nicht einmal, was sie in Hermine und ihm sahen. Fest stand nur, dass sie ihre zwei Professoren akzeptierten, sogar respektierten und ihnen gehorchten, bis auf ein paar wenige Slytherins vielleicht. Die Kraft, die viele von ihnen in dieses Lager, in die ihnen auferlegten Aufgaben investierten, rühmte wahrscheinlich auch aus einer schweren Vergangenheit und der Hoffnung, dass sie sich und ihre Familie in Zukunft besser verteidigen würden können. Ein Schrei von Ginny riss ihn aus seinen Gedanken und brachte ihn zurück in die Realität des Duells. Schnell konzentrierte er sich wieder auf den Schutzwall, der bereits schwächer geworden war. Gleichzeitig wanderten seine Augen zu Ginny, die rücklings auf dem bereits Graslosen Boden lag. Hermine stand schwer atmend und mit zerrissenen Ärmeln einige Meter von ihr entfernt, den Zauberstab auf die Jüngere gerichtet. Hermines „Locomotor Mortis“ verfehlte die Rothaarige wenige Zentimeter, da sie gerade rechtzeitig zur Seite rollte und aufsprang. Bevor ein weiterer Beinklammerfluch sie vielleicht doch noch erwischte, sprang die Jüngere locker zur Seite. Dafür traf Ginny Hermine mit einem „Rictusempra“, sodass Hermine unkontrolliert zu lachen anfing. Wieder drifteten Harrys Gedanken davon, diesmal zurück in die Vergangenheit, in sein zweites Schuljahr, als er eben diesen Fluch gegen Malfoy im Duellierclub eingesetzt hatte. Ob Ginny sich daran erinnern konnte? So verpasste er, wie Hermine es so gerade schaffte sich von dem Fluch zu befreien und „Tarantallegra“ schrie. Verwundert blickte Harry auf, da in seiner Erinnerung Draco mit Hermines Stimme diesen Fluch ausstieß. Diesmal traf er jedoch nicht Harry, sondern Ginny, die wild zu tanzen begann. „Finite Incantatem“ brachte ihr die Erlösung und mit einem Sprung zu Boden verfehlte Hermines Schockzauber so. Auf dem Boden sprang sie gekonnt nach hinten, da die Brünette bereits das nächste „Stupor“ auf sie geschossen hatte. Die Luft schien zu knistern und Harry wunderte sich, ob Hermine eben so flink und sportlich reagieren würde. Die Schüler um ihn herum schauten dem Duell gespannt zu, es schien, als hielten sie den Atem an. Harry sollte Recht behalten, die meisten von ihnen hatten nie zuvor ein Duell gesehen und erst recht nicht zwischen zwei Hexen, die so bewandert im Duellieren und so geschickt waren, wie Hermine und Ginny. Mit ihren Augen folgten sie den Funken, die aus den Zauberstäben schossen, oft kamen sie kaum hinter dem Geschehen her. Einige Münder standen beeindruckt offen, sowohl von den Leistungen ihrer Mitschülerin, als auch von denen ihrer Lehrerin. Noch in der Hocke brüllte Ginny „Impedimenta“ und riss Hermine von den Beinen. „Petrificus Totalus“ versteinerte ihren Körper anschließend förmlich, sodass die Brünette lediglich ihre Augen bewegen konnte. Zitternd und mit ebenfalls zerrissener Kleidung stand Ginny über der ehemaligen Freundin, ihr Blick genauso hart, wie der ihrer Unterlegenen. Die Rothaarige schüttelte nur traurig den Kopf. ‚Lauter Dickköpfe.’ Sie verließ unter tosendem Applaus der anderen Schüler und auch Harrys, dem sie ihren Zauberstab überreichte, den Kampfplatz und verschwand wortlos in ihrem Zelt. Harry hatte zuvor schon den Schutzwall aufgelöst und die Schüler verteilten sich nun wieder, während er langsam auf Hermine zuging, die noch immer hilflos am Boden lag, ihr Zauberstab einen Meter entfernt. Der Schwarzhaarige hob ihn auf und betrachtete ihn in seiner Hand, er war noch warm. Einen kurzen Augenblick betrachtete er Hermine, wie sie verletzt und gedemütigt vor ihm lag. Trotz und Widerstand standen dennoch in ihren Augen geschrieben. Sie wollte die Unbezwingbare sein. Deswegen legte er ihr ihren Zauberstab in die Hand und steuerte ebenfalls ohne ein Wort sein Zelt an. „Erwarte bloß nicht...“, setzte sie hinter ihm an, sie schrie nicht, aber ihr Ton war barsch und wütend, die Aufmerksamkeit der Schüler wollte sie jedoch unter keinen Umständen auf sich ziehen. Sie wünschte ihre Aufmerksamkeit bezüglich Harry nicht. Da er nur wenige Meter entfernt war, hatte er sie locker verstanden, unterbrach sie allerdings, indem er abwehrend die Hand im Gehen hob, er wollte nichts hören. Auch diesen Abend trafen Harry und Ginny sich im Wald. „Du hast gut gekämpft.“, lobte der Ältere sie zur Begrüßung, als er an dem mittlerweile verabredeten Ort erschien, eine kleine Bucht, versteckt hinter Bäumen, deren Äste bis ins Wasser ragten. Ginny zuckte erschreckt zusammen, lächelte jedoch, als sie ihn erblickte. „Danke, ich hatte einen guten Lehrmeister.“, grinste sie ihn an. „Das hast du nicht alles von mir gelernt. Du hast weiter trainiert, oder?“, wollte er neugierig wissen. Sie nickte langsam. „Wir haben die DA weiter geführt, in einer kleineren Gruppe und noch geheimer, teilweise sogar nachts.“, berichtete sie ansatzweise stolz. „Deinem Kampf fehlte dennoch der Erfolg.“, stellte Harry irgendwie traurig fest. Ginny blickte ihn erstaunt an, bevor sie resignierend seufzte. „Wenn du Hermine so gut verstehen würdest, wie mich, wäre das Leben für uns beide einfacher.“, prophezeite sie ebenfalls traurig gestimmt und strich mit ihrer Handfläche über das dunkle Wasser, malte anschließend Kreise mit dem Zeigefinger. „Ich hätte ihre Mauer gerne zerstört gesehen... Aber es war nett, dass du es versucht hast.“, sagte er melancholisch. „Ich habe es nicht nur für dich getan.“ „Ich weiß, trotzdem danke.“ Sie lächelte. „Wir müssen es schaffen, diese Mauer einzureißen, sonst wird sie dahinter ersticken.“, mutmaßte Ginny besorgt. „Ja, nur wie zum Dementor sollen wir das schaffen ohne ihre Hilfe?“, fragte Harry leicht verzweifelt. „Ich...“, fing die Rothaarige an, doch der Ältere stoppte ihren Redefluss, indem er sich neben sie bückte und ihr die Hand vor den Mund hielt. Erschrocken riss sie die Augen auf, verweilte jedoch still neben ihm ohne sich zu bewegen. Die andere Hand lag bereits an seinem Zauberstab, wie Ginny feststellte, während sie versuchte herauszufinden, was plötzlich passiert war. Harry hatte die Augen nicht geschlossen, konzentrierte seine ganze Sinneskraft allerdings auf seine Ohren. Da der Wind vom See her wehte, während das deutlich vernommene Knacksen aus der entgegengesetzten Richtung, dem Wald kam. Er hatte schon die ganze Zeit so ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend verspürt. Jetzt wusste er auch warum, sie wurden beobachtet. Irgendjemand war dort im Wald, keine hundert Meter von ihnen entfernt. Doch jetzt war es wieder ruhig, bis auf ein paar Geräusche von Nachtvögeln. Vorsichtig nahm er seine Hand von ihrem Mund. Er musste wohl überreagiert haben. Wahrscheinlich war es nur einer der Schüler gewesen, der sie gesehen und kurz inne gehalten hatte. Hoffentlich entstanden jetzt keine Gerüchte, von wegen Ginny und er hätten eine Romanze. Ganz davon abgesehen, dass ihn das seinen Job kosten könnte, hatte er keine Lust auf diesen Kinderkram. „Entschuldige.“, sagte Harry, immer noch leise, „da war jemand, aber ich neige wohl noch dazu, in jeder Kleinigkeit eine Gefahr zu wittern. Tut mir leid, ich hoffe, ich habe dir nicht weh getan?“ Sie schüttelte noch immer geschockt den Kopf. Ihre Haut wirkte im Mondlicht käsebleich und ihre Augen groß und dunkel. ‚Deine guten Ohren helfen dir da auch nichts. Du kannst in der Nacht nicht sehen, wie ich. Du bist vollkommen schutzlos und sie ist es auch. Ich werde ein süßes Vergnügen haben, das einen noch bittersüßeren Nebeneffekt hat, nämlich genau in deine Wunde zu treffen, in ihr bohren und es wird mir ein großes Vergnügen sein in doppelter Hinsicht.’ Fortsetzung folgt Kapitel 7: Helfen und Quälen ---------------------------- Ich glaube, es wird Zeit sich zu entschuldigen. Es tut mir wirklich leid. Ich werde aufrichtig versuchen mich zu verbessern. Dennoch viel Spaß beim Lesen an meine treuen Leser. Darc Angel 7. Helfen und Quälen Harry betrachtete Hermine beim Unterrichten der Sechser. Sie hatte ihre Haare zu einem Zopf hochgesteckt, wie sooft in letzter Zeit. Er konnte sich vorstellen, dass es praktischer war hier in der Wildnis, doch er mochte ihr leicht lockiges Haar lieber offen, wenn der Wind mit ihm spielte. Wie gerne würde er spüren wie es glatt und seidig durch seine Finger glitt. Er schüttelte den Kopf. Solche Vorstellungen führten zu nichts und ließen sich in nächster Zeit ganz gewiss nicht realisieren. So wandte er sich wieder seinem eigenen Unterricht zu. Die Siebtklässler waren in ihr Kursbuch vertieft. Eigentlich hielt Harry nicht viel davon „Verteidigung gegen die Dunklen Künsten“ als Lesestunde zu gestalten, doch erst im Sommer hatte er dieses Meisterwerk entdeckt. Böse Zungen lästerten, dass er seine Memoiren als Schulbuch nehmen würde. Doch er dachte nicht daran, eine Biographie zu schreiben, und wenn würde er sie nie als Unterrichtsmaterial benutzen. Er hieß schließlich nicht Gilderoy Lockart. Dieses Buch beinhaltete nicht einfach nur die Vorgehensweise eines Kampfes gegen dunkle Geschöpfe. Es beinhaltete kleine Filme zur Veranschaulichung, es berichtete von Geschichten, erklärte den Ursprung des Zaubers, was Harry für sehr wichtig hielt. Nur wenn man einen Zauber richtig verstand, konnte man ihn ausführen. Er hatte das Gefühl, dass die Schüler so schneller die Zaubersprüche beherrschten, denn gleich würde er sie mit ihnen ausprobieren. Doch vorerst wandte er sich erneut Hermine zu, die sich gerade vor ihren Schülern in eine braune Eule verwandelte und in den Himmel flog. Wieder einmal stellte er fest, was für eine exzellente Hexe sie doch war. Schon nach wenigen Sekunden hatten die ersten Schüler sie aus den Augen verloren. Gut eine Minute später stand sie hinter ihnen und erschreckt fuhren sie herum. Er beobachtete, wie sie ihnen half, die Handbewegung vormachte und alle Geduld der Welt zu haben schien. „Professor Potter.“, holte Nicole Shawn ihn aus den Gedanken. Er blickte sie überrascht an. „Wenn Sie fertig sind, können Sie schon mit den 15 Liegestützen anfangen.“, erklärte er noch immer nicht ganz bei der Sache. Doch sie nickte und startete die sportliche Einheit. Für die Wildnis hatten die Schüler sich eigens neue Uniformen kaufen müssen, da Röcke für die Mädchen doch äußerst unpraktisch waren. So bereitete es der Brünette keine Probleme in ihrer Stoffhose die Übung zu absolvieren. Neben dem Buch hatte Harry eingeführt, dass nach jedem gelesenen Kapitel Sport getrieben wurde, zumindest hier im Camp. Denn durch den Sport wurde der Kopf wieder frei für die Praxis und die Schüler verinnerlichten sich die Sprüche besser, ganz davon abgesehen, dass ihre Fitness davon profitierte. Da es ein schön warmer Oktobertag war, entschieden Harry und Hermine, dass die Schüler am Nachmittag einen Schwimmparcours schwimmen sollten. Harry verfolgte den Wettkampf aus der Luft auf seinem Besen, während Hermine es vorgezogen hatte an Land zu bleiben. Ganz davon abgesehen, dass sie keinen Besen besaß, hatte die Brünette noch nie viel aufs Fliegen gegeben. Der Schwarzhaarige hätte sich gefreut, wenn sie zu ihm auf den Besen gestiegen wäre, doch diesen Traum hatte er erst gar nicht existieren lassen, er war absurd. Immer mal wieder warf er Hermine einen Blick zu, den sie niemals erwiderte. Traurig konzentrierte er sich anschließend wieder auf die Schwimmer unter ihm. Das Überlebenstraining zeigte seine Früchte. Mit Zauberstäben ausgerüstet schafften sie jedes Hindernis, wobei ihnen nur erlaubt war Magie zu benutzen, wenn sie glaubten, dass ihre eigene Kraft nicht zur Bewältigung reichen würde. Plötzlich paddelte eine kleine Sechstklässlerin heftig mit den Armen, ihren Zauberstab entdeckte Harry nirgends. Ein Sturzflug, einem Sucher würdig, legte er zur Freude seiner Schüler hin, während er ganz auf das Mädchen unter ihm konzentriert war. Doch noch bevor er sie erreicht hatte, war sie untergetaucht. Reflexartig zauberte er sich eine Luftblase um den Kopf und sprang einen Delfinsprung von seinem Besen ins Wasser, direkt dort, wo ihr Kopf noch wenige Sekunden zuvor gewesen war. Einige Meter unter sich entdeckte er sie, in den Fängen einer Schlingpflanze. Problemlos tauchte er hinter ihr her, bis er ihren bewusstlosen Körper erreicht hatte. Mit einem simplen Spruch zerschnitt er den Arm der Pflanze, welche sich geschlagen zurückzog, und strampelte sich mit Antoinette im Arm an die Oberfläche. Plötzlich kam ihm ein Bild von seiner eigenen Schulzeit in den Kopf, als er während dem Trimagischen Turnier im See gewesen war und Hermine und Rons Körper dort bewusstlos festgebunden waren. Er schüttelte die Gedanken ab und konzentrierte sich auf das Treten. Mit einem Platschen durchbrachen sie die Wasseroberfläche und Harry atmete frische Herbstluft ein. Er schüttelte die Wassertropfen aus seinem Gesicht, bevor er das Mädchen Richtung Ufer abschleppte. „Was ist passiert?“, begrüßte Hermine ihn käsebleich am Ufer. Er hob die Schülerin hoch und trug sie auf die Wiese. Hermine zauberte eine Decke herbei und hielt mehrere Tücher bereit. „Eine Schlingpflanze,“, erklärte er kurz, „sie muss ihren Zauberstab verloren haben.“ In dem Moment, als Harry sie ablegte, begann Antoinette zu husten. Die beiden Lehrer blickten sie beunruhigt an, während sämtliche Schüler sich um sie versammelt hatten. „Weicht ein bisschen zurück.“, bat Harry sie mitdenkend, „damit sie sich nicht bedrängt fühlt.“ Antoinette spuckte ein paar Mal Wasser aus, bevor sie ihre braunen Augen aufschlug. „Wie fühlst du dich?“, fragte Hermine mit sanfter Stimme und kniete sich neben das Mädchen aus Hufflepuff. „Mir ist kalt.“, sagte diese zitternd. Hermine wickelte sie in Handtücher ein und Harry legte einen Wärmezauber über sie. „Ich bringe dich ins Sanitätszelt.“, entschied er und hob sie erneut hoch. Schweigend ließ sie es über sich ergehen. Hermine schickte eine Freundin zu ihr, nachdem Harry ihr einen Tee bereitet hatte. „Willst du weiter machen?“, fragte Hermine ihn ungläubig, als er erneut den See ansteuerte. „Vertrau mir.“, sagte er schwerfällig, noch immer stand ihm die Sorge ins Gesicht geschrieben. „Wer von euch glaubt von sich selber, dass er ebenfalls in der Lage gewesen wäre, Antoinette zu retten?“, richtete er die Frage an seine Schüler, die in Handtücher gewickelt am Ufer warteten. Weniger als die Hälfte trat vor. Daraufhin entkleidete Harry sich zur Überraschung aller und hängte die nassen Sachen über einen Baum in der Nähe. Nur in Boxershorts bekleidet, watete er in das Wasser. Erst jetzt fiel ihm auf, wie kalt der See war, dennoch konnte die Tatsache ihn nicht aufhalten. Als er bis zur Brust im Wasser stand, richtete er sich an die Hervorgetretenen. „Kommt nach einander ins Wasser und schleppt mich 100 Meter ab.“, forderte er sie auf. Überrascht starrten sie ihn an, ohne dass jemand sich bewegte. „Ich dachte, ihr hättet Antoinette retten können?“, provozierte er sie absichtlich, „was würdet ihr machen, wenn ich nun wirklich in Gefahr wäre und Professor Granger nicht anwesend wäre?“ Harry warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie stand abseits der Gruppe und beobachtete seinen Unterricht interessiert. Innerlich lächelte er, immerhin hatte er es geschafft, dass sie ihn beachtete. „Hättet Ihr mich ertrinken lassen?“, verlangte er zu wissen. Sie verneinten die Frage einstimmig. „Worauf wartet Ihr dann noch?“ Ginny trat aus der Gruppe hervor, reichte ihr Badetuch Luna und kam auf ihn zu. Harry lächelte ansatzweise. „Ich hatte nichts anderes von dir erwartet.“, sagte er so leise, dass nur sie es hören konnte. „Du weißt, ich mag es nicht, wenn ich immer...“, begann sie. Doch als er verständnisvoll nickte, verstummte sie lächelnd. „Wir werden jetzt raus schwimmen und Miss Weasley wird mich bis zum Ufer bringen. Beobachtet genau, wie sie es machen wird.“, ertönte seine Stimme nun wieder lauter zu den Schülern. Gemeinsam schwammen sie hinaus, in Einklang schweigend. „Bist du soweit?“, fragte er schließlich und verweilte auf der gleichen Stelle. „Ja, bin ich.“, antwortete sie konzentriert. Augenblicklich sank Harry absichtlich. Erschrocken zögerte Ginny eine Sekunde lang, bevor sie untertauchte und ihn innerhalb weniger Sekunden wieder an der Wasseroberfläche hatte. „Du kannst das noch schneller.“, sagte Harry mit geschlossenen Augen immer noch leise. Sie erwiderte nichts, sondern legte sich auf den Rücken und schlang einen Arm um seine Brust. Mit kräftigen Zügen schwamm sie Richtung Ufer. Ihr Atem ging schnell und ihr Herz schlug unregelmäßig. Ihre Hände waren kalt. Sie schwamm sicher und doch hatte Harry unterbewusst das Gefühl, dass sie alles andere als sicher war. Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, doch irgendwas war seltsam. Innerhalb weniger Minuten hatte Ginny ihn ins flache Wasser gebracht und die jungen Männer trugen ihn an Land. „Das haben Sie gut gemacht, Miss Weasley.“, er betrachtete sie eingehend, doch sie wich seinem Blick aus, indem sie sich das Gesicht trocknete mit ihrem Tuch. „Wer möchte als nächster?“ ‚Egal, wie sehr du dich anstrengst. Ich werde dich immer finden. Du kannst nicht vor mir fliehen. Versuch es ruhig. Die Vorteile, die ich dir gegenüber habe, wirst du nie überschreiten können, da kannst du noch so gut und viel lernen. Meine Erfahrung bekommst du trotzdem nicht so schnell. Irgendwann wirst du akzeptieren, dass ich die überlegen bin. Ich bekomme immer, was ich will, das wirst du schon noch merken. Ich finde dich, welchen Weg du auch nimmst. Ja, sei ruhig leise. Ich werde dich dennoch hören und sehen. Dieser Wald ist mein Verbündeter. Du wirst kein Versteck finden, das ich nicht kenne.’, er lachte leise. Um ihn herum war alles schwarz, dunkel wie die Nacht, seine Lieblingszeit. Die Sonne hatte sich endlich verzogen und Wolken verdeckten jegliches Licht. Doch seine klaren Augen beobachteten die Umgebung wie die Augen eines Tieres und er sah ebenso gut. Der Wind heulte leicht und hier und da knackte es kaum merklich unter den Füßen von kleinen Krabbeltieren. Sein Blick war gen Süden gewandt, während er neben einem großen, alten Baum verharrte. Seine dunkle Kleidung tarnte ihn vorzüglich, dennoch zog er es vor einen Bogen um Harry zu ziehen. Seine Schüler konnte er hinters Licht führen, aber er wagte es nicht den Mann zu unterschätzen. Er brauchte sich nicht zu bewegen, er wusste, dass sie nur diesen Weg nehmen würde und er hatte Zeit, er würde warten und sein Ziel erreichen. Hallo Harry. Es freut mich, dass du mir zustimmst. Ich wusste, du würdest es eines Tages verstehen. Schließlich bist du Lilys Sohn, das soll heißen, dass du nicht nur ihr großes Herz, sondern auch ihren Verstand geerbt hast. Du erinnerst mich jeden Tag mehr an sie. Deswegen weiß ich, dass du die Kraft hast dein Leben in den Griff zu kriegen. Ginny ist doch der erste sichere Beweis dafür. Sie war verletzt und enttäuscht von dir, doch eure Freundschaft scheint neu zu entstehen. Schöpfe Kraft aus ihr, dann wird es dir auch gelingen Ron und Hermine wieder zu gewinnen. Wie würde es mich freuen, wenn ihr drei auf Tonks und meiner Hochzeit wieder vereint wärt. Aber lass dich nicht unter Druck setzen, das war nur ein dummer Gedanke. Tonks würde sich sehr freuen, wenn du uns an einem Wochenende nach dem Camp mal besuchen würdest. Sie will dann persönlich für dich kochen. Unter uns gesagt, sei nicht böse, wenn wir nachher eine Pizza von der Pizzeria in der nächsten Stadt holen. Tonks ist nicht die beste Köchin, aber du wirst sie mögen. Ich würde dir ja gerne Tipps geben, um Hermine zu erreichen. Doch ich befürchte, dafür bin ich nicht geeignet. Tonks ist mir einfach in die Arme gefallen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe keinerlei Erfahrung in so etwas. Sirius und James wären dir da eine größere Hilfe, die hatten in der Schule ständig ein Date – dein Vater wohl bemerkt nur bis er deiner Mutter das Herz geschenkt hat. Doch so wie ich Dave kennen gelernt habe, berät er dich stattdessen tatkräftig. Wichtig ist, dass es von Herzen kommt, so viel kann ich dir sagen. Halt den Kopf hoch. Remus Harry, der gerade unten am Ufer saß, während die Schüler ihre Pause größtenteils liegend auf dem Zeltplatz verbrachten, entschied, dass er Remus gleich zurück schreiben würde. Er öffnete sein Tintenglas und tunkte seine schwarz-blaue Feder leicht hinein, welche er zuvor aus seinem Zelt mitgebracht hatte. Hallo Remus. Ich sitze hier am See, fast berühren die sanften Wogen meine Füße. Ich glaube, meiner Mutter hätte dieser Platz gefallen, wenn ich dir auch nicht sagen kann, woher ich das weiß, es ist ein Gefühl. Du musst mir bei unserem Treffen unbedingt von ihr erzählen. Ich nehme Tonks Einladung in diesem Sinne gerne an, es würde mich freuen, sie kennen zu lernen. Danke, aber ich esse auch gerne eine Pizza, die werd ich hier wochenlang nicht zwischen die Zähne bekommen. Das Kriegsende erscheint mir plötzlich viel mehr als der Verdienst meiner Eltern, nicht als meiner, wie es die Zauberwelt hinstellt. Du hattest Recht, ich war zu blind das Geschenk anzunehmen. Ginny ist nur eben nicht Hermine. Ihre Freundschaft erfüllt mich, tagsüber ist sie mir eine wertvolle Stütze, doch nachts wenn ich allein in meinem Zelt liege... Das hört sich kindisch an, aber dann bricht wieder alles zusammen. Du hast richtig vermutet, Dave versucht mich zu beraten. Doch er kennt Hermine nicht, was seine Tipps nicht sehr viel hilfreicher macht. Ich verbringe viel Zeit mit Nachdenken, doch mir ist noch keine überwältigende Idee gekommen. Eine ist doofer als die andere. Dabei will ich Die Idee haben, wenn du verstehst, was ich meine. Sie soll brillant, umwerfend und wunderschön sein. Mir ist es immer noch nicht ganz geheuer, dass wir auf Malfoys Grundstück campen. Ich kann mich nie wirklich entspannen. In anderer Umgebung fällt mir dies nach dem Krieg schon schwer, doch hier ist es nahezu unmöglich. Ich weiß, ich sollte Malfoy nicht in die Form seines Vaters drücken. Doch ich kann durch meine eigenen Erfahrungen mit ihm, was er seiner damaligen Freundin Blaise angetan hat, einfach nicht anderes. Kannst du das verstehen? Harry Harry verweilte noch einige Zeit lang am Ufer des Sees, das leise Rauschen des Wassers vermochte ihn zu beruhigen. Die Schritte hinter ihm nahm er kaum wahr, bis Hermine sich neben ihn ins Gras setzte. Überrascht blickte er von der Seite an. ‚Ist das ein Traum?’ Sie erwiderte seinen Blick aus ihren haselnussbraunen Augen. „Es ist Zeit, dass du ihnen beibringst, welche Wurzeln, Pilze und Beeren sie im Wald überleben lassen.“, sagte sie, bevor sie den Blick abwandte und das Glitzern des Sees begutachtete. Er nickte, wartete jedoch, ob sie noch etwas hinzufügen wollte. Als sie dies nach einigen Minuten nicht getan hatte, stand er enttäuscht auf und ging auf die Schüler zu. Verwirrung beherrschte ihn. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er es nun als gut empfinden sollte, dass sie von alleine zu ihm gekommen war, oder ob es keine Verbesserung war, weil sie ihn schließlich weg geschickt hatte und den schönen Platz nun alleine für sich hatte. Es tropfte leicht, als Harry sich an diesem Abend auf dem Baumstamm am Westufer setzte und auf Ginny wartete. Die letzten kleinen Mücken verschwanden über dem Wasser, während die Dämmerung ihr Spiegelbild bald mitnahm. Der Wind spielte mit den Ästen über ihm und die kleinen Tropfen ließen Kreise auf der Wasseroberfläche erscheinen. Es roch nach Regen, wenn auch nicht mehr nach dem leichten Sommerregen, sondern nach Herbst. Harry zog seinen Umhang dichter um sich. Er würde bald abends ein kleines Feuer hier entzünden müssen und damit ihren Platz verraten. Das wollte er eigentlich auch nicht, vielleicht fiel ihm ja noch etwas anderes ein. Die Zeit verging, doch Ginny erschien nicht. Langsam wurde er unruhig. Gerade als er aufstehen und nach ihr suchen wollte, kam sie aus dem Wald. Beide blieben stehen und starrten den anderen an, als hätten sie sich gegenseitig in einer peinlichen Situation erschreckt. Der Schwarzhaarige hatte ein ungutes Gefühl. Zwar schlich sich in dem Augenblick ein Lächeln auf ihr Gesicht, doch ein frischer Riss zierte ihre Wange und trotz der einbrechenden Dunkelheit konnte er ein kleines Ästchen in ihren Haaren ausmachen. „Entschuldige, ich bin gerade erst wach geworden.“, sagte sie und kam auf ihn zu. Er musterte sie irritiert. Sie war nicht der Typ, der durch das wildeste Gebüsch kletterte, aber vielleicht war sie einfach nur müde gewesen und hatte sich deswegen irgendwo verletzt. „Lass mich deine Wunde sehen.“, bat Harry sie, „lumos.“ Der junge Mann hob seinen Zauberstab und erschrak, als der Schein des Lichtes ihr blasses Gesicht traf. Ihre Pupillen waren geweitet, ihr Haar nicht gekämmt und der Schnitt in ihrer Wange war zwar nicht tief, aber sauber. Vorsichtig berührte er mit seinem Zeigefinger die Wunde. „Es geht mir gut.“, wich Ginny seinem Blick aus und setzte einen Schritt zurück. „Bist du dir sicher, Ginny?“, fragte er und blickte sie eindringlich an. Sie nickte, ging um ihn herum und setzte sich auf den Baumstamm. Harry murmelte: „Nox“, bevor er einen Wärmezauber über sie legte. Ihr Aussehen erinnerte wirklich etwas daran, wie Menschen nach dem Schlafen aussahen. Dennoch der Riss in ihrer Wange irritierte ihn. Er war zu gerade, zu perfekt um von einem Ast zu kommen. Viel eher wirkte er wie ein Fluch. Doch wenn Ginny sagte, dass alles in Ordnung war, dann würde er ihr das glauben. Die Unruhe tief in seinem Inneren würde das allerdings nicht stillen. ‚Vielleicht reagiere ich immer noch über, wegen dem Krieg.’, überlegte er, während Ginny seine Künste als Lehrer lobte, ‚das muss ich mir abgewöhnen. Ich kann nicht überall Feinde sehen.’ „Danke“, lächelte er sie schließlich an, „es freut mich, wenn du meinen Unterricht magst. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich so gut ist. Also lass uns lieber das Thema wechseln, von meinem Unterricht kriegst du morgen nur wieder genug.“ Sie grinste. „Erzähl mir, wie es deiner Familie geht.“, bat er sie schließlich. Ginny sah ihn nicht an, sie saß einfach nur da. Der Schwarzhaarige musterte sie, während sie ihm scheinbar gleichgültig erzählte, wie ihre Mutter es genoss Ron zu umsorgen, der wiederum dieses einfache Leben auskostete. Andererseits schien es ihm auch nicht sonderlich gut zu gehen, Ginny vertiefte das Thema nicht weiter, sondern berichtete von den Zwillingen und ihrem erfolgreichen Geschäft. Harry wollte nicht glauben, dass ihr all das gleichgültig war, doch ihr Tonfall und ihre Haltung kamen ihm seltsam vor. 'Das kann doch nicht nur an ihrer Müdigkeit liegen. Ihre Augen leuchten nicht, sie scheint mit ihren Gedanken ganz woanders. Sie scheint unglücklich zu sein.' Doch wenn sie sagte, dass es ihr gut ginge, dann sollte er ihr das glauben. Entweder ihre Freundschaft war noch nicht wieder so weit, dass sie ihm alles anvertrauen konnte, oder sie brauchte einfach nur noch etwas Zeit, oder aber er machte sich lediglich zu viele Sorgen um die Freundin, wo er sie doch gerade erst wiedergewonnen hatte. „Du scheinst müde zu sein, lass uns zurück gehen.“, schlug er darum recht bald vor. Er geleitete sie bis zum Waldrand, bevor er sie aus Sicherheitsgründen vorschickte. Noch immer scheute er das Risiko Gerüchte entstehen zu lassen. Es war auch zu ihrem Besten. Seine Augen, die sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, beobachten wie sie sich ihrem Zelt näherte und je näher sie ihm kam, desto schneller schien sie zu werden. 'Sie scheint nur noch ins Bett zu wollen. Wer will es ihr verübeln. Ich bin selber so müde, dass mich nicht einmal das Kampfgeschrei eines Wikingers aus dem Schlaf holen würde.' Er wählte eine Stelle ein paar Meter weiter um den Wald zu verlassen und lag kurz darauf tief schlafend in seinem Bett. Harry erwachte mit einem seltsamen Geschmack im Mund, noch dazu juckte seine Haut. Er fuhr sich mit den Fingern über den Arm und stellte erleichtert fest, dass er Haut unter seinen Fingerkuppen spürte und kein Tierfell, denn er fühlte sich pelzig, wenn er auch nicht sagen konnte, woher er das wusste. Vermutlich lag es an dem Traum. Deutlich sah er eine kleine braune Katze vor sich mit leicht gewelltem Fell und haselnussbraunen Augen, welche ihm immer näher kam. Plötzlich kam auch die Erinnerung zurück an jenen Tag, als sie sich in McGonagalls Unterricht in Katzen verwandeln mussten und er Hermine vor einem fauchenden Kater beschützt hatte. Ein weiteres Bild erschien vor seinen Augen, ein roter buschiger Kater mit kleinem, Stummelschwanz. Er öffnete die Augen und verdrängte die Erinnerungen, dafür hatte er nun eine Idee, wenn es auch eine verrückte war, aber er hatte es satt nichts zu tun. Also stand er auf, trank einen Schluck und verließ in aller Frühe seinen warmen Schlafsack. Hermine lag wach in ihrem Schlafsack, als sie Miauen vor ihrem Zelt hörte. Sie musste augenblicklich an Krummbein denken. In Hogwarts hatte sie ihn zurücklassen müssen, es ging ihm nicht so gut, er wurde mittlerweile alt. Niemand hatte ihr sagen können wie alt ihr Kater genau war, doch er hinkte stärker denn je. Von einem inneren Drang getrieben stand sie auf, auch wenn sie sich über eine Katze hier draußen in der Wildnis wunderte. Sie zog den Reißverschluss ihres Zeltes auf und entdeckte eine kleine schwarze Katze, die sie unschlüssig aus hellgrünen Augen anblickte. Aufmuntert lächelte Hermine die Katze an und fuhr ihr sanft über das seidige Fell. Das Tier schnurrte erfreut und schmiegte sich an ihre Hand. „Na, du Kleiner, du hast doch sicher Hunger.“, vermutete die junge Frau und ließ die Katze in ihr Zelt. Sie verschloss den Eingang und reichte ihm eine Tasse, welche sie mit Milch füllte und sie auf den Boden stellte. Neugierig betrachtete das Tier die Schale und schleckte vorsichtig Milch. Die Brünette hatte sich auf ihren Schlafsack gesetzt und beobachtete den Vorgang. „Hast du deinen Unterricht für heute schon geplant, dass du für solche Spielchen Zeit hast?“, fragte sie den Kater nach ein paar Minuten des Schweigens. Erstaunt hob er den Kopf und blickte sie aus seinen hellgrünen Augen erschrocken an. „Selbst wenn ich dich nicht schon einmal als Katze gesehen hätte, würde ich dich erkennen, Harry.“, erklärte sie ungerührt, „dein Fell und deine Augen sind schon ausschlaggebend, doch die Blitz förmige Blässe auf deiner Stirn würde wohl jeder Magier identifizieren können.“ Harry grinste erwischt und fuhr sich dabei mit der Vordertatze über die Stirn, doch er konnte die Narbe nicht spüren. „Hier hast du einen Spiegel, in dem kannst du dich den Morgen lang betrachten.“, sie legte ihm das genannte Objekt auf den Boden und stand auf. „Sie lieb.“, ermahnte sie ihn, „ich werde nach Antoinette gucken gehen und dann unterrichten.“ Dann verließ sie das Zelt und verschloss es hinter sich. Harry verzog eine Grimasse. Dann versuchte er sich zurück zu verwandeln, doch es klappte nicht. Er probierte es noch weiter Male ohne Erfolg. Hermine musste einen Bann über ihr Zelt gelegt haben, der Zaubern nicht ermöglichte und da er kein Animagus war, konnte er sich so nicht wieder in einen Menschen verwandeln. Böse fauchte er verärgert. Schließlich wandte er sich dem Zeltausgang zu. Irgendwie musste er es schaffen, die Tür trotzdem aufzubekommen. Doch sie hatte den Reißverschluss nach oben gezogen, sodass er gut einen Meter über Harrys Katzenkopf hing. Er versuchte sich mit Hilfe der Zeltwand aufzurichten, doch er war nicht groß genug, außerdem rutschte er ständig ab. Er trank ein paar weitere Schlücke Milch, während er überlegte, wie er aus diesem Gefängnis wieder herauskam. Mitleidig Miauen kam überhaupt nicht in Frage, ganz davon abgesehen, dass ihm sowieso niemand außer Hermine freilassen konnte, könnte es seien, dass sie einen weiteren Bann über das Zelt gelegt hatte, sodass ihn niemand hören konnte, und noch dazu würde er Hermine nicht den Gefallen tun sie anzuflehen, soweit war er noch nicht bereit zu gehen und erst recht nicht in dieser Situation. Es musste noch einen anderen Weg geben. Er musste es mit Springen versuchen. Katzen sollten doch eine große Sprungkraft besitzen. Er nahm Anlauf in dem kleinen Zelt und sprang am anderen Ende hoch. Mit dem Maul versuchte er den Reißverschluss zu erreichen, doch er knallte geben die elastische Zeltwand und wurde zurückgeschleudert. Immerhin landete er auf allen Vieren, dennoch war ihm etwas schwindelig, doch noch würde er nicht aufgeben. Was fiel ihr überhaupt ein, ihn hier einzusperren? Als Hermine in der Mittagspause wieder in ihr Zelt kam, war der Eingang mit Kratzspuren versehen, doch sonst schien alles in Ordnung zu sein. Harry lag auf dem Boden und blickte sie aus blitzenden Augen an. Die Milchschale neben ihm war leer und den Spiegel musst er weggestoßen haben. Schnell schloss die Brünette wieder das Zelt und setzte sich auf ihren Schlafsack. Sie griff nach einer Flasche Saft und genoss das Gefühl, als die Flüssigkeit ihre Zunge benetzte. „Sieh mich nicht so vorwurfsvoll an.“, sagte Hermine ruhig, aber mit Kälte in der Stimme, „das war nichts im Vergleich zu dem, was du mir angetan hast.“ Harry duckte sich. Er hatte sich selber in diese Lage gebracht, nun war er ihr hilflos ausgeliefert und hatte keine Möglichkeit sich zu verteidigen, ihr sein Handeln zu erklären, und am wichtigsten sich zu entschuldigen. Fortsetzung folgt Kapitel 8: Eine andere Perspektive ---------------------------------- Hallooo again. Ich hatte ein paar Probleme mit diesem Teil, weil mir manche Sachen einfach nicht gefallen haben. Der Brief stellt mich immer noch nicht zufrieden... Doch ich will euch den achten Teil meiner FF nicht länger vorenthalten, damit ihr genau wie die Charaktere besser verstehen lernt ;). Lasst euch überraschen und viel Spaß beim Lesen. Darc Angel 8. Eine andere Perspektive Er hob die Tatzen, er musste es versuchen und wenn auch nur durch Gesten. Sie musste ihn anhören. Sie konnte ihn doch nicht immer nur abweisen. „Nein, Harry. Jetzt bin ich dran.“, sie schüttelte entschlossen den Kopf, „du hast mich lange genug mit deinen Worten eingelullt, bevor du wie ein Raubtier zugeschlagen und mich verletzt hast. Du hattest mehr als nur eine Chance.“ Noch hatte er nicht aufgegeben, er sah sie nahezu flehend an, irgend wozu musste ihm diese Aussehen doch helfen. Wahrscheinlich würde er keinen Hundeblick zustande bekommen, doch Mädchen Herzen waren sicherlich auch für süße schwarze Kater empfänglich. Die Frage war nur, ob die Nummer bei Hermine in diesem Zustand ziehen würde. Das Braun ihrer Augen schien sich zu verflüssigen, als wäre es zu goldenem Whisky geworden, doch nur einen Augenblick lang, dann wurde der Ausdruck wieder hart und sie sah ihn vorwurfsvoll an. „Versuch es erst gar nicht, Harry Potter.“, ermahnte sie ihn böse und er zog den Schwanz ein, er hasste es, wenn ihn vertraute Menschen so nannten, „ich weiß nicht, was du mit diesem Auftritt heute Morgen bezwecken wolltest, doch es wird nichts Moralisches gewesen sein.“ Harry setzte sich und versuchte sie möglichst unschuldig aus seinen hellgrünen Katzenaugen anzusehen. Ihm blieb wohl oder übel nichts anderes übrig als sich in sein Schicksal zu ergeben, wenn er es nicht noch verschlimmern wollte, denn entkommen schien nahezu unmöglich zu sein. Sie musterte ihn aus ihren nun verengten Augen. „Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie beschissen es mir an jenem Weihnachten ging?“, fragte sie schließlich und die bloße Wut lag in ihrer Stimme, „nicht nur an dem Tag, sondern die folgenden Tage, Wochen, ja Monate... nein, nicht in deinem Traum kannst du dir das ausmalen! Wie auch, du hast ja nur Schmerzen verursacht. Ich wusste nicht, was überhaupt passiert war. Ich konnte es mir nicht erklären. Ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht. Kannst du dir das vorstellen? Ich habe den Fehler bei mir gesucht. Da siehst du mal, was du mit mir gemacht hast. Du hast mit mir gespielt, wie mit einer Puppe. Und genau wie ein Kind, das irgendwann keine Lust mehr auf sein Spielzeug hat, hast du mich in die Ecke geschmissen, nachdem du vorher noch versucht hast mich wie eine Puppe zu lenken, zu manipulieren. Der Name Fee passt perfekt zu einer Puppe, findest du nicht? Und ich habe dich auch noch „mein Prinz“ genannt.“, sie fuhr sich mit der Hand durch ihr Haar, sodass sich einige Strähne aus dem Zopf lösten, während sie den Kopf schüttelte, „immerhin war ich eigenständig genug mir von dir nicht meine Freundschaft mit Blaise kaputt reden zu lassen. Denn ich hatte Recht. Nicht du, noch Dumbledore oder Ron oder irgendwer anderes, der versucht hat mich zu beeinflussen. Blaise stand auf unserer Seite und falls es dich interessiert, wir sind immer noch sehr gute Freundinnen. Ich verdanke ihr so viel. Wie ich die Zeit damals, ohne sie überstanden hätte, weiß ich beim besten Willen nicht.“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie mit wieder fester Stimme fortfuhr. „Kannst du dich an den Abend des ersten Weihnachtstages erinnern? Wenn nicht, dann helfe ich dir auf die Sprünge.“, war es Hass, der aus der Wut und Trauer in ihren Augen aufflackerte, „du hattest mich den ganzen Tag ignoriert. Morgens wollte ich dich wecken, doch dein Bett war leer, mein Geschenk nicht angerührt. Schon da erwachte die Angst in mir. Ich wusste, dass du dich verändert hattest, der Krieg hatte mir schon genug von dir genommen. Aber einfältig wie ich war, dachte ich, du wärst krank oder einfach nur erschöpft. Wut loderte in mir auf, Wut auf Voldemort, dass du wegen ihm so hart trainieren musstest, Wut auf Remus, dass er dich die ganze Zeit sah, Wut auf mich selber, dass ich so schwach war. Erst abends hast du mich schutzlos von meiner Wolke geschmissen, sodass ich hart auf den Boden geknallt und zerbrochen bin... Sagst mir ohne jegliches Gefühl hart ins Gesicht, dass du mich nicht mehr liebst. Ohne Begründung, ohne irgendwelche Hinweise, einfach so. Und dann erwartest du, dass wir Freunde sein können? Dass ich nicht lache, du hast mich benutzt.“, mittlerweile schrie sie ihn an, „was war ich eigentlich für dich? Dreck oder dein willenloses Opfer? Fürs Bett hattest du mit Sicherheit in anderen Häusern deine Mädchen, denn mich wolltest du ja nicht mehr.“ Noch während Harry in der Luft war, blitzartig war er vom Boden abgesprungen und auf sie zu gesteuert, holte sie aus und erwischte ihn mitten im Sprung an der Seite. Mit voller Wucht getroffen flog er in die andere Richtung, prallte gegen die Zeltwand und landete auf dem Boden. Er sah, welche Überwindung es sie kostete, ihm das alles möglichst gefasst ins Gesicht zu sagen. Ihre Sicht der Geschehnisse hatte er bis dahin nicht gekannt und es schmerzte ihn. Als sie an Weihnachten an seinem Bett gewesen war, müsste er draußen wie verrückt durch die Ländereien gestrichen sein, ohne Ruhe oder einen Ausweg zu finden. Doch sie gab ihm nicht die Möglichkeit seine Gefühle auszudrucken und die Mimik einer Katze war nicht halb so aussagekräftig wie die eines Menschen. Der Vorwurf, er habe Betthäschen gehabt, war spitz wie ein Pfeil und bohrte sich tief in sein Fleisch, wo er nicht so leicht zu entfernen war. Kannte sie ihn so wenig? Nein, früher hätte sie ihm so etwas niemals zugetraut, sein Verhalten hatte sehr, sehr viel zerstört. Wie viel dass wurde ihm von Tag zu Tag bewusster, je mehr Zeit er mit ihr verbrachte. „Versucht das nicht noch einmal.“, ihre Augen schienen Blitze zu spucken, „es stimmt doch, nach der Sache mit Parvati wolltest du nicht mehr mit mir schlafen. Ich war so dumm und habe dir deine Ausreden geglaubt. Habe gedacht, du meinst es wirklich ernst mit mir.“, sie schüttelte den Kopf, um die Tränen zu verstecken, die langsam ihre Wangen herunter rannen, „es muss einfach gewesen sein mich so zu manipulieren? Das ganze Gelaber von wegen, dass wir es erstmal langsam angehen lassen und nicht wieder alles überstürzen sollen, dass wir alle Zeit der Welt hätten. So ein Unsinn! Du hast mich damals schon nicht geliebt, gib es doch zu! Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit, bis du mich fallen lassen würdest!“ Harry schüttelte entschlossen seinen kleinen Katzenkopf, die einzige Möglichkeit, die er noch sah sie aufzuklären. Seine Seite schmerzte noch immer von ihrem Schlag, doch noch schlimmer war der stechende innere Schmerz. Was hatte er getan, dass sie nach all den Jahren so etwas von ihm dachte, dass sie ihm so etwas zutraute? Es tat unglaublich weh und gleichzeitig stachelte es ihn noch weiter an, die Wahrheit endlich ans Licht zu bringen. „Jetzt lüg mich nicht noch an.“, schrie sie und ihre Haare standen wild zu Berge, der Zopf existierte kaum noch „wirst du es nie Leid mich zu verletzen? Macht dir das Spaß? Was ist mit Dem Harry nur passiert, den ich vor Jahren im Zug das erste Mal gesehen habe? Was hast du mit ihm gemacht? Wo hältst du ihn gefangen?“ Tränen traten ihr in die Augen und ließen ihr Blickfeld verschwimmen, diesmal bemerkte es auch Harry. Er wollte sich an ihr Bein schmiegen, doch sie ließ es nicht zu. Der böse Blick hielt ihn nicht ab, doch als sie ihren Zauberstab auf ihn richtete, blieb er wie vom Blitz getroffen stehen. „Lass mich einfach in Ruhe und fass mich nicht an.“, sie schrie nicht mehr, stattdessen war ihre Stimme schwach und brüchig, „ich schaff das nicht noch einmal. Ich will nicht mehr! Ich kann dir nichts garantieren, wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt. Nicht einmal mehr die Wut gibt mir genug Kraft, um gegen dich vorzugehen. Kurz nach Weihnachten ist die Wut auf alle anderen abgeschwächt und nur die Wut auf dich blieb übrig, hielt mich am leben. Doch heute reicht es nicht mehr. Ich kann ohne sie leben. Bevor du kamst, hatte ich mir ein Leben aufgebaut. Irgendwann würde ich über dich hinweg sein, da war ich mir sicher. Doch Dumbledore, nein du selber hast meine langsam errichtete Mauer zerstört. Siehst du nicht, was du tust? Wenn auch nur noch ein Funken von dem Harry von früher, meinem besten Freund Harry, in dir drin ist, dann lässt du mich in Ruhe.“ Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht, um ihre Trauer zu verbergen, welche sie seit dem ersten Tag in Hogwarts erneut überrannt hatte, wie eine Welle war sie über ihr zusammengebrochen und hatte sie nicht wieder freigegeben. „Geh.“, brachte sie mit letzter Kraft hervor und öffnete mit einem Wink ihres Zauberstabes den Zelteingang. Der schwarze Kater musterte sie traurig aus seinen hellgrünen Augen. „Geh endlich.“, ihre Stimmte wurde lauter, wenn auch nicht fester. Durch die offene Tür drangen die Schülerstimmen zu ihnen herein. Langsam wandte er seinen Blick ab und kletterte geschickt aus dem Zelt. Sobald er es verlassen hatte, fuhr der Reißverschluss wieder zu, sodass er nach vorne sprang, aus Angst sein Schwanz würde eingeklemmt. Er drehte sich noch einmal um, doch durch die Zeltwand war nicht einmal Hermines Schatten zu sehen. Mit hängendem Kopf machte er einen Bogen um die Schüler und verschwand in seinem Zelt. Ausgerechnet für heute hatte Harry seinen Schülern Kletterübungen versprochen, sodass er nach einer für ihn zu kurzen Mittagspause erst einmal in den Wald ging. Aufgeregt redeten die ihm folgenden Schüler wild durch einander. Manche Mädchen kicherten aufgedreht und hielten sich an den Händen. Ihr schwarzhaariger Lehrer hatte vor ein paar Tagen bei einer Visite des Waldes einen hohen Baum mit einem Durchmesser von fast einem Meter gefunden, an welchem sie ihre ersten Kletterversuche starten sollten. „Jetzt will ich keinen Ton mehr hören.“, erklärte Harry ruhig zu seinen Schützlingen gewandt und legte seinen Zeigefinger an die Lippen, „weder aus euren Mündern, noch verursacht durch eure Schritte oder sonstiges. Schleicht durch den Wald, als wenn ihr wüsstest, dass in unmittelbarer Nähe eine Gruppe von Gegner ihr Lager aufgeschlagen hätte.“ Er selber hielt sich ebenfalls an diese Anweisung, geübt wie er durch seine Monate in der Wildnis war, bewegte er sich lautlos über Wurzeln und runter gefallene Blätter mied er. Diese Übung hatte neben dem Testen der Sechs- und Siebtklässler den positiven Effekt, dass er seinen Gedanken nachhängen konnte und versuchte das eben gehörte zu verarbeiten. So kam es, dass niemand verwarnt wurde, falls doch einmal ein Ast knackte oder es kurz raschelte. Der betroffene Schüler atmete allerdings daraufhin nur erleichtert aus, denn dadurch würde er einer sportlichen Strafe entkommen. Mit seinem Nachbarn zu quatschen, traute sich dann aber doch niemand, sie hatten schon zu oft Harrys ausgezeichnetes Gehör zu spüren bekommen. Harry hätte vermutlich selbst das nicht gehört, doch niemand seiner Schüler oder Schülerinnen konnte auch nur ahnen, was im Kopf des jungen Professors vorging. Seine Gefühle beherrschten sein Verhalten, aus reinem Reflex schlich er weiter, während sein Herz schmerzhaft hämmerte. Den Weg sah er nicht, stattdessen sah ihn die ganzen Zeit eine ein Jahr jüngere Hermine im Gemeinschaftsraum an. Sie hatte ihm vorgeworfen sich nicht erinnern zu können... Wenn sie nur wüsste, dass ihn dieses Bild, dieser Ausdruck in den Augen in seinen Träumen, aber auch im alltäglichen Leben verfolgte und sein Herz bis auf die letzte Faser folterte. Konnte man überhaupt vom Ausdruck der haselnussbraunen Augen sprechen, wenn diese tot zu sein schienen? Vielleicht konnte er sich nicht in ihre Gefühlslage hundertprozentig versetzen, doch er fühlte seinen eigenen Schmerz, der durch ihren nur noch größer wurde. An jenem Weihnachten hätte er stolz auf sich sein oder sich zumindest freuen sollen, schließlich hatte er so gut geschauspielert, dass Hermine ihm seine Kälte und harte Gefühlslosigkeit abgenommen hatte. Stattdessen hatte ihn nur eine tiefe Trauer übermannt, er war gebrochen, zerbrochen aus eigener Schuld. Remus hatte ihn in seiner Entscheidung sich von Hermine getrennt zu haben bestärkt, allerdings hatte die Vorgehensweise nicht gut geheißen. Doch Harry kannte Hermine schon so lange, niemals hätte sie ihn aufgegeben, wenn sie auch nur einen Funken Hoffnung gehabt hätte, also musste er ihr auch noch das wertvollste auf der Welt nehmen. Aber hatte er ihr so viel genommen, ihre Seele womöglich verstümmelt, sodass sie fähig war ihn zu hassen? Denn immer noch befürchtete er Hass in ihren Augen gesehen zu haben. Er konnte damit klarkommen, wenn sie nach ihm schlug, wenn sie ihn nicht zu Wort kommen ließ, das würde er verkraften und weiter nach einer anderen Möglichkeit suchen, doch wenn sie Hass für ihn empfinden sollte, dass war für ihn alles verloren, sein Herz verwelkt. Und den Brief, den er ihr vor Kurzem geschrieben hatte, hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Erst als er den dicken Stamm direkt vor sich sah, wachte er aus seinen Gedanken auf, und blieb ruckartig stehen. Nachdem er tief eingeatmet hatte, drehte er sich zu seinen Schülern um, die sich im Halbkreis um ihn versammelt hatten. „Hört mir gut zu. Ich werde euch jetzt einmal vormachen, wie ihr den Baum am besten erklimmt. Ihr klettert jeweils einzeln hoch, doch seid vorsichtig, wir haben keine Seile zum Absichern, so etwas gibt es in der Wildnis auch nicht. Und jetzt schaut genau zu.“, erklärte er ihnen ruhig. Nach Außen gelassen wandte er sich wieder dem Baum zu, die Natur beruhigte ihn langsam. Immer noch ruhig atmend, zog er sich seinen Pullover über den Kopf und legte ihn neben sich auf den Boden. Die Blicke, die manche Schülerinnen ihm zuwarfen, bemerkte er nicht. Sein ganzes Wesen konzentrierte sich auf den Baum, beinahe liebevoll strich er über die dicke Rinde. Gekonnt suchten seine Finger nach Kerben, kleinen Mulden oder Ästen. Gebannt beobachten die Sechst- und Siebtklässler, wie ihr Professor den Baum hoch kletterte. Die Schatten spielten auf seinem nackten Rücken, doch die einzelnen Sonnenstrahlen ließen auch ein paar silberne Narben auf seinem Rücken aufleuchten. Ein dünner Schweißfilm bildete sich in seinem Nacken, war von unten jedoch nicht zu sehen, da er mittlerweile schon gute drei Meter über dem Grund war. Hier oben war es zwar gefährlicher, falls man stürzte, dafür boten sich viel mehr Äste, die einem das Klettern erleichterten. Harry kletterte so hoch, wie er es für sicher hielt, bevor er verharrte und nach unten blickte. 'Das müsste zu schaffen sein.' Er zog eine kleine Glocke aus seiner Hosentasche und hängte sie an einen kleinen Ast. Anschließend teste er sie. Der Klang war glockenhell und den Gesichtern unter ihm nach zu schließen, hatten seine Schüler ihn deutlich vernommen. Zufrieden machte er sich deswegen wieder an den Abstieg. Manchen Schülern fiel das Klettern leicht, es lag ihnen vermutlich im Blut, denn mit wenigen Tipps hatten sie das Prinzip verstanden und erklommen den Baum. Andere brauchten mehr Hilfe, kletterten oft sehr langsam und verunsichert. Einige zogen sich Schürfwunden zu, doch niemand fiel den Baum haltlos hinunter. Harry hatte es ihnen zwar nicht verraten, doch für den Fall, dass einer von ihnen gefallen wäre, hatte er seinen Zauberstab in der Tasche und hätte die- oder denjenigen sicher abfangen können. Schließlich machten sie sich auf den Weg zu der Kletterwand, einem Felsen, dem eigentlichen Ziel des Tages. Die Schüler lernten sicher und möglichst leise die Wand zu erklimmen, sie nutzten Steine als Hammer um sich kleine Leitern aus Holz in den Felsen zu schlagen und lernten Zauber, um sich zu verbergen, zu tarnen, mit der Wand scheinbar zu verschmelzen. Harry, der normalerweise gerne kletterte, war froh abends erschöpft in seinem Zelt zu liegen. Niemandem war etwas passiert, zumindest nichts Ernsthaftes, Schürfwunden und Splitter gehörten zum Klettersport dazu. Doch heute war nichts normal. Denn sonst wäre er längst eingeschlafen, so müde und erschöpft wie er war, doch stattdessen musste er die ganze Zeit an das Gespräch mit Hermine denken. Eigentlich war es nicht einmal ungewöhnlich für ihn abends an sie zu denken, ihr Gesicht vor seinem inneren Augen zu sehen, doch heute ließ sie ihn nicht los. Immer und immer wieder ging er das Gespräch durch. Er wusste selber nicht, was ihm das bringen sollte. Ob er nach Hinweisen suchte, wie er durch ihre Schutzmauer vorsichtig durchkam oder ob er lediglich verstehen wollte, was sie fühlte. Er warf sich von einer auf die andere Seite, schmiss den Schlafsack weg, legte das Kissen anders, doch jedes Mal, wenn er die Augen schloss, blickte er wieder in ihre verletzten Augen und der Anblick brachte ihn fast zum Aufschreien. 'Das muss aufhören.' Nach schier unendlich vielen Minuten setzte er sich auf und holte Pergament und Feder heraus, er würde seine Gedanken aufschreiben, sie sortieren, Tagebuch schreiben sollte doch helfen und im Moment hatte er keine andere Möglichkeit seine Gedanken zu beruhigen. Am Ende war durch das Aufschreiben ein Brief entstanden, was ihn selbst überraschte. Ergeben nahm er die Tatsache hin, adressierte die Nachricht an Remus und schickte Hedwig auf den Weg. Mit jemandem über seine Gefühle zu reden, würde ihm helfen. Dennoch lag er noch Stunden lang wach und fühlte sich am nächsten Morgen, als hätte er keine Minute geschlafen. Da er jedoch keine andere Wahl hatte, als aufzustehen, erhob er sich nur in seiner Shorts und verließ sein Zelt. Kalter Wind umwehte ihn, während die Sonne sich in den kuschelweichen Wolken wärmte und die Menschheit frieren ließ. Er beneidete sie etwas um diese Wärme, bevor er alle Gedanken an Wärme und Geborgenheit aus seinem Kopf verbannte und loslief. Seine Füße trugen ihn immer schneller, die Grashalme wichen vor seinen Schritten zurück, der Wind stachelte ihn an, verlieh ihm große Schwingen. Vor ihm lag das Blaue Nichts. Wild entschlossen stürzte er sich hinein, er wollte vergessen, alles vergessen. Kopfüber kämpfte er sich durch die Untiefen des Nichts, er schlug um sich, seine Füße trugen ihn immer tiefer. Dunkelheit, grenzenlose Dunkelheit umfing ihn, nahm ihn dankbar auf. Die Kälte, sie schien zu verschwinden, er fühlte gar nichts mehr, nicht einmal mehr seine Füße, die ihn drängend vorwärts trieben. Er schloss die Augen und endlich sah er nicht mehr ihr Bild, nicht ihre Augen, nicht diesen Schmerzen, nicht den Tod. Da war einfach nur Schwärze. Als er erleichtert ausatmete, durchfuhr ihn ein schrecklicher Schmerz, sein Inneres schien zu zerreißen. Er hustete, riss die Augen auf. Doch es war nichts zu sehen, nichts und niemand, nur schwarze, bedrängende Finsternis. Er strampelte, ruderte. Jede Bewegung schien ihn auszulaugen, ihm seine letzten Kräfte zu rauben. Seine Glieder liefen blau an, seine Zähne stießen aufeinander, das Zittern wollte sein Auftauchen verhindern. Doch er gab nicht auf. Ganz langsam entdeckte er ein Licht, es war klein und schwach, aber es strahlte eine Wärme aus und es rief nach ihm. Mit kräftigen Zügen steuerte er auf es zu. Er spürte seine Kraft wieder und auch sein Körper war ihm wieder deutlich bewusst. Plötzlich durchbrach er die Wasseroberfläche und frische Luft drang in seine Lungen. Er hustete und spuckte Wasser, noch immer klapperten seine Zähne, aber die ersten Sonnenstrahlen kitzelten sein Gesicht. Innerlich lächelte er, wenn er auch nicht sagen konnte warum. Langsam schwamm er mehrere Hundert Meter zum Ufer zurück, bemüht nicht seine letzten Kraftreserven aufzubrauchen. Das Gefühl der Schwerelosigkeit hatte ihn noch nicht verlassen, sein Körper fühlte sich selbst an Land leicht an, sein Kopf frei. Als er wieder in seinem Zelt ankam, fand er doch ein Stück Pergament, eine Nachricht. Ich bin krank, werde heute den ganzen Tag im Bett bleiben. Hermine Der Zustand seines Körpers veränderte sich nur langsam, Erschöpfung zerrte an seinen Muskeln, doch er wusste, dass er nur eine kleine Ruhepause brauchte. Seinem Herzen würde die nicht reichen, denn augenblicklich schossen Schmerzen und Trauer auf ihn ein. All die kurzzeitig verdrängten Erinnerungen bombardierten ihn. 'Sie macht es sich ganz schön leicht,' fand er. Nur zu gerne hätte er es ihr gleich getan. Aber ganz davon abgesehen, dass sie als Lehrer eine Verantwortung trugen – die Hermine nun elegant ganz ihm zugespielt hatte – und die Schüler somit nicht einfach frei in der Wildnis herum streunern lassen konnten, fühlte er sich langsam, nachdem sich sein Körper von der Kälte und der Anstrengung erholte, wieder besser, zumindest körperlich. Dennoch entschied er sich, den Unterricht an diesem Tag nur auf dieser Lichtung abzuhalten und damit für ihn nicht großartig körperlich beanspruchend. Der morgendliche Lauf würde durch eine Sportstunde ersetzt, in der er die Kommandos gab, und anschließend folgten Stunden der Verteidigung. Hermine zog die Tür ihres Zeltes ein Stück weit auf, sofort strömte frische Luft herein, welche sie begierig aufsog. Nie zuvor war ihr ihr Zelt so klein und erdrückend vorgekommen. Sie betrachtete die Schüler. Vollkommen still saßen sie am See und beobachteten Harrys Erklärungen. Die Brünette bewunderte den Respekt, den sie Harry entgegen brachten. Selten hatte sie Jugendliche beobachtet, die einem ein Jahr älteren Jungen eine solche Ehrfurcht genießen ließen. Es war wie ein Schlag, doch plötzlich überkam sie ein ebensolcher Respekt. Für nur einen winzigen Augenblick ließ sie ihre Schmerzen außen vor, verschloss ihre Gefühle, und in diesem kurzen Moment verstand sie erstmals, was er durchgemacht hatte, dass nicht nur sie gelitten hatte, wenn auch auf vollkommen andere Art und Weise. Ausgerechnet an diesem Abend versammelte sich Harry mit einigen Schülern, die sich ihm anschlossen am Lagerfeuer, und erzählte ihnen von seinem Leben, von seinem Kampf gegen Lord Voldemort. Viele Abenteuer kannte sie, einige hatte sie selber miterlebt, nicht wenige, doch von seinem letzten Jahr wusste sie kaum etwas. Obwohl sie die Tür ihres Zeltes geschlossen hatte, saß sie direkt am Eingang und hing genau wie die Schülern an seinen Lippen. Den Fluch hatte sie zuvor behoben, sonst hätte sie nichts gehört. Es war wie ein Bann, der sich um sie gelegt hatte. Ein Bann, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Denn durch ihre Distanz gehörte sie nicht zu der Geschichte, es war nicht ihr eigenes Leben, es war fast wie das Leben eines Fremden. Ja, es war die Faszination, die Freunde niemals ausüben können, wohingegen Fremde unbekannt waren und somit neu und fesselnd. Sie lauschte, wie er Voldemort beschrieb, denn die wenigsten von den Schülern hatten ihn jemals gesehen. Doch vor Hermines Augen entstand mit den Worten ein Bild, eine Person schien wieder aufzuerstehen. Sie hatte Ihn einmal gesehen. Doch jetzt war es, als wäre er wieder direkt vor ihr. Die Angst schwoll in ihr hoch, während Harry diese Augen mit den feuerrote Iriden beschrieb, welche so schmal waren wie die einer tödlichen Schlange, und der Ausdruck der Augen, Tod und endlose Gier. „Menschliche Gefühle wie Mitleid oder gar Zuneigung sind in seinen Augen niemals zu sehen gewesen, nicht einmal gegenüber seiner steten Begleiterin der Schlange Nagini. Sie ist ihm in ihrem Wesen ähnlich gewesen, mehr hat die beiden nicht verbunden, nur ihre Gier nach Blut. Außer dem Teil seiner Seele, den er in ihren Körper gebettet hat, aber dazu komme ich später... Sein Gesicht hat einem menschlichen Gesicht kaum noch geglichen, die Augen sind die eines Raubtieres, seine Haut weiß wie Kalk gewesen und sie hat sich über die Wangenknochen, wie Leder, wie schuppige Schlangenhaut gespannt. Sein Mund, den Namen hatte das Objekt nicht einmal verdient, man muss ihn sich eher vorstellen, wie den Schlund eines Dementoren, lippenlos und schrecklich. Das Lachen, das er ausgestoßen hat, klang hoch und unmenschlich, außerdem hat es bei jedem, der es hörte, eine Gänsehaut ausgelöst, alleine durch sein Lachen hat er den Menschen Angst eingejagt. Niemals ist es ein echtes, fröhliches Lachen. Es spiegelt sein zerstückelte Seele kalt und grausam.“ Sie öffnete ihre Augen, ihr Atem ging schnell. Ihr Herz raste, als wäre sie in der Zeit zurückgereist und Voldemort regierte wirklich noch. In ihren Ohren klang sein Lachen nach. Seit Harrys Verschwinden hatte sie diese Angst nicht mehr gespürt, zu lange war ihr einfach alles egal gewesen, sie war nicht nur seelisch total abgeschirmt gewesen, und als sie endlich wieder soweit klar denken konnte, ihren Schmerz irgendwie angenommen hatte, war Voldemort bereits tot. Erst jetzt erkannte sie, dass für Harry dieses Leben vermutlich immer noch Wirklichkeit war, dass es nicht wie für sie in einem anderen Leben passiert war. Sie hörte es an seinen Worten, daran dass er Voldemort in der Gegenwart beschrieb, auch wenn sie seine Mimik nicht sah, konnte sie sich vorstellen, wie er seine Worte unterlegte. Gleichzeitig war es jedoch auch erschreckend, nahezu unheimlich, dass sie ihn noch immer so gut verstand. Sie schluckte schon wieder aufsteigende Tränen herunter. Ihre Wangen brannten noch vom Weinen, es war erstaunlich, dass ihr Körper überhaupt noch in der Lage war Tränen zu produzieren. Wie schon am Vormittag keimte Verständnis in ihr auf. „Freundschaft ist das Wichtigste in einer solchen Zeit.“, durchbrachen Harrys Worte ihre Welt, „es hat lange gedauert, doch schließlich habe ich es verstanden. Ich hatte wunderbare Freunde, Freunde, die mir die nötige Kraft gegeben habe, die mich immer unterstützt haben. Ohne die Jahre der Freundschaft hätte ich es vermutlich nicht geschafft, Voldemort zu schlagen. Sie haben mich aufgebaut, mir Rückendeckung gegeben und ihre Gefühle haben mir den Vorteil gegenüber Voldemort gegeben, der niemals solche Gefühle gekannt, niemals empfunden hat. Hermine, ich meine, Professor Granger war die beste Freundin, die ich je hatte. Merkt euch das, ohne Freunde könnt ihr nicht existieren.“ Hermine spürte nicht mehr wie ihre Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Am nächsten Morgen wurde Harry durch Hedwig geweckt, sie versuchte das Zelt mit ihrem Schnabel zu öffnen. Verschlafen öffnete er ihr. „Guten Morgen, Hedwig.“, lächelte er sie an, als sie herein flog und streichelte sie mit dem Zeigefinger am Kopf. Sie schuhute glücklich und streckte ihr Bein ihm entgegen. Geschickt löste der Schwarzhaarige das Pergament von ihrem Fuß. „Du willst sicher etwas zu fressen, hm?“, fragte er sie, während er schon in seiner Tasche nach Eulenkeksen suchte. „Hier hast du deine Belohnung.“ Während Hedwig leise kaute, brach Harry das rote Siegel und rollte das Pergament aus. Dem Siegel nach hatte er mit Remus Schrift gerechnet, umso erstaunter war er, als es nicht seine war. Hallo Harry, ich hoffe, du bist nicht enttäuscht, dass Remus dir keinen Rat geben kann, aber der Mond scheint auf mein Pergament und er schläft schon. Dennoch hat er deinen Brief gelesen und er meinte, dass ich dir vielleicht eher helfen könnte, als Frau eben. Ob du meine Gedankengänge nachvollziehen kannst oder willst, musst du selber wissen. Ich weiß auch nicht, ob Hermine genau so tickt wie ich... Versuch am besten erst einmal zu ihr durch zu kommen, also ihre Mauer zu überqueren, nicht durch Beweise deiner Liebe – ich weiß ja nicht, wie deine Gefühle in der Richtung aussehen – aber damit würdest du sie vollkommen überfordern. Ich bin keine Fachfrau auf dem Gebiet, ich könnte mir das einfach nur vorstellen, weil man als Frau sich ja doch über alles Gedanken macht und somit auch von unzähligen Gefühlen heimgesucht wird. Ich denke, du solltest eben versuchen eine Basis zu schaffen, auf der ihr euch sicher bewegen könnt, ohne große Gefühlsregungen, wenn du verstehst, was ich meine. Wie du das machen kannst, kann ich dir leider nicht sagen. Ich kenne Hermine schließlich nicht wirklich. Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Remus wird sich in nächster Zeit sicher melden. Liebe Grüße Tonks Tagelang wusste der Schwarzhaarige nicht so recht, was er von dem Brief halten sollte. Fetzen der Nachricht kreisten ziellos durch seinen Kopf. Die Tatsache, dass sie sich selbst so einschätzte, nicht der Typ Frau zu sein, der anderen weibliche Weisheiten erklärte, erschwerte es ihm, den Brief zu deuten, ihn gegebenenfalls sogar als Hilfe anzusehen. War der Rat nur ein Gespinst von Tonks' Fantasie oder verstand sie etwas von dem, was sie da schrieb? In seinen Mittagspausen, die er wie gewohnt allein verbrachte, hatte er die Zeilen viele Male gelesen, bis er akzeptierte, dass selbst wenn Tonks nicht aus Erfahrung mit solchen Situationen sprach, sie doch zumindest die gefühlvolle Position einer Frau vertrat. Und selbst wenn sie schmerzhafte Erfahrungen durch Trennungen und Freundschaften gemacht hätte, so wären sie dennoch grundverschieden mit denen, die Hermine durchlitten hatte. Harry sah sich selber nicht gerne als etwas Besonderes, doch in diesem Punkt musste er sich eingestehen, da Hermines Situation einmalig war dadurch, dass er Voldemorts Rivale war – wer konnte das sonst von sich behaupten? Somit sah er ein, dass Tonks ihm genauso gut helfen konnte, wie andere Frauen und langsam rechnete er es ihr hoch an, dass sie versuchte sich in eine Frau zu versetzen, die sie kaum kannte und deren Situation so verzwickt zu sein schien. Nie zuvor hatte er über die ganzen Stränge in diesem Netz nachgedacht, in dem Hermine gefangen zu sein schien. Doch diese Fäden ließen sich nur auf eine Weise durchschneiden, indem er ihr Gedächtnis löschte und selbst dann würde vermutlich noch tief in ihr drin ein unbeschreiblicher Schmerz herrschen, den sie dann lediglich nicht mehr identifizieren konnte. Aber dies war nicht sein Weg, selbst wenn er durch Professor Lockardt nicht gelernt hatte, wo solche Flüche enden konnten, würde er ihr nie so etwas antun können. Tonks hatte Recht, er musste versuchen sich in Hermine zu versetzen; nicht nur auf seine Entschuldigung konzentriert, würde es ihm sicher helfen, sie zu verstehen und ihr dennoch nicht zu nah zu kommen. Erst wenn er verstand, würde er mit ihr reden können, ohne ihr Schmerzen zuzufügen und spätestens ihr Gespräch hatte ihm gezeigt, dass er das immer noch unabsichtlich tat. Was ihm besonders zu denken gab, war die Metapher der „Mauer“, die sowohl Hermine als auch Tonks verwendet hatten. Nur dass Hermine behauptete, er hätte ihre Mauer bereits einstürzen lassen, während Tonks davon sprach die Mauer zu überqueren. Eine Mauer, die zerstört war, konnte man leicht übergehen. Doch hatte Tonks das sicher nicht so gemeint. Jeder Mensch brauchte einen Schutzwall, aber sollte dieser nicht ein Tor haben, durch das Menschen gewollt eintraten? Nun schien Hermine zwar keinen Schutz mehr zu haben, doch das war noch lange nicht gleichzusetzen damit, dass sie wollte, dass Mitmenschen ihr zu nahe kamen. Der Schwarzhaarige sah jedoch ein, dass er ihr nicht helfen konnte die Mauer wieder aufzubauen, sie würde es nicht zulassen, es würde nicht funktionieren. Hatte Tonks neutrale Basis damit zu tun, dass er außerhalb dieser noch nicht gezogenen Grenze blieb? Der Wind wurde zunehmend kälter und sie wickelte ihr Tuch fester um ihre Schultern. Ihre braunen Haare wehten im Wind, der ihre Wangen errötete. Ihr Augen glitten über den dunklen See und waren in die Ferne gerichtet, zugleich jedoch in sich gekehrt. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. All dies änderte sich blitzartig, als sie seine Stimme hörte. „Stört es dich, wenn ich mich auch hier hinsetze?“ Sie blickte auf, ihr Blick noch nicht ganz klar, doch ihre haselnussbraunen Augen funkelten bereits gefährlich. „Fühl dich nicht gestört, ich will nur den schönen Ort genießen.“, erklärte er entschuldigend und wandte sich von ihr ab. Auch seine Augen wanderten über die Landschaft, die Blätter der Bäume leuchteten rot-braun in der tief stehenden Sonne. Der Herbst war voll in seinem Element. Dennoch setzte er sich, zwar auf seinen Umhang, auf den kalten Boden. Schon bald würde es zu kalt sein. Immer öfter regnete es. Momente wie diesen musste man tief in seinem Gedächtnis speichern, um sich den ganzen langen Winter über an ihnen wärmen zu können. „Was hast du vor, Harry Potter?“, verlangte die Brünette nach Minuten des Schweigens skeptisch zu erfahren. „Bitte nenn mich nicht so.“, sagte er leise, sah sie jedoch immer noch nicht an. Die Begründung, warum er nicht so genannt werden wollte, ließ er aus, sie hätte beide nur wieder an die Vergangenheit erinnert. „Dann sag mir, was du planst?“, wiederholte sie ihre Frage, ging jedoch auf seine Bitte ein. „Erst einmal will ich nur den schönen Tag genießen und dann werde ich den Unterricht für morgen planen.“, erklärte er mit ruhiger Stimme, während sein Herz kräftig schlug, „ich denke, ich werde den Schülern zeigen, wie man auch um diese Jahreszeit noch etwas zu Essen in der Natur findet, wie man Spuren ließt. Was meinst du?“ Erst da blickte er sie an und auf seinem Gesicht lag der Ansatz eines Lächelns. Seine Augen waren groß und klar. Vergeblich suchte sie nach einem Hinterhalt, deswegen antwortete sie schließlich resigniert: „Das hört sich gut an. Es passt zu dem Training in freier Wildnis.“ Er nickte zufrieden und drehte seinen Kopf wieder zum See. Einen Moment lang musterte sie ihn noch argwöhnisch, bevor auch ihre Augen sich wieder dem Wasser zuwandten. Harry hätte vor Glück fast in den See springen können, trotz der Kälte. Sie akzeptierte seine Anwesenheit. Das war ein Anfang. Fortsetzung folgt Kapitel 9: Verzweiflung und Verantwortung ----------------------------------------- Hohoho, ich wünsche euch einen schönen Nikolaustag. In euren Stiefeln steckt der nächste Teil meiner Fanfiction, somit wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Darc Angel 9. Verzweiflung und Verantwortung Die Tagen verstrichen, ohne dass Spannung zwischen Hermine und Harry entstand, sodass der Schwarzhaarige begann ihre Gesellschaft zu genießen, wenn ein Teil von ihm auch weiterhin darauf bedacht war, die Gefühlsebene beziehungsweise ihre Vergangenheit mit allen Mitteln nicht anzuschneiden. So kam es, dass die beiden nach dem Abendessen im Kreis der Schüler um das wärmende Lagerfeuer saßen. Manchmal wurden lustige Spiele gespielt, ein anderes Mal erzählte jemand alte Sagen, ob es sich dabei um Muggel- oder Zauberermärchen handelte, war nicht von Bedeutung. Selbst die Slytherins schienen sich in dem kleinen Kreis, den die Gruppe der Sechs- und Siebtklässler im Camp darstellte, langsam an die Gleichstellung zu gewöhnen, sie sogar zu akzeptieren, wobei es natürlich immer wieder welche gab, die sich hervorhoben und diese abendlichen Runden mieden. Vermutlich hatte Dumbledore auch das bedacht, als er gerade Hermine und Harry die Aufgabe erteilte die Jugendlichen im Camp zu betreuen und zu unterrichten. Es würde nicht nur eine Gemeinschaft der Schüler entstehen, sondern eine einzige Gemeinschaft, weil die Lehrer kaum älter als ihre Schützlinge waren, sich die Schüler besser mit ihnen identifizieren konnten. Harry fühlte sich an Kingsleys Worte erinnert, Harry sollte merken wie die Jugend von heute denkt, wie sie fühlt und handelt. Erst jetzt wurde ihm klar, dass der erfahrene Auror ihn mit einbezogen hatte, er sollte die Jugendlichen nicht nur beobachten, er sollte selber wieder jung sein und es genießen. Andererseits blieb der Lerneffekt natürlich nicht außen vor als Lehrer, die Verantwortung eine Jugend auf die Welt da draußen vorzubereiten. Harry kehrte mit seinen Gedanken wieder in die Runde zurück und blickte Hermine an. Er sehnte sich danach, dass sich ihr Verhältnis schneller verbesserte, dass er endlich zu ihr durchdringen konnte, aber er riss sich zurück. So hielt er es auch für angebracht, möglichst nicht mit Hermine allein zu sein. Vielleicht war es nur ein langsamer Neuanfang so, doch die Tatsache alleine zählte, wenn sie mit Erfolg belohnt wurde. Manchmal, vor allem nachts, wenn er nicht einschlafen konnte, überkamen ihn dennoch starke Zweifel. Fragen löcherten ihn und er fand keine Antwort. Seine Gedanken hielten ihn davon ab, in den schützenden Schlaf zu fallen und die Realität für ein paar Stunden eine Nebensache sein zu lassen. Die Verzweiflung packte ihn so manches Mal mit aller Kraft und wollte ihn nicht wieder freigeben, sie versuchte ihn mit zu reißen in einen nicht enden wollenden Strudel. Dann fragte er sich, ob es das alles wert war, die Bemühungen, die Schmerzen bei Zurückweisungen, die bloße Geduld und die Ungewissheit, all das quälte ihn zusehend mehr. Eine Stimme in ihm riet ihm wieder in die Einsamkeit zurückzukehren. Sein Leben sei dann einfacher, geregelt und nicht so schmerzhaft. Eine andere widersprach, seine Bemühungen würden eines Tages belohnt werden und er brauche menschliche Gesellschaft. Ginnys Bild tauchte vor seinen Augen auf, als er Flügelschläge an seinem Zelteingang wahrnahm. Verwundert, wegen der späten Stunde, stand er auf und ließ eine fremde Eule hinein. Schon am Siegelwachs erkannte er Remus Nachricht und bevor er das Wachs brach, wusste er, dass dieser Brief wirklich von seinem Freund war, denn seit Vollmond war mehr als eine Woche vergangen. Guten Abend Harry, ich nehme an, dass du genau wie ich, noch wach bist. Ich hoffe, du bist nicht böse, dass Tonks dir geantwortet hat. Ich kenne deine Verzweiflung, die eine schnelle Antwort bedarf, doch ich war nicht in der Lage, sie dir zu geben. Das tut mir sehr Leid. Mit diesem Brief versuche ich es wieder gut zu machen, ich will dir eine von meinen Erinnerungen schenken, eine Erinnerung an deine Eltern. Da ich jedoch kein Denkarium besitze und mir nicht sicher bin, ob der Gedankenfaden dich unbeschädigt erreichen würde, will ich sie dir, so detailliert ich kann, beschreiben. Wie du vermutlich weißt, war dein Vater ein ziemlicher Casanova, bis er sich in deine Mutter verliebte. Seine Gefühle für sie veränderten ihn dermaßen, dass sie nicht nur sein Interesse an anderen Frauen völlig zerstörten, sondern seine Gefühlslage von ihr in unvorstellbarem Maße abhängig war. Da Lily in den ersten Monaten jedoch nicht einen Funken Gefallen an James fand, ihn geradezu ständig abblitzen ließ, kannst du dir sicher vorstellen, dass seine Stimmung einer Achterbahnfahrt glich. Sie änderte sich im Sekundentakt, fiel wie ein Stein zu Boden oder schoss wie ein Drache in den Himmel. Manchmal war er unerträglich, aufgekratzt und abgehoben. Doch ich war auch bei ihm, wenn er schweigend am Fenster im Gemeinschaftsraum saß und an sich selber zweifelte. Nach Außen war er immer so stark, doch in diesem Momenten schien er unglaublich hilfsbedürftig. Er quälte sich selber mit seinen Gedanken. Ich will nicht wissen, was er sich alles ausgemalt hat, was er mir nicht erzählt hat, weil es ihm zu peinlich war. Den Großteil seiner absurden Hirngespinste konnte ich ihm vertreiben, sodass er sich überreden ließ mit Sirius Unfug anzustellen, oder mit Sirius, Peter und mir durch die Gegend oder nach Hogsmeade zu streifen. Im Nachhinein versuchte James mich davon zu überzeugen, immer so „offen“ für Schabernack zu sein, wie damals. Doch ich wollte nur, dass es ihm nicht so dreckig ging, die Mittel waren mir relativ egal. Ich habe sie alle beide geliebt, James und Lily, und so versuchte ich meinen Freunden zu helfen, das heißt, am Anfang nur James. Lily wollte nichts von ihm hören – was sich nach mehr als einem Jahr änderte. Es hat nicht so lange gedauert, bis sie gemerkt hat, dass James sich verändert hat. Nein, das darfst du nicht denken, Lily war wohl die intelligenteste Hexe aus unserem Jahrgang. Aber sie wollte nicht mit James ausgehen, sie hatte sich in den Kopf gesetzt sich nicht in ihn zu verlieben, also lehnte sie es ab. Ich weiß bis heute nicht genau, was für Gründe sie dazu hatte. Doch ihr Entschluss war gefallen, erst mit der Zeit geriet er langsam ins Wanken, bevor er eines Tages wie ein morscher Turm zusammenbrach und sie James ein Date versprach. Ich erinnere mich noch an den Tag, als wäre es erst gestern gewesen. Lily strahlte wie der Morgenstern – wusstest du, dass James sie immer so genannt hat?! Sie schwebte. James marschierte daher wie der König der Welt, ein süffisantes Grinsen im Gesicht und strahlende Augen, als gebe es nichts Bedrohliches auf der Welt. Das Glück der beiden war zum Greifen nah. Funken ihres Glückes fielen auf mich ab, ich war glücklich, dass sie zu einander gefunden hatten. Damals war es wohl das erste Mal, das ich wirklich spürte, was Liebe bewirken konnte. Wie du weißt, bin ich nicht gut im Liebestipps geben. Doch ich weiß, dass Geduld sich auszahlt, und du nicht aufgeben solltest an die Liebe zu glauben. Wo doch selbst ich eine wunderbare Frau gefunden habe und dieses Glück nun spüren darf. Werde dir über deine Gefühle zu Hermine klar. Doch bedenke, Freundschaft kann stärker sein... Harry blickte gedankenverloren auf. Erst als er in den Arm geziept wurde, erinnerte er sich an die Anwesenheit der Eule. „Ich habe keinen Brief für dich, aber einen Leckerli sollst du haben.“ Nachdem er sie gefüttert hatte, ließ er das Tier in die Dunkelheit fliegen. Nachdenklich sah er hinauf zu den Sternen. Manche Leute erzählten sich, dass die Verstorbenen von dort oben zu einem hinunter blickten. Der Schwarzhaarige lächelte bei dem Gedanken. Er fühlte sich zumindest immer wohl, wenn er zu den Sternen hoch sah, als würden sie ihn beschützen, ihm den richtigen Weg weisen. Durch den Brief fühlte er sich irgendwie leichter, fast als könnte er hinaus fliegen. Seinem Vater war es also in gewisser Weise ähnlich wie ihm ergangen. Er würde es genauso meistern. Entschlossen zog er die kalte Nachtluft tief ein, bevor er fröstelte und sein Zelt wieder schloss, um sich dem Rest der Nachricht zu widmen. Wie ist die Situation bei euch im Lager denn so? Der Winter steht vor der Tür, es wird sicher ungemütlich. Ich beneide dich nicht darum, dich an der spärlichen Wärme des Lagerfeuers zu wärmen und eine Horde Abenteuer lustiger Schüler zu unterhalten. Andererseits bin ich gerne Lehrer gewesen. Sowohl dein Privatlehrer, als auch Professor in Hogwarts. Genieße die Zeit vor deinem Job, ich hoffe doch, dass du die Aufgabe längst nicht mehr als Bürde ansiehst?! Die Gesellschaft der jungen Menschen tut dir gut, Harry, das spüre ich. Hier draußen läuft alles langsam voran. Das Ministerium gewinnt allmählich an Sicherheit und fasst Fuß. Die Kriegsschäden sind immer noch ersichtlich, die Wunden der Menschen immer noch tief. Ich habe diesen Prozess schon einmal erlebt, und wenn Wunden nochmal aufgerissen werden, verheilen sie noch langsamer, hinterlassen größere Narben. Doch immerhin haben die Menschen, auch die Magier, diesmal die Gewissheit, dass Jahrzehnte des Friedens folgen werden. Dieses Wissen hilft ungemein. Ich weiß, du redest nicht gerne über dieses Thema. Aber deine Schüler sind davon betroffen, wenn du es bis jetzt vielleicht auch noch nicht mitbekommen hast. Tu mir einen Gefallen, und beobachte sie unauffällig, dann weißt du, was ich meine. Na ja, genug der Ratschläge für einen Brief. Außerdem bist du längst ein erwachsener Mann, der die Ratschläge eines Älteren nicht mehr so braucht, wie vielleicht noch vor ein paar Jahren. Meine Augen fallen mir nun doch zu, sodass ich ins Bett gehen werde. Gute Nacht, Harry, ein Freund, Remus Harry faltete den Brief vorsichtig zusammen und legte ihn bei Seite. Anschließend deckte er sich wieder zu und starrte auf dem Rücken liegend die Decke an. Remus hatte Recht, in so vielen Dingen, und feststand, selbst wenn er erwachsen war, er brauchte seine Ratschläge. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er kurz darauf ein. Er war dem Strudel der Verzweiflung entkommen. „HARRYYYY, HARRYYYY, komm schnell.“, der Schwarzhaarige zuckte zusammen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sein Zelt verlassen, seinen Zauberstab kampfbereit, die Augen zu Schlitzen verengt. Reflexartig checkte er seine Umgebung auf Angreifer. Allmählich beruhigte sich sein Herzschlag wieder, als er nichts Auffälliges sah. „HARRYYYYY.“, ertönte jedoch erneut der Schrei. Der Schwarzhaarige wirbelte herum und blickte Richtung Wald. Aus den Bäumen brach ein Mädchen mit wehendem roten Haar, sie stolperte, fing sich wieder und rannte unaufhaltsam weiter auf ihn zu. Sofort realisierte er, dass es sich um etwas Ernstes handelte, denn normalerweise nannte die ein Jahr jüngere ihn in der Öffentlichkeit nicht beim Vornamen, das tat sie nur, wenn sie allein waren. Geistesgegenwärtig holte er ihren Zauberstab ebenfalls aus seinem Zelt, bevor er dies wieder verschloss. „Harry, komm schnell.“, die Rothaarige kam keuchend vor ihm zum Stehen. „Was ist passiert?“, wollte er direkt wissen. „Wir sind im Wald von einer übergroßen Echse angegriffen worden.“, schilderte sie und wischte sich mit dem Ärmel den Schmutz aus dem Gesicht. Die Tatsache, dass es in diesem Teil Englands keine drachenähnliche Geschöpfe gab, zumindest keine die das Adjektiv „übergroß“ verdiente, hinderte Harry nicht daran, sofort mit Ginny los zulaufen. Er glaubte ihr bedingungslos. Dieses Vertrauen drückte sich auch darin aus, dass er ihr ihren Zauberstab überreichte. Sie lächelte ihn dankbar an und führte ihn sicher durch den Wald. Äste klatschten ihnen ins Gesicht, rissen ihre Haut auf und dazu kam noch der Regen, der vor einigen Stunden eingesetzt hatte. Unbeirrt bahnten die beiden sich einen Weg durch die Landschaft und schon nach wenigen Minuten hörten sie das Keuchen des Wesens. Als sie schließlich keine fünf Meter von ihm anhielten, bat Harry sie: „Kannst du ihn ablenken?“, wobei er genau wusste, dass er seinen Job verlieren würde, wenn an die Öffentlichkeit kam, dass er seine Schüler in einen solchen Kampf schickte. Doch Ginny nickte entschlossen, trat auf den breiten Pfad, schrie das graue Tier an und schickte ein harmloses „Stupor“ in dessen Richtung. Sofort schwenkte dieses seinen Kopf von seinen zwei vorigen Opfern zu ihr. Seine Lider schlossen sich langsam und er musterte sie. Entschlossen richtete sie ihren Zauberstab auf ihren Gegner. Nebenbei hörte der Schwarzhaarige, wie das Mädchen mit dem Wesen redete, um seine komplette Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, damit er frei handeln konnte. Zuerst schlich er zu den vier anderen Mädchen, die zwei, welche zuvor das Wesen von der Verletzten abgelenkt hatten, hatten sich nun ebenfalls der Vierten zugewandt. Mit einem Ohr achtete er die ganze Zeit auf den Kampf hinter ihm, sein Körper war angespannt, jeder Zeit bereit in den Kampf zu springen und seine Schüler zu verteidigen. Erleichtert blickten seine Schülerinnen ihn an. Schnell überblickte er die Situation. „Luna, lauf zu Hermine.“, er zog sie leicht zur Seite, damit nur sie das Nächste hörte, „sie muss schnell nach Hogwarts apparieren und Madam Pomfrey holen. Beeil dich.“ Sie nickte und rannte sofort davon, noch während Harry einen Schutzzauber um sie legte, da sie in aller Aufregung die Anwesenheit des Drachenwesens vergaß oder sich zumindest nicht darum kümmerte. Anschließend schiente Harry notdürftig ein Bein des am Boden liegenden Mädchens. „Ihr müsst die Wunden verbinden, reißt Stücke aus meinem Umhang. Ich belege euch mit einem Wärmezauber, damit ihr bei dem Regen nicht friert.“, wies er seine Schülerinnen an und überreichte ihnen seinen schwarzen Umhang, der er mit einem kurzen Zauber noch desinfizierte und trocknete. Gesagt getan, wurde ihnen warm und sie machten sich an ihre Aufgabe. „Was machen wir dann, Professor?“, fragte die kleinere ängstlich. „Haltet euch versteckt und lenkt unter keinen Umständen Aufmerksamkeit auf euch. Hilfe kommt bald... Jasmin darf nicht einschlafen, haltet sie wach.“, er nickte ihnen zu und wandte sich dann dem Ungeheuer zu. Zuerst überprüfte er jedoch kurz die Gesundheit seiner kämpfenden Schülerin. Ginnys Gesicht glänzte, ihr Haar klebte an ihrem Kopf, ob es nur der Regen oder auch der Schleim ihres Gegners war, war aus der Entfernung nicht zu sagen. Doch sie stand auf ihren Beinen und beschoss das Tier mit Flüchen. Ihre Augen glitzerten entschlossen, sie ging in diesem Kampf auf. Sie kämpfte fantastisch, das hatte er schon bei dem Duell gegen Hermine bemerkt. Harry lächelte kurzzeitig, bevor er seine bereits erstellte Taktik verfolgte. Viele Zauber prallten an den Schuppen des Tieres ab, deswegen wählte Harry einen anderen Weg. Gezielt wählte er einen großen Baum, mit weit über den Pfad reichenden Ästen. Leise, aber schnell erklomm er diesen, wie er es seinen Schülern Tage zuvor gezeigt hatte. Ginny hatte ihn aus dem Augenwinkel gesehen, da war er sich sicher, doch sie ließ sich nichts anmerken, sondern kämpfte noch stärker, verbissener, damit das Wesen den Schwarzhaarigen nicht bemerkte. Harry robbte auf einen dicken Ast, bei dem er annahm, dass dieser ihn tragen würde. Die Rinde riss ihm die Hände auf, doch er konzentrierte sich nur darauf seinen Zauberstab nicht aus der Hand zu verlieren und gleichzeitig die Situation unter ihm im Auge zu behalten. Doch nach einigen Metern knackte es und zusammen mit dem Ast sauste der Schwarzhaarige in die Tiefe. Die Rothaarige blickte entsetzt auf, ein kleiner Schrei entwich ihrer Kehle, sodass sie einen Hieb des Tieres einstecken musste, bevor Harry auf dem Rücken des Tieres landete. Das Drachenwesen schrie auf und Ginny sprang leichtfüßig, anscheinend war der Hieb nicht ernsthaft, einige Schritte zurück. Der Angreifer hatte sich schnell wieder gefasst, setzte die Spitzes seine Zauberstabs an den Nacken des Tieres, unter die seltsamerweise nicht stahlharten Schuppen. Diese Tatsache hatte ihm auch den letzten Schritt seines Plan vorgegeben. Die Schuppen der Drachen während der Trimagischen Turniers waren viel, viel härter gewesen und das nicht nur bei dem Hornschwanz, wie er von Charlie wusste. Er murmelte eine Formel, blaue Funken schossen aus seinem Zauberstab, während er sich an den Rücken des aufbäumenden Tieres klammerte. Er drohte ab zurutschen, nur an einer Schuppe hing er noch, diese schien zumindest fest in der Haut verankert zu sein, da erglühten alle Schuppen und schon wieder fiel Harry in die Tiefe. Diesmal landete er jedoch hart auf dem Boden und ein Fiepen ertönte neben ihm. Die Echse hatte wieder ihre ursprüngliche Größe angenommen. Er fühlte sich benommen und sein Körper schmerzte. Wenige Sekunden später spürte er, wie sich jemand neben ihn kniete und mit ängstlicher Stimme fragte: „Ist dir was passiert, Harry?“ Langsam öffnete der gefragte die Augen. „Nein, mir geht’s gut, danke.“, sagte er gefasst und wollte aufstehen, wobei ihm ein Schmerzlaut entwich, sodass die Rothaarige ihn zweifelnd musterte. „Es ist zumindest nichts gebrochen.“, grinste Harry, verzog beim Schulter zucken allerdings das Gesicht, „schnell, wir müssen zu Jasmin, sie braucht unsere Hilfe.“ Mit vereinten Kräften brachten sie das verletzte Mädchen sicher aus dem Wald und zur Lichtung, das heißt, Harry steuerte die magische Bahre, während zwei Schülerinnen den Weg durch Zauberei freimachten und die dritte Jasmin wach hielt. Jede Faser seines Körpers schien zu schmerzen, doch er ignorierte es, denn es gab wichtigeres zu erledigen. Luna hatte bereits das Sanitätszelt eingerichtet und geheizt, als sie ankamen. Harry lächelte ihr dankbar zu und legte nach Antoinette, nun auch Jasmin in das rote Zelt – rot damit man es sofort fand. „Professor Granger wird gleich mit Madam Pomfrey hier sein.“, berichtete die Blondine ruhig, während sie Jasmins Hand hielt, „sie ist sofort aufgebrochen, als ich ihr deine Nachricht mitgeteilt habe.“ Der Schwarzhaarige nickte. Er fühlte sich schlecht, dass er Jasmin nicht helfen konnte, und schuldig, weil er sie nicht vor den Verletzungen beschützt hatte. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass die Echsenmutation giftig gewesen war, bereitete der Zustand der Patientin ihm Sorgen. Sie fieberte, ihre Gesichtsfarbe war leicht bläulich, dabei war es in dem Zelt sehr warm. Diese Symptome konnte nicht allein von dem Bruch ihres Beines herrühren. Die zerkratzen Arme bluteten zwar leicht, doch die Wunden waren nicht tief genug und zu frisch um schon entzündet zu sein. Nach schier endloser Zeit trafen die beiden Frauen aus Hogwarts ein. „Wo ist meine Patientin?“, hörte Harry schon von draußen die bestimmende Stimme der Heilerin. Sie nickte ihm lächelnd zu, bevor sie ihn aus dem Zelt verbannte und sich in Ruhe ihres Schützlings annahm. Der junge Mann lief ruhelos auf dem Zeltplatz umher. Er machte sich Vorwürfe. Angst quälte ihn. Antoinettes Zustand hatte sich schnell gebessert, seine und Hermines Heilkünste hatten locker gereicht, um das Mädchen aus Hufflepuff wieder fit zu bekommen. Doch dieser Fall sah ganz anders aus. Noch immer konnte er sich den Angriff nicht erklären. Ganz davon abgesehen, dass er seinen Schülern schon von ihrem Gewissen wegen nicht zutraute einen solchen Mutationstrank zu brauen, waren sie nicht in der Lage dazu. Wo kam also dieses Wesen her, war es wohl möglich von weiter weg hierher gekommen? Aber es konnte nicht fliegen. Andererseits Grawp hatte auch unbemerkt im Verbotenen Wald gelebt, zumindest unbemerkt von den Bewohnern Hogwarts. „Harry, Hermine.“, die Heilerin kletterte trotz ihres Alters elegant aus dem Zelt und verschloss es leise, „sie schläft jetzt.“, teilte sie ihnen mit, als die beiden mit langen Schritten bei ihr ankamen. „Wie geht es ihr?“, fragten Hermine und Harry wie aus einem Munde, woraufhin die Brünette ihm einen irritierenden Blick zuwarf. Madam Pomfrey deutete zum See, wo sie ungestört reden konnten. „Was ist genau geschehen?“, verlangte sie von ihrem Begleiter zu wissen, „Hermine hat mir schon erzählt, dass ein Drachenwesen das Mädchen angefallen hat.“ „Selber habe ich es auch nicht gesehen,“, gestand er, „doch Ginny Weasley hat mir erzählt, dass die fünf Mädchen wohl im Wald nach Beeren gesucht haben, als sie das Keuchen des Tieres hörten. Ein paar der Mädchen müssen vor Schrecken aufgeschrien haben, da hat das echsenähnliche Tier sie angegriffen, vermutlich aus Angst, denn es war nur eine Mutation, wie sich herausstellte.“ Madam Pomfrey nickte, ein wissender Ausdruck erschien auf ihrem blassen Gesicht. „Das erklärt ihre Verletzungen.“, murmelte sie, bevor sie die beiden anblickte und erklärte, „das linke Bein ist gebrochen und noch dazu hat sie dort eine tiefe Fleischwunde. Der Bruch wird über Nacht heilen, Sie kenne das ja,“ sagte sie an Harry gerichtet, der schmerzvoll nickte, „das Bein ist verbunden, Sie müssen morgen früh einmal den Verband wechseln. Die Kratzer an den Armen heilen so. Mehr Sorgen bereitete mir eben noch das Gift in ihrem Körper.“ Die jungen Lehrer blickten sie entsetzt an. „Doch jetzt, wo Sie sagen, dass ihr Angreifer ein Mutant war, ist die Substanz mir kein Rätsel mehr und ich kann in Hogwarts ein Gegenmittel brauen. Ich werde bei Sonnenuntergang wieder hier sein. Sorgen Sie dafür, dass sie, wenn sie aufwacht, genügend trinkt, das ist sehr wichtig für die Reinigung.“ Hermine nickte. Dann verabschiedete Madam Pomfrey sich eiligst und disapparierte. Harry starrte hinaus auf das graue Wasser. Sein Haar hing ihm nass ihm Gesicht. Seine Kleidung war durchweicht. „Komm.“, sagte Hermine lediglich und legte ihre Hand auf seine Schulter. Schmerzvoll verzog er das Gesicht und kniff die Augen zusammen. „Du bist selber verletzt.“, stellte sie erschreckt fest. „Ach, das ist nicht weiter schlimm, nur ein paar kleine Kratzer.“, winkte er erneut ab. Die Brünette zog fragend eine Augenbraue hoch. Sie glaubte ihm nicht. „Ich werde Madam Pomfrey nachher sagen, sie möge dich auch einmal untersuchen.“ Tatsächlich ging es ihm besser, als die Heilerin seine Schulter Stunden später mit einer wärmenden Salbe eingerieben hatte und seinen Körper auf innere Verletzungen untersucht hatte. Sie drückte Hermine das Rezept für eine Mixtur gegen seine Verstauchung in die Hand, bevor sie Ginny ebenfalls kurz unter die Lupe nahm. Harry saß frierend am Lagerfeuer und sah Hermine zu, wie sie seinen Heiltrank getreu der Anleitung braute. Wie er sie in Zaubertränke immer darum beneidet hatte, dass ihre Tränke stets gelangen. Ob Madam Pomfrey ihr deshalb das Rezept gegeben hatte und nicht ihm? Sie hatte ihm nur erklärt, dass er seinen Fuß schonen sollte und Hermine die frischen Zutaten so besser finden würde. Harry fand den Duft des Tranks, der zu ihm herüber wehte, nicht gerade angenehm, doch er hatte in seinem Leben schon häufig Madam Pomfreys Heiltränke zu sich genommen und sie hatten immer geholfen. „Wie konnte so ein Mutant in diesen Wald kommen?“, sprach Hermine ihre Gedanken laut aus, ohne dabei jedoch auf zusehen. „Das habe ich mich auch schon gefragt.“, erwiderte Harry noch immer unruhig, „fliegen konnte er nicht. Wie auch? Ich kenne keine fliegenden Echsen, die in England leben würden. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass er von weither kommt...“ Die Brünette warf ihm einen kurzen fragenden Blick zu, bevor sie weiter den blubbernden Trank beobachtete und gewissenhaft umrührte. Ihren Lippenbewegungen nach zählte sie sogar mit, wie oft sie in welche Richtung rührte. 'Ob sie auch genauso gut kocht, wie sie Tränke zubereitet?', fragte Harry sich plötzlich. Dann musste er über sich selbst schmunzeln, wie konnte er in so einer Situation an Hermine denken. Wenn er an Jasmin dachte, die noch immer in dem Sanitätszelt lag, dann wäre nichts dabei gewesen an ein Mädchen zu denken, aber so. Er schalt sich einen nicht mehr zu rettenden Narr. Er wusste zumindest, dass Hermine aus den Zutaten, die sie in der Wildnis fanden, leckere Speisen in großen Kesseln zubereiten konnte. „Eine Echse kann nicht von selbst mutieren. Jemand muss das Tier gefüttert haben.“, holte sie ihn endgültig aus seinen abschweifenden Gedanken. „Von unseren Schülern kann es keiner gewesen sein.“, stimmte Harry ihr zu. Sie nickte. „Im Grunde kann es nur einer gewesen sein.“, fuhr er leise fort, als wenn er Angst vor ihrer Reaktion hatte. Sie schwieg. „Es hat keinen Sinn es ab zustreiten, Hermine.“, meinte er nun doch sicherer. „Selbst wenn es so wäre, selbst wenn wirklich alles für ihn spricht, wir haben keine Beweise.“, stellte sie sachlich fest. „Hätte ich doch bloß diese Echse gefangen.“, grummelte er. „Auch dann gäbe uns das noch keine Sicherheit ihn überführen zu können. Wir können anhand der Echse nachweisen, was für einen Mutationstrank sie getrunken hat und vermuten, wo man solche Rezepte her bekommt. Da müsste man dann nachforschen und so weiter. Der Weg zu ihm ist ellenlang. Ich bezweifele, dass Malfoy Spuren hinterlassen hat.“, sie roch vorsichtig an dem Trank. „Irgendwann ....“, murmelte er leise. „Reich mir mal lieber einen Becher hierüber.“, bat sie ihn und beendete damit das Thema. Er folgte ihrer Aufforderung widerspruchslos und trank kurz darauf die brodelnde Flüssigkeit mit wenigen Schlücken. Madam Pomfrey nickte lobend. „Ich war gerade noch einmal bei Miss Lyann. Ihr Körper hat die Reinigungssubstanz angenommen. Sie ist außer Gefahr.“ Harry und Hermine warfen sich erleichterte Blicke zu, erst jetzt merkte er, wie angespannt er seit dem Angriff war. Mit nur einem Satz hatte die Heilerin all die Bürden von seinen Schultern genommen. „Aber,“ setzte die Heilerin noch einmal an, „Miss Weasley sollten Sie beobachten.“ „Was hat Ginny denn?“, fragte der junge Lehrer und war erschreckt auf die Beine gesprungen. Seine Erleichterung durch Angst ersetzt. Sie hatte sich nach dem Kampf nicht über Schmerzen beschwert und er hatte auch keine Verletzungen entdeckt. „Äußerlich geht es ihr gut, sprich ihr Körper ist nur erschöpft und hat ein paar Kratzer abbekommen. Doch ihre Psyche ist nicht in Ordnung. Sie wollte sich mir leider nicht anvertrauen und hat behauptet, sie fühle sich unverändert gut. Doch ich habe Jahre lang Patienten beobachtet, ich sehe, wenn es ihnen nicht gut geht. Vielleicht haben Sie mehr Erfolg, ihr zu helfen zu genesen.“ 'Ginny geht es nicht gut und ich habe nichts davon gemerkt?', fuhr es Harry schwerwiegend durch den Kopf. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sie schon Tage lang abends nicht mehr am See getroffen hatte, weil er mit Hermine und den anderen Schülern am Lagerfeuer gesessen hatte. Eben beim Kampf war sie blass gewesen, er hatte das nur auf die Angst geschoben, doch scheinbar hatte er sich geirrt. Fortsetzung folgt Kapitel 10: Ginnys Schweigen ---------------------------- Wenn auch etwas verspätet, wünsche ich euch noch ein Frohes Neues Jahr und wie immer viel Spaß mit diesem Kapitel. Darc Angel 10. Ginnys Schweigen „Tut mir leid, Harry.“, lächelte Luna müde, „aber Ginny schläft schon.“ Das Mädchen war aus dem gemeinsamen Zelt heraus geklettert, als Harry um Einlass gebeten hatte, um mit Ginny zu reden. Nun nickte er schwerfällig. Die Blondine fand, dass er plötzlich um Jahre älter wirkte. Sie steckte ihre Hand in ihre Hosentasche und holte eine rote Beere heraus. Sie griff nach seiner Hand und legte die Frucht hinein. Sanft schloss sie seine Finger um das kleine Ding, bevor sie ihm wieder in die Augen blickte. „Nur Veritaserum wirkt besser.“, für einen Augenblick schienen ihre Augen klar wie Wasser, bevor sich ihr Blick verklärte, „gute Nacht, Harry.“ Dann stieg sie wieder ins Zelt und verschloss es hinter sich. Verwirrt öffnete der Schwarzhaarige seine Faust und blickte auf die kleine Frucht in seiner Hand. Die Versuchung war groß sie einfach zu zerquetschen, wer wusste schon, was das nun schon wieder für ein Ding war. Luna konnte dieses merkwürdigste Etwas einfach im Wald gepflückt haben um es zu essen oder um es sich an die Kette zu hängen, wer weiß, was sie damit geplant hatte, doch Fakt war, sie hatte es ihm geschenkt. Schließlich zuckte er die Schultern und wandte sich ab. Es hatte keinen Sinn, wenn er länger vor dem Zelt stand. Selbst als Professor besaß er nicht die Macht Ginny zu zwingen auf der Stelle mit ihm zu reden und er konnte es sich nicht leisten eine Szene zu machen. Zum Nachdenken sollte er auch nicht vor dem Zelt dreier Schülerinnen stehen bleiben, die anderen Schüler würden sich ihre Münder zerreißen. Mit hängenden Schultern kehrte er also zum Feuer zurück, an dem nur Hermine saß. Sie wollte ihn aufmunternd anlächeln, doch der Versuch misslang ihr. „Will sie dich nicht sehen?“, fragte sie leise, ebenfalls etwas besorgt. „Luna sagt, sie schläft.“ Die Brünette nickte. Wenn Madam Pomfrey bereits versucht hatte mit Ginny zu reden, war zu erwarten gewesen, dass sie jeden weiteren Versuch ebenfalls verwehren würde. „Ein weiteres Zeichen dafür, dass Madam Pomfrey Recht hat.“, schlussfolgerte sie immer noch im Flüsterton, für den Fall, dass Schüler sie belauschten. Der Jüngere ließ den Kopf hängen und die Beere zu Boden fallen. „Was ist das?“, Hermine bückte sich nach der Frucht und betrachtete sie neugierig im Feuerschein. Harry zuckte nur uninteressiert mit den Schultern. Mit zusammengekniffenen Augen musterte Hermine die Beere, schnupperte an ihr und drückte sie leicht, nichts veränderte sich, es lief nicht einmal ein Tropfen Saft heraus. „Woher hast du die? Dieses Exemplar ist in diesem Teil von Großbritannien äußerst selten.“, erklärte Hermine fachmännisch. „Luna.“, war Harrys einsilbige Antwort, er hatte nicht einmal wahrgenommen, dass er endlich einmal zwanglos mit Hermine alleine war und sie von sich aus mit ihm redete. Doch ihr Interesse an dem Geschenk konnte ihn auch nicht begeistern. Seine Gedanken kreisten um Ginny. Horrorszenarien erschienen vor seinen Augen. Männer mit verhangenen Gesichtern, die ihren Zauberstab auf ihn richteten. Voldemorts Lachen erklang in seinen Ohren. Die Härchen seiner Arme stellten sich auf. Sein glasiger Blick richtete sich auf die Flammen, die ihn innerlich zerfraßen, die Schuldgefühle. Er hatte nur an sich gedacht, an seine Sorgen und nicht auf Ginnys Gefühlslage geachtet. Ihm war klar, dass er sich durch den Krieg verändert hatte, doch er konnte doch nicht selbstlos gegen selbstsüchtig getauscht haben, das wollte er nicht glauben. „Harry?“, Hermine blickte ihn besorgt an, ihre Hand lag auf seinem Arm. „Entschuldige, was hast du gesagt?“, fragte er noch immer in seiner Gedankenwelt gefangen. „Diese Beere, eine Vero-Beere, kann in den falschen Händen erheblichen Schaden anrichten. Wenn man das Rezept für den richtigen Trank kennt, hat sie eine ähnliche Wirkung wie Veritaserum. Allerdings dauert die Zubereitung des Tranks nicht mal halb so lang.“ Während ihrer Erklärungen war Harry komplett aus der Gedankenwelt entkommen. Erstmals interessiert musterte er die rote Beere in Hermines Hand. 'Nur Veritaserum wirkt besser.', Lunas Kommentar machte also doch Sinn. „Beherrscht du die Zubereitung für diesen Trank?“, fragte er, ohne Hermine anzublicken. Er hatte schon von dieser Frucht gehört, und auch wenn er während seiner Zeit in der Wildnis viele Tränke gebraut und die Pflanzen der Natur besser kennen gelernt hatte, so war diese Beere doch niemals in seine Hände gefallen. Hermine legte ihren Kopf leicht schief beim Nachdenken. „Gebraut habe ich ihn noch nie, aber das Rezept ist mir bekannt.“, meinte sie schließlich und blickte ihn neugierig an. „Kannst du es mir vielleicht aufschreiben?“ „Wozu? Ich kann ihn auch zubereiten.“ Sie musterte ihn abwartend. „Es wird nicht ganz legal sein und ich will nicht, dass du womöglich deinen Job verlierst.“, gab er leise zu, seine Augen auf die Beere gerichtet, er wagte einfach nicht sie anzusehen. Lange sah sie ihn nur schweigend an und hing ihren Gedanken nach, die ihm nun nicht mehr so ganz fremd erschienen. Diese Vermutung wurde noch dadurch bestätigt, dass sie schließlich resolut erwiderte: „Lass das mal meine Sorge sein, bevor du den Trank vermanscht.“ „Mittlerweile habe ich meine Fähigkeit im Zaubertränke brauen enorm verbessert.“, versuchte er sie dennoch umzustimmen. „Das musst du mir erst beweisen, bevor ich dir das glaube.“, grinste sie, bevor sie gähnte, „ich lege mich schlafen. Das solltest du auch tun.“ Damit stand sie auf und ließ ihn allein am Feuer zurück. Guten Tag Albus, den Schülerinnen und Schülern geht es mittlerweile soweit wieder gut. Wir hatten in letzter Zeit zwei Verletzte, wobei wir den ersten Fall selber behandeln konnten, während du von Madam Pomfrey sicher schon von dem zweiten Fall erfahren hast. Der erste Unfall ereignete sich im Wasser, die Sechstklässlerin Antoinette Beaurelle aus Hufflepuff wurde beim Schwimmen von einer Wasserschlingpflanze in die Tiefe gezogen. Harry, der über dem Wasser seine Bahnen flog, sprang ihr hinterher und brachte sie sicher an Land. Außer einem Schock und zu viel verschlucktem Wasser trug sie keinen Schaden davon. Der zweite Unfall obliegt keiner natürlichen Ursache, denn eine Gruppe von Mädchen ist im Wald von einem Echsenmutanten angegriffen worden, wobei ein Mädchen stark verletzt wurde – näheres zu den Wunden kann dir Madam Pomfrey besser erklären. Harry hat den Mutanten zurückverwandelt, das Tier ist jedoch entkommen. So wissen wir leider nicht, wie diese Mutation zustande gekommen ist. Die Schüler schließen wir aus. Dem Opfer, Jasmin Lyann geht es bereits besser, auch wenn sie immer noch zur Erholung im Sanitätszelt liegt. Die Gemeinschaft wächst näher zusammen. Oft sitzen die meisten abends gemeinsam am Feuer und tanzen, singen oder erzählen Geschichten. Unter den Schülern hat es keine größeren Auseinandersetzungen gegeben. Hermine „Mir geht es wirklich gut, Harry, das habe ich dir doch jetzt schon drei Mal gesagt.“, erklärte ihm die Rothaarige genervt. Die beiden standen am Ufer des Sees, dessen merkwürdigen Ton sie gar nicht wahrnahmen. Aufgrund des Wetters hätte man annehmen müssen, dass die Wasseroberfläche grau und undurchsichtig ist, doch sie war klar und bei genauerem Hinsehen hatte man das Gefühl, dass ein Leuchten von ihr ausging. „Ich mache mir doch nur Sorgen um dich.“, verteidigte er sich und streckte seine Hand leicht in Richtung ihres Gesichts aus, „und du siehst nun einmal blass aus.“ „Um diese Jahreszeit bin ich eben blasser, so ergeht es den meisten Menschen mit roten Haaren, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.“, warf sie ihm bissig an den Kopf und fügte noch hinzu, „außerdem harkst du doch nur nach, weil die Pomfrey dich auf den Gedanken gebracht hat?!“ Das saß, schuldig sah er zu Boden. Ginny nutzte die Situation um sich wegzudrehen und ihn alleine stehen zu lassen. Irritiert blickte er ihr nach. Sie konnte ihm erzählen, was sie wollte, ihr Verhalten verriet sie. Selbst wenn sie einen schlechten Tag hatte, zickte sie ihn nicht so an, sie war einfach nicht der Typ dazu. Doch er hatte sie verletzt, oder enttäuscht, denn es war ihm nicht von allein aufgefallen, dass sie Sorgen hatte, und sitzengelassen hatte er sie auch, er war unentschuldigt abends nicht mehr zu ihren Treffen gekommen. Andererseits ließ ihr Dickkopf nicht zu etwas preiszugeben, wenn sie sich in den Kopf gesetzt hatte, es zu verheimlichen. Nur warum sollte sie ihm vorenthalten, wenn sie sich nicht wohl fühlte? Irgendwas stimmte da überhaupt nicht und er musste der Ursache auf den Grund gehen. Er fühlte sich nicht nur dazu verpflichtet, weil er ihr Lehrer war, da schwangen noch so viele Gründe mehr mit: Ron, ihre Hilfe und ihr Schweigen beim Kampf mit dem Mutanten, eigentlich hatte sie ihm schon unzählige Male zur Seite gestanden, und schlussendlich sie selber. An diesem Abend stand Harry alleine am See, an dem Platz, an dem er sich zuvor so oft mit Ginny getroffen hatte. Er wusste, sie würde nicht kommen, doch er hatte sie auch nicht darum gebeten. Ruhe und Zeit zum Nachdenken war das, was er brauchte. Der Wind fuhr ihm durch die Haare und ein Kälteschock ließ ihn zusammenfahren. So zog er seinen Schal enger um den Hals und vergrub die Hände anschließend tief in seinen Jackentaschen. Es war eine tiefschwarze Nacht, kein Stern am Firmament und doch lag die Landschaft in einem seltsamen Glanz. Harry fühlte wie er in den Bann dieses Lichtes gezogen wurde, seine Augen waren auf das Wasser gerichtet und irgendwann hörte er ein Knistern. Langsam ging er direkt ans Wasser und kniete sich an das Ufer. Ganz leise vernahm er das Feuer. Nur Wärme spürte er keine. Er tauchte seinen Finger in das Wasser. 'Nein, es ist eiskalt.', stellte er fest, als würde ihn die Tatsache verwundern. Dennoch dieses Phänomen hatte er noch nie erlebt. Er nahm sich vor am nächsten Abend wieder zu kommen und abzuwarten. Doch erst einmal setzte er sich wieder auf den umgefallenen Baumstamm und ließ seinen Blick ins Nichts gleiten. Plötzlich war er in einem festlich arrangierten, großen Ballsaal. Walzermusik ertönte von irgendwo und unzählige Paare drehten sich tanzend in Schwarz-Weiß um ihn herum. Ein roter Schopf tauchte einige Meter weiter auf, doch als er versuchte ihn in der Menge der Tanzpaare wieder zu finden, war er verschwunden. Luna tanzte mit einem gesichtslosen Mann an ihm vorbei, sah ihn jedoch nicht. Blickte sie durch ihn durch? Er rief ihren Namen, doch sie war schon wieder außer Reichweite gewirbelt worden von ihrem Tanzpartner. Langsam drehte er sich um seine Achse, für Sekundenbruchteile glaubte er irgendwo ein ihm bekanntes Gesicht zu sehen, doch wenn er versuchte es zu fixieren, verschwand es in der gesichtslosen Menge. Plötzlich stand Hermine direkt vor ihm. Sie trug ein wunderschönes nachtblaues Ballkleid und knickste vor ihm. Er verbeugte sich vor ihr, wie es ein Gentleman tat. Doch als er wieder aufblickte, war sie verschwunden und an ihrer Stelle knickste Ginny in einem dunkelgrünen Kleid. Er fiel in die Knie, um sie weiterhin anschauen zu können, da blickte sie über ihn hinweg, sodass Harry seinen Kopf nach hinten wandte und in ein vertrautes Gesicht blickte. Ginny legte ihre Hand in die des Blonden und tanzte mit ihm davon. Der Schwarzhaarige starrte ihnen entsetzt hinterher, doch auch sie verlor er. Alles drehte sich um ihn herum, die Farben verschwammen und dann war alles schwarz. Schwerfällig öffnete er seine Augen und blinzelte. Die Landschaft wirkte unwirklich, da sie in einen hellen Glanz gelegt war. 'Träume ich?' Er fasste sich an den Kopf, mit dem er auf den Boden gefallen war, und ertastete ganz eindeutig eine Beule. 'Nein, aber ich muss eingeschlafen sein.', dachte er, während er sich langsam aufrichtete, 'ich weiß nur noch, dass ich auf einem Ball war. Nur was ist passiert? Ich kann mich nicht erinnern.' Er schüttelte den Kopf, versuchte seine Gedanken zu sammeln, den Traum nochmal aufleben zu lassen, doch es gelang ihm nicht. Er gähnte. Aufgrund der Müdigkeit entschied er ins Zelt zurückzukehren, es war zu gefährlich noch einmal in der Kälte einzuschlafen. Aus dem Augenwinkel nahm der Schwarzhaarige wahr, wie Hermine sich einen Weg zu Ginny bahnte. Innerlich wusste er, dass es zwecklos war, Ginny würde der Professorin nichts erzählen, genauso wenig wie ihm. Andererseits würde so ein Gespräch vielleicht auch Hermine etwas auftauen, selbst wenn die Rothaarige sich wie eine Furie benahm. Er grinste leicht und wandte sich dem See zu. Heute würde er Ginny nicht fragen. Irgendwie zog der See ihn an, auch wenn bei Tageslicht nichts Ungewöhnliches festzustellen war. Er glänzte leicht, wenn sich ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke traute und ins Wasser traf. Leichte Wellen wurden von dem Wind getrieben und der Boden des Gewässers war nicht zu sehen. Vorsichtig lugte er zu seinen Schülern, fühlte sich denn keiner von ihnen zu dem See hingezogen. Ein paar saßen in der Pause am Wasser und quatschten, andere hatten dem See den Rücken zugewandt oder waren sogar im Wald. Er konnte nichts Auffälliges feststellen und doch schien etwas Aufregendes in der Luft zu liegen, wenn nicht sogar etwas Magisches. Es war, als wenn ihn der See rufen würde und Harry folgte auch an diesem Abend seinem Ruf. Er fand sich erneut auf dem Baumstamm ein, blieb jedoch nicht lange sitzen, sondern beugte sich ans Wasser und beobachtete dieses seltsame Phänomen. Schwarze Magie fühlte er jedoch keine, was ihn irgendwie verwunderte, schließlich wäre das die einzig plausible Erklärung für ihn gewesen. Genau wie am Abend zuvor hatte sich die tagsüber so reale Landschaft in eine in silbernes Licht getauchte Märchenwelt verwandelt und so seltsam es klang, aber das Licht kam aus dem See und doch schien seine Quelle nicht definierbar zu sein. 'Wo kommt es her? Was ist es?' Eine Kältewelle überrannte ihn, als er einen Finger in das eisigkalte Wasser tauchte. Plötzlich kam ihm die Erscheinung eines Patronus in den Kopf, doch kein Zauberer konnte einen Patronus mit einer solchen dauerhaften Energie erschaffen. Dennoch suchte er die Umgebung nach Lebewesen ab, doch alles lag still und schien zu schlafen. Selbst der See, dessen Oberfläche keine einzige Krümmung aufwies. Er erinnerte sich, dass er am vorigen Abend noch glaubte, dass der Glanz eines Feuers die Landschaft bedeckte, dazu bot das silberne Licht heute einen krassen Gegensatz. Noch nie hatte er von einem silbernen Feuer gehört. Sollte er Professor Dumbledore um Rat fragen oder gar Hermine oder konnte er warten, bis er dieses Phänomen selber in Hogwarts umfassender Bibliothek nachschlagen konnte? Geduld war eine Tugend, die er mit den Jahren erlernt hatte, vor allem im letzten Jahr, aber die Neugier reizte ihn. Ein Knacken riss ihn aus den Gedanken. Er sprang herum, den Zauberstab in der Hand. Seine Augen zu Schlitzen verengt. Kampfbereit. Etwas, das diese Atmosphäre zerstörte, konnte nicht guter Dinge sein. Erneut knackte es im Unterholz, doch selber Harrys geschulte Augen erkannten nichts in dem seltsam blendenden silbernen Licht. „Wer ist da?“, verlangte er mit selbstsicherer Stimme zu wissen. Das Knacken wurde lauter, es raschelte und keuchte. Einen passenden Fluch auf den Lippen streckte der Schwarzhaarige seine Waffe in die Richtung der Störung. Doch er konnte nur wenige Meter in den Wald blicken und sah nur schemenhafte Baumstämme im Licht verschwimmen. Er hatte die Lippen schon zum Fluchen geöffnet, als er rotes Haar aufblitzen sah und den Fluch vergaß. Wenige Sekunden später brach Ginny aus dem Wald hervor. Wie bei ihrem letzten Treffen an diesem Ort war ihre Haut im Gesicht aufgerissen, nur diesmal fand er nicht nur eine Wunde, sondern unzählige Risse und Blut lief aus manchen ihr Kinn hinunter. Ihre Pupillen waren geweitet, ihre Kleidung mit Dreck beschmiert, ihr Atem rasselte, doch sie blickte ihn an und Erleichterung und so etwas wie Hoffnung glänzte in ihren Augen. „Harry.“, krächzte sie. Mit nur drei Schritten war er bei ihr. „Harry, ich bin entkommen.“ „Wem bist du entkommen, Ginny? Was ist passiert?“, fragte er vorsichtig. Doch sie antwortete nicht mehr, sondern verdrehte die Augen und brach zusammen. Geschickt fing er sie auf. Gewissenhaft ertastete er ihren Puls, schwach aber nicht gefährlich. Erleichtert hob er sie hoch, auf den ersten Blick schien sie keine inneren Verletzungen zu haben. Kurz richtete er seinen Zauberstab zum See zurück, bevor er höchst angespannt und jederzeit kampfbereit mit Ginny auf dem Arm sich leise einen Weg durch den Wald bahnte. Er spürte Augen auf ihm, fremde Augen. Doch mit einer Verletzten in seiner Obhut forderte er keinen Kampf heraus, erst wenn sie in Sicherheit war, würde er sich dem Feind stellen, wenn dieser solange wartete. Die Haare an seinen Armen standen zu Berge, die in seinem Nacken sorgten für Schauer, wenn nur ein leichter Windstoß sie bewegte, und plötzlich hatte das silberne Licht nichts Märchenhaftes mehr an sich, es verschleierte die Landschaft, bot Verstecke und spielte mit seiner Wahrnehmung. Für einen Kampf war dieser Ort im Moment äußerst gefährlich und heimtükisch. Es war lange her, dass ihn ein Gefühl, der Angst ähnlich, durchströmte und er wusste, dass es seine eigene Schuld war, dass er sich selbst schwächte. 'Du brauchst dich nicht länger abzukapseln, du kannst Schwäche zeigen, es ist keiner mehr da, der daraus einen Strick ziehen würde.', hallten Remus Worte in seinem Kopf wieder und doch fühlte Harry sich nicht wohl. Er senkte seinen Blick auf die zarte Person in seinen Armen, ihr blasses Gesicht. Er drückte sie leicht an sich. Remus hatte Recht. Außerdem war Ginny es wert, sie hatte Licht in sein Leben gebracht. Der Wind wehte ihren Duft in seine Nase. Wer immer es war, der diesem reinen Geschöpf etwas antat, würde dafür büßen müssen, dafür würde er sorgen. Eine riesige Last fiel von seinen Schultern, als er wenigen Minuten später ihr Lager erreichte. Kein Schüler war zu sehen und so trug er sie schnellen Schrittes zu seinem Zelt, nicht nur weil das Sanitätszelt noch immer belegt war. Aus dem Augenwinkel sah er, wie jemand am Lagerfeuer wachte, ein kurzer Blick genügte um Hermine zu erkennen. Vorsichtig legte er Ginny auf sein Lager und deckte sie zu. Noch einmal kontrollierte er ihren Puls, unverändert. Beinahe zärtlich strich er ihr über die verletzte Wange. Wut loderte in ihm auf. Leise kletterte er aus dem Zelt und wäre fast gegen Hermine geprallt, die draußen auf ihn wartete. „Was ist passiert?“, fragte sie aufgeregt, aber leise, „als ich deinen Patronus über den See kommen sah, wäre mir fast das Herz stehen geblieben. Deine Nachricht war auch nicht sonderlich ausgiebig. Ich solle dafür sorgen, dass alle Schüler in ihre Zelte gehen und meinen Zauberstab bereit halten.“ Sie warf einen schockierten Blick auf Ginny. „Pass auf sie auf, bitte.“, bat er sie und wandte sich ab. Verwirrt blinzelte die Brünette, bevor sie ihm hinterher rannte. Kurz vor dem Waldrand erreichte sie ihn. Sie stoppte ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich. Sein Gesichtsausdruck erschreckte sie. Unendliche Wut, Trauer, Hass und Entschlossenheit. Was hatte all das zu bedeuten? „Harry, bitte, was ist los?“, sie griff nach seinen Händen, die eiskalt waren, und hielt sie in ihren gefangen. Er musterte ihre Hände, seine Züge wurden etwas weicher. „Ich weiß es nicht, Hermine. Sie ist mir bewusstlos in die Arme gefallen. Das einzige, was sie vorher noch gesagt hat, war „Harry, ich bin entkommen.“ Ich weiß nicht, was passiert ist. Doch ich bin mir sicher, dass derjenige noch im Wald ist.“, berichtete er und erneut loderten seine Augen vor Wut auf. „Du weißt, wer es war?“, fragte sie vorsichtig und sah ihm direkt in die Augen. Einen Augenblick erwiderte er den Blick, blickte in ihre besorgten braunen Augen. Hatte sie Angst um ihn? Das konnte nicht sein, sie sorgte sich sicher um Ginny. „Du erinnerst dich, was er deiner Freundin in Durmstrang angetan hat...“, war das einzige, was er darauf erwiderte. Sanft löste er seine Hände und drehte ihr den Rücken zu. „Ich glaube nicht, dass er hierher kommt, aber pass auf sie auf.“, damit ging er sicheren Schrittes in den Wald. „Sei bitte vorsichtig, Harry.“, sagte Hermine leise und blickte ihm nach, wie er im silbernen Dunkel verschwand. Sein Atem war im Einklang mit seinem Herzschlag, sehr schnell. Dieser Adrenalinkick, es gab nichts Schöneres. Er fühlte seinen Körper, sein Können, seine Macht. Seine Finger fuhren über die raue Rinde des Baumes. Er fühlte, wie seine Haut aufriss, der Duft des Blutes, seines reinen Blutes, stieg ihm in die Nase. 'Komm nur.' Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Seine Augen waren im silbernen Nebel nicht zu erkennen. Harry schlich durch die Dunkelheit, seine Sinne tasteten die Umgebung ab. Sein Alarmsystem stand auf feuerrot. Sein Herz schlug kräftig in seiner Brust, während er versuchte irgendwelche Spuren im Wald zu finden. Er entschloss sich zum Treffpunkt zurückzukehren und dort mit der Suche zu beginnen zu beginnen. Kalte Luft flutete seine Lungen. 'Ich spüre deine Wut. Du konntest deine Gefühle noch nie zügeln. Du bist selbst Schuld, wenn du sie so offen zeigst. Du machst es mir leicht, so leicht.' Er leckte sich über die schmalen Lippen. 'Soll ich dir sagen, wie sie schmeckt.' Beinahe wäre ein Lachen seiner Kehle entwichen, doch es blieb bei einem Grinsen. Er hatte sich immer unter Kontrolle. Es war nicht zu übersehen, wo Ginny durchs das Unterholz gestolpert war. Selbst in dem seltenen Licht fand er ihre Haare, die seltsamerweise silbern glänzten, und entdeckte die platt getrampelten Äste. Sie war nicht über den normalen Weg gekommen. Dieser Weg war eindeutig der Weg einer Flucht. Denn selbst wenn sie nicht von ihm gelernt hätte, sich lautlos und möglichst unauffällig zu bewegen, wäre sie niemals ohne Grund durch Büsche geklettert. Das Blut rauschte durch seinen Kopf, durch seine Ohren. Es war ein bekanntes Gefühl, dennoch wünschte er, es wäre nicht wiedergekommen. Blutrausch. Er schloss die Augen für den Bruchteil einer Sekunde. Seine Hand hatte sich hart um seinen Zauberstab geschlossen. Eine Hand voll Flüche lag ihm auf der Zunge, bereit abgefeuert zu werden und ihr Ziel zu treffen. Sanft strich er mit seinem Zeigefinger über die dicke, raue Rinde des Baumes, als würde er etwas nachzeichnen. Ein Grinsen lag auf seinem Gesicht, seine Augen lagen im Dunkeln. Der Wind blähte seinen schwarzen Mantel auf, ließ ihn gespenstisch flattern und rascheln. Da - es hatte ganz in seiner Nähe geraschelt. Harry hielt den Atem an und verharrte auf der Stelle, jede Bewegung würde ihn verraten. Seine Augen versuchten den Nebel zu durchdringen, doch es schien ihm nicht vergönnt. Er bebte vor Zorn. Mit einem errichteten Schild trat er aus seinem Versteck und schritt langsam durch den Nebel. Er blickte nach allen Seite, nichts. Doch die Fußabdrücke in der feuchten Erde verrieten die Anwesenheit eines Menschen. Er hörte sein eigenes Herz pochen, seine Lunge schmerzte, doch er nahm nichts von all dem wahr. Immer weiter durchdrang er den Nebel, doch nichts rührte sich, kein Tier der Nacht, kein Windstoß. Ein Baum tauchte aus dem Nebel auf, wie ein Riese, groß und breit erhob er sich plötzlich vor dem Schwarzhaarigen. Er war bald am Ziel, er spürte es genau. Sicheren Schrittes trat er auf den Baum zu, legte seine Handfläche auf die dicke, raue Rinde des Baumes und fühlte sich plötzlich wieder mit der Natur verbunden. Jeden Augenblick würde er ihm gegenüberstehen. Leise und langsam schritt er um den Baum, eine Hand immer an der Rinde. Sein Herz zerschlug ihm beinahe die Rippen. Jedes Geräusch von ihm erschien ihm laut wie ein Gewitter. Seine Anwesenheit hatte er längst verraten. Als er den Baum komplett umrundet hatte, blieb er irritiert stehen. Ganz langsam legte er seinen Kopf in den Nacken und blickte in die Krone, doch auch dort war niemand zu sehen. Er war allein. „Hast du ihn gefunden?“, begrüßte Hermine ihn, sie saß vor seinem Zelt, den Zauberstab in der Hand und rieb sich die Hände. Er schüttelte frustriert den Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, so stand sie auf und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Ginny schläft ruhig.“ Er nickte, als Zeichen, dass er verstanden hatte. „Er wird seine Strafe bekommen.“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Dafür werde ich sorgen.“, brachte er brüchig über die Lippen. Wieder blickte sie ihn besorgt an, doch er achtete nicht darauf. „Geh schlafen, Hermine, ich werde über sie wachen.“ Sie nickte ergiebig und ging. Leise betrat er sein Zelt und setzte sich neben die reglose Gestalt. Ihre Haut war auch im sanften Licht des Zauberstab weiß wie Elfenbein, doch wenigstens war sie nicht kalt, wie er bei der Berührung ihrer Haut feststellte. Sachte strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Lider zuckten leicht. „Schlaf Ginny, schlaf dich gesund. Ich passe auf dich auf, die ganze Nacht.“, flüsterte er ihr zu. Der Hauch eines Lächelns zog sich auf ihre Lippen und ihr Atem beruhigte sich wieder. Er lächelte, doch seine Augen waren voller Trauer. Minutenlang beobachtete er sie, bevor er nach Pergament und Tinte griff. Es war an der Zeit, er spürte es mehr denn je, und so schrieb er anfangs noch unsicher: An Ron.... Gute Nacht Albus, es handelt sich bei diesem Brief nicht wieder um ein doppeltes Protokoll, denn ich weiß sehr wohl, dass Hermine dir bereits eins zukommen lassen hat. In diesem Brief geht es nicht um Hermine oder mich, sondern um einen dringenden Fall, der deine Unterstützung benötigt. Es hat heute schon wieder einen Angriff gegeben – wenn du denkst, dass ich noch unter den Folgen des Krieges leider oder glaubst ich halluziniere aufgrund der späten Stunde, wird Hermine dir bestätigen, dass ich die Wahrheit schreibe. Ginny ist heute Abend im Wald angegriffen worden. Da alle Schüler eine Minute nach dem Angriff in ihren Zelten waren, wie Hermine mir versichert, der Angriffsort tief im Wald liegt, kann es keiner von ihnen gewesen sein. Ich habe Fußabdrücke gefunden, menschliche. Beweise habe ich keine, doch es kann nur einer gewesen sein, das musst du akzeptieren. Albus, du kannst nicht immer in das Gute im Menschen glauben, bei manchen Menschen ist es längst erloschen. Ich bitte dich uns zu helfen, ihn zu überführen. Doch wir werden es auch ohne deine Hilfe schaffen. Ich habe schon eine Idee. Um noch einmal auf Ginny zurückzukommen, sie ist mir ohnmächtig in die Arme gefallen im Wald. Doch zuvor hat sie noch gesagt, dass sie entkommen ist. Ihr Puls geht regelmäßig und ihre Arme und ihr Gesicht sind von Kratzern und Wunden überzogen. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen. Sie schläft nun, ich werde sie persönlich bewachen, doch ich glaube nicht, dass ihr Schänder diese Nacht wiederkommt. Ich habe ihn im Wald gesucht, nachdem sie in Sicherheit war, doch er war bereits verschwunden. Morgen wissen wir mehr, ich werde dir Bericht erstatten. Du brauchst auch ihrer Familie nicht schreiben. Wie du sicher schon entdeckt hast, bringt Hedwig drei Briefe. Einer ist für Remus und einer für Ron. Ich bitte dich, den für Ron mit einer Schuleule weiterzuschicken und Hedwig mit Remus Brief loszuschicken. Ron würde Hewdigs Nachrichten nicht lesen und außerdem möchte ich, dass beide Briefe möglichst schnell ihr Ziel erreichen. Danke. Ich halte Stellung. Harry PS: Was hat es mit dem See hier auf sich? Er beginnt nachts silbern zu glänzen. Fortsetzung folgt Kapitel 11: Die Gefahr lauert im Wald ------------------------------------- 11. Die Gefahr lauert im Wald Danke, dass du dich trotz der späten Stunden noch gemeldet hast. Ich habe deinem Wunsch entsprochen und die Eulen losgeschickt. Es freut mich zu sehen, dass du Ronald geschrieben hast. Meinem Gedächtnis musst du nicht auf die Sprünge helfen, ich erinnere mich an die Behandlung die Mister Malfoy letztes Jahr Miss Zabini hat zukommen lassen. Eine zweite Chance hat jeder Mensch, meiner Meinung nach, verdient. Doch ich kann mich auch irren. Heute ist es zu spät, doch gleich Morgen früh, werde ich eine Überprüfung in die Wege leiten. Unternimm bitte nichts überstürzt, Harry. Wenn du Recht haben solltest, wartet Mister Malfoy nur darauf. Nimm dich in acht, es herrschen nicht mehr die gleichen Bedingungen wie im Krieg, und ich muss dich wohl nicht darauf hinweisen, dass bereits Lucius Malfoy sämtliche Tricks beherrschte um das Ministerium hinters Licht zu führen. Wenn sich Ginnys Zustand verschlechtert, sag mir sofort Bescheid, dann schicke ich Madam Pomfrey, geh kein Risiko ein, erst Recht nicht, wenn für sie die Gefahr besteht Opfer eines weiteren Angriffs zu werden. Auf Hogwarts wäre sie in Sicherheit, doch die Entscheidung liegt bei Hermine und dir. Erfreulich auch, dass ihr mittlerweile zusammenarbeitet. Ich höre von dir, sobald du Näheres weißt. A. Dumbledore Harry blickte von dem Brief auf. Nur eine Kerze erleuchtete sein Zelt, draußen war es noch immer stockfinster. Sein Blick glitt wie sooft in den letzten Stunden zu Ginnys Gesicht. Er war sich nicht sicher, ob der Ausdruck friedlich war. Er griff nach ihrer Hand, als könnte er ihr dadurch ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Irgendwie war er enttäuscht, dass kein Lächeln auf ihrem Gesicht erschien, doch was hatte er erwartet. Von ihren Sorgen hatte er nichts gewusst, wie sollte er auch nur erahnen, wie groß der seelische Schaden war, den sie erlitten hatte. Schuldgefühle und Angst nagten an ihm. Trotz der späten Stunde spürte er keine Müdigkeit und so nahm er seine Tasse um sich über dem Feuer Kaffee zu kochen. Die Flammen knisterten, versprühten Wärme. Aber Harrys Inneres konnten sie nicht erreichen. Hermine blickte aus ihrem Zelt, als sie Geräusche hörte. Am Feuer erkannte sie den Schwarzhaarigen, der mit versteinerter Miene in die Flammen starrte und die Kaffeekanne nicht beachtete. Leise öffnete sie ihr Zelt und trat heraus. Doch dann blieb sie unschlüssig stehen. War es eine gute Idee ihn nun zu stören? Zwar konnten sie sich das gemeinsame Warten verkürzen, bis Ginny erwachen würde, aber ließ ihre Beziehung zu, dass das eine angenehme, vielleicht sogar entspannte Atmosphäre sein würde? Einerseits verspürte sie das Bedürfnis ihm beizustehen, ihn lächeln zu sehen, auch wenn ihr selber nicht nach lächeln zu Mute war. Andererseits gab es immer noch diese Schlucht zwischen ihnen beiden und die Situation war bei weitem nicht so schlimm, als dass Hermine von sich aus die Brücke bauen würde. Außerdem schien Harry im Augenblick auch nicht in der Lage ein Gespräch zu führen, erst recht nicht über sich und Hermine. Nein, sie würde seine Anwesenheit nicht suchen. Geräuschlos kletterte sie wieder ins dunkle Zelt und verschloss dieses. Harry wandte seinen Kopf zu Hermines Zelt. Ihm war es so vorgekommen, als wenn er ihre Nähe gespürt hätte, ihre warme Hand auf seiner Schulter. Doch ihr Zelt lag wie alle anderen im Dunklen und von der Brünetten fehlte jede Spur. 'Sie schläft sicherlich.' Ein paar Minuten heftete er seinen Blick auf ihr Zelt, bevor ihn die Sorgen um Ginny wieder einholten und er wütend feststellte, dass er sich eine neue Kanne Kaffee aufsetzen musste. Zwei Frauen waren in sein Leben getreten und schon geriet alles aus den Fugen. Aber konnte er auch nur einer von ihnen Schuld zusprechen? Ginny hatte den Weg zu ihm gefunden, sie hatte Initiative ergriffen. Doch deswegen konnte er ihr keine Vorwürfe machen, dass er vor Sorge fast umkam und vor Hass innerlich brodelte. Hermine ignorierte ihn als Person, wenn sie auch in den letzten paar Wochen und Tagen sich langsam öffnete. Aber auch ihr konnte er nichts vorwerfen, ihr Verhalten war seine Schuld. Schuldig fühlte er sich auch für Ginnys Zustand, er hatte eine Verantwortung als Lehrer und als Freund. Durcheinander raufte er sich durch die langen Haare. Bald müsste er sie zusammenbinden. Nachdem sein Kaffee fertig war, zog es ihn trotz der Wärme des Feuers wieder ins Zelt, er konnte Ginny nicht länger alleine lassen. Wie eine Porzellanpuppe lag sie in seinem Schlafsack, bleich und zerbrechlich. Krusten bildeten sich auf ihrem Gesicht und ihrem Arm, der hervor guckte. Harry musste sich ein Seufzen verkneifen. Allein ihr Anblick verursachte ihm schreckliche Schmerzen. 'Oh Ginny, was habe ich getan?' Seltsamerweise umgab sie Wärme und die Finsternis verschwand allmählich. Löste sie sich aus einem Traum? Gerade eben hatte sie nur Kälte gefühlt und vor Schwärze nichts erkannt. Ihre Augenlider öffneten sich nur schwerfällig, als wären sie zusammen geklebt. Verschwommen nahm sie den Himmel des Zeltes wahr. 'Wo bin ich? Und wie bin ich hier hergekommen?' Ihr Kopf schmerzte, als sie ihn leicht zur Seite drehte. Da weder Luna noch Mira neben ihr schliefen, lag es auf der Hand, dass sie sich nicht in ihrem Zelt befand, auch wenn es von der Größte her übereinstimmte. Verwundert entdeckte sie Harry neben sich und eine umgefallene Kaffeekanne in der Ecke. Halb lag, halb saß er neben ihrer Matratze, während er tief atmend schlief. Sie lächelte, bevor sie wieder die Augen schloss. Das Schuhuhen einer Eule riss Harry am frühen Morgen aus dem Schlaf. Er streckte sich und krabbelte zur Tür. Hedwig war wieder da. Lächelnd ließ er sie herein und streichelte sie. Als wüsste sie, dass er stolz auf sie war, dass sie ihren Job gut gemacht hatte, schaute sie ihn herausfordernd an. Er lachte leise und gab ihr zwei Leckerli. „Das hast du sehr gut gemacht.“, lobte er seine Eule und band die Nachricht von ihrem Bein. Sie gab ein leises „Schuhu“ von sich. Gespannt brach Harry das Siegel und entrollte die Nachricht. Guten Morgen Harry, deine Nachricht hat mich ehrlich gesagt erschreckt; ich dachte, nach dem Ende des Krieges könnte die Magierwelt endlich in Frieden leben, du endlich ein normales, ruhiges Leben führen. Scheinbar gibt es immer noch Schwarzmagier, die das verhindern. Wie geht es der armen Ginny? Sie hat im Krieg schon genug leiden müssen. Ich habe dir einen Riegel Schokolade für sie mitgeschickt. Natürlich höre ich mich in der Winkelgasse und in der Umgebung mal um, aber ich könnte mir vorstellen, dass ich nicht viel finde, falls deine Vermutung wahr sein sollte. Wenn ich dir sonst noch irgendwie helfen kann, melde dich einfach. Dir stets zu Diensten, dein ergebener Freund Remus Harry nickte und legte den Brief zur Seite. Als er seinen Kopf hob, blickte er geradewegs in Ginnys Augen. „Oh, du bist wach.“, stellte er überrascht fest. „Ja.“, ihre Stimme klang belegt vom tiefen Schlaf. „Remus hat mir geschrieben und ich soll dir dies hier geben.“, er packte den Schokoriegel aus und reichte ihn ihr lächelnd, froh etwas zu haben, was er sagen konnte. Sie nahm ihn entgegen und brach ein kleines Stück ab. „Er ist nicht vergiftet, iss ihn, er wird dir gut tun.“, ermunterte er sie und sie gehorchte. Tatsächlich bereitete sich eine Wärme in ihrem Körper aus und der Schokoladengeschmack in ihrem Mund. „Besser?“ Sie nickte lächelnd. „Kann ich dir sonst noch etwas Gutes tun?“, wollte er wissen, doch sie schüttelte den Kopf. „Dann bleibt mir nichts Anderes übrig, als dich zu bitten mir zu erzählen, was sich gestern Abend und in den Tagen zuvor zugetragen hat.“, sagte er leise aber bestimmt und blickte sie auffordernd an, „du hast ein Recht es mir als Freund nicht zu sagen, da ich blind war und deinen Kummer nicht bemerkt habe. Du hast ein Recht enttäuscht und wütend zu sein. Doch ich habe auch das Recht als Lehrer,.... die Verantwortung über dich und deine Mitschüler, ich muss die Gefahr abwenden und ich bitte dich mir zu helfen.“ Traurig blickte sie ihn einige Zeit lang schweigend an, bevor sie schließlich nachgab: „Na gut, ich werde dir alles erzählen.“ Langsam setzte sie sich auf und verzog dabei leicht das Gesicht. „Hast du starke Schmerzen?“, fragte Harry besorgt und stützte sie sogleich. Sie schüttelte den Kopf und zog ihren Pullover ein Stück hoch, zum Vorschein kam ein blau schillernder Bluterguss, der sich über den Großteil ihres Bauches zog. „Ich werde ihm alle Knochen brechen.“, zischte Harry zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Ich möchte dabei sein.“ Er blinzelte, bevor er sie irritiert anblickte. „Bitte?“ „Ich sagte, ich will dabei sein. Ich will ihm heimzahlen, was er mir angetan hat.“, ihre Stimme klang noch immer leise, aber die Entschiedenheit, mit der sie das sagte, war deutlich zu hören. Hin- und hergerissen musterte er Ginny abschätzend. „Früher hättest du nicht lange überlegen müssen.“, gab sie traurig zu bedenken und schloss die Augen. „Früher trug ich auch nicht die Verantwortung für so viele Schüler... Wenn man erwachsen ist, ändert sich so vieles.“, sein Blick schweifte ab. „Bitte, Harry. Du weißt doch, wie es ist jemanden aus vollem Herzen zu hassen und den sehnlichen Wunsch ihn spüren zu lassen, was er einem angetan hat.“, ihr Blick war nicht flehend, sondern ernst und plötzlich erkannte er auch in ihren Augen das Weise, das Reife, das Wissen, wie es ist zu leiden, sie war ebenso erwachsen wie er. Konnte er dann so über sie entscheiden, wenn sie unbedingt mit wollte? „Du solltest dich nie von Hass leiten lassen, Ginny. Hätte ich das getan, säße ich heute nicht hier bei dir...“ „Es ist nicht nur die Rache, die mich leitet. Er soll sehen, dass ich nicht so schwach bin, wie er denkt, dass er nicht mit jedem Mädchen spielen kann.“, noch immer sah sie ihn an, doch der Ausdruck ihrer Augen war verschwommen. Der Schwarzhaarige nickte langsam. „Ich weiß noch nicht, ob ich die Möglichkeit haben werde, ihm zu zeigen, was er wert ist, doch wenn es soweit kommen sollte, werde ich an dich denken – vorausgesetzt dir geht es bis dahin wieder gut.“ Diesmal nickte sie, zustimmend. „Es begann alles vor gut zwei Wochen, als ich abends auf dem Weg zu unserem Treffpunkt im Wald war...“ ~Flashback~ Lächelnd schlenderte Ginny durch den Wald. Die Sonne war gerade untergegangen und das Dämmerlicht spendete ihr kaum genug Licht, um den Weg zu finden, doch dieser hatte sich unlängst in ihrem Gedächtnis abgespeichert. So machte sie sich guter Laune auf den Weg zu Harry. Diese Treffen waren nicht nur zu Gewohnheit geworden, sie wollte auch gar nicht mehr ohne die Gespräche und Harry sein. Er hatte ihr schrecklich gefehlt in den Monaten, in denen sie nicht ein Wort von ihm gehört hatte, nicht gewusst hatte, ob er überhaupt noch lebte – so viele Gerüchte waren herum gegangen. Sie glaubte, in Harrys Augen trotz des ganzen Schmerzes immer noch ein Teil von dem alten Freund zu finden, den sie einst gekannt hatte. Sie konnte nur ahnen, was er durchgemacht und erlitten hatte, doch sie wollte ihn nicht drängen. Die Gespräche mit ihm unterschieden sich sehr von denen mit ihren Freundinnen. Nicht, dass sie diese nicht mochte oder gar für oberflächlich hielt, nein, nur keine von ihnen konnte Harry oder Hermine ersetzen. Es ließ sich nicht abstreiten, sie vermisste die Vergangenheit. Die Gespräche mit Harry waren tiefgehender, weil sie seine Reife spürte und sie so über Gott und die Welt diskutieren konnten. Die langsam wieder aufkeimende Freundschaft brachte ihr die Vergangenheit nahe und ließ sie sich auf die Zukunft freuen, vielleicht würde eines Tages alles wieder so werden wie früher. Abrupt blieb sie stehen, irgendein Geräusch passte nicht in die Harmonie des Waldes. Sie lauschte gespannt, doch jetzt war wieder alles friedlich. Mit den Schultern zuckend schritt sie weiter. Vielleicht hatte sie es sich nur eingebildet. Nicht einmal Luna hatte sie von ihren Treffen mit Harry erzählt, er hatte sie zwar nicht darum gebeten, doch sie wusste, dass er Schwierigkeiten bekommen würde, wenn jemand Unpassendes davon erfahren würde. Zwar traute sie Luna nicht zu, sie zu verraten, aber in ihrem romantischen Kopf würde sie sich nachher wer weiß für eine Geschichte ausdenken. Außerdem war es einfacher, wenn sie allen das Gleiche erzählte, heute Abend war sie im Wald um für ihre Mutter Kräuter zu suchen, die bei ihnen am Fuchsbau nicht wuchsen. Luna hatte sie begleiten wollen und war kurzer Hand mitgekommen. Ginny hatte schon nach einer Ausrede gesucht, um sich von der Freundin zu trennen, doch diese hatte plötzlich Samen seltener Früchte entdeckt, sich von ihr binnen Sekunden verabschiedet und war nach links abgebogen. Die Rothaarige konnte ihr Glück kaum fassen, so einfach hatte sie das nicht erwartet. Diesmal hatte sie es ganz eindeutig gehört, da war sie sicher absolut sicher, ganz nah hatte es laut geknackt, als wenn ein Ast zerbrochen wäre. Doch sie hatte in dem gesamten Wald noch kein Tier entdeckt, auf den ganzen Läufen, Parcours und der Rallye, das so groß war, dass es einen solchen Lärm zu machen im Stande war. Sie blickte sich neugierig um, würde sie auf einen Einzelgänger einer besonderen Spezies stoßen? Aber die Dämmerung neigte sich dem Ende und sie erkannte nicht mehr viel außer den Umrissen der Baumstämme. Enttäuscht ging sie weiter. Dann hörte sie ein Zischen, ein menschliches Atemgeräusch. „Luna?“, fragte sie vorsichtig, langsam wurde das unheimlich. Es sah ihrer Freundin absolut nicht ähnlich sie zu verfolgen und zu erschrecken. Ein tiefes, grausiges Lachen erklang. Das war nicht Luna, noch sonst eine ihrer Freundinnen. Angst überkam sie und vergebens tastete sie nach ihrem Zauberstab. Doch der befand sich wie die Zauberstäbe aller Campteilnehmer in einem der beiden Lehrerzelte. Erneut blickte sie sich um, diesmal etwas hektischer, und wieder entdeckte sie niemanden. 'Beruhig dich.', sprach sie sich selber gut zu, 'Todesser gibt es keine mehr und wer sollte dir sonst etwas antun in diesem abgelegenen Stück Englands?!' Sie spürte einen Windzug in ihrem Nacken, wie den Atem eines Menschen, doch niemand war zu sehen oder gab sich zu erkennen. So ging sie vorsichtig weiter, begleitet von Geräuschen und Gedanken, die sie erst verließen, als sie Harry erreichte. Gemeinsam redeten und lachten sie, überlegten, wie sie Hermine erreichen konnten und Ginny vergaß die merkwürdige Atmosphäre im Wald. Doch spätestens als der Ältere ihr urplötzlich die Hand auf den Mund drückte und sein Körper sich anspannte, weil er glaubte, etwas gehört zu haben, was ihn aufschrecken ließ, spürte auch sie es wieder. Harry ahnte nur die Anwesenheit einer weiteren Person zu spüren, die Rothaarige war sich absolut sicher, dass sie beobachtet wurden. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass Luna ihr gefolgt war. Irgendwie war das alles merkwürdig, beinahe beängstigend. Als sie am nächsten Abend wieder Richtung Wald ging, fühlte sie sich zugleich angespannt und konzentriert. Die Gedanken an die Geräusche gestern beherrschten sie, ließen sie nicht los. 'Seid wann bin ich denn so ein Angsthase?!', schalt sie sich selber und atmete tief durch um ihren Herzschlag zu beruhigen. Während sie sich gut zuredete, beruhigte sie sich langsam, denn war es bis zu dem Treffpunkt am See nicht weit, vielleicht fünf Minuten. „Du kannst mir nicht entkommen.“, schallte es plötzlich aus der Dunkelheit. Wie vom Blitz getroffen blieb sie stehen. Ihr Herz raste und sie spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte. „Wer bist du?“, fragte sie erschrocken. „Jemand der sich genauso wünscht dich zu treffen, wie du dir wünscht mich zu treffen.“, seine Stimme klang kalt, obwohl er Süßholz raspelte. Ginnys Haare stellten sich auf, sie kannte diese Stimme nur zu gut. „Was willst du?“, fragte sie mit fester Stimme. „Vielleicht nur Höflichkeiten austauschen?“, kam die Antwort aus der Dunkelheit. Sie lachte auf. „Wem willst du was vormachen? Mir so sicher nicht.“ „Vielleicht will ich aber auch das Gleiche wie Potter.“, urplötzlich stand er vor ihr und hauchte ihr ins Ohr, „dich anknabbern.“ Sie starrte ihn versteinert an, „lass mich in Ruhe, ich habe keine Zeit für solche schlechten Witze.“, sie hörte selbst, wie ihre Stimme zitterte. „Dein Potter kann ruhig warten, das versteht er schon.“ „Glaubst du wirklich, dass er das tut, wenn ich ihm das erzähle?“, verlangte sie mutig zu wissen. „Du wirst es ihm nicht sagen.“, drohte er ihr. „Ich erzähle ihm alles.“, blieb sie stur. „Wie rührend.“, säuselte er, bevor er sie umrundete wie angebotene Ware und mit eisiger Stimme wiederholte: „Du wirst es ihm nicht sagen.“ „Du hast mir nichts zu befehlen.“, entgegnete sie und nahm ihrem ganzen Mut zusammen. Sie wandte sich ab und ging an ihm vorbei. Einen Augenblick hoffte sie, dass er sie gehen ließ, doch dann spürte sie auch schon seinen harten Griff an ihrem Handgelenk. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt, als er wütend hervorstieß: „So spricht man nicht mit einem Malfoy.“ Er spuckte ihr auf die Lederstiefel. „Hier kannst du die alten Dinger von deiner Großmutter mal putzen.“ Er grinste süffisant. „Und denk daran,“, fuhr er fort, als sie gerade den Mund aufmachen wollte, „ich habe etwas, das du nicht besitzt.“ Siegessicher zog er seinen Zauberstab aus der Tasche und spielte damit provokant. „Ich kann genauso kämpfen wie du.“, widersprach sie. Er lachte. „Es hat keinen Sinn es abzustreiten. Als Eigentümer dieser Ländereien bin ich wohl mit den Richtlinien des Camps vertraut, ihr musstet eure Zauberstäbe abgeben um wie Schlammblüter zu leben. Früher hätte es das nicht gegeben.“ „Tja, die Zeiten haben sich eben zum Positiven verändert.“, zischte sie und zerrte an ihrem Handgelenk, doch so leicht gab er sie nicht frei. „Und du hast noch immer so eine freche Zunge wie früher.“ „Du bist auch immer noch so ein widerwärtiger Sadist.“ Sie spürte mehr, als dass sie sah, wie ihre Wange aufriss und ein Bluttropfen aus ihrer Haut perlte. Schwer atmend widerstand sie dem Drang mit ihrer freien Hand nach der Wunde zu tasten, die Genugtuung wollte sie ihm nicht geben, stattdessen funkelte sie ihn böse an. „Ich habe dich gewarnt, also guck nicht so böse, das ist ja richtig niedlich.“ Absichtlich strich er mit seinem Daumen über die Wunde. Das Bild, dass er seinen Finger in den Mund stecken und das Blut ablecken würde, schlich sich in ihren Kopf und fast hätte sie aufgelacht, so absurd war der Gedanke, aber sie riss sich zusammen. „Es ist schwer nachvollziehbar, aber ich mag hilflose Frauen.“, sagte er leise und fuhr mit der linken Hand durch ihr Haar, während er sie mit der rechten weiterhin festhielt. Sie reagierte nicht. „Wo ist denn plötzlich deine Sprache geblieben?“, ein Grinsen lag auf seinen Lippen, „hab ich dich etwa sprachlos gemacht? Du erstaunst mich. Ich will dann auch gnädig sein, los lauf schon zu deinem Liebsten, aber denk an unser kleines Geheimnis, Schätzchen.“, er zwinkerte ihr zu, während er ihren Po betatschte, „du willst doch nicht, dass dein Bruder seinen Job verliert.“ Sobald er sie losließ, hielt sie nichts mehr und sie stürzte davon. Erst wenige Meter vor dem Ufer des Sees besann sie sich auf ihre Geräusche und fuhr sich noch mal kurz mit ihrer Hand durch ihr aufgewühltes Haar. Sie sah Harry an, dass er ihr nicht glaubte, dass sie verschlafen hatte und es tat ihr Leid ihn anlügen zu müssen, doch Malfoys Drohung wirkte. Ron ging es schon schlecht genug nach der Trennung, wenn er nun auch noch seine Arbeit verlieren würde, gar nicht auszudenken. Zwar war ihr Verhältnis zu ihrem jüngsten Bruder nicht mehr so gut, wie vor einem Jahr noch, doch er blieb ihr Bruder und sie wollte ihm nicht schaden. Erleichterung durchströmte sie, als Harry vorschlug früh schlafen zu gehen. Diese wuchs noch, als er sie sogar bis zum Waldrand begleitete, als wenn er ahnen würde, dass sie sich fürchtete. Den ganzen nächsten Tag über war sie unruhig, fühlte sich nicht wohl. Doch sie wollte Harry nicht bitten schon am Waldrand auf sie zu warten. Sie konnte es ihm nicht erklären und eine plausible Ausrede fiel ihr auch nicht ein. Ihr Herz raste, sobald sie nur auf die hohen Bäume zuging und die Dunkelheit sie zu verschlingen begann. War dieser Ort schon immer so düster gewesen, als wenn er aus einem Horrorfilm entsprungen wäre? Bisher war es ihr nie so vorgekommen. Sie schluckte. Doch es würden sie keine Wasserleichen oder sonstige Monster erwarten, sondern etwas viel Schlimmeres. Ohne ihren Zauberstab fühlte sie sich hilflos. 'Malfoy will, dass ich mich hilflos fühle, er versucht mich zu manipulieren, mir seine Sicht der Muggel einzutrichtern, doch das wird ihm nicht gelingen.' Dennoch wünschte sie, sie hätte eine kleine Waffe dabei, vielleicht eins von Fred und George neusten Erfindungen, aber wie hätte sie vor dem Camp ahnen können, dass sie so etwas brauchen würde. Und Post durfte sie keine empfangen. Fast bereute sie, den Weg in den Wald eingeschlagen zu haben, aber nun war es zu spät, sie konnte der Gefahr nicht mehr entkommen. „Weise von dir, dass du unser kleines Geheimnis für dich behalten hast.“, hauchte es hinter ihr und sie versuchte sich möglichst langsam umzudrehen. Ihre Augen funkelten ihn an. „Es hat sich noch keine Gelegenheit ergeben dem Ministerium zu schreiben.“, erwiderte sie taff. Augenblicklich spürte sie seine Hände an ihrer Gurgel. „Unterschätz mich nicht, Schätzchen.“, seine Augen glänzten hart und kalt wie niemals schmelzendes Eis. Ginny gab ein gurgelndes Geräusch zur Antwort. „Ich habe dich in der Hand, wie der Dunkle Lord damals, auch wenn seine Absichten leicht von meinen abweichen.“, erklärte er, während er eine Hand löste und beinahe zärtlich über ihre Wange strich. Sie zuckte zurück, wodurch sich der Druck auf ihren Hals vergrößerte. Sie presste ihre Lippen aufeinander, um nicht zu schreien und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Deine Haut so weiß, dein Hass so lichterloh, eine Schande, dass du aus einer Blutsverräterfamilie stammst.“, er ließ sie los, entfernte sich drei Schritte und lehnte sich mit dem Rücken lässig an einen dicken Baumstamm. Reflexartig betastete sie ihren Hals. „Niemand schert sich mehr um Blutbande, niemand außer dir. Eines Tages musst du einsehen, dass du ganz alleine auf dieser Welt bist, und vielleicht wirst du dann anders denken.“, ihre Stimme krächzte. „Du bist so naiv, Schätzchen.“, er fuhr sich durch sein längeres blondes Haar und lachte, „wirklich schade, dass du nicht aus einer Familie wie den Goyles oder Lestranges kommst.“ Angewidert spuckte die Rothaarige vor ihn. „Lieber würde ich sterben.“ „Du weißt gar nicht, wie schnell sich dieser Wunsch erfüllen ließe.“, seiner einer Mundwinkel zuckte, doch seinen Zauberstab hatte sie heute noch nicht gesehen, aber sie war nicht so naiv, als dass sie glauben würde, er hätte ihn nicht dabei. Eins musste sie ihm lassen, er hatte in dem Punkt Recht, dass sie ihn nicht unterschätzen sollte, denn er war nicht blöd. Er spielte mit ihr, weil es ihm Spaß machte. „Nun such dir ein anderes Spielzeug, ich habe keine Lust mehr meine Zeit zu verschwenden.“, sie knickste andeutungsweise, bevor sie sich abwandte und verschwand. Im Laufen hörte sie sein Lachen in der Ferne. 'Hat sie es doch tatsächlich geschafft, mich zu überraschen. Morgen wird ihr das nicht gelingen, morgen entkommt sie nicht so schnell. Nun such deinen Potter auf, er vermag nicht dich zu trösten, dich zu verstehen, es wird euch beide zerstören.' Am nächsten Abend begrüßte er sie mit „Die nächsten Stunden gehören nur uns.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Tagträumer bist, Malfoy.“, erwiderte sie relativ gelassen und schlenderte an ihm vorbei. „Nur Schwächlinge träumen, du wirst schon noch einsehen, dass du deinen Abend heute mit mir verbringen wirst.“, sagte er arrogant und lehnte wie sooft mit überkreuzten Armen an einem Baum. Sie zog nur ungläubig eine Augenbraue in die Höhe, bevor sie sich abwandte, die Hand noch locker zum Gruß hob und weiterging. „In fünf Minuten bist du wieder hier, sonst komm ich dich holen und du weißt ja, dass du mir nicht entkommen kannst.“, sagte er gefährliches verheißend. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Harry mich so schnell gehen lässt.“, lachte sie im Gehen selbstbewusst. „Potter ist nicht da, er lässt dich sitzen.“, seine Stimme durchschnitt ihre Mauer wie eine kalte, scharfe Klinge. Genüsslich grinsend vernahm er die Veränderung in ihrer Körperhaltung. „Geh ruhig nachgucken, wenn du mir nicht glaubst.“ Das tat sie. Doch so sehr sie auch gebetet hatte, dass Harry an ihrem Treffpunkt war, so wusste sie innerlich doch, dass Malfoy Recht hatte. Dennoch überkam sie eine schier endlose Trauer, als die kleine Stelle am See verlassen war. Sie sackte auf die Knie, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und unterdrückte die Tränen. Harry hatte sie allein gelassen, allein gelassen mit einem zu allem fähigen Verrückten. Es musste wegen Hermine sein. Wie sehr sie ihm Glück wünschte, so sehr fühlte sie sich auch betrogen und verlassen. Hermine konnte sie zwar nicht hassen, aber beneiden tat sie die Ältere. „Habe ich dir zu viel versprochen?!“, ertönte Malfoys schmierige Stimme hinter ihr. Sie wollte sich zusammenreißen, doch es tat weh. Hätte Harry ihr nicht sagen können, dass ihr Treffen heute Abend ausfiel? Dann wäre sie zumindest nun nicht in größter Gefahr, allein mit dem Sohn eines Todessers im Wald. Harry hätte doch spüren müssen, dass sie sich nicht wohl fühlte. Doch er hatte schon lange nicht mehr nach ihrem Befinden gefragt. „Er wird immer mit dir spielen.“, durchbrach der Blonde erneut ihre Gedanke und zog ihren Kopf an ihren Haaren nach hinten. „Harry wird sicher einen Grund haben zu spät zu sein, er kommt sicher gleich.“, versuchte die Rothaarige sich selbst einzureden. Es klappte nicht, denn der Ältere lachte lauthals auf. „Jetzt träumst du.“, grinste er, „heute Abend gehört mir.“ Wieder wollte sie es nicht glaube und wieder wusste sie, dass Malfoy die Wahrheit sagte, aber ein letzter Keim Hoffnung blieb. „Sieh mich an.“ Sie öffnete unwillig die Augen, den Kopf noch immer im Nacken. „Ich weiß, dass du jetzt gerne schwimmen willst.“ Er ließ ihre Haare los und öffnete von hinten ihren Umhang. Ginny fühlte sich schwach und ausgelaugt. „Wem willst du eigentlich was beweisen, hier ist keiner, den du mit deiner Show unterhalten kannst.“, erwiderte sie müde. „Sorg dich nicht darum, ich komme meinem Ziel immer näher.“, säuselte er in ihr Ohr. „Und das wäre?“, fragte sie eine Spur neugierig. „Es wäre ja langweilig, wenn ich dir das verraten würde. Dann wäre der ganze Spaß verschwunden.“, grinste er und nestelte an ihrem Pullover. Blitzartig drehte sie sich um und stand mit geballten Fäusten vor ihm. „Hände weg.“, sie war selbst überrascht über die Kraft hinter ihrer Stimme. „Ist dir das Wasser vielleicht zu kalt? Ich kann dich gerne wärmen, Schätzchen.“, er strich ihr über ihren nackten Hals. Sie schlug nach seiner Hand, verfehlte sie jedoch knapp, er war einfach zu schnell. „Ich bin nicht deine Sklavin, schreib dir das hinter deine dreckigen Ohren, Malfoy.“, fauchte sie. Er lächelte siegessicher und spielte mit ihrem Umhang. „Muss ich dich wirklich an die Situation deines Bruders erinnern.“, wollte er gespielt gelangweilt wissen. „Du weißt nichts über meinen Bruder.“, erwiderte sie wütend und krallte ihre Fingernägel in ihre Handflächen. Seine Augen waren kalt und undurchdringbar, als er sie anstarrte und minutenlang still verharrte. „Ich weiß mehr als du denkst. Ich kenne deine geheimen Sehnsüchte, ich habe dich beobachtet.“, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch ihre Haare stellten sich am ganzen Körper zu Berge. Er trat langsam näher auf sie zu, ohne sie aus dem Fokus zu nehmen, seine Augen hielten ihre gefangen. „Glaubst du nicht, dass ich sehe, wie du dich um ihn sorgst, wie du immer zu an Potter denkst, wie du dich freust, ihn hier zu sehen. Mir ist richtig schlecht geworden, das zu sehen.“, nun stand er so dicht bei ihr, dass sie seinen kalten Atem auf ihrer Haut spürte. „Du lässt mich deine Gefühle lesen, ohne auch in deinen Geist einzudringen. Es ist so einfach.“ Dann beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf ihre. Erschrocken riss sie die Augen auf, unfähig zu reagieren. Sein Kuss war hart und gefährlich, doch seine Hände ruhten nahezu vorsichtig auf ihrem Rücken, als wäre sie zerbrechlich. Dieser Widerspruch verwirrte sie nur noch mehr, doch schließlich gelang es ihr, den Kuss zu beenden und sich weg zudrehen. Sie wollte nicht, dass er sah, dass ihr die Tränen in den Augen standen. Dieser Mensch sollte sie nicht so gut kennen. „So etwas wirst du von Potter nie bekommen.“, seine Stimme triefte nur so vor Hass. „Wer sagt, dass ich mir das wünsche?! Du glaubst mich zu kennen, doch du siehst nur das Oberflächliche, das ein Fremder wahrnehmen kann. Menschen, die keine Freundschaft kennen, verstehen nicht, wie andere Menschen denken, was sie fühlen, wer sie sind.“, ihre Stimme klang traurig, aber sie konnte es nicht verhindern, noch immer hatte sie ihm den Rücken zugewandt. „Jetzt schwingst du schon so schlaue Sprüche, wie das Schlammblut Granger. Eindeutig falscher Einfluss, unter dem du stehst, Schätzchen.“, faselte er, doch sie hörte kaum noch zu. „Der Abend ist damit beendet. Ich werde dich nie wiedersehen.“, sie verlieh ihrer Stimme so viel Kraft, wie sie konnte. Dann verließ sie zielstrebig die kleine Lichtung. „Deine Träume schwächen dich.“, verabschiedete er sich von ihr. ~Flashback end~ „Dieser Schweinehund hat dich geküsst.“, Harry musste seine Lautstärke zügeln, sein Entsetzen überrannte ihn, „sag mir, hat er dich noch einmal berührt, nach dem Kuss? Ist er dir zu nahe gekommen?“ Der Schwarzhaarige beugte sich vor, hielt ihre Hände ganz fest und blickte ihr eindringlich in die Augen. Ginny erkannte die Sorge in seinen Augen, die sich durch das Entsetzen und den Hass mischten. Harry hatte ihr die ganze Zeit schweigend zugehört und ihre kalten Händen gehalten. Nun würde sie sich seinen Fragen stellen müssen. „Nicht so wie du denkst.“, setzte sie langsam an. Er zog irritiert eine Augenbraue in die Höhe. „Er hat mich nie wieder körperlich berührt, es gab keine Möglichkeit dazu.“, erklärte sie mit schwacher Stimme. Er nickte zögernd. „Am nächsten Abend habe ich abgewartet, ob du in den Wald gehst, doch du bliebst mit vielen Schülern ums Feuer sitzen, so verharrte ich in meinem Zelt. Niemals mehr ging ich allein in den Wald. Immer glaubte ich, seine Blicke auf mir zu spüren, es war schrecklich. Nachts schlief ich kaum, aus Angst vor Alpträumen und aus Angst, dass diese wahr werden würden und er tatsächlich nachts in unser Zelt käme.“ Mit Tränen in den Augen brach sie ab. Nun setzte Harry sich wortlos direkt neben sie und zog sie in seinen Arm. Die Rothaarige lehnte ihren Kopf an seine Brust und ließ sich von ihm beruhigend über den Rücken streicheln. „Hätte ich das nur gewusst, Ginny...“ Sie ging nicht auf diesen Kommentar ein, sondern berichtete leise weiter. „An keinem der folgenden Abenden sah ich dich in den Wald gehen, aber unsere Treffen sagtest du auch nicht ab. Beim ersten Mal dachte ich noch, dass es einmal passieren konnte. Doch je öfter du mich versetztes, desto wütender wurde ich. Warum hast du das getan? Es wäre doch nicht zu viel verlangt gewesen mir kurz zu sagen, dass du keine Lust mehr auf unsere abendlichen Treffen hast oder dass es dir zu gefährlich geworden ist. Der Glaube, dass wir wirklich wieder Freunde sind, verließ mich mehr und mehr. Shhh, lass mich zu Ende erzählen... Eines Abends fand die gemeinsame Runde ums Lagerfeuer ohne dich statt, doch ich war mir nicht sicher, ob du zu unserem Platz im Wald gegangen warst oder irgendwo anders hin. Ich fürchtete mich zu sehr, als dass ich es riskieren würde den Wald unsicher zu betreten. So wartete ich auf den nächsten Tag. Außer dem dunklen Abend sah ich keine Möglichkeit dich ungestört sprechen zu können und so beobachtete ich abends, wie du in der Dunkelheit der Bäume verschwandest. Länger als eine Minute konnte ich nicht warten, ich wollte dich in meiner Nähe wissen, in der Hoffnung Malfoy würde es dann nicht riskieren mich abzufangen. Aber ich irrte mich. Entweder warst du wirklich schon zu weit weg oder Malfoy wollte, dass du uns bemerkst. Ich weiß es nicht. Er packte mich fest am Handgelenk und riss mich vom Weg runter. Ich schlug mit Händen und Füßen nach ihm, anders konnte ich mich nicht wehren, und es klappte, er brauchte beide Hände um meine Schläge abzufangen und mich festzuhalten; sein Zauberstab blieb unbenutzt. Doch er hat auch ausgeteilt, wie du an dem Bluterguss an meinem Bauch gesehen hast. Ob ich geschrien oder geschwiegen habe, weiß ich nicht, es ging alles ganz schnell. Ich glaube, ich habe ihn zwischen den Beinen erwischt, denn plötzlich sackte er zu Boden. Berauscht von meiner Freiheit rannte ich quer durch den Wald Richtung See. Seine Flüche verfolgten mich und einer traf mich, sodass ich zu Boden sackte. Doch ich rappelte mich sofort wieder auf und stürzte weiter. Wenn ich dich nicht erreichen würde, bevor er bei mir war, wäre ich verloren, das wusste ich. Noch nie hatte ich soviel Kraft in meinen Beinen, ich spürte die Äste nicht, die meine Haut aufrissen, ich sah nur den Weg nach vorne. Als ich dich sah, überkam mich eine unendliche Erleichterung, bevor alles schwarz wurde.“ Der Schwarzhaarige strich ihr sacht über den Kopf, doch seine Hand zitterte. Sie konnte nicht sehen, dass seine Augen nass glänzten und er seine Zähne in seine Unterlippe grub. Nach einigen Minuten des Schweigens setzte er mit brüchiger Stimme an: „Ich bin nicht besonders gut darin, mich zu entschuldigen und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals wieder gut machen kann, was ich dir angetan habe. Normalerweise würde ich mich nicht als egoistisch bezeichnen, aber ich befürchte, dass ich genau das gewesen bin.“ Ginny hob ihren Kopf und sah ihm in die traurigen Augen, die sie so sehnlich um Verzeihung baten. „Unsere Freundschaft bedeutet mir sehr viel, weißt du.“, flüsterte er und immer mehr Tränen sammelten sich in seinen Augen, sodass er den Blick abwandte. Nun strich sie ihm sanft über die Wange und brachte ihn dazu sie wieder anzusehen. „Ich werde ihn zerquetschen wie eine Fliege, dass er nicht mal mehr einen kleinen Finger bewegen kann.“ Das ganze Zelt knisterte voller Wut. „Lass ihn nur bitte leben, ich will nicht, dass sein Blut an dir klebt. Denn ich möchte nicht, dass unsere Freundschaft noch Jahre warten muss, die du in Azkaban absitzt.“, der Hauch eines Lächelns zierte ihr Gesicht. Ungläubig blickte er sie an, bevor auch er lächelte. „Womit habe ich deine Güte nur verdient.“, wieder schloss er sie in die Arme, doch diesmal lächelten beide. Fortsetzung folgt Kapitel 12: Vereint ------------------- Hallo zusammen. Ich wünsch euch frohe Ostern und viel Spaß beim Lesen. Darc Angel Vereint(/b] Das Erwachen ihrer Umwelt ließ auch sie in die Gegenwart zurückkehren, die warme und schöne Welt ihres Traumes hinter sich lassend. Mit geschlossenen Augen streckte sie sich, spürte wie die Muskeln ihres Körper sich anspannten und sie immer mehr erwachte. Stimmen drangen an ihr Ohr. Lag etwa Aufregung in der Luft? Schnell setzte sie sich auf und zog sich an, bevor sie nach ihrem Mantel griff, um sich gegen den Herbstwind schützen zu können, und verließ ihr Zelt. Aus sämtlichen Zelten blickten Köpfe hervor und guckten sich neugierig um. Plötzlich stach ihr der Grund für all dies ins Auge, die Farbe war nicht zu übersehen. Ein Gast, groß und mit breiten Schultern, verharrte ruhelos am erloschenen Lagerfeuer. Sein Fuß wippte, sein Blick wanderte in Sekundenbruchteilen über jeden Kopf. Seine Haut war weiß, sodass die Sommersprossen sich deutlicher denn je abhoben und dem Betrachter ins Blickfeld tanzten. Sie schluckte. 'Ich hätte damit rechnen müssen.', schalt sie sich über ihr Erschrecken. In dem Augenblick hatten seine Augen sie erfasst und hielten sie gefangen. Er zögerte nicht, seine Augen loderten vor Entschlossenheit und mit riesigen Schritten kam er auf sie zu. Mit klopfendem Herzen schaute sie ihm entgegen und versuchte sich selbst zu beruhigen, während die Vergangenheit sie immer mehr einholte. „Hermine, wo ist sie? Wie geht es ihr?“, seine Stimme quoll über vor Sorge, sodass es ihr fast die Tränen in die Augen trieb. „Komm mit mir, sie ist bei Harry.“, damit drehte sie sich um und schritt vor ihm her die wenigen Meter zu besagtem Zelt. Sie spürte die Blicke der Schüler auf sich, doch es kümmerte sie nicht. Ausnahmsweise standen sie und ihre Gefühle in ihrem Fokus. Noch bevor die beiden Harrys Zelt erreicht hatten, öffnete der dieses und kam heraus geklettert. Müde richtete er sich auf und streckte sich. Jäh hielt er in der Bewegung inne und starrte seine beiden alten Freunde ungläubig an. Während er die Arme senkte, nickte er ihnen zur Begrüßung zu und hielt dann seinen Zelteingang offen. „Es ist nicht sonderlich groß, aber es ist besser, wir klären es drinnen.“, erklärte er und winkte sie herein. Ron stieg wortlos ein, doch schon bald hörte man ein erleichtertes Schluchzen aus dem Inneren. „Lassen wir die beiden ein paar Minuten allein.“, schlug Hermine deswegen vor und Harry stimmte gähnend zu. Gemeinsam bewegten sie sich auf den See zu. „Wir müssen die Schüler über die Geschehnisse unterrichten.“, durchbrach der Schwarzhaarige das Schweigen und betrachtete das aufgewühlte Wasser. Er beugte sich hinunter, füllte seine Hände wie eine Schale mit Wasser und spritzte sich das kalte Nass ins Gesicht. „Weißt du, was geschehen ist?“, fragte Hermine und blickte ihn an. „... ohnmächtig fiel sie in meine Arme. Den Rest kennst du ja.“, endete er. Fast erleichtert atmete sie aus. „Ich hatte Schlimmeres befürchtet, ich meine, wie er Blaise damals....“, Harry schloss sie vorsichtig in die Arme. „Ich auch.“, hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr, „ich auch.“ Seine Arme berührten sie hauchzart, nur seine Wärme überkam sie einnehmend und ein Duft von Kaffee, Müdigkeit und Wildnis stieg ihr in die Nase. Kurz darauf ließ er sie los, seine Augen in die Ferne gerichtet. „Es grenzt an ein Wunder, dass er ihr nicht mehr getan hat.“ Hermine nickte. „Ich denke, wir sollten erst mit Ron und vielleicht Ginny reden, bevor wir es ihren Mitschülern mitteilen.“, schlug die Brünette schließlich vor. Diesmal nickte er. „Der Schulrat und vor allem die Eltern der Kinder werden Dumbledore die Hölle heiß machen.“, mutmaßte sie auf dem Weg zurück zu Harrys Zelt. Ohne zu klopfen betrat der Schwarzhaarige sein Zelt, Hermine folgte ihm hinein, bevor sie es vor neugierigen Blicken der Schüler wieder verschloss. „Ich werde sie mit nach Hause nehmen.“, gab Ron seinen beiden ehemaligen Freunden bekannt und blickte sie stur an. Noch bevor Harry darauf eingehen konnte, hatte seine Kollegin bereits das Wort an Ginny gerichtet: „Wie geht es dir heute Morgen, Ginny?“ „Eigentlich ganz gut.“, erwiderte diese und musterte die drei Personen neben ihrem Bett. Sie hätte sich nicht erträumen können, dass sie vier so wieder vereint sein würden. Vielleicht war es verquer, doch irgendwie freute sie sich darüber, nun musste sie nur noch gegen den Stolz und die Dickköpfe dieser drei Personen ankämpfen, um sie alle wieder glücklich werden zu lassen. „Ginny?“, Harry blickte sie besorgt an, während Ron ihre Hand beschützend ergriffen hatte. Sie blinzelte. „Seht ihr, sie hat doch Schäden von diesem … kein Wort trifft den Charakter von Malfoy, in diesem verwirrten Zustand braucht sie Ruhe und die Pflege unserer Mutter.“, erklärte ihr großer Bruder. „Ron, mir geht es gut und ich möchte hier bleiben.“, bat die Rothaarige und blickte ihn aus großen Augen an. „Mum macht sich schreckliche Sorgen um dich, ich konnte sie kaum davon abhalten alles liegen zu lassen und dich in ganz England zu suchen – wo doch niemand außer Dumbledore und scheinbar Malfoy wissen, wo ihr campt.“, erklärte er und sah ihr eindringlich in die Augen; er wollte das nicht hier vor Hermine und Harry mit ihr ausdiskutieren, das sah sie deutlich in seinen Augen, doch sie war längst erwachsen und er nicht mehr ihr Vormund. „Aber du kannst Misses Weasley doch persönlich Bericht erstatten, wie es Ginny geht, und Hermine und ich werden persönlich für ihre Genesung sorgen.“, wandte Harry ein, „außerdem dauert das Camp auch nur noch zwei Wochen.“ Hermine nickte zustimmend, während Rons Gesicht bereits rot anlief. „Ihr habt kein Recht darauf euch in meine Familie einzumischen, in mein Leben nicht und auch nicht in das meiner Schwester.“, setzte er wütend an, doch Ginny fuhr ihm dazwischen: „Ronald, ich bin kein Kind mehr. Du kannst nicht mehr entscheiden, was ich mache. Hermine und Harry sind hervorragende, verantwortungsbewusste Lehrer, sie werden mich beschützen.“ Ron blickte von einem zum anderen. „So ist das also.“, grummelte er. „So ist also was, Ron?“, fragte Hermine mit angespannter Stimme. Ron funkelte sie böse an. Es knisterte hörbar in dem kleinen Zelt. „So hat Harry das schon immer gemacht, erst eine Gefahr nicht verhindert, bis es Opfer gab, und nachher ist er als großer Held aufgetreten und hat die ganze Welt gerettet. In Hogwarts hast du Tom Riddle auch erst Ginny entführen lassen, bevor du sie nachher in letzter Sekunde ruhmreich gerettet hast. Diggory hast du sterben lassen, ohne einen Finger zu rühren, aber nachher bist du wieder der Junge, der überlebte...“, Ron redete sich so richtig in Fahrt, Harrys zitternde geballte Fäuste blieben von ihm unbemerkt. „Ron.“, fuhren Ginny und Hermine ihn gleichzeitig entrüstet an, bevor sie sich einen erstaunten Blick zuwarfen. „Wieso hast du Voldemort nicht eher besiegt, hm? Warum denn auch, dann wäre dein Ruhm ja kleiner, die Leute würden dich weniger feiern. Wie viele Medaillen haben sie dir dafür gegeben, dass du Menschen hast sterben lassen?“ Hätte der Rothaarige besser auf Harrys Haltung geachtet, hätte er ihn auch nur angesehen, wäre ihm nicht vorenthalten geblieben, wie sich dessen Muskeln anspannten und zuckten, wie er die Zähne zusammenbiss und sich seine Augen verengten. Hermine starrte Ron entsetzt an, während sie versuchte den Schwarzhaarigen durch Auflegen ihrer Hand auf seine Schulter zu beruhigen. Beängstigt spürte sie die Muskeln unter seinem Umhang, da hatte Harry auch schon ausgeholt und seine Faust traf unsanft auf Rons Wangenknochen. Dieser riss die Augen auf, während seine Lippe aufplatzte und sein Kopf sich in Sekundenbruchteilen zur Seite wandte. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Lippe und betrachtete finster feuerrotes Blut auf seiner Haut. „Da seht ihr, wie verantwortungsvoll euer Held ist.“, zischte der Älteste unter ihnen. Ginny warf Harry einen traurigen Blick zu, bevor sie um die Wunde ihres Bruder kümmerte. Der Schwarzhaarige sackte nicht nur innerlich zusammen. Das hatte er nicht gewollt. Wenn er ein Ziel sein Leben lang gelebt hatte, dann das seine Freunde niemals leiden zu lassen, vor allem nicht durch ihn. Plötzlich umgab ihn eine ungewohnte Wärme und er fand sich in einer leichten Umarmung Hermines wieder. Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch, bevor sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen legte. Die Brünette löste ihr Halstuch und band es um seine wunden Knöchel. „Nun entschuldigt euch, alle beide.“, verlangte sie anschließend und ihre Tonlage ließ keinen Widerspruch gelten. „Ich sehe keinen Grund, mich bei diesem...“, Rons Stimme quoll noch immer vor Zorn über, doch Harrys Worte ließen ihn dennoch verstummen: „Es tut mir Leid, Ron.“ Aufrecht blickten hellgrüne Augen in aufgewühlte Braune. Der Ältere blinzelte, als könnte er nicht glauben, was gerade geschehen war. Nun blickten alle drei Anwesenden ihn an, die beiden Frauen herausfordernd, Harry traurig und schuldig. „Es tut mir Leid, wenn du ein solches Bild von mir hast. Es ist dein Recht zu denken, war du magst, und ich werde mich nicht bemühen, es zu ändern. Doch Ginny trifft ihre Entscheidungen alleine und weise.“, damit verließ er erneut an diesem Morgen sein eigenes Zelt. Diesmal blickten die Zurückgebliebenen ihm hinterher. Hermine verspürte den Drang Harry hinterher zu laufen, ihm zu sagen, dass sie nicht so über ihn dachte und dass Ron, der Ron von früher, auch nicht so dachte. Doch dieser Drang musste erst einmal zurückgehalten werden, nun galt es die Situation in Frieden mit Ron und Ginny zu klären, was nicht einfach werden würde, vor allem nicht weil sie über ihren eigenen Schatten springen musste. Aber sie war Ginnys Vormund, ihre Professorin, sie würde sich für sie einsetzen und Ron nicht meiden, wie sie es zu Beginn bei Harry getan hatte. Was hatte das Leben... und Dumbledore nur mit ihnen vor? „Möchtest du noch immer hier bleiben, Ginny?“, fragte sie an ihre Schülerin gerichtet. Diese nickte verwundert, Hermines Stimme klang erstaunlich ruhig. „Gut, dann werden Harry und ich euch eure Zauberstäbe wiedergeben und den Verteidigungsunterricht verstärken.“, entschied sie, „ich werde es gleich mit ihm besprechen, aber erstmal zu dir Ron.“, sie blickte ihn an, ohne jegliche Gefühle in den Augen, „du wirst Ginnys Entscheidung akzeptieren müssen, denn Dumbledore und das Lehrerkollegium halten uns für verantwortungsvoll und vertrauenswürdig um uns die beiden Jahrgänge anzuvertrauen.“ „Wenn die Eltern der Schüler von dem Vorfall erfahren...“, setzte er weiterhin provokant an. „Wer sollte es ihnen denn berichten?“, nun waren es ihre Augen die herausfordernd funkelten und ihn nahezu durchbohrten. „Gut, dann sind wir uns ja einig.“, fuhr sie nach einigen Sekunden des Schweigens fort, „denn Malfoy wird sich sicherlich nicht selber stellen.“ Die beiden Weasleys nickten. „Dann wäre ja auch das geklärt; wenn du magst, kannst du gerne noch etwas bei Ginny bleiben, aber ich werde sehen, ob wir sie ins Sanitätszelt umlegen können.“, damit verabschiedete sie sich kurz, um nach Jasmins Befinden zu sehen. „Du scheinst dich ja ausgezeichnet mit den beiden zu verstehen.“, grummelte Ron leise, als Hermine gegangen war. „Nicht so gut, wie du vielleicht denkst, aber vor allem zu Harry habe ich wieder eine leichte Freundschaft aufgebaut.“, berichtete sie lächelnd, „und glaub mir, das war nicht einfach.“ Ihr Bruder stieß abfällig Luft durch die Nase aus. „Ich bezweifele ja, dass er die ganzen Bemühungen wert ist.“, behauptete er noch immer wütend und beobachtete den Zelteingang. „Sei nicht böse, dass ich dir nicht gesagt habe, dass die beiden neue Professoren an Hogwarts und unsere Betreuer sind“, er warf ihr einen ungläubigen Blick zu, „aber ich wollte dich damit nicht unnötig belasten. Oder willst du mir weiß machen, dass du ihre Freundschaft nicht genauso vermisst wie ich?“ Bevor Ron antworten konnte, steckte Hermine ihren Kopf zum Zelt herein. „Harry hat Jasmin schon aus dem Sanitätszelt entlassen, es steht deinem Umzug also nichts im Wege.“, sie lächelte aufmunternd, „außerdem ist der ganze Platz Menschen leer, Harry hat die morgentliche Runde Joggen begonnen, also niemand da, der dich anstarren wird.“ Ron bat Ginny seine Hände als Stütze an, doch sie beachtete diese nicht und ging selbstständig in das leere und bequemere Sanitätszelt. Hermine brachte ihr etwas zum Frühstücken und ein Buch, bevor sie ihr ebenfalls ihren Zauberstab reichte. „Hab keine Angst, ich werde immer in deiner Nähe sein.“, erklärte sie ihr aufmunternd. „Kann Ron vielleicht noch ein paar Tage hier bleiben?“, bat die Rothaarige und guckte Hermine aus unschuldigen Augen an. Hermine guckte zu Ron, der alles andere als begeistert zurück starrte. „Möchtest du das?“, fragte er seine kleine Schwester und kniete sich neben ihr Lager. Diese nickte. „Dann werde ich bleiben.“, entschied er, ohne Hermine anzugucken, doch diese wusste auch so, dass der Satz an sie gerichtet war. Sie zuckte mit den Schultern und verließ das Zelt, sie wurde vorerst nicht mehr gebraucht. Nach über einer Stunde, nie hatte sie die Schüler so erschöpft nach einem Lauf am Morgen erlebt, fand sie Harry wild durch den eisigen See kraulend. Sie steckte ihre Finger in das Wasser und augenblicklich überzog eine Gänsehaut ihren Körper. Harrys Wut musste sein Empfinden ausgeschaltet haben, dass er vor Zorn so glühte, dass ihm diese Kälte nichts anhaben konnte. Minutenlang sah sie sich das Treiben an, schweigend stand sie da und nur ihre Augen folgten seinen kraftvollen Zügen. Irgendwie musste sie ihn aus diesem Wahn befreien, sonst würde er ebenfalls bald bettlägerig sein. Das kalte Wasser umgab ihn, kühlte ihm und gab ihm, was er zum Leben brauchte. Er spürte, wie sich sein Körper langsam abkühlte, wie die Wut von ihm ließ. Mit jedem Zug spürte er seine Muskeln mehr und mehr, doch das störte ihn nicht. Es tat gut zu wissen, dass sie noch da sind, dass er seinen Kraft nicht verlor. Doch er musste im Stande sein sie im Zaum zu halten und sich nicht wie eben gehen zu lassen. Deswegen schwamm er weiter, immer weiter. Vor und zurück, nur nicht im Kreis, er wollte sich nicht im Kreis drehen. Er hörte das Wasser rauschen und die Schläge seiner Arme, innerlich fluteten Gedanken, Erinnerungen seinen Kopf und nahmen ihm den Blick. Sein Körper zeigte Schwäche, er zitterte vor Kälte und seine Glieder schmerzten zunehmend. Aber er würde jetzt nicht nachlassen, er wusste, dass er zu noch mehr in der Lage war. Dann geschah etwas Ungeplantes, innerhalb einer Sekunde umfing ihn eine angenehme Wärme. Mitten in der Bewegung hielt er Inne und sah auf. Der Himmel über ihm war grau und der Wind wehte durch sein nasses Haar. Sein Blick wanderte zum Ufer, dort stand Hermine, den Zauberstab in der Hand, und sah ihn an. Er wusste ohne ein Wort, was ihre Absicht war, und er war ihr dankbar. Nun viel langsamer kehrte er zum Ufer zurück. Sie machte ihm keine Vorwürfe, stattdessen überreichte sie ihm ein Handtuch und blickte zur Seite, da er nichts als eine Shorts trug. „Danke.“, flüsterte er. „Es wird Zeit die Schüler zu informieren, zieh dir was an und komm zum Essensplatz.“, sagte sie, den Rücken ihm zugewandt und ging davon. Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, irgendwas sagte ihm, dass sie nicht so abweisend war, wie sie tat. Die meisten Schüler nahmen ihre Zauberstäbe schweigend entgegen, manche hatten bleiche Gesichter, andere starrte die Holzstäbe an, als wären sie eben nur ein Stück Holz und keine gefährlichen Waffen. „Nun sucht euch einen Partner, ich will zuerst einmal sehen, dass ihr den Entwaffnungszauber noch beherrscht. Und wenn ihr heute fleißig seid und gute Fortschritte macht, bekommt ihr heute Abend einen Kampf der Extraklasse zu sehen.“, versprach Harry. Ein Raunen ging durch die Reihen, langsam erholten sie sich von dem Schock und stellten sich zu zweit auf. Hermine warf ihm einen fragenden Blick zu. „Wenn Ron schon hier ist, kann er sich nützlich machen.“, beantwortete der Schwarzhaarige ihr ihre unausgesprochene Frage. Hermine sog erschrocken die Luft ein. War das wirklich sein Ernst? Sein Blick sprach Bände. Doch jetzt war nicht der Augenblick mit Harry darüber zu diskutieren, nicht vor den Ohren und Augen der Jüngeren und außerdem hatte er ihnen schon einen Kampf versprochen. Aber sie konnte nicht zulassen, dass die beiden Dickköpfe im Streit aufeinander losgingen. Der Abend kam immer näher und langsam entstand eine Idee in ihrem Kopf, wie sie die gefährliche Auseinandersetzung verhindern und gleichzeitig Harrys Versprechen an die Schüler halten konnte. Zusammen mit Harry korrigierte sie Zauberstabführung, die Art und Weise der Aussprache, gab Tipps und beobachtete das Timing ihrer Schützlinge. Manche bewiesen Können, andere taten sich schwerer, die Talente waren eben verschieden verteilt. Ginny lag in ihrem Zelt und hörte das Geschrei ihrer Mitschüler. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, doch sie sehnte sich seltsamerweise nicht danach dort draußen auf dem Platz im Schlamm zu liegen und nass zu werden, denn es hatte vor Kurzem mal wieder zu regnen begonnen. Im Zelt war es wenigstens angenehm warm und auch einigermaßen bequem, außerdem konnte sie so in Ruhe ihren Gedanken nachgehen, die mehr denn je, um Ron, Hermine und Harry kreisten. Ersterer lag neben ihr auf dem Boden, er musste die ganze Nacht auf den Beinen gewesen sein und sie gesucht haben, so müde wie er gewesen war, er schlief nun auch schon mehr als zwei Stunden. Ihr sollte es Recht sein, sie musste sich etwas einfallen lassen. Harry beobachtete Luna gerade bei einem „Incendio“, als diese ihn erstaunt anblickte. „Klappt doch wirklich gut, Luna.“, munterte er sie auf. Doch es war nicht das, was sie hören wollte. „Wie geht es Ginny?“, fragte sie leise und legte ihren Kopf leicht schief, niemand konnte an ihrer Mimik ablesen, wie ernst das Thema war. „Sie hat ein paar Schrammen davon getragen, sonst ist ihr nichts passiert.“, berichtete er, nun schon zum zweiten Mal. Sie schüttelte ansatzweise den Kopf, als wenn er schwer von Begriff wäre. „Nein, ich meine, wie es ihr wirklich geht? Du kennst sie doch gut.“, ihre Augen blickten ihn besorgt an. Er begann immer mehr in dem Gesicht dieses ungewöhnlichen Mädchens lesen zu lernen, denn er sah genau, dass sie wusste, dass zwischen Ginny und ihm mehr war als eine normale Lehrer-Schüler-Beziehung. Es jagte ihm keine Angst ein, doch er musste sich eingestehen, dass es ihn verwunderte, denn Ginny hatte ihm ja gesagt, dass sie zu niemandem darüber gesprochen hatte. „Sie ist stärker, als sie glaubt. Aber seine Drohungen sind noch immer präsent in ihren Gedanken.“, er lächelte sie leicht traurig an, bevor er sich dem nächsten Schüler zuwandte. In einer kurzen Aufwärmpause vor dem Finale schaffte Hermine es endlich Harry alleine zu sprechen. „Wegen deinem Kampf heute Abend, ich habe beschlossen gegen dich zu kämpfen.“, kam sie auch direkt zur Sache, bevor wieder etwas dazwischen kam. Erstaunt blickte der Schwarzhaarige sie an. „Mir wäre es lieber, wir würden unsere Angelegenheiten besprechen und nicht im Kampf klären.“, erklärte er leise und blickte sie vorsichtig unter seinen schwarzen Wimpern an. Sie musste sich ein Lachen verkneifen, er sah aus wie ein kleiner, schüchterner Schuljunge. Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Du hast da was verwechselt, es geht nicht um uns beide in diesem Kampf.“, erklärte sie kalt, „ich werde einfach aus anschaulichen Gründen gegen dich kämpfen.“ Nun starrte er sie vollends verwirrt an, bis sich sich Blick erhellte. „Du willst nicht, dass ich gegen Ron kämpfe?“, verlangte er zu wissen. „Ron gehört nicht zu diesem Camp, es ist nicht seine Aufgabe sich in unser Training einzumischen.“, erwiderte sie stur. „Gib es doch zu.“, nun grinste er leicht, „du hast Angst, dass der Kampf außer Kontrolle geraten würde.“ Das Erröten ihrer Wangen verriet sie, sodass ihre Augen wütend funkelten. „Hab keine Angst, Ron und ich sind keine kleinen Schuljungen mehr.“, er legte seine Hand aufmunternd auf ihre Schulter, bevor er sie stehen ließ, um Ron aufzusuchen. 'Das ihr nun erwachsen seid, bedeutet noch lange nicht, dass ihr euch nicht mehr wie kleine Kinder benehmt.', dachte sie verzweifelt. Zuerst war Ron nicht so begeistert davon wieder einmal zu kämpfen, doch er wollte sich diese Blöße vor Harry nicht geben und sagte deswegen zu. „Schön, in einer halben Stunde geht’s los. Bis dann.“, damit verließ Harry das Zelt. „Hältst du es für eine gute Idee jetzt gegen Harry zu kämpfen?“, fragte Ginny zweifelnd. „Warum denn nicht?!“, entgegnete ihr große Bruder trotzig. „Wann hast du zuletzt gekämpft?“, verlangte sie zu wissen und blickte ihn abwartend an. „Ist noch nicht so lange her.“, wich er aus. „Ron. Wann?“ „Vielleicht in meinem letzten Schuljahr.“ gestand er, daraufhin verdrehte sie die Augen. „Und dann glaubst du, dass du eine Chance gegen Harry hast? Er ist nicht nur ständig in Übung und am Lehren, er hat doch auch viel mehr Erfahrung als du, denk darüber nach.“, versuchte sie ihn umzustimmen. „Musst du die ganze Zeit von seinem Können schwärmen, das kann sich ja keiner anhören. Genau wie früher, als du so für ihn geschwärmt hast.“, gab er genervt von sich. „Ich will ja nur nicht, dass du dich mit Wut im Bauch mit ihm duellierst.“, erklärte sie leise. „Ich habe auch genug Erfahrung um zu wissen, dass man im Kampf ruhig sein muss und seine Gefühle nicht über schwappen lassen darf, stellt dir das mal vor. Ich gehe mich jetzt vorbereiten.“, damit ließ er sie allein. Schließlich war der Augenblick gekommen, der Regen hatte auch kurz zuvor aufgehört, die Schüler saßen gespannt am Lagerplatz und warteten auf Harry. Als dieser erschien, verstummten die Schüler voller Aufregung. „Ich habe euch einen spektakulären Kampf versprochen. Da ihr alle große Fortschritte gemacht habt, habt ihr das auch wirklich verdient.“, berichtete er und sah sich aufmunternd in der Runde um, „wie ihr sicher schon festgestellt habt, haben wir einen Gast im Lager. Ronald Weasley, Ginnys Bruder. Er hat sich freundlicherweise bereit erklärt gegen mich zu kämpfen, Hermine wird ihn dabei zudem noch unterstützen.“ Wirklich alle starrten ihn erstaunt an. Ron blinzelte. Hermine unterdrückte ein Seufzen. Harry lächelte. „Kommt alle mit, aber haltet genug Abstand, wir werden unten am Ufer kämpfen.“, erklärte er und ging allen voran. Die Schüler bildeten einen großen Halbkreis, in dessen Mitte sich die drei ehemaligen Freunde einfanden. Hermine warf Harry zweifelnde Blicke zu, doch er ging gar nicht darauf ein, sondern stand konzentriert zwischen den beiden. Die Regeln eines magischen Duells beachteten sie nicht, da ein solches auch keine drei Kämpfer vorsah, außerdem sah die Realität meistens anders aus. Das Wasser und der Wind bauten Spannung auf, da der Wind heulte und den See aufpeitschte, als wollte er die Spannung untermalen. „Luna, sagst du den Start an.“, bat der Schwarzhaarige. Die Blondine nickte und trat einen Schritt vor. „Hiermit erkläre ich den Kampf für eröffnet.“, sie gab einen knallenden Laut mit ihrem Zauberstab von sich und rote Funken erschienen am Firmament. Langsam umkreisten Ron und Hermine ihn, wobei die beiden einen gewissen Abstand zu einander behielten. Harry konzentrierte sich ganz auf seine Sinne. Das war auch ein Test für ihn, wie sehr er sich auf seine Sinne verlassen konnte. Seine beiden Gegner hatten ihre Zauberstäbe auf ihn gerichtet, jeden Augenblick zum Angriff bereit und nicht minder konzentriert als er. Er hörte nicht, wie sie den Fluch aussprach, vernahm aber das Zischen. Ron erkannte verwundert das leichte Grinsen auf Harrys Lippen. Der Entwaffnungszauber prallte an ihm ab, der Schutzschild war entdeckt worden. Hermines Gesicht regte sich nicht, ihr eigener Zauber war knapp an ihrer Schulter vorbei geflogen. Harry hatte in weiser Voraussicht die Schüler einen Schutzschild um sich legen lassen, der den Fluch ohne Probleme observierte. Im nächsten Augenblick schickte Harry ein „Tarantallegra“ auf Ron los. Der Rothaarige blinzelte verdutzt, bückte sich aber noch rechtzeitig, um dem Fluch auszuweichen, dafür traf ihn Harrys „Stupor“. Als Ron bewegungsunfähig auf dem Boden lag, wandte der Schwarzhaarige sich Hermine zu, die kampfbereit ihn an funkelte. Ohne mit den Wimpern zu zucken, schoss sie einen Doppelfluch. Überrascht wich Harry den roten Funken aus, nur um anschließend von „engorio“ getroffen zu werden. Noch während er mit dem Gegenfluch das Anschwellen seines Körpers verhinderte, realisierte er, dass der erste Zauber „Finite Incantaten“ gewesen war und Hermine ihn somit ausgetrickst hatte. Ron sprang schnell auf die Beine, für ein „Danke“ an Hermine gab es keine Zeit, auch wenn ihr Gegenfluch perfekt gezielt und getimt war. Harry nickte ihr anerkennend zu, doch ihr Gesichtsausdruck verriet nichts. Ginny schlich sich ohne gesehen zu werden aus dem Sanitätszelt. Sie hatte den Eingang nicht verschlossen gehabt und somit Harrys Ankündigung durchaus mitbekommen. Selbst wenn sie sich noch so elend gefühlt hätte, so würde sie sich diesen Kampf unter keinen Umständen entgehen lassen. Ganz davon abgesehen, dass sie sich körperlich relativ gut fühlte, musste sie unter allen Umständen diesen Kampf sehen. So hatte sie sich über ihren Mantel noch einen Wärmezauber gelegt und gesellte sich unter die Schüler. Sie hätte sich die Kapuze auch sparen können, niemand bemerkte sie, alle Augen waren auf den Kampf gerichtet, der vor ihnen wütete. Gerade jagten Ron und Hermine Harry, indem sie ihn von beiden Seiten mit Flüchen bombardierten. Dieser wich den Flüchen aus, wobei er sich flink und geschickt wie ein Akrobat bewegte, oder er hielt mit Flüchen dagegen, nicht nur mit Blockaden. Ginny faszinierte sein Kampfstil, nicht nur dass seine Bewegungen flüssig und perfekt waren, sie sah förmlich, wie er mit allen Sinnen bei der Sache war. Er hörte, das Zischen der Zauberstäbe, er las in den Augen seiner Gegner, reflektierte ihre Bewegungen, er fühlte beinahe die Energie. Obwohl die beiden zu zweit waren, konnte sie kaum etwas gegen ihn anrichten. Eine Tatsache, die Ron zunehmend wurmte. Irgendwo musste Harry doch einen Schwachpunkt haben, irgendwie musste man ihn erwischen. „Impedimenta.“, schrie Hermine, ihre Haare flogen auf durch den entstandenen Druck. Harry sprang blitzschnell zur Seite, um Zentimeter verfehlte ihn der Fluch. Noch während Hermine grimmig den nächsten Schritt plante, erschien Harry wenige Zentimeter vor ihr und hielt ihre Zauberstabhand fest in seiner. „Es ist ja süß von dir, dass du dich auf meine Seite stellst, aber ich glaube, Ron braucht deine Hilfe eher.“, flüsterte er ihr zu und schoss sie mit einem Fluch einige Meter durch die Luft. Sie funkelte ihn böse an, während Ron immer noch auf dem Boden saß, die Schüler johlten. Die Brünette, welche neben ihm unsanft auf dem Boden landete, entschuldigte sich leise für den Treffer. „Okay, war ja nicht deine Absicht.“, er half ihr schnell auf die Beine. Schweigend wurde die Taktik geändert, sie wollten versuchen Harry nun beide von vorne anzugreifen, ihn nach hinten zu drängen, zum See. Doch so sehr sie auch versuchten ihn zum See zu bewegen, Harry war ihnen immer einen Schritt voraus. Er trieb sie mit auf dem Boden explodierenden Funken zurück, hatte stets den passenden Zauberspruch auf den Lippen und seine Kraft schien schier endlos, nach all den Ausweichmanövern zeigten sich noch immer keine Müdigkeitserscheinungen. Stattdessen amüsierte ihn der Kampf, ein leichtes Grinsen lag auf seinen Lippen, während er nun seinerseits das Härteste seiner beiden Gegner forderte. Während der magische Wirbelsturm Hermine erfasste, ihre Haare in alle Richtungen wie Peitschen schlugen ließ, hatte Ron Probleme sich auf den Beinen zu halten, da die Erde unter ihm bebte. Ginny konnte ihre Augen nun genauso wenig wie alle anderen Schüler von dem Geschehen lassen. Sie erinnerte sich noch zu gut an ihren Kampf gegen Hermine, den sie knapp für sich entschieden hatte. Doch Harrys Können ließ sich damit nicht vergleichen, selbst gegen Hermine und Ron hatte er leichtes Spiel. Es war kaum vorstellbar, dass so etwas überhaupt möglich war. Der Schwarzhaarige ließ seinen Blick über die Schüler gleiten, es verwunderte ihn nicht, Ginny unter ihnen zu entdecken. Doch der eigentliche Grund für dieses Verhalten war zu sichern, dass niemandem Leid drohte, dass Malfoy nicht in der Nähe war. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass Ron aus dem Bereich des Bebens entkommen war und sich wie ein Wilder auf ihn stürzte. Bis der Rotschopf wenige Zentimeter von ihm entfernt war, spielte er, als wenn er weiterhin mit seinen Gedanken weit entfernt wäre, während sich alle Sinne, bis auf das Sehen, auf den Angriff konzentrierten. Im letzten Augenblick sprang er zur Seite und jagte Ron mit einem „Stupor“ bis an die Wand des Schutzschildes. „Jetzt haben wir genug gespielt.“, stellte Harry fest und streckte seine Finger genüsslich. Der Wirbelsturm verschwand und gab Hermine somit frei. Ihr Gesicht war feuerrot, ihr Haar stand ab, als wenn sie unter Strom wäre und ihre Augen blitzten. Ihr Erscheinen irritierte Harry, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Denn Rons Kraft und Können schien deutlich erschöpft, doch sie hatte noch lange nicht aufgegeben, obwohl ihr mittlerweile aufgegangen sein musste, dass sie keine Chance gegen ihn hatten. Hermine warf ihrem Partner einen auffordernden Blick zu. „Sprecht euch ruhig kurz ab.“, ermutigte Harry sie und beugte sich runter zum See. Seine Finger fuhren in kreisenden Bewegungen durch das aufgewühlte Wasser. Die Brünette beäugte ihn misstrauisch, dennoch näherte sie sich Ron und teilte ihm so leise wie möglich ihren Plan mit. Doch sie traute dem Ganzen nicht, woher wusste sie, dass Harry sie nicht durchschaut hatte? Ron konnte nicht umhin zu grinsen. Harry richtete sich langsam wieder auf, die Wassertropfen perlten von seinen Fingern, besprenkelten den Zauberstab. Sofort jagte Ron ihn ununterbrochen mit einer Serie von Schockzaubern, während Hermine ihre Kraft sammelte und sich auf diesen aufwendigen Zauber vorbereitete. Harrys Augen schweiften sie immer mal wieder neugierig, während er geschickt einem um einem Fluch entwischte. Sie wagte es nicht die Augen zu schließen, obwohl es ihre Konzentration gesteigert hätte. Alles hing vom Gelingen dieses Angriffs ab. Schließlich setzte Ron zum Feuerrad an, um Harry zum Wasser zu treiben, da wusste Hermine, dass nun ihre Zeit gekommen war. Sie atmete tief ein, das Feuerrad spiegelte sich in ihren Augen und Harry eilte wie erwartet die ersten paar Schritte ins schützende Wasser des Sees. Mit letzter Kraft warf Ron sich aus der Bahn und Hermines Zauberstab richtete sich schnell wie die heraus strebenden Funken auf Harry. Der non-verbale Fluch traf ihn genau auf der Brust, das Wasser bäumte sich zu Wellen auf, überrannte ihn, während der Fluch ihn raus aufs offene Wasser beförderte. Hermine keuchte, ihr Körper bebte vor Erschöpfung, während Ron sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Die Kraft hinter Hermines Fluch ließ langsam nach, sodass Harry nun begann unter zu gehen. Während des Sinkens drehte er sich um sich selbst und schrie laut auf. Erschreckt riss Hermine die Augen auf, als Harry plötzlich in einer aufsteigenden Wassersäule verschwand. Ron warf ihr einen ungläubigen Blick zu und sie schüttelte auch nur entsetzt den Kopf, das war nicht mehr ihr Fluch. Ihre Augen weiteten sich noch weiter, je näher die Wassersäule Harry dem Ufer brachte. Zum Schluss setzte der Schwarzhaarige seine Füße sicher an Land, er triefte von oben bis unten, doch sein Gesichtsausdruck war entschlossen. Der Rothaarige brachte keinen Ton raus, sondern starrte seinen ehemaligen besten Freund mit offenem Mund an. Es wirkte, als wenn er sich jeden Augenblick geschlagen auf den Boden fallen ließ. Auch Hermine wirkte nicht minder perplex, nur dass sie nicht so starrte wie Ron. „Damit wäre die Vorstellung beendet.“, erklärte Harry mit ruhiger Stimme, nichts deutete auch nur darauf hin, dass er sich körperlich allzu sehr angestrengt hatte. Die Schüler lösten sich langsam aus dem Bann und blickte zu Hermine und Ron, als diese keinen Widerspruch erhoben, brach lauter Beifall aus. Harry löste den Schutzschild auf und bahnte sich gleich einen Weg zu Ginny. „Komm, das reicht an Aufregung für heute.“, erst da bemerkten die umstehenden Schüler Ginny in ihrer Mitte. Sie folgte ihm sprachlos zurück ins Sanitätszelt. „Wir werden gleich etwas kochen, ich lasse dir etwas ins Zelt bringen, dann können die anderen dich nicht mit Fragen löchern.“, versprach er ihr. Ginny nickte nur. Harry lächelte sie an, bevor er das Zelt wieder verließ. Er entschied sich die Quelle im Wald aufzusuchen, sodass er sich in Ruhe waschen konnte, am See herrschte noch immer zu viel Tumult. Den Rest des Tages umgaben ihn die Schüler, bombardierten ihn mit Fragen und wichen gar nicht mehr von seiner Seite. Harry, der dieses Verhalten gar nicht schätzte, wusste sofort, dass er zu weit gegangen war. Die Elemente hätte er aus dem Kampf raus halten sollen, denn auch da ohne wäre es für ihn keine Schwierigkeit gewesen Hermine und Ron zu schlagen. Doch er hatte sich gehen lassen, war zu sehr in dem Kampf aufgegangen, so war es seine eigene Schuld, dass ihn die Schüler anhimmelten, wie es einige bereits zu Schulzeiten getan hatten. Nie zuvor war er abends so froh gewesen, als er auch die letzten Schüler in ihre Zelte schicken konnte und in Ruhe am Lagerfeuer saß. Hermines Gesellschaft stellte einen weiteren Bonus dar. Hermine sah ihn nun ebenfalls mit anderen Augen an, langsam begann sie zu verstehen, wozu Harrys Ausbildung, sein Fernbleiben von ihr genutzt hatte. Sie musste über sich selber den Kopf schütteln, nicht nur dass sie egoistisch gewesen war damals, auch dass die Menschen immer erst nachvollziehen konnten, wenn sie das Ergebnis mit ihren eigenen Augen sahen. Erst in dieser Nacht bekam sie eine leise Ahnung davon, wie mächtig Voldemort wirklich gewesen sein musste. „Sei ihnen nicht böse.“, versuchte Hermine ihre Schüler in Schutz zu nehmen. Harry schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich hoffe, der Wind hat dir nicht ernsthaft geschadet.“, erwiderte er besorgt. Diesmal schüttelte sie leicht den Kopf, auch wenn ihre Finger sanft über den leichten roten Schimmer auf ihren Wangen strichen. „Nach all deinen Taten bist du noch immer so, wie soll ich sagen, normal und bescheiden geblieben wie früher.“, mehrere Gefühle schwangen in dieser Auszeichnung mit. „Ich bezweifele, dass ich jemals normal sein kann.“, grinste der Schwarzhaarige wehmütig. „Du weißt, was ich meine.“, sagte sie und warf ihm ein Lächeln über das Feuer hinweg zu, „dich stört Bewunderung noch genauso wie damals. Obwohl du allen Grund hättest es zu genießen, denn du hast es verdient, das war mir vorher nie in dem Maßen klar und das tut mir Leid.“ Sie senkte den Blick. Erstaunt betrachtete Harry seine Gegenüber, mit so einer Reaktion hatte er nach dem Kampf nun überhaupt nicht gerechnet. Er war davon ausgegangen, dass sie wütend auf ihn sein würde, wie er ihr Angebot ausgenutzt hatte, doch dem war erstaunlicherweise nicht so. Sollte sich nach all der Zeit nun wirklich die Möglichkeit ergeben, dass sie endlich miteinander reden können würden? Sein Herz begann schneller zu schlagen. Er überlegte noch, wie er anfangen sollte, als ein Schatten sich zu ihnen gesellte. Beide hoben erstaunt die Augen und erkannten Ron. „Wir müssen reden.“, offenbarte er ihnen ohne zu zögern und setzte sich auf einen der Baumstämme. Noch immer sagten die beiden Teilzeit- Professoren nichts. „Ich habe beschlossen Malfoy aufzusuchen.“, erklärte er mit fester Stimme und sah von einem zum anderen. Hermine starrte ihn mit versteinerter Miene an. Harry nickte, zum Zeichen, dass er das mitbekommen hatte. „Ich werde euch nicht darum bitten, aber ich dachte, es wäre vielleicht auch in eurem Interesse mitzukommen.“, seine Stimme wurde zusehends leiser. „Ich hatte sowieso vor Malfoy einen kleinen Besuch abzustatten.“, erklärte Harry sich bereit und lächelte ihn aufmunternd an, sogleich wirkte Ron selbstbewusster und auch erleichtert. „Dann werde ich mich sogleich an die Vorbereitung für den Trank der Vero-Beere machen.“, merkte Hermine an und erhob sich. Harry nickte dankend. „Wir werden zu dritt gehen.“, bereitete Harry Ron daraufhin aus. Der Rothaarige zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe: „Du willst die Schüler unbeaufsichtigt lassen? Du bist für sie verantwortlich...“ Harry stoppte den aufkeimenden Redefluss, indem er die Hand hob. „Ich habe nicht gesagt, dass Hermine die dritte ist. Wir nehmen Ginny mit.“, gab er gelassen bekannt. Nun starrte der Rothaarige ihn voller Entsetzen an. „Meine Schwester bleibt hier.“, beschied Ron mit unterdrückter Wut. „Ich habe ihr mein Wort gegeben, dass ich sie mitnehmen werde, und ich stehe zu meinen Versprechen.“, entgegnete Harry ruhig und stand auf, „morgen kurz vor Mitternacht gehen wir los. Gute Nacht.“ Fortsetzung folgt Kapitel 13: Unterschätzt ------------------------ Halloooo. mit viel Verspätung nun der nächste Teil. Die Verspätung liegt daran, dass ich selten Internet habe und in einem kleinen Tief stecke. Die Zeit tut ihr übriges. Dennoch viel Spaß beim Lesen. Darc Angel 13. Unterschätzt Seine Gedanken ließen ihn nicht schlafen, auch wenn es um ihn herum ruhig war und nur der Wind mit den angrenzenden Bäumen spielte. Leise öffnete er sein Zelt und blickte zum See. Vielleicht war es das Wasser, das ihn wach hielt. Das Leuchten war stärker geworden, der See schien elektrisch oder doch eher magisch zu leuchten. Verspürte denn niemand anderes den Ruf des Wassers? Er blickte sich um, doch alles schlief, niemand war außerhalb seines Zeltes. Zumindest etwas, das ihn beruhigte. Ebenso wie die Tatsache, dass Ginny nicht alleine war. Er würde Dumbledore schreiben. Zeugen waren in dem magischen Rechtsstaat sehr wichtig. „Vielleicht sollte ich doch mitkommen?“, überlegte Hermine leise. Harry zog fragend eine Augenbraue hoch. „Ich meine ja nur, Ginny ist noch nicht fit genug.“, erklärte sie sich, „euch beiden Streithähne zu schlichten.“ Der Schwarzhaarige lächelte. „Ron und ich haben ein gemeinsames Ziel, du brauchst keine Angst zu haben, dass wir uns vorher zu sehr gegenseitig schwächen.“ „Und dann war es auch noch meine Idee, dass jeder von euch drei eine Ampulle des Trankes einsteckt...“, redete sie weiter vor sich hin. Harry rutschte vorsichtig und zunächst unsicher zu ihr hin, sodass er direkt neben ihr saß. „Der Einfall ist grandios, so haben wir Reserven, falls es zu einem Kampf kommt, indem das Glas zerstört wird.“, erklärte der Jüngere. Hermine sah ihn geschockt aus aufgerissen Augen an. „Ich spreche nicht von einem Kampf zwischen Ron und mir, Hermine, sondern gegen Malfoy.“, versuchte er sie zu beruhigen und legte einen Arm leicht um sie. Die Brünette seufzte und lehnte ihnen Kopf gegen seine Schulter. „Ich wünschte es wäre wie früher.“, flüsterte sie leise und schloss die Augen. Harrys Blick schweifte ab, irgendwo in die Ferne. Erinnerungen, die er solange verdrängt hatte. Bilder liefen wie Filme durch seinen Kopf und er ließ es geschehen. Es schmerzte noch immer, doch mit Hermine dicht neben ihm, konnte er diesen Wunsch irgendwo verstehen, wenn er auch nicht wusste, ob er ihn selber so empfand. Wenn er über seine Zukunft nachgedacht hatte, hatte Hermine stets eine Rolle gespielt, zumindest seit er aus der Einsamkeit zurückgekehrt war. Doch Ron oder gar Ginny? Er hatte in kleinen Schritten geplant, er hatte realistisch sein wollen, er konnte nicht von allen verlangen, dort weiterzumachen, wo er die Bande zerstört hatte. Die Zukunft hatte sich anders gestaltet, Ginny hatte sie anders gestaltet. Konnte er daran glauben, dass sie alle wieder Freunde sein würden? Noch vor Kurzem war es so unrealistisch gewesen. Aber nun sah so vieles anders aus. Stand ihm die Zukunft wirklich offen? Konnte er wirklich einmal glücklich sein und so unbeschwert wie ganz zu Beginn mit seinen Freunden in Hogwarts? Sein Herz pumpte Blut durch seine Adern, durch seinen Körper, doch in dem Blut war noch etwas, ein Hauch von Glück. Hermines Wärme ermutigte ihn. 'Wenn sie mitkäme, wäre es wie früher.', dachte er, bevor er den Irrtum einsah. Selbst wenn Hermine mit zu Malfoy käme, könnten sie die Zeit nicht zurückdrehen. Außerdem sprach die Tatsache, dass sie es eben nicht konnte dafür, dass sich die Situation stark verändert hatte. Sie waren allesamt erwachsen geworden, trugen Verantwortung. Es handelte sich bei dieser Mission nicht um einen jugendlichen Streich, den sie Malfoy spielten. „Ich muss gehen, die anderen warten schon.“, durchbrach Harry schließlich die zwischen ihnen eingekehrte Ruhe. Hermine nickte leicht und hob ihren Kopf. „Pass auf dich auf.“, ihre Stimme war hauchzart. „Hab keine Angst, mir wird nichts passieren, und den anderen auch nicht.“ Ihr Gesicht leuchtete im stärker werdenden Glanz des Sees, doch er war sich nicht einmal sicher, ob sie es bemerkte. So lächelte er leicht zum Abschied, bevor er zu Ginny ging, die einige Meter weiter auf ihn wartete. „Ron ist schon zum Waldrand gegangen.“, begrüßte sie ihn. Er nickte, in der Ferne vernahm er einen Schatten, deutlicher als normalerweise. „Kannst du mir erklären, was es mit diesem seltsamen Licht auf sich hat?“, fragte die Rothaarige und ihre Augen glänzten Golden. Der Anblick war erstaunlich, nie zuvor hatte sie zerbrechlicher ausgesehen. Harry vermochte ihr nicht zu antworten, ihr Gesicht war nicht mehr das selbe. Ihre Haut weiss wie der Mond und so dünn, dass er ihr Blut pulsieren zu sehen glaubte, ihr Haar golden wie das eines Engels und ihre Augen strahlten wie pures Gold. Der Schwarzhaarige bezweifelte, dass das Licht des Mondes Menschen irreführen wollte, vielleicht ihnen die Augen öffnen? Er verspürte den Drang ihr zu befehlen hier in Sicherheit zu bleiben, doch statt dessen rang er sich zu einer Antwort auf ihre Frage durch: „Zu viele Theorien schwirren in meinem Kopf herum, als dass ich die Wahrheit heraus filtern könnte.“, gab er ehrlich zu, „es ist wunderschön, wenn auch auf seltsame, magische Art und Weise.“ Ginny nickte. „Ja, das ist es.“, ihre Stimme klang hingerissen. „Wie weit ist es bis zu Malfoys Anwesen?“, verlangte Ron am Waldrand zu wissen, als die beiden ihn eingeholt hatten. „Wir müssen einen Marsch von etwa einer Stunde einplanen.“, berichtete Harry und ließ seinen Zauberstab erleuchten. Die anderen beiden folgten seinem Beispiel. Mit sicheren Schritten führte er die Gruppe an, Ginny hielt mit genauso leisen Tritten mit ihm mit, während Ron etwas zurückfiel. „Fühlst du dich körperlich im Stande für diesen Marsch?“, fragte Harry sie leise, sodass Ron es nicht zu hören vermochte. Besorgt blickte er sie an. „Ja.“, kam ihre Antwort, ohne zu zögern. „Du weißt, wenn...“, doch sie ließ ihn nicht ausreden: „Ich weiß, Harry, und ich danke dir. Auch dafür, dass du mich mitnimmst.“ „Du bist erwachsen.“, gestand er ihr zu, „also war es deine Entscheidung. Aber ich hoffe, du weißt, dass dies kein Kampf zwischen Schulrivalen werden wird. Wenn es in meiner Macht steht, werde ich einen Kampf vermeiden.“ Sie nickte, doch auf ihrem Gesicht war keine Regung zu erkennen. Er lächelte sie daraufhin an und drückte munter ihre Hand. „Wie sieht denn dann dein Plan aus?“, fragte sie wissbegierig. Schließlich ließ die Dunkelheit nach, bevor sie sich wie ein Vorhang vor ihnen öffnete und sie preisgab. Doch es war nicht nur das Ende des Waldes, das sie wissen ließ, dass sie die Grenze zu Malfoy Manor erreicht hatten. Ginnys Körper überzog sich mit einer Gänsehaut, sie glaubte, die düstere Atmosphäre förmlich zu spüren, die dieses Anwesen schon seit ewiger Zeit umgab. Harry und Ron spürten ebenfalls, dass dieser Ort viele Menschen das Grauen gelehrt hatte. Die einzige sichtbare Grenze stellte ein kleiner Fluss dar, der im schwachen Licht der Nacht so schwarz wie Pech und ebenso undurchdringbar vor ihnen lag. Doch selbst die Tiere schienen die dunkle Magie des Grundstücks und ihrer Bewohner zu spüren, denn sie mieden den Fluss, der ihnen unter anderen Umständen eine überlebenswichtige Wasserquelle geboten hätte. Hinter dem Fluss erhob sich die Natur wild und ungezähmt, Draco schien kein Interesse daran zu haben, sein Zuhause wie in alten Zeiten herrschaftlich aussehen zu lassen. Dennoch erhob sich am Horizont das Hauptgebäude wie ein Palast gen Himmel. Markant und Angst einflößend strahlte es eine uralte Größe und Macht aus, die Fenster schwarz und leblos, nur im Untergeschoss gaben ein paar Fenster einen schwachen Lichtschimmer preis. „Lasst uns gehen.“, sagte Harry mit fester Stimme und trat nah an den Bach heran. „Wollen wir nicht einfach hinüber springen?“, schlug Ron vor, dessen Stimme Ungeduld und Anspannung verriet. Harry schüttelte den Kopf. „Dieser Fluss wird nicht von normalem Wasser gespeist.“, gab er seine Vermutung preis. Ginny ließ ein Blatt ein paar Meter weiter in den Fluss segeln, doch anstatt oben zu schwimmen, verschluckte die Flüssigkeit es geräuschlos, während nicht die kleinste Strömung zu erkennen war. „Du hast Recht, außerdem wissen wir nicht, was uns auf der anderen Seite erwartet. Was schlägst du also vor?“, fragte Ron mit leiser Stimme. „Wir bräuchten einen Staudamm, der dieses Etwas bei Seite hält und uns den Übergang ermöglicht.“, überlegte Harry laut. „Lustig,“, verspottete Ron ihn, „wenn der Fluss alles Materielle verschlingt.“ Murmelnd erhob Harry seinen Zauberstab und legte den Fluss zwei Fuß breit trocken. Die Geschwister starrten ihn fasziniert an. Der Schwarzhaarige durchquerte als erster das Flussbett und die beiden folgten ihm sicheren Schrittes an das andere Ufer. Doch sobald sie wieder auf festem Boden standen, schlangen sich Fesseln um ihre Füße und drohten sie umzustürzen. Der Fluss vereinigte sich hinter ihnen, während die Schlingen ihre Waden hoch schlängelten. „Haltet still.“, ermahnte Ron seine Freunde, welche ihn erstaunt anblickten. „Natürlich.“, folgte sein ehemals bester Freund seinem Gedankengang und verharrte. Ginny tat es ihnen gleich, wenn sie auch fragende Blick um sich warf. Ron kam als erster frei, dicht gefolgt von Harry, welche Ginny schmerzhaft an ihre Befreiung in ihrem ersten Jahr aus der Kammer des Schreckens erinnerten. Denn auf dem Weg dorthin hatten Ron und Harry bereits die Bekanntschaft mit einer Art dieser Schlingpflanzen gemacht. Harry musste lächeln, Hermine stand ihnen bei. Der Weg zu Malfoy Manor ähnelte einem Dschungel mehr denn einem Garten und Ginny war insgeheim froh über das Training, das sie durch Harry in den letzten Wochen erfahren hatte, wenn sie sich Rons Schwierigkeiten ansah. Doch der Dschungel barg Gefahren für jeden von ihnen, ob es Dracos Absicht oder seiner Sorglosigkeit zu verdanken war, dass aller Hand widerliches, zum Teil giftiges Getier in den Pflanzen hauste, vermochte niemand zu sagen, doch ohne Zauberstab und alleine hätten sie den Weg nicht gemeistert. Schlussendlich erreichten sie schmutzig und zerschrammt das Haus. „Sollen wir ein offenes Fenster suchen oder eins, durch das man am besten einbrechen kann?“, flüsterte Ginny. Harry schüttelte den Kopf und führte sie um das scheinbar endlose Anwesen herum. Nach jeder Ecke glaubten sie endlich das gewünschte zu sehen, aber es folgten wieder nur dunkle Steine, schwarze Fenster und weitere Ecken. Vorsichtig schlichen sie mit dem Rücken an der Hauswand entlang, duckten sich unter Fenstern durch und verhielten sich so ruhig wie möglich. Als Harry nach einigen Minuten stehen blieb, nachdem er um die vor ihnen liegende Ecke gespäht hatte, drehte er sich um und blickte in zwei neugierige Gesichter. „Fenster sind keine offen und Malfoy ist nicht so blöd, als dass er keinen Fluch über sein Haus gelegt haben wird.“, seine Stimme war so leise, dass die beiden Weasleys ihm ihre Ohren zuwandten, um ihn zu verstehen. „Ich werde klingeln und Malfoy wird mich rein lassen.“, Ron nickte, „drinnen werde ich alles Mögliche probieren, um Flüche aufzuheben, doch ich weiß nicht, wie viel Zeit mir bleibt, bis Malfoy erscheint. Falls es zu einem Kampf kommt, werde ich als erstes ein Fenster zerstören – ich hoffe, im Erdgeschoss – durch das werdet ihr dann ohne Probleme eindringen können. Andernfalls wartet auf Dumledore, er sollte in wenigen Minuten hier erscheinen.“, fügte Harry mit einem Blick auf seine Uhr hinzu. Ginny blickte ihn fragend an. Doch er schüttelte den Kopf, machte ihnen nochmals mit Handzeichen klar sich nicht von der Stelle zu rühren und ging sicheren Schrittes auf den Haupteingang zu. Harry wusste nicht genau, was ihn erwartete, und auch nicht, ob Ron und Ginny seinen Anweisungen folgen würden, er vermutete fast nicht, doch ihm war keine andere Lösung eingefallen ins Haus zu kommen. Hätten sie alle drei vor der Tür gestanden, hätte Malfoy sie vermutlich nicht hineingelassen. Wahrscheinlich hielt er genug von sich selber um zu glauben, er könnte Harry besiegen, doch er würde wohl kaum so überheblich sein und glauben, er könnte sie alle drei ohne Hilfe schlagen. Davon, dass Malfoy allein war, ging Harry aus. Wer sollte ihm schon zur Seite stehen? Die Todesser, welche noch lebten, saßen lebenslang hinter Schloss und Riegel und er konnte sich niemanden vorstellen, der den aussichtslosen Posten mit Malfoy teilte. So klingelte er. Kurz darauf öffnete sich die große Eichentür wie von selbst und knarrte dabei, sodass sie ihrem Alter alle Ehre machte. Einen Meter vor Harry stand ein kleiner Elf, sein Blick starr auf den Gast gerichtet, sein Gesicht verzerrt vor Hass. „Der Meister erwartet euch.“, krächzte er, während er ihn weiter aus schwarzen Augen anstarrte. Harry trat ein, unbeirrt des dreisten Verhaltens des Hauselfs, umrundete ihn und blickte sich in der großen Halle um. Er sollte vorsichtiger sein, beinahe hätte ihn die erste Unachtsamkeit verraten. Dass Malfoy mit ihm rechnete, hätte er wissen müssen. Schon alleine, weil Ginny nicht mehr im Wald gewesen war, hätte es dem Blonden auffallen müssen, außerdem hätte er das Lager einfach beobachten können. Der erste Punkt ging an Draco. Doch so einfach würde er den nächsten nicht bekommen. Er presste seine Lippen zusammen, während seine Augen die kalte, marmorene Halle nach dem Blondschopf absuchte, ohne Erfolg. Die leisen Schritte des Hauselfs ließen den Schwarzhaarigen herum fahren, von überall erwartete ihn ein Angriff, Malfoy war im Vorteil, dessen musste er sich bewusst sein. Vielleicht war gerade diese Tatsache Harrys Pluspunkt, den er gegen Malfoy in der Hand hatte, gegen sein Gefühl von Sicherheit. Der Hauself betrachtete ihn nicht weiter, ob aus Hass, Arroganz oder Befehl kümmerte den Schwarzhaarigen nicht, er folgte dem kleinen Wesen durch die spärlich mit Kerzenschein erleuchteten, kalten Gänge. Dieses Haus war wie ein Labyrinth. Ohne die Lippen zu bewegen verließen Gegenflüche seine Zauberstabspitze. Hermine starrte ins Feuer. Ihre Hände prickelten und so krallte sie diese in den Baumstamm unter sich. Kurz nachdem Harry, Ginny und Ron das Lager verlassen hatte, war eine zerzauste Eule angekommen mit einer Nachricht von Dumbledore. Harry, ich bitte dich warte noch eine Nacht. Heute habe ich bis nach Mitternacht kurzfristig noch ein Treffen mit einem Abgeordneten des Ministeriums. So dringend, dass es heute erledigt werden muss, ist das Anliegen doch nicht. Deine Frage bezüglich des Leuchtens werde ich dir danach persönlich beantworten. Albus Hermine war aufgesprungen, zum Wald gelaufen und schließlich doch wieder zurückgekommen. Sie konnte die Schüler nicht alleine lassen. Aber sie konnte Harry doch auch nicht alleine Malfoy gegenübertreten lassen. Irgendwas musste sie tun. Unentschlossen war sie wenige Minuten hin und her gerannt. Den dreien die Eule nach zu schicken hatte keinen Sinn, die Eule würde sie in dem ausgefederten Zustand und in den Tiefen des Waldes nicht finden, bevor sie Malfoy Manor erreicht hätten. Luna oder sonst einen mutigen Schüler hinterher zu schicken, wagte sie aber auch nicht. Außerdem zweifelte sie daran, dass die Botschaft Harry jetzt noch von seinem Vorhaben abhalten würde. Mit Ron an seiner Seite schon gar nicht. So hatte Hermine sich Pergament und Tinte geholt, um Dumbledore eine schnelle Antwort zukommen zu lassen. Diese Art der Kommunikation würde Stunden in Anspruch nehmen. Doch der Direktor hatte nicht geschrieben, wo er sich mit dem Abgeordneten traf und ihn erst zu suchen wäre auch nicht schneller, als eine Eule zu schicken. Ganz davon abgesehen, selbst wenn sie Dumbledores Aufenthaltsort kennen würde, so wusste sie immer noch nichts von seinem Gesprächspartner, und nicht jeder würde gelassen reagieren, wenn plötzlich ein Schüler herein gestürzt kam, der eigentlich Meilen weit weg im Camp sein sollte und die Angelegenheit Malfoy sollte auch nicht in diesem Maße jetzt schon bekannt werden. Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Verdacht. Was wenn Malfoy einen Abgeordneten des Ministeriums dazu gebracht hatte, eben heute um diese außergewöhnliche Stunde ein Gespräch mit Dumbledore zu führen? Dann würde er Harry erwarten. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Das konnte nicht sein. Woher hätte er das wissen sollen? Er hätte sie beobachten können. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht. Wieso war ihr dieser Einfall nicht schon vor Stunden gekommen? Malfoy war unzählige Male ungesehen in der Nähe des Camps herumgeschlichen und hatte Ginny bedroht. Dann wäre es für ihn ein leichtes gewesen auch das Camp zu beobachten. Allein der Gedanke ließ ihr Schauer über den Rücken fahren. Aber hätte Harry nicht daran denken müssen. Sie konnten doch nicht beide so unvorsichtig gewesen sein?! Sie riss sich zusammen, so schnell wie möglich musste Dumbledore diesen Brief erhalten. In wenigen Zeilen teilte sie ihm mit, dass Harry mit Ginny und Ron schon vor einiger Zeit aufgebrochen waren und es ihr nicht möglich gewesen sei, ihnen die Nachricht zu überbringen. Sie hoffe, dass er das scheinbar arrangierte Treffen so schnell wie möglich abbrechen könne und zum verabredeten Ort gehe. Währenddessen hatte sie entschieden, Luna den Brief in die Hand zu drücken. Die Blonde wirkte sofort hell wach, als Hermine sie aus dem Zelt holte. In wenigen Worten erklärte sie ihren Auftrag. „Nimm diese Eule und die Nachricht und appear nach London. Doch sei vorsichtig, du darfst unter keinen Umständen gesehen werden. Dort lass die Eule fliegen und kehr umgehend wieder zurück. Aber bedenke, ich kann dich nicht dazu bringen, das zu machen, ich darf es nicht mal. Es ist deine Entscheidung.“ „Ich weiß. Ein bisschen Stadtluft wird mir gut tun.“, erwiderte sie ruhig. Hermine hatte gehofft, dass Luna so reagieren würde. „Gut, dann beeil dich.“ Die Blondine nickte und verschwand augenblicklich. Die junge Lehrerin versuchte ihre Atmung zu beruhigen. Sie hätte Luna nicht schicken dürfen. Zu oft hatten Harry und sie nun schon gegen die Hausordnung von Hogwarts verstoßen, wie konnte sie noch glauben, dort einmal angestellt zu werden. Unwirsch fuhr sie sich mit der Hand durch ihr wachsendes Haar, bevor sie sich unruhig umsah, Luna müsste längst wiederkommen. Frierend kehrte sie zum Feuer zurück und zählte die Sekunden. Mit jeder, die verstrich, sorgte sie sich mehr. Um Harry, um Ginny, um Luna, selbst um Ron. Sie kam sich unnütz vor, auch wenn sie wusste, dass das Unsinn war. Freiwillig war sie bei den Schülern geblieben. Außerdem war ihr bewusst, dass sie kein vergleichbarer Ersatz für Harry gewesen wäre, wenn er an ihrer statt bei den Schülern geblieben wäre. Da ließ das „Plop“ einer Apparation sie auffahren. Erleichtert stellte sie fest, dass Luna wenige Meter vor ihr wieder aufgetaucht war. „Ist irgendwas passiert?“, fragte Hermine besorgt. Doch die Schülerin schüttelte leicht lächelnd den Kopf. „Ich habe niemanden und mich hat auch keiner gesehen. Die Eule fliegt sicher über London.“, berichtete sie. „Wollen wir es hoffen.“ Damit verabschiedete Luna sich, um wieder in ihr Zelt zu gehen, während Hermine weiter gedankenverloren in die Flamme starrte. Ginny belegte sich nun schon zum zweiten Mal mit einem Wärmezauber, während sie neben ihrem Bruder an der Hauswand kauerte. Es konnten lediglich wenige Minuten vergangen sein, die sie an der Ecke außer Sichtweite der Haustür verbracht hatten, durch die Harry eingetreten war, doch es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Der Wind wehte leise in jener Nacht, allgemein war es leise, gefährlich still. Aus dem Inneren des Herrenhauses war nichts zu hören und auch die Landschaft um sie herum lag gespenstisch still vor ihnen. Allzu deutlich hörte sie Rons Atem neben sich. Ginny hoffte, dass es Harry gut ging. Wieso hatte sie sich nur überreden lassen draußen zu bleiben? Nichts hasste sie mehr als Dracos Gesellschaft und eigentlich wollte sie das Grundstück so schnell wie möglich wieder verlassen, doch nicht ohne dem Blondschopf gezeigt zu haben, dass er mit ihr nicht so umspringen konnte, dass er keinen Deut besser war, eher das Gegenteil. Sie wettete, dass Ron ihr den Wunsch ins Camp zurückzukehren liebend gern erfüllt und sie zurück geschickt hätte. Harrys Versprechen hatte ihm von Anfang an missfallen und auch jetzt noch erkannte sie Spuren davon auf seinem Gesicht, das ansonsten von Wut und Ungeduld geprägt war. Abermals kam sie nicht umhin an früher zu denken. Früher als sie ständig gemeinsam der Gefahr getrotzt hatten. War es sinnlos der Vergangenheit hinterher zu jagen? Einerseits war sie ihrem Ziel, ihren Freundeskreis wieder aufleben zu lassen, so nah wie nie zuvor, aber andererseits wusste sie, dass es von nun an nicht mehr in ihrer Macht lag. Es fühlte sich gut an mit ihrem Bruder und Harry und Hermines Unterstützung gegen Malfoy anzugehen, doch die lockere Atmosphäre fehlte noch. Würden Ron und Harry und Hermine die Wunden heilen lassen und erneut Freundschaft für einander empfinden oder gar mehr? Die Rothaarige ahnte, dass Verliebtsein oder Liebe zwischen Harry und Hermine die Angelegenheit verkomplizieren würde. Schließlich schüttelte sie den Kopf. Vielleicht würde es nach heute Nacht ja bereits anders aussehen. Zum wiederholten Male blickte sie um die steinerne Ecke, doch auf dem breiten Weg zum Portal von Malfoy Manor tat sich gar nichts. Ginny unterdrückte ein Seufzen. Im Allgemeinen gehörte Ungeduld nicht zu ihren Eigenschaften, doch wenn Sorge um Freunde hinzukam, war sie kaum zu halten. „Was ist, wenn es eine Falle ist?“, fragte sie leise Ron, der wütend vor sich hin starrte, „es ist zu still. Malfoy wird Harry erwartet haben. Wir müssen etwas tun.“ Ihr großer Bruder blickte sie an. „Ich würd dich am liebsten hier draußen wissen, doch ich befürchte, dass du dem nicht zustimmen wirst?“, eigentlich war es nicht mal eine Frage, eher eine Feststellung. „Ich komme mit. Aber weißt du denn einen Weg hinein?“, fragte Ginny gespannt. Ron zog unter seinem Mantel ein dunkles Stück aus Stahl hervor. Seine Schwester musterte es verwirrt, konnte jedoch mit dem Werkzeug nichts anfangen. So deutete Ron ihr nur an ihm zu folgen und gemeinsam schlichen sie zur Haustür. Fast lautlos legte Ron es an den Türspalt und ließ es zwischen den Türen her gleiten, bis es auf Kopfhöhe kein Weiterkommen gab. Ginny beobachtete wie seine Lippen leise Worte murmelten, während ihr jüngster Bruder mit aller Kraft gegen das Werkzeug drückte. Schließlich gab die Tür nach und öffnete sich knarrend, als wäre sie von Hand geöffnet worden. Überrascht starrte sie Ron an, bevor ihr Blick in die Dunkle Eingangshalle schweifte. Nun waren sie drinnen. „Was erhoffst du dir hiervon?“, fragte Harry mit Vorsicht und machte mit seiner freien Hand eine schweifende Handbewegung. Draco saß ihm gegenüber, in einem schwarzen, altertümlichen Sessel. Seine grauen Augen hatten Harry fokussiert, klar und intelligent blickten sie ihn an, während seine Mundwinkel leicht nach oben gezogen waren. Sein längeres blondes Haar hing ihm strähnig in die Augen, doch es schien Draco Malfoy nicht zu stören. Er legte seinen Kopf zur Seite, als müsse er überlegen. Seine Augen blitzten. Der Schwarzhaarige musterte ihn, während er an dem edlen Wein nippte, den der Hauself ihnen ausgeschenkt hatte. „Wir wissen beide, dass wir hier nicht wie zwei alte Schulfreunde zum Wein trinken verabredet waren und ehrlich gesagt wundert mich deine Gastfreundschaft.“, erklärte Harry, wobei er sich jedes Wort genau überlegte. Erneut funkelten die grauen Augen. „Mein Plan sieht einen schönen Abend vor und dazu gehört auch dieser Jahrhunderte alte Rotwein.“, erklärte er geheimnisvoll. „Unsere Vorstellungen von einem schönen Abend haben sich von jeher unterschieden.“, stellte Harry klar und setzte den Kelch auf dem Tisch ab. Die Luft wirkte geladen, wie vor einem Gewitter. „Ich denke, es wird dir gefallen.“ „Lass das mal meine Entscheidung sein.“, unterbrach Harry ihn etwas scharf. Dracos Mundwinkel hoben sich erneut, jedoch nur sichtbar für konzentrierte Beobachter. „Du weißt, warum ich hier bin.“, schnitt der Schwarzhaarige so das eigentliche Thema an, er hatte nicht vor weiter mit dem Gastgeber zu schwatzen, dazu konnte er sich angenehmere Gesellschaft vorstellen. Er wollte es schnell hinter sich bringen. Draco nickte, regte sich sonst jedoch nicht. Mit übereinander geschlagenen Beinen und den schmalen, weißen Händen auf den Lehnen liegend musterte er seinen Gegenüber unverhohlen. „Gestehst du, was du Ginny Weasley angetan hast?“, verlangte Harry mit ruhiger Stimme zu wissen, wobei er versuchte jegliche Gefühle aus seinem Gesicht zu verbannen. „Das hängt davon ab, was mir vorgeworfen wird.“, erklärte Malfoy gelassen. „Erpressung, seelische Qualen, körperliche Annäherung und Vertragsbruch.“, zählte sein Gegenüber bemüht sachlich auf. Draco hob fragend eine seiner hellen Augenbrauen. „Körperliche Annäherung? Ich habe sie kau einmal berührt, geschweige denn beschmutzt - auch wenn ich es gekonnt hätte.“, fügte er hinzu. „Du hast sie unfreiwillig geküsst.“ Der Blonde lachte laut auf. „Das ist gut.“, er trank einen Schluck aus seinem gläsernen Kelch, „versuch mich wegen eines Kussdiebstahls im Ministerium vor Gericht zu ziehen. Das wäre mir ein Vergnügen.“ Erneut lachte er, wobei seine Augen berechnend auf Harry verweilten. „Ich bezweifele, dass es ihr erster Kuss war, sie wird es überleben, genau wie alles andere auch.“ Er lehnte sich zurück, als wäre das alles ein Spiel für ihn. Mit seinem Zeigefinger fuhr er über den Rand des Kelchs und der hohe Ton ließ Harrys Nackenhaare hochstehen. „Die anderen Gründe würdest du vor Gericht zugeben?“, versuchte Harry erneut ein Geständnis aus ihm heraus zu bekommen, während er die Phiole des Trankes in seiner Manteltasche spürte. Noch glaubte er nicht daran, sie voll wieder zum Camp zurück zu bringen. „Was hätte ich denn davon?“, verlangte Malfoy zu wissen. Seine Augen bohrten sich in Harrys und warteten auf dessen Reaktion. Harrys Blut pulsierte, seine Muskeln spannten sich an. Er wusste, dass sein Gegenüber ihn provozierte, doch er wusste den Grund nicht. Entschlossen kämpfte er dagegen an, er wollte diesen Konflikt wenn möglich gewaltlos lösen. Sein Blick fiel auf die alte Wanduhr, aus schwarzem Holz gefertigt, mit feinen Zeigern, wobei die Strich, welche die jeweilige Uhrzeit andeuten sollten, Menschenknochen ähnelten. Entsetzt wandte er den Blick ab. Bald müsste Dumbledore eintreffen. Malfoy grinste ihn an, als er seinen Kopf wieder zurückdrehte, als wenn er Harrys Gedanken lesen könnte. „Vielleicht könntest du deine Strafe mildern.“, schlug der Schwarzhaarige vor und gab vor sich eben so ruhig zurückzulehnen. Draco streckte seine Arme und knackte mit den Fingern. Zeit schien ihm nicht wichtig zu sein. „Was hältst du von einem Deal? Wir wollen doch den schönen Abend nicht mit schnödem Gerede über Gerichte vergeuden und den Wein schal werden lassen. Wir trinken diesen Wein eben leer und liefern uns dann einen fairen Kampf, es gibt extra einen Trainingsraum im Hauptgebäude. Der Ausgang des Kampfes wird meine Entscheidung bestimmen.“ Abwartend musterte er seinen Schulfeind. „Als wenn du jemals fair gekämpft hättest.“ „Mann gegen Mann, jeder hat seinen Zauberstab zur Waffe. Solche Duelle liegen in unserer Tradition.“ „Ich halte nichts davon Konflikte im Duell zu lösen und erst recht nicht, wenn sogenannte Reinblüter sie vollziehen“, entgegnete Harry kühl, „ich will nicht mir dir über deine Ansichten von einem Leben unter Magiern oder sonst welche Vorstellungen sprechen, Malfoy, genauso wenig wie ich mit dir kämpfen werden.“ Der Blonde grinste. „Du hast dich verändert.“ „Werde erwachsen, Malfoy. Du lebst in einer Welt, die nicht mehr existiert.“ Grinsend schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Du verstehst es wieder nicht Potter, wenn ich dich zum Kämpfen auffordere, kannst du nicht ablehnen. Hast du noch nicht bemerkt, dass du in einer Fall sitzt? Ohne gegen mich zu kämpfen, gibt es kein Entkommen.“ „Ist es das, was du die ganze Zeit schon wolltest, einen Kampf gegen mich?“, fragte Harry verachtend, „musste Ginny dafür herhalten, dass du deine Herausforderung stellen kannst.“ Wieder lachte Draco, doch diesmal schallten Hass und Kälte in dem Lachen wieder. „Die Wiesel-Hure hat eine spitzte Zunge, das hat es mir versüßt mit ihr zu spielen, doch eigentlich diente sie nur dem Zweck dich zu verletzen. Du bist so schwach wie eh und je und mir blind in die Falle gelaufen. Jetzt gibt es keinen Entkommen mehr und auch keine Hilfe, Potter, nur noch dich und mich in einem Kampf auf Leben und Tod. Niemand kann dich heute retten. Das Schlammblut wird die Schüler nicht im Stich lassen aus Angst vor mir, ich könnte sie ja angreifen. Doch was soll ich mit schutzlosen Kindern. Das einzige, was ich will bist du.“ Jetzt brannten seine Augen vor Hass, seine dünnen Lippen waren aufeinander gepresst und in seiner rechten Hand lag sein Zauberstab. „Der Greis von Dumbledore kann dich diesmal nicht unterstützen.“ „Aber wir.“ Harry schloss für einen Augenblick die Augen. Draco starrte entgeistert die beiden Rotschöpfe im Türbogen an. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sich wieder gefangen. Er durfte sich nicht anmerken lassen, dass die Geschwister seinen Plan durchkreuzten. „Das wird eine interessante Gerichtsverhandlung.“, grinste Draco schief und spielte mit seinem Zauberstab, „unerlaubtes Betreten meines Grundstücks, sowie gewalttätiger Einbruch.“ „Aber als Entschuldigungen für einen illegalen Kampf zählen die Argumente kein bisschen.“, fauchte Ron, dessen Zauberstab auf Malfoy gerichtet war. „Beweise fehlen dir zudem, deine Tür hat sich uns unbeschadet geöffnet.“, erwiderte Ginny kühl. „Du scheinst es eilig gehabt haben mich wiederzusehen.“, griente der Blondschopf. Ron stürzte nach vorne, doch Harry hielt ihn mit einem Schock zurück, worauf hin ihn sein ehemaliger Freund verhasst und zugleich verraten anguckte. Seine kleine Schwester spuckte angeekelt auf den Teppich vor Dracos Füßen. „Menschen wie du sind Schuld am Leid der Erde.“, erklärte sie. „Hast du schon mal überlegt Strafgefangenen predigten zu halten?“, machte Draco sich über sie lustig. Was für ein interessanter Abend. „Du bist widerwärtig, brutal und herzlos. Im Mittelalter wärst du besser aufgehoben und der Schwarze Tod hätte die Welt längst von Monstern wie dir befreit, die nur von ihren niederen Trieben geleitet werden.“ Zornig erhob Draco seinen Zauberstab, seine Augen zu Schlitzen verengt. Doch im selben Moment war Harry aufgesprungen, seine Waffe auf Malfoy gerichtet. „Wag es nicht, deinen Zauberstab auf sie zu richten.“, zischte er mit vor Zorn bebender Stimme. „Das ist durchaus interessant. Es scheint, als würde mir die Ankunft der stinkenden Wiesels doch noch freiwillig meinen Kampf bringen.“ Seine Augen blitzten belustigt. „Petrificus Totalus.“ Fortsetzung folgt Kapitel 14: Auf Leben und Tod ----------------------------- Ginny blinzelte irritiert. Dieser einfache Zauber glückte ihr seit Jahren, doch diesmal war eindeutig etwas schief gelaufen. Sie erinnerte sich den Zauberstab reflexartig auf Malfoy gerichtet zu haben, als dieser ihren Bruder mal wieder beleidigte. Ihre Gefühle waren übergeschwappt, das Weasley-Blut in ihren Adern hatte dafür gesorgt, dass ihre Wut sich freisetzte, indem sie den Fluch auf ihren Peiniger abfeuerte. Nach all den Treffen, in denen sie nur ihr Mundwerk als Waffe gegen ihn hatte einsetzen können, ihm mehr oder weniger hilflos ausgeliefert gewesen war, hatte sie es nicht mehr ausgehalten. Was glaubte dieser arrogante Arsch eigentlich, wer er war? Der Fluch hatte ihre Zauberstabspitze verlassen, in den wenigen Sekunden hatte sie ihn aufblitzen sehen, bevor es geknallt hatte. Doch dann war alles ganz schnell gegangen, plötzlich waren die Funken wieder zurückgekommen. Noch während sie perplex ihrem eigenen Fluch entgegen starrte, hatte Harry diesen geistesgegenwärtig abgelenkt, sodass sie nicht getroffen wurde. Keine Sekunde später fühlte sich ihre Kehle an wie zugeschnürt, ihre Waffe war aus dem sicheren Griff ihrer Hand verschwunden und ihre Handgelenke hart zusammengebunden. Sie blinzelte, konnte Draco jedoch nicht weg blinzeln. Er stand schief hinter ihr, wie sie aus dem Augenwinkel nur zu deutlich erkannte. Wie war er bloß so schnell dahin gekommen und hatte sie so hergerichtet? Grinsend hielt er ihr ihren eigenen Zauberstab an die Kehle und wieder einmal blitzte der reine Hass aus seinen Augen hervor. Der Hass eines Menschen, dem nichts mehr wichtig war. Der Hass, der ihn am Leben hielt. Sie wandte ihren Blick ab. Sie war es so dermaßen Leid dessen Spielzeug zu sein. Wut und Angst kämpften in ihren Brust. Aber wieder einmal war sie nicht mächtig sich alleine zu wehren. In Harrys Anwesenheit hatte sie während des Kampfes immer das Gefühl noch ein kleines hilfloses Kind zu sein, bis auf den Showkampf gegen Hermine, da hatte sie geglaubt, gehofft, dieses Image endlich ablegen zu können, nach all dem harten Training. Nun hasste sie Draco dafür, dass er diese Hoffnung zerstörte und sie sich erneut wehrlos in seiner Gewalt befand. Dieser erniedrigende Zorn drückte mühelos die Angst zur Seite und mit funkelnden Augen starrte sie Draco an. Ron knurrte fast vor Zorn, doch er hielt sich zurück. Sein Zauberstab sank langsam. 'Wir hätten Ginny im Lager lassen sollen. Wie willst du das nun wieder rausreißen?' Er starrte wütend zu Harry. Dem Schwarzhaarigen ging der gleiche Gedanke durch den Kopf, doch er hatte im Gegenteil zu Ron keine Wahl gehabt, er hatte es ihr versprochen und er wusste, was das nun für ihn bedeutete. „Guter Spiegelschutz.“, Harrys Stimme war gerissen scharf, „mich wundert es nicht, dass Leute wie du mit solchen Sitten nicht lebensfähig sind.“ Dracos Augen verengten sich und er strich beinahe zärtlich mit der hölzernen Waffe über Ginnys Haut. Ron funkelte ihn an. Aber Harry hob beschwichtigend die Hand. „Du holst dir immer, was du willst, egal mit welchen Mitteln.“, schlussfolgerte der Schwarzhaarige, „los, gib Ginny frei, du hast sie lange genug benutzt. Ich werde gegen dich kämpfen.“ Dracos Augen blitzten auf, er wusste durchaus, dass er sein Ziel längst erreicht hatte. „Ich hab doch gewusst, dass man sich mit dir einigen kann.“, seine Stimme triefte vor Kälte und Enthusiasmus, eine Mischung, welche einem die Haare auf dem ganzen Körper zu Berge stehen ließ, „aber die Kleine werde ich erst im Trainingsraum freigeben. Folg mir.“ Draco verließ den Raum, Ginny vor sich her führend wie eine Gefangene. Harry musterte Ron aus dem Augenwinkel, während die beiden Draco durch die dunklen, kalten Gänge von Malfoy Manor folgten. Dessen Gesicht die Verwirrung seiner Gefühle widerspiegelte, Wut herrschte vor, doch auch Entschlossenheit. Doch Harry konnte nicht klar sagen, wozu Ron sich entschlossen hatte. Die Führung entlang der finster drein blickenden Porträts der Schwarzmagierfamilie dauerte nicht lang, nach wenigen Minuten bog Draco rechts ab und öffnete eine schwere Stahltür, die so überhaupt nicht in das Ambiente des Hauses passte. Den Raum selbst empfand Ginny als noch unheimlicher, als den düsteren Flur, der ihr bereits vorgekommen war, wie der ewig schwarze Weg ins Verlies. Irgendwas war in diesem Raum, nichts Lebendiges, eher grauenhafte Erinnerungen, Ahnungen der Vergangenheit. Es hätte sie nicht verwundert, wenn Eisenkette in der Ecke gelegen hätten oder Handschellen an den Wänden befestigt wären. Doch der Raum war kahl, die Wände bestanden aus großen, groben Felsen, die vereinzelt Löcher und Kuhlen aufwiesen, während der Boden eine glatte, undefinierbare Oberfläche darstellte. Unsanft schubste Draco Ginny in die hintere rechte Ecke und riss sie somit aus ihrer Beobachtung des Raums. Ron biss die Zähne aufeinander, doch ein Knurren war seiner Kehle dennoch zu entnehmen. Draco grinste. „Willst du nicht vor Pottery gegen mich kämpfen, Wiesel? Es dauert auch gar nicht lange, dann knurrst nicht mehr du wie ein niederes Tier, sondern deine kleine Hurenschwester, weil du verblutend am Boden liegst.“ Ron ballte seine Hände zu Fäusten, die Muskeln in seinen Armen spannten sich an und seine Augen verzogen sich zu Schlitzen. Harry packte den Rothaarigen am Arm. „Lass Ron, er will dich doch nur provozieren.“, versuchte er ihn vergebens zu beruhigen. „Das ist mir egal, er hats verdient für seine Schandtaten eins in die große, hässliche Fresse zu kriegen.“, fauchte Ron und riss sich los. Gerade rechtzeitig, denn so verfehlte ein Fluch von Draco ihn knapp. „Wenn du keine Regeln beachtest, wirst du dich uns beiden gegenüber sehen.“, Harrys Stimme war gefährlich leise geworden, während er seinen Feind von oben bis unten musterte, den Zauberstab seine Worte untermalend erhoben. Der Blonde grinste wieder nur. „Das macht es nur noch reizvoller.“ Harry umkreiste den ehemaligen Slytherin wie ein schwarzer Panther sein Opfer vor dem Absprung. Diesmal war es Ron, der den Schwarzhaarigen zurückhielt. „Ich möchte es alleine mit ihm aufnehmen, Harry.“, seine Stimme bat beinahe, auch wenn er das niemals zugegeben hätte. Harry blickte ihm tief in die Augen, nun vermochte er die Entschlossenheit einzuordnen. „Na gut, aber wenn ich es für zu gefährlich halte, werde ich eingreifen.“, stimmte er schließlich zu, da er keine Möglichkeit sah, Rons Dickschädel von dem Vorhaben abzubringen. Dieser erwiderte nichts, sondern konzentrierte sich nun vollkommen auf Draco. Während die ersten Flüche quer durch den Raum flogen, erkannte Ginny, woher die glatten Oberflächen der Steine und deren Unförmigkeit herrührten. Sie drückte sich tief in die Ecke, ihr Herz raste. Noch war nicht abzusehen, welcher der beiden Kontrahenten überlegen war. Es zischte gefährlich laut an ihrem Ohr und mit vor Angst geweiteten Augen entdeckte sie die letzten Funken eines von Dracos Flüchen fünf Zentimeter neben ihrem Kopf im Felsen. Plötzlich fühlten sich ihre Beine an wie Gummi, den ganzen Weg hierher hatte ihre reine Willenskraft sie aufrecht gehalten, aber nun rutschte sie langsam verängstigt und ausgelaugt an der Wand entlang zu Boden. Ihr Oberteil klebte vom Schweiß durchtränkt an ihrem Rücken und trotz der Hitze der Flüche fror sie. Gerade als sie über die unheimliche Kälte nachdachte, welche dieses Gebäude auf zweierlei Arten ausstrahlte, bereitete sich eine angenehme Wärme in ihrem eigenen Körper aus. Verwundert blickte sie auf, die beiden Kämpfer verweilten gerade taxierend in der anderen Ecke des langen Raums, nur aufeinander fixiert. Sie hob ihren Kopf noch ein Stück und blickte in besorgte hellgrüne Augen. „Besser so?“, seine Stimme klang nicht minder besorgt, während seine Augen sie weiterhin musterten und dem lauten Kampf keinerlei Beachtung schenkten. Sie nickte noch immer leicht vom Schock befallen. „Kannst du aufstehen?“, fragte er tonlos und bot ihr seine Hände an, sie wirkten seltsam heiß. „Hab keine Angst, ich habe einen Schutzzauber um uns beiden gelegt, wenn ich gleich in den Kampf eingreifen werde, wird er weiterhin bei dir bleiben, auch wenn du keinen Zauberstab hast, um ihn selbst aufrecht zu halten.“, erklärte er ihr ruhig, bevor er sie in seine Arme zog. Während er spürte, wie ihr Zittern langsam nachließ, verfolgte er mit allen weiteren Sinnen den Kampf. Er durfte nicht mehr viel länger warten, beide Seiten beschmissen sich mit mehr als tödlichen Flüchen. Spätestens jetzt ließ es sich nicht länger bestreiten, Draco Malfoy hatte nichts mehr zu verlieren. Er setzte alles ein in diesem Kampf, das umfasste scheinbar gedankenlos auch sein eigenes Leben. Bisher hatte er Ron kaum verletzt, doch dieser würde in letzter Zeit wohl kaum trainiert haben, wohingegen die Luft in diesem Raum erzählte, was Draco in den letzten Monaten gemacht hatte, wenn er nicht gerade im Wald seines Anwesens herum gestreunt war. Vorsichtig schob er die Rothaarige von sich weg und lächelte ihr ganz leicht zu. Als er sicher gehen konnte, dass sie nicht im nächsten Augenblick in Ohnmacht fallen würde, wandte er sich von ihr ab und wartete den perfekten Moment ab, um einzugreifen. Als Ron plötzlich von einem Fluch erfasst und quer durch den Raum flog, befürchtete Harry schon, er habe Rons Stolz wegen zu lange gewartet. Der Rothaarige knallte mit hoher Geschwindigkeit gegen die harte Steinwand, ein Knirschen erfüllte die angespannte Luft, als Ron an der Wand hinunter rutschte und bewegungslos liegen blieb. Reflexartig schoss Harry auch einen Schutzzauber auf Ron ab, gerade rechtzeitig, denn Draco hatte bereits ein „Imperio“ hinterher geschickt. Der verbotene Fluch vermochte die Schutzmauer nicht zu durchbrechen und prallte an eine Wand ab. Dracos Augen verengten sich, als er sich zu Harry umdrehte. „Wag es nicht.“, Harrys Stimme bebte vor Zorn, „wag es nicht meinen eigenen Freund mit dem Imperius-Fluch gegen mich aufzubringen.“ Er schrie die letzten Worte heraus und ein heftiger Wind durchströmte den Raum. Ginny lehnte sich an die kalte Wand hinter ihr, sie wagte noch nicht zu Ron hinüber zu laufen, aus Angst der Sturm möge sie von den Beinen reißen. Niemals zuvor hatte sie Harry so gesehen, sie glaubte, der Raum erzitterte von seiner Wut und seiner Kraft. „Schrei nur weiter, das lässt deine Kraft auch nicht ansteigen; du wirst trotzdem gegen mich verlieren.“, Dracos Stimme triefte vor Selbstvertrauen, oder war er nur einfach blind für die Realität. Der Sturm hatte Harrys Haare in alle Richtungen abstehen lassen, doch schließlich verschwand er so spurlos wie er gekommen war. „Denk nicht, dass ich dir deinen Wunsch auf einen spannenden Kampf erfülle.“, er schoss ohne Atempause „Sectumpra“ auf den verblüfften Draco ab. Dieser sprang zwar noch zur Seite, doch sein Arm wurde dennoch getroffen. Der Stoff zerriss und Blut spritzte. Dracos helle Augen verdunkelten sich, sein Zauberstab lag zersplittert auf dem Boden, denn der Fluch hatte seine Zauberstabhand getroffen. Wütend griff er nach Ginnys Zauberstab, den er sicherheitshalber vorher an seinem Gürtel befestigt hatte. Der Raum erbebte, während Dracos seinen Arm kurz inspizierte und ihn schlaff am Körper runter hängen ließ. Funken, die aus Harrys Zauberstab kamen, umgaben ihn wie eine leuchtende Aura. Für einen Augenblick starrte der Blonde ihn verwundert an, dann verbarg er seine Gefühle hinter dem Hass und lachte. „Dein Schlammblut und all die anderen Muggel fänden die Nummer sicher umwerfend, ich kann über so einen Scheiß nur lachen.“, sein schreckliches Lachen ertönte. Doch Harry reagierte nicht, sein Blick war nach innen gerichtet. Der Blonde rannte auf ihn zu und schoss einen ähnlich schwer verletzenden Fluch auf Harry ab. Der Fluch prallte gegen die Wand aus glühendem Licht und schien von ihr aufgesogen zu werden. Der Hauch eines Lächelns umgab Harrys Gesicht. Draco versuchte es erneut, diesmal mit einem glühenden Feuerball, doch auch dieser konnte Harry nichts anhaben. „Was soll das werden?“, fauchte Draco ungeduldig, „bist du so feige, dass du dich hinter einem jämmerlichen Schutzzauber versteckst. Stärker wirst du so auch nicht.“ „Du glaubst nicht, dass ich meine Kraft bündeln kann?! Sieh zu und lerne etwas über wahre Magie.“, Harrys Stimme klang wieder ruhig. Verzweifelt schrie Draco „Avada Kedavra“, den schlimmsten aller Flüche. Die grünen Funken schossen aus Dracos Waffe und verfehlten ihr Ziel nicht. Sie schienen an Harrys Aura zu nagen, sie suchten ein Durchkommen, verteilten sich und es knisterte bedrohlich. Ginnys Augen weiteten sich verängstigt. Harry hatte diesen Fluch bereits einmal überlebt, wie die ganze Zauberwelt wusste, doch diesmal hatte sich niemand für ihn geopfert. War sein Schutzzauber stark genug die hungrigen Funken abzuwehren? Und was würde geschehen, wenn sie sich ein neues Ziel suchen wollten? Sie wagte nicht darüber weiter nachzudenken, konnte ihren Blick aber auch nicht von dem Geschehen nehmen. Am Ende verschwanden die Zeichen des Todesfluchs einfach, verpufften ohne jegliches Geräusch. Wie ein Wilder stürzte sich Draco darum blind vor Hass und Verzweiflung, dass selbst dieser Fluch nichts hatte ausrichten können, mit bloßen Körper auf seinen Feind. Er riss die Augen verwundert auf, als er ohne Schwierigkeiten oder Hindernisse durch die Funkenwand lief und gegen Harry knallte. Der Schwarzhaarige wirkte mindestens genauso perplex wie sein Angreifer auf Grund dieser unerwarteten Berührung und beide flogen gemeinsam zu Boden. Ginny sog hörbar die Luft ein, als sie die beiden jungen Männer in scheinbarer Umarmung fallen sah. Sie hatte die Zeit Harrys Ruhe genutzt um zu ihrem Bruder zu gelangen und seinen Gesundheitszustand zu klären. Erleichterung durchströmte sie, da sie sein Herz ruhig, aber gleichmäßig unter ihren Fingern schlagen spürte. Doch er war immer noch bewusstlos. Sie hatte nicht verstanden, was Harry mit dem Lichtschein vorgehabt hatte, aber es hatte beeindruckend ausgesehen. Bis Draco plötzlich den Schutz mit bloßem Körper durchbrochen hatte. Harry fluchte Draco wörtlich von sich hinunter, nachdem sie eine Sekunde lang aufeinander auf dem Boden verbracht hatten. Der Blonde flog, wie Ron zuvor, quer durch den Raum, doch er konnte sich abfangen, bevor er schmerzhaft gegen die Wand hatte prallen können. Ohne Pause feuerte er eine ganze Reihe von Flüche auf Harry ab, alle schwarzmagischer Natur. Doch der Schwarzhaarige parierte sie, als wenn es sich dabei um ein Kinderspiel handeln würde. Bald wurde es ihm zu langweilig, mit einer einzigen Bewegung seiner Hand ließ er die Flüche, teils mitten in der Luft, verschwinden und feuerte seinerseits einen Wasserstrudel auf Draco ab. Nachdem „Protego“ keine Wirkung zeigte, versuchte Draco mit „Reductio“ zuvor aus einer Wand befreite Gegenstände dem Strudel als Fraß einzuwerfen. Die Gegenstände verschwanden auch ausnahmslos im undurchsichtigen Wasser, soweit gelang der Plan, doch dadurch ließ sich der Strudel nicht aufhalten, unaufhaltsam bewegte sich der Strudel auf Draco zu. Schließlich versuchte der Blondschopf mit aufgerissen Augen dem Wasserfluch auszuweichen, aber dadurch wurde der Strudel nur schneller und änderte seine Richtung, immer nur an Draco interessiert. Draco versuchte noch mit einem Schneidezauber die Wassermengen zu trennen, doch der Fluch fuhr ohne irgendeine Wirkung durch das Wasser. Mit einem Schrei verschwand Draco schließlich im Wasser. Nach einer Sekunde wusste er bereits nicht mehr, wo oben und wo unten war. Er knallte gegen die Gegenstände, welche er in den Strudel geschmissen hatte, Ginnys Zauberstab glitt ihm aus der nassen Hand und jegliche Orientierung ging ihm abhanden. Kurz darauf verlor er im Strudel des Lichts und Wassers das Bewusstsein. „Kann mir einer von euch seinen Vero-Trank geben, meinen hat Draco mit seinem Gewicht zerdrückt.“, bat Harry und hob zur Erklärung seinen Mantel, so dass der kleine nasse Fleck sichtbar wurde. „Meiner ist zerstört worden, als dieses hinterhältige..., als ich mir die Rippen gebrochen hab.“, Ron befand sich halb liegend, halb sitzend in einem der Sessel im Salon. Ginny zog vorsichtig eine kleine Phiole unter ihrem Umhang hervor und reichte sie Harry so vorsichtig, als wäre ihr Inhalt ätzend. „Ein Glück, dass Malfoy deine nicht auch noch zerstört hat.“, lächelte Harry sie an und entkorkte das kleine Fläschchen. Ein fruchtiges Aroma erfüllte die abgestandene. Leicht muffige Luft. Der Schwarzhaarige fuhr langsam mit der offenen Phiole unter der Nase des noch nicht wieder erwachten Blondschopfs her. Die Nase kräuselte sich auf Grund des seltsam erfrischenden Duftes und schnupperte. Ganz langsam öffnete Draco die Augen, sein Blick noch unfokussiert. Diesen Augenblick nutzte Harry, Draco die Flasche an den Mund zusetzen und ihm den gesamten Inhalt einzuflößen. Überrumpelt und noch benebelt schluckte der ehemalige Slytherin, wenn auch hustend, den kompletten Trank bis auf den letzten Tropfen hinunter. „Bleib da sitzen und dir wird nichts weiter geschehen.“, ermahnte Harry Malfoy danach und trat einen Schritt zurück, seinen Zauberstab auf Draco gerichtet, der ohnehin keine Waffe mehr besaß - sein Zauberstab war im Kampf völlig unbrauchbar hergerichtet worden und Ginny besaß ihren mittlerweile unbeschädigt wieder. Draco blinzelte, gab jedoch keinen Ton von sich, während er sie anstarrte. Ginny setzte sich auf die Lehne neben ihren verletzten Bruder und beobachtete diesen immer wieder aus dem Augenwinkel, während sie Harrys Verhör folgte. Doch bevor dieser damit überhaupt beginnen konnte, ertönte hinter ihnen eine Stimme: „Wie ich sehe, komme ich gerade rechtzeitig.“ Alle fuhren erschrocken auf, selbst Malfoy. „Was machen Sie hier??“, stammelte er entgeistert. „Ich wurde eingeladen, mein Freund im Ministerium schien gar nicht nach mir geschickt zu haben.“, erklärte der Neuankömmling ruhig, wobei er Draco stur in die vernebelten Augen blickte. Draco starrte zu Boden. „Was habt ihr mit ihm gemacht?“, verlangte der Neuankömmling zu wissen und ließ sich auf einem weiteren freien Sessel nieder. „Ich befürchte, der Kampf hat sich nicht vermeiden lassen.“, begann Harry Schuld bewusst. „Es war alles...“, fuhr Ron ächzend fort, doch sein Freund unterbrach ihn sofort wieder: „Malfoys Schuld. Ich habe versucht einen Kampf zu verhindern, doch als er Ginny als Geisel nahm, sah ich keinen anderen Weg, als auf seine Erpressung einzugehen, Albus.“, erklärte Harry gelassen, „er schien wie besessen von dem Wunsch gegen mich zu kämpfen, als wäre es der letzte Grund zu leben.“ Dumbledore nickte mit einem Blick zu Malfoy. „Lass uns mit dem Verhör beginnen, dafür sind wir schließlich hier.“, schlug er nach einiger Zeit des Schweigens vor. Harry nickte. „Draco Malfoy, du wirst angeklagt Ginny Weasley erpresst, ihr seelische Qualen zu gefügt zu haben und dich ihr körperlich gegen ihren Willen angenähert zu haben. Zu dem wird dir vorgeworfen, den Vertrag mit Hogwarts bezüglich der Nutzung deines Grundstücks und deinem Verhalten gegenüber Schülern und Lehrern von Hogwarts verletzt zu haben.“ „Kehrt zum Camp zurück, Harry.“, sagte Dumbledore, nachdem das Verhör abgeschlossen war, und erhob sich müde, „ich kümmere mich um Malfoy und übergebe ihn persönlich dem Ministerium.“ Harry nickte erleichtert, er hatte sich schon besorgt gefragt, wie er die Weasley Geschwister sicher zurück zum Camp bekommen sollte, ohne Draco entkommen zu lassen. „Danke, Albus. Könntest du mir vielleicht noch einen Gefallen tun?“ „Ja, worum geht es denn?“ „Kannst du bitte Madam Pomfrey noch einmal zum Camp schicken, damit sie sich Rons Wunden ansieht und heilt.“ „Ich brauche keine Hilfe.“, meckerte Ron, obwohl Harry nur geflüstert hatte, hatte er das durchaus mitbekommen. Albus nickte verstehend, woraufhin Harry dankbar lächelte. „Gut, dann kannst du sicher auch alleine auf deinen Beinen zurück zum Camp gehen.“, forderte er den Rothaarigen auf. Dieser verzog das Gesicht, als er sich mit Ginnys Hilfe auf die Füße quälte, gab aber keinen Schmerzlaut von sich. Ginny warf Harry einen leicht vorwurfsvollen Blick zu, sagte aber ebenfalls nichts. Sie verabschiedeten sich alle drei und verließen das finstere Gebäude durch den Hauptausgang. „Ich hoffe, ich muss nie mehr hier her zurückkehren.“, sagte Ginny und zitterte. Harry belegte sie erneut mit einem Wärmezauber, doch das Zittern hörte nicht mehr auf. Während Ron sich langsam voran bewegte, sichtlich unter Schmerzen, hielt Harry dessen Schwester an. Sie war kreidebleich geworden, was vor allem im silbernen Mondlicht auffiel. „Wie fühlst du dich, Ginny?“, fragte er besorgt und fesselte ihren Blick mit seinen Augen. „Es geht schon.“, versicherte sie ihm mit schwacher Stimme, „lass uns besser auf Ron aufpassen.“ In dem Augenblick versagten ihr die Knie erneut. Gegenwärtig fing Harry sie auf und hob sie mühelos hoch. „Bitte, Harry, lass mich wieder runter.“, bat die errötete Schülerin. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Du bist total erschöpft, das ist nur verständlich.“ Mit großen Schritten setzte Harry sich in Bewegung und hatte nach kurzer Zeit Ron eingeholt. „Was hat Ginny?“, fragte dieser entsetzt, als er die beiden erblickte. „Mir geht es gut, Harry übertreibt nur.“, versuchte Ginny schon weniger rebellierend sich zu wehren. „Sie ist nur erschöpft.“, beruhigte Harry ihn. Die nächsten Minuten gingen sie schweigend weiter, überquerten den Bach und atmeten erleichtert auf, als sich die Atmosphäre im Wald endlich änderte. Bald erfüllte Ginnys gleichmäßiges Atmen die Luft. Harry lächelte auf sie hinab, ihr Kopf lehnte an seiner Brust, sie sah friedlich, aber auch zerbrechlich aus. Endlich konnte all der Stress, die Angst, vielleicht auf der Hass von ihr abfallen. 'Schlaf, denn nur im Traum kannst du dich richtig erholen.' „Danke.“, durchbrach Ron schließlich die Dunkelheit und hielt an einen Baum angelehnt an, um Kraft zu sammeln. „Geht es?“, fragte der Schwarzhaarige und betrachtete den Blut getränkten Stoff seines Pullovers, doch frisches Blut schien nicht durch zu sickern, demnach war die Wunde nicht wieder aufgerissen. „Ja, Mann. Ich schaff das schon.“, erklärte er stur. „Ich könnte dich auch vor mir her schweben lassen, das weißt du.“, schlug Harry vorsichtig vor. Ron warf ihm strafende Blicke zu. „Hermine würde mich für einen Schwächling halten.“ „Wir könnten am Waldrand der Lichtung den Zauber aufheben?!“ „Nein, ich möchte es noch weiter versuchen.“ Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung. „Jetzt hast du mich aus dem Konzept gebracht...“, grummelte der Rotschopf. Harry grinste in die Dunkelheit hinein. „Ich glaub, ich muss mich bei dir entschuldigen, Harry.“, sagte Ron wenige Augenblick später ernstlich betrübt und blickte Harry unsicher an, „ich habe dir mit meinen Anschuldigungen unrecht getan. Es tut mir Leid. Du würdest nicht wegen dem Ruhm einen Kampf ausüben...“, er brach ab, den Boden nach möglichen Stolpersteinen absuchend. „Schon gut, Ron.“, Harry lächelte. Wie gut es tat, mit Ron wieder normal reden zu können. Den Rest des Weges über erzählte Harry Ron vom Camp und fragte ihn über seine Arbeit aus, zum einen um ihn von seinen Schmerzen abzulenken und zum anderen weil es ihn interessierte. Es musste gut zwei Stunden gedauert haben, bis sie das Camp erreichten, doch beiden war es nicht so vorgekommen und Ginny hatte schlafend sowieso nichts davon mitbekommen. Hermine kam ihnen entgegen gerannt, als sie die drei im Leuchten des Sees aus dem Wald kommen sah und ihre Stimmen wahrnahm. Ihre Pupillen waren schwarz und groß, genau wie die Ringe unter ihren Augen, doch sie schien erleichtert sie wieder zu sehen. „Wo ward ihr nur so lange?“, fragte sie völlig fertig und leicht anklagend, bevor ihr Blick auf Ginny fiel, „was hat sie? Hat dieser...“ „Keine Angst, Hermine.“, Harry lächelte sie erschöpft an, „sie schläft sich endlich einmal gesund. Ich bringe sie eben wieder ins Sanitätszelt.“ Die Brünette lächelte erleichtert: „Habt ihr sein Geständnis also bekommen?“ Dann fiel ihr Augenmerk auf den Zustand von Rons Kleidung und nur mit Not behielt sie ihre Stimme unter Kontrolle: „Oh mein Gott, Ron, was hat er mit dir gemacht?“, hörte Harry nur ihre Versuche ihre Stimme leise zu halten, um die Schüler nicht aufzuwecken. Vorsichtig legte Harry Ginny auf die Matratze und deckte sie sanft zu. Ihre Gedanken waren ganz offensichtlich ganz woanders und Harry gönnte ihr die Ruhe, er selbst würde noch nicht so bald Schlaf finden. Zaghaft drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn, die zum Glück nicht vor Fieber glühte, dann verließ er lautlos das Zelt. Bevor er zu Hermine und Ron zurückkehrte, welcher gerade das Geschehen wiedergab, erneuerte er noch einmal den Schallschutz um das Sanizelt. Niemand sollte sie morgen wecken. Gleichzeitig mit ihm stießen Dumbledore und Madam Pomfrey zu Ron und Hermine. „In welchem Zelt kann ich ihre Verletzungen denn behandeln, Mister Weasley?“, fragte die Heilerin auch gleich nach der Begrüßung. „Nehmen Sie meins, Madam Pomfrey, denn Ginny Weasley schläft bereits im Sanitätszelt.“, bot Harry an. „Dann wollen wir sie auch nicht aus ihrem wohlverdienten Schlaf reißen.“, stimmte sie zu und wandte sich an ihren Patienten, „kommen sie mit Mister Weasley, ihre Rippen sehen gar nicht gut aus.“ Ron, der einsah, dass es keine Möglichkeit gab auszuweichen und dessen Rücken zudem immer noch schmerzte, humpelte langsam hinter Madam Pomfrey her. „Und wo können wir am besten ungestört reden?“, fragte Dumbledore und blickte sich suchend um. „Mein Zelt stände noch zur Verfügung, aber ich würde vorschlagen, dass wir hinunter zum See gehen. Die Schülerzelte sind weit genug entfernt und es ist dort heller als hier.“, sagte Hermine gähnend, „kommt aber kurz mit zum Feuer, ich habe noch etwas Tee für euch.“Der Älteste nickte lächelnd und schritt voran. „Bietet er nicht einen wundervollen Anblick?“, fragte Dumbledore, den kräftigenden Tee in der Hand. Der ausströmende Duft beruhigte und die Wärme durchströmte Harrys angespannten Körper. Hermine nickte, ihre Augen lagen auch auf dem glatten See. „Ich habe einen Ministeriumsbeauftragten aus dem Bett geholt.“, erzählte Albus schließlich, „es war nicht ganz einfach ihn wach zu bekommen, doch ich habe so meine Mittel.“, er zwinkerte den beiden kurz zu, bevor er fortfuhr, „Schwarzmagier sind sein Spezialgebiet, sodass Malfoys Festnahme sein in letzter Zeit tristes Leben etwas aufpoliert. Ich denke, ich konnte ihm Malfoy ohne Bedenken anvertrauen. Ich vertraue ihm, ganz davon abgesehen, dass sein reines Interesse an diesem Fall uns die Sicherheit gibt, dass er den Gefangenen sicher nicht entkommen lässt. Er wird Malfoy diese Nacht in seinem Haus einschließen und schon morgen früh persönlich ins Ministerium bringen.“, berichtete er, während sie ein paar Schritte am Ufer entlang liefen. „Ihr müsst davon ausgehen, dass ihr eine Ladung vors Gericht bekommen werdet, eure Zeugenaussagen sind ausschlaggebend.“, erklärte er und blickte die beiden aus seinen hellblauen Augen an. „Damit habe ich schon gerechnet.“, gab Harry zu, „meinst du, Ginny wird auch eine erhalten?“ „Ich denke ja. Haltet ihr das für bedenklich?“ „Nein, ich glaube nicht.“, meinte Harry schmunzelnd, „sie will ihn sicher in Askaban wissen, um mit all dem abschließen zu können“ „Das kann ich ihr nur wünschen.“, schloss Hermine sich an, ihre Gesichtsausdruck sprach von Trauer und Sorge, es erwärmte Harrys Herz. Wohingegen Dumbledores Falten sich bei dem Anblick der beiden jungen Professoren etwas glätteten. Ihr Verhalten gegenüber einander hatte sich stark verändert, er beschloss seine Strichliste sei bereit für die Flammen, Hermine lag so oder so um Meilen vor Harry, er konnte sie gar nicht mehr einholen und irgendwie vermutete Dumbledore, dass er das auch nicht beabsichtigte. „Gut, dann wäre das vorläufig geklärt.“, Dumbledore streckte sich und schob die Gedanken bei Seit, „eine lange Nacht. Ich befürchte wirklich, ich werde alt. Dein Tee hat wirklich gut getan, Hermine.“, er lächelte sie dankbar an, „habt ihr noch Fragen, sonst würde ich nach Madam Pomfrey schauen und mich verabschieden, meine Schlafmütze wartet bereits seit viel zu langer Zeit?!“ „Eine noch, Albus.“, warf Harry zögerlich ein, obwohl Hermine schon den Kopf geschüttelt hatte. „Du hast mir noch nicht auf meine Frage geantwortet, was es mit diesem wundersamen Leuchten des Sees bei Nacht auf sich hat?“ Fortsetzung folgt Kapitel 15: Kleine Glücksmomente -------------------------------- 15. Kleine Glücksmomente Albus lächelte, während seine Augen über den See schweiften. Das silberne Licht ließ seine Brille undurchsichtig erscheinen. Die klaren blauen Augen, die leicht darüber her blickten, wirkten so magisch, als wenn Gedankenfäden im klaren Wasser schwimmen würden, dachte Harry. „Ihr wisst doch, dass der See Seafire heißt – daher auch der Name dieses Schulprojekts: Camp Seafire.“, begann er langsam zu berichten, die beiden nickten, „nun ehrlich gesagt kann ich euch nicht die Erklärung geben, dir du dir erhofft hattest. Denn bei diesem Ort handelt es sich tatsächlich um einen magischen Ort, ein Wunder würden es die Muggel wohl nennen, “ fügte er an Hermine gewandt zwinkernd hinzu. Seine Fingerknochen knackten leicht, als er seine Gelenke streckte und auf den Grund des Sees deutete. „Tatsächlich brennt ein Feuer in den Tiefen dieses Sees. Soweit ich weiß, kann man es auf eine gewisse Art und Weise mit dem Magischen Feuer vergleichen. Nur dass dieses immer nur um eine bestimmte Zeit im Jahr hell aufflackert, angeregt durch den Mondschein, weswegen es lediglich nachts bei Mondlicht den silbernen Glanz verstärkt.“, nun deutete der Schulleiter hoch zum Mond, der formvollendet über ihnen wachte. „Läge dieser wunderbare Ort nicht auf Malfoys Grundstück und hätte er es dem Ministerium nicht strengstens untersagt, würden jedes Jahr unzählige Touristen in diesen Tagen diesen magischen Ort besuchen.“, fuhr er fort, bevor sein Blick sich fokussierte und seine beiden jüngsten Kollegen visierte, „ich muss mich wieder einmal bei dir entschuldigen, Harry, und bei dir auch, Hermine.“ Verwundert blickten die zwei sich an, Hermine zog minimal ihre rechte Augenbraue hoch. Keiner von beiden konnte sich vorstellen, wofür Dumbledore sich entschuldigen wollte. Schweigend folgten sie ihm zurück zum Zeltplatz. Doch eines war ihnen beiden bewusst, es würde keine Entschuldigung für seine Bemühungen geben sie wieder zusammenzubringen, in welcher Art und Weise auch immer. „Ich hatte gehofft, mit allen Fasern geglaubt, dass Draco Malfoy nicht nach seinem Vater schlägt, dass er tatsächlich eingesehen hat, dass ein Leben in Frieden das schönste ist.“, er seufzte leicht, „schon wieder ein Fehler eines alten Mannes. Ich befürchte mein Vertrauen in die Menschen nimmt nicht ab. Vielleicht möchte ich auch einfach nicht glauben, dass es neben Voldemort noch viele durchweg dunkle Magier gibt.“, gab er leise von sich. Hermine, die weiterhin neben Harry kurz hinter Dumbledore herging, warf ihm einen fragenden Blick zu. Sein Körper durchfuhr eine Wärmewelle, obwohl in ihrem Blick kein Anzeichen von Liebe lag, nein das nicht, doch stattdessen erfreute er sich an der Tatsache, dass es wieder funktionierte. Sie konnten es immer noch – ohne Worte kommunizieren. Denn Hermines Blick hatte ganz eindeutig gefragt, ob diese Worte an sie gerichtet waren oder eher nur Albus Gedanken. Als Antwort wiegte er leicht den Kopf hin und her, möglichst bemüht ein allzu großes Lächeln zu unterdrücken. „Es tut Hogwarts gut endlich junge Professoren in seinen Reihen zu haben. Ich hoffe, ihr musstet nicht zu sehr unter meinem Fehler leiden. Hätte ich nicht diesen Ort auf Grund seiner einzigartigen Schönheit für das Camp ausgesucht, wäre euch und vor allem Ginny Weasley viel Leid erspart geblieben.“, beendete Dumbledore seine Entschuldigung und blickte die beiden reuevoll an, „könnt ihr einem alten Mann noch einmal vergeben?“ Harry nickte lächelnd, auch wenn er nicht akzeptieren wollte, dass Dumbledore ein alter Mann wurde. „Das können wir und ich denke nicht, dass Ginny dir Vorwürfe macht.“ Dumbledore nickte dankend. Schließlich trafen sie Madam Pomfrey am Lagerfeuer, wo sie bereits auf Albus wartete. Dieser warf ihr einen fragenden Blick zu, woraufhin sie sofort aufstand und Bericht erstattete: „Mister Weasley hat einige gebrochene Rippen und mehrere Prellungen erlitten. Eine der Rippen hat seine Niere leicht angegriffen, ich habe ihm die Knochen eingerichtet und ihm einen Trank zum schnell zusammenwachsen der Rippen gegeben. Des Weiteren habe ich ihm einen Trank zum Heilen seiner Niere eingeflößt und ihm eine Salbe hier gelassen, gegen die Prellungen.“ „Dann können wir nun nach Hogwarts zurückkehren.“, entschied Dumbledore in ihre Heilkünste vertrauend und gähnte. Als die beiden disappariert waren, standen Hermine und Harry immer noch am Lagerfeuer. „Ich bin froh, dass nun endlich alles vorbei ist.“, sagte Hermine erleichtert. Harry nickte. „Ich auch.“ „Ich hatte Angst, dass Ron und du euch schon an den Hals springt, bevor ihr Malfoy Manor überhaupt erreicht habt.“ gestand sie leise und starrte in die Flammen. „Es hätte nicht viel gefehlt. Aber seine Wut auf Malfoy war für den Augenblick größer als die auf mich.“, er grinste dümmlich, was er sofort änderte, als er es bemerkte, und ließ sich auf einem Baumstamm nieder. „Aber ihr habt euch wieder vertragen?“, harkte sie neugierig nach, diesen Teil hatte Ron ihr nicht so ausführlich geschildert. „Ron war stur,… hm, ich vielleicht auch. Aber ich konnte ihn doch nicht von Malfoy umbringen lassen.“, Harry brach seine dürftige Erklärung ab. Hermine nickte. „Er hat sich bei mir für die Vorwürfe entschuldigt.“ „Wie wird es jetzt weitergehen?“ Der Schwarzhaarige blickte sie an und sie erwiderte den Blick. „Ich weiß es nicht.“, gab er zu. „Meinst du, es wird wir früher zwischen dir und ...?“, fragte sie schüchtern. „Das glaube ich nicht, dafür ist zu viel zwischen der Person und mir passiert.“ „Würdest du es dir wünschen?“ Sie sah ihn unter langen Wimpern heraus an. „Ich glaube nicht, dass es noch einmal so werden kann. Doch ich fände es schön, wenn es so ähnlich würde.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das wirre Haar. „Siehst du Hoffnung?“ „Das hängt alles von der Tiefe der Abneigung der anderen Person ab.“ „Und wenn die Abneigung verschwunden ist?“ „Wäre das schön, aber ich weiß nicht, ob man mir verzeihen kann.“, gab Harry zu. Hermine senke den Blick. „Ich glaube, ich gehe nun zu Bett.“, durchbrach Harry schließlich einsichtig die eingekehrte Stille, dieses Gespräch würde jetzt nicht weitergeführt werden. Die Brünette blickte auf und wirkte wie aus einer Trance geholt. „Wo wirst du denn schlafen?“, fragte sie irritiert. Etwas überrumpelt wandte Harry sich vom Feuer ab und ließ seinen Blick über die Reihen von Zelten wandern, die sich vor ihm dunkel und von ruhigen Atemgeräuschen erfüllt auftaten. Sein eigenes Zelt hatte er vor wenigen Minuten Ron überlassen. War ihre heute aufgebaute Annäherung der Freundschaft schon genug um eine Nacht auf so engem Raum zu dulden? Andererseits würde Madam Pomfrey ihn ewig schelten, wenn er ihrem Patienten keine ruhige Nacht ließ. Harry dachte schmerzhaft an seinen Knochenwuchs im Arm zurück, Rons Schmerzen würden kaum harmloser sein, besser er reizte ihn nicht. Das Problem bestand darin, dass niemand auf die Idee gekommen war, ein weiteres Zelt mitzunehmen. Gäste wie Ron waren nicht eingeplant gewesen, durch Streit getrennte Schüler sollten lernen miteinander auszukommen, lernen, dass sie aufeinander angewiesen sind in der freien Natur. Nun im einzigen anderem Zelt, dem Sanitätszelt lag Ginny. Doch dies schien der erste Ort zu sein, wo er willkommen war und sich keinen Ärger einhandeln würde. Den Gedanken an Hermines Zelt verschob er in die letzte Ecke seines Kopfs. Aber konnte er Hermine sagen, dass er in Ginnys Zelt zu übernachten gedachte? Die Brünette beobachtete, wie seine Augen über die Zelte wanderten, ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht. Das Feuer schien ihn neu zu malen, intensiver, sein Haar wirkte extrem schwarz, wohingegen seine Haut von weis angefangen bis rot leuchtete. Der Gedanke, dass in ihrem Zelt als einziges Platz sein würde, erfüllte ihren Kopf, ihr ganzes Denken konzentrierte sich darauf. Erinnerungen kämpften gegen Ängste, Träume rangen mit der Realität. Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg. Auch wenn es vermutlich vollkommen ungefährlich sein würde, sie konnte ihn nicht zum Schlafen in ihr Zelt bitten. Wenn er im gleichen Zelt liegen würde, bekäme sie die ganze Nacht kein Auge zu, nicht aus Angst, aber seine Nähe war ihr noch zu fremd, falls das überhaupt möglich war. „Mach dir keine Sorgen, ich finde schon ein ruhiges Plätzchen.“, lächelte Harry sie aus kleinen Augen müde an. „Es wird ganz schön kalt in diesen Nächten.“, wandte sie zögernd ein, als ihr der Gedanke kam, er wollte unter freiem Himmel schlafen. „Ich habe lange genug in der Wildnis gewohnt, ich kenne mich aus und werde nicht erfrieren. Wir sehen uns morgen, schlaf gut.“, gähnend drehte er sich um und verschwand zwischen den Zelten. Hermine streckte sich und versuchte ihre Glieder am Feuer zu wärmen. Am besten machte sie sich ein Wärmekissen und kuschelte sich tief in ihren Schlafsack. Nein, er konnte ihr das nicht sagen. Er wusste nicht, was schlimmer sein würde, ihren Wutausbruch, dass er ein Verfahren am Hals haben würde, wenn jemand mitbekommt, dass der Aufsicht führende Professor im Zelt einer Schülerin übernachtet hat, oder den Ausdruck ihrer Augen, wenn sie verzweifelt versuchte, keine Gefühle zu zeigen, und er sich nie sicher war, was sie vor ihm verbergen wollte. Es gab überall Eltern, die aus so einer Information eine Tsunamiwelle auf ihn hetzen würden, auch wenn Ginnys Mutter seine Tugend mit dem Besen verteidigen würde. Bei dem Gedanken musste er schmunzeln. Nachdem Harry sich sicher war, dass Hermine in ihrem Zelt verschwunden war, schlug er die Richtung des Sanitätszelts ein und krabbelte lautlos hinein. Ein Schlafsack stand ihm nicht zur Verfügung, in dem schlief schließlich Ron, doch im Sanitätszelt waren weitere Decken, in die er sich nun fröstelnd kuschelte. Aber er hatte gegenüber Hermine die Wahrheit gesagt, er war abgehärtet, und demnach schlief er schnell ein. Hermine musterte Ron, der gerade aus Harrys Zelt stieg, und verschlafen zu ihr herüber wankte. Unter seinen Augen waren tiefe schwarze Ringe und seine Hautfarbe war käsig. Irgendwie tat er ihr leid, auch nachdem was Harry über Rons Verhalten im Kampf erzählt hatte. Er hatte sich selbst überschätzt, aber wer würde das nicht tun, wenn es um die Ehre seiner kleinen Schwester ging. Hermine wusste, dass keiner von Ginnys anderen Brüdern anders gehandelt hätte, vielleicht bedächtiger, aber gekämpft hätten alle fünf. Harry, der schon auf den Beinen war, als Hermine aufstand, trug Holz herbei, damit die Schüler sich verschlafen wenigstens etwas wärmen konnten. Im Gegenteil zu Ron wirkte er frisch und ausgeschlafen, pfeifend legte er das Holz ins Feuer und setzte sich schließlich zu ihnen. „Ich wollte für eure Gastfreundschaft danken.“, nuschelte Ron in seinen dampfenden Tee. Harry tat es wirsch mit der Hand ab und Hermine meinte lächelnd: „Das war doch selbstverständlich.“ Der Rotschopf sah sie unsicher an und zuckte schließlich mit den Schultern, unter Freunden ist sowas selbstverständlich. „Ich denke, ich werde euch gleich auch wieder verlassen.“, er wies mit dem Daumen Richtung Ginnys Zelt. „Wir werden für sie da sein.“, versicherte Harry ihm. „Ich weiß. Selbst unsere Mutter könnte nicht besser für sie sorgen, sie würde sie nur viel zu sehr verwöhnen.“, Ron zog eine Grimasse und ahmte Misses Weasley nach. Die anderen beiden grinsten. „Grüß sie lieb von uns.“, bat Hermine und warf Harry einen fragenden Blick zu, dieser nickte zustimmend. „Da wird sie sich freuen.“, meinte Ron lächelnd. „Was macht dein Arm?“, erkundigte Harry sich, bevor einer allzu große Pause eintreten konnte. „Die Nacht war hart, Mann, aber jetzt ist alles wieder dran und richtig geordnet, sodass ich beim Apparieren nichts zurücklassen werde.“, er zwinkerte Harry zu. „Das ist nicht witzig, Ron. Dumbledore hat uns gestern noch erzählt, dass ein Schüler im St.Mungo liegt, weil er seinen Po am Ausgangsort zurückgelassen hat.“, berichtete Hermine. „Seinen Po? Na, das muss ja heiß aussehen.“, lachte Ron und Harry grinste verstehend. Die Brünette schüttelte den Kopf. Erwachsen würde Ron wohl nie. Nach dem Frühstück verabschiedete Ginnys Bruder sich bei ihnen, bevor er im Ganzen disapparierte. Ginny kehrte zwei Tage später in den Unterricht zurück, nachdem Hermine extra für Ginnys schnellere Genesung etwas Zaubertrankunterricht erteilt hatte, indem sie ihren Schülern beigebracht hatte, wie man Stärkungstränke braute. Das beste Exemplar hatte Ginny getrunken, nachdem Hermine sich vergewissert hatte, dass es einwandfrei war. Hermine und Harry arbeiteten über die Tage hinweg oftmals gemeinsam an einem besonderen Konzept für die letzte Woche. Zum einen sollte es kurze Wiederholungen des Erlernten für die Schüler geben, zum anderen würde in einem Wettbewerb am letzten Tag von den Jugendlichen alles gefordert werden. Am Schluss würde es ein großes Grillfest mit heißem Punsch und Fleisch von selbst erlegtem Großwild geben. Hallo Remus, nun ist die letzte Woche des Camps schon fast vorbei und übermorgen kommt Dave wieder mit dem Bus und holt uns ab. Zu Beginn hätte ich nie gedacht, dass dieses Projekt mir irgendwas bringen würde, geschweige denn mir etwas bedeuten würde. Du weißt ja, dass Hermine und ich vorher kein Wort miteinander gewechselt haben, sie mich nicht einmal angesehen hat. Wie hätte ich da erwarten können, dass ich nach so langer Zeit mal wieder Spaß empfinden würde? Du kennst ihren Dickkopf ja, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat... Zugegeben am Anfang war es alles andere als spaßig, aber dafür trage ich mittlerweile die volle Verantwortung. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher was – vielleicht wusste ich es auch nie -, aber irgendwas hat sie umgestimmt. Nun weiß ich nicht, ob ich mich auf Hogwarts freuen soll. Vor dem Camp war es nicht mehr das Hogwarts, das ich kannte, es hat sich einfach nicht mehr so angefühlt. War es für dich auch so, als du damals Professor warst und meine Eltern, Sirius nicht bei dir waren? Jetzt weiß ich nicht, was ich erwarten soll, weder von Hogwarts, noch von mir oder gar von Hermine. Wenigstens über Ginny brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen, nach Hermines Zaubertrankunterricht und dem daraus resultierenden Stärkungstrank ist sie schon fast wieder in ihrer alten Verfassung. Und Schwierigkeiten hat es zwischen uns auch keine wirklichen gegeben. Wenn doch alles immer so einfach und schön sein könnte. Hatte ich dir geschrieben, dass Ron hier im Camp war? Unser Konflikt mit Malfoy lief nicht gerade harmonisch ab. Aber näheres am Familientag. Wenigstens die Konflikte haben wir bereinigt, wie Ron und ich in Zukunft zu einander stehen, ist schwer zu sagen. Es ist untypisch, dass ich mir so viele Gedanken mache. Vielleicht kann man sagen, das Camp hier am Seafire hat mich verändert. Ich grübele noch. Aber mit dem Ende des Camps rückt auch der nächste Familientag näher und ich freue mich schon dich wieder zu sehen und nicht ständig neue Federn jagen zu müssen. Ich hoffe, dir und Tonks geht es gut. Bis bald, dein Freund Harry Harry rollte das Pergament zusammen und versiegelte es. Hedwig räkelte sich neben ihm voller Vorfreude. „Du musst noch ein wenig warten, Hedwig, es kommt noch ein zweiter Brief.“ Damit griff er nach einem weiteren Pergament, tunkte die Feder in die Tinte und setzte an. Hallo Dave, nun ist es soweit, das Camp neigt sich dem Ende. Ich wollte dich bitten übermorgen gegen Zehn Uhr vormittags hier zu sein und uns abzuholen, bis dahin haben wir dann alles abgebaut und zusammengepackt – du weißt, mit der Hand dauert das alles etwas länger, als eins zwei Zauberstabschwänker. Früh aufstehen würde dir nicht schwer fallen, wenn du das Camp mitgemacht hättest. Ich soll dich von Hermine grüßen. Ich werde jetzt wieder zu ihr gehen, da wir noch die letzten Kleinigkeiten morgen für die Feier planen müssen. Bis Übermorgen, Harry Überall herrschte gute Laune, die Schüler feuerten sich gegenseitig an, wärmten sich auf. Einfach alle waren auf den Beinen. Bäume wurden erklommen, der See war zu keiner Zeit ruhig, in den Wellen brach sich die Sonne, die zur Feier des Tages die Wälder zum letzten Mal in buntes Licht tauchte. Doch so schnell der Winter auch kam, die Schüler würden bis dahin wieder hinter den sicheren, dicken Mauern von Hogwarts geschützt sein vor Kälte, Schnee und Sturm. Heute waren keine Gedanken daran zu spüren. Wärmezauber und vorgewärmte Badetücher ließen nicht einmal die Schüler frieren, die aus dem eiskalten Seewasser stiegen. „Wirf mir mal eben das Seil zu.“ „Ich brauch noch ein paar Beeren für den Trank.“ „Kannst du mal kurz hier halten, bitte?“ „Noch das Sicherungssystem und die Hütte steht.“ „Für eine Luftblase muss ich meinen Zauberstab so auf meinen Kopf zu bewegen, ja?“ „Soll ich dir noch kurz die Schultern massieren?“ „Soll ich dir auch was zu Trinken mitbringen?“ „Volle Punktzahl.“ „Sehr gut.“ „Du hast dich super entwickelt.“ „Ich möchte, dass sich jeder von euch in ein Tier verwandelt, das mit dem ersten Buchstabe eures Vornamens beginnt. Wenn Hermine und ich richtig raten und eure Verwandlung getroffen ist, gibt’s einen heißen Glühwein und ein frisches Brötchen vom Feuer.“, wies Harry eine Gruppe von acht Schülern an. Nach kurzem Überlegen verwandelten die ersten sich bereits. „Katharina“, lächelte Hermine eine kleine Katze an, die fröhlich miaute und sich als Beweis auch zurück verwandelte. „Eric ist ein Esel.“, stellte Harry kameradschaftlich fest. „Ein Phönix ist eine wirklich gute Idee, Philis.“, lobte Hermine die nächste. „Gut, Harris, ein Hund.“ „Ein Chamäleon, Claudia?“ „Franz ist der Frosch.“ „Gut, dass du kein echter Jaguar bist, Jasmin.“ „William, ich weiß nicht, ob es so schlau war, ein Tier zu wählen, das so klein ist, dass man es kaum sieht. Wüsste ich nicht, dass ihr zu acht gewesen seid, hätten wir dich nicht nur nicht sehen, sondern auch platt treten können.“, beugte sich der Schwarzhaarige runter. „Und deine Ähnlichkeit mit dem Wesen lässt sich bei so einem formlosen Wurm auch kaum feststellen.“, stimmte Hermine zu, „merk dir das für spätere Prüfungen und hol dir auch was Warmes.“ „In welches Tier hättest du dich verwandelt?“, richtete der Schwarzhaarige sich an Hermine und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während auch William sich schnell dem Feuer näherte. „Ich würde mich für einen Hornschwanz entscheiden.“, mit funkelnden Augen blickte sie ihn kurz an, bevor sie sich grinsend abwandte und zu den vorbereiteten Tränken ging. Dabei fühlte sie sich, als wenn sie wie auf Drachenflügeln, nur viel sanfter, über den Boden fliegen würde. Auf den Gedanken wäre Harry niemals gekommen, sie andererseits bis vor wenigen Sekunden auch nicht. Als sie bei den wartenden Schülern ankam, widmete sie sich mit voller Konzentration der nächsten Aufgabe. Ihre Versuchskaninchen, wie sie die gespannten Schüler heimlich nannte, mussten hierbei teilweise am Duft oder eher am Geruch, da manche Tränke einem den Atem raubten, und teilweise auch am Geschmack der von Hermine gemischten Elixiere erkennen, um was es sich handelte. In manchen der Holzbecher, welche die Schüler im Laufe des Camps selber geschnitzt hatten, befanden sich einfache Mixturen wie Sud aus Baumrinde, in anderen hingegen Gifte aus verschiedenen Pilzen und in manchen leckerer Beerensaft. Harry hatte größere Probleme mit der Konzentration bei seiner nächsten Aufgabe. Er hatte sich vorgenommen als Darstellung einem mutigen Schüler einen Apfel mit Pfeil und Bogen aus der Hand zu schießen. Nun kam es, dass Luna in dieser Gruppe war und ohne mit der Wimper zu zucken den dargebotenen Apfel nahm und sich gelassen von ihm zu ihrem Platz dirigieren ließ. Der Schwarzhaarige schluckte und versuchte seine Atmung zu beruhigen. Gekonnt legte er den Pfeil an und spannte den Bogen, doch noch immer zitterte er leicht. Der Kampf seines vierten Schuljahres mit dem Hornschwanz flackerte ihm immer wieder ins Blickfeld und ein Drache flog vor seinen Augen herum, als wollte er abgeschossen werden. Schließlich riss er sich zusammen und ließ los. Schon im Flug erkannte er, dass er den Apfel nicht treffen würde und ärgerte sich innerlich überhaupt diesen Versuch vorgeschlagen zu haben. Genau in dem Augenblick sah Hermine zu ihm herüber, begegnete seinem Blick, da hörte er wie die Pfeilspitze das Obstfleisch durchbohrte. Verwundert riss er sich von den braunen Augen los und blickte zu dem Zielobjekt. Tatsächlich hatte sich die Pfeilspitze mitten in den grünen Apfel gebohrt. Luna blinzelte unschuldig und die anderen Schüler applaudierten. Mit langsamen Schritten näherte er sich seinem Pfeil. „Ich hoffe, es war nicht schlimm, dass ich gezuckt habe.“, lächelte sie, „der Pfeil hat sich meiner Bewegung gut angepasst.“, damit reichte sie ihm den Apfel und ging zu dem Rest ihrer Gruppe. Harry lächelte verschmitzt. Es tat schon gut Freunde unter den Schülern zu haben. Selbstbewusst drehte er sich zu ihnen um: „So nun seid ihr dran. Da ich es jedoch nicht auf mich nehmen darf, dass ihr auf eure Klassenkameraden schießt und die Jagd ja später stattfindet, müsst ihr eine Leiter in den Baum schießen, an der ihr nachher hochklettert und einen der Äpfel mit hinunter bringt, die ich oben in der Krone versteckt habe.“ Die Jagd war relativ erfolgreich, sodass es abends ein kleines Fest gab, auf dem alle ausgelassen feierten. John stimmte mit zwei Stöcken einen Takt an und Isabelle unterstütze ihn teilweise durch reizenden Gesang. Ein paar Jungs pfiffen ein kleines Lied und als die Schüler lustig um das Feuer tanzten, ließen auch Hermine und Harry sich mitreißen. Der junge Lehrer war erstaunt wie viele alte Volkslieder die jungen Leute doch kannten, und dass die Magischen und die Muggelvarianten sich doch ähnelten, vielleicht sogar ursprünglich einmal ein und dasselbe Lied gewesen waren. Als er sich gerade wieder hingesetzt hatte, kam Ginny zu ihm und reichte ihm ihre Hand. In seinen Augen standen viele Fragen, doch sie wischte diese mit einer einzigen Bewegung ihrer freien Hand weg und zog ihn hoch. Es war kein langsamer Tanz, als viel mehr wildes Hüpfen begleitet von viel Lachen. Nach wenigen Sekunden hatte Harry seine Vorsicht vergessen und wirbelte die Rothaarige herum, sodass ihre Haare in alle Richtungen flogen. Ihre Augen lachten, ihr roter Munt sowieso und kleine Grübchen zeigten sich auf ihrem Gesicht. Endlich hatte sie ihre Sorgen vergessen, dieser Anblick machte ihn seit langer Zeit einmal wieder glücklich. Nach mehreren Liedern verdrängte er dieses Glück zwar nicht, aber reagierte vernünftig, indem er ihr für die Tänze dankte und dann mit Luna weiter tanzte. Früher hätte er erwartet, dass Luna eher die langsame Tänzerin war, die auch gerne mal alleine tanzte. Letzteres traf auch vielleicht zu, aber sie stand ihren Mitschülern weder in Schnelligkeit noch in Rhythmusgefühl nach. Nach zwei Tänzen lächelte sie Harry zu, bevor sie sich umdrehte und mit William weitertanzte, der gerade vor ihr stand. Der Schwarzhaarige tat es ihr achselzuckend gleich und tanzte weiter mit Mira. Schließlich entschuldigte er sich und setzte sich zu Hermine und ein paar nicht so begeisterten Tänzern um ein zweites Feuer. Er spürte, wie sein Herz schnell im Takt der Musik schlug, und sein Körper sich angenehm warm anfühlte. „Ich glaube, die Jungen wollen alle mit dir tanzen, nur es traut sich niemand zu fragen.“, flüsterte er ihr ins Ohr und deutete auf ihre Sitzgefährten. Gegen ihren Willen verfärbte sich ihre Gesichtsfarbe. „Ich glaube nicht, dass ich heute Abend tanzen werde.“, dabei war ihre Stimme so laut, dass sie auch die Ohren der anderen erreichte. Tatsächlich zogen einige der Jungen kurz darauf davon, was Harry nur ein Grinsen entlocken konnte. Ihm lagen weitere Sticheleien auf der Zunge, doch er konnte nicht einschätzen, wie weit er gehen durfte, und er wollte den Abend nicht gefährden. Stattdessen entschied er, sich auf anderem Terrain weiter vor zu wagen. „Ich habe Dave geschrieben, dass er morgen früh gegen Zehn Uhr hier sein möchte, dann haben wir vorher Zeit alles einzupacken und aufzuräumen.“ Hermine nickte. „Das wird schaffbar sein, auch wenn die Schüler müde sein werden.“ „Du nicht?“, neckte Harry, bevor er fortfuhr, „hast du dir schon überlegt, was du Dumbledore im Abschlussbericht erzählst?“ Hermine beobachtete, wie auch die letzten Schüler aufstanden und sich Richtung Tanzfläche oder See bewegten. „Ja, ich weiß schon genau, was ich sagen werde. Und was das müde sein angeht, “, fügte sie hinzu, „so habe ich mich in den letzten Jahren daran gewöhnt nicht viel zu schlafen, wenn auch nicht ganz freiwillig.“ „Würdest du das Camp auch noch einmal mit mir leiten.“, fragte Harry leise, trotz dieses Hiebs, und blickte sie fragend an. Hermines Augen spiegelten die tanzenden Flammen wieder, ihr Gesichtsausdruck sagte ihm gar nichts. Er hasste es, wenn sie ihr Gesicht vor ihm verschloss, besonders in Momenten wie diesen. Sie waren nun seit sechs Wochen hier zusammen auf engstem Raum, er musste wissen, ob sie ihn immer noch so ablehnte und nur zwangsweise mit ihm zusammen arbeitete. „Ehrlich gesagt, wär mir jeder andere Lehrer lieber gewesen.“ sein Gesicht verzog sich zu einer bitteren Grimasse, „denn die Zusammenarbeit wäre weniger schmerzhaft gewesen. Doch das Camp hat mir auch was gebracht, nicht nur Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein, nein, ich habe auch etwas in dir wiedererkannt, etwas von dem Harry von früher.“, sie holte kurz Luft, bevor sie ihn endlich ansah, „und ich bin froh, dass ein Teil von ihm existiert.“ Harry lächelte. „Das bin ich auch.“ Obwohl sowohl Hermine als auch Harry noch öfter auf der Tanzfläche waren, so vermieden sie es doch gemeinsam zu tanzen. Stattdessen erfreute Hermine die jüngeren Jungen und Harry wirbelte die Mädchen durch die Gegend, ohne jemanden auszulassen, auch wenn er die meisten Tänze mit Ginny vollführte. Erst sehr spät in der Nacht, als der See schon wieder fast erlosch, krochen auch die letzten Schüler in ihr Zelt und fielen für wenige Stunden in einen tiefen Schlaf. Als Dave am nächsten Morgen gutgelaunt auf die Lichtung fuhr, waren die Zelte bereits eingerollt und die Taschen gepackt. Die letzten Zeugnisse ihres Aufenthalts wurden vernichtet, der wenige produzierte Müll in einem Sack gesammelt und die Baumstämme zur Seite gerollt. Nachdem auch die letzte Glut sicherheitshalber noch einmal mit Wasser aus dem See übergossen war, stiegen auch Hermine und Harry in den ruhigen Bus. Die Busfahrt fiel verschlafen und ruhig aus und niemand beschwerte sich, als die Zauberstäbe erst auf Höhe von Hogsmeade ausgeteilt wurden. Fortsetzung folgt Kapitel 16: Die Wahl der Ballkönigin ------------------------------------ Hi. Da ich gerade mitten in der Klausurphase stecke, nur ganz kurz. Danke für die Kommis und eure Ausdauer. Ich hoffe, ihr seid mit meiner Entscheidung zufrieden, aber lest selbst. Darc Angel 16. Die Wahl der Ballkönigin Gedankenverloren schlug sie die Seiten um. Leicht fühlte es sich an, wie die Seiten umfielen, schwer war ihr Gemüt dabei. Von vornerein hatte sie gewusst, dass es keine gute Idee sein würde, die Vergangenheit wieder herauf zu beschwören. Langsam blätterte sie weiter durch ihr Tagebuch und las ab und zu ein paar Zeilen. Die Erinnerungen kam längst von ganz alleine, die Bilder, die Gefühle, unglaubliche Angst, überwältigender Zorn, erschlagende, tiefste Trauer. Warum tat sie sich das an? Sie kannte die Antwort, ihr Verstand hatte es ihr nahezu befohlen und er hatte durchaus Grund dazu. Schwerfällig seufzte sie. Am Abend, als ihre Schützlinge mit ihnen aus dem Camp wiedergekehrt waren, hatte es abends ein Festmahl in Hogwarts gegeben – dass ihnen das Essen so oder so wie ein Festmahl vorgekommen würde, auch wenn es ein normales Abendessen gewesen wäre, hatte Dumbledore nicht davon abgebracht, den angestellten Hauselfen den Auftrag einer besonderen Mahlzeit zu geben. Bevor das Essen eröffnet worden war, hatte ihr Schulleiter dann die Schreckensnachricht verkündet, die ihre gerade gewonnene Haltung zum Wackeln brachte. Die Professoren und jüngeren Schüler wussten längst und planten seit geraumer Zeit daran: am Samstag Abend sollte ein Ball stattfinden. Mit feuchten Augen verfolgte Hermine ihre fein säuberlich geschriebenen Worte, schlüpfte in ihr jüngeres Ich, das unwillig doch auf dem Hogwartsball war. Damals hatte sie geglaubt, dass dies der schlimmste Tag in ihrem Leben gewesen sei. Sie hatte geglaubt, dass ihr Herz in tausend Teile zerbrochen, unheilbar auf der Tanzfläche zertrampelt wurde. Der Anblick, wie Parvati und Harry sich küssten, hatte sich bis heute in ihren Kopf gebrannt. Mit den Tränen versuchte sie auch ihn wegzublinzeln, vergeblich. Obwohl sie um den Trug des Liebestranks wusste, schmerzte das Bild noch immer. Doch der Hogwartsball war abgelöst worden, was den schlimmsten Tag ihres Lebens anging. Dieser Ball würde anders werden, dessen war sie sich sicher, nicht nur weil Parvati nicht anwesend sein würde. Dennoch wusste sie nicht, ob sie auf den Ball wollte - dass sie keine andere Möglichkeit hatte, als Lehrerin, verdrängte sie gekonnt. Sie seufzte erneut und ließ sich auf ihr Bett zurückfallen. Sie starrte auf ihren Baldachin. ‚Was erhofft er sich nur? Ich kann das nicht. Ich weiß nicht mal, ob ich das will.‘, dachte die Brünette und schloss verzweifelt die Augen. Ihr Verstand hatte sie dazu gezwungen sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen, weil ihr Herz versucht war nachzugeben. Es klopfte zaghaft in ihrer Brust. Ein Lebenszeichen, das in ihrem Kopf Alarmstufe rot ausgelöst hatte. Das Gefühlschaos hatte sie wieder einmal gefangen genommen. Die Uhr an ihrer Wand zeigte bereits Samstag Nachmittag 16.30 Uhr an, in nur zwei ein halb Stunden würde der Ball eröffnet werden. Im Gegensatz zu den Schülern lag sie unentschlossen auf ihrem Bett. Ihr Schrank in Hogwarts enthielt weder ein Kleid, noch hatte sie sich Gedanken um Schuhe, Frisur oder ähnliches gemacht. Ihre Gedanken galten allein Harry. Sie schniefte. Doch sie wollte jetzt nicht weinen, für den Fall, dass sie zum Ball gehen würde, konnte sie keine verheulten Augen gebrauchen. Was würde sie dafür geben noch einmal ein Stundenglas zu besitzen und die Zeit zurückdrehen zu können. Über so vieles musste sie nachdenken, für sich Entscheidungen treffen. Sie atmete tief ein, versuchte sich zu beruhigen, bevor sie sich aufsetzte und das Tagebuch zuschlug. ‚Was ist nur mit mir los? Ich bin doch sonst nicht so.‘ Entschlossen verstaute sie das Buch wieder. Dann ließ sie sich dennoch dazu hinreißen sich ans Fenster zu stellen und hinaus in die Dunkelheit zu blicken. Im Camp war es um diese Uhrzeit noch nicht dunkel gewesen, Hogwarts lag deutlich weiter nördlich. Der Wind wehte durch das offene Fenster hinein und fuhr durch sein langes Haar. Ihre Absage fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen und tatsächlich schmerzte sein Bauch. ‚War es zu früh? Aber ich musste es tun.‘, dachte der Schwarzhaarige und fuhr sich mit seiner Hand durchs Haar. Erst dann fröstelte er, als er aus seiner Starre erwachte und so schloss er schleunigst das Fenster. Anschließend legte er Feuerholz in seinen Kamin und wärmte sich zumindest äußerlich etwas auf. ‚Wie ist Dumbledore nur auf die Idee gekommen einen Ball zu veranstalten.‘, dachte er Kopf schüttelnd. Vielleicht wollte er das Alltagsleben in der alten Zauberschule etwas kultivieren und den Schülern den Eindruck vermitteln, dass die Normalität eingekehrt war nach Ende des Krieges. Bei ihrer Nachbesprechung über das Camp mit Dumbledore hatte Hermine diesem geradezu an den Kopf geworfen, dass er ihnen seine Idee einen Ball zu schmeißen auch eher hätte mitteilen können. Harry schmunzelte, sie war schon ganz schön aus der Bahn geglitten. Als Albus von einer Überraschung sprach, wäre sie wohl am liebsten wütend davon gestampft, zumindest hatte sie so ausgesehen. Für ihn war es auch eine Überraschung gewesen, doch eigentlich hatte er sich dann darauf gefreut, im Gegensatz zu Hermine. Ansonsten war das Gespräch gut verlaufen, sie hatten Dumbledore noch mal eine genaue Zusammenfassung der Erlebnisse gegeben. Außerdem hatte er von ihnen verlangt, aus ihren Erlebnissen Schlussfolgerungen zu ziehen. Irgendwie ahnte Harry, dass der weise Mann dabei nicht nur die Konsequenzen, was die Unterrichtsänderung anging, gemeint hatte, als viel mehr auch persönliche. Zudem hatte Dumbledore sich mit ihrem Vorschlag, Sportunterricht einzuführen, einverstanden erklärt und wollte es in der nächsten Lehrerkonferenz den anderen Professoren mitteilen. Auf besagter Konferenz würden Hermine und er ihren Aufenthalt im Camp noch einmal vorstellen. Er blickte auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zur Eröffnung des Balls. Irgendwie musste er sich die Zeit vertreiben. Sein Anzug hing schon an seinem Schrank, seine Schuhe standen poliert davor. Es gab nichts zu tun. So entschied er die Bibliothek aufzusuchen und die Zeit in der Verbotenen Abteilung zu verbringen. ‚Vielleicht ist Hermine sogar dort, sie möchte schließlich nicht zum Ball.‘, doch ihm war bewusst, dass das recht absurd war, trotz ihrer Liebe zu diesem Ort. Dumbledore hatte sich einen Stuhl an sein Denkarium gestellt, seiner Lieblingsbeschäftigung, im Zimmer auf und ab zu laufen, kam er auch längst nicht mehr so oft nach wie früher, das viele Gehen in dieser großen Schule fiel ihm zugegebenermaßen langsam schwerer. Wen wunderte es, wenn man an sein hohes Alter dachte. Doch zumindest einen Tanz wollte er sich heute Abend gönnen, einen Tanz um den Frieden zu feiern. Vielleicht gab es ja auch noch weiteres zu feiern. Sein Blick wanderte hinüber zum Kamin, wo die Flammen hoch loderten und Wärme ausstrahlen. Irgendwo dort glühten die Reste des Zettels, den er vor einiger Zeit entschieden hineingeworfen hatte. Auf dem Zettel war seine Strichliste über Harry und Hermine gewesen. Doch dieser Zeitvertreib war in letzter Zeit überflüssig geworden – ganz davon abgesehen, dass sie ohnehin mit enormem Abstand vorne gelegen hatte. Seine klaren Augen beobachteten das ungewöhnliche, sich bewegende Licht in seinen Gemächern, das tanzende Licht des Feuers wurde durchdrungen von dem leicht blauen Schimmern der Flüssigkeit seines Denkariums. Mit dem Zauberstab rührte er in letzterem. Wie oft hatte er sich seine Gedanken zu Gemüte geführt um ein Problem mit Hilfe der Vergangenheit zu lösen. Nun in Zeiten des Friedens tat er dies nur noch selten. Er verfolgte seine Leben nicht gerne zurück, denn er war nicht stolz darauf, was er getan hatte. Und so waren es auch nicht Erinnerungen an sein Leben, die er sich heute Abend angeschaut hatte, sondern viel mehr die seines erwachsen gewordenen Schützlings. Lange Zeit hatte er sich Sorgen um den jungen Mann gemacht, sein Zustand war angsteinflößend gewesen. Umso mehr freute es ihn, dass er unter den Schülern scheinbar wieder aufgelebt war. Doch konnte er der Veränderung trauen? Wie stabil war sein Zustand? Alles hing an einem Faden, wenn auch einem dicken Seil, doch dessen Ende lag in Hermines Hand. Er fragte sich, ob die junge Frau sich dieser Tatsache bewusst war. Womöglich blendete sie ihr eigener Schmerz noch immer. Zu gerne würde er den beiden helfen, doch sein Bruder hatte Recht, er hatte bereits genug an den Fäden gezogen. Sein Blick wanderte zufällig aus dem Fenster. Dunkelheit erfüllt das Land, wenn auch eine ruhige Stille und nicht die erstickende Finsternis der Furcht und des Krieges. Bewegte sich dort nicht ein Schatten über das Gelände? Jemand rannte Richtung Tor. Verwundert zog Dumbledore eine Augenbraue hoch, denn die schemenhafte Gestalt hatte es erstaunlich eilig. Wer mochte das gewesen sein? Zum Ball in weniger als zwei Stunden würde die Person wieder im Schloss sein müssen. Die Zeit reichte sicher für einen Besuch in Hogsmeade. Doch die Eile irritierte den Schulleiter. Harry saß am Professorentisch und beobachtete aus dem Augenwinkel die große Tür, durch die nun mehr und mehr Schüler strömten. Nur sehr wenige hatten vor Jahren am Ball des Trimagischen Turnieres teilgenommen und so musterten alle nun die im glänzenden Licht erstrahlende Halle. Harry, der aus Neugierde schon gut eine Stunde in der großen Halle weilte, hatte so ihre Umgestaltung miterlebt, etwas das den Schülern untersagt blieb. Zauber, die er in seinem Leben noch nicht gehört hatte, waren gesprochen worden, um die Halle noch mehr zu verzaubern. Kleine glühwürmchenartige Lichter schwebten durch die Halle, einzelne kleine Pavillons standen auf erhöhten Plateaus und in der Mitte der Halle lag glänzend und glasklar wie das Wasser des Sees die Tanzfläche. Der Ballsaal war natürlich gehalten, an den Pavillons kletterten Ranken hinunter, das Zirpen von Insekten und das Gezwitscher von Vögeln erfüllte die Pausen des klassischen Orchesters und hier und da guckte eine Blume aus der Umgebung. Ein leicht blumiger Duft lag in der Halle, der einem einen lauen Frühlingstag vorspielte. Seine Augen wanderten zurück zum Tisch der Professoren. Bis auf Professor Smith und Hermine saßen bereits alle auf ihren Plätzen. Mit einem Ohr lauschte der Schwarzhaarige Flitwicks Ausführungen über einen besonders aufwendigen Schwebezauber der Seerosenblüten, die während der Tanzeröffnung über der Tanzfläche schweben würden. „Zum Glück habe ich einen Zauber gefunden, der für kurze Zeit diese Blüten heraufbeschwören kann,“, erklärte er Harry und der durchaus interessierteren Vanessa Vektor, „denn um diese Jahreszeit Seerosen zu finden, wäre in Großbritannien schier unmöglich gewesen. Nur in einem Zoologischen Garten hätte Professor Sprout sie besorgen können – sie selbst in den wenigen Monaten zu züchten, stand leider außer Frage -, doch die Muggel ließen leider nicht mit sich reden. Sie wissen ja, Albus möchte nicht, dass wir den Muggeln gegenüber…“ ‚Wo bleibt nur Hermine? Ob sie ihre Drohung wirklich wahr macht und nicht erscheint? Ihre Absage mit mir zum Ball zu gehen, muss sie doch nicht daran hindern zu erscheinen.‘ Albus lächelte Harry über Hermines leeren Platz an seiner Seite hinweg an und prostete ihm gut gelaunt zu. Der junge Lehrer versuchte sich an einem Lächeln, als er ebenfalls seinen Becher hob. Minervas Gesichtsausdruck nach muss es aber mehr eine Grimasse gewesen sein, die er zustande gebracht hatte, doch Dumbledore ließ sich nichts anmerken und vertiefte sich in ein Gespräch mit Snape, dem Harry nicht folgen konnte, da sie außer Hörweite saßen. Wieder ertappte er sich dabei, wie er die Schüler in der Halle beobachtete. Pärchenweise betraten die meisten die Große Halle und nicht wenige Paare erröteten beim Eintreten bis zum Dekolleté. Luna tanzte an der Seite eines Sechstklässlers in die Halle, mit ihrem kurzen mintgrünen Kleid und den Radieschenohringen schien sie in diese Umgebung zu gehören. Das Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte, dass sie sich rundum wohl fühlte. Zu Harrys Freude erwies sich ihr Begleiter als ein Seelenverwandter Lunas, sein brauner Anzug war zwar nicht außergewöhnlich, doch sein Verhalten ihr gegenüber – er drehte sie gerade wie im Tanz um die eigene Achse und lachte dabei mit ihr – ließ eindeutig auf gegenseitiges Verständnis und Zuneigung schließen. Im Camp war ihm das junge Paar gar nicht aufgefallen, obwohl er Frederik nun kannte. Einige der Schüler, die er im Camp näher kennen gelernt hatte, gingen plötzlich schüchtern miteinander um. Wie süß Verliebt sein schmeckte, konnte er nur noch schwach aus seiner Erinnerung rufen. In dem Augenblick kam Ginny geführt von einem Ravenclawer ihres Jahrgangs hinein und fing seinen Blick auf. Sie lächelte ihn an. In ihrem hautengen schwarzen Kleid sah sie bezaubernd aus. Ihr rotes Haar fiel ihr glänzend über die Schultern und ihre helle Haut schimmerte wie Elfenbein. „Gibt es eigentlich auch wieder eine Krönung der Ballkönigin?“, hörte er sich Minerva fragen. Seine ehemalige Hauslehrerin blickte ihn freundlich aus ihren kleinen Augen an. „Aber natürlich, Harry.“ „Und wer bildet die Juri?“ „Albus, Severus und ich.“ Snapes Blick nach wusste er diese Aufgabe nicht zu schätzen, denn er wandte mit finsterem Gesicht den Kopf ab. Harry nahm das nickend zur Kenntnis. Nur noch wenige Minuten bis der Ball von Dumbledore eröffnet wurde. Professor Smith hatte sich mittlerweile gestylt auf ihren Platz gesetzt und unterhielt sich mit Professor Trelawney und Professor Vektor über ihren ersten Besuch eines Balls. Ein Thema, das Harry nicht gerne vertiefen wollte, denn sein erster Ball war mit vielen unschönen Erinnerungen verknüpft. Wieder sah er auf die Uhr. Noch eine Minute. Albus schenkte dem Stuhl neben sich immer noch keine Beachtung. Was stimmte ihn nur so optimistisch? Gerade als der Schulleiter sich erhob, um zum von Kerzen frankierten Rednerpult zu gehen, erschien Hermine im Eingang der Professoren. Dumbledore nickte ihr lächelnd zu, als wenn er nur auf ihre Ankunft gewartet hatte und ließ sich Zeit auf seinem Weg. So huschte Hermine, nicht unbemerkt, zu ihrem Platz an der Tafel, während in der Großen Halle gespannte Stille eintrat. „Meine Schülerinnen und Schüler, Hogwarts ist eine Schule für Hexerei und Zauberei, wie ihr alle wisst, die ihr hier sitzt. Doch während eurer Zeit in diesen Mauern, sollt ihr nicht nur lernen, wie man sich in fremde Dinge verwandelt, Pflanzen züchtet und kleine Liebestränke braut, nein, ihr sollt auch Freundschaften fürs Leben schließen und erwachsen werden. Zum Erwachsenwerden gehört unserer Meinung nach auch ein Ball. Um zu zeigen, wie erwachsen Sie bereits sind, bitte ich die Jahrgangsstufe sieben auf die Tanzfläche, angeführt von unseren Schulsprechern. Für alle anderen, die sich noch lieber etwas Mut antrinken möchten, um die Frau ihrer Träume zum Tanzen aufzufordern, oder die Frauen, die noch auf die Aufforderungen warten, ist das Buffet dort unter den Fenstern eröffnet. Ich wünsche uns allen einen herrlichen Abend.“ Schallender Applaus ertönte, während die ersten Siebtklässler sich erhoben und langsam zur Tanzfläche gingen. Sie hatten nur wenige Tage Zeit gehabt, sich Tanzschritte einzuprägen und Partner zu finden, und bei vielen fehlte die Sicherheit der Schritte. Dumbledore drehte sich zu den Lehrern um und entschied sich spontan dafür, die große Lehrertafel aufzulösen. Der große Tisch wanderte in die Ecke und wurde prompt mit Moos bezogen und kleine Blüten sprossen, während der Schulleiter aus den Ecken kleine, runde weiße Gartentische herüber schweben ließ, an denen die Professoren anschließend wieder Platz nahmen. „Möchtest du mit zum Buffet kommen, Minerva?“, Dumbledore konnte es nicht lassen. Die Verwandlungslehrerin willigte ein und ließ Harry und Hermine alleine an dem kleinen Tisch zurück. „Dumbledore wird nie aufgeben.“, sagte Hermine unschlüssig und verfolgte die beiden Professoren mit den Augen, während sie an einer Haarsträhne spielte, die sie als Umrandung ihres Gesichtes aus ihrer Frisur gelassen hatte. „Würdest du dann ihm und mir die Freude machen mit mir zu tanzen?“, fragte Harry direkt und blickte sie so hoffnungsvoll an, dass sie schmunzeln musste. „Ich denke, ich habe letztens im Camp genug Erfahrung im Tanzen gesammelt, damit mir nicht schlecht wird, wenn du mich durch den Saal wirbelst.“, erwiderte sie leicht lächelnd und erhob sich elegant. Etwas perplex folgte der Schwarzhaarige ihr die Stufen hinunter zur Tanzfläche. „Wenn du nach dem Essen noch mal mit mir tanzen würdest, würde ich auch Rücksicht auf deinen vollen Magen nehmen und dich weniger durch die Gegend wirbeln.“, ging Harry schließlich doch auf das von ihr angeschnittene Thema ein und versuchte es sogleich in seine Richtung zu lenken. „Das überlege ich mir, wenn wir diesen Tanz beendet haben.“, Harry drehte sie ein paar Mal um die eigene Achse, bevor er sie auffing und elegant in seinen Arm legte, bis sie fast horizontal ihren Körper bog, nur auf einem Bein stehend. Ihre Augen funkelten gefährlich wie die Augen einer Raubkatze, doch er lächelte charmant als Antwort, hielt sie sicher und hob sie gekonnt wieder in die Senkrechte. „Wag das nicht noch einmal, Harry Potter.“, ihre Stimme war zum Schneiden scharf. „Du brauchst keine Angst haben, ich werde dich nicht fallen lassen.“ Ihr Gesicht nahm wieder diese Maske an, die er doch gar nicht sehen wollte, aber aus ihren Augen blickte noch immer die Wildkatze, zum Absprung bereit. Er bewegte sich auf dünnem Eis, das war ihm bewusst, doch zu seinem Ziel führte nur ein schmaler gefährlicher Pfad. Eine Zeit lang tanzten sie schweigend und Harry verzichtete darauf Hermine zu drehen, zu seiner eigenen Sicherheit sollte sie sich etwas abkühlen. Als der Song schließlich ohne Pause in eine langsame Melodie überging, hielt Harry Hermines Hand fest und bat sie mit seinen Augen weiter mit ihm zu tanzen. Abschätzend sah sie ihn an, bevor sie einwilligte. „Du siehst gut aus, Hermine.“, versuchte er sie charmant milde zu stimmen. „Danke.“, der Hauch eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht, doch ihre Augen blitzten immer noch gefährlich. „Wie komme ich zu der Ehre, dass du doch auf diesen Ball gehst?“ „Fühl dich mal nicht zu sehr geschmeichelt. Dumbledore hatte mich gebeten, den Platz neben ihm doch nicht leer zu lassen.“ „Nur blöd, dass er die Tafel dann einfach aufgelöst hat.“ Sie wandte den Blick ab und guckte an ihm vorbei, eine durchaus übliche Tanzhaltung. „Ich glaube, ich leiste Albus und Minerva etwas Gesellschaft.“, meinte Hermine entschieden, nachdem der Song geendet hatte und ließ ihn stehen. Harry verkniff sich jegliche Bemerkung und ging in die andere Richtung davon. Mit Ginny tanzen war etwas komplett anderes als mit Hermine zu tanzen. Trotz all ihrer Erfahrungen war Ginny lebensfroh und lachte ihm fröhlich ins Gesicht, während er sie ununterbrochen um sich herum drehte, wobei er sich selber auch auf der Stelle drehen musste. Schließlich entschied er, das es genug für sie beide wäre, signalisierte ihr durch einen kurzen Handdruck, dass die nächste Drehung in die entgegen gesetzte Richtung stattfinden würde und drehte sie so dann in seine Arme zurück. Sie schwankte minimal, lachte aber darüber und fing sich gleich wieder. Flott tanzten sie ihren Discofox weiter, das Leben erschien ihm so unbeschwert und nur ein Blick zu Hermine ließ seine Laune wieder sinken. „Was ist denn los?“, fragte Ginny, die seine Veränderung im Tanz gespürt hatte. „Schwierig zu beschreiben.“, druckste der Schwarzhaarige herum. „Aber du hast doch eben mit ihr getanzt?“, bemerkte die Rothaarige trocken. „Ja und nein.“, versuchte Harry seine Lage zu beschreiben ohne ihre Stimmlage zu bemerken, „also wir reden mit einander, aber alles ist so schwer und ungewohnt und sie ist so abweisend.“ Erschöpft ließ er ihre Handhaltung etwas sinken. Ginny tiekte ihn in die Seite und zog seine Hand wieder höher. Sie grinste, als er in ihr Gesicht blickte. „Komm, denk ein bisschen an etwas anderes und lass uns noch etwas ausgelassen tanzen.“, schlug sie vor. Der junge Professor nickte und lächelte sie an. Ihre Haare wehten wie Feuer um ihren Kopf und ihre Wangen setzten sich lebendig rot von ihrer hellen Haut ab. Sie sah glücklich aus beim Tanzen. „Stört es deine Begleitung nicht, wenn du so lange mit mir tanzt?“, fragte Harry während des vierten Tanzes in Folge. Verwundert blickte sie ihn an, als wenn sie daran noch gar nicht gedacht hatte. Sie zuckte die Schultern. „Ich habe ihm den ersten Tanz versprochen, nicht mehr.“, meinte sie leichthin, „aber wenn es dich beruhigt, werde ich gleich mit ihm weiter tanzen.“ Fragend sah sie ihn aus ihren braunen Augen an. Er nickte ansatzweise. Es war nicht gut, wenn er den ganzen Abend mit Ginny tanzte. Betrübt senkte diese den Blick, sie hatte auf eine andere Reaktion gehofft. Schließlich wandte Harry sich mit einem gefüllten Teller vom Buffet ab, nachdem er dort bereits mehrere Minuten redend mit Colin verbracht hatte. Es führten alle Wege zurück zu Hermine. Es hätte sich zwar auch an einen Schülertisch setzen können, doch Ginny und Luna waren nicht zu sehen und sonst wollte er sich zu niemandem setzen. So ging er langsam durch den Saal und beobachtete sie. Sie unterhielt sich mit Minerva, während sie langsam ihren Salat aß. Anmutig saß sie auf dem weißen Gartenstuhl, in ihrem Haar glänzten Punkte, als wenn sich welche der künstlichen Glühwürmchen dort niedergelassen hatten und sie erstrahlen ließen. Sie wirkte locker und entspannt. Ob das so blieb, wenn er sich dazusetzte? Oft hatte er das Gefühl, dass sie sich anspannte, sobald er in ihrer Nähe war. Er wünschte, er würde es sich einbilden. Mit einem bemühten Lächeln setzte er sich zu den beiden Frauen. Dumbledore hatte sich zu Professor Bones begeben, wie Harry bedauernd feststellte. „Wollen wir etwas draußen spazieren gehen?“, überrascht blickte der Schwarzhaarige Hermine an. Ginny hatte ihm durch Zeichen vor wenigen Minuten dieselbe Frage gestellt, nur dass sie noch auf der Tanzfläche war. Er nickte zustimmend, während er grübelte, was die beiden draußen von ihm wollten. Zumindest mussten sie nicht die ganze Halle durchqueren, um diese verlassen zu können, wofür gab es schließlich die Tür der Professoren, dennoch schaffte er es Ginnys Blick kurz einzufangen und ihr zu signalisieren, dass er sie später treffen würde. Gemeinsam schritten Hermine und er durch den stillen Gang und nur ihre Schritte hallten wider, doch es störte Harry nicht. Wie er verwundert feststellte, hatte er tatsächlich angefangen sich in Hogwarts wieder Zuhause zu fühlen. Das war ein schönes Gefühl, so schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Hermine musterte ihn neugierig. „An was denkst du, du wirkst so zufrieden?“ „Mir ist nur aufgefallen, dass Hogwarts wieder mein Zuhause geworden ist.“, er lächelte sie an und griff spontan nach ihren Händen, „und das liegt vor allem an dir.“ Ihre Wangen röteten sich und sie senkte den Blick. Schließlich entzog sie ihm auch ihre Hände und sie gingen schweigend weiter. Erst in der Eingangshalle trafen sie wieder auf Schüler, die zum Teil auch nach draußen wollten. Wie ein Gentleman hielt Harry ihr die große Tür auf und geleitete sie heraus. Die Nacht war kalt, aber klar, sodass sich Sterne am Himmel zeigten und im See wiederspiegelten. „Wenn ich diesen See bei Nacht sehe, werde ich von nun an immer an den Mythos des Sees Seafire denken.“, gestand Harry leise, während er sie von den Schülern über die Wiesen wegführte. Sie nickte lächelnd, auch ihre Augen waren auf das dunkle Wasser gerichtet. Nach einiger Zeit blieben sie an einer abgeschiedenen Stelle stehen und blickten gemeinsam auf das ruhige Wasser. Hermine erschauderte, als der Wind ihr über ihre nackten Arme strich. „Darf ich?“, fragte er und bereitete einladend seine Arme aus. Eine Sekunde lang stand sie da und starrte ihn einfach nur an. Eine Sekunde, die ihm schon zu lang war. Warum zögerte sie bei einer Geste, die ihrer Freundschaft entsprach? Doch dann schien sie ihre Ängste zu überwinden und stellte sich vorsichtig in die Mitte seiner Arme. Sanft bereitete er seinen Festmantel um sie beide aus und ließ ihr genug Platz in der Umarmung. Zu gerne hätte er sie an sich gedrückt, doch er befürchtete sie nur mehr zu verschüchtern. Er musste ihre Grenze jedes Mal neu entdecken. „Was erhoffst du dir davon, Harry?“, ihre Stimme klang leise und unsicher, ihre Wimpern verbargen ihre Augen und die Dunkelheit verschleierte geschickt ihren Gesichtsausdruck. „Wovon denn, Hermine?“, fragte er verwirrt und versuchte ihre Augen mit seinen zu fangen, doch sie hielt ihre Lider gesenkt. „Von all dem. Fangen wir mit dieser Umarmung an?“ Stille. Er hörte in der Entfernung Jugendliche lachen, der Wind spielte mit den letzten Blättern der Bäume, manche segelten verlassen und tot zu Boden. Ganz laut hingegen vernahm er ihren Atem, doch dieser ging normal, nicht schnell. Da war wieder so ein Moment, in dem er aus ihren Reaktionen einfach nicht schlau wurde. Als er nicht antwortete, hob sie ihr Gesicht und blickte ihn aus dunklen Augen an. „Ich verstehe dich nicht, Hermine.“, gestand er offen ein und trat einen Schritt zurück, um sie besser ansehen zu können, „worauf willst du hinaus?“ „Warum willst du mich umarmen?“, antwortete sie direkt mit einer Gegenfrage. Er zog die Augenbraue hoch, entschied sich aber zu antworten, vielleicht würde sie das dem Sinn dieser Fragen näher bringen und somit ihrem Verhalten. „Du hast gefroren, deswegen wollte ich dich umarmen, dich wärmen.“ Sie nickte, als akzeptierte sie diese Antwort. „Ich weiß nicht, ob ich das kann, Harry.“ „Umarmt zu werden?“, er blickte sie völlig verwirrt an. Fast hätte sie gelacht, doch stattdessen wandte sie traurig den Blick ab. „Du wünscht dir doch mehr als eine freundschaftliche Umarmung.“, ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern und umwehten ihn sachte wie der Wind. Darauf wollte sie also hinaus. Langsam trat er wieder auf sie zu und schloss sie diesmal richtig in den Arm. Durch ihr dünnes Kleid spürte er ihre Körperwärme und ihren Herzschlag, der nun doch schneller war, wie er erleichtert feststellte. Zuerst spannte sich ihr Körper an, aber als er begann ihr sanft über das Haar zu streicheln, entspannte sie sich und legte ihr Gesicht in seine Halsmulde. Sie roch unheimlich gut und ihre Nähe war ihm bewusster als die Luft in seinen Lungen, wie lange hatte er niemanden mehr so nah gespürt. Doch er bemühte sich das alles in den Hintergrund zu schieben. Er musste vorsichtig erkunden, was sie fühlte und was sie wollte. „Wir müssen das nicht jetzt klären.“, sagte er mit möglichst ruhiger Stimme und schlang erneut den Mantel um ihren Körper, um ihn in ihrem Rücken mit einer Hand zusammen zu halten. „Wir können es nicht ewig vor uns herschieben.“, sie schien den Tränen nahe zu sein, stellte Harry besorgt fest. Er drückte sie leicht an sich und strich ihr vorsichtig über ihren nackten Rücken unter seinem Mantel, der wie ein Zelt um sie beide gewickelt war. „Ich weiß nicht, was ich für die Person empfinde, die vor mir steht. Zum Teil bist du Harry und zum anderen Teil ein Fremder. Und selbst wenn du nur Harry wärst, wüsste ich nicht, ob ich noch einmal fähig bin mehr als nur Freundschaft zuzulassen.“ Ihr Atem streifte seinen Nacken und sie hielt ihr Gesicht dich an seinem Hals versteckt. Noch immer spürte er, wie sie zitterte. Ob es nur an der Kälte lag? „Wenn du möchtest können wir zusammen den neuen Part von mir kennen lernen.“, schlug er leise vor. Sie schniefte, anders konnte er es nicht beschreiben. „Hey, bitte nicht weinen.“, sanfte schob er sie zurück, ohne den Mantel zu öffnen, um ihr Gesicht zu betrachten. In ihren Augen glitzern die Tränen, was selbst in dem schwachen Glanz der Sterne zu sehen war. Sachte wischte er eine aus ihrem Augenwinkel. „Ich weiß nur, dass beide Harrys dich nicht aufgeben wollen.“ Sie blickte ihn traurig an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es einfach nicht.“ Die Tatsache schien auch sie traurig zu stimmen. Zärtlich strich er ihr über die Wange. „Von nun an, werde ich immer für dich da sein. Ich werde versuchen meine Fehler vergessen zu machen, oder zumindest in den Hintergrund rutschen zu lassen. Oh es tut mir so leid, Hermine.“, er sackte auf die Knie, unbedacht des schlammigen Bodens, und nun glitzerte es auch in seinen Augen. „Ich weiß, dass du nie vergessen kannst, was ich dir angetan habe, aber glaub mir, nie wieder werde ich dich so verletzen, denn es hat auch mir unsagbar weh getan.“ Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände und drückte ihn sacht gegen ihren flachen Bauch. So verharrten sie in dieser Umarmung. Unbewusst steuerte Harry erneut auf das Buffet zu, dies wurde ihm allerdings erst bewusst, als er bereits einen sauberen Glasteller in der Hand hielt und die kleinen Blättermuster darauf mit dem Finger nachfuhr, während sein Blick suchend über die Essensauswahl wanderte. Über sich selber grinsend schüttelte er den Kopf. Ob wohl doch etwas an dem Sprichwort war, dass Liebe durch den Magen ging? „Professor Potter.“, ein kleiner Junge riss ihn aus der Erstarrung, und so drehte er sich mit immer noch leerem Teller um und blickte freundlich zu ihm herunter. „Was kann ich für dich tun?“, fragte er das Kind, dessen Gesicht ihm zwar bekannt vorkam, dem er aber noch keinen Namen zuordnen konnte, er hatte die jüngeren Klassen noch nicht lange genug unterrichtet, als dass er bereits alle Namen konnte. „Stimmt es, dass Sie fliegende Wesen aus dem Nichts zaubern können?“, der Erstklässler blickte ihn aus großen Augen an. Bevor Harry sich aus seiner Verwirrung gelöst hatte und antworten konnte, flogen bereits ein paar wunderschöne, zarte Schmetterlinge zwischen ihm und dem Schüler her und umkreisten ihn. Begeistert drehte der Schüler den Kopf in die Richtung, aus der diese Wesen kamen. „Das lernst du auch noch.“, lächelte die rothaarige Schülerin des Abschlussjahrgangs ihn an. „Kann man auch andere Wesen heraufbeschwören? Ich meine, vielleicht größeres als Schmetterlinge?“ „Ja, durchaus, nur je größer sie sind, desto mehr Magie benötigt man.“, klärte Harry ihn auf, der mittlerweile seine Fassung komplett unter Kontrolle hatte, „aber du darfst nicht vergessen, dass diese Wesen nur Bilder der Realität sind, Täuschungen, die nie lange leben.“ Er streckte die Hand aus und ein kleiner giftgrüner Falter setzte sich auf seine Haut. „Oh,“ formte der Mund des jungen Schülers, als das kleine Tier sich ohne irgendein Geräusch in Luft auflöste. Der Junge bedankte sich, bevor er die beiden alleine ließ. „Möchtest du etwas essen, oder gehst du nun mit mir an die frische Luft?“, Ginny blickte ihn fragend aus ihren braunen Augen an. Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern, stellte den unbenutzten Teller wieder auf den Stapel und wandte sich der Rothaarigen zu. „Lass uns gehen.“, er lächelte sie an und bot ihr seinen Arm an. Sie legte ihre Hand vorsichtig auf seinen Arm, auf der Tanzfläche ließ sie sich einmal von ihm drehen und schließlich hatte die gute Laune, die er an den Tag legte, auch sie angesteckt. Denn sie zeigte sich nicht nur in seinem Umgang mit ihr, sondern auch in seinen Bewegungen, verspielt lief er die Stufen runter und störte sich nicht an den umstehenden Luft schnappenden Mädchen, sondern sprang leichtfüßig auf die Mauer. Der Wind wehte ihm ins Gesicht und Ginny lachte. Lächelnd kehrte er zu ihr zurück und fragte: „Wo möchtest du hingehen?“ „Lass uns etwas über die Ländereien, Richtung Hagrids Hütte gehen.“ Nickend stimmte er zu. „Und was denken deine Mitschüler über das Camp?“, wollte er wissen, während er das Gesicht dem Wind entgegen streckte und ihn mit seinen Haaren spielen ließ. „Meine Freunde sind begeistert.“, lächelte sie, „niemand hat je so etwas mitgemacht. Michael spricht von neuen Möglichkeiten. Luna läuft noch mehr als sonst durch die Natur und erzählt von unbekannten Früchten und Pflanzen. Selbst die Zweifler habt ihr mit der Zeit überzeugt.“ „Das freut mich zu hören.“, gab er zu, „und wie hat es dir gefallen?“ „Ich finde, die Idee genial, sie zeigt auch die Nähe der Magie zur Natur, zu unserer Erde.“, sagte sie und deutete mit einer schweifenden Bewegung auf die Landschaft um sie herum. „Ja, es gibt Sachen über die Magie, die man in Hogwarts eigentlich nicht lernt, und damit meine ich jetzt nicht die schwarze Seite. Während meiner Zeit in der Natur habe ich gelernt viel zu verstehen.“ Ginny nahm aufmunternd seine Hand und drückte sie. Er lächelte sie dankend an, „es war nicht alles schlecht. Lass uns heute Abend aber nicht davon reden. Sag mir lieber, was dir am Camp am besten gefallen hat?“, bat er sie, „du bist mir eine große Hilfe, weißt du das eigentlich? Nächsten Monat ist Konferenz der Professoren und einen solchen Einblick in die Schüler hat sonst wohl keiner.“ Sie ließ seine Hand los und starrte in die Ferne. „Am schönsten fand ich die Abende mit dir.“, gestand sie leise, „du hast mir gefehlt. Und ich hoffe, ich habe es gerade falsch verstanden, dass du nur die Schülersicht an mir schätzt.“, ihre Stimme klang unsicher, ihr Blick war abgewandt. „Ginny.“, Harry blieb abrupt stehen und packte sie an beiden Schultern, „du weißt, dass ich das nicht denken würde?! Du bist mir sehr wichtig, ich dachte, das wäre dir bewusst?“ Langsam hob sie ihren Kopf und schaute ihn aus unendlich tiefen Augen an. „Manchmal weiß ich nicht, was du denkst, du bist nicht mehr derselbe. Aber manchmal weiß ich auch nicht, was ich denke. Oh, Harry.“, sie blickte wieder zu Boden und schloss die Augen. „Mit der Zeit wird es einfacher.“ Irritiert starrte sie ihn an, blinzelte verwirrt. „Wie meinst du das?“, fragte sie leise. „Wir werden uns wieder besser kennen lernen, ich will das nicht wieder verlieren, was wir haben.“, diesmal griff er nach ihren Händen. Kurze Zeit verharrten sie so, dann zog Ginny sie wieder fort. Sie schüttelte langsam den Kopf, „Harry, ich weiß nicht, was ich denken soll, weil meine Gefühle mich verwirren.“ Jetzt blinzelte der Schwarzhaarige verwirrt. „Vermutlich weißt du, dass ich dich schon vor meinem ersten Jahr in Hogwarts unheimlich toll fand.“ Harry erinnerte sich an das schüchterne Mädchen, das bei seinem Anblick errötete und hinter ihrer Flut an feuerrotem Haar verschwand. Er lächelte und ermunterte sie fortzufahren. „Meine Gefühle für dich haben sich über die Jahre hinweg verändert. Als du mich im zweiten Jahr gerettet hast, warst du fast wie ein Engel für mich. Ich fühlte mich schlecht, schwach und böse und da kamst du, so mutig, stark und mit durch und durch gutem Herzen. Doch ich kannte dich, lernte dich jeden Sommer besser kennen – du warst zum Greifen nah, nicht der Star der Zaubererwelt, nein, der echte Harry Potter und doch warst du unerreichbar für mich. Ich dachte, ich könnte dich vergessen. Ich habe es so sehr versucht. Nachdem du gegangen warst… fast war ich mir sicher, dass ich es geschafft hatte. Der Harry, der uns alle so verletzt hatte, den kannte ich nicht, für den konnte ich nur Mitleid und Wut empfinden. Als du dann wiederkamst, war ich neugierig. Nach all den Jahren wollte ich nicht glauben, dass das letzte Bild, das ich von dir hatte, dass das wirklich du warst. Ich hatte Recht. Du hast dich zwar verändert, aber dein Herz ist ebenso rein wie früher. Je besser ich dich wiederentdeckte, Harry, dich auch neuentdeckte, desto stärker kamen meine Gefühle zurück. Ich war im Irrglauben, dich vergessen zu haben.“ Endlich hob sie ihren Blick und sah ihn wieder mit diesen tiefen, braunen Augen an. Erst jetzt erkannte er die Liebe, die in diesem Blick lag, die sie ihm entgegenbrachte, nach all dem, was er getan hatte. Seine Knie drohten erneut sein Gewicht nicht mehr tragen zu können, doch er blieb standhaft und hielt sich aufrecht. Tränen stiegen ihm in die Augen, doch er blinzelte sie weg, bevor sie sichtbar werden konnten. „Wie soll ich anfangen?“ Ihre Mundwinkel begannen zu zittern. „Ginny, du bist mir unsagbar wichtig, wie ich bereits sagte. Ich liebe dich, aber.“ „Jetzt sag bitte nicht, dass du mich wie eine Schwester liebst?!“, ihre Stimme zitterte und sie trat wankend einen Schritt zurück. „Nein, das wollte ich nicht.“, er schüttelte entschlossen den Kopf, griff nach ihren Händen, um sie bei sich zu halten, sie waren eiskalt. Sie versuchte ihm zum dritten Mal ihre Hände zu entziehen, doch diesmal hielt er sie fest umschlossen. „Was denn dann?“, ihre Unterlippe bebte, sie versuchte vergebens ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, doch sie wurde innerlich geschüttelt. „Ich wollte sagen, dass du mir wieder Sinn in meinem Leben gezeigt hast, dass du mir so viel Freude bringst. Ich wüsste nicht, wie ich die letzten Wochen, wie ich die Zukunft ohne dich überstehen soll. Also bitte, hör mich an.“, versuchte er sie zum Bleiben zu bringen, während sie sich weiterhin wand. Sie schluckte, nickte aber schließlich zustimmend. Vorsichtig ließ er ihre Hände los und sah sie an. Ihre Augen glänzten, gefüllt mit Tränen. „Aber ich kann dich nicht glücklich machen, so sehr ich es mir wünsche.“, fügte er hinzu. Zweifelnd sah sie ihn an. „Wenn es etwas mit deiner Zeit nach Voldemort zu tun hat.“, fing sie an, doch er schüttelte abwehrend den Kopf. „Das ist es nicht.“ „Dann sag mir, was so stark ist, dass du glaubst, mich nicht glücklich machen zu können, wo ich jede Sekunde mit dir Glück empfinde.“ Nun lief ihr doch eine Träne über die Wange. Harrys Herz klopfte. Er schloss die Augen. Wie konnte er ihr diesen Schmerz ersparen? Sie zu verlieren wäre das schlimmste, was ihm im Moment passieren könnte. „Ich liebe dich, aber ich kann nicht mir dir zusammen sein, weil…“, er brach erneut ab. „Ist es wegen ihr, wegen Hermine?“, ihre Stimme hörte sich kratzig an, aber sie hatte die Worte ausgesprochen, die er nicht über die Lippen gebracht hatte. Er nickte und blickte sie um Verzeihung flehend an. „Vor wenigen Minuten warst du mit ihr draußen. Sag mir nicht, dass ich einfach nur zu spät bin?“, Verzweiflung und leichter Zorn schwangen in ihrer Stimme mit. „Nein, sie ist nicht mit mir zusammen.“ Ihre Schultern entspannten sich etwas. „Dann bist du ihr zu nichts verpflichtet.“, meinte Ginny und klammerte sich mit aller Kraft an diesen letzten Hoffnungsschimmer. Harry schloss verzweifelt die Augen und sackte doch zu Boden. Seine Hände gruben sich in die Erde, seine Kleidung musste voller Erde sein, seine Schuhe, seine Knie, nun auch seine Ärmel. „Ginny, ich liebe sie mehr als dich.“, Tränen rannen ihm über sein Gesicht und tropften zu Boden, „ich kann es nicht ändern… Auch wenn sie mir nicht versprechen konnte, mir noch eine Chance zu geben, so kann ich diese Hoffnung doch nicht aufgeben. Wie lange sie überlegen wird, kann ich nicht sagen, doch ich werde warten. Ich muss es einfach. Bitte, versteh mich.“ Schweigen legte sich über die beiden. Kühl wie der Schleier der Nacht. „Wenn sie dir irgendwann eine Absage gibt, würdest du… könntest du…“, ihr Flüstern erstarb. Harry hob den Blick, er sah die Tränen nicht, doch die verlaufene Wimperntusche zeigte ihre Spuren auf ihrem feinen Gesicht. Selbst mit diesen schwarzen Linien auf ihrer Elfenbeinhaut sah sie wunderschön und zerbrechlich aus. „Ich glaube nicht, dass das dir gegenüber fair wäre. Ich will, dass du glücklich bist, Ginny.“ Sie unterbrach ihn energisch. „Sag mir nur, ob ich Hoffnung haben darf? Ob es Sinn hat zu warten?“ „Solange ich dich liebe, darfst du hoffen, doch ich weiß nicht, wie hoffnungsvoll diese Liebe ist.“ Doch sie hatte nur ihre Antwort abgewartet und war dann trotz ihrer Absätze davon gestürzt. Alleine blieb er zurück. ‚Es wäre so viel leichter nur diese Frau zu lieben. Ich weiß, dass wir glücklich sein würden, ich weiß es einfach.‘ Eine letzte Träne lief ihm die Wange runter. Dann verweilte er noch einige Minuten ungesehen im Schatten kniend. Schließlich stand er auf und kehrte dem Schloss den Rücken zu. Die Schulbälle erwiesen sich als Überraschungsgeladen und Richtung gebend für sein Leben. Ob das allerdings immer positiv war? Mit sicheren Schritten suchte er den Wald auf, er brauchte etwas Höhenluft. Der Turm ermöglichte sich ihm nicht, da er ungesehen bleiben wollte und so suchte er seinen Lieblingsbaum auf. In dem Gipfel würde er seinen Kopf frei bekommen und die Nacht verbringen, geborgen in der Natur und abseits menschlicher Konflikte. Wer an diesem Abend zu Ballkönig und Ballkönigin gewählt wurden, bekamen weder Hermine, die in ihr Zimmer zurückgekehrt war, noch Ginny oder Harry mit. Fortsetzung folgt Kapitel 17: Niemals allein -------------------------- Willkommen zum letzten Kapitel. Nach all der Zeit habe ich es nun vollendet - ich hatte nie vor, diese Fanfichtion abzubrechen, auch wenn manche das aufgrund der langen Wartezeiten vermuteten. Ich danke euch allen für die stetige Unterstützung durch Kommentare und wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen. Viele Grüße, DarcAngel 17. Niemals allein Liebe Ginny, wie geht es dir? Ich weiß, wir haben uns lange nicht gesehen. Manchmal frage ich mich, wie der Krieg es schafft die Menschen zusammen zu bringen, enge Bindungen entstehen zu lassen? Geschieht dies nur aus dem menschlichen Willen zu Überleben, nur aus Angst? Denn zu Zeiten des Frieden löst sich alles wieder und dennoch behauptet man, glücklich zu sein. Ich frage mich, ob dieses Glück nicht nur eingeschränkt ist? Bevor ich vollkommen abschweife, komme ich lieber zu dem Grund meines Briefes. Wie du vielleicht weißt, habe ich seit einiger Zeit wieder guten Kontakt zu Harry. Doch es war nicht Harry, der mich dazu gebracht hat dir diesen Brief zu schreiben, auch wenn er der Grund dafür ist, viel mehr hat Albus mir eine Nachricht zukommen lassen. Er macht sich ernsthafte Sorgen um Harry. Ich weiß nicht, was auf dem Überraschungsball vorgefallen ist - Harry hat auf meinen Brief noch nicht reagiert-, aber was auch immer es ist, Ginny, er braucht dich! Albus‘ Berichten zu Folge haben Hermine und du ihm gleichzeitig den Rücken zugewandt. Die Freundschaften, die ihn zuvor in die Wirklichkeit, ins Leben zurückgeführt haben, scheinen auseinander gebrochen zu sein, als wäre der Krieg überstanden. Wenn er dir so wichtig ist, wie ich glaube, dann lass ihn nicht allein. Hermine hat ihn schon zerbrochen – ob er das selbst verschuldet hat, sei nun außen vorgelassen. Selbst in unseren schlimmsten Träumen können wir uns nicht ausmalen, wie es in Harrys Seele aussieht, was er alles erlitten hat. Ich möchte nicht sagen, dass er unschuldig ist, jedoch hat er sich dieses Schicksal nicht ausgesucht, wer würde das auch?! Es ist auch nicht meine Aufgabe sein Handeln zu entschuldigen, das wird er selbst, ich möchte dir nur aufzeigen, dass er es vielleicht nicht besser wusste, unsere Hilfe, uns selber braucht. Da ich aus seinen Berichten weiß, wie viel du ihm in den letzten Monaten gegeben hast, möchte ich dir danken, für alles, was du für ihn getan hast. Harry ist mehr als ein Sohn für mich geworden und so bitte ich dich zudem darum nicht aufzuhören, nicht aufzugeben. Er braucht dich, deine Freundschaft, deine Kraft. Ich hoffe so sehr, dass du mich verstehst. Liebe Grüße Remus Lupin Der Winter überflutete ihn. Der eisige Nordwind ließ seine Wangen erfrieren, reizte seine Haut, seine Finger fühlten sich trotz der Handschuhe an wie tot. Seine Nase tropfte, bald würden sich Eiszapfen bilden. Seine Augen tränten auf Grund des Windes. Er kauerte sich weiter zusammen. Er ließ sich von der Natur nicht vertreiben. Er hatte gelernt ihr stand zu halten, sich ihr in gewisser Weise zu widersetzen. So drückte der junge Lehrer sich näher an das Dach des Schlosses und blickte in die Ferne. Das Land um ihn herum hatte jegliche Farbe verloren, der Herbst hatte den Bewohnern des Schlosses den Rücken zugekehrt und seinen bunten Mantel mitgenommen. In wenigen Stunden würde die Nacht die Ländereien von Hogwarts im Grau und dann in tiefer Schwärze ersticken. Er atmete tief ein, sein Haar klebte ihm zum Teil im Gesicht oder peitschte gegen seinen Kopf. Alles hatte sich wieder verändert, nicht nur die Natur. Plötzlich fühlte sich Hogwarts nicht mehr wie sein Zuhause an. Plötzlich fühlte er sich wieder wie in der Fremde, ein Heimatloser, der durch das Nichts zog, ohne Ziel. Wie war es möglich, dass das Gefühl der Heimat so schnell verschwunden war? Die Zeit verstrich, doch es interessierte ihn nicht, genauso wenig wie die Jahreszeiten. Das einzige, was ihn betraf, war die Tatsache, dass sich bei dem Wetter nur selten Schüler im Freien waren, so konnte er ungesehen in Einsamkeit verweilen. Was hatte er falsch gemacht? Wo lag der Sinn in all diesen Ereignissen? Hermine benahm sich so, als wenn das Camp und der Ball nie stattgefunden hatten. Hatte er den ganzen Schmerz wieder heraufbeschworen? Er akzeptierte, dass sie Zeit für ihre Entscheidungsfindung brauchte, aber musste sie ihn deswegen so behandeln? Ginny ging ihm total aus dem Weg. Sie brauchte Abstand, das konnte er nachvollziehen, aber er vermisste sie, wenn das auch eigensüchtig von ihm war. Wie sollte das weitergehen? Erschöpft fuhr er sich mit der Hand durch sein Haar, versuchte einzelne Strähnen aus seinem Gesicht zu wischen, doch der Wind spielte mit ihm und Harry gab widerstandslos auf. Er spürte die Kälte kaum, die ihn umgab, bald hatte er wieder den Zustand vollständiger Abkapselung erreicht, wie in einem Kokon aus Watte. Wozu all das? Was machte er in Hogwarts? Was hielt ihn davon ab, nicht wieder zu gehen? Er schüttelte trotzig den Kopf, öffnete die Augen. ‚Nein, soweit bin ich noch nicht.‘ Wie konnte es sein, dass zwei Frauen ihn zu solchen Gedanken brachten? Bedeuteten sie ihm alles? Soweit würde er noch nicht gehen, doch sie waren ihm unendlich wichtig, das zeigte allein sein Zustand. Vielleicht sollte er Remus antworten, denn er wollte nicht, dass sich sein Freund schon wieder um ihn sorgen musste. Damit machten schon mindestens drei Personen sein Leben aus, mit Ron hatte er sich doch auch wieder vertragen. Harry zog entschlossen die Schultern hoch, der Wind prallte an ihm ab, er würde nicht schon wieder aufgeben, was er gerade erst zurückgewonnen hatte. Nur was für eine Wahl hatte er? Nur warten? Ihren Mantel hatte sie bis oben hin zugeknüpft, den Schal eng um den Körper geschlungen, die Hände tief in den Taschen vergraben. Äußerlich wirkte sie ruhig, doch in ihr drin herrschte ein Sturm, stärker und chaotischer als der Nordwind. Kleine Tiere eilten vor ihr über den Pfad, die letzten Wintervorräte in den Pfoten, auf der Flucht vor dem aufziehenden Sturm. Wie sehr wünschte sie sich auch in Winterschlaf fallen zu können und das Leben für eine Weile hinter sich zu lassen, sich einfach nur ausruhen zu können, sorglos und friedvoll. Das Bild von Dornröschen schlich sich ungewollt in ihren Kopf, sie sah sich in einem Meer von Rosen liegen, glücklich schlafend. Dann drang Licht herein, jemand durchtrennte die Rosenhecke und Harry küsste sie aus dem Schlaf. Im Traum lächelte sie ihn glücklich an, froh ihn endlich gefunden zu haben. Wütend schüttelte sie den Kopf und das Lächeln verließ ihre Lippen. Fröstelnd lehnte sie sich an einen dicken Baum, der sie immerhin etwas vor dem Wind schützte. Harry war schon immer ihr Traumprinz gewesen, in letzter Zeit träumte sie wieder ständig von ihm, er ließ sie nicht mehr los. Trotz der Kälte rutschte sie an dem Baumstamm zu Boden, zog die Beine an und legte ihren Kopf erschöpft auf ihre Knie. Sie schlief nicht gut, Angst vor diesen Träumen und die Gedanken an Harry hielten sie wach. Wie konnte sie das nur abstellen? Wie konnte sie ihre Gefühle für ihn abstellen? Tränen traten ihr in die haselnussbraunen Augen. War es schon zu spät? Sie spürte, wie ein salziger Tropfen auf ihren Umhang tropfte. Der Wind strich ihr übers Gesicht, trug einige Tränen davon. Ihre Haut brannte, die Salzspuren quälten ihr Gesicht, dennoch konnte sie den Tränenfluss nicht stoppen. Er lief einfach über, sie spürte, wie sie die Gewalt über sich verlor, wie sie sich in aller Stille im Wald gehen ließ, wie sie in dem Fluss dahintrieb. Die Liebe zu Harry ließ sich nicht länger verleugnen, doch was sollte sie nur machen? Sie wusste einfach nicht weiter. Selbst Blaise war ihr keine Hilfe, in ihrem letzten Brief hatte sie ihr geraten, ihren Gefühlen zu folgen, es würde schon alles gut werden. Ihre Freundin war hoffnungslos romantisch, trotz allem was ihr zugestoßen war. Der Hauch eines Lächelns erhellte ihr Gesicht bei dem Gedanken an Blaise, sie vermisste sie sehr, wie sehr wünschte sie sich gerade nun jemanden, der sie in die Arme schloss und ihr Wärme schenkte. Auf den ersten Blick wirkte der Gemeinschaftsraum leer, durch die großen Fenster war nichts als Schwärze zu sehen und auch im Inneren herrschte Dunkelheit, war das Feuer im Kamin doch heruntergebrannt. Kein Knistern erfüllte die Luft, jedoch heulte der Wind laut um den Turm. Eine einzige Gestalt hockte auf einem roten Sessel am Kamin, die Beine angezogen war sie fast komplett unter einer Decke verborgen. Ein leichtes Schimmern der Glut blitzte in ihren Tränenspuren, zeigte die Striemen der verlaufenen Wimperntusche, ließ ihre geschwollenen Augen hervortreten durch das Schattenspiel. Regungslos starrte sie in die Glut und doch ins Nichts. Sie fühlte sich leer, sie hatte keine Tränen mehr, nur gelegentlich durchfuhr ein Beben ihren Körper, ein Nachklang ihrer Verzweiflung. Ihre Brust schmerzte, es fühlte sich an, als wenn sich ihr Herz krampfhaft weigerte, es würde weiterschlagen, weiter für ihn. Unter der Decke zerknüllte ihre rechte Hand das Pergament. Es schnitt sich in ihre von der Kälte rauen Hände, doch sie merkte es kaum. Ein Zittern nahm von ihr Besitz, aber es war nicht die Kälte. ‚Oh Remus, würdest du das auch von mir verlangen, wenn du alles wüsstest, wenn du wüsstest, was ich fühle?‘ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Auge und blinzelte. Sie hatte gar nicht wahrgenommen, wie spät es geworden war. Den ganzen Abend hatte sie in einer Art Trance verbracht, doch selbst jetzt, als sie realisierte, wie spät es war, überkam sie keine Müdigkeit. Plötzlich erinnerte sie sich an ein Gespräch, dass Harry und sie am Seafire geführt hatten. ~Flashback~ Ginny betrat in großem Abstand zum See den Wald, fröhlich pfeifend pflückte sie ein paar Blumen. Luna hatte ihr geholfen ohne Begleitung in den Wald gehen zu können und somit sich mit Harry zu treffen. Nach einigen Hundert Metern bog sie Richtung Wasser ab und steuerte auf ihren verabredeten Treffpunkt zu. Nach nur wenigen Minuten entdeckte sie die Uferstelle und Harry, der bereits auf sie wartete. Es freute sie, dass er lächelte, als er sie erblickte. Langsam blühte er auf, immer mehr erkannte sie an ihm wieder. Irgendwie wusste sie plötzlich, dass es sich lohnte ihn neu kennen zu lernen, auch wenn er es ihr nicht immer leicht machte. „Hey“, begrüßte sie ihn fröhlich und setzte sich zu ihm auf den Baumstamm. „Hi Ginny.“, begrüßte Harry sie. Eine Zeit lang redeten sie über Belanglosigkeiten, Ginnys Erlebnisse während der Exkursion, das misslungene Essen von gestern, als ein schlammiger Frosch in die Suppe gehüpft war, jemand hatte gewitzelt, dass die Schülerinnen von Beauxbaton Froschschenkel sicher gerne essen würden. Schließlich erhob Harry sich und trat ans Seeufer. Irritiert musterte sie seinen Rücken. Was bedrückte ihn? Sie wusste nicht, ob sie sich soweit vorwagen konnte, ihn das zu fragen. Aber er nahm ihr die Entscheidung ab, denn er drehte sich um und blickte sie direkt an. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher, Ginny.“ Sie blinzelte und legte den Kopf fragend zur Seite. „Ich meine, ich bin dein Professor. Wir können uns nicht ständig alleine treffen.“, argumentierte er und ging vor ihr auf und ab. „Du meinst das ernst, nicht?“, erwiderte sie unsicher, während sie ihm mit den Augen folgte. Der Schwarzhaarige blieb abrupt stehen und erwiderte ihren Blick. „Verstehst du denn nicht, in welche Gefahr wir uns begeben? Du weißt doch, zu was der Schulrat fähig ist.“, unruhig ging er weiter, bevor er sich schlussendlich vor sie hockte, „ein Professor und eine Schülerin, das Gerücht über eine Affäre könnte für uns beide einen Schulverweis bedeuten.“ Sie sah das Leid in seinen Augen, die Unsicherheit und so viel mehr, dass sie nach seinen Händen greifen musste, den Blumenstrauß weiter festhaltend, und sagte: „Harry, Schulräte wie Lucius Malfoy existieren nicht mehr und es gibt zu viele Schüler und Professoren in Hogwarts und Menschen in der magischen Welt, die bezeugen können, dass wir schon seit Jahren befreundet sind. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.“ Sie sah die Zweifel in seinen Augen und lächelte ihn aufmunternd an. „Wenn es dich beruhigt, können wir uns ja im Geheimen jeden Abend hier treffen.“, schlug sie vor, sie durfte nicht zulassen, dass er sich wieder zurückzog. „Aber wir müssen aufpassen.“, er wirkte immer noch besorgt. ~Flashback end~ Sie hätten vorsichtiger sein müssen, sie hätte vorsichtiger sein müssen. Denn nach ihren Gefühlen für ihn in der Vergangenheit hätte sie ahnen können, dass sie aufpassen musste, dass nicht wirklich mehr als Freundschaft zwischen der Schülerin und dem Professor entstand. Sie schluckte. Solange sie Schülerin in Hogwarts war, durfte sie Harry nur als Freund ansehen und sie hatte noch über sechs Monate vor sich. Obwohl es keinen Schulrat wie Lucius Malfoy mehr gab, so hatte die Regel weiterhin Bestand, dass kein Professor etwas mit einer Schülerin anfangen durfte. Ginny wusste nicht, ob sie so stark sein konnte? Doch spätestens Remus hatte sie überzeugt, dass sie es für Harry sein musste. Ihn wie einen Toten durch die Schule wandeln zu sehen, hatte ihr jedes Mal einen weiteren Stich ins Herz versetzt, ihr Herz blutete ununterbrochen. Aber konnte es heilen, wenn sie ständig in seiner Nähe war? Sie hoffte es, außerdem würde es nicht weitere Verletzungen erfahren. Sie schluckte. Irgendwie, sie wusste noch nicht wie, aber irgendwie musste sie die Kraft dazu haben, für Harry und für sich. Die nächsten Tage wartete die Rothaarige auf eine Gelegenheit alleine mit Harry sprechen zu können, doch es ergab sich einfach keine. Der junge Professor ließ sich nur während seines Unterrichts blicken, danach war er sofort wieder in den Gängen des Schlosses verschwunden. Selbst zu manchen Mahlzeiten erschien er nicht mehr und wenn doch nur kurz, um dann schnell durch den Lehrerausgang zu entwischen, als wäre er auf der Flucht. Es wunderte Ginny nicht, dass selbst Dumbledore Harrys Verhalten aufgefallen war. Selbst die Schüler konnten sehen, dass irgendwas den Professor beschäftigte, auch wenn sie noch weniger als der Schulleiter wussten, was es war. ‚Zumindest sieht man Harry als Außenstehender nicht an, wie sehr es ihr zerfrisst.‘, dachte Ginny traurig. Hermine wirkte blass und erschöpft, doch sie war stets anwesend und spielte kontrolliert ihre Rolle. Ihre Miene war eisern, nur selten zeigten sich Gefühle, doch zumindest die Schüler durchschauten diese Illusion nicht. Ginny schon und sie überlegte kurz, ob sie nicht einmal mit ihr reden sollte. Als sie die ehemalige Freundin dann tatsächlich auf dem Flur traf, wurde ihre nicht gestellte Frage mit einem schroffen „Ich möchte jetzt nicht reden.“ abgeblockt. Verblüfft blickte die Jüngere ihr hinterher und zuckte schließlich wütend die Schultern. ‚Man könnte meinen Harrys Gefühle interessieren dich gar nicht mehr.‘ Der Gedanke, Harry in seinen Räumen aufzusuchen, irrte schon eine Weile in ihrem Kopf herum, allerdings hatte sie sich noch nicht dazu entschlossen. Eine Schülerin hatte nichts in den Privatgemächern eines Professors zu suchen und in seinem Büro war er nie anzutreffen, oder er öffnete die Tür nur nicht. Ginny wusste, wie wichtig es Harry war, dass niemand auch nur dachte, dass zwischen ihnen mehr als Freundschaft sein könnte, bis jetzt hielt sie das davon ab, ihn dort anzusprechen. Wenn sich allerdings nicht bald eine Möglichkeit gab ihn woanders zum Reden zu bringen, ließ er ihr keine andere Wahl. Sie quälten sich alle, je länger sie in der jetzigen Situation verweilten. Harry saß auf seinem Bett und grübelte. Irgendjemand oder irgendetwas musste ihm helfen, er musste seine Situation ändern, so konnte es nicht weitergehen. Er hielt es nicht mehr aus. Die Tage waren eine Qual, von den Nächten ganz zu schweigen. Da kam ihm eine Idee, er zog die Schublade seiner Konsole auf und holte sein Fotoalbum heraus. Langsam schlug er den dicken Einband auf, er fragte sich, ob der Duft, der ihm entgegen stieg, wohl der Duft seiner Mutter war, denn er kam ihm seltsam bekannt vor. Zaghaft blätterte er die Seite um und blickte das kleine Familienproträt an. Seine Eltern strahlten ihn an, sein Vater hatte beschützend einen Arm um seine Mutter gelegt, die ihn auf dem Arm hielt. James gab Lily und Baby Harry einen Kuss auf den Kopf, Lily lächelte ihn an und fast hörte er sich selber vergnügt quicken. Er sah, dass seine Eltern glücklich gewesen waren. Dieser Anblick erfüllte ihn, wärmte ihn von Innen heraus. Er wünschte sich auch dieses Glück, selbst für den Fall, dass es nicht von Dauer sein würde, wie bei ihnen. Plötzlich fragte er sich, ob er wohl auch eines Tages Kinder haben würde? Noch nie war ihm dieser Gedanke gekommen, er hatte nur äußerst selten über kleine Kinder nachgedacht, da er persönlich auch keine kannte. Doch der Gedanke fühlte sich nicht schlecht an, dann würde er genau wie James auf seine Frau und sein Kind aufpassen. So musste vollkommenes Glück aussehen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Harry blätterte weiter. Sirius, Remus, seine Eltern, sie alle wirkten glücklich auf den Fotos. Er wollte dieses Glück nicht länger missen. Daher entschloss er sein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen. Seine Eltern wünschten ihm dieses Glück, da war er sich sicher, und er selber brauchte es so sehr, nach all der Zeit. Jeden Tag fühlte sie sich mieser, jeden Tag schwächer, da sie kaum schlief. Zusätzlich belastete es sie, dass es Harry ebenso immer schlechter ging. Wenn sie ihn im Unterricht sah, sonst begegnete sie ihm überhaupt nicht mehr, wäre sie am liebsten zu ihm gerannt und hätte ihn tröstend in den Arm genommen. Stattdessen versuchte sie seinen Blick zu fangen, ihn anzulächeln und zu signalisieren, dass sie ihn nicht ignorieren wollte, dass sie mit ihm reden wollte. Nach dem Ball hatte er sie hin und wieder mit den Augen unauffällig während des Unterrichts gestreift, damals hatte sie vorgetäuscht es nicht zu merken. Nun nahm er sie scheinbar nicht mehr wahr. Hilflos verließ sie das Schloss. Die frische Luft sollte Ordnung in ihre Gedanken bringen, bevor sie gleich doch zu Harrys Privaträumen gehen würde. Es gab keine andere Lösung, nicht für sie. Ginny war noch keine 100 Meter weit gegangen, da hatte der Nebel das Tor hinter ihr schon restlos verschlungen, doch sie fürchtete nicht sich zu verlaufen. So warf sie einen letzten Blick nach hinten, bevor sie weiter watete. Noch während sie sich zurückdrehte, hielt sie erschrocken inne, beinahe wäre sie in jemanden hineingelaufen, Zentimeter vor ihr erstarrte Harry ebenso. Wegen der Kälte glaubte sie die Wärme zu spüren, die von ihm ausging, und bewegte sich nicht. „Oh, hi Harry.“, begrüßte sie ihn perplex und aus der Ferne echote ihre Stimme leise und gespenstig. „Hi.“, er blickte abschätzend an ihr vorbei. „Der Eingang zum Schloss ist direkt hinter dir, nicht?“, fragte er und seine Augen suchten im Nebel nach den Wänden aus Stein. Ginny nickte, sein Verhalten verwirrte sie. „Gut, dann sieht man sich später.“, fast wäre Harry an ihr vorbei gewesen, doch im letzten Augenblick fasste sie sich wieder und griff nach seiner Hand. Perplex blieb er stehen und drehte sich zu ihr zurück. Nun zeigten seine Augen Verwirrung, während seine Brillengläser leicht milchig den Nebel spiegelten. Es erschien ihr, als wenn sich eine Nebelschicht zwischen ihre Augen, ihre Gesichter geschoben hatte. Den Drang sie zu überwinden kämpfte sie runter und zwang sich den Mund zu öffnen, endlich hinter sich zu bringen, was so schwer auf ihren Schultern lastete. Dies war die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte, nun würde sich alles entscheiden. Ginny spürte, wie ihre Finger kribbelten und steckte ihre Hände tiefer in die Taschen. Ganz deutlich schlug ihr Herz in ihrer Brust, als wollte es rebellieren, ihr ihre Gefühle in Erinnerung bringen. „Harry, ich suche dich schon seit Tagen.“, fing sie unsicher an, dabei hatte sie sich zig Mal ausgemalt, wie dieses Gespräch ablaufen würde. „Aber ich war doch nicht weg.“ „Irgendwie schon.“ Sie suchte in seinen Augen, doch wonach suchte sie? Etwas, an dem sie sich orientieren konnte, an dem sie sich festhalten konnte. „Ich hab es jetzt wirklich eilig, Ginny, können wir das nachher besprechen? In meinem Zimmer?“ Aus dem Konzept gebracht, blinzelte sie, diese Reaktion hatte sie nie erwartet. „Dann habe ich Zeit für dich, ich will das jetzt mit Hermine klären.“, er sah sie kurz eindringlich an, bevor er im Nebel verschwunden war und Ginny allein zurückließ. „Viel Glück, Harry.“, flüsterte sie und ihre Worte verstummten im Nichts. Das Fenster wirkte auf sie wie ein leeres Bild, ausdruckslos und kalt, es spiegelte drastisch, aber haargenau ihren Gemütszustand wieder, die Leere, die sie empfand. Doch ihre Fassade war nur noch ein Vorhang, den der Wind leicht zu öffnen vermochte, ihr Schutzwall hatte unter der Last der Verzweiflung, der Einsamkeit nachgegeben und war nach und nach zerbröckelt. Sie traute Blaise‘ Rat noch immer nicht, aber ihre Gefühle ließen sich nicht länger von ihrem Verstand unterdrücken, sie wollten frei sein und erwidert werden. Das Buch in ihrem Schoß genoss ausnahmsweise keine Aufmerksamkeit, ehrlich gesagt konnte sie sich nicht einmal daran erinnern, von was es handelte, sie hatte keine einzige Zeile wahrgenommen, egal wie viele sie auch las. Seit Tagen befand sie sich in diesem Zustand. Ihr Blick war wieder auf das Fenster, den Nebel dahinter gerichtet, statt auf ihr Buch. Die Atmosphäre der Bibliothek schaffte es nicht, ihren Kopf zu befreien. Die Braunhaarige hasste diese Einsamkeit. Nach ihrer Trennung hatte sie sich von allen abgekapselt, abgesehen von Blaise, die viel zu weit weg lebte. Vielleicht könnte sie mit Harry einen kompletten Neuanfang starten. ‚Er versteht sich schließlich auch wieder mit Ginny.‘, dachte sie, ‚ich kann so nicht weiter leben, es zerstört mich.‘ Doch Hermine hatte Angst vor einem Neuanfang mit Harry, Angst, dass ihre Erinnerungen sie zu großer Vorsicht und Zweifeln an seinem Verhalten trieben, Angst, dass sie die Chance wohlmöglich selber vergab. Eine Beziehung setzte Vertrauen voraus, doch woher sollte sie wissen, ob sie Harry vertrauen konnte? Er hatte sich verändert, er war nicht mehr derselbe. Doch sie war auch nicht mehr dieselbe, wie beim letzten Mal. Musste Liebe immer so kompliziert sein? Sie liebte ihn, konnte sich nicht vorstellen, dass es jemals einen anderen geben konnte, wenn sie ihn haben konnte. Aber sie konnte auch nicht vergessen. Harrys Wohl war ihr wieder wichtig, beziehungsweise ihr war wieder bewusst geworden, dass sie schon immer wollte, dass er glücklich war. Wie konnte sie ihn länger im Ungewissen lassen, ihn noch länger durch ihre Abwendung strafen. Das verdiente er trotz all dem nicht, da war sie sich nun sicher. Es war ihr nicht leicht gefallen, aber sie hatte längst angefangen ihm zu vergeben und sah sein Handeln nun in einem anderen Licht. Aber würde sie nicht dennoch ständig daran erinnert werden, was zwischen ihnen gewesen war, was er getan hatte, selbst wenn es diesmal anders sein würde? „Hermine.“, die Brünette blinzelte, jemand schien sie bereits mehrfach gerufen zu haben. „Hermine, geht es dir gut?“, fragte Harry und Besorgnis schwang in seiner Stimme mit. „Jetzt ja.“, erwiderte sie und ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Dann ging alles ganz schnell.“, berichtete der Schwarzhaarige überschwänglich, „sie möchte mir noch eine Chance geben.“ „Das freut mich wirklich für dich.“, sagte Ginny und lächelte ihn an. Das Glänzen seiner Augen erfüllte sie wahrlich mit Glück. „Sie hat Zweifel, ob sie mir unterbewusst nicht aufrichtig traut, zu vorsichtig ist. Aber ich habe ihr gesagt, dass wir das zusammen überwinden, dass sie mir bedingungslos vertrauen kann.“ Ginny nickte, man konnte ihm bedingungslos vertrauen, sie konnte es. Schließlich blickte Harry sie an und griff nach ihren Händen. „Ginny, ist das wirklich okay für dich?“, fragte er mit sanfter Stimme, und trotz seiner Sorge um sie, strahlte er Glück aus. Die Jüngere nickte. ‚Wenn ich dich nicht haben kann, Harry, dann möchte ich, dass du glücklich bist, und ich trotzdem viel Zeit mit dir verbringen kann.‘ „Wenn ich dir zu nah komm, es dir zu viel ist…“, Ginny legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Danke, aber ich schaff das schon, solange du mich nicht komplett vernachlässigst.“, damit knuffte sie ihn in die Seite. Harry lachte. „Ich verspreche dir, dass ich neben Hermine immer noch genügend Zeit für dich finde, sonst darfst du mich vor der gesamten Schule in ein rosa Hausschweinchen verwandeln.“ Ginny grinste. „Das merke ich mir, verlass dich darauf.“ Sie lachten gemeinsam und es tat gut, endlich waren sie der Misere entkommen. Doch sie würde weiter stark sein müssen. „Hermine, bist du so weit? Tonks und Remus warten auf uns.“, setzte Harry an, als ihre Zimmertür aufschwang. „Komm rein, ich muss mir nur noch die Haare machen.“ Der Schwarzhaarige trat ein und beobachtete sie vor dem Spiegel. Die Brünette trug eine hellblaue Tunika zu ihrer dunklen Jeans, barfuß stand sie vor dem großen Spiegel und versuchte sich von Hand die Haare hochzustecken. Immer wieder lösten sich einzelne Strähnen aus ihrer Frisur und trieben Hermine zur Weißglut. Schließlich ergriff sie genervt ihren Zauberstab und mit einem einzigen Wink, saß alles perfekt. Sie lächelte ihn im Spiegelbild an, bevor sie sich ihm zuwandte. „Meinst du, ich kann so gehen?“, fragte sie unsicher und zupfte an ihrem Oberteil. Harry lächelte und griff sanft nach ihren Händen. „Wir sind nicht auf ihrer Hochzeit eingeladen, sondern nur zu einer kleinen Winterparty.“, als sie das nicht überzeugte, fügte er noch hinzu, „du siehst perfekt aus, aber das tatest du auch, als deine Haarsträhnen noch aus der Frisur guckten.“ „Ach Harry, du bist mir keine große Hilfe.“, seufzte sie und holte ihre Handtasche vom Bett. „Dann frag doch Ginny gleich, die wird sicher schon in der Eingangshalle auf uns warten.“ Daraufhin warf Hermine ihm einen Blick zu, den er nicht ganz deuten konnte. Die zwei Wochen mit Harry fühlte sie sich leicht wie auf Wolken. Er war zärtlich, fürsorglich und vorsichtig. Zudem las er ihr fast jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie versuchte nicht zu zweifeln und es stattdessen vollkommen zu genießen, wie Blaise vorschlug. Doch mit Ginny hatte sie sich trotz ihrer anfänglichen Hoffnung nicht wieder so angefreundet wie früher. Erst, als Hermine mit Harry zusammen gekommen war, hatte sie die Welt wieder anders wahrgenommen, und so war ihr auch erst dann aufgefallen, wie viel Glück sie hatte Harry nicht längst verloren zu haben. Die Tatsache, wie Ginny Harry manchmal ansah, hatte Hermine erschreckt, diese Blicke konnte man nicht missdeuten. Doch die beiden waren die besten Freunde und sie konnte, musste Harry vertrauen. Aber dieses Wissen war keine gute Ausgangsbasis für eine Freundschaft mit Ginny. So kam es, dass die beiden jungen Frauen sich vorsichtig in der Eingangshalle begrüßten, während Harry sich ehrlich freute, dass Ginny die beiden zu Remus begleitete. Wenn Ginny die beiden Händchen haltend sah, zwang sie sich ihre Gefühle zu unterdrücken. Niemand sollte sehen, wie sich ihr Innerstes zusammenzog, wie sehr sie sich nach Harry sehnte. Sie hoffte, dass es sich mit der Zeit legen würde, denn zu gerne verbrachte sie Zeit mit ihm, als dass solche Gedanken es zerstören sollten. Zu dritt verließen sie plaudernd das Gelände und machten sich auf den Weg nach Hogsmeade, von wo aus sie per Flohpulver zu Remus reisen würden. „Schön, dich so glücklich zu sehen.“, freute sich Remus und legte Harry einen Arm um die Schultern, um ihn zu Tonks zu führen. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“, lächelte der Schwarzhaarige. Ginny blickte sich um. Das Haus war gemütlich eingerichtet und nicht zu groß, sie durchquerte die Küche neugierig und entdeckte den Garten. Erstaunt hielt sie inne, in der weißen Landschaft hatte man einen Wintergarten errichtet, der mit schwebenden Luftballons geschmückt war und Musik schallte durch die Luft. „Da bist du ja, Schwesterchen.“, riss Ron sie aus ihrer Starre und löste sich aus der Menschentraube im Wintergarten. „Was machst du denn hier?“, verlangte sie zu wissen. „Dir scheint es wieder gut zu gehen.“, grinste Fred, „wenn du uns noch nicht mal begrüßt, das freut mich.“ In dem Augenblick traten Hermine und Harry hinter Ginny in die Küche, woraufhin die anderen Gäste verstummten. Viele von ihnen hatten Harry seit Monaten nicht gesehen. „Hi Harry, hi Hermine.“, durchbrach Ron die Stille und winkte sie herein. Fred ließ es sich nicht nehmen, Harry in den Arm zu nehmen. „Klasse Mann, gut, dass du da bist.“, flüsternd fügte er hinzu, „ich hoffe, du hast Taschentücher dabei, Mum wird ihre Tränen nicht unterdrücken können, wenn sie dich sieht.“ Harry lächelte. „Danke, für den Tipp.“ Der Rothaarige grinste. Dann übersah Fred Hermines Zurückhaltung und umarmte sie ebenfalls, bevor er den anderen Platz machte. Die Brünette fühlte sich unsicher, sie wusste nicht, wie die anderen auf sie reagieren würden. Vorwurfsvoll, dass sie ihnen den Rücken zugewandt hatte? Wütend oder abweisend? Doch ihre alten Freunde nahmen sie mit offenen Armen wieder auf und stießen sogar auf ihr Glück an. Später blickten Hermine und Harry Händchen haltend aus dem ersten Stock aus dem Fenster in den gläsernen Wintergarten herunter. „Alle sind gekommen.“, stellte Harry fasziniert fest. Er war nie alleine gewesen, sie waren alle für ihn da, wenn er das doch nur eher verstanden hätte. „Ich denke, wir werden sie jetzt öfter sehen. Bald ist schließlich Weihnachten.“, sagte Hermine und lächelte ihn an. Der Schwarzhaarige blickte in ihre Augen, der Schimmer der Erinnerung war ihm nicht entgangen. Zärtlich drückte er seine Lippen auf ihre und ließ den Gedanken verblassen, erst dann sagte er lächelnd: „Lass uns ein großes Weihnachtsfest organisieren.“ Hermine wirkte überrascht, nickte aber zustimmend, sie begann die Gesellschaft der anderen ebenso zu genießen wie er. So zog er sie an sich und gemeinsam verharrten sie noch ein paar Minuten in Zweisamkeit, bevor sie sich unter die Partygäste begaben und ihre Wiedervereinigung feierten. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)