Camp Seafire von DarcAngel ================================================================================ Kapitel 15: Kleine Glücksmomente -------------------------------- 15. Kleine Glücksmomente Albus lächelte, während seine Augen über den See schweiften. Das silberne Licht ließ seine Brille undurchsichtig erscheinen. Die klaren blauen Augen, die leicht darüber her blickten, wirkten so magisch, als wenn Gedankenfäden im klaren Wasser schwimmen würden, dachte Harry. „Ihr wisst doch, dass der See Seafire heißt – daher auch der Name dieses Schulprojekts: Camp Seafire.“, begann er langsam zu berichten, die beiden nickten, „nun ehrlich gesagt kann ich euch nicht die Erklärung geben, dir du dir erhofft hattest. Denn bei diesem Ort handelt es sich tatsächlich um einen magischen Ort, ein Wunder würden es die Muggel wohl nennen, “ fügte er an Hermine gewandt zwinkernd hinzu. Seine Fingerknochen knackten leicht, als er seine Gelenke streckte und auf den Grund des Sees deutete. „Tatsächlich brennt ein Feuer in den Tiefen dieses Sees. Soweit ich weiß, kann man es auf eine gewisse Art und Weise mit dem Magischen Feuer vergleichen. Nur dass dieses immer nur um eine bestimmte Zeit im Jahr hell aufflackert, angeregt durch den Mondschein, weswegen es lediglich nachts bei Mondlicht den silbernen Glanz verstärkt.“, nun deutete der Schulleiter hoch zum Mond, der formvollendet über ihnen wachte. „Läge dieser wunderbare Ort nicht auf Malfoys Grundstück und hätte er es dem Ministerium nicht strengstens untersagt, würden jedes Jahr unzählige Touristen in diesen Tagen diesen magischen Ort besuchen.“, fuhr er fort, bevor sein Blick sich fokussierte und seine beiden jüngsten Kollegen visierte, „ich muss mich wieder einmal bei dir entschuldigen, Harry, und bei dir auch, Hermine.“ Verwundert blickten die zwei sich an, Hermine zog minimal ihre rechte Augenbraue hoch. Keiner von beiden konnte sich vorstellen, wofür Dumbledore sich entschuldigen wollte. Schweigend folgten sie ihm zurück zum Zeltplatz. Doch eines war ihnen beiden bewusst, es würde keine Entschuldigung für seine Bemühungen geben sie wieder zusammenzubringen, in welcher Art und Weise auch immer. „Ich hatte gehofft, mit allen Fasern geglaubt, dass Draco Malfoy nicht nach seinem Vater schlägt, dass er tatsächlich eingesehen hat, dass ein Leben in Frieden das schönste ist.“, er seufzte leicht, „schon wieder ein Fehler eines alten Mannes. Ich befürchte mein Vertrauen in die Menschen nimmt nicht ab. Vielleicht möchte ich auch einfach nicht glauben, dass es neben Voldemort noch viele durchweg dunkle Magier gibt.“, gab er leise von sich. Hermine, die weiterhin neben Harry kurz hinter Dumbledore herging, warf ihm einen fragenden Blick zu. Sein Körper durchfuhr eine Wärmewelle, obwohl in ihrem Blick kein Anzeichen von Liebe lag, nein das nicht, doch stattdessen erfreute er sich an der Tatsache, dass es wieder funktionierte. Sie konnten es immer noch – ohne Worte kommunizieren. Denn Hermines Blick hatte ganz eindeutig gefragt, ob diese Worte an sie gerichtet waren oder eher nur Albus Gedanken. Als Antwort wiegte er leicht den Kopf hin und her, möglichst bemüht ein allzu großes Lächeln zu unterdrücken. „Es tut Hogwarts gut endlich junge Professoren in seinen Reihen zu haben. Ich hoffe, ihr musstet nicht zu sehr unter meinem Fehler leiden. Hätte ich nicht diesen Ort auf Grund seiner einzigartigen Schönheit für das Camp ausgesucht, wäre euch und vor allem Ginny Weasley viel Leid erspart geblieben.“, beendete Dumbledore seine Entschuldigung und blickte die beiden reuevoll an, „könnt ihr einem alten Mann noch einmal vergeben?“ Harry nickte lächelnd, auch wenn er nicht akzeptieren wollte, dass Dumbledore ein alter Mann wurde. „Das können wir und ich denke nicht, dass Ginny dir Vorwürfe macht.“ Dumbledore nickte dankend. Schließlich trafen sie Madam Pomfrey am Lagerfeuer, wo sie bereits auf Albus wartete. Dieser warf ihr einen fragenden Blick zu, woraufhin sie sofort aufstand und Bericht erstattete: „Mister Weasley hat einige gebrochene Rippen und mehrere Prellungen erlitten. Eine der Rippen hat seine Niere leicht angegriffen, ich habe ihm die Knochen eingerichtet und ihm einen Trank zum schnell zusammenwachsen der Rippen gegeben. Des Weiteren habe ich ihm einen Trank zum Heilen seiner Niere eingeflößt und ihm eine Salbe hier gelassen, gegen die Prellungen.“ „Dann können wir nun nach Hogwarts zurückkehren.“, entschied Dumbledore in ihre Heilkünste vertrauend und gähnte. Als die beiden disappariert waren, standen Hermine und Harry immer noch am Lagerfeuer. „Ich bin froh, dass nun endlich alles vorbei ist.“, sagte Hermine erleichtert. Harry nickte. „Ich auch.“ „Ich hatte Angst, dass Ron und du euch schon an den Hals springt, bevor ihr Malfoy Manor überhaupt erreicht habt.“ gestand sie leise und starrte in die Flammen. „Es hätte nicht viel gefehlt. Aber seine Wut auf Malfoy war für den Augenblick größer als die auf mich.“, er grinste dümmlich, was er sofort änderte, als er es bemerkte, und ließ sich auf einem Baumstamm nieder. „Aber ihr habt euch wieder vertragen?“, harkte sie neugierig nach, diesen Teil hatte Ron ihr nicht so ausführlich geschildert. „Ron war stur,… hm, ich vielleicht auch. Aber ich konnte ihn doch nicht von Malfoy umbringen lassen.“, Harry brach seine dürftige Erklärung ab. Hermine nickte. „Er hat sich bei mir für die Vorwürfe entschuldigt.“ „Wie wird es jetzt weitergehen?“ Der Schwarzhaarige blickte sie an und sie erwiderte den Blick. „Ich weiß es nicht.“, gab er zu. „Meinst du, es wird wir früher zwischen dir und ...?“, fragte sie schüchtern. „Das glaube ich nicht, dafür ist zu viel zwischen der Person und mir passiert.“ „Würdest du es dir wünschen?“ Sie sah ihn unter langen Wimpern heraus an. „Ich glaube nicht, dass es noch einmal so werden kann. Doch ich fände es schön, wenn es so ähnlich würde.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das wirre Haar. „Siehst du Hoffnung?“ „Das hängt alles von der Tiefe der Abneigung der anderen Person ab.“ „Und wenn die Abneigung verschwunden ist?“ „Wäre das schön, aber ich weiß nicht, ob man mir verzeihen kann.“, gab Harry zu. Hermine senke den Blick. „Ich glaube, ich gehe nun zu Bett.“, durchbrach Harry schließlich einsichtig die eingekehrte Stille, dieses Gespräch würde jetzt nicht weitergeführt werden. Die Brünette blickte auf und wirkte wie aus einer Trance geholt. „Wo wirst du denn schlafen?“, fragte sie irritiert. Etwas überrumpelt wandte Harry sich vom Feuer ab und ließ seinen Blick über die Reihen von Zelten wandern, die sich vor ihm dunkel und von ruhigen Atemgeräuschen erfüllt auftaten. Sein eigenes Zelt hatte er vor wenigen Minuten Ron überlassen. War ihre heute aufgebaute Annäherung der Freundschaft schon genug um eine Nacht auf so engem Raum zu dulden? Andererseits würde Madam Pomfrey ihn ewig schelten, wenn er ihrem Patienten keine ruhige Nacht ließ. Harry dachte schmerzhaft an seinen Knochenwuchs im Arm zurück, Rons Schmerzen würden kaum harmloser sein, besser er reizte ihn nicht. Das Problem bestand darin, dass niemand auf die Idee gekommen war, ein weiteres Zelt mitzunehmen. Gäste wie Ron waren nicht eingeplant gewesen, durch Streit getrennte Schüler sollten lernen miteinander auszukommen, lernen, dass sie aufeinander angewiesen sind in der freien Natur. Nun im einzigen anderem Zelt, dem Sanitätszelt lag Ginny. Doch dies schien der erste Ort zu sein, wo er willkommen war und sich keinen Ärger einhandeln würde. Den Gedanken an Hermines Zelt verschob er in die letzte Ecke seines Kopfs. Aber konnte er Hermine sagen, dass er in Ginnys Zelt zu übernachten gedachte? Die Brünette beobachtete, wie seine Augen über die Zelte wanderten, ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht. Das Feuer schien ihn neu zu malen, intensiver, sein Haar wirkte extrem schwarz, wohingegen seine Haut von weis angefangen bis rot leuchtete. Der Gedanke, dass in ihrem Zelt als einziges Platz sein würde, erfüllte ihren Kopf, ihr ganzes Denken konzentrierte sich darauf. Erinnerungen kämpften gegen Ängste, Träume rangen mit der Realität. Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg. Auch wenn es vermutlich vollkommen ungefährlich sein würde, sie konnte ihn nicht zum Schlafen in ihr Zelt bitten. Wenn er im gleichen Zelt liegen würde, bekäme sie die ganze Nacht kein Auge zu, nicht aus Angst, aber seine Nähe war ihr noch zu fremd, falls das überhaupt möglich war. „Mach dir keine Sorgen, ich finde schon ein ruhiges Plätzchen.“, lächelte Harry sie aus kleinen Augen müde an. „Es wird ganz schön kalt in diesen Nächten.“, wandte sie zögernd ein, als ihr der Gedanke kam, er wollte unter freiem Himmel schlafen. „Ich habe lange genug in der Wildnis gewohnt, ich kenne mich aus und werde nicht erfrieren. Wir sehen uns morgen, schlaf gut.“, gähnend drehte er sich um und verschwand zwischen den Zelten. Hermine streckte sich und versuchte ihre Glieder am Feuer zu wärmen. Am besten machte sie sich ein Wärmekissen und kuschelte sich tief in ihren Schlafsack. Nein, er konnte ihr das nicht sagen. Er wusste nicht, was schlimmer sein würde, ihren Wutausbruch, dass er ein Verfahren am Hals haben würde, wenn jemand mitbekommt, dass der Aufsicht führende Professor im Zelt einer Schülerin übernachtet hat, oder den Ausdruck ihrer Augen, wenn sie verzweifelt versuchte, keine Gefühle zu zeigen, und er sich nie sicher war, was sie vor ihm verbergen wollte. Es gab überall Eltern, die aus so einer Information eine Tsunamiwelle auf ihn hetzen würden, auch wenn Ginnys Mutter seine Tugend mit dem Besen verteidigen würde. Bei dem Gedanken musste er schmunzeln. Nachdem Harry sich sicher war, dass Hermine in ihrem Zelt verschwunden war, schlug er die Richtung des Sanitätszelts ein und krabbelte lautlos hinein. Ein Schlafsack stand ihm nicht zur Verfügung, in dem schlief schließlich Ron, doch im Sanitätszelt waren weitere Decken, in die er sich nun fröstelnd kuschelte. Aber er hatte gegenüber Hermine die Wahrheit gesagt, er war abgehärtet, und demnach schlief er schnell ein. Hermine musterte Ron, der gerade aus Harrys Zelt stieg, und verschlafen zu ihr herüber wankte. Unter seinen Augen waren tiefe schwarze Ringe und seine Hautfarbe war käsig. Irgendwie tat er ihr leid, auch nachdem was Harry über Rons Verhalten im Kampf erzählt hatte. Er hatte sich selbst überschätzt, aber wer würde das nicht tun, wenn es um die Ehre seiner kleinen Schwester ging. Hermine wusste, dass keiner von Ginnys anderen Brüdern anders gehandelt hätte, vielleicht bedächtiger, aber gekämpft hätten alle fünf. Harry, der schon auf den Beinen war, als Hermine aufstand, trug Holz herbei, damit die Schüler sich verschlafen wenigstens etwas wärmen konnten. Im Gegenteil zu Ron wirkte er frisch und ausgeschlafen, pfeifend legte er das Holz ins Feuer und setzte sich schließlich zu ihnen. „Ich wollte für eure Gastfreundschaft danken.“, nuschelte Ron in seinen dampfenden Tee. Harry tat es wirsch mit der Hand ab und Hermine meinte lächelnd: „Das war doch selbstverständlich.“ Der Rotschopf sah sie unsicher an und zuckte schließlich mit den Schultern, unter Freunden ist sowas selbstverständlich. „Ich denke, ich werde euch gleich auch wieder verlassen.“, er wies mit dem Daumen Richtung Ginnys Zelt. „Wir werden für sie da sein.“, versicherte Harry ihm. „Ich weiß. Selbst unsere Mutter könnte nicht besser für sie sorgen, sie würde sie nur viel zu sehr verwöhnen.“, Ron zog eine Grimasse und ahmte Misses Weasley nach. Die anderen beiden grinsten. „Grüß sie lieb von uns.“, bat Hermine und warf Harry einen fragenden Blick zu, dieser nickte zustimmend. „Da wird sie sich freuen.“, meinte Ron lächelnd. „Was macht dein Arm?“, erkundigte Harry sich, bevor einer allzu große Pause eintreten konnte. „Die Nacht war hart, Mann, aber jetzt ist alles wieder dran und richtig geordnet, sodass ich beim Apparieren nichts zurücklassen werde.“, er zwinkerte Harry zu. „Das ist nicht witzig, Ron. Dumbledore hat uns gestern noch erzählt, dass ein Schüler im St.Mungo liegt, weil er seinen Po am Ausgangsort zurückgelassen hat.“, berichtete Hermine. „Seinen Po? Na, das muss ja heiß aussehen.“, lachte Ron und Harry grinste verstehend. Die Brünette schüttelte den Kopf. Erwachsen würde Ron wohl nie. Nach dem Frühstück verabschiedete Ginnys Bruder sich bei ihnen, bevor er im Ganzen disapparierte. Ginny kehrte zwei Tage später in den Unterricht zurück, nachdem Hermine extra für Ginnys schnellere Genesung etwas Zaubertrankunterricht erteilt hatte, indem sie ihren Schülern beigebracht hatte, wie man Stärkungstränke braute. Das beste Exemplar hatte Ginny getrunken, nachdem Hermine sich vergewissert hatte, dass es einwandfrei war. Hermine und Harry arbeiteten über die Tage hinweg oftmals gemeinsam an einem besonderen Konzept für die letzte Woche. Zum einen sollte es kurze Wiederholungen des Erlernten für die Schüler geben, zum anderen würde in einem Wettbewerb am letzten Tag von den Jugendlichen alles gefordert werden. Am Schluss würde es ein großes Grillfest mit heißem Punsch und Fleisch von selbst erlegtem Großwild geben. Hallo Remus, nun ist die letzte Woche des Camps schon fast vorbei und übermorgen kommt Dave wieder mit dem Bus und holt uns ab. Zu Beginn hätte ich nie gedacht, dass dieses Projekt mir irgendwas bringen würde, geschweige denn mir etwas bedeuten würde. Du weißt ja, dass Hermine und ich vorher kein Wort miteinander gewechselt haben, sie mich nicht einmal angesehen hat. Wie hätte ich da erwarten können, dass ich nach so langer Zeit mal wieder Spaß empfinden würde? Du kennst ihren Dickkopf ja, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat... Zugegeben am Anfang war es alles andere als spaßig, aber dafür trage ich mittlerweile die volle Verantwortung. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher was – vielleicht wusste ich es auch nie -, aber irgendwas hat sie umgestimmt. Nun weiß ich nicht, ob ich mich auf Hogwarts freuen soll. Vor dem Camp war es nicht mehr das Hogwarts, das ich kannte, es hat sich einfach nicht mehr so angefühlt. War es für dich auch so, als du damals Professor warst und meine Eltern, Sirius nicht bei dir waren? Jetzt weiß ich nicht, was ich erwarten soll, weder von Hogwarts, noch von mir oder gar von Hermine. Wenigstens über Ginny brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen, nach Hermines Zaubertrankunterricht und dem daraus resultierenden Stärkungstrank ist sie schon fast wieder in ihrer alten Verfassung. Und Schwierigkeiten hat es zwischen uns auch keine wirklichen gegeben. Wenn doch alles immer so einfach und schön sein könnte. Hatte ich dir geschrieben, dass Ron hier im Camp war? Unser Konflikt mit Malfoy lief nicht gerade harmonisch ab. Aber näheres am Familientag. Wenigstens die Konflikte haben wir bereinigt, wie Ron und ich in Zukunft zu einander stehen, ist schwer zu sagen. Es ist untypisch, dass ich mir so viele Gedanken mache. Vielleicht kann man sagen, das Camp hier am Seafire hat mich verändert. Ich grübele noch. Aber mit dem Ende des Camps rückt auch der nächste Familientag näher und ich freue mich schon dich wieder zu sehen und nicht ständig neue Federn jagen zu müssen. Ich hoffe, dir und Tonks geht es gut. Bis bald, dein Freund Harry Harry rollte das Pergament zusammen und versiegelte es. Hedwig räkelte sich neben ihm voller Vorfreude. „Du musst noch ein wenig warten, Hedwig, es kommt noch ein zweiter Brief.“ Damit griff er nach einem weiteren Pergament, tunkte die Feder in die Tinte und setzte an. Hallo Dave, nun ist es soweit, das Camp neigt sich dem Ende. Ich wollte dich bitten übermorgen gegen Zehn Uhr vormittags hier zu sein und uns abzuholen, bis dahin haben wir dann alles abgebaut und zusammengepackt – du weißt, mit der Hand dauert das alles etwas länger, als eins zwei Zauberstabschwänker. Früh aufstehen würde dir nicht schwer fallen, wenn du das Camp mitgemacht hättest. Ich soll dich von Hermine grüßen. Ich werde jetzt wieder zu ihr gehen, da wir noch die letzten Kleinigkeiten morgen für die Feier planen müssen. Bis Übermorgen, Harry Überall herrschte gute Laune, die Schüler feuerten sich gegenseitig an, wärmten sich auf. Einfach alle waren auf den Beinen. Bäume wurden erklommen, der See war zu keiner Zeit ruhig, in den Wellen brach sich die Sonne, die zur Feier des Tages die Wälder zum letzten Mal in buntes Licht tauchte. Doch so schnell der Winter auch kam, die Schüler würden bis dahin wieder hinter den sicheren, dicken Mauern von Hogwarts geschützt sein vor Kälte, Schnee und Sturm. Heute waren keine Gedanken daran zu spüren. Wärmezauber und vorgewärmte Badetücher ließen nicht einmal die Schüler frieren, die aus dem eiskalten Seewasser stiegen. „Wirf mir mal eben das Seil zu.“ „Ich brauch noch ein paar Beeren für den Trank.“ „Kannst du mal kurz hier halten, bitte?“ „Noch das Sicherungssystem und die Hütte steht.“ „Für eine Luftblase muss ich meinen Zauberstab so auf meinen Kopf zu bewegen, ja?“ „Soll ich dir noch kurz die Schultern massieren?“ „Soll ich dir auch was zu Trinken mitbringen?“ „Volle Punktzahl.“ „Sehr gut.“ „Du hast dich super entwickelt.“ „Ich möchte, dass sich jeder von euch in ein Tier verwandelt, das mit dem ersten Buchstabe eures Vornamens beginnt. Wenn Hermine und ich richtig raten und eure Verwandlung getroffen ist, gibt’s einen heißen Glühwein und ein frisches Brötchen vom Feuer.“, wies Harry eine Gruppe von acht Schülern an. Nach kurzem Überlegen verwandelten die ersten sich bereits. „Katharina“, lächelte Hermine eine kleine Katze an, die fröhlich miaute und sich als Beweis auch zurück verwandelte. „Eric ist ein Esel.“, stellte Harry kameradschaftlich fest. „Ein Phönix ist eine wirklich gute Idee, Philis.“, lobte Hermine die nächste. „Gut, Harris, ein Hund.“ „Ein Chamäleon, Claudia?“ „Franz ist der Frosch.“ „Gut, dass du kein echter Jaguar bist, Jasmin.“ „William, ich weiß nicht, ob es so schlau war, ein Tier zu wählen, das so klein ist, dass man es kaum sieht. Wüsste ich nicht, dass ihr zu acht gewesen seid, hätten wir dich nicht nur nicht sehen, sondern auch platt treten können.“, beugte sich der Schwarzhaarige runter. „Und deine Ähnlichkeit mit dem Wesen lässt sich bei so einem formlosen Wurm auch kaum feststellen.“, stimmte Hermine zu, „merk dir das für spätere Prüfungen und hol dir auch was Warmes.“ „In welches Tier hättest du dich verwandelt?“, richtete der Schwarzhaarige sich an Hermine und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während auch William sich schnell dem Feuer näherte. „Ich würde mich für einen Hornschwanz entscheiden.“, mit funkelnden Augen blickte sie ihn kurz an, bevor sie sich grinsend abwandte und zu den vorbereiteten Tränken ging. Dabei fühlte sie sich, als wenn sie wie auf Drachenflügeln, nur viel sanfter, über den Boden fliegen würde. Auf den Gedanken wäre Harry niemals gekommen, sie andererseits bis vor wenigen Sekunden auch nicht. Als sie bei den wartenden Schülern ankam, widmete sie sich mit voller Konzentration der nächsten Aufgabe. Ihre Versuchskaninchen, wie sie die gespannten Schüler heimlich nannte, mussten hierbei teilweise am Duft oder eher am Geruch, da manche Tränke einem den Atem raubten, und teilweise auch am Geschmack der von Hermine gemischten Elixiere erkennen, um was es sich handelte. In manchen der Holzbecher, welche die Schüler im Laufe des Camps selber geschnitzt hatten, befanden sich einfache Mixturen wie Sud aus Baumrinde, in anderen hingegen Gifte aus verschiedenen Pilzen und in manchen leckerer Beerensaft. Harry hatte größere Probleme mit der Konzentration bei seiner nächsten Aufgabe. Er hatte sich vorgenommen als Darstellung einem mutigen Schüler einen Apfel mit Pfeil und Bogen aus der Hand zu schießen. Nun kam es, dass Luna in dieser Gruppe war und ohne mit der Wimper zu zucken den dargebotenen Apfel nahm und sich gelassen von ihm zu ihrem Platz dirigieren ließ. Der Schwarzhaarige schluckte und versuchte seine Atmung zu beruhigen. Gekonnt legte er den Pfeil an und spannte den Bogen, doch noch immer zitterte er leicht. Der Kampf seines vierten Schuljahres mit dem Hornschwanz flackerte ihm immer wieder ins Blickfeld und ein Drache flog vor seinen Augen herum, als wollte er abgeschossen werden. Schließlich riss er sich zusammen und ließ los. Schon im Flug erkannte er, dass er den Apfel nicht treffen würde und ärgerte sich innerlich überhaupt diesen Versuch vorgeschlagen zu haben. Genau in dem Augenblick sah Hermine zu ihm herüber, begegnete seinem Blick, da hörte er wie die Pfeilspitze das Obstfleisch durchbohrte. Verwundert riss er sich von den braunen Augen los und blickte zu dem Zielobjekt. Tatsächlich hatte sich die Pfeilspitze mitten in den grünen Apfel gebohrt. Luna blinzelte unschuldig und die anderen Schüler applaudierten. Mit langsamen Schritten näherte er sich seinem Pfeil. „Ich hoffe, es war nicht schlimm, dass ich gezuckt habe.“, lächelte sie, „der Pfeil hat sich meiner Bewegung gut angepasst.“, damit reichte sie ihm den Apfel und ging zu dem Rest ihrer Gruppe. Harry lächelte verschmitzt. Es tat schon gut Freunde unter den Schülern zu haben. Selbstbewusst drehte er sich zu ihnen um: „So nun seid ihr dran. Da ich es jedoch nicht auf mich nehmen darf, dass ihr auf eure Klassenkameraden schießt und die Jagd ja später stattfindet, müsst ihr eine Leiter in den Baum schießen, an der ihr nachher hochklettert und einen der Äpfel mit hinunter bringt, die ich oben in der Krone versteckt habe.“ Die Jagd war relativ erfolgreich, sodass es abends ein kleines Fest gab, auf dem alle ausgelassen feierten. John stimmte mit zwei Stöcken einen Takt an und Isabelle unterstütze ihn teilweise durch reizenden Gesang. Ein paar Jungs pfiffen ein kleines Lied und als die Schüler lustig um das Feuer tanzten, ließen auch Hermine und Harry sich mitreißen. Der junge Lehrer war erstaunt wie viele alte Volkslieder die jungen Leute doch kannten, und dass die Magischen und die Muggelvarianten sich doch ähnelten, vielleicht sogar ursprünglich einmal ein und dasselbe Lied gewesen waren. Als er sich gerade wieder hingesetzt hatte, kam Ginny zu ihm und reichte ihm ihre Hand. In seinen Augen standen viele Fragen, doch sie wischte diese mit einer einzigen Bewegung ihrer freien Hand weg und zog ihn hoch. Es war kein langsamer Tanz, als viel mehr wildes Hüpfen begleitet von viel Lachen. Nach wenigen Sekunden hatte Harry seine Vorsicht vergessen und wirbelte die Rothaarige herum, sodass ihre Haare in alle Richtungen flogen. Ihre Augen lachten, ihr roter Munt sowieso und kleine Grübchen zeigten sich auf ihrem Gesicht. Endlich hatte sie ihre Sorgen vergessen, dieser Anblick machte ihn seit langer Zeit einmal wieder glücklich. Nach mehreren Liedern verdrängte er dieses Glück zwar nicht, aber reagierte vernünftig, indem er ihr für die Tänze dankte und dann mit Luna weiter tanzte. Früher hätte er erwartet, dass Luna eher die langsame Tänzerin war, die auch gerne mal alleine tanzte. Letzteres traf auch vielleicht zu, aber sie stand ihren Mitschülern weder in Schnelligkeit noch in Rhythmusgefühl nach. Nach zwei Tänzen lächelte sie Harry zu, bevor sie sich umdrehte und mit William weitertanzte, der gerade vor ihr stand. Der Schwarzhaarige tat es ihr achselzuckend gleich und tanzte weiter mit Mira. Schließlich entschuldigte er sich und setzte sich zu Hermine und ein paar nicht so begeisterten Tänzern um ein zweites Feuer. Er spürte, wie sein Herz schnell im Takt der Musik schlug, und sein Körper sich angenehm warm anfühlte. „Ich glaube, die Jungen wollen alle mit dir tanzen, nur es traut sich niemand zu fragen.“, flüsterte er ihr ins Ohr und deutete auf ihre Sitzgefährten. Gegen ihren Willen verfärbte sich ihre Gesichtsfarbe. „Ich glaube nicht, dass ich heute Abend tanzen werde.“, dabei war ihre Stimme so laut, dass sie auch die Ohren der anderen erreichte. Tatsächlich zogen einige der Jungen kurz darauf davon, was Harry nur ein Grinsen entlocken konnte. Ihm lagen weitere Sticheleien auf der Zunge, doch er konnte nicht einschätzen, wie weit er gehen durfte, und er wollte den Abend nicht gefährden. Stattdessen entschied er, sich auf anderem Terrain weiter vor zu wagen. „Ich habe Dave geschrieben, dass er morgen früh gegen Zehn Uhr hier sein möchte, dann haben wir vorher Zeit alles einzupacken und aufzuräumen.“ Hermine nickte. „Das wird schaffbar sein, auch wenn die Schüler müde sein werden.“ „Du nicht?“, neckte Harry, bevor er fortfuhr, „hast du dir schon überlegt, was du Dumbledore im Abschlussbericht erzählst?“ Hermine beobachtete, wie auch die letzten Schüler aufstanden und sich Richtung Tanzfläche oder See bewegten. „Ja, ich weiß schon genau, was ich sagen werde. Und was das müde sein angeht, “, fügte sie hinzu, „so habe ich mich in den letzten Jahren daran gewöhnt nicht viel zu schlafen, wenn auch nicht ganz freiwillig.“ „Würdest du das Camp auch noch einmal mit mir leiten.“, fragte Harry leise, trotz dieses Hiebs, und blickte sie fragend an. Hermines Augen spiegelten die tanzenden Flammen wieder, ihr Gesichtsausdruck sagte ihm gar nichts. Er hasste es, wenn sie ihr Gesicht vor ihm verschloss, besonders in Momenten wie diesen. Sie waren nun seit sechs Wochen hier zusammen auf engstem Raum, er musste wissen, ob sie ihn immer noch so ablehnte und nur zwangsweise mit ihm zusammen arbeitete. „Ehrlich gesagt, wär mir jeder andere Lehrer lieber gewesen.“ sein Gesicht verzog sich zu einer bitteren Grimasse, „denn die Zusammenarbeit wäre weniger schmerzhaft gewesen. Doch das Camp hat mir auch was gebracht, nicht nur Erfahrung und Verantwortungsbewusstsein, nein, ich habe auch etwas in dir wiedererkannt, etwas von dem Harry von früher.“, sie holte kurz Luft, bevor sie ihn endlich ansah, „und ich bin froh, dass ein Teil von ihm existiert.“ Harry lächelte. „Das bin ich auch.“ Obwohl sowohl Hermine als auch Harry noch öfter auf der Tanzfläche waren, so vermieden sie es doch gemeinsam zu tanzen. Stattdessen erfreute Hermine die jüngeren Jungen und Harry wirbelte die Mädchen durch die Gegend, ohne jemanden auszulassen, auch wenn er die meisten Tänze mit Ginny vollführte. Erst sehr spät in der Nacht, als der See schon wieder fast erlosch, krochen auch die letzten Schüler in ihr Zelt und fielen für wenige Stunden in einen tiefen Schlaf. Als Dave am nächsten Morgen gutgelaunt auf die Lichtung fuhr, waren die Zelte bereits eingerollt und die Taschen gepackt. Die letzten Zeugnisse ihres Aufenthalts wurden vernichtet, der wenige produzierte Müll in einem Sack gesammelt und die Baumstämme zur Seite gerollt. Nachdem auch die letzte Glut sicherheitshalber noch einmal mit Wasser aus dem See übergossen war, stiegen auch Hermine und Harry in den ruhigen Bus. Die Busfahrt fiel verschlafen und ruhig aus und niemand beschwerte sich, als die Zauberstäbe erst auf Höhe von Hogsmeade ausgeteilt wurden. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)