Camp Seafire von DarcAngel ================================================================================ Kapitel 9: Verzweiflung und Verantwortung ----------------------------------------- Hohoho, ich wünsche euch einen schönen Nikolaustag. In euren Stiefeln steckt der nächste Teil meiner Fanfiction, somit wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Darc Angel 9. Verzweiflung und Verantwortung Die Tagen verstrichen, ohne dass Spannung zwischen Hermine und Harry entstand, sodass der Schwarzhaarige begann ihre Gesellschaft zu genießen, wenn ein Teil von ihm auch weiterhin darauf bedacht war, die Gefühlsebene beziehungsweise ihre Vergangenheit mit allen Mitteln nicht anzuschneiden. So kam es, dass die beiden nach dem Abendessen im Kreis der Schüler um das wärmende Lagerfeuer saßen. Manchmal wurden lustige Spiele gespielt, ein anderes Mal erzählte jemand alte Sagen, ob es sich dabei um Muggel- oder Zauberermärchen handelte, war nicht von Bedeutung. Selbst die Slytherins schienen sich in dem kleinen Kreis, den die Gruppe der Sechs- und Siebtklässler im Camp darstellte, langsam an die Gleichstellung zu gewöhnen, sie sogar zu akzeptieren, wobei es natürlich immer wieder welche gab, die sich hervorhoben und diese abendlichen Runden mieden. Vermutlich hatte Dumbledore auch das bedacht, als er gerade Hermine und Harry die Aufgabe erteilte die Jugendlichen im Camp zu betreuen und zu unterrichten. Es würde nicht nur eine Gemeinschaft der Schüler entstehen, sondern eine einzige Gemeinschaft, weil die Lehrer kaum älter als ihre Schützlinge waren, sich die Schüler besser mit ihnen identifizieren konnten. Harry fühlte sich an Kingsleys Worte erinnert, Harry sollte merken wie die Jugend von heute denkt, wie sie fühlt und handelt. Erst jetzt wurde ihm klar, dass der erfahrene Auror ihn mit einbezogen hatte, er sollte die Jugendlichen nicht nur beobachten, er sollte selber wieder jung sein und es genießen. Andererseits blieb der Lerneffekt natürlich nicht außen vor als Lehrer, die Verantwortung eine Jugend auf die Welt da draußen vorzubereiten. Harry kehrte mit seinen Gedanken wieder in die Runde zurück und blickte Hermine an. Er sehnte sich danach, dass sich ihr Verhältnis schneller verbesserte, dass er endlich zu ihr durchdringen konnte, aber er riss sich zurück. So hielt er es auch für angebracht, möglichst nicht mit Hermine allein zu sein. Vielleicht war es nur ein langsamer Neuanfang so, doch die Tatsache alleine zählte, wenn sie mit Erfolg belohnt wurde. Manchmal, vor allem nachts, wenn er nicht einschlafen konnte, überkamen ihn dennoch starke Zweifel. Fragen löcherten ihn und er fand keine Antwort. Seine Gedanken hielten ihn davon ab, in den schützenden Schlaf zu fallen und die Realität für ein paar Stunden eine Nebensache sein zu lassen. Die Verzweiflung packte ihn so manches Mal mit aller Kraft und wollte ihn nicht wieder freigeben, sie versuchte ihn mit zu reißen in einen nicht enden wollenden Strudel. Dann fragte er sich, ob es das alles wert war, die Bemühungen, die Schmerzen bei Zurückweisungen, die bloße Geduld und die Ungewissheit, all das quälte ihn zusehend mehr. Eine Stimme in ihm riet ihm wieder in die Einsamkeit zurückzukehren. Sein Leben sei dann einfacher, geregelt und nicht so schmerzhaft. Eine andere widersprach, seine Bemühungen würden eines Tages belohnt werden und er brauche menschliche Gesellschaft. Ginnys Bild tauchte vor seinen Augen auf, als er Flügelschläge an seinem Zelteingang wahrnahm. Verwundert, wegen der späten Stunde, stand er auf und ließ eine fremde Eule hinein. Schon am Siegelwachs erkannte er Remus Nachricht und bevor er das Wachs brach, wusste er, dass dieser Brief wirklich von seinem Freund war, denn seit Vollmond war mehr als eine Woche vergangen. Guten Abend Harry, ich nehme an, dass du genau wie ich, noch wach bist. Ich hoffe, du bist nicht böse, dass Tonks dir geantwortet hat. Ich kenne deine Verzweiflung, die eine schnelle Antwort bedarf, doch ich war nicht in der Lage, sie dir zu geben. Das tut mir sehr Leid. Mit diesem Brief versuche ich es wieder gut zu machen, ich will dir eine von meinen Erinnerungen schenken, eine Erinnerung an deine Eltern. Da ich jedoch kein Denkarium besitze und mir nicht sicher bin, ob der Gedankenfaden dich unbeschädigt erreichen würde, will ich sie dir, so detailliert ich kann, beschreiben. Wie du vermutlich weißt, war dein Vater ein ziemlicher Casanova, bis er sich in deine Mutter verliebte. Seine Gefühle für sie veränderten ihn dermaßen, dass sie nicht nur sein Interesse an anderen Frauen völlig zerstörten, sondern seine Gefühlslage von ihr in unvorstellbarem Maße abhängig war. Da Lily in den ersten Monaten jedoch nicht einen Funken Gefallen an James fand, ihn geradezu ständig abblitzen ließ, kannst du dir sicher vorstellen, dass seine Stimmung einer Achterbahnfahrt glich. Sie änderte sich im Sekundentakt, fiel wie ein Stein zu Boden oder schoss wie ein Drache in den Himmel. Manchmal war er unerträglich, aufgekratzt und abgehoben. Doch ich war auch bei ihm, wenn er schweigend am Fenster im Gemeinschaftsraum saß und an sich selber zweifelte. Nach Außen war er immer so stark, doch in diesem Momenten schien er unglaublich hilfsbedürftig. Er quälte sich selber mit seinen Gedanken. Ich will nicht wissen, was er sich alles ausgemalt hat, was er mir nicht erzählt hat, weil es ihm zu peinlich war. Den Großteil seiner absurden Hirngespinste konnte ich ihm vertreiben, sodass er sich überreden ließ mit Sirius Unfug anzustellen, oder mit Sirius, Peter und mir durch die Gegend oder nach Hogsmeade zu streifen. Im Nachhinein versuchte James mich davon zu überzeugen, immer so „offen“ für Schabernack zu sein, wie damals. Doch ich wollte nur, dass es ihm nicht so dreckig ging, die Mittel waren mir relativ egal. Ich habe sie alle beide geliebt, James und Lily, und so versuchte ich meinen Freunden zu helfen, das heißt, am Anfang nur James. Lily wollte nichts von ihm hören – was sich nach mehr als einem Jahr änderte. Es hat nicht so lange gedauert, bis sie gemerkt hat, dass James sich verändert hat. Nein, das darfst du nicht denken, Lily war wohl die intelligenteste Hexe aus unserem Jahrgang. Aber sie wollte nicht mit James ausgehen, sie hatte sich in den Kopf gesetzt sich nicht in ihn zu verlieben, also lehnte sie es ab. Ich weiß bis heute nicht genau, was für Gründe sie dazu hatte. Doch ihr Entschluss war gefallen, erst mit der Zeit geriet er langsam ins Wanken, bevor er eines Tages wie ein morscher Turm zusammenbrach und sie James ein Date versprach. Ich erinnere mich noch an den Tag, als wäre es erst gestern gewesen. Lily strahlte wie der Morgenstern – wusstest du, dass James sie immer so genannt hat?! Sie schwebte. James marschierte daher wie der König der Welt, ein süffisantes Grinsen im Gesicht und strahlende Augen, als gebe es nichts Bedrohliches auf der Welt. Das Glück der beiden war zum Greifen nah. Funken ihres Glückes fielen auf mich ab, ich war glücklich, dass sie zu einander gefunden hatten. Damals war es wohl das erste Mal, das ich wirklich spürte, was Liebe bewirken konnte. Wie du weißt, bin ich nicht gut im Liebestipps geben. Doch ich weiß, dass Geduld sich auszahlt, und du nicht aufgeben solltest an die Liebe zu glauben. Wo doch selbst ich eine wunderbare Frau gefunden habe und dieses Glück nun spüren darf. Werde dir über deine Gefühle zu Hermine klar. Doch bedenke, Freundschaft kann stärker sein... Harry blickte gedankenverloren auf. Erst als er in den Arm geziept wurde, erinnerte er sich an die Anwesenheit der Eule. „Ich habe keinen Brief für dich, aber einen Leckerli sollst du haben.“ Nachdem er sie gefüttert hatte, ließ er das Tier in die Dunkelheit fliegen. Nachdenklich sah er hinauf zu den Sternen. Manche Leute erzählten sich, dass die Verstorbenen von dort oben zu einem hinunter blickten. Der Schwarzhaarige lächelte bei dem Gedanken. Er fühlte sich zumindest immer wohl, wenn er zu den Sternen hoch sah, als würden sie ihn beschützen, ihm den richtigen Weg weisen. Durch den Brief fühlte er sich irgendwie leichter, fast als könnte er hinaus fliegen. Seinem Vater war es also in gewisser Weise ähnlich wie ihm ergangen. Er würde es genauso meistern. Entschlossen zog er die kalte Nachtluft tief ein, bevor er fröstelte und sein Zelt wieder schloss, um sich dem Rest der Nachricht zu widmen. Wie ist die Situation bei euch im Lager denn so? Der Winter steht vor der Tür, es wird sicher ungemütlich. Ich beneide dich nicht darum, dich an der spärlichen Wärme des Lagerfeuers zu wärmen und eine Horde Abenteuer lustiger Schüler zu unterhalten. Andererseits bin ich gerne Lehrer gewesen. Sowohl dein Privatlehrer, als auch Professor in Hogwarts. Genieße die Zeit vor deinem Job, ich hoffe doch, dass du die Aufgabe längst nicht mehr als Bürde ansiehst?! Die Gesellschaft der jungen Menschen tut dir gut, Harry, das spüre ich. Hier draußen läuft alles langsam voran. Das Ministerium gewinnt allmählich an Sicherheit und fasst Fuß. Die Kriegsschäden sind immer noch ersichtlich, die Wunden der Menschen immer noch tief. Ich habe diesen Prozess schon einmal erlebt, und wenn Wunden nochmal aufgerissen werden, verheilen sie noch langsamer, hinterlassen größere Narben. Doch immerhin haben die Menschen, auch die Magier, diesmal die Gewissheit, dass Jahrzehnte des Friedens folgen werden. Dieses Wissen hilft ungemein. Ich weiß, du redest nicht gerne über dieses Thema. Aber deine Schüler sind davon betroffen, wenn du es bis jetzt vielleicht auch noch nicht mitbekommen hast. Tu mir einen Gefallen, und beobachte sie unauffällig, dann weißt du, was ich meine. Na ja, genug der Ratschläge für einen Brief. Außerdem bist du längst ein erwachsener Mann, der die Ratschläge eines Älteren nicht mehr so braucht, wie vielleicht noch vor ein paar Jahren. Meine Augen fallen mir nun doch zu, sodass ich ins Bett gehen werde. Gute Nacht, Harry, ein Freund, Remus Harry faltete den Brief vorsichtig zusammen und legte ihn bei Seite. Anschließend deckte er sich wieder zu und starrte auf dem Rücken liegend die Decke an. Remus hatte Recht, in so vielen Dingen, und feststand, selbst wenn er erwachsen war, er brauchte seine Ratschläge. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er kurz darauf ein. Er war dem Strudel der Verzweiflung entkommen. „HARRYYYY, HARRYYYY, komm schnell.“, der Schwarzhaarige zuckte zusammen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er sein Zelt verlassen, seinen Zauberstab kampfbereit, die Augen zu Schlitzen verengt. Reflexartig checkte er seine Umgebung auf Angreifer. Allmählich beruhigte sich sein Herzschlag wieder, als er nichts Auffälliges sah. „HARRYYYYY.“, ertönte jedoch erneut der Schrei. Der Schwarzhaarige wirbelte herum und blickte Richtung Wald. Aus den Bäumen brach ein Mädchen mit wehendem roten Haar, sie stolperte, fing sich wieder und rannte unaufhaltsam weiter auf ihn zu. Sofort realisierte er, dass es sich um etwas Ernstes handelte, denn normalerweise nannte die ein Jahr jüngere ihn in der Öffentlichkeit nicht beim Vornamen, das tat sie nur, wenn sie allein waren. Geistesgegenwärtig holte er ihren Zauberstab ebenfalls aus seinem Zelt, bevor er dies wieder verschloss. „Harry, komm schnell.“, die Rothaarige kam keuchend vor ihm zum Stehen. „Was ist passiert?“, wollte er direkt wissen. „Wir sind im Wald von einer übergroßen Echse angegriffen worden.“, schilderte sie und wischte sich mit dem Ärmel den Schmutz aus dem Gesicht. Die Tatsache, dass es in diesem Teil Englands keine drachenähnliche Geschöpfe gab, zumindest keine die das Adjektiv „übergroß“ verdiente, hinderte Harry nicht daran, sofort mit Ginny los zulaufen. Er glaubte ihr bedingungslos. Dieses Vertrauen drückte sich auch darin aus, dass er ihr ihren Zauberstab überreichte. Sie lächelte ihn dankbar an und führte ihn sicher durch den Wald. Äste klatschten ihnen ins Gesicht, rissen ihre Haut auf und dazu kam noch der Regen, der vor einigen Stunden eingesetzt hatte. Unbeirrt bahnten die beiden sich einen Weg durch die Landschaft und schon nach wenigen Minuten hörten sie das Keuchen des Wesens. Als sie schließlich keine fünf Meter von ihm anhielten, bat Harry sie: „Kannst du ihn ablenken?“, wobei er genau wusste, dass er seinen Job verlieren würde, wenn an die Öffentlichkeit kam, dass er seine Schüler in einen solchen Kampf schickte. Doch Ginny nickte entschlossen, trat auf den breiten Pfad, schrie das graue Tier an und schickte ein harmloses „Stupor“ in dessen Richtung. Sofort schwenkte dieses seinen Kopf von seinen zwei vorigen Opfern zu ihr. Seine Lider schlossen sich langsam und er musterte sie. Entschlossen richtete sie ihren Zauberstab auf ihren Gegner. Nebenbei hörte der Schwarzhaarige, wie das Mädchen mit dem Wesen redete, um seine komplette Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, damit er frei handeln konnte. Zuerst schlich er zu den vier anderen Mädchen, die zwei, welche zuvor das Wesen von der Verletzten abgelenkt hatten, hatten sich nun ebenfalls der Vierten zugewandt. Mit einem Ohr achtete er die ganze Zeit auf den Kampf hinter ihm, sein Körper war angespannt, jeder Zeit bereit in den Kampf zu springen und seine Schüler zu verteidigen. Erleichtert blickten seine Schülerinnen ihn an. Schnell überblickte er die Situation. „Luna, lauf zu Hermine.“, er zog sie leicht zur Seite, damit nur sie das Nächste hörte, „sie muss schnell nach Hogwarts apparieren und Madam Pomfrey holen. Beeil dich.“ Sie nickte und rannte sofort davon, noch während Harry einen Schutzzauber um sie legte, da sie in aller Aufregung die Anwesenheit des Drachenwesens vergaß oder sich zumindest nicht darum kümmerte. Anschließend schiente Harry notdürftig ein Bein des am Boden liegenden Mädchens. „Ihr müsst die Wunden verbinden, reißt Stücke aus meinem Umhang. Ich belege euch mit einem Wärmezauber, damit ihr bei dem Regen nicht friert.“, wies er seine Schülerinnen an und überreichte ihnen seinen schwarzen Umhang, der er mit einem kurzen Zauber noch desinfizierte und trocknete. Gesagt getan, wurde ihnen warm und sie machten sich an ihre Aufgabe. „Was machen wir dann, Professor?“, fragte die kleinere ängstlich. „Haltet euch versteckt und lenkt unter keinen Umständen Aufmerksamkeit auf euch. Hilfe kommt bald... Jasmin darf nicht einschlafen, haltet sie wach.“, er nickte ihnen zu und wandte sich dann dem Ungeheuer zu. Zuerst überprüfte er jedoch kurz die Gesundheit seiner kämpfenden Schülerin. Ginnys Gesicht glänzte, ihr Haar klebte an ihrem Kopf, ob es nur der Regen oder auch der Schleim ihres Gegners war, war aus der Entfernung nicht zu sagen. Doch sie stand auf ihren Beinen und beschoss das Tier mit Flüchen. Ihre Augen glitzerten entschlossen, sie ging in diesem Kampf auf. Sie kämpfte fantastisch, das hatte er schon bei dem Duell gegen Hermine bemerkt. Harry lächelte kurzzeitig, bevor er seine bereits erstellte Taktik verfolgte. Viele Zauber prallten an den Schuppen des Tieres ab, deswegen wählte Harry einen anderen Weg. Gezielt wählte er einen großen Baum, mit weit über den Pfad reichenden Ästen. Leise, aber schnell erklomm er diesen, wie er es seinen Schülern Tage zuvor gezeigt hatte. Ginny hatte ihn aus dem Augenwinkel gesehen, da war er sich sicher, doch sie ließ sich nichts anmerken, sondern kämpfte noch stärker, verbissener, damit das Wesen den Schwarzhaarigen nicht bemerkte. Harry robbte auf einen dicken Ast, bei dem er annahm, dass dieser ihn tragen würde. Die Rinde riss ihm die Hände auf, doch er konzentrierte sich nur darauf seinen Zauberstab nicht aus der Hand zu verlieren und gleichzeitig die Situation unter ihm im Auge zu behalten. Doch nach einigen Metern knackte es und zusammen mit dem Ast sauste der Schwarzhaarige in die Tiefe. Die Rothaarige blickte entsetzt auf, ein kleiner Schrei entwich ihrer Kehle, sodass sie einen Hieb des Tieres einstecken musste, bevor Harry auf dem Rücken des Tieres landete. Das Drachenwesen schrie auf und Ginny sprang leichtfüßig, anscheinend war der Hieb nicht ernsthaft, einige Schritte zurück. Der Angreifer hatte sich schnell wieder gefasst, setzte die Spitzes seine Zauberstabs an den Nacken des Tieres, unter die seltsamerweise nicht stahlharten Schuppen. Diese Tatsache hatte ihm auch den letzten Schritt seines Plan vorgegeben. Die Schuppen der Drachen während der Trimagischen Turniers waren viel, viel härter gewesen und das nicht nur bei dem Hornschwanz, wie er von Charlie wusste. Er murmelte eine Formel, blaue Funken schossen aus seinem Zauberstab, während er sich an den Rücken des aufbäumenden Tieres klammerte. Er drohte ab zurutschen, nur an einer Schuppe hing er noch, diese schien zumindest fest in der Haut verankert zu sein, da erglühten alle Schuppen und schon wieder fiel Harry in die Tiefe. Diesmal landete er jedoch hart auf dem Boden und ein Fiepen ertönte neben ihm. Die Echse hatte wieder ihre ursprüngliche Größe angenommen. Er fühlte sich benommen und sein Körper schmerzte. Wenige Sekunden später spürte er, wie sich jemand neben ihn kniete und mit ängstlicher Stimme fragte: „Ist dir was passiert, Harry?“ Langsam öffnete der gefragte die Augen. „Nein, mir geht’s gut, danke.“, sagte er gefasst und wollte aufstehen, wobei ihm ein Schmerzlaut entwich, sodass die Rothaarige ihn zweifelnd musterte. „Es ist zumindest nichts gebrochen.“, grinste Harry, verzog beim Schulter zucken allerdings das Gesicht, „schnell, wir müssen zu Jasmin, sie braucht unsere Hilfe.“ Mit vereinten Kräften brachten sie das verletzte Mädchen sicher aus dem Wald und zur Lichtung, das heißt, Harry steuerte die magische Bahre, während zwei Schülerinnen den Weg durch Zauberei freimachten und die dritte Jasmin wach hielt. Jede Faser seines Körpers schien zu schmerzen, doch er ignorierte es, denn es gab wichtigeres zu erledigen. Luna hatte bereits das Sanitätszelt eingerichtet und geheizt, als sie ankamen. Harry lächelte ihr dankbar zu und legte nach Antoinette, nun auch Jasmin in das rote Zelt – rot damit man es sofort fand. „Professor Granger wird gleich mit Madam Pomfrey hier sein.“, berichtete die Blondine ruhig, während sie Jasmins Hand hielt, „sie ist sofort aufgebrochen, als ich ihr deine Nachricht mitgeteilt habe.“ Der Schwarzhaarige nickte. Er fühlte sich schlecht, dass er Jasmin nicht helfen konnte, und schuldig, weil er sie nicht vor den Verletzungen beschützt hatte. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass die Echsenmutation giftig gewesen war, bereitete der Zustand der Patientin ihm Sorgen. Sie fieberte, ihre Gesichtsfarbe war leicht bläulich, dabei war es in dem Zelt sehr warm. Diese Symptome konnte nicht allein von dem Bruch ihres Beines herrühren. Die zerkratzen Arme bluteten zwar leicht, doch die Wunden waren nicht tief genug und zu frisch um schon entzündet zu sein. Nach schier endloser Zeit trafen die beiden Frauen aus Hogwarts ein. „Wo ist meine Patientin?“, hörte Harry schon von draußen die bestimmende Stimme der Heilerin. Sie nickte ihm lächelnd zu, bevor sie ihn aus dem Zelt verbannte und sich in Ruhe ihres Schützlings annahm. Der junge Mann lief ruhelos auf dem Zeltplatz umher. Er machte sich Vorwürfe. Angst quälte ihn. Antoinettes Zustand hatte sich schnell gebessert, seine und Hermines Heilkünste hatten locker gereicht, um das Mädchen aus Hufflepuff wieder fit zu bekommen. Doch dieser Fall sah ganz anders aus. Noch immer konnte er sich den Angriff nicht erklären. Ganz davon abgesehen, dass er seinen Schülern schon von ihrem Gewissen wegen nicht zutraute einen solchen Mutationstrank zu brauen, waren sie nicht in der Lage dazu. Wo kam also dieses Wesen her, war es wohl möglich von weiter weg hierher gekommen? Aber es konnte nicht fliegen. Andererseits Grawp hatte auch unbemerkt im Verbotenen Wald gelebt, zumindest unbemerkt von den Bewohnern Hogwarts. „Harry, Hermine.“, die Heilerin kletterte trotz ihres Alters elegant aus dem Zelt und verschloss es leise, „sie schläft jetzt.“, teilte sie ihnen mit, als die beiden mit langen Schritten bei ihr ankamen. „Wie geht es ihr?“, fragten Hermine und Harry wie aus einem Munde, woraufhin die Brünette ihm einen irritierenden Blick zuwarf. Madam Pomfrey deutete zum See, wo sie ungestört reden konnten. „Was ist genau geschehen?“, verlangte sie von ihrem Begleiter zu wissen, „Hermine hat mir schon erzählt, dass ein Drachenwesen das Mädchen angefallen hat.“ „Selber habe ich es auch nicht gesehen,“, gestand er, „doch Ginny Weasley hat mir erzählt, dass die fünf Mädchen wohl im Wald nach Beeren gesucht haben, als sie das Keuchen des Tieres hörten. Ein paar der Mädchen müssen vor Schrecken aufgeschrien haben, da hat das echsenähnliche Tier sie angegriffen, vermutlich aus Angst, denn es war nur eine Mutation, wie sich herausstellte.“ Madam Pomfrey nickte, ein wissender Ausdruck erschien auf ihrem blassen Gesicht. „Das erklärt ihre Verletzungen.“, murmelte sie, bevor sie die beiden anblickte und erklärte, „das linke Bein ist gebrochen und noch dazu hat sie dort eine tiefe Fleischwunde. Der Bruch wird über Nacht heilen, Sie kenne das ja,“ sagte sie an Harry gerichtet, der schmerzvoll nickte, „das Bein ist verbunden, Sie müssen morgen früh einmal den Verband wechseln. Die Kratzer an den Armen heilen so. Mehr Sorgen bereitete mir eben noch das Gift in ihrem Körper.“ Die jungen Lehrer blickten sie entsetzt an. „Doch jetzt, wo Sie sagen, dass ihr Angreifer ein Mutant war, ist die Substanz mir kein Rätsel mehr und ich kann in Hogwarts ein Gegenmittel brauen. Ich werde bei Sonnenuntergang wieder hier sein. Sorgen Sie dafür, dass sie, wenn sie aufwacht, genügend trinkt, das ist sehr wichtig für die Reinigung.“ Hermine nickte. Dann verabschiedete Madam Pomfrey sich eiligst und disapparierte. Harry starrte hinaus auf das graue Wasser. Sein Haar hing ihm nass ihm Gesicht. Seine Kleidung war durchweicht. „Komm.“, sagte Hermine lediglich und legte ihre Hand auf seine Schulter. Schmerzvoll verzog er das Gesicht und kniff die Augen zusammen. „Du bist selber verletzt.“, stellte sie erschreckt fest. „Ach, das ist nicht weiter schlimm, nur ein paar kleine Kratzer.“, winkte er erneut ab. Die Brünette zog fragend eine Augenbraue hoch. Sie glaubte ihm nicht. „Ich werde Madam Pomfrey nachher sagen, sie möge dich auch einmal untersuchen.“ Tatsächlich ging es ihm besser, als die Heilerin seine Schulter Stunden später mit einer wärmenden Salbe eingerieben hatte und seinen Körper auf innere Verletzungen untersucht hatte. Sie drückte Hermine das Rezept für eine Mixtur gegen seine Verstauchung in die Hand, bevor sie Ginny ebenfalls kurz unter die Lupe nahm. Harry saß frierend am Lagerfeuer und sah Hermine zu, wie sie seinen Heiltrank getreu der Anleitung braute. Wie er sie in Zaubertränke immer darum beneidet hatte, dass ihre Tränke stets gelangen. Ob Madam Pomfrey ihr deshalb das Rezept gegeben hatte und nicht ihm? Sie hatte ihm nur erklärt, dass er seinen Fuß schonen sollte und Hermine die frischen Zutaten so besser finden würde. Harry fand den Duft des Tranks, der zu ihm herüber wehte, nicht gerade angenehm, doch er hatte in seinem Leben schon häufig Madam Pomfreys Heiltränke zu sich genommen und sie hatten immer geholfen. „Wie konnte so ein Mutant in diesen Wald kommen?“, sprach Hermine ihre Gedanken laut aus, ohne dabei jedoch auf zusehen. „Das habe ich mich auch schon gefragt.“, erwiderte Harry noch immer unruhig, „fliegen konnte er nicht. Wie auch? Ich kenne keine fliegenden Echsen, die in England leben würden. Irgendwie kann ich nicht glauben, dass er von weither kommt...“ Die Brünette warf ihm einen kurzen fragenden Blick zu, bevor sie weiter den blubbernden Trank beobachtete und gewissenhaft umrührte. Ihren Lippenbewegungen nach zählte sie sogar mit, wie oft sie in welche Richtung rührte. 'Ob sie auch genauso gut kocht, wie sie Tränke zubereitet?', fragte Harry sich plötzlich. Dann musste er über sich selbst schmunzeln, wie konnte er in so einer Situation an Hermine denken. Wenn er an Jasmin dachte, die noch immer in dem Sanitätszelt lag, dann wäre nichts dabei gewesen an ein Mädchen zu denken, aber so. Er schalt sich einen nicht mehr zu rettenden Narr. Er wusste zumindest, dass Hermine aus den Zutaten, die sie in der Wildnis fanden, leckere Speisen in großen Kesseln zubereiten konnte. „Eine Echse kann nicht von selbst mutieren. Jemand muss das Tier gefüttert haben.“, holte sie ihn endgültig aus seinen abschweifenden Gedanken. „Von unseren Schülern kann es keiner gewesen sein.“, stimmte Harry ihr zu. Sie nickte. „Im Grunde kann es nur einer gewesen sein.“, fuhr er leise fort, als wenn er Angst vor ihrer Reaktion hatte. Sie schwieg. „Es hat keinen Sinn es ab zustreiten, Hermine.“, meinte er nun doch sicherer. „Selbst wenn es so wäre, selbst wenn wirklich alles für ihn spricht, wir haben keine Beweise.“, stellte sie sachlich fest. „Hätte ich doch bloß diese Echse gefangen.“, grummelte er. „Auch dann gäbe uns das noch keine Sicherheit ihn überführen zu können. Wir können anhand der Echse nachweisen, was für einen Mutationstrank sie getrunken hat und vermuten, wo man solche Rezepte her bekommt. Da müsste man dann nachforschen und so weiter. Der Weg zu ihm ist ellenlang. Ich bezweifele, dass Malfoy Spuren hinterlassen hat.“, sie roch vorsichtig an dem Trank. „Irgendwann ....“, murmelte er leise. „Reich mir mal lieber einen Becher hierüber.“, bat sie ihn und beendete damit das Thema. Er folgte ihrer Aufforderung widerspruchslos und trank kurz darauf die brodelnde Flüssigkeit mit wenigen Schlücken. Madam Pomfrey nickte lobend. „Ich war gerade noch einmal bei Miss Lyann. Ihr Körper hat die Reinigungssubstanz angenommen. Sie ist außer Gefahr.“ Harry und Hermine warfen sich erleichterte Blicke zu, erst jetzt merkte er, wie angespannt er seit dem Angriff war. Mit nur einem Satz hatte die Heilerin all die Bürden von seinen Schultern genommen. „Aber,“ setzte die Heilerin noch einmal an, „Miss Weasley sollten Sie beobachten.“ „Was hat Ginny denn?“, fragte der junge Lehrer und war erschreckt auf die Beine gesprungen. Seine Erleichterung durch Angst ersetzt. Sie hatte sich nach dem Kampf nicht über Schmerzen beschwert und er hatte auch keine Verletzungen entdeckt. „Äußerlich geht es ihr gut, sprich ihr Körper ist nur erschöpft und hat ein paar Kratzer abbekommen. Doch ihre Psyche ist nicht in Ordnung. Sie wollte sich mir leider nicht anvertrauen und hat behauptet, sie fühle sich unverändert gut. Doch ich habe Jahre lang Patienten beobachtet, ich sehe, wenn es ihnen nicht gut geht. Vielleicht haben Sie mehr Erfolg, ihr zu helfen zu genesen.“ 'Ginny geht es nicht gut und ich habe nichts davon gemerkt?', fuhr es Harry schwerwiegend durch den Kopf. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sie schon Tage lang abends nicht mehr am See getroffen hatte, weil er mit Hermine und den anderen Schülern am Lagerfeuer gesessen hatte. Eben beim Kampf war sie blass gewesen, er hatte das nur auf die Angst geschoben, doch scheinbar hatte er sich geirrt. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)