waiting for you to come von Priska ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Ein Vogel begann voller Leidenschaft sein Lied zu singen, er musste irgendwo in der Nähe sein, oder auch nicht, wer weiß das schon. Sie holte tief Luft und ihre Lungen füllte sich mit wunderbar frischem, erholsamen Sauerstoff. Ein kalter Windstoß fuhr durch ihr Haar und ließ sie erschaudern, der Vogel verstummte. Erst jetzt fiel ihr die angenehme Wärme auf die sie umgab, ihr Blick wanderte zu dem Steinboden auf demsie saß und wurde starr. Sie saß in einer riesigen Blutlache und auch ihr Körper war über und über damit beschmiert, seltsamerweise schockierte sie das in keinster Weise, völlig emotionslos legte sie eine Hand in die klebrige Flüssigkeit und sah sie sich dann eingehend an. Nach einigen Minuten die sie einfach nur so, den blick starr auf die Hand gerichtet, dagesessen hatte leckte sie erst ihren kleinen und dann alle anderen Finger ab. Zum Schluss war ihre Hand wieder völlig sauber und sie stellte mit einem schwermütigem Blick in Richtung der aufgehenden Sonne fest, das es ihr eigenes Blut war in dem Sie lag. Kapitel 1: blut geleckt ----------------------- 1. Kapitel; ein ernstes Gespräch Nachdem sie sich die langweilige Rede über Moral, Verführung und Tod angehört hatte schnappte sich Lianée ihre ausgefranste, alte, graue Sporttasche die sie in die Ecke des Raumes geschmissen hatte. Sie hasste diesen Raum, er erinnerte sie an einen Konzertsaal und mit denen verband sie kein sonderlich schönes Ereignis, aber genug davon, sie zwang sich an etwas anderes zu denken, versuchte so schnell wie möglich dieses Zimmer zu verlassen und zur Arbeit zu kommen. Sie hängte sich den schwarzen Riemen der Tasche über die rechte Schulter und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu über der ein kleines, schwarzes Schild hing auf dem mit roter Schrift das Wort „Ausgang“ geschrieben stand. „Warte mal Lia!“ Sie kniff genervt die Augen zusammen und drehte sich betont langsam um. „Was?“ Sie sah genau in das Gesicht ihres Vorgesetzten Mike und musste sich wie so oft zusammenreißen nicht erschrocken zu wirken denn sie war immer wieder schockiert darüber wie alt er aussah wenn er die Nächte durchgearbeitet hatte. „Ich mach mir Sorgen um dich, willst du dir nicht endlich eine normale, ungefährliche Arbeit suchen?“ Sie schwieg und schaute in seine müden braunen Augen, er hatte dunkle Augenringe und seine Haut hatte einen seltsamen grauen Farbton angenommen der einer Staubschicht ähnelte. Sie schüttelte den Kopf, für einen kurzen Augenblick hatte sie sich Mike als Leichenbestatter vorgestellt, dass war zwar ein lustiger Gedanke doch er war durchaus zutreffend wie sie feststellte als sie ihn noch einmal musterte. Er trug wie jeden Tag ein schwarzes Jackett mit goldenen Knöpfen und einem silbernem Kreuz am Kragen, bei diesem Anblick musste eigentlich jeder entweder an einen Pastor in einer Kirche oder an den Tod denken. Als er merkte das sie nicht antworten würde nahm er sie bei den Schultern und schüttelte sie sanft. „Das meine ich ernst Lianée.“ „Ich weiß, aber sie zu töten ist nun mal das einzige was ich gelernt hab.“ Schnell schob sie seine Hände weg und öffnete die schwere Eichenholztür die mit einem lautem knarren nachgab und sich nach außen aufschieben ließ. „Bis dann, ich geh zur Arbeit.“ Mit diesen Worten verschwand sie und ließ ihn allein zurück, Mike sah ihr noch eine Weile nach wie sie in die kalte Nacht verschwand und sah dann in den Sternen übersäten Himmel. Er fragte sich ob es wirklich richtig war sie gehen zu lassen, vielleicht sollte er sie einfach zwingen sich etwas anderes zu suchen. Nach kurzer Überlegung beschloss er jedoch das sie weiß was sie tut und machte sich seinerseits an die ewige Büroarbeit die bereits auf ihn wartete. 2.Kapitel; „Blood Rose“ Lianée ging durch die dunklen Straßen und verwinkelten Gassen Londons, die Kälte des anbrechenden Winters drang selbst in ihren weichen, schwarzen Ledermantel vor und zehrte an ihren Kräften. Exakt eine halbe Stunde brauchte sie zum „Blood Rose“, einem Club für die reichen und schönen dieser Welt. Das sich hier Leute wie Angelina Jolie und Robbie Williams trafen hieß aber nicht das dieser Club irgendwie anders war als die anderen, es gab Tänzerinnen und Sängerinnen zu denen auch Lianée gehört, manche von ihnen strippten auch, das wurde zwar manchmal von den Gästen doch nicht vom Club bezahlt. Schnell ließ Lianée ihren Blick über die ständig blinkenden und glitzernden Lichter des „Blood Rose“ schweifen, die Menschen standen bereits schlange, jeder wollte hinein und sie sah mit Genugtuung das auch eine ganze Menge völlig in schwarz gekleidete Leute unter ihnen waren die mit ihrer Elfenbeinweißen Haut und ihrer übernatürlichen Eleganz aus der Menge hervorstachen. Sie hatte genug gesehen und setzte ihren Weg fort denn selbstverständlich hatte das Personal einen eigenen Eingang. Sie ging einmal um das Gebäude herum und klopfte schließlich an eine große Eisentür, diese wurde erst einen Spalt geöffnet und verharrte dann, nach kurzer Zeit erkannte der Mann auf der anderen Seite Lianée und ließ sie hinein. Sie trat ein und sah sich die neue Einrichtung der Räume an, überall waren gelbe und orange Seidentücher aufgehangen worden und auch die regale und die bequemen Sessel waren mit diesem Stoff bespannt sodass alles einen orientalischen Touch erhielt. Sie nickte anerkennend und folgte einer schwarzen Steintreppe in den Keller hinunter. Dieser war das absolute Gegenteil zu den oberen Räumen doch Lianée hatte sich schon öfter eingestehen müssen das sie es mochte. Die Kellergewölbe waren ebenfalss mit Seidentüchern bespannt doch diese waren schwarz genauso wie auch die restliche Einrichtung schwarz war, überall standen altmodische Kerzenständer die allerdings nur einen schwachen Schein von sich gaben. Schnell durchquerte sie diese Räume um zu den Umkleide Kabinen zu erreichen, dort angekommen warf sie einen Blick an die Decke und verzog angewiedert das Gesicht und dachte: „Wenigstens die Spinnenweben hätten sie sich sparen können.“ Sie betrat den kleinen Raum der dem Personal freigestellt wurde, schloss die Tür und stellte sich vor einen Spiegel in dem sie sich in voller Größe betrachten konnte. Ihre Kleider warf sie achtlos auf eine Bank neben ihr und öffnete eine große, ovale Spange die ihre Haare die ganze Zeit gebändigt hatte. So stand sie da und sah mit kritischem Blick in den Spiegel aus dem zwei freche, grüne Augen zurückstarrten. Ihr goldblondes Haar fiel über ihre schmalen Schultern, ihre Haut war hell und sie hatte eine kleine stupsnase. Die feinen Gesichtszüge verrieten keine Gefühlsregung, sie sah immer wie ein kleiner, niedlicher Engel aus, doch das war nur eine bittere Täuschung um von ihrer Kraft und ihrer ständigen Dickköpfigkeit abzulenken. Sie seufzte und ging zu ihrem Schrank wo sie ihre Arbeitskleidung verstaute, dort holte sie ein schwarzes Korsett heraus das mit einem ebenfalls schwarzen, glänzenden Blumenmuster bedruckt war. Sie schnürte es, schlüpfte hinein und zog die lockeren Schnüre noch einmal nach, dann wühlte sie abermals in ihrem Schrank herum und entschied sich schließlich für einen schlichten, schwarzen Slip und einen selbstverständlich ebenfalls schwarzen mini. Fertig angezogen schlüpfte sie eilig in ihre schwarzen Stiefel mit den mörderischen Pfennigabsätzen, zog den Reißverschluss an der Innenseite ihrer Beine zu und ging durch die Tür zurück in die Gewölbe aus denen sie gekommen war. Kaum war sie durch die Tür gegangen schlug ihr der ohrenbetäubende Lärm von redenden Menschen und singenden Frauen entgegen, sie hatten die Menschen inzwischen reingelassen und die Räume waren bereits mehr als überfüllt. Sie drängte sich an den Menschenmassen vorbei und zwängte sich zwischen zwei fetten Kerlen hindurch um zur Bühne zu gelangen, als sie das endlich geschafft hatte halfen ihr ein paar andere Tänzerinnen auf die Bühne und versuchten ihr ein bisschen platz auf dem Dicht bevölkerten Tresen zu machen. Eine weile horchte Lianée noch auf den Rumänischen Gesang des singenden Mädchens und ließ sich dann von dem langsamen Rhythmus der Musik mitreißen, ihre Bewegungen waren fließend und strahlten doch etwas elegantes aus als sie die Augen schloss und sich im Takt der Musik an der silbernen Stangen hinuntergleiten ließ und ihren Körper nach hinten beugte. Kapitel 2: Nur ein Tanz ----------------------- Die Stunden vergingen, eine Tänzerin nach der anderen machte sich erschöpft auf den Weg nach Hause und auch die Gäste gingen, letztendlich war nur noch Lianeé auf dem Tresen. Dabei muss man gerechtigkeitshalber sagen dass sie auf dem Tisch lag und nicht mehr stand. Ihre Augen waren geschlossen als würde sie schlafen. Die müde stimme des Clubbesitzers hallte durch den fast leeren Raum. „Genug für heute Lia, ich mach den Laden dicht.“ Blinzelnd öffnete sie ein Auge und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Jaja, da schuftet man die ganze Nacht ohne irgendeinen Lohn und dann wird man auch noch rausgeschmissen.“ „Ach was. Ihr bekommt doch schon mit dem Trinkgeld mehr als jeder normalsterbliche.“ Zur Bestätigung reichte er ihr einen 100 Dollar Schein der auf dem Boden lag. „Na gut, da hast du Recht.“ Sie nahm ihn zögernd und steckte ihn in den Ausschnitt ihrer Korsage, er konnte ja nicht ahnen das sie diesen Job nicht des Geldes wegen machte. Gerade als sie zu den Umkleiden gehen wollte erklang plötzlich eine raue aber samtige Stimme, sie erfüllte den Raum und schien alles wie mit einem grauen Schleier zu verhüllen. Fasziniert betrachtete sie ihn, das schwarze Haare war zwar kurz, fiel ihm aber trotzdem wild ins Gesicht, ließ ihn aussehen wie einen frechen, unschuldigen Jungen. „Hey, kennst du den?“ Franc, der Clubbesitzer war neben sie getreten, die sonst so traurigen blau grauen Augen hatte einen bewundernden Schimmer bekommen. Lianeé schüttelte Gedankenversunken den Kopf als ihr plötzlich etwas einfiel und ihr Kopf zu dem jungen Mann herumfuhr. Nochmals ließ sie prüfend ihren geschulten Blick über seinen Körper gleiten, seine Blässe schien natürlich zu sein und irgendwie schien er vollkommen im Widerspruch zu sich selbst zu stehen. Einerseits war er zwar schlank, trotzdem war der muskulöse Körperbau nicht zu übersehen und auch die Augen schienen im ersten Moment grün und im nächsten bereits wieder Braun zu sein. Sie wollte gerade etwas sagen um die letzten Anwesenden aus dem Raum zu lotsen als der seltsame Typ sie zu sich auf die Bühne winkte. Einen kurzen unsicheren Blick warf sie noch zum Ausgang doch dann stand sie auch schon auf dem Tresen und dem faszinierendem Mann gegenüber oder doch einem Jungen? Ihre Verwirrung wurde immer größer, alles drehte sich um sie und nach wenigen Sekunden existierte in ihrem Kopf nur noch seine Stimme die so sanft in ihren Ohren klang. Plötzlich wurde sie aus dieser Illusion gerissen denn sie fühlte starke, große Hände auf ihrer Hüfte die sie sanft aber ungeduldig zogen. Als sie endlich wieder klar denken konnte war ihr Gesicht so nah an seinem das sich fast ihre Nasenspitzen berührten und noch immer war da diese wunderschöne Stimme die sie außer Gefecht setzte. Sie konnte einfach nicht anders als sich im Takt des Liedes zu Bewegen, ihr schien als wär sie nur eine Puppe die von seinen Fäden gesteuert wurde und sie musste sich zu ihrer tiefen schande eingestehen das sie gefallen daran fand. Ganz langsam bog sie ihren Oberkörper nach hinten und einzig die Hände des Wesens das sie festhielt bewahrten sie davor nach hinten zu fallen. Er hielt sie ohne Probleme fest, was sie wenig verwunderte, nach einer kurzen weile setzte er sogar noch einen drauf indem er sich vorbeugte und seine Lippen von ihrem Bauchnabel aufwärts wandern ließ bis er zwischen ihren Brüsten ankam, die nur spärlich bedeckt waren, der Korsage die in der Mitte halb offen und nur von Schnüren zusammengehalten war sei Dank. Wie im Tanz schlang sie die Arme um seinen Hals und zog sich hoch, dann löste sie sich aus dem festen Griff und tänzelte provozierend über die Theke. Den Anwesenden blieb dabei nur der Mund offen stehen aber das störte Lianeé nun auch nicht mehr, sie hatte nur noch Augen für ihn, auch wenn sie sich noch nicht sicher war auf welche Weise Sie ihn betrachten sollte. Statt sich darüber Gedanken zu machen ging sie, den Blick fest auf ihn gerichtet, um die kalte Eisenstange herum, blieb dann stehen und beobachtete ihn. Ohne zu zögern folgte er ihr, das freche Grinsen das schon die ganze zeit auf seinem Gesicht lag wurde nur noch größer als er vor ihr stand und sie wie ein ängstliches Reh zurückwich. Es war schon ein seltsames Bild, wie das wilde Tier um seine Beute herumschlich, in diesem Fall jedoch gab Lianeé schnell nach und ließ ihn gewähren. Sie standen nun am Ende der Theke, sie mit dem Rücken zur Wand und er dicht vor ihr. Jetzt hielt er ihre Handgelenke mit einer Hand fest und strich ihr mit der anderen durch das verführerisch lange Haar. Tausend kleine Schauer liefern ihr über den Rücken was zwar einerseits mehr als angenehm war, sie aber andererseits auch an ihre Pflicht erinnerte. Immerhin war sie sich nun schonmal mehr als sicher das dieser Kerl kein Mensch war und es würde nur weniger Handgriffe bedürfen um ihn unschädlich zu machen wenn sie sich nur nicht in so einer unschönen Situation befinden würde. Innerlich verfluchte sie sich für ihre Dummheit. Er hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes fest im Griff, ob sie nun wollte oder nicht und genau in diesem Moment legten sich seine weichen, eiskalten Lippen auf ihre und die Gedanken verschwammen aufs Neue. In dem Moment jedoch wo er seine Zunge durch ihren leicht geöffneten Mund schlüpfen lassen wollte erklang das erlösende klingeln ihres Handys und er ließ sie verwirrt von dem plötzlichen Geräusch los. Blitzschnell schwang sie sich von dem Tisch und rannte zu ihrer Handtasche, holte das Handy heraus und nahm ab. „Ja? Lianeé hier.“ „Die Runway Street, sofort!“ Mikes angespannte Stimme hatte in ihr noch nie eine solche Erleichterung ausgelöst und so legte legte sie ohne zu diskutieren auf und schnappte sich ihre Jacke. „Du gehst?“ Sie drehte sich um und sah den, verdammt noch mal, gutaussehendsten Mann vor sich den sie jemals gesehen hatte. Trotzdem setzte sie eine unbeteiligte Miene auf und tat so als sei nichts geschehen. „Ja, ich muss zur Arbeit.“ Er zog überrascht die perfekt geschwungenen Augenbrauen hoch. „Schläfst du auch irgendwann?“ Ein lächeln umspielte trotz aller Schauspielerei ihre Lippen. „Später.“ Hauchte sie und ging zur Tür. „Hey!“ Seine Stimme verhallte im Raum, sie drehte sich mit fragendem Blick um. Er seufzte und lehnte sich gegen die Stange, sein Blick war unglaublich weich und gleichzeitig so verflucht intensiv. „Ich geh mal nicht davon aus das du nach meinem Namen fragen wirst also sag ich ihn dir einfach.“ Er zögerte kurz, schwang sich dann vom Tresen und stand so schnell vor ihr das sie seinen Bewegungen kaum folgen konnte. Er kramte einen Moment in seiner Hosentasche, holte dann einen dunkelroten Stift heraus und bog ihren Kopf zur Seite. Dann fing er an mit Schiefgelegtem Kopf ihren Hals Vollzukritzeln. „Ethaniel.“ Sagte er dann grinsend und steckte den Stift wieder weg. „Was zum…?“ Verwirrt betastete sie ihren Hals, rote Farbreste des Stiftes klebten an ihren Fingern wie Blut. „Geh schon, ich denke du musst arbeiten?“ Sanft drängend schob er sie hinaus. „Ja aber..“ Ein lauter Knall und kawumm war die Tür vor ihrer Nase schon wieder ins Schloss gefallen. Lianeé schlang völlig confus den Mantel eng um ihren Körper, machte sich auf den Weg zu der Straße die Mike ihr Gesagt hatte und versuchte krampfhaft ihr ich-hab-alles-im-Griff-Pokerface aufzusetzen. Kapitel 3: Die Jagd beginnt --------------------------- „Ethaniel…..“ Seine Hände glitten an ihren Seiten entlang, gleichzeitig spürte sie seine weichen Lippen die ihren schlanken Körper mit Küssen bedeckten. „Lia…“ Hatte er eben ihren Namen gesagt? Sofort umspielte ein zartes Lächeln die roten, vollen Lippen. „Lia!“ Sie öffnete die Augen und sah in Mikes schockiertes Gesicht. „Wie bitte?“ Verwirrt sah sie sich um, kein Ethaniel weit und breit, stattdessen standen sie in einer kleinen, engen Gasse die mit haufenweise Müll angefüllt war und einfach widerlich stank. „Könntest du dich bitte konzentrieren, das ist eine ernste Sache.“ Augenblicklich schaltete Lia wieder in den Jägermodus. Sie war von Mike in diese Straße gerufen worden weil hier angeblich ein wild gewordener Vampir mordete. „Oh…natürlich, entschuldige.“ Wütend schüttelte sie den Kopf, was hatte dieser Ethaniel bloß mit ihr angestellt? Plötzlich spürte sie Mikes unwirschen Blick und fasste sich automatisch an die Stelle auf ihrem Hals wo der Vampir etwas hingeschrieben hatte. Zwar hatte sie noch immer nicht lesen können was dort stand, doch sie war sich ziemlich sicher dass es Mike ärgern würde. „Was ist das?“ meldete er sich auch sofort zu Wort und warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Ich glaube ein Gast hat sich in mich verknallt.“ Erwiderte das Mädchen verlegen und legte einen ihrer kleinen Pfeile in die Armbrust die sie fest umklammert hielt. „Soso…“ war das einzige was von ihrem Gegenüber kam. Ab jetzt schwiegen sie, beide waren hoch konzentriert und versuchten jede noch so kleine Bewegung wahrzunehmen. Als das leise klicken von Lia´s Armbrust ertönte ging Mike tiefer in die Gasse hinein, die junge Jägerin folgte ihm. Langsam schlichen sie voran und mit jedem Schritt schienen sie der Hölle näher zu kommen, schließlich erreichten sie jedoch eine braune Mauer an die sie sich mit dem Rücken pressten. „Pass gut auf.“ Flüsterte Mike Lianeé zu und beide ließen den Blick aufmerksam durch die Dunkelheit schweifen. Die Nerven des Mädchens waren zum zerreißen gespannt und sie wartete nur darauf das sich der Vampir zeigte doch es geschah einfach nichts. Plötzlich spürte sie einen eiskalten Atem in ihrem Nacken, geschockt erstarrte sie und drehte sich ganz langsam um. Mike bemerkte das und sah ebenfalls die Mauer hinauf auf der zum entsetzen beider, ein Junge von etwa 12 Jahren thronte und sie mit roten funkelnden Augen anstarrte. „Hallo…“ Seine Stimme hatte einen seltsam hallenden Ton angenommen und ein kindliches Grinsen sorgte dafür dass seine kleinen Fangzähne gut sichtbar waren. „Hallo.“ Lia antwortete mechanisch und starrte auf das Kind, sie konnte beim besten Willen nicht verstehen was das für ein Wesen sein musste das einer jungen Seele so etwas antat. Sofort verzogen sich die Mundwinkel des jungen zu einem dämonischen Grinsen, es sprang von der Mauer und landete vor Lianeé. „Lass uns spielen.“ Blitzschnell sprang er das Mädchen an biss ihr in die Schulter, sie taumelte rückwärts, knallte schmerzhaft gegen die Mauer und stieß einen kurzen Schmerzensschrei aus der kurz darauf jedoch in leises Wimmern abebbte. Mike fing sich nun auch wieder und zog eine Pistole aus seiner braunen Aktentasche, mit einem gezielten Schuss traf er den Vampir am Oberarm, dieser ließ von der zitternden Jägerin ab und rollte sich zur Seite. Fauchend richtete sich das Kind nun auf und war drauf und dran erneut anzugreifen. „Lianeé, schieß!“ Mikes Stimme hallte durch die Gasse, ab jetzt schien es als würde alles in Zeitlupe geschehen. Lia richtete sich auf und hob ihre Armbrust in Richtung des Vampirs, das Kind selbst drehte sich zu ihr um und erstarrte, Mike wich zur Seite aus. „Schieß!“ Mit einem leisen klicken zischte der Pfeil los, der junge riss erschrocken die Augen auf und sah auf seine Brust, wo jetzt der Pfeil steckte. Einen kurzen Moment wehrte sich der kleine noch gegen die aufkommende Müdigkeit die seinen Tod ankündigte, doch Lia hatte ins Herz getroffen, er hatte keine Chance. Ein letztes wütendes Fauchen drang aus seiner Kinderkehle, dann fiel er zu Boden und wurde zu Asche. Lianeé aber stand noch immer da, die Armbrust in der verkrampften Hand, zitternd und den Tränen nah. „Ich… ich habe ein Kind erschossen.“ Stotterte sie und ließ die Waffe sinken. „Nein.“ Mike trat neben sie und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du hast einen Vampir erschossen.“ Eine zeitlang standen sie einfach nur stumm da, jeder von ihnen hing seinen eigenen Gedanken nach doch irgendwann war auch diese Nacht vorbei und sie zogen sich erschöpft zurück. Als sie endlich bei dem riesigen Haus angekommen waren, das als Unterkunft für die Jäger gedacht war, verschwand Lia sofort in ihr Zimmer und verkroch sich in das weiche, mit weißen Bezögen bespannte Bett und rollte sich wie eine Katze zusammen. In all den Jahren in denen sie schon als Jägerin arbeitete hatte sie so viele Vampire einfach getötet ohne auch nur den kleinsten Gewissenbiss zu haben aber jetzt wo es sich um ein Kind handelte schien alles anders zu sein. Vampire… Plötzlich fiel ihr Ethaniel wieder ein und sie stand mit wackeligen Beinen wieder auf. Langsam trat sie in ihr Bad, das nur durch eine kleine Tür von ihrem Schlafraum getrennt war und stellte sich vor den Spiegel der an einer Wand lehnte und in dem sie sich in voller Größe betrachten konnte. Abgesehen davon dass ihre rechte Schulter Blutüberströmt war, was wahrscheinlich vom Biss des Vampirs herrührte, konnte sie am Hals roten Filzstift erkennen. Schnell nahm sie sich eine Spange mit der sie ihr Haar hochstecken konnte und drehte sich eine Weile vor ihrem ebenbild herum bis sie das Gekritzel einigermaßen erkennen konnte. „Was zum…“ Erschrocken weiteten sich ihre großen Augen und sie schüttelte nur Fassungslos den Kopf. Kapitel 4: kleine Geheimnisse ----------------------------- „Gar nicht schlecht für eine einfache Jägerin süße, wie wärs mit einem Abendessen zu zweit?“ Auch wenn diese Bemerkung die nun mehr oder weniger auf ihrem Hals verewigt war ziemlich zweideutig war konnte sich die Jägerin gut vorstellen was dieser dreckige Vampir mit Abendessen meinte. Langsam fuhr sie mit den Fingerspitzen über die Schrift als müsste sie die einzelnen Buchstaben erst berühren um ihre Bedeutung zu verstehen. Einige Sekunden später hatte sie sich wieder gefasst und griff nach einem dunkelblauen Waschlappen der über dem Rand des Waschbeckens hing. Sie drehte den Wasserhahn auf Warmwasser und hielt den Lappen darunter bis dieser völlig durchnässt war. Dann neigte sie den Kopf nach links und rieb über ihre rechte Halshälfte auf der die dunkelrote Schrift nun langsam verwischte. Nach ein paar endlos erscheinenden Minuten war ihr Hals sauber und dafür das Waschbecken voller roter Farbe die sie an den grässlich widerlichen Anblick frischen Blutes erinnerte. Resigniert warf sie den Waschlappen in das verdreckte Becken, sollte sich doch die Putzfrau darum kümmern immerhin hatte sie heute schon genug Ärger gehabt. Seufzend warf sie die Badtür hinter sich zu, huschte in ihr weiches Bett und schloss die Augen, es wurde wirklich Zeit für ein bisschen Schlaf. „Lia! Mach auf!“ Ein Trommelwirbel bei dem die Tür die dem ausgesetzt war einem leid tun konnte zerriss die ruhige morgendliche Stille und sorgte dafür das auch der letzte Traum der bis jetzt noch in Lianaras Kopf herumgegeistert hatte die Flucht ergriff. „Ruhe!“ Wütend warf sie ihr Kopfkissen gegen die Tür und stand auf. Wieder erwarten verstummte der Lärm, wahrscheinlich war der Lärmmacher bereits damit zufrieden dass sie endlich aufstand. Noch immer völlig benommen von der nicht schwinden wollenden Müdigkeit schlich die Jägerin durch ihr Zimmer ins Bad, zog sich das Nachthemd über den Kopf und ließ es dann achtlos auf dem Boden fallen. Vorsichtig stieg sie in die Dusche, drehte das Wasser auf und versuchte umständlich die möglichst richtige Temperatur zu erwischen ohne sich zu verbrühen. Als sie endlich die richtige Wärme gefunden hatte stellte sie sich unter den angenehm massierenden Wasserstrahl und ließ ihn genau auf ihren verspannten Nacken prasseln. Wieder war ein lautes Klopfen zu hören und sie stellte zähneknirschend das Wasser ab, griff nach einem Handtuch das neben der Dusche lag und wickelte es um ihren Körper. Nachdenklich ging sie zurück in ihr Zimmer öffnete den Kleiderschrank und suchte nach etwas passendem für einen ihrer wenigen freien Tage. Nachdem sie eine halbe Ewigkeit in den vielen Hosen und Pullovern herumgewühlt hatte entschied sie sich aber für etwas ganz anderes und zwar eine feine schwarze Strumpfhose, einen ebenfalls schwarzen Jeansmini und ein schulterfreies Top in derselben Farbe das bei den Temperaturen draußen zwar mehr als unangemessen war aber dafür stand es ihr umso besser. Langsam drehte sie sich vor ihrem Spiegel und betrachtete zufrieden die andere Seite der kalten, blutverschmierten Vampirjägerin. „Lia, das Frühstück!“ Die nörgelnde Stimme klang nun mehr verzweifelt als drängend was sie dazu veranlasste genervt die Augen zu verdrehen. „Ja ja.“ Erwiderte sie nun endlich und holte ein paar schwarze Stiefel mit 10 cm Pfennigabsätzen aus dem Schrank. Schnell schlüpfte sie in den ersten, zog den an der Innenseite befestigten Reißverschluss nach oben und wiederholte dasselbe dann mit dem anderen Schuh. Als sie dann auch noch eine Haarbürste hervorholte und sorgfältig jede einzelne Strähne ihres Haares durchgekämmt hatte war sie fertig. Lächelnd trat sie zur Tür und öffnete sie. „Ach, auch schon fertig.“ „Ich habe heute meinen freien Tag und lasse mich nicht hetzen.“ Mitten auf dem Gang vor ihrem Zimmer saß Jean, ein Junge von etwa 17 Jahren dessen Eltern zu den einflussreichsten Politikern in ganz Frankreich gehören. Vor etwa 6 Jahren brachten diese ihren Sohn hier her und verlangten dass er zu dem besten Jäger weit und breit ausgebildet werden soll. Zuerst besuchten die beiden ihren Sohn noch regelmäßig doch nach 2 Jahren war auch das vorbei und seitdem klammerte er sich geradezu an Lianeé. „Du weißt doch das dass Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag ist.“ Genau wie Lia hatte er blondes haar, allerdings war es um einiges kürzer und er hatte es mit einer Menge Gel und Haarspray zu einer Igelfrisur frisiert. „Ja ich weiß.“ Sie ging an ihm vorbei den Gang hinunter, Jean stand schnell auf und folgte ihr noch immer schmollend. Am Ende des Ganges war eine goße Tür, genau wie die Wände war sie drückend weiß, das ganze erinnerte eher an ein Krankenhaus als an das Quartier eines Jägerordens. Mit einer schnellen Handbewegung drückte sie die Klinke hinunter, öffnete die Tür und trat in den großen Speisesaal der bereits jetzt völlig überfüllt war. Die gesamte rechte Seite war mit Tischen vollgestellt und auf der linken war eine überdimensionale Theke hinter der eine schlanke, brünette Frau mit einer Kelle in der Hand stand und anstehenden Jugendlichen das Essen ausgab. „Oh nein, sieh nur, das Baguette ist schon alle.“ Schockiert rannte der blonde zur Ausgabe und inspizierte die Auslage während Lia ihm wesentlich entspannter folgte. „Was habt ihr Franzosen bloß immer mit eurem Baguette, da ist doch auch normales Weißbrot.“ „Das ist doch nicht dasselbe!“ „Wenn du meinst.“ Schulterzuckend schlängelte sie sich an ihm vorbei und rief der Essensausgeberin über den Lärm hinweg zu das sie ein Brötchen mit Käse und eine Schüssel Müsli haben möchte. Wenige Sekunden später stand dass Essen auch schon vor ihr und sie hielt Ausschau nach einem Platz. Jean hatte sich inzwischen ebenfalls ein Brötchen geben lassen, wenn er auch wirklich nicht glücklich damit aussah. Nachdem sie endlich einen passenden Platz gefunden hatte ließen sie sich auf die harten Plastikstühle nieder und knabberten jeweils an ihrem Brötchen. „Und was hast du heute vor?“ „hm?“ „Na du hast doch frei.“ „Ach ja, ich hab ein Date.“ Sofort wurde ihr gegenüber totenbleich und starrte sie mit so offensichtlichem entsetzen an das es schon fast wieder zum Lachen war. „Oh nein, bitte sag nicht das du mit diesem Spinner aus dem Tanzkurs ausgehst.“ Er schüttelte angewidert den Kopf, beugte sich so weit wie es ihm möglich war über den kalkweißen Tisch hinweg zu ihr hinüber und senkte die Stimme. „Ich habe gehört das er einmal absichtlich eine Vampirin entwischen lassen hat, es war eins von den dummen Dingern die sich verführen lassen hat.“ Lia, die gerade einen Becher mit Wasser an die Lippen setzte, presste den Mund zu einer schmalen Linie zusammen, im nächsten Moment knallte ebendieser Becher äußerst lautstark auf den sowieso schon ziemlich ramponierten Tisch. „Ich hab dir doch schon tausend Mal gesagt das Jäger sich so etwas untereinander nicht vorwerfen!“ Obwohl bereits jeder im Raum die beiden mit skeptischen Blicken musterte zischte Lianeé diese Worte so leise als hätte niemand etwas von ihrem Wutausbruch mitbekommen. Jean dagegen zog ziemlich unbeeindruckt die Stirn kraus und lehnte sich in seinem Plastikstuhl zurück. „Aber wenn es doch wahr ist…“ „Dann wird sich der Rat damit befassen.“ „Der Rat würde nicht mal bemerken wenn einer von uns selbst zum Vampir würde.“ Konterte Jean mit vor Verachtung triefender Stimme und warf sein Brötchen zielsicher in einen der vielen Mülleimer im Raum, die Küchendame beobachtete dies mit stummer Missgunst, wandte sich dann jedoch wieder den anderen Mäulern zu die es zu stopfen galt. Lia seufzte ergeben und knabberte weiter an ihrem Brötchen. Normalerweise würde sie sich nicht so einfach von Jean unterkriegen lassen aber leider hatte er Recht. Im Normalfall sollte der Rat auf seine Schützlinge aufpassen, immerhin jagten sie die momentan gefährlichsten Bestien in dieser Stadt, aber stattdessen sahen sie höchstens einmal im Jahr vorbei um nach den Neuankömmlingen zu sehen. „Ich treffe mich übrigens nicht mit dem Typen aus der Tanzstunde.“ Gekonnt schaffte sie es seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr altes Gesprächsthema zu lenken und registrierte erleichtert wie Jean wieder lächelte. „Na dann kann es ja nur besser werden.“ Murmelte er zufrieden und spähte zum Tresen hinüber. „Meinst du es ist noch ne Coke da?“ Sofort schlich sich ein Grinsen in das Gesicht der Jägerin und sie stand auf. „Das kommt wohl auf einen Versuch an.“ Er nickte, tat es ihr gleich und beide schlenderten langsam auf den Tresen zu. „Tschuldigung Ma´am.“ Die Frau drehte sich zu ihm um und lächelte freundlich „Ja Jean?“ „Haben sie vielleicht noch ne Coke?“ Mit einem Hundeblick der jedem Welpen die Show stehlen würde sah er sie an doch die Frau schüttelte nur hilflos den Kopf. „Du weißt doch was der Boss immer sagt, nach 10 Uhr gibt es nur noch Tee, sonst müssten wir ja jeden Tag neue Getränke kaufen.“ Er nickte traurig und seufzte so dramatisch wie möglich. „Und sie können wirklich nichts machen?“ Zeitgleich hatte sich Lia auf den Boden gekniet und kroch nun zu einer Kiste in der mehrere Dosen Cola standen. Als die Frau erneut hilflos den Kopf schüttelte griff sie blitzschnell nach zwei Dosen und flüchtete zurück an die Stelle wo sie vorhin noch gestanden hatte. Seufzend stand sie auf und warf ihr Haar zurück. „Entschuldigen sie, mein Schuh war offen.“ Sagte sie dann kokett lächelnd während sie die Dosen unauffällig hinter ihrem Rücken versteckte und im nächsten Moment mit Jean davonrauschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)