waiting for you to come von Priska ================================================================================ Kapitel 4: kleine Geheimnisse ----------------------------- „Gar nicht schlecht für eine einfache Jägerin süße, wie wärs mit einem Abendessen zu zweit?“ Auch wenn diese Bemerkung die nun mehr oder weniger auf ihrem Hals verewigt war ziemlich zweideutig war konnte sich die Jägerin gut vorstellen was dieser dreckige Vampir mit Abendessen meinte. Langsam fuhr sie mit den Fingerspitzen über die Schrift als müsste sie die einzelnen Buchstaben erst berühren um ihre Bedeutung zu verstehen. Einige Sekunden später hatte sie sich wieder gefasst und griff nach einem dunkelblauen Waschlappen der über dem Rand des Waschbeckens hing. Sie drehte den Wasserhahn auf Warmwasser und hielt den Lappen darunter bis dieser völlig durchnässt war. Dann neigte sie den Kopf nach links und rieb über ihre rechte Halshälfte auf der die dunkelrote Schrift nun langsam verwischte. Nach ein paar endlos erscheinenden Minuten war ihr Hals sauber und dafür das Waschbecken voller roter Farbe die sie an den grässlich widerlichen Anblick frischen Blutes erinnerte. Resigniert warf sie den Waschlappen in das verdreckte Becken, sollte sich doch die Putzfrau darum kümmern immerhin hatte sie heute schon genug Ärger gehabt. Seufzend warf sie die Badtür hinter sich zu, huschte in ihr weiches Bett und schloss die Augen, es wurde wirklich Zeit für ein bisschen Schlaf. „Lia! Mach auf!“ Ein Trommelwirbel bei dem die Tür die dem ausgesetzt war einem leid tun konnte zerriss die ruhige morgendliche Stille und sorgte dafür das auch der letzte Traum der bis jetzt noch in Lianaras Kopf herumgegeistert hatte die Flucht ergriff. „Ruhe!“ Wütend warf sie ihr Kopfkissen gegen die Tür und stand auf. Wieder erwarten verstummte der Lärm, wahrscheinlich war der Lärmmacher bereits damit zufrieden dass sie endlich aufstand. Noch immer völlig benommen von der nicht schwinden wollenden Müdigkeit schlich die Jägerin durch ihr Zimmer ins Bad, zog sich das Nachthemd über den Kopf und ließ es dann achtlos auf dem Boden fallen. Vorsichtig stieg sie in die Dusche, drehte das Wasser auf und versuchte umständlich die möglichst richtige Temperatur zu erwischen ohne sich zu verbrühen. Als sie endlich die richtige Wärme gefunden hatte stellte sie sich unter den angenehm massierenden Wasserstrahl und ließ ihn genau auf ihren verspannten Nacken prasseln. Wieder war ein lautes Klopfen zu hören und sie stellte zähneknirschend das Wasser ab, griff nach einem Handtuch das neben der Dusche lag und wickelte es um ihren Körper. Nachdenklich ging sie zurück in ihr Zimmer öffnete den Kleiderschrank und suchte nach etwas passendem für einen ihrer wenigen freien Tage. Nachdem sie eine halbe Ewigkeit in den vielen Hosen und Pullovern herumgewühlt hatte entschied sie sich aber für etwas ganz anderes und zwar eine feine schwarze Strumpfhose, einen ebenfalls schwarzen Jeansmini und ein schulterfreies Top in derselben Farbe das bei den Temperaturen draußen zwar mehr als unangemessen war aber dafür stand es ihr umso besser. Langsam drehte sie sich vor ihrem Spiegel und betrachtete zufrieden die andere Seite der kalten, blutverschmierten Vampirjägerin. „Lia, das Frühstück!“ Die nörgelnde Stimme klang nun mehr verzweifelt als drängend was sie dazu veranlasste genervt die Augen zu verdrehen. „Ja ja.“ Erwiderte sie nun endlich und holte ein paar schwarze Stiefel mit 10 cm Pfennigabsätzen aus dem Schrank. Schnell schlüpfte sie in den ersten, zog den an der Innenseite befestigten Reißverschluss nach oben und wiederholte dasselbe dann mit dem anderen Schuh. Als sie dann auch noch eine Haarbürste hervorholte und sorgfältig jede einzelne Strähne ihres Haares durchgekämmt hatte war sie fertig. Lächelnd trat sie zur Tür und öffnete sie. „Ach, auch schon fertig.“ „Ich habe heute meinen freien Tag und lasse mich nicht hetzen.“ Mitten auf dem Gang vor ihrem Zimmer saß Jean, ein Junge von etwa 17 Jahren dessen Eltern zu den einflussreichsten Politikern in ganz Frankreich gehören. Vor etwa 6 Jahren brachten diese ihren Sohn hier her und verlangten dass er zu dem besten Jäger weit und breit ausgebildet werden soll. Zuerst besuchten die beiden ihren Sohn noch regelmäßig doch nach 2 Jahren war auch das vorbei und seitdem klammerte er sich geradezu an Lianeé. „Du weißt doch das dass Frühstück die wichtigste Mahlzeit am Tag ist.“ Genau wie Lia hatte er blondes haar, allerdings war es um einiges kürzer und er hatte es mit einer Menge Gel und Haarspray zu einer Igelfrisur frisiert. „Ja ich weiß.“ Sie ging an ihm vorbei den Gang hinunter, Jean stand schnell auf und folgte ihr noch immer schmollend. Am Ende des Ganges war eine goße Tür, genau wie die Wände war sie drückend weiß, das ganze erinnerte eher an ein Krankenhaus als an das Quartier eines Jägerordens. Mit einer schnellen Handbewegung drückte sie die Klinke hinunter, öffnete die Tür und trat in den großen Speisesaal der bereits jetzt völlig überfüllt war. Die gesamte rechte Seite war mit Tischen vollgestellt und auf der linken war eine überdimensionale Theke hinter der eine schlanke, brünette Frau mit einer Kelle in der Hand stand und anstehenden Jugendlichen das Essen ausgab. „Oh nein, sieh nur, das Baguette ist schon alle.“ Schockiert rannte der blonde zur Ausgabe und inspizierte die Auslage während Lia ihm wesentlich entspannter folgte. „Was habt ihr Franzosen bloß immer mit eurem Baguette, da ist doch auch normales Weißbrot.“ „Das ist doch nicht dasselbe!“ „Wenn du meinst.“ Schulterzuckend schlängelte sie sich an ihm vorbei und rief der Essensausgeberin über den Lärm hinweg zu das sie ein Brötchen mit Käse und eine Schüssel Müsli haben möchte. Wenige Sekunden später stand dass Essen auch schon vor ihr und sie hielt Ausschau nach einem Platz. Jean hatte sich inzwischen ebenfalls ein Brötchen geben lassen, wenn er auch wirklich nicht glücklich damit aussah. Nachdem sie endlich einen passenden Platz gefunden hatte ließen sie sich auf die harten Plastikstühle nieder und knabberten jeweils an ihrem Brötchen. „Und was hast du heute vor?“ „hm?“ „Na du hast doch frei.“ „Ach ja, ich hab ein Date.“ Sofort wurde ihr gegenüber totenbleich und starrte sie mit so offensichtlichem entsetzen an das es schon fast wieder zum Lachen war. „Oh nein, bitte sag nicht das du mit diesem Spinner aus dem Tanzkurs ausgehst.“ Er schüttelte angewidert den Kopf, beugte sich so weit wie es ihm möglich war über den kalkweißen Tisch hinweg zu ihr hinüber und senkte die Stimme. „Ich habe gehört das er einmal absichtlich eine Vampirin entwischen lassen hat, es war eins von den dummen Dingern die sich verführen lassen hat.“ Lia, die gerade einen Becher mit Wasser an die Lippen setzte, presste den Mund zu einer schmalen Linie zusammen, im nächsten Moment knallte ebendieser Becher äußerst lautstark auf den sowieso schon ziemlich ramponierten Tisch. „Ich hab dir doch schon tausend Mal gesagt das Jäger sich so etwas untereinander nicht vorwerfen!“ Obwohl bereits jeder im Raum die beiden mit skeptischen Blicken musterte zischte Lianeé diese Worte so leise als hätte niemand etwas von ihrem Wutausbruch mitbekommen. Jean dagegen zog ziemlich unbeeindruckt die Stirn kraus und lehnte sich in seinem Plastikstuhl zurück. „Aber wenn es doch wahr ist…“ „Dann wird sich der Rat damit befassen.“ „Der Rat würde nicht mal bemerken wenn einer von uns selbst zum Vampir würde.“ Konterte Jean mit vor Verachtung triefender Stimme und warf sein Brötchen zielsicher in einen der vielen Mülleimer im Raum, die Küchendame beobachtete dies mit stummer Missgunst, wandte sich dann jedoch wieder den anderen Mäulern zu die es zu stopfen galt. Lia seufzte ergeben und knabberte weiter an ihrem Brötchen. Normalerweise würde sie sich nicht so einfach von Jean unterkriegen lassen aber leider hatte er Recht. Im Normalfall sollte der Rat auf seine Schützlinge aufpassen, immerhin jagten sie die momentan gefährlichsten Bestien in dieser Stadt, aber stattdessen sahen sie höchstens einmal im Jahr vorbei um nach den Neuankömmlingen zu sehen. „Ich treffe mich übrigens nicht mit dem Typen aus der Tanzstunde.“ Gekonnt schaffte sie es seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr altes Gesprächsthema zu lenken und registrierte erleichtert wie Jean wieder lächelte. „Na dann kann es ja nur besser werden.“ Murmelte er zufrieden und spähte zum Tresen hinüber. „Meinst du es ist noch ne Coke da?“ Sofort schlich sich ein Grinsen in das Gesicht der Jägerin und sie stand auf. „Das kommt wohl auf einen Versuch an.“ Er nickte, tat es ihr gleich und beide schlenderten langsam auf den Tresen zu. „Tschuldigung Ma´am.“ Die Frau drehte sich zu ihm um und lächelte freundlich „Ja Jean?“ „Haben sie vielleicht noch ne Coke?“ Mit einem Hundeblick der jedem Welpen die Show stehlen würde sah er sie an doch die Frau schüttelte nur hilflos den Kopf. „Du weißt doch was der Boss immer sagt, nach 10 Uhr gibt es nur noch Tee, sonst müssten wir ja jeden Tag neue Getränke kaufen.“ Er nickte traurig und seufzte so dramatisch wie möglich. „Und sie können wirklich nichts machen?“ Zeitgleich hatte sich Lia auf den Boden gekniet und kroch nun zu einer Kiste in der mehrere Dosen Cola standen. Als die Frau erneut hilflos den Kopf schüttelte griff sie blitzschnell nach zwei Dosen und flüchtete zurück an die Stelle wo sie vorhin noch gestanden hatte. Seufzend stand sie auf und warf ihr Haar zurück. „Entschuldigen sie, mein Schuh war offen.“ Sagte sie dann kokett lächelnd während sie die Dosen unauffällig hinter ihrem Rücken versteckte und im nächsten Moment mit Jean davonrauschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)