Der Tempel der traurigen Seelen von abgemeldet ================================================================================ .... Der Schneesturm wurde immer stärker, und peitschte Fouka so sehr ins Gesicht, das sie schon dachte, ihr würde Blut am Gesicht herunter laufen. Wegen des Windes bekam sie auch kaum noch Luft, und japste wie ein Schäferhund in einer Sandwüste. Doch trotz allem versuchte sie weiter zu kommen- ein Ding der Unmöglichkeit, zumal sie nicht einmal wusste wo sie sich ungefähr befand. Nordpol? Südpol? Auf den Rocky Mountains? Fuokas Kopf schwirrte. Sie versuchte irgendwie ihr Gesicht vor den Schneesturm zu schützen, aber es half alles nichts. Mit der wenigen Kraft, die sie noch besaß, quälte sie sich einige Meter vorwärts, als ihr rechter Fuß plötzlich auf ein unerwartetes Hindernis stieß. Fuoka verlor ihr Gleichgewicht, und fiel vornüber in den kalten Schnee. Sie wusste nicht, ob es an den widrigen Umständen lag , oder einfach weil sie im Moment nicht klar denken konnte, aber der Schnee fühlte sich unglaublich weich und kuschelig an, und lad gerade zu zum einschlafen ein. Aber direkt eingeschlafen ist Fuoka wohl ehr nicht. Der Wahrheit halber muss mal wohl sagen, das sie vor Erschöpfung in Ohnmacht gefallen ist - was allerdings nichts zur Schache tut. Sie lag da, im eiskalten Schneesturm, irgendwo auf einem Berg und wäre wahrscheinlich ohne weiteres erfroren, wenn nicht noch jemand der Meinung wäre, das ihr unschuldiges Leben nicht so einen einsamen, und grausamen Tod erdulden müsse. Als Fouka dann wieder zu sich kam, befand sie sich auf einem Fouton in einem kleinem Gästezimmer, das nicht nur vom Alt-japanischen Stil angehaucht, sondern ehr schon in der alt-japanischen Zeit gebaut wurde. Fuoka richtete sich auf und lies ihren ungläubigen Blick durch den winzigen Raum gleiten. War sie wirklich gerettet? Oder waren das nur Halluzinationen kurz vor dem baldigen Ableben in einer Schneewehe weit weg von zuhause? Fuoka kniff sich in den Oberarm. „Aua!“, stieß sie sogleich aus. Ein Glück , kein Traum. Noch war sie in der realen Welt! Hoffte sie zumindest. Sie erinnerte sich an die Worte ihrer Reiseleiterin, kurz bevor sie sich vom letzten Gasthaus auf den Weg zum Gipfel machten. „Ihr müsst sehr vorsichtig sein, und dürft nie den Anschluss an die Gruppe verlieren! Das Gasthaus war der letzte Halt, bis zur Spitze kommen jetzt keinerlei Häuser mehr, oder sonstige Versorgungsstätte! Ab jetzt sind wir auf uns gestellt!“ Fuoka hoffte schwer, das die energische Frau da vergessen hatte, etwas zu erwähnen, denn sonst hat sie jetzt ein Problem. Während Fuoka weiter ihre beängstigende Fantasien ausweiterte, und sich die schlimmsten Gestalten vorstellte, die sie wohl gerettet haben, um sie dann hier als Geisel zu halten, oder noch schlimmer- zu verspeisen - ,hörte sie auf einmal Schritte auf dem Flur. Sie zuckte erschrocken zusammen. Wenn das jetzt irgendjemand wäre, der es auf kleine Mädchen(so klein auch wieder nicht..) abgesehen hat, und wäre ist ihm jetzt völlig hilflos ausgeliefert?! Fuoka hatte eindeutig zu viele Romane gelesen, was zu ihrer so oder so starken Fantasie noch beitrug. Sie schaute sich gehetzt, wie ein in die Ecke gedrängter Hund, der als einzigen Ausweg sah, seinen Bedränger in die Waden zu beißen, in ihrer ungewollten Unterkunft um, ob es vielleicht irgend wo einen Platz gab, wo sie sich verstecken konnte. Oder noch besser, eine Türe durch die sie entkommen konnte. Aber wenn es in dem dunklen, kleinen Raum eine gäbe, wäre die Wahrscheinlichkeit ziemlich klein, das sie dann wieder lebend zurück finden würde. Denn der Geräuschkulisse nach zu schließen, tobte draußen immer noch der nicht gerade wenig gefährliche Schneesturm. Fuoka saß starr und ängstlich, und sich an die Decke festklammernd, da. Sie wagte es kaum, zu der alten Schiebetüre hinzuschauen, von der sich die Schritte näherten. Die Schiebetüre wurde vorsichtig, und nur einen Spalt breit aufgeschoben, und man hörte Geschirr klappern. Dann wurde die Schiebetüre wieder zugeschoben. Fuoka hob erstaunt den Kopf, und schielte zur Türe hin. Jemand hatte ihr ein Tablett mit Essen gebracht! Wollte ihr Entführer sie jetzt mästen, oder was? Sie krabbelte zu ihrem frisch zubereiteten Essen hin, und beäugte es misstrauisch. Sieht ja noch ganz normal aus, dachte sie, und schnupperte an dem gebratenen Fisch , der sie anzusehen schien. Auch der Reis sah köstlich aus. Erst jetzt bemerkte Fuoka, das sie schrecklichen Hunger hatte. Sie wollte sich gerade daran machen, den Reis zu verspachteln, als sie von der anderen Seite der Wand ein verräterisches Knarren des Bodens hörte. Ohne nachzudenken riss sie die Türe auf, da es nun einmal ihre Art war, alles gleich zu entdecken und ans Licht bringen zu müssen. Der mutmaßliche Entführer, der vor ihrer Türe gesessen hatte war genauso überrascht wie Fuoka, als diese die Türe aufriss. Er war höchstens ein- zwei Jahre älter als sie, und sah nach allem anderen, als nach einem Killer aus. Nein, er hatte eigentlich ein sehr liebes, fast schon unschuldiges Gesicht , und - was für einen Japaner mehr als außergewöhnlich war - fast durchscheinende, kristallblaue Augen. Aber schwarze Haare. Sehr merkwürdig, fand Fuoka, aber trotz allem konnte sie sich nicht mehr von ihrem Gegenüber losreisen, so sehr schien er ihr zu gefallen. Auch der Junge musterte sie von oben bis unten. Sein Blick wanderte zuerst von Fuokas ellbogenlangen, hellbraunen Haaren, bis zu ihren grünen Augen, und schließlich zu den Klamotten, die sie gerade anhatte. „Ähm“, drucksten beide herum, bis der Junge schließlich auf Fuokas Klamotten hin deutete, und Fuoka dann in einer Staubwolke zurück lies. Fuoka war noch verwirrter als vorher. Was war denn jetzt in den gefahren? Und wer war das überhaupt? Sie schaute an sie herunter. Erst jetzt bemerkte sie, das sie nur ein weißes Kimonooberteil und eine Unterhose anhatte. Sie wurde knallrot, und schrie entsetzt auf. Noch nie hatte ein Junge sie nur mit einer Unterhose und einem knappen Oberteil bekleidet gesehen, und es war ihr peinlich, wie noch nicht zuvor in ihrem Leben. Sie zog schnell wieder die Türe ihres „Zimmers“ zu, und hoffte, das sie möglichst schnell wieder aus dieser peinlichen Situation gerettet werden würde. Aber trotz dem Schock, machte sie sich mache einer weile wieder daran, ihr Essen zu verspachteln. Auch von ihrer anfänglichen Angst, das sie bei jemand gefährlichen gelandet war, blieb nicht mehr viel übrig, genauso wie von ihrem Essen. Sie fasste also den Entschluss, sich ihre Unterkunft , und ihren Retter, ein bisschen genauer anzusehen, und wollte sich schon auf den Weg machen, beides zu begutachten, als ihr wieder ein bedenkliches Hindernis dieser Erkundung klar wurde. Sie hatte immer noch so gut wie nichts an! Fuoka sah sich noch einmal hilflos im Raum um. Vielleicht lag ja irgendwo ein Tuch herum , das sie sich notdürftig umbinden könne. Und sie hatte Glück; sogar etwas noch besseres lag wohlgehütet im Wandschrank des Zimmers, das selber als vergrößerter Wandschrank hätte durchgehen können. Und zwar ein alter, aber sehr edel aussehender Kimono. Er war weiß, mit blassblauen Blumen als Muster. Es dauerte eine ganze Weile, bis Fuoka es geschafft hatte, ihn so anzuziehen, das es einigermaßen manierlich aussah. Denn es war schon eine ganze Weile her (seit dem letzten Frühlingsfest, um genau zu sein) das sie einen Kimono getragen hatte. Aber mit dem Ergebnis war sie selbst ganz zufrieden, obwohl sie eigentlich lieber in einer schicken Jeans und einem Top herum lief, als in der sehr umständlichen alten japanischen Tracht. Sie zog vorsichtig die Türe auf, um zu sehen, ob der Junge von vorhin wieder da war. Aber von ihm keine Spur. Auch sonst schien alles sehr verlassen. Ein Geisterhaus, schoss es Fuoka unwillkürlich in den Kopf. Aber sie drängte den Gedanken schnell wieder weg, da sie mit geistern so gar nicht klarkam, und sie ja schließlich das Haus erforschen wollte. Der Boden knarzte bei jedem Schritt , und Fuoka fing an sich zu wundern, wie der Junge überhaupt unbemerkt bis zu ihrem Zimmer gelangen konnte. Oder saß er schon die ganze Zeit dort? Sie stand plötzlich vor einer Türe, was sie im nu zurück aus der Gedankenwelt holte. Sollte sie? Oder sollte sie nicht? Ohne weiteres zögern riss sie die Türe auf(ihr fiel auch nicht ein, wenigstens anzuklopfen...) und da war er wieder, der Junge von vorhin. „Der Sempai!“, rief Fuoka unwillkürlich aus, um nicht wieder in der gleichen, drückenden Stille ihren gegenüber anzustarren. Der „Sempai“ wieder rum war durch diesen Aufruf genauso überrascht, wie durch das plötzliche auftreten von Fuoka. „Äh.“, kam es wieder von seiner Seite. Fuoka wollte aber dringendst die gleiche Situation wie vorhin vermeiden, und fing also an, ungestüm auf den armen Jungen einzuplappern, wie es normal gar nicht ihre Art war. „Echt cooles Gebäude hier! Ist das ein alter Tempel, oder was? Ach, und noch mal danke für das Essen, ich hatte echt Hunger! Ist das hier dein Zimmer? Sieht echt cool aus! Besonders die Schriftzeichen da an der Wand! Interessierst du dich für Kalligraphie? Also mir fällt das ja immer schwer, sich die ganzen Striche und so zu merken. Aber manchmal hat es ja auch richtig spaß gemacht, ich habe es ja immer als so ein art Konzentrations-Training gesehen! Nicht , das es mir an Konzentration fehlen würde, nein, aber irgendwie ist so was doch hin und wieder lustig. Ah! Entschuldigung, wie unhöflich! Ich bin Nasayna Fuoka! Freut mich, dich kennen zu lernen! Du hast mich doch gerettet, aus dem Schneesturm, meine ich, oder?! Also wenn, dann danke noch mal, da hatte ich echt noch mal Glück gehabt! Ich dachte schon, ich müsse...“ Fuokas Sempai stand plötzlich vor ihr, und hielt ihr die Hand vor den Mund. “Schhtt!“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Hier ist noch irgendjemand anderes im Raum!“ ‚Irgendjemand anderes’? Fuoka zuckte zusammen, und getraute sich unwillkürlich nicht mehr, sich zu bewegen, wie so oft heute schon. Trotz allem konnte sie nicht verhindern, das sie knall rot anlief. Ihr Sempai rückte ihr nämlich gerade dicht auf die Pelle. „W..was?“, stotterte sie herum. „Shh!!!“, wiederholte der Junge noch einmal. Er zog sein Samuraischwert, von dem Fuoka nicht wusste, woher er es so plötzlich hatte, aus der Scheide, und legte den Arm um sie. „Halt dich jetzt gut fest, ja?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)