Die Masamune Chronik von LadyYazoo (Aus alten Tagen...) ================================================================================ Masamune - Der König des Himmels -------------------------------- Der König des Himmels Die Götter beherrschen jeder eine Region, wie den Himmel, oder den Ocean. Es gibt auch Götter, die über ein Element, einer Tugend oder ein Laster herrschen. „Doch niemand soll Herrscher über den anderen sein“, sprach Urudan, als er den Göttern die Erde schenkte. Nach ihrer Flucht aus dem Tal, hatten alle Sphinx sich an einem neuen Ort niedergelassen und dort ihre neuen Häuser erbaut. Seit dem sie in der ‚Äußeren Welt’ lebten, hielten kleine Wunder bei ihnen Einzug. Es gab in ihrer Nähe eine große Stadt, mit dem seltsam fremden Namen Anaami-City. Dort gab es Dinge, die sich vorher niemand vorstellen konnte. Die Menschen nannten sie Autos und Fernseher. Die Sphinx stellten bald fest, dass es noch andere von ihrer Art gab. Sie lebten in Städten und Dörfern und für sie waren diese Wunder alltäglich. Jene Sphinx lebten schon lange mit den Menschen Seite an Seite. Maki hatte jemanden in der Stadt kennen gelernt, den er sehr gerne besuchte und der ihn in das alltägliche Leben einführen konnte. Sie war eine Sphinx, ungefähr in seinem Alter und ihre grauen Haare, hatte sie sich Lila gefärbt. Das war so Mode in der Stadt. Ihr Name war Paya. Sie lebte mitten in der Stadt, mit ihren Eltern zusammen, in einem ziemlich vornehmen Haus, das er allerdings bis jetzt noch nie von innen gesehen hatte. „Meine Eltern sind nicht da“, meinte Paya, als sie Maki in ihr Haus ließ. Maki sah sich erst einmal um. „Boah, das ist ja von innen noch viel schöner, als von außen.“ Sie gingen in das Wohn- und Esszimmer und setzten sich an einen Tisch. Dort saßen sie eine Weile. Paya fing an, mit den Füssen zu schaukeln und wälzte ihren Kopf auf der Tischplatte hin und her. Maki beobachtete sie. „Oh man, ist das langweilig“, stöhnte sie, „du kannst dir nicht vorstellen, wie langweilig das Stadtleben ist. Ich beneide dich, für das, was du schon alles erlebt hast.“ „Toll war das aber nicht. Da draußen gibt es Drachen und Dämonen.“ „Ich habe keine Angst vor Drachen. Meine Schulkameradin hat einen Zuhause und der ist richtig niedlich.“ Maki währe vor Schreck fast vom Stuhl gefallen. „Was!? Die müssen ja ein riesiges Haus haben!“ „Wie meinst du das? Leguane sind gar nicht SO groß.“ Maki legte ebenfalls seinen Kopf auf den Tisch. Schließlich sagte er vorsichtig: „Paya, ich habe entschlossen fort zu gehen. Vielleicht komme ich nie mehr zurück.“ „Was!“ Paya sprang auf. “Dann nimm mich mit!“, flehte sie. „Und deine Eltern?“ „Die sind super lässig.“ Maki verstand kein Wort. So sprach man wohl in der Stadt, begriff er. „Sie werden nicht schimpfen, wenn du einfach gehst?“ „Nein. Vielleicht ein bisschen.“ „Aber ich kann dich nicht mitnehmen. Es ist einfach zu gefährlich.“ „Was soll gefährlich sein?“ „Ich will gegen den König des Himmels kämpfen“, antwortete Maki entschlossen. Paya sah ihn an und sagte: „Du meinst das ja wirklich ernst. Aber woher weißt du, dass es diesen König Kajade wirklich gibt?“ „Wenn die Legenden vom Drachenkönig und von der Masamune wahr sind, warum sollte er nicht auch wirklich sein?“ „Ja du hast recht. Warte, ich packe noch ein paar Sachen und dann treffen wir uns bei deinem Haus.“ Sie schob Maki, der nicht wusste wie ihm geschah, vor die Tür und rannte dann in ihr Zimmer und jubelte glücklich. Endlich hatte sie die Chance etwas zu erleben, das spannender als Schule war. Am späten Nachmittag klopfte es an Makis Tür. Er hatte ein eigenes kleines Haus, aber weiter außerhalb der Stadt. „Was ist das?“, fragte er, als er Paya sah. „Meine Sachen.“ Paya hievte zwei riesige Koffer in Makis Wohnung. Maki schüttelte den Kopf und seufzte. Dieses Mädchen war einfach nicht zu bremsen. „Paya, du hast keine Pegasusstiefel, wie ich. Wie willst du denn dort hoch kommen?“ „Na du wirst mich einfach tragen.“ „Das geht nicht.“ „Hör endlich auf! Du willst mich wohl nicht dabei haben!“ Sie verschränkte beleidigt die Arme und Maki wusste nicht, was er noch sagen sollte. Er war eigentlich froh, sie bei sich haben zu können, doch er fürchtete auch um sie. Es war Morgens früh. Schon bald begaben sich beide auf den Weg. Der Palast in den Wolken, sollte sich irgendwo über dem östlichen Ocean befinden, hatte Maki von seinem Schwertmeister Ramuh gehört. Von Anaami-City aus, war der Ocean mehr als 10 Tage Fußmarsch entfernt. ‚20 Tage’ dachte Maki, als er sah, wie Paya ihre beiden Koffer neben sich her schliff. Maki war bereits hinter einem Hügel verschwunden und kam zurück gelaufen. „Wo bleibst du denn?“, fragte er ungeduldig. „Wie kann man nur so unhöflich sein! Hast du überhaupt keine Manieren?“, schimpfte Paya ihn aus. Maki sagte darauf verwundert: „Hä? Eigentlich sollte ich mit dir schimpfen.“ Paya stellte ihre Koffer ab und drehte ihm beleidigt den Rücken zu. „Da rennst du einfach weg und läst mich meine Koffer schleppen.“ „Du wolltest sie ja unbedingt mitnehmen.“ Paya fuhr herum und fauchte ihn an: „Und was, wenn mich ein Monster überfällt!? Dann wärest du nicht da gewesen! Ein Gentleman trägt die Sachen von einer Dame! Das ist doch selbstverständlich!“ Maki sah sie verwirrt an, schüttelte den Kopf und lief weiter, bis er wieder aus ihrer Sicht verschwunden war. Nach einer Weile gab Paya es auf und ließ, schweren Herzens, ihre Koffer in der Landschaft stehen. Sie musste rennen, um Maki aufzuholen. „Wegen dir musste ich die Sachen zurücklassen. Das ganze Essen und meine Kleider!“, fauchte sie ihn an, als sie neben ihm ging. Sie blieb stehen und fing an zu weinen. „Wir werden hier draußen verhungern.“ Sie hockte sich ins Gras und weinte bitterlich. Maki drückte sie behutsam an sich um sie zu trösten. „Machen wir für Heute Pause, gut? Wir müssen nur noch einen Unterschlupf suchen und deine Taschen hole ich dir zurück.“ Bald fanden sie einen umgestürzten Baum, unter dem sie ihr Nachtlager aufschlagen konnten. Maki ging noch einmal den Weg ein Stück zurück, um die Koffer zu holen. Alles was er noch von ihnen finden konnte, war ein Henkel und ein zerrissenes Kleid, das in einem Baum hing. Maki untersuchte das zertrampelte Gras und den Henkel und roch daran. „Merkwürdig, scheint etwas großes gewesen zu sein“, bemerkte er. Maki richtete sich auf und lauschte in die Ferne. Er konnte nichts verdächtiges hören und ging mit dem zerrissenen Kleid zurück. Unterwegs fing er noch zwei Nagetiere zum grillen, welche er mit der Masamune erlegte. Er zog ihnen das Fell ab und hängte es zum trocknen an einen Ast. Dann setzte er sich zu Paya auf den Boden. Sie hatte Feuer gemacht und so konnte Maki seine Beute auf Stöcke spießen und sie grillen. „Es ist wirklich nichts zu essen mehr dort gewesen?“, fragte Paya, als sie am Feuer saßen. „Nein. Irgendjemand, oder Irgendetwas hat die Koffer gefressen und nichts übrig gelassen. Bis auf einen Henkel und dieses Kleid.“ Maki zeigte ihr den Fetzen und sie sah ihn traurig an. „Meine schönen Sachen“, schniefte sie. Sie aßen die Beute und sie schmeckte wirklich vorzüglich. Paya fragte: „Sind das Kaninchen?“ Maki schüttelte den Kopf und antwortete: „Ich weiß nicht.“ „Die schmecken wirklich gut.“ Paya steckte die Nase in den Wind und schnupperte. „Irgend etwas stinkt hier“, bemerkte sie. Sie sah sich um und entdeckte die Felle, die hinter ihr am Ast hingen. Sie waren schwarz mit weißen Streifen. Paya sprang auf und warf ihren Bratenrest zu Boden. „Stinktiere?! Ich… ich habe ein Stinktier gegessen!“ Sie sah Maki wütend an. „Spinnst du? Wie kannst du mir ein Stinktier zu essen geben?!“ „Aber dir hat es doch geschmeckt.“ Paya rannte durch die Dunkelheit, zu einem Bach und spülte sich den Mund aus. Als sie zurückkam, hatte Maki ihr Feuer gelöscht. „Hey, was soll das?! Beinahe hätte ich nicht zurück gefunden!“ Maki warf sie jedoch zu Boden und hielt ihr den Mund zu. Sie sah ängstlich in die Gebüsche rings um sie. Es war plötzlich ganz still. Kein Tier rief in der Ferne. Keine Wölfe und keine Nachtvögel waren mehr zu hören. Selbst Maki schien nicht zu atmen. Paya lauschte mit ihren Katzenohren in die Stille. Maki lockerte seinen Griff von ihrem Mund und sie fragte flüsternd: „Maki, was ist? Was hast du?“ „Hörst du nicht?“ Paya lauschte weiter. War es der Wind, oder war es ein Schnaufen, das sie hörte? Jetzt konnten sie es sehen, was dort durch die Nacht schlich. Es hatte eine riesige schwarze Gestalt und brennende Augen. „Ein Dämon Paya!“, zischte Maki. Er drückte sie ins Gras. „Bleib hier liegen.“ Maki schlich zu seiner Waffe und hob sie auf. Der Dämon blickte in Makis Richtung, er hatte ihn entdeckt, da er sich bewegt hatte. Maki verließ die Feuerstelle, um von Paya abzulenken. Er lief auf einen freien Platz, auf einem Hügel und rief: „Hierher Dämon. Ich bin hier!“ Paya zitterte bei dem Gedanken, dass dieses Vieh ihre Koffer restlos verspeist hatte. Maki hatte Recht, seine Reise war tatsächlich gefährlich. Der Dämon stampfte auf Maki zu und zischte: „Du denkst wohl, ich habe sie noch nicht bemerkt, deine kleine Freundin im Gras. Solle sie dann mein Nachtisch werden.“ Paya hörte dies und schluckte vor Angst. „Aber zuerst wirst du mit mir kämpfen, denn ich werde dich nicht zu ihr lassen!“ „Nur zu, schlag mich ruhig mit deinem Stöckchen.“ Der Dämon zeigte auf seinen Hinterkopf und Maki sprang hinauf, um zu tun, wonach er verlangte. Maki schlug fest mit der Masamune auf dessen Schädel. Noch einmal und noch einmal. Der Dämon kratzte seinen Kopf und sagte gelangweilt: „Schlecht für dich, dass ich einen Schädel, so hart wie Marmor habe. Dein kleines Stöckchen kitzelt mich allenfalls.“ Maki schwang Masamune wie einen Rotor, während er auf dem Ochsen-Rücken des Dämons stand. „Nein, schlecht für dich, dass mein Stöckchen Masamune ist und nur dein Schädel hart wie Marmor ist“, rief Maki zurück. Bei dem Wort ‚Masamune’, stellten sich des Dämons borstige Haare auf und er erblasste. Währe es nicht so dunkel gewesen, hätte er sie nicht fälschlicherweise als Stock erkannt. Nun hatte er den Jungen, mit der heiligen Waffe, auf seinen Rücken springen lassen. Maki holte aus, wirbelte seine Klingen in der Luft und trennte dem Dämon mit Schwung, den Kopf von den Schultern. Als Maki zurückkam zu Paya, viel das Mädchen ihm in die Arme. Nach einigen Tagen erreichten sie die Salzwüste, hinter der, der Westliche Ocean lag. Wie schon damals, tanzten große Sandsäulen über das Ödland. Durch die Winde, kamen die beiden nur schwer voran. Sie kämpften sich durch Felsenklüfte und Tafelland. Am Ende einer Kluft, hinter der sich eine neue Ebene ausbreitete, sahen die Beiden eine besonders riesige Sandsäule, welche direkt auf sie zu brauste. Maki packte Payas Arm und zog sie tiefer in die Schlucht hinein. Es wurde dunkler und dunkler und das Brausen schwoll zu einem Donnern. Bahamut erschien am, vom Sand verdunkelten Himmel. Er sah die zwei Reisenden in der Schlucht stehen und senkte sein Haupt. „Meister der heiligen Masamune, ich bitte um Vergebung, für meinen Geiz und meinen Hochmut. Ich, der ich der große Drachenkönig bin, sehe, dass Ihr der jenige seid, der den Frieden und die Gerechtigkeit zurückbringen wird. Was ist euer Wunsch?“, dröhnte seine mächtige Stimme. Maki und Paya sahen sich verwirrt an und traten vorsichtig näher. „Du bist mir nicht böse, dass ich dich ausgetrickst und bestohlen habe?!“, rief Maki. „Nein, denn ich kenne die Prophezeiung und Ihr seid der Krieger, der die Masamune führen kann, wie ich sehe.“ „Was hast du auszusetzen an deinem König? Dem König des Himmels, den ich besiegen will.“ „Er nahm mir die Fähigkeit zu fliegen, denn er ertrug nicht, dass mein Reich bis höher in die Wolken reicht, als seines. Niemandem Position im Himmel darf gleich ihm oder höher sein, denn er nennt sich nun Gottkaiser. (Was bedeutet: nicht König des Himmels, sondern König der Götter.)“ Maki nickte und fragte anschließend: „Was meintest du gerade, als du fragtest, was mein Wunsch ist?!“ Demütig senkte der Drachenkönig sein Haupt tiefer und sprach: „Ich will Euch dienen, so gut ich kann, um Euch zu helfen.“ Maki sah hinauf in die Wolken, dann fragte er: „Kannst du uns mit deinen Pegasusfedern zum Palast Kajades fliegen und uns sagen, wie wir hinein kommen, durch seine sieben Himmelstore?!“ Paya schüttelte den Kopf und stellte sich hinter Maki. „Oh nein, ich werde mich nicht auf dieses Monster setzen. Wer weiß, was der vor hat.“ Bahamut brummte und sein Kopf kam näher. „Bitte, lass mich euch helfen.“ Er legte seinen langen Hals nieder, so, dass sie aufsteigen konnten. Maki packte Paya und sprang mit ihr im Arm und mit Hilfe seiner Pegasusstiefel, auf den Hals des Drachen. Paya klammerte sich an den Federkranz um des Drachens Kopf und sagte zitternd: „Wir werden sterben.“ Bahamut erhob sich vom Wüstenboden und schwebte in Schlangenlinien gen Himmel. Paya kreischte und kniff die Augen zu. „Wenn ich jemals heil runter komme, bringe ich dich um!!“, rief sie. Maki, der hinter ihr saß und sich nur an den glatten Schuppen fest hielt, jauchzte stattdessen freudig. Als Bahamut über den Wolken war, sah er den Palast. Er war gewaltig, beinahe eine ganze Stadt. Goldene Türme leuchteten in der Sonne und weiße Banner wehten im Wind. Der ganze Palast schwebte auf den Wolken, als währe er leichter als der Wind. „Hey Paya, mach die Augen auf. Du verpasst einen atemberaubenden Anblick.“ Paya schüttelte verkrampft den Kopf und antwortete: „Ich bin nicht schwindelfrei.“ „Hey, Drachenkönig! Warum können wir nicht einfach über die Tore hinweg fliegen?! Die Menschen erzählten in ihren Legenden, der Palast stehe unter einer Kuppel. Aber ich sehe keine!“ „Es ist ein unsichtbarer Schild. Den kann niemand durchbrechen“, antwortete Bahamut. Er landete vor dem ersten der sieben Tore und Maki half Paya vom Drachen herunter. „Seht ihr die Ornamente in den Flügeln des Tores? Diese sind auf allen Sieben“, erklärte Bahamut und Maki und Paya sahen sich die Torflügel an, die so hoch wie Pappeln waren. Goldene Drachenreliefs waren es. Sieben auf jeder Seite. Jeder Drache hielt eine Feuerperle in seiner Klaue. „Jede einzelne Perle muss einmal gedreht werden, damit das Tor sich öffnet. Beim zweiten Tor, werden sie zweimal gedreht und so weiter. Aber Vorsicht, hinter dem letzten Tor stehen Wachen...“, erklärte der Drachenkönig weiter. Er erhob sich wieder in die Lüfte und flog zur Erde zurück. „Wenn Kajade meine Federn sieht und sieht, dass ich fliege, lässt er mich auf ewig einsperren!“, rief er noch auf seinem Weg durch die Wolken. „Gigantisch!“, keuchte Paya. Sie drehte die unteren zwei Kugeln der Reliefe, einmal. „Und nun? Die anderen sind zu hoch.“ Maki lief auf Pegasusstiefeln empor und drehte die restlichen zwölf Kugeln. Die goldenen Kugeln leuchteten auf und wurden zu Glas. Das Tor öffnete sich und ließ sie passieren. „Eigentlich möchte ich lieber nicht mit hinein kommen. Bitte lass mich hier warten“, bat Paya. „Gut Paya, aber verstecke dich besser hinter den Mauern des Palastes. Bleib nicht vorm Tor stehen, falls Jemand kommt.“ Paya versteckte sich und Maki öffnete alle sieben Tore. Er hatte vor, sich von den Wachen zum Kaiser führen zu lassen. Damit ihn niemand aus der Prophezeiung, von der alle sprachen, erkannte und ihn gleich umbrachte, legte er einen Zauberspruch auf Masamune, so, dass sie klein wie eine Strecknadel wurde. Nun konnte er sie in eines seiner Stiefelbänder stecken, in die er auch die Federn gesteckt hatte. Die Wachen waren ziemlich verwirrt, als sie sahen, dass ein Mensch ihre Tore geöffnet hatte. „Nehmt ihn gefangen!“, rief einer von ihnen, „und führt ihn dem Kaiser vor!“ Paya hörte die Rufe von ihrem Versteck aus und sie wusste, er war verloren. Was sollte er denn nun noch machen? Sie blieb hinter einer Säule, der umgebenden Mauer und wartete. Allein konnte sie schließlich nicht zurück zur Erde. Kaiserliche Berater, Gelehrte, Wachen, Götter und Dämonen standen in der großen, hellen Thronhalle. Maki wurde an ihnen vorbei, zum Thron geführt. Schier unendlich schien der Weg zum Thron. Links und Rechts waren riesige Fenster, eben so groß wie die Himmelstore. Alles dort war aus Gold, verziert mit den schönsten Edelsteinen. Tische waren aus Jade und in den Tischdecken waren Opale gearbeitet, die in allen erdenklichen Farben schimmerten. Maki war von all dem Licht so geblendet, dass er den Kaiser kaum sehen konnte. Maki blinzelte, als sie vor dem Thron stoppten. Langsam gewöhnten sich seine Augen und er sah die große Gestalt, die vor ihm thronte. Kajade, fast drei Meter groß, in schillernden Gewändern und seine Krone, das kostbarste Ding, des gesamten Palastes. „Nun, wer ist dieser Junge?“ Kajades Stimme hallte durch den Saal. Die Wachen verbeugten sich tief und traten vor. „Göttliche Hoheit, erlaubt mir zu sprechen“, sagte die eine Wachperson. Kajade nickte. „Wir fanden diesen Jungen auf dem Hof, hinter den Toren. Er hat die Himmlischen Drachentore geöffnet. Wir fanden nur ihn. Er scheint allein hier hoch gekommen zu sein,“ sprach die Wachperson weiter. Maki ging an den beiden Wachen vorbei und trat näher an den Thron heran. Laut und mit erhobenem Haupt, sprach er: „Ihr wart das. Ihr habt zugelassen, dass mein Volk sein Tal nicht verlassen konnte. Ihr habt Nagarasi erlaub ihren Berg in die Schlucht zu stellen und Ihr habt dem Drachenkönig das Fliegen verboten und ihn gedemütigt!“ Durch den Saal hallten Ausrufe der Empörung. Die beiden Wachen packten Maki und zwangen ihn in die Knie. Der Kaiser schmunzelte und fing dann an zu lachen. Schließlich, nachdem er lange herzhaft gelacht hatte, verdunkelte sich das Gesicht des Kaisers und er rief: „Wachen, werft dieses vorlaute Menschenkind in die Kammer der glühenden Kohlen und sorgt dafür, dass der Kesselmeister sie ordentlich schürt!“ Die beiden Wachen wollten Maki packen und abführen, doch Maki zog die kleine Nadel aus seinem Stiefelband und sie nahm, in seiner Hand, die Gestalt der Masamune an. Augenblicklich wichen die Wachen zurück und ein Aufschreien ging durch die Reihen. „Masamune!“, oder, „die Prophezeiung!“, riefen die Berater, Gelehrten, Wachen, Götter und Dämonen. Maki drehte sich zu ihnen um und schwang Masamune. Als Maki mit einem Satz, in die Mitte des Saales sprang und einen großen Bogen mit der Masamune schlug, brach Panik aus. Der gesamte Hofstab verließ fluchtartig den Saal. Jetzt war Maki allein im Thronsaal, selbst der Kaiser hatte sich zurückgezogen. Das schwere Silbertor des Saals fiel zu. Maki fühlte einen eisigen Lufthauch. Vor ihm begannen Eiskristalle in der Luft zu glitzern. Sie begannen sich unnatürlich zu bewegen und formten die Gestalt einer Frau, welche immer deutlicher zu erkennen war. Schön war sie. Ihre Haut war weiß und ihr langes, langes Haar, eisblau, genau wie ihre Lippen und ihre Augen. „Wer bist du?!“, fragte Maki und hielt seine Waffe auf die Gestalt gerichtet. „Ich bin Shiva, die Göttin des Eises und die Gemahlin des Kaisers“ antwortete sie und grinste hämisch, „so, du bist also der Halbgott, aus der Prophezeiung. Du bist kleiner als ich dachte. Fast noch ein Kind.“ „Du machst mir keine Angst.“ Shiva lachte. „Aber du solltest Angst haben, denn ich kenne das Geheimnis der Lebenslichter. Ich weiß wo sie sind. Wenn ich deines auslösche, erlischt auch dein Leben.“ „Warum tust du es dann nicht?“ Shiva lachte lauter und meinte darauf hin: „Ich werde auch so mit dir fertig werden. Das ist doch viel spannender, nicht wahr?“ Shiva erhob ihre Handfläche ihm entgegen. Sie sprühte ihm Eiskristalle zu, die im Flug, zu langen, scharfen Eisgeschossen wurden. Maki wehrte sie mit rotierenden Klingen ab und sie zerbarsten. „Nicht schlecht Kleiner, aber das war nur ein kleiner Vorgeschmack! Hahahaha!“ Shiva erhob beide Handflächen und erhob sich in die Luft. Nun schwebte sie. Mit beiden Händen feuerte sie ihre magischen Eisspeere ab, die auf Maki prasselten und sie begann ihn zu umkreisen. Maki wehrte alles ab, was sie ihm entgegen feuerte. Ihre Salven waren nur hart zu bremsen. Es wurde ihm langsam zu viel. Um ihrem Beschuss für einen Moment zu entkommen, sprang Maki zu ihr in die Lüfte und rannte ihr entgegen, um ihr mit Masamune einen Hieb zu verpassen. Dass der Junge Pegasusfedern hatte, war ihr bis jetzt nicht aufgefallen. Sie war völlig überrumpelt, als sie sah, wie er durch die Luft rannte. Masamune sauste auf sie herab. Shiva wurde in zwei Teile geteilt und zerfiel wie Pulverschnee. Maki landete wieder sanft auf dem Silberteppich. Das große Silbertor wurde von Außen geöffnet und eine Gestalt erschien im Spalt, die rief: „Shiva meine Eisprinzessin, ist er besiegt?!“ Maki erkannte, dass es Kajade war und knurrte ihn wütend an. Kajade sah den Jungen in mitten der Halle stehen und ihm wurde bewußt, dass seine Frau von ihm vernichtet wurde. „Das wirst du mir büßen!“, brüllte er. Maki stellte sich zum Kampf bereit, doch Kajade rannte davon. Natürlich folgte Maki dem Despoten, doch der war längst weg. Er durchsuchte jedes Gebäude in dem Goldenen Palast. Es war Niemand mehr dort. Konnte es sein, dass der Kaiser und der gesamte Hofstab nur wegen der Masamune flohen? Fürchteten sie das Göttertötende Schwert so sehr? Kajade sandte nicht einmal seine himmlische Armee, die angeblich so gewaltig sein sollte. Sie waren einfach alle, Hals über Kopf verschwunden. Maki kehrte zu Paya zurück, die noch immer hinter einer Säule hockte. „Maki, was hast du den bloß gemacht? Die sind ja gerannt, als hätten sie den Teufel gesehen.“ Maki kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ahm, nun ja, eigentlich hatten sie nur Angst vor Masamune.“ „Maki, sieh doch nur!“ Paya wies an die Kante der Plattform, auf der, der Palast stand. Eine seltsame Schlange bewegte ihre Windungen durch die Wolken. Ihr Durchmesser betrug fast fünf Meter und sie hatte scheinbar keinen Anfang und kein Ende. „Ob das die sogenannte kosmische Schlange ist? Ich habe darüber mal irgendwo gelesen. Sie umfasst die ganze Welt und bildet in der Legende die Himmelskuppel“, erklärte Paya. „Davon habe ich noch nie gehört.“ „Die Leute, die du verjagt hast, sind jedenfalls auf ihr, zur Erde hinunter gelaufen. Vielleicht können wir das auch?“ Maki sprang mit ihr auf den silbernen, schuppigen Leib der Schlange und sie folgten ihre Windungen hinab. Es war ein schrecklich weiter Weg. Sie brauchten einen ganzen Tag und eine ganze Nacht um den Boden zu erreichen. Am Rande des Ozeans lag Bahamut am Strand und schlief. Maki weckte ihn mit den Worten: „Ich brauche deine Hilfe, oh Drache!“ Bahamut richtete seinen großen Kopf auf und sah auf die beiden nieder. „Ah, junger Held. Ich sah den Kaiser aus dem Himmel fliehen. Ich hörte ihn sagen, er wolle zu einem Götterrat aufrufen.“ „Was bedeutet das?“ „Nun werden die Götter, die von Kajades Macht profitieren, versuchen einen Weg zu finden, wie sie sich dir entgegenstellen können.“ „Es ist eine Prophezeiung. Das Schicksal kann man nicht ändern.“ Der Drachenkönig brummte nur. Er war anderer Meinung. „Bahamut, ich möchte wissen wo ich die Lebenslichter finde!“, rief Maki. „Wenn du es wünschst, kann ich dich zu jemandem bringen, der es vielleicht weiß. Aber was versprichst du dir davon? Götter haben keine Lebenslichter.“ „Nein aber ich. Ich bin sterblich wie ein Mensch und ich altere wie sie.“ Bahamut konnte sich nicht vorstellen, was der Junge beabsichtigte, aber er half ihm. Es gab nur einen, der weise genug war, um so etwas zu wissen. Eigentlich durfte dies nur der Herr der Unterwelt und der Richter des Schicksals wissen. Bei der weisen Person handelte es sich um die Göttin der Weisheit, verriet Bahamut auf ihrem Weg zu einer Insel. Sie landeten dort und Maki musste feststellen, dass die Göttin der Weisheit, die Schildkröte war, die ihm die goldene Weste geschenkt hatte. Paya sah Maki fassungslos an, dann die Schildkröte, die lächelnd am Strand stand, dann den Drachen und dann schüttelte sie den Kopf und fragte: „Und dafür sind wir so weit geflogen? Wegen einer Schildkröte?“ Die Schildkröte begann aufrecht zu stehen und verwandelte sich in eine junge Frau. „Ich bin Leasame, die Göttin der Weisheit“, sprach sie mit lieblicher Stimme. Sie lächelte zu Maki und meinte: „Ich weiß, weshalb du gekommen bist.“ „Von ihr stammt die Prophezeiung“, flüsterte Bahamut. „Geh zum Feuerberg der Dämonenprinzessin. Dort findest du den Saal des Schicksals. In ihm befinden sich die Lebenslichter eines jeden Lebewesens. Geh deinen Weg junger Held. Erfülle die Prophezeiung.“ Sie reichte Maki einen Schlüssel und sprach weiter: Diesen Schlüssel besitzen nur drei Götter. Der Richter des Schicksals, der Herr der Unterwelt, Shiva die Eisgöttin, die ihn von Ivrit gestohlen hat und nun du. Öffne mit ihm den Saal des Schicksals.“ Leasame wurde wieder zur Schildkröte. „Beeile dich Maki“, sagte sie nun mit ihrer alten Schildkrötenstimme. Bahamut brachte Paya und Maki zum Vulkan, der einst das Haus der Dämonenprinzessin war. Ferner wurde dort auch der neue Sitz, des Zuganges zur Unterwelt und des Saales des Schicksals, errichtet. Paya und Maki landeten sicher auf der Plattform zum Eingang in den Vulkan. „Bleib dicht bei mir Paya. Dort drinnen ist ein Labyrinth.“ Paya packte Makis Arm und folgte ihm in die Höhle hinein. Paya blieb fest an Maki geklammert. Dann staunte sie und sagte: „Ich glaube es nicht. Hier warst du ganz allein hinein gegangen? Wie gruselig. Du musst echt Mut haben!“ Sie schlichen vorsichtig durch die zahlreichen, düsteren Gänge. Es schien niemand dort zu sein. Leasame, die Göttin der Weisheit, machte sich auf, zum Rat der Götter, den Kajade einberufen hatte. Sie hatte dem Kaiser eine Nachricht zu überbringen. Der Rat der Götter, befand sich auf dem höchsten Gipfel, des höchsten Berges der Welt. Leasame landete als Adler auf dem hohen Platz, vor des Kaisers Thronsessel. Sie verwandelte sich zurück, in ihre Frauengestalt und verneigte sich tief vor Kajade. „Göttliche Majestät. Erlaubt mir zu sprechen.“ Kajade nickte knapp. Leasame erhob sich und lächelte dem Kaiser entgegen, dann begann sie zu sprechen: „Majestät, all eure Bemühungen waren umsonst. Nun gibt es keinen Weg mehr, den Jungen aus meiner Prophezeiung aufzuhalten. Er hat die Unsterblichkeit erlangt.“ Kajade knurrte grimmig. „Wache!“, brüllte er genervt, „nehmt diese Hexe gefangen!“ Die Wachen traten hervor und packten Leasame. Sie verbeugte sich erneut und ließ sich ohne Gegenwehr abführen. Kajade sah in die Runde der Götter und Dämonen, die auf einer Tribüne, um ihn herum, im Halbkreis saßen. Dann sagte Kajade wütend zu dem Rat: „Leasame spricht die Wahrheit!“ Er schlug mit der Faust auf seine Armlehne. „Sie spricht immer die Wahrheit“, knurrte er mehr zu sich selbst. Paya und Maki erreichten den Höllenschlund. Den tiefen Schacht, der in das Innere der Erde führte. Paya warf einen vorsichtigen Blick hinein und sah das Feuermeer im Abgrund des Schachtes. „Da unten lebt der Herr der Unterwelt? Wie kann man dort überleben?“, fragte sie. „Da unten lebt sicher niemand. Da sind nur die Seelen von schlechten Menschen, glaube ich“ Maki ging auf eine eiserne Tür zu. Er steckte seinen Schlüssel in das Schlüsselloch und konnte aufschließen. Die Tür ging auf und gab den Blick frei, auf ein Meer von glühwürmchenähnlichen Lichtern. In einer gigantischen Halle waren sie überall verteilt und schwebten wie Sterne im Raum. Das waren sie also, die Lebenslichter. Es waren Milliarden und die Halle war so groß, dass man sich kaum vorstellen konnte, sich noch im inneren des Berges zu befinden. Einige leuchteten hell und gleißend, andere nur noch schwach und einige flackerten sogar. Maki ging durch die Halle bis, in die Mitte und es dauerte eine Weile, bis er dort ankam. Paya blieb an seiner Seite. „Und nun?“, fragte sie etwas hilflos. Ein Licht war besonders hell und prächtig. Maki nahm es in seine Hände und sein Herz sagte ihm, dass dies sein Lebenslicht war. Das runde Licht schwebte zwischen seinen Fingern, nachdem er es an sich genommen hatte. Maki brachte es hinaus, aus der Halle und stellte sich vor den Höllenschlund. Als er mit der Lichtkugel in seinen Händen ausholte, um es hinab zu werfen, schrie Paya auf. Maki hielt inne. „Was hast du?“, fragte er. „Was tust du denn, Maki? Willst du, dass es verbrennt? Das bringt dich bestimmt um!“ Maki hielt ihr das Licht hin und sagte zu ihr: „Berühr es, es besteht selbst aus Feuer. Wenn ich es hinunter werfe, brennt es für ewig und ich bin unsterblich.“ Paya schluckte und dann begriff sie und erwiederte: „Das hast du also vorgehabt. Ziemlich clever. Ich hoffe, dass es klappt.“ „Das werden wir ja jetzt sehen!“ Maki holte aus und warf das Lebenslicht in den Höllenschlund hinab. Es viel lange und tief und begann heller und heller zu leuchten. Maki fühlte einen unglaublichen Schub an Lebensenergie. Voller Sorge beobachtete Paya, wie starr Maki da stand. Das Lebenslicht tauchte in die gleißende Lava ein. Maki brach in diesem Moment mit einem Schrei zusammen. „Maki... Maki!“ Paya stürzte zu ihm und hob seinen Kopf an. Er atmete nicht mehr. Ein schwaches Leuchten ging von ihm aus und es wurde schwächer und erlosch. Sie sah ihn wie versteinert an. Das war das Ende. Er war tot. Sein Plan war nicht aufgegangen. Maki schien zu lächeln. Er begann wieder zu atmen, öffnete die Augen und grinste Paya an. „Es hat geklappt, ich bin jetzt unsterblich!“, jauchzte er. Paya fing an zu weinen und umarmte ihn fest. „Du machst vielleicht Sachen, Maki. Ich habe wirklich Angst um dich gehabt.“ Draußen auf der Plattform, wartete Bahamut auf sie. „Wenn ihr bereit seid, dann können wir nun zum Berg von Schnee und Eis fliegen, um dort den Kaiser zu treffen“, schlug der Drache vor, als er gehört hatte, was Maki im Vulkan geglückt war. Maki half Paya wieder auf den Drachen und Bahamut flog los. „Ihr solltet etwas schlafen!“, rief Bahamut im Flug, „wir werden die ganze Nacht reisen!“ Paya seufzte und meinte dann: „Sicher machen sich meine Eltern schon Sorgen. Wir sind schon seit Tagen unterwegs... Drache, könntest du uns nicht kurz in einer Stadt absetzen? Ich muss unbedingt mal telefonieren.“ Es war schon nach 12.00 Uhr Mitternacht, als Paya mit Maki in einer Telefonzelle stand und ihre Eltern anrief. Es dauerte lange, bis endlich ihre Mutter an den Hörer ging. „Hallo Mama?“ (Paya mein Schatz, wo steckst du denn?) „In Wega City, auf dem Orion Platz.“ (Aber das ist ja auf der anderen Seite der Erde! Was machst du denn dort?) „Ist ne lange Geschichte. Ich fliege auf einem Drachen umher und kämpfe mit Maki gegen Götter.“ (Das ist schön Kleines, aber denk daran, in vier Tagen sind die Ferien zuende, dann solltest du wieder hier sein.) „Mach ich Mama. Bye. Und grüß Papa von mir.“ Paya sah Maki an und stöhnte: „Ich glaube, die haben noch gar nicht gemerkt, dass mein Motorrad noch im Schuppen steht. Die denken bestimmt, ich campe und bin betrunken oder so. So lange war ich noch nie unterwegs.“ Maki kratzte sich am Kopf und wusste nicht, was er sagen sollte. Wieder auf dem Drachen, fragte Maki: „Sorgen sich deine Eltern denn kein bisschen?“ „Nein, das habe ich dir doch schon einmal gesagt. Sie vertrauen mir.“ Sie seufzte wieder: „Na ja, normalerweise habe ich auch mein Motorrad und meinen Elektroschocker dabei.“ Im Götterrat wurde heiß diskutiert, um eine Lösung zu finden. Wie konnten sie den unsterblichen Halbgott Maki, mit seiner heiligen Masamune, aufhalten. Kajade ließ einen Magier herbei rufen. Der Zaubermeister Tuledin, so war sein Name, kniete vor dem Kaiser. Er war klein, dick, mit langem, schwarzen Bart und einem Roten Gewand. Kajade sprach zu ihm: „Hört zu, Tuledin. Zauberer. Ich bitte Euch um Eure Hilfe. Der Halbgott aus der Prophezeiung...“ „Vergebt mir, dass ich euch unterbräche. Ich weiß bescheit über die Vorkommnisse.“ Tuledin ließ eine große Kristallkugel (der Adaperio von Ramuh) in seinen Händen erscheinen und trat mit ihr, die Stufen zum Thronsessel hinauf. Er stellte die Kugel auf die Sessellehne und Kajade sah hinein. Tuledin strich mit seiner Hand über die Kugel und ein Bild erschien in ihr. Kajade sah den Drachenkönig mit Paya und Maki. Er sah, dass sie den Berg von Schnee und Eis erreicht hatten. „Halte sie auf!“, brüllte Kajade ungeduldig. Tuledins Hand strich über die Kugel und er murmelte eine magische Formel: „ETHAEL, FAMAEL, ETHLAEL.“ Bahamut kämpfte gegen den eisigen Sturm an, den Tuledin ihnen geschickt hatte. Paya klammerte sich an Maki und sie kniffen alle ihre Augen zu, weil der Wind so brannte. Bahamut krallte sich an einem Felsen. „Lange halte ich das nicht mehr durch!“, rief er. Maki sah zur Bergspitze empor, auf der die Festung des Rates stand, und ermutigte ihn: „Es ist nicht mehr weit, Bahamut. Du kannst es schaffen. Halt bitte durch!“ Bahamut nahm seine letzte Kraft zusammen. Er kletterte den Rest des Berges, über die eisbehangenen Felswände, empor. Nur ganz langsam zog er sich gegen den Sturm voran. Bahamut schob seinen Kopf auf die Plattform der Festung, so, dass Paya und Maki abspringen konnten. Der große Drache ächzte und sprach: „Ich weiß nicht, ob ich es auch wieder nach unten schaffen werde, aber ich werde hier auf euch warten.“ Kajade schoss die Kugel von seiner Armlehne. Tuledin fing sie auf und Kajade fluchte: „Was ist das für ein erbärmlicher Zauber. Könnt Ihr nichts besseres bieten?!“ Tuledin kicherte und stellte die Kugel zurück. „Oh doch, göttliche Hoheit. Ich schicke ihnen Zerberus. Er ist stark genug, um den Jungen gefangen zu nehmen“, behauptete er. Kajade verstand die folgenden Worte, die der Magier murmelte, nicht. Seine Worte brachten die Kugel zum leuchten. Kajade sah genauer in die Kugel hinein und sah das Wesen, welches Tuledin herbei gerufen hatte. „Ein Hundewelpe?!“ Der Kaiser sank in seinem Sessel zurück und stöhnte: „Ihr seid ein Stümper.“ Tuledin kicherte nur. Paya hörte das winseln des kleinen Hundes, den Tuledin gerufen hatte. Sie und Maki gingen auf die Tore der Festung zu. Es war alles mit Eis bedeckt und glänzte blau, wie der Himmel. Vor den Toren, bückte sich Paya und hob den kleinen Hund aus dem Schnee. Sie drückte ihn an ihre Brust und fühlte, wie der kleine zitterte und fror. „Maki, sieh nur. Wir sollten ihm helfen!“, bat sie. Maki nahm den Hund entgegen und steckte ihn in seine Goldweste. „Ich bringe ihn zu Bahamut. Da kann er sich in seinen Federn aufwärmen.“ Bahamut sah den Jungen, mit dem Welpen, auf sich zu kommen und schnaubte und brummte. „Es ist sicher eine Falle“, meinte er. „Was meinst du?!“ „Der Hund. Wie um alles in der Welt kommt ein Welpe auf diesen Berg. Selbst ich habe um mein Leben kämpfen müssen, um den Gipfel zu erreichen.“ Maki zuckte mit den Schultern. „Ich kann ihn doch nicht hier lassen. Er ist schon fast erfroren. Ich werde ihn zwischen deine Federn setzen.“ Bahamut konnte den Jungen nicht aufhalten. Er war zu erschöpft. Maki steckte Masamune in den Schnee und begann, auf den Hals des Drachen zu klettern. Als Maki oben war und den Hund absetzte, sah dieser ihn mit großen Augen an. Maki spürte plötzlich, dass mit dem Hund etwas nicht stimmte. Er strahlte so viel Bosheit aus. Der kleine Hund bellte, wedelte mit dem Schwanz und sprang ihn an. Maki wurde von ihm, vom Hals des Drachen gestoßen. Wo hatte der Hund nur so urplötzlich diese Kraft her? Maki landete im Schnee und der Hund auf seiner Brust. Maki sah auf. Der Hund winselte, zuckte und machte seinen Rücken krumm, als hätte er Schmerzen. Unter scheinbaren Qualen, verwandelte sich der Hund in eine riesige Bestie, die ihre Pranken auf seine Brust drückte. Ein großer, grauer Wolf war er nun, mit mörderischen Zähnen und brennenden Augen. Maki sah sich nach Masamune um, doch die Bestie Zerberus hatte sie längst mit seinem kräftigen Schwanz umwickelt und aufgehoben. Mit seinem Schwanz schwang Zerberus sie hin und her. „Hier ist dein Weg zuende. Nun wird der Kaiser über dein Schicksal richten“, grollte Zerberus mit heiserer Stimme. „Ich bin unsterblich!“, entgegnete ihm Maki in seiner Hilflosigkeit. Er würde so lange leben, so lange Feuer in der Unterwelt ist. Abermals wurde Maki dem Kaiser vorgeführt. Zerberus trug den zappelnden Jungen, zwischen seinen Kiefern, in den Saal. Er ließ Maki vor den Füssen des Kaisers fallen und trat mit einer Pranke auf ihn. Masamune überreichte er dem Kaiser. Tuledin grinste und nickte Zerberus eifrig zu. Kajade sah zufrieden aus. „Das habt Ihr sehr gut gemacht, Zerberus. Ich erlaube Euch, ihn zu fressen. Bedient euch“, sprach der Kaiser. „Hoheit.“ Zerberus neigte sein Hupt, demütig. „Ich habe versucht ihn zu zerfleischen. Er läst sich nicht zerbeißen. Ich habe versucht, ihn zu verbrennen. Er brennt nicht. Selbst mit der Masamune habe ich versucht, ihn zu durchschneiden. Sie schneidet ihn nicht.“ „Ich bin unsterblich!“, rief Maki abermals und zappelte unter Zerberus Pranke. Kajade knurrte wütend und sein Kopf lief rot an, vor Wut. Er griff sich Tuledin, welcher neben seinem Thron stand und fauchte: „Sperrt ihn ein und versucht alles, was in Eurer Macht steht, um ihn zu vernichten!“ Er ließ den Magier wieder los. Tuledin befahl Zerberus, ihm ins Verlies zu folgen. Dort wurde Maki erst einmal in eine Zelle gesperrt. Maki sah, dass auch die Göttin Leasame im Kerker saß. Sie war in der Zelle, ihm gegenüber. „Ooh Maki“, sagte sie mit ihrer gütigen Stimme. Sie trat ans Gitter und Maki senkte hoffnungslos den Kopf. „Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden“, sagte sie sanft. „Nein, ich habe versagt. Der Kaiser hat mir Masamune abgenommen.“ „Du hast schon aufgegeben, oder?“ „Nein, ich will euch doch allen helfen. Ich weiß nur nicht wie. Alle verlassen sich auf mich, aber ich bin ganz allen.“ „Das stimmt nicht, Maki. Du bist nicht allein. Du hast Freunde dort draußen und ich weiß, dass du dich auf sie verlassen kannst.“ Bahamut war noch immer schwach. Seine Schuppen waren schon eingefroren. Heiser und leise, rief er: „He Mädchen... Paya... Steh auf. Das Monster ist weg... Schon lange.“ Paya erhob sich aus einem Schneehaufen, in den sie vor Angst gesprungen war. Sie klopfte den Schnee vom Körper. „Ich werde tot krank werden. Ich habe ja kaum etwas an.“ „Paya!“, rief der Drache erneut. „du musst Maki helfen. Er ist sicher noch am leben.“ Paya zuckte zusammen. „Ich? Aber... ich habe viel zu viel Angst“, meinte sie. „Das ist gut!“ Bahamut versuchte zu lächeln. „Dann wirst du dich auch nicht erwischen lassen.“ Maki bemühte sich derweil, seinem Gefängnis durch einen Zauber zu entfliehen. Doch aus irgendeinem Grund versagten seine Zauberkünste. Er hätte die Möglichkeit gehabt, die Stäbe schrumpfen oder wachsen zu lassen, oder sie in Stein zu verwandeln, denn so hätte er sie heraus brechen können. „Sicher hat der Zauberer Tuledin, einen Bann auf dich gelegt, und deine Zauberkraft versiegelt“, sprach Leasame, „er hat es auch mit mir getan. Sonst könnte ich einfach als Vogel hinaus fliegen.“ „Das ist einfach widerlich. Hier unten gibt es Ratten!“, schimpfte Paya. Sie kam die Steintreppe zum Verlies hinunter und wuschelte ihre Haare durch. „Ich habe bestimmt überall Spinnen sitzen. Igitt!“ Maki sprang ans Gitter, als er Payas Nörgelei hörte. Er rief nach ihr und Paya tauchte im Verlies auf. Sie rannte an Makis Gitter und sie umarmten sich durch die Gitterstäbe. „Ich bin froh, dass es dir gut geht“, schniefte sie. „Paya!“, rief Leasame, „irgendwo oben an der Treppe müssten die Schlüssel für die Zellen hängen.“ Paya zog ein Schlüsselbund aus ihrem Gürtel und sagte frech: „Ich bin doch nicht blöd.“ Sie schloss beiden ihre Zellen auf. Wieder frei, packte Maki, Payas Hand und zog sie mit sich die Treppe empor. „Hey!“, protestierte sie auf halbem Weg, “willst du mir nicht danken?” Maki hielt inne. Wie sollte er ihr angemessen danken? Vielleicht so, wie er es in so einer Fernsehkiste gesehen hatte? Maki gab ihr einen Kuss auf die Wange. Paya wäre beinahe umgefallen vor erstaunen. Also wusste dieser kleine ‚Wilde’ ja doch, wie man ein Mädchen behandelt. Sie bemerkte, dass sie plötzlich rot wurde und hielt die Hände vors Gesicht. „Hat es etwa weh getan?“, wunderte sich Maki. Leasame verließ die Festung. Als sie draußen war, konnte sie ihre Zauberkraft wieder einsetzen. Der Bann wirkte wohl nur über die Festung. Sie verwandelte sich in einen Schneelöwen und lief den Berg hinab. Sie versprach Bahamut, ihm ein stärkendes und heilendes Elixier mitzubringen. Zerberus, und der Rest des Rates, hatten sich zurück gezogen. Hinter einer Säule versteckt, beobachteten Paya und Maki, wie Kajade mit Tuledin diskutierte. Sie sprachen über Wege, Maki zu töten. Tuledin lief auf und ab und jammerte darüber, dass es keinen Weg gab, jemanden zu töten, dem nicht einmal Masamune etwas anhaben konnte. „Hoheit, so sehr ich auch überlege, mir fällt kein Weg ein. Müssen wir ihn denn wirklich töten? Genügt es nicht, ihn auf ewig gefangen zu halten?“, fragte Tuledin den Kaiser. Kajade, der ohnehin wieder übel gelaunt war, brummte grimmig: „Eine Schande für mich, dass ich, Kaiser über Götter, keine Macht über ein Menschenkind habe. Verflucht sei er!“ „Jetzt sehe ich ihn auch endlich mal, den Kaiser. Er sieht nicht seht freundlich aus“, flüsterte Paya. Maki sah seine Federn und Masamune neben dem Thronsessel des Kaisers liegen. „Ich hole mir jetzt meine Waffe und meine Federn wieder.“ Paya hielt Makis Arm fest, als er gehen wollte. Sie sahen sich an und er fragte: „Was ist?“ „Nichts“, meinte sie, doch sie sah besorgt aus, „sei bitte vorsichtig, Maki.“ „Solange ich Masamune habe, kann uns dieser Mensch nichts anhaben“, beruhigte Kajade sich. Er warf einen sich vergewissernden Blick neben seinen Thron. Masamune lag nicht mehr dort, statt dessen stand Maki neben ihm und hielt ihm die Spitze des Schwertes an die Nase. „Tuledin!“, rief der Kaiser erschrocken. Tuledin, der den Jungen nun auch bemerkt hatte, hob sogleich fünf Finger. Fünf magische Blitze schlugen Maki die Masamune aus den Händen. Kajade fing sie und erhob sich. Der Kaiser hob den erschrockenen Maki am Kragen seiner Goldweste hoch. „Ohne deine Masamune bist du nichts weiter als ein ängstlicher, kleiner Mensch!“ Er setzte Maki auf den Thron und sprach weiter:: „Er wird sich selbst König nennen. So heißt es doch in der Prophezeiung? Lächerlich!“ „Da ist noch jemand, Hoheit“, krähte der Zauberer. Er zog Paya hinter der Säule hervor. Sie schrie und tobte. Tuledin setzte sie neben Maki, auf den Thron. „Die kleine ist aber sicher nicht unsterblich, oder? Bis vor kurzen warst du es auch nicht. Erzähl doch mal. Wie hast du das Angestellt?“, wollte Kajade wissen. „Das sage ich nicht!“ „Weshalb nicht? Ist es ein Geheimnis? Lieg da vielleicht der Schlüssel, wie du wieder sterblich wirst?“ Maki sagte nichts. „Hast du etwas mit deinem Lebenslicht angestellt? Hast du dafür gesorgt, dass es immer genügend Energie bekommt?“ Kajade drückte Paya die Masamune an den Hals. „Rede!!“, brüllte er Maki an. „Maki“, flehte Paya ängstlich. Da fiel ihr ein, dass sie die Antwort selbst kannte und piepste: „Herr Kaiser, ich kann ihnen sagen was wir gemacht haben.“ „Paya, nicht...“, bat Maki. Doch Paya sprach weiter: „Er hat sein Lebenslicht genommen und es in einen Vulkanschlot geworfen.“ Kajade fing an zu lachen, als er das hörte. „Wirklich clever Junge, dass muss ich dir lassen.“ Er wandte sich an Tuledin und befahl: „Sorgt dafür, dass der Herr der Unterwelt sein Lebenslicht findet und es mir bringt. Ich will es eigenhändig löschen.“ Tuledin verschwand vom Erdboden und tauchte nach kurzer Zeit, am selben Fleck wieder auf. In seiner Hand hielt er ein gleißendes Lebenslicht. Er reichte es dem Kaiser. „Sehr gut. Jetzt ist es endgültig aus mit dir, Kind!“, triumphierte er. Kajades Große Hand umschloss die kleine Kugel. Maki, der vom Kaiser mit dem Schwert im Schach gehalten wurde, fühlte wie sein Körper kälter wurde, als Kajade nach und nach fester drückte. Maki fühlte sich wie ein alter Man, der im sterben lag. Die Erde begann zu beben und plötzlich brach etwas durch die hohe Kuppel des Saales. Es war Bahamut, mit neuen Kräften. Mit seinem mächtigen Kopf stieß er Kajade zu Boden. Maki konnte sich kaum noch rühren, er war so schwach, wie das Licht des Lebenslichtes, das nun über den Boden glitt. „Bahamut, das Licht“, ächzte Maki mit letzter Kraft. Bahamut verstand und blies eine mächtige Flamme auf die Kugel. Dies wirkte Wunder. Maki konnte sofort wieder aufspringen. Er schnappte sich Masamune vom Boden und schlug mit ihr den Kaiser in der Mitte durch. Kajades Hand griff noch in Richtung der Kugel, als er sich in glitzernden Staub auflöste. Bahamut hielt den Sterblichen Zauberer Tuledin auf, da er versuchte zu fliehen. Da dieser sich allerdings mit seinen heftigsten Zaubern zur Wehr setzen wollte, erschlug der Drache ihn. Nun wurde es still in der dunklen Festung. Die alte Prophezeiung wurde erfüllt. Leasame flog als Spatz in den Saal und nahm ihre Frauengestalt an. Sie trat vor die drei Freunde und sprach feierlich: „Bahamut, mit dem Tod des Kaisers, hast du dein Reich, die oberen Sphären des Himmels zurück erhalten und deine Flugfähigkeit ebenfalls. Die Federn gehen zurück an ihren rechtmäßigen Besitzer, dem geflügelten Ross. Maki, du hast das Recht auf den Thron des Himmelspalastes. Es kann alles dir gehören. Möchtest du König des Himmels werden?“ Maki sah Paya an und überlegte nur kurz. „Da überlege ich nicht lang“, meinte er, „nein, das ist sicher langweilig. Ich will lieber mit meinen Freunden Abenteuer erleben.“ Leasame lächelte und erwiderte: „Ich habe gewusst, dass du dich so entscheiden würdest. Aber der Himmel braucht einen König.“ „Ich ganz sicher nicht. Ich muss in drei Tagen wieder zur Schule“, unterbrach Paya mit einem Kopfschütteln. Sie wusste natürlich nicht, dass ohnehin nur Götter im Himmelspalast regieren durften und Maki wäre wenigstens zur Hälfte einer gewesen. Leasame sah lächelnd von einem zum anderen. Sie verneigte sich vor allen, wie vor Königen und mit den Worten: „Lebt wohl, tapfere Helden. Ich mache mich sogleich auf die Suche nach einem geeigneten König“, flog sie als Adler davon. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)