Die Masamune Chronik von LadyYazoo (Aus alten Tagen...) ================================================================================ Masamune - Ein Ort jenseits Midgards ------------------------------------ Ein Ort jenseits Midgards Das Meer rauschte und Dithlit konnte es immer deutlicher hören. Das Licht, welches ihm erschienen war, war verschwunden. Es war für ihn nur wie ein Traum gewesen, doch erinnerte er jedes einzelne Wort, welches gesprochen wurde. Er erinnerte sich an die liebliche Stimme. Ja, es war die Wirklichkeit gewesen. Die Göttin war ihnen erschienen. Dithlit öffnete seine Augen. Er musste die ganze Nacht am Ufer geschlafen haben, denn die Sonne ging gerade auf. Er drehte den Kopf zur Seite und sah Links, in der Sonne schimmerndes Haar neben sich. Sternenglanz stand bei ihm und berührte sanft, mit seiner Schnauze Links Gesicht. „Bin ich tot?“, fragte Link schließlich, „ich habe einen Engel gehört.“ Er erhob sich aus dem nassen Sand und begann verträumt, Sternenglanzes Kopf zu streicheln. Das Pferd trug nichts mehr auf seinem, nun baren Rücken. Dithlit ging zu der Düne zurück, bei der er sein Buch gelassen hatte. Seine Mission ward noch nicht erfüllt. Er sollte besser die Worte der Göttin aufschreiben. Dithlit sah von der Düne aus, den seltsamen Anblick eines verliebten Alben, welcher den Hals seines Hengstes wie eine Geliebte mit den Händen tätschelte und auf die See hinaussah. Voller Sehnsucht. So wie alles geschrieben war, rief Dithlit nach dem Alben und er stieg auf sein Pferd um zu ihm zu reiten. „Warum nur ist mein Herz so schwer?“, murmelte der Alb, als sie Seite an Seite zum Drachenreich hinauf gingen. Immer wieder sah er zurück zur See. „Wie eine Sirene berührte mich ihre Stimme.“ Nur langsam schritt sein Pferd voran und Dithlit, der eigentlich schnell von diesem Ort verschwinden wollte, musste sich ihnen anpassen. So würden sie die Wüste niemals hinter sich bringen. „Und die See?“ Wieder blickte Link zurück. Er begann zu singen, leise und traurig. Ein Lied über die unerwiderte Liebe eines Albenprinzen zu einer Sirene. Er liebte sie, doch sie brach ihm das Herz und holte sich sein Leben, welches sie unsterblich machte. Sternenglanz blieb stehen und Link verstummte. „Link, sie war keine Sirene, es war die Göttin. Leasame.“ Sie schwiegen einen Moment. Leise pfiff der Wind über die Sanddünen und die Wellen klangen wie flüsternde Frauenstimmen. Es klang wie Worte. „Komm zu mir mein Prinz.“ Link griff an sein Herz und seufzte. Er rutschte vom Pferderücken und kniete in den Sand nieder. Dithlit sorgte sich und strich ihm das Haar aus dem Gesicht um seine Augen zu sehen. Links Blick schien weit entfernt, doch erhob er sich wieder. „Nimm meinen treuen Sternenglanz. Er soll dich sicher in dein Tal zurück tragen.“ „Was soll denn das heißen Link? Verlässt du mich jetzt? Wo willst du denn hin?“ Beide sahen zum Meer zurück und Dithlit verstand. „Aber dort draußen ist doch nichts. Nur... Wasser.“ Link half Dithlit auf den Pferderücken. „Sorge dich nicht um mich. Es ist wichtiger, dass du die Prophezeiung zu deinem Volk bringst.“ Dithlit sah Link nach, wie er zum Wasser zurückging. Nichts war von seiner Anmut geblieben, seine Beine schienen ihm nicht mehr zu gehorchen. Link erschien dem Sphinx fast trunken. Sollte er dem Alben besser folgen? Begab dieser sich in Gefahr? Was waren Sirenen für Frauen und waren sei es, die nach ihm riefen? Ein kleines graues Boot mit einem weißen Segel rutschte an den Strand und Dithlit sah, dass Link unbeirrt hinein stieg "Wo kommt jetzt das Boot her?", wunderte Dithlit sich. Ihm wurde mulmig, als Link im Boot mit einem Paddel vom Ufer abstieß. "Lauf ihm doch nach Sternenglanz.", bat Dithlit. Sternenglanz tänzelte und schüttelte seinen Kopf. "Bitte!" Das Pferd trabte los und sie erreichten das Ufer. Doch das Boot war bereits zu weit entfernt, um ihm nach zu reiten und schwimmen konnte der Sphinx nicht. "Link! Link, komm zurück!" Er wurde nicht erhört. Zarte, weiße Finger griffen nach dem grauen Holz des Bootes, welche aus dem Wasser kamen. "Fürchte dich nicht mein Prinz. Denn dir wird kein Leid geschehen", sprach eine liebliche Stimme. Am Bug des Bootes, zog sich eine Frauengestalt an Bord. Link war wie verzaubert von ihrer Erscheinung. So lieblich war sie und ihr Haar und ihre Haut waren trocken, obwohl sie soeben aus dem Meer gestiegen war. „Du wirst ewiges Glück finden in unserem Paradies auf der weiten See. Doch wirst du, hast du es einmal gesehen nie zurückkehren können.“ Links Verstand rang mit ihm. Er wusste doch, was die Sirene wollte - nicht seine Liebe, es war sein unsterbliches Leben! Doch sein Verstand konnte die Trance nicht besiegen, solange die Sirenen wisperten und sangen und ihren Bann auf ihn legten. Die Sirene kroch nah zu Link hinüber. So nah, dass sie ihn fast küssen konnte. Sie strich durch sein Haar und flüsterte: „Wie lang habe ich auf dich gewartet. Mein unsterblicher Alb. Oh, du wunderschönes Wesen. Zeig mir deine Liebe. Halte mich, halt mich fest!“ Link schloss die Augen und wäre bald in Ohnmacht gefallen, da setzte sein Boot am Grund auf. Link öffnete seine Augen und sah, wie die Sirenen die sein Boot geleitet hatten, an Land einer paradiesischen Insel liefen. „Die Sirenenparadiese. Jeder der sie jemals sah, kehrte nie mehr zurück und ließ wohl sein Leben dort“, murmelte Link etwas erschrocken. Die Sirene, welche es auf ihn abgesehen hatte, nahm seine Hand und führte ihn hinauf zu ihren Palästen. Alles war so grün und voller Blumen. Die Sirenenpaläste waren offen und mit der Natur verbunden, denn ewig war hier der Frühling. Die Paläste bestanden fast nur aus weißen Säulen. Link musste sich auf das duftende Moos niederlegen. Er spürte, wie das weiche, feuchte Moos und Gras seine Haut umschmeichelte, denn längst hatten die geschickten Hände der Sirenen ihn entkleidet. Weiche Lippen berührten seine Ohrenspitze und wieder begannen die wispernden Sirenen-Chöre mit ihrer betörenden Musik. Schon die sanften Berührungen an seinem Ohr brachten ihn beinahe an seinen Höhepunkt. Link atmete tief ein. „Ich liebe dich mein Albenprinz“, wisperte die Sirene in sein Ohr und er schloss seine Augen. Immer höher loderte seine Lust, welche die Sirene schürte. Als nächstes spürte er ihre sanften Finger an seinen Fußsolen. Seine Füße waren so rein und duftend und wurden fasziniert geküsst und sanft gestreichelt. Schon bald fühlte er ihre Bewegungen zwischen seinen Waden und er öffnete seine Beine noch ein wenig mehr. Die Sirene rutschte höher und küsste an den Innenseiten seiner Schenkel empor. Link vergrub seine Finger im kühlen Moos und stieß einen entzückten Laut aus. Immer höher küsste sie. Langsam, ganz langsam. Link öffnete seine Beine weiter. Sie war nah, ganz nah. Ihm stiegen Tränen in die Augen. Die Gesänge hörten nicht auf. Sie betäubten ihn, so dass er seinen Verstand nicht finden konnte. Auch fand er keine Beherrschung und stöhnte lauter auf. Seine Lust - sie wurde unerträglich, doch er wurde nicht erlöst. Die Berührungen stoppten. Nur noch einen warmen Kuss auf die Lippen. Link war verloren. Dithlit hatte noch lange dem Boot nachgesehen, ehe es in einer Nebelwand verschwand. Betrübt, allein und voller Sorge, ritt er schließlich hinaus aus dem Drachchenreich. Sternenglanz trug ihn geschwind auf seinem Rücken den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Nach Tagen, endlich, erreichte der Sphinx Alfheim. Den letzten Zufluchtsort der Alben. Dithlit wollte noch nicht in sein Tal zurück, er wollte Links Schwester von dessen Verschwinden berichten. Sein Tal würde er noch früh genug wiedersehen und dies wäre das letzte Mal, dass er es verließ. Er würde es nie mehr versuchen. Meredith kam, als sie die Hufschläge Sternenglanzes hörte, geschwind die Stufen ihres neuen Heimes hinunter. Ihr Haus stand - wie alle anderen Häuser auch - auf einem wild bewachsenen Felsenhügel. „Oh Dithlit, sieh nur was König Celestes für uns bauen ließ. Ist das nicht wunderschön?“, rief sie schon auf den Stufen. Sie blieb vor dem weißen Pferd stehen und sah sich etwas verwundert um. „Link, mein Bruder! Wo ist er?“ Dithlit sah sie an und suchte nach Worten. Er wollte der Albe nicht unnötig Sorgen bereiten. „Er... segelte auf die See hinaus.“ Meredith erschrak zu tiefst. „Sag, hörte er Stimmen im Wasser?“ Dithlit nickte und antwortete: „Er nannte sie Sirenen.“ Meredith begann zu weinen. Es schien für sie etwas Schlimmes zu bedeuten. „Wenn ein Alb, der See am Drachenreich zu nahe kommt, holen sie sich sein unsterbliches Leben. Er hätte das wissen müssen“, schluchzte sie. Dithlit musste sich von ihr erklären lassen, wer die Sirenen waren. Meredith erklärte ihm auch, dass es vergebens wäre, nach ihrer Insel zu suchen. Nur geleitet von Sirenen kann man sie erreichen doch dann ist man bereits verloren und kann nie mehr zurück. Da Alben unsterblich sind, begehren die Sirenen vor allem nach diesen, um deren geraubtes, unsterbliches Leben weiter zu leben. Für ewig, auf ihrer Insel des ewigen Frühlings. Link war der letzte Alb vom Waldgrundvolk. Dunkelalben hatten all ihre Männer getötet. Meredith war entschlossen, Link zu retten, auch wenn es unmöglich schien. Sie stellte einen freiwilligen Suchtrupp zusammen, der letztendlich aus nur 4 männlichen Alfheim-Alben zu Pferd bestand - plus sie selbst. Dithlit begleitete diese 5 noch bis zum Waldgrundheim, welches abgebrannt war. Von dort wanderte der Sphinx allein zurück nach Hause. Durch den dunklen Waldgrund, über die Berggipfel hinein in sein geliebtes Tal. Meredith wusste, dass ihre Reise vergebens war, denn die Freiwilligen waren alles Männer und würden sie erst am Ozean stehen... . Meredith saß auf ihrem weißen Ross und schloss trauernd ihre Augen. „Mein lieber Bruder... “, murmelte sie, „ich würde dich niemals aufgeben.“ Die kleine Karawane ritt denselben Weg, über den Fluss per Fähre, durch den grünen Sumpf, durch Fafnir’s Klamm, durch das Drachenreich, bis hin zum großen Ozean. Tage vergingen. Gefesselt hatte man ihn, gefesselt und verschmäht. Einen Bann auf ihn gelegt. Der Kuss der Sirene war wie ein Fluch über ihn gekommen. Es war stärkstes Verlangen, das Link nun für sie empfand, doch sie gab ihm nichts weiter als Hass und Zurückweisung. Link litt furchtbare Qualen. Er konnte sich von diesem Liebesbann nicht befreien, obwohl diese Liebe ein Truggefühl war. Das war die grausame Art der Sirenen. Niemals töteten sie mit Gewalt. Sie waren noch viel grausamer! Link weinte, Tage und Nächte und flehte seine Angebetete an, ihm Liebe zu geben, doch Nichts passierte! Das brach ihm das Herz. Er verlor jeden Lebenswillen und wartete nun auf den Tod. Die Albischen Reiter, erreichten den Strand, am Ende des Drachenreiches. Meredith brachte den kleinen Trupp in den Sanddünen zum halten. Sie lauschte der See für einen Moment und wandte sich dann an die Männer, wobei sie sprach: „Ich habe mir auf unserer Reise überlegt, wie ich Link retten kann. Die Sirenen würden euch rufen, kämet ihr zu nahe an ihr Gewässer. Ich brauche die Kleider, von einem von euch.“ Meredith erntete verdutzte Blicke von ihren Begleitern. „Macht schon, wir haben keine Zeit. „Du willst die Sirenen täuschen!“, sprach ein Alb. Er stieg von seinem Pferd und begann sich zu entkleiden. Auch Meredith tat dies und sie tauschten ihre Gewänder. Doch das reichte noch nicht. Der Alb, welcher nun ihr Gewand trug, gab ihr seine Waffen. Schwert, Bogen und Köcher und er band ihr wallendes Haar etwas zurück und schnitt es kürzer. Nun sah sie bald aus, wie ein Albenkrieger. Meredith überließ ihr Pferd den Männern und ging allein zum Meer hinunter. Schon auf ihrem Weg, begannen die rufenden Gesänge der Sirenen. „Komm zu mir mein Prinz.“ Nebel zogen vom Meer herein und es erschien ein kleines, graues Segelboot am Ufer. Sie bestieg das graue Boot und stieß mit dem Paddel vom Ufer ab. Kaum, dass sie in den Nebeln verschwunden war, griffen weiße Hände nach dem hölzernen Boot. Eine Sirene stieg aus dem Wasser. Sie trug Flügel wie eine Möwe, war bis auf ein Tuch um die Hüften nackt und sie säuselte Meredith zu: „Du wirst ewiges Glück finden, in unserem Paradies auf der weiten See. Doch wirst du, hast du es einmal gesehen nie zurückkehren können.“ Meredith schloss langsam die Augen um ihr völlige Unterwerfung vorzutäuschen. Jetzt hörte sie die engelhafte Sirenenstimme an ihrem Ohr: „Wie lang habe ich auf dich gewartet. Mein unsterblicher Alb. Oh du wunderschönes Wesen. Zeig mir deine Liebe. Halte mich, halt mich fest!“ Das Boot setzte am Ufer der Sirenenparadiese auf. Meredith wurde zu ihren Palästen hinauf, durch bezaubernde Wälder geführt, begleitet von Sirenengesängen. Meredith gab sich Müh, einen liebestrunkenen zu spielen, doch beobachtete sie alles ganz genau. Auf den grünen, von Säulen umgeben Plätzen, blieben die Zauberweiber stehen. Eine öffnete die oberen Knöpfe von Merediths Rock. Eine Zweite griff unter den Rock um ihre Hose zu entfernen, doch sah sie nun verwundert auf. „Er ist nicht erregt!“, wunderte sich die Sirene. Meredith zog ihr Schwert. Sie schlug der Sirene, zu ihren Füssen den Kopf von den Schultern. Augenblicklich begannen die Sirenen zu kreischen und zu fauchen, wie mit den schrecklichen Stimmen der Druden. Die Albe stieß die zweite Sirene von sich, welche ihren Kragen geöffnet hatte. Sie zog Pfeil und Bogen und bedrohte die restlichen Sirenen, welche in dem Säulenhof standen und sie ankeiften. „Der Alb ist ein Weib!“, hörte sie einige zischen. Meredith gab sich Mühe, jede einzelne von ihnen im Auge zu behalten. „Wo ist Link. Wo habt ihr meinen Bruder versteckt?“, fragte die Albe laut und deutlich. „Albenweib!“, bekam sie nur als giftige Antwort. Meredith erschoss eine nahe Sirene und spannte flink einen neuen Pfeil auf. Das war das wahre Gesicht der Sirenen - nicht lieblich, sondern schrecklich! Todbringende Engel! Ihre Füße waren wie Adlerklauen und sie erhoben sich mit ihren Schwingen in die Lüfte. Sie kreischten ohrenbetäubend. Meredith erschoss jede, die sich ihr näherte. Doch eine entkam ihr und diese flog schreiend davon und rief nach ihren Schwestern. Meredith tat die Waffen weg. Sie war nun allein in den Höfen. Sie musste Link schnell finden und mit ihm die Insel verlassen. Sie ging rasch zwischen den vielen Säulen und Mauern aus weißem Stein hindurch. Auf einem Stein, in einer Ecke lagen Waffen. Es waren Links Waffen. Meredith nahm sie an sich. Er würde sie brauchen - wenn er noch in der Lage war sie zu benutzen. Meredith blickte zu einer entfernten Felsenformation am Wasser hinüber. Ihr war, als hätte sie ein Wimmern vernommen. Sie lief von den grünen Hügeln, hinab zum Meer und am Wasser entlang, zu der Felsenwand, von wo die Stimme her kam. Hoch darüber sah sie die Sirenen kreisen und hörte ihre aufgebrachten Schreie. Die Albe verschwand in einem Schacht im Felsen. Hier war es dunkel, kalt und es stank! Wieder vernahm sie das Wimmern und in einer dunklen Ecke, mit Seilen gefesselt lag Link, ihr Bruder. Meredith fiel zu ihm, auf den kalten Felsboden. Link sah krank und fast schon tot aus und wollte sich nicht aufraffen. Die Albe zog an seinen Schultern, doch fehlte der Wille, sich zu bewegen. Sie schlang seinen Arm um ihren Hals und hievte ihn hoch. „So hilf mir doch Link. Du bist zu schwer für mich.“ Doch Link tat nichts. Langsam und mit viel Müh, trug Meredith ihren Bruder hinaus ans Tageslicht. Ihr Boot - es war nicht weit entfernt. Sie könnte es schaffen! Die Sirenen kreisten noch immer in der Luft, über der Insel und hatten sie noch nicht gesehen. Die Albe trug ihren Bruder durch das flache Wasser und legte ihn in das graue Segelboot. „Sie will mit dem Alb fliehen!“, kreischte jetzt eine Stimme aus der Luft. Schnell stieß Meredith das Boot vom Ufer ab und sprang selbst hinein. Mit dem Paddel paddelte sie so schnell sie nur konnte, um durch die Nebel zu entkommen. „Komm zu mir zurück mein Geliebter!“ Diese Stimme klang nun lieblich und engelsgleich. Die Sirenen verstummten und nur noch liebliches Säuseln war zu hören. „Mein Albenprinz, verlass mich nicht, sonst sterbe ich.“ Meredith sah zu Link, welcher eben noch wie tot da lag. Er hatte sich mit letzter Kraft aufgerafft und wollte ins Wasser springen um zurück zu schwimmen, oder um elendig zu ertrinken. Er war zu schwach. Er plumpste ins Wasser und ging unter. Wie ein Stein. Meredith lehnte sich zu der Stelle hinaus, wo er über Bord gegangen war und griff ins Wasser. Sie sah ihn nicht und suchte mit ihren Händen. Er sank tiefer, doch sie bekam ihn noch zu fassen und zog ihn am Schopf wieder an die Wasseroberfläche. Es war jetzt ganz still. Die Insel war nicht mehr zu sehen. Es schien, als hätten die Sirenen aufgegeben. Das Boot hatte die Nebelwand erreicht und es wurde weiß um sie. „Hilf mir Schwester“, stöhnte Link plötzlich leise. Meredith packte ihn bei den Armen und zog ihn ins Boot zurück, wo er schwer atmend liegen blieb. Jenseits der Nebel, verlor der Sirenenzauber wohl langsam seine Wirkung. Die 4 Alben, mit denen sie aus Alfheim gekommen war, warteten noch immer auf sie in den Dünen. Das Boot erreichte den Strand. Bald war Link wieder benebelt vom Sirenengesang, welcher langsam über die See heran kroch. Meredith zerrte, den sich sträubenden Alb aus dem Boot. Link zog es zum Meer zurück und Meredith schrie ihn an, damit er endlich zu sich kam. Ihre 4 Begleiter wollten helfen kommen, doch Meredith wies sie zurück und sie blieben, wo sie waren. Link entriss sich ihr und stolperte in die Fluten hinnen. Sie folgte ihm und schon sah sie die Vogelwesen, wie sie sich aus den Wellen erhoben. Link stürzte in das Wasser und wurde von den Wellen verschluckt. Er war zu schwach, um aus eigener Kraft zu schwimmen. Meredith begann, nach ihm zu tauchen. Sie sah sein Haar unter Wasser schimmern und schwamm zu ihm, um ihn hinauf zu ziehen. Wieder an der Wasseroberfläche, verkrallte sich eine Sirene in Links Schulter. So tief, dass sie blutete. Meredith versuchte, ihn zum Ufer zurück zu ziehen, doch die geflügelte Sirene war stärker. „Der Alb gehört mir!“, keifte das Geschöpf und trat nach Meredith. Sie riss der Albe blutige Schrammen ins Gesicht. Link werte sich nicht mehr. Er war bewusstlos. Die Albe zog ihr Schwert. Es war schwer, es im Wasser schwimmend zu halten. Ihre Kräfte schwanden und sie merkte, wie ihr Bruder ihr langsam entrissen wurde. Die Klaue - Meredith schlug mit dem Schwert nach ihr! Die Sirene zerkratzte abermals ihr Gesicht. Meredith hängte sich mit ihrem ganzen Gewicht an Link, um die Klaue dichter zu ziehen. Sie schwang ihr Schwert und trennte sie vom Bein. Link sank in ihre Arme und die verletzte Sirene zog sich klagend zurück. Die Albe begann, mit Link im Arm zu schwimmen, um den anderen, kreisenden und kreischenden Biestern zu entrinnen. Ihr Singen und Wispern hatten sie längst aufgegeben. Endlich! Meredith bekam Grund unter den Füssen zu fassen. Sie zerrte den bewusstlosen Alb durch das schäumende Nass, bis ans Ufer. Riesige Schwingen verdunkelten den Himmel über ihr, als zwei Sirenen auf sie hinabstießen! Schnell zog die Albe ihren Bruder an den trockenen Strand und sah zu den geflügelten Weibern auf. „Halt!“, rief sie plötzlich mutig und sie stand dabei erhaben da. „Hier endet eure Macht. Hier könnt ihr nicht weiter. Und wagt ihr es doch, die Ufer zu überschreiten, so sollt ihr unter der Sonne brennen!“ Die Sirenen schrieen entsetzt auf und bremsten ihren Sturzflug. Doch, sie fingen Feuer und fielen brennend auf den Strand. Die anderen Sirenen sahen ihre brennenden Schwestern und schraken vom Ufer zurück, bevor sie es erreichten. Sie begannen zu schimpfen und zogen sich schließlich zurück, denn einen bewusstlosen Alb konnten sie nicht mit süßen Stimmen locken. Jenseits des Meeres musste jede Sirene verbrennen. So war das Naturgesetz. Meredith zog Link über den Strand, bis sie ihre Begleiter erreicht hatte. Meredith hatte ihre Kleider wieder eingetauscht. Einer der Alben, gab Link etwas Wasser aus seiner Flasche. Es war Wasser aus den Quellen in Alfheim. Das beste, klarste und belebendste aller Wasser der Erde! Link blinzelte. Dann sah er zu seiner Schwester auf und sprach: „Masamune, sie wurde uns abgenommen.“ „Mein lieber Bruder“, sagte sie sanft, „der Sphinx sagte es uns allen bereits. Und ich wusste es längst, was geschehen war. Ich sah alles in einem Traum. Es war so vorher bestimmt. Die Prophezeiung wird sich erfüllen, was auch immer geschehen ist.“ ‚Meine Schwester’, dachte Link, ‚sie hat eine wundersame Gabe.’ Darum war sie auch die Priesterin in ihrem Grottentempel, zu Ehren der Vanadis gewesen. Und sie würde es wieder sein, sollten die Alben nach Waldgrund zurückkehren können. Doch die Pläne der Alben sahen anders aus. Schreckliche Zwischenfälle mit Dunkelalben, Druden oder was auch immer sonst in der Dunkelheit lauert, wurden immer häufiger und störten ihr friedliches DNovanein empfindlich. Ja, etwas hatte sich verändert in dieser Welt. Bei wem die Schuld nun zu suchen war, war nicht sicher, aber er war wohl der König vom Himmel. Leviatan, der Gott der Meere, nannte ihn Gottkaiser. Die Erde, bei den Alben Midgard (mittlerer Garten) genannt, war Mittelpunkt vieler Welten, in unterschiedlichen Sphären. Die Alben nannten die Welt, aus der SIE stammten Ljossalfheim, ähnlich ihrer Hauptstadt auf Midgard. In Ljossalfheim gab es keine solche grausamen Wesen, so erzählte man sich. Dorthin würden sie wohl zurückkehren, wenn es keinen anderen Weg mehr gab. Meredith und Celes, Sohn von König Celestes (Himmel), halfen Link auf. „Dithlit ist also wieder in sein Tal zurück gekehrt“, meinte Link. Celes nickte und versicherte ihm: „Er ist tapfer und zäh. Er wird es sicher geschafft haben.“ „Und er wird ihnen sein Buch bringen und die Sphinx werden endlich erfahren, was mit ihrer Welt geschieht“, fügte Meredith hinzu, „sie werden ihre Gebete an die vier Winde schicken.“ Link pfiff einmal schrill in den Wind und schon war Staub, weit entfernt im Drachenreich zu sehen. Sternenglanz kam angeprescht. Link schwang sich auf seinen Rücken und brachte ihn zum stehen. Alle saßen sie nun auf und die 6 Alben ritten zurück, Richtung Fafnirs Klamm. „In Alfheim ist man schon in Aufbruchstimmung. Mein Vater, König Celestes will nun, nach bald 4000 Jahren, sein altes Reich in Ljossalfheim wieder aufsuchen und es wieder wie Einst regieren“, erzählte Celes auf dem Weg. „Ich bin ein Kind Midgards, so wie meine Schwester. Nur mein Vater war ein Fürst Ljossalfheims. Ich war nie in Ljossalfheim und kenne es nur aus Geschichten. Sag, warum verließen die Alben einst Ljossalfheim? Es soll dort viel schöner sein, als in Midgard“, fragte Link ihn daraufhin. Celes begann, ihm eine Geschichte erzählen: „Die Geschichte erzählt von den alten Göttern aus Silberhallen. Baldur war der schönste und edelste unter den Göttern. Der Gott des Lichtes und des Frühlings, wurde von allen Novanen (altes Göttergeschlecht) am meisten geliebt. Eines Tages träumte die Göttermutter Vanadis einen bösen Traum. Sie sah, wie Hel, die Todesgöttin, ihren Lieblingssohn Baldur entführte. Auch Baldur träumte, dass sein junges Leben von Gefahren bedroht sei. Da beschwor Mithárdur die uralte Wala, die Seherin der Hel, aus ihrem Grab, um sichere Kunde zu erfahren. Auf die Frage, wen man im Reiche der Hel erwarte, erhielt er die Antwort: "Baldur, den Guten, erwartet man. Hödur, sein blinder Bruder, wird ihn töten." Die Novanen und Göttinnen hielten, voll Sorge um das Leben ihres Lieblings, Rat und fassten den Beschluss, dass alle Geschöpfe, die im Himmel und auf Erden sind, einen heiligen Eid schwören sollten, Baldur niemals etwas anzutun. Vanadis selbst nahm Feuer und Wasser, Riesen und Alben, Menschen, Tiere und Pflanzen in strenge Eidespflicht. Von nun an verfehlte jede Waffe, die man, um den neuen Bund zu erproben, gegen Baldur richtete, ihr Ziel. Ja es wurde zu fröhlicher Lustbarkeit unter den Novanen, nach Baldur Geschosse zu werfen; doch keines traf ihn. Am Rate der Götter hatte auch der verschlagene und ränkesüchtige Raenke teilgenommen. Während die Götter nun mit Baldur ihr Spiel trieben, wandte er sich, als Bettlerin verkleidet, an die gütige Vanadis und entlockte ihr ein Geheimnis: auf einer Eiche vor Silberhallens Tor wuchs der Mistelstrauch. Diesen, so verriet Vanadis, hatte sie nicht schwören lassen, weil er ihr zu schwach und unbedeutend erschienen war. Schnell entfernte sich Raenke, nahm seine wahre Gestalt an und eilte zur Eiche. Er schnitt ein Zweiglein der Mistelstaude ab und kehrte in den Kreis der Götter, die immer noch ihr fröhliches Spiel trieben, zurück. Untätig abseits stand nur Baldurs Bruder, der blinde Hödur. "Wie soll ich mitspielen, da ich doch des Augenlichts beraubt bin?" versetzte er missmutig auf Raenkes Frage. "Spanne den Bogen, hier ist ein Pfeil", sagte Raenke und reichte ihm den Mistelzweig, "ich werde für dich zielen!" Der blinde Hödur tat nach dem Geheiß des bösen Gottes, und, wie vom Blitz getroffen, sank Baldur entseelt zu Boden. So hatte sich die Weissagung der Wala grausam erfüllt. Nur Mithárdurs Wort, dass Hödur ein dem Baldur vorherbestimmtes Schicksal vollzogen habe, schützte den Mörder vor der Rache der Götter. Dann schickten sie sich auf Geheiß des Göttervaters an, Baldurs Leichnam zu bestatten. Nie zuvor hatte in Silberhallen und auf der Menschenerde so tiefe Trauer geherrscht wie jetzt um Baldur, den lieblichen Gott. Am Strande des Meeres hatten die Novanen Baldurs Schiff aufgestellt und auf ihm den Scheiterhaufen errichtet. Als sie den Leichnam obenauf legten, konnte Nanna, die Gattin Baldurs, den Anblick nicht länger ertragen, und ihr Herz brach vor Gram. So betteten die Novanen sie an Baldurs Seite. Thor legte die Flamme an den mächtigen Scheiterhaufen. Dann schoben die Riesen das Schiff in die Fluten und ließen es die hohe See gewinnen. War Baldur, der Frühlingsgott, den Novanen und der Menschenwelt nun für immer entrissen? Sollte Hel, die Göttin des Totenreichs, sich nicht erweichen lassen, den Götterliebling freizugeben? Auf Vanadis’ inständige Bitten entschloss sich Hermodur, der Götterbote, seinen Bruder zu befreien. "Ich gebe dir Gullfaxi, mein Ross, für die lange Wegstrecke", sagte Mithárdur zu seinem Sohne, "es wird dich sicher ans Ziel führen, denn ihm ist der Weg bekannt." Neun Nächte ritt der Götterbote, bis der sagenhaft schnelle Gullfaxi die Brücke, die zur Hel hinabführte, erreichte. Hermodur wagte es kühn, in das Reich der Toten einzudringen. Bald sah er Baldur, den geliebten Bruder, schlafbefangen und bleich, an Nannas Seite sitzen. Lange mühte sich der Götterbote vergeblich, die düstere Hel zur Milde zu stimmen. Dann ließ sie ihre Stimme vernehmen: "Wer gestorben ist, bleibt meinem Reiche verfallen. Auch Baldur gehört der Hel. Trotzdem will ich die Bitte der Götter erfüllen und ihm die Freiheit wiedergeben, wenn alle Geschöpfe der Welt, ob lebende oder tote, ihn beweinen. Verweigert auch nur ein einziges Geschöpf diesen Anteil der Tränen, so bleibt Baldur für alle Zeit im Reiche der Toten!'' Hermodur eilte, zum Himmelspalast zurückzukehren. Dort in Silberhallen warteten alle voller Spannung auf den abgesandten Boten. Und voller Hoffnung sandte Vanadis sogleich die Alben, ihre Boten, in die Welt hinaus, um alle Geschöpfe für Baldurs Heimkehr zu gewinnen. "Denkt an meinen geliebten Sohn, den Frühlingsgott", ließ sie ihnen sagen, "und weinet über seinen Tod, so wird die Göttin der Unterwelt ihm die Heimkehr gewähren." Vanadis’ Mühen schien nicht umsonst: alle Geschöpfe, zu denen ihre Boten kamen, waren voller Erbarmen und weinten um den toten Lichtgott. Schon machten sich die Alben auf den Heimweg. Alle Wesen, sogar die starren Steine, hatten Anteil an Baldurs Schicksal gezeigt. Da trafen die Alben in düsterer Felsenhöhle eine grimmige Riesin, Thögg mit Namen, die hatte um Baldurs Tod keine Träne geweint, und kein Bitten und Flehen konnte sie rühren. So blieb Baldur im Reiche der Hel. Die Lichtalben, Boten Yngves, kehrten nach Ljossalfheim zurück, bis auf wenige, welche sich ihres Versagens schämten und das Reich der Alben fortan aus freiem Willen mieden. So leben einige unseres Volkes noch heute auf Midgard. Meist versteckt. Aber das ist nur eine Geschichte. Der wahre Grund waren wohl eher Sehnsüchte nach neuen Ufern.“ Sie passierten Fafnirs Klamm und durchquerten die Sümpfe. „Wo genau liegt Ljossalfheim?“, wollte Link am Ende der Geschichte wissen. Celes antwortete: „Weit. Weit hinaus über die Ozeane, hinter den letzten Windungen der Midgardschlange. Es ist fast unmöglich es zu finden, doch dein Herz würde dich in deine Heimat führen, denn dein Herz ist dort zuhause.“ Link seufzte: „Ich werde Midgard nicht verlassen“, meinte er, „und wäre ich der Letzte meines Volkes, der zurück bleibt. Weshalb soll ich fliehen? Soll ich die Welt, bis zur Erfüllung der Prophezeiung ihrem Schicksal überlassen? Wer soll die Wälder beschützen? Einhörner schaffen dies nicht allein. Böses lauert in den Schatten und es wächst.“ Meredith stoppte ihr Pferd und sagte: „Dann bleibe ich mit dir. Es wären nur zweihundert Jahre. Ich sah unsere Heimat nie, wie sollte ich sie vermissen.“ Jetzt stoppten alle Reiter mit ihr. Celes sah sie ernst an und meinte: „Ich verstehe eure Sorge. Die Alben brachten den Frieden und die Schönheit nach Midgard. Ohne sie, würden auch Einhörner irgendwann verschwinden. Aber Midgard gehört den Menschen.“ Celes schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: „Ich kenne unsere Heimat auch nur durch Erzählungen. Mir drängt nicht danach, sie zu bereisen. Würde es meinem Vater nicht missfallen, würde auch ich zu gutem Zweck bleiben. Dann frage ich ihn einfach und wir wären schon 3, wenn er mich bleiben ließe.“ Sie setzten ihre Reise fort und schwiegen nur noch. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt. Der Trupp überquerte, meist im Galopp, die Grasländer mit ihren Hügeln. Sie erreichten den Fluss, welcher in Alfheim entsprang, und folgten dem Lauf, bis zu seiner Quelle. Celes, Link und Meredith traten sogleich vor den König. Celes wollte seinen Vater bitten, bleiben zu dürfen. „Vater, Ihr wist wie zahlreich die Svartalfen geworden sind. Sie überfallen immer häufiger die guten Geschöpfe Midgards. Ich bitte Euch, bleiben zu dürfen, um sie zu verteidigen. Sie brauchen die Alben in diesen Zeiten mehr denn je. Bis die Prophezeiung sich erfüllt, wird es keine Ruhe geben.“ Celestes nickte verständnisvoll und antwortete: „Ich hatte nicht vor, alle Alben mitzunehmen. Jeder der mag, soll bleiben. Ich hoffe nur, du wirst nachkommen, wenn du den Ruf deines Herzens vernimmst.“ Niemand wusste, ob noch andere Albenvölker irgendwo auf Midgard verstreut lebten. Doch es war wahrscheinlich, dass auch sie längst nach Ljossalfheim geflohen waren. Auf dem Hof, vor den Quellen - den kleinen Wasserfällen, die von einem Felsen herab stürzten, hatten sich die Alben versammelt. Der Hof stand voller weißer Pferde. Einige mit Habseligkeiten bepackt, andere beritten von denen, die nach Ljossalfheim aufbrachen. Einige, vor allem Männer, standen nur bei ihnen und verabschiedeten sie. Der Trupp setzte sich langsam in Bewegung und einige ritten schon zum Tor hinaus. Celes begleitete Celestes noch ein Stück weit. Sie würden an die große See im Osten reisen um dort übers Wasser zu segeln, bist dort, irgendwo, irgendwann Ljossalfheim auftauchte. In all seiner Pracht! „Und wir“, sagte Link, als Celes zurück war, „werden den Waldgrund hüten und Svartalfen jagen.“ „Und in zwei Jahrhunderten werden wir zur Heimat folgen“, fügte Meredith hinzu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)