Engelszorn und Dämonenliebe von Pokerface (Keine Homage an unsere ehemalige Fanart-Admin!xD) ================================================================================ Kapitel 11: Nur noch das... --------------------------- Erschöpft streckte Ravel die Flügel und nur langsam verschwand das befriedigende Lächeln von seinen Lippen, während Al Aaraafs Prinz auf den Balkon seines riesigen Gemaches trat. Der Tag neigte sich langsam seinem Ende zu und das rege Schaffen auf dem Hofe der Seraphimburg, der Residenz der Seraphimflügel, der Herrscherfamilie Al Aaraafs, erstarb langsam. Ravel streckte sich genießerisch und auf ein Zeichen erschien ein Haremsmädchen neben dem Prinzen und strich ihm sanft über den Rücken. „Fühlt Ihr Euch wohl, Majestät?“, fragte das zarte Elfenmädchen leise und massierte Ravels Rücken. „So wohl wie schon lange nicht mehr“, antwortete der Prinz ebenfalls gedämpft und schloss die Augen, als er die Hände der Elfe auf seinem Körper spürte. Es schien, als würden sie ihn mit neuer Kraft erfüllen. Denn ein wohltuendes Kribbeln erfüllte ihn; Erst sanft dann immer stärker, bis er es in den Flügelspitzen spürte. Erschrocken riss Ravel die Augen auf und stieß die inzwischen vor ihm kniende Elfe von sich. „Verschwinde!“, bellte er sie an und sie erstarrte eine Sekunde ängstlich, bevor sie sich aufrappelte und floh. Ravel nahm ihre Flucht nicht mehr wahr. Wie gebannt starrte er geradeaus und schien gedankenverloren. Was war geschehen? Seine Sinne durchströmten erst verschiedene Bewusstseinsebenen, dann andere Dimensionen, bis er auf den Quell der Macht stieß, die ihn so plötzlich erfasst hatte. „Nein...“, wisperte er leise und wandte sich um. „Wie kannst du Abschaum es wagen, dich meinen Plänen in den Weg zu stellen?“ „Was...!“ Erschrocken fuhr Cereo aus dem Schlaf, als eine Vibration den Lichttempel schüttelte. Langsam erhob sich der Lichtwächter und band sich die Tunika, bevor er in das Sonnenrad, einem mit Edelsteinen verziertes Ornament, trat. „Wer?“, wisperte Cereo und legte den Kopf in den Nacken, um aus dem Okulus in der Decke zu blicken. Sonnenlicht fiel in einem gebündelten Strahl durch das runde Fenster und Cereo konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als sein Element ihn umschloss. „Wer?“, fragte der Engel erneut und seine grünen Augen blickten der Sonne entgegen, ohne von ihr geblendet zu werden. „Wer hat ihr geholfen?“ Ohne dass sich eine Wolke am blauen Himmel zeigte, verdunkelte sich die Sonne und mit ihr alle Lichtquellen in Cereos Raum. Einen Augenblick lang stand der Lichtträger im völligen Dunkel, das einzige Licht, das leuchtete, war jenes, das von ihm selbst ausging. „Wie... Wie habe ich das zu verstehen? Er...“ Cereo verstummte, als Licht wieder den Raum durchflutete. „Aber... was will er damit erreichen?“ Stirnrunzelnd trat der Lichtwächter aus dem Sonnenrad und begab sich zu einem Portal, das aus grünem Licht zu bestehen schien. „Elemente, ich brauche euren Rat.“ Verkorkster kann der Tag kaum werden, dachte Cat seufzend und fuhr sich mit zitternden Händen über das Gesicht. Es war... unfassbar! In ihrem Kopf gingen so viele Gedanken umher, dass Cat glaubte, er müsste demnächst platzen. Du bist ein Engel... Wie aus weiter Ferne klang Shadows Stimme durch den Wirrwarr von Gedanken und Cat suchte Verständnis für diese Worte... Oder Unverständnis? „Ich glaube doch gar nicht an Engel... Oder Dämonen... Oder Magie!“ Frustriert schnaufte das Mädchen und setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer wandern, in der Hoffnung, irgendeine Beschäftigung zu finden, die sie davon abhielt, an vorgestern zu denken. Obwohl sie es liebte, an diesen Augenblick zu denken, fürchtete sie es zugleich. Jedes Mal, wenn sie ihre Gedanken treiben ließ, erfüllte sie wieder dieses wunderbare, farbige Gefühl... Magie... Cat schüttelte sich und ballte die Hände zu Fäusten. Ich bin kein Engel, sagte sie sich immer wieder, doch je mehr sie sich das sagte, desto unglaubwürdiger hörte es sich an. Etwas in ihr verbat Cat, Shadow nicht zu glauben. „Ich... Ich lebe mein Leben einfach so weiter wie bisher“, wisperte sie und war für einen Moment wirklich davon überzeugt, dass das möglich war. „Es bleibt alles beim Alten.“ „Deine Ignoranz wird dir noch teuer zu stehen kommen, Engel-“ Beim klang dieser familiären Stimme drehte Cat sich um und das erste, was sie sah, waren zwei imposante ledernen Schwingen, erst auf den zweiten Blick erkannte sie Shadow als den Träger der Schwingen. Doch nach einem Blinzeln waren die Flügel verschwunden und Shadow stand im gewohnten Schwarz vor ihr. „Nun... das glaube ich weniger“, antwortete Cat pikiert, stand auf und betrachtete den Dämon einen Augenblick, bevor sie an ihm vorbei lief. Ein kalter Schauer rieselte durch ihren Körper und sie fühlte eine unnatürliche Feindseligkeit gegenüber Shadow, bis sie den Raum verließ. Der Dämon sah Cat verdutzt hinterher, als die Schlange an seinem Hals sich regte. Ich habe dich gewarnt... Vielleicht bringt dir diese Sache endlich bei, meinen Worten zu vertrauen, wisperte Sephalica in den Gedanken des Wächters und dieser zuckte die Achseln. Du kennst mich, ich höre nie auf jemanden, antwortete Shadow und lächelte entschuldigend. Ich werde mit ihr reden, auch wenn ich sie dazu zwingen muss. Nur noch das habe ich zu erledigen, Seph. Die Schlange hob den Kopf, sah den Dämon an und machte dann eine Bewegung, als würde sie nicken. Danke, Shadow..., hallte es in Shadows Gedanken, dann spürte er, wie die gedankliche Verbindung abbrach. Rina stand in der Küche der Wohnung und spülte das Geschirr, das sich bereits stapelte, ab, als ein seltsames Gefühl sie erfasste. Stirnrunzelnd hielt sie inne und suchte nach den Wurzeln dieses Gefühls der Unsicherheit. Und als sie sie fand, rutschte ihr der Teller aus den Händen und zerschellte auf dem Boden. „Bei Mutter Erde... Wie ist das möglich? Sie...“ „Dämonin!“ Rina verstummte, als sie die Stimme hinter ihr vernahm, und alarmiert drehte sie sich um. Cat stand in der Türe und hatte Rina mit den Scherben helfen wollen, doch als sie Rina sah, läuteten laute Alarmglocken in ihrem Kopf, und die gleiche Feindseligkeit, die sie gegenüber Shadow empfunden hatte, erfüllte sie. „Ihr dürft mir nichts tun“, wisperte Rina leise und hob angriffsbereit eine Hand. „Wir sind auf neutralem Boden.“ Cat blieb wie erstarrt in der Türe stehen und hörte in ihrem Geist sich selbst immer wieder „Dämonin“ wispern. „Um Himmels Willen, du bist ein Dämon!“, flüsterte das Mädchen schockiert und als sie sich immer noch nicht rührte, entspannte sich Rinas Haltung. Sie begann sich zu fragen, was genau los war. Die Herrin der Pflanzen wollte gerade den Mund öffnen, als auf den Schatten hinter Cat eine Gestalt trat. Es war eine Frau mit langen kastanienbraunen Haaren und gelben Augen, die denen eines Reptils glichen. Ihren Körper bedeckte nur ein weißer Stoff, der auf eine Art um sie gewickelt war, wie es Rina nur aus Chrashan kannte. „Flaren, mein Meister möchte mit dir reden“, sagte die Frau und ergriff Cats Handgelenk. Diese blickte die Fremde verwirrt an, ließ sich aber widerstandslos mitziehen, „Hey!“, rief Rina, als die Frau mit Cat verschwinden wollte, und trat einen Schritt nach vorne. „Lady Blättertanz, der Prinz nimmt die Sache in seine Hände. Er möchte die Geschichte erledigt haben, bevor er geht.“ Die Frau warf Rina einen vielsagenden Blick zu, bevor sie sich umwandte. „Warum geht Ihr nicht zu der großen Herrin und unterrichtet sie über die neusten Begebenheiten?“ Die Herrin der Pflanzen nickte stumm und sah den beiden Frauen hinterher, als diese ein Zimmer betraten. Geistesabwesend deutete Rina auf die Scherben, die daraufhin sofort verschwanden. Was war gerade geschehen? Ein Engel... Seit wann war Cat ein Engel? Und woher wusste diese Frau...? Rina zuckte, als sie sich wieder ihrer Pflichten bewusst wurde, und raffte sich zusammen, doch eine weitere Frage ließ sie zögern. Wen sollte sie zuerst aufsuchen? Iblis oder Nesace? „Geh da rein und höre meinem Meister aufmerksam zu. Momentan bist du ein Leuchtfeuer des Lichtes, eine Gefahr für jedes dunkle Wesen“, sagte Sephalica und schob Cat durch die Kellertüre. Dann schloss die Schlangenfrau die Türe, drehte den Schlüssel herum und begann mit der Aufrufung eines Schutzzaubers, der den ganzen Keller umschloss. Im Keller war es bis auf das Licht, das durch ein kleines Fenster an der Wand hineinsickerte, war es dunkel. Cat atmete die feuchte Luft ein und schüttelte sich kurz, bevor sie langsam zu Shadow hinüber ging. Der Dämon saß auf einem hölzernen Stuhl, die ledernen Flügel halb angelegt und die indigoblauen Augen auf Cat gerichtet. „Lass mich hier raus oder ich schreie“, sagte das Mädchen nervös. Als sie eine innere Ablehnung gegenüber dem Bild empfand, das sich ihr bot. „Niemand wird dich hören“, antwortete Shadow und lächelte einen Moment überlegen. „Doch wenn du mir zuhörst, dann bist du schneller wieder draußen als wenn du dich weigerst-“ Der Dämon schritt auf Cat zu, doch sie wich ihm aus. „Lass mich hin Frieden, Shadow“, sagte das Mädchen abweisend, doch der Dämon hielt nicht inne. Er schritt weiter auf sie zu und umfasste ihr Handgelenk, als sie sich ruckartig umdrehte. „Fass mich nicht an, du Dämonenabschaum!“, zischte sie und Shadow ließ sie sofort los. Seine Mimik versteinerte sich und Cat weitete die Augen, als sie realisierte, was sie gesagt hatte. „Nein, das... ist nicht wahr“, murmelte sie und ein Zittern durchlief ihren Körper. „Hör auf, dich gegen dein Erbe zu wehren, sonst wird es nur noch schlimmer. Schreite durch die Türe, die ich dir geöffnet habe.“ „Und wenn ich nicht durch diese Türe gehen will?“ Cat atmete hörbar aus und sah Shadow nun an. „Ich bin nicht soweit, Shadow. Du kannst von mir nicht erwarten, dass ich eine neue Situation, ein komplett neues Leben innerhalb von wenigen Tagen erfasse oder mich sogar damit anfreunde.“ Der Blick des Dämons wurde weicher, er schritt langsam auf Cat zu und legte ihr zögerlich die Hände auf die Schultern. Ich kann dir helfen, du bist nicht allein. Ich habe nicht vor, dich in ein neues Leben zu stoßen und dann einfach abzuhauen.“ Er machte eine Pause und drückte ihre Schultern sanft. Cat holte zitternd Luft und biss sich auf die Unterlippe, als in ihren Augen Tränen brannten. „Danke“, wisperte sie und lehnte sich an ihn, .ließ sich von seinen Schwingen umfangen, ohne Angst zu verspüren. So standen die beiden schweigend da, bis Cat ruhiger wurde und ihre Gedanken geklärt hatte. „Wer bin ich?“, fragte sie nach einer Weile des Schweigens und erwiderte den warmen Blick der indigoblauen Augen. „Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, was du bist, doch ich kann dir nicht sagen, wer du bist“, antwortete der Dämon und schwieg dann wieder. „Und wer bist du?“ Cat hob die Augenbrauen, als Shadow ihren Blick auswich, und die Augen sich eisblau färbten. Ob Magie dafür verantwortlich war, dass sich seine Augenfarbe wechselte? „Genauso wenig wie ich weiß, wer du bist, weiß ich, wer ich bin. Ich bin ein Dämon, der schon lange auf der Erde lebt.“ Das Mädchen furchte verwirrt die Stirn und trat einen Schritt zurück. „Und was ist mit Sephalica? Wieso nennt sie dich Prinz?“ „Sephalica begleitet mich... Prinz?“ Langsam ließ Shadow Cats Schultern los und starrte an ihr vorbei auf die Kellertüre. „Prinz...“ Wortlos schritt der Dämon an der jungen Frau vorbei und diese wich erschrocken zurück, als seine Augen sich plötzlich preußischblau färbten. „Shadow... Shadow, wo willst du hin?“, fragte sie verunsichert, doch der Dämon hörte sie nicht. Verräter!, zischte er in Gedanken, obwohl er wusste, dass Sephalica ihn nicht hören konnte. Dunkle Schatten woben sich um ihn und die Türe- und mit ihr der magische Schild- zerbarst in tausend Stücke, als er die Türe berührte. Die Schlangenfrau zuckte zusammen, als der Schild zerbrach, und sie wandte sich um, um Shadows hasserfüllten Blick zu begegnen. Ängstlich trat Sephalica zurück und hob beschwörend die Hände. „Shadow, was ist los?“, fragte sie verunsichert und trat noch einige Schritte zurück. Was auch immer im Keller geschehen war, es verlief nicht nach Plan. „Wer bin ich?“, fragte der Dämon und packte Sephalica am Arm. „Du Verräter weißt, wer ich bin und hast er mir verheimlicht.“ „Ich... Wovon redest du? Wieso sollte ich dir etwas verheimlichen?“ „Das habe ich mich auch gefragt. Wer schickt dich?“ Shadow zig die Schlangenfrau näher an sich heran und hatte die Augen zu zornigen Schlitzen verengt. Sephalica schwieg und versuchte, sich Shadows Griff zu entwinden, doch der Schattenwächter hielt sie mit eiserner Faust fest. „Prinz, also? Ich bin ein Prinz? Meine Familie, nach der ich schon so lange suche, ist also eine Herrscherfamilie und befindet sich nicht auf der Erde?“ Shadow schnaubte, sein Griff wurde stärker und Sephalica wimmerte leise. Cat, die die ganze Szene erschrocken mitverfolgt hatte, löste sich aus ihrer Starre und trat zu Shadow. „Shadow, hör auf, du tust ihr weh“, sagte sie leise und legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch der Dämon blieb unbeeindruckt. „Wer auch immer dich schickt, will das Orakel wieder vereint sehen, doch weißt du was? Nicht mit mir!“ Der Schattenwächter ließ Sephalica los, sie stolperte und fiel zu Boden. Shadow hob eine Hand und legte sie flach auf die Wand. Ein schwarzes Loch entstand unter seinen Fingern und breitete sich so weit auf, bis es die Größe eines Tors erreicht hatte. Dann drehte sich der Dämon um, fasste Cat am Handgelenk und stieß sie noch ehe sie protestieren konnte, durch das schwarze Tor. Kurz drehte er sich noch einmal zu Sephalica um, die ihn schockiert anstarrte, bevor er ebenfalls durch das Tor trat. „Du hast versagt“, klang die geisterhafte Stimme des Dämons durch den Keller, bevor das Tor verschwand und Sephalica allein zurückblieb. Hosted by Animexx e.V. 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