Engelszorn und Dämonenliebe von Pokerface (Keine Homage an unsere ehemalige Fanart-Admin!xD) ================================================================================ Prolog: Vermeindlicher Frieden ------------------------------ Erschöpft lag Allan in ihrem Bett und schlief. Ihr Geliebter saß auf einem thronähnlichen Sessel und betrachtete sie. Nachdenklich nippte er an seinem Wein, als er ein Geräusch von der Türe hörte. Sachte wurde sie geöffnet und eine Frau mit langem, schwarzem Haar trat ein. Sie trug ein weites, hellgrünes Kleid und ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen, doch als sie das Gesicht ihres Gegenübers sah, verblasste es und ließ Sorgenfalten auf ihrer Stirn erscheinen. Sie trat vor ihn, verbeugte sich und sagte: „Mein K-…", wurde aber von einer Handbewegung des Schwarzhaarigen unterbrochen. „Du hast es nicht nötig, dich vor mir zu verbeugen und mich mit meinem Titel anzusprechen und das weisst du.“, sagte er und wies auf den ihm gegenüberliegenden Stuhl, „setz dich, Rina.“ Die dunkelhäutige Dämonin ließ sich langsam auf dem Sessel nieder und forschte im Gesicht ihres Freundes. Es spiegelte Trauer und Gram wider, doch da war noch etwas… Der Raum war ruhig, Allans Atem allein durchbrach die Stille. Allans Atem allein… „Was ist passiert, Iblis? Wo sind die Kinder?“ Iblis sah von seinem Kelch auf und sein Blick drückte solche Qual aus, dass Rina es gleich wieder bereute, gefragt zu haben.„Sie sind nicht mehr hier. Morgenstern befahl Edgar, sie nach „Oben“ zu bringen“, sagte er nach einer Weile und seufzte schwer. Fassungslos starrte sie den Dämonenkönig an „Was?! A- aber… Wieso?“ „Meine Tochter ist ein Lichtwesen, das Dämonenblut hat sich nicht durchgesetzt. Und mein Sohn…“ Iblis stand auf und ging zum Fenster. Leise folgte Rina ihm und sie spürte schon jetzt, wie ihr das Herz schwerer wurde; Seit dem Tod seiner Schwester hatte sie ihn nicht so aufgewühlt gesehen. „Das Orakel verlangt ihn… Die Schatten sprachen und sagten, er sei ihr Erbe, haben ihn zum Diener des Orakels gemacht, den Kronprinzen Chrashans. Es war meine und Morgensterns Aufgabe, die Himmlischen auszulöschen, doch wir haben versagt und müssen mit unserer Hoffnung, unseren Kindern, bezahlen.“ Rina spürte, wie sich ein Klumpen in ihrem Magen bildete und sie schluckte schwer. Welche Tragödie war nun im Kommen? War ihrem Freund denn kein Frieden gegönnt? „Die Kinder werden nicht sicher sein. Das Orakel ist allgegenwärtig.“ „Allan weiß das, aber sie tut, was jede Mutter tun würde: Sie versucht, ihre Kinder zu schützen. Und ich auch. Es mag ziemlich verzweifelt wirken, aber in der nicht-magischen Welt sind sie in jedem Fall sicherer als hier, wo Magie ständig gewirkt wird. So werden sie nicht erfahrenen, wer sie sind und dieses Unwissen kann ihnen helfen, verborgen zu bleiben. Ein vorherbestimmtes Leben zu führen, ist eine Grausamkeit, die ich meinen Kindern nicht antun will.“ Er seufzte erneut. „Sie ist eine sehr naive Göttin, meine Morgenstern, und es steckt noch soviel Mensch in ihr…“ „Und doch ist unsere Königin eine weise und gerechte Herrscherin“, warf die junge Dämonin ein. „Ja… ihre menschliche Seite macht sie zu einer besseren Regentin, als ich es je sein werde“ „Nein, mein Kö—“ Iblis brachte sie mit einer Geste zum Schweigen. „Lass es, Rina. Als Prinz hast du mich nie mit soviel Hochachtung behandelt, dass ich die Stelle meines Vater eingenommen habe, heißt noch lange nicht, dass ich ebenso geeignet dafür bin.“ Er betrachtete Allan und ihr Anblick vermochte, die Sorgenfalten um seinen Mund durch ein zärtliches Lächeln verblassen zu lassen. Ihr Gesicht war noch bleich und man sah ihr die Strapazen der Geburt deutlich an. „Die Prophezeiung hat sich nicht erfüllt. Die Himmlischen regieren noch immer.“ Er machte eine Pause, bevor er fort fuhr, so als wolle er seinen Worten mehr Nachdruck geben. „Wir werden gegen das Himmelsgewölbe ziehen, um das Orakel eine Weile von den Kindern abzulenken. Weder ich noch Morgenstern geben sie freiwillig her.“ Besorgnis spiegelte sich in seinem Gesicht wider und Rina wusste, dass nicht die Sorge um den bevorstehenden Krieg an ihm nagte. Es gab nur eine Möglichkeit, wie sie ihm helfen konnte. „Iblis, ich werde hinauf gehen und über sie wachen.“ Iblis sah sie ernst an. „Rina, du musst das nicht wegen der Treue gegenüber deinem König tun.“ „Ich mache das nicht für den König, ich mache das für dich! Iblis…“ Sie legte ihre Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Sie wusste, wie verzweifelt er war, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, denn sie spürte das Beben seines Körpers. „Iblis, ich werde gehen. Du hast mich damals, als meine Familie ausgelöscht wurde, am finstersten Ort in meiner finstersten Stunde gefunden und eine Kerze angezündet und nun ist es an mir, genau dasselbe zu tun. Du weißt über meine Fähigkeiten Bescheid. Mir wird nichts passie...“ Erschrocken wich sie zurück, als sie bemerkte, wie dreist sie gewesen war. Wieso sollte der König sich um sie Sorgen? Beschämt senkte sie den Blick. „Verzeih, mein König“, wisperte sie, doch Iblis zog sie wieder zu sich und streichelte ihr sanft den Rücken. „Du bist eine wundervolle Freundin, Rina… Vielen Dank.“ Rina sah auf und blickte ihn traurig an. Ich liebe dich… Beflügelt von seiner sanften Berührung, fühlte sie sich dazu geneigt, die Worte laut auszusprechen, mit denen sie schon so lange kämpfte. Doch ihr Blick fiel auf die schlafende Allan und obwohl ihre Augen geschlossen waren, glaubte Rina ihren stechenden Blick zu spüren, fühlte sich ertappt bei einem Verbrechen, welches sie gar nicht begangen hatte. „Ich komme sooft wie möglich hinunter, um euch von den Kindern zu erzählen“, sagte sie und die Tatsache, dass da, wo sie liebte, keine Gegenliebe war, ließ Ihre Stimme kalt klingen und trieb die Bitterkeit wie Galle in ihr empor. Iblis, mit seinem eigenen Problem zu beschäftigt, merkte nicht, was in seiner Freundin vorging. Sie löste sich von ihm, verbeugte sich und spreizte die ledernen Flügel, doch Iblis umfing ihr Gesicht mit beiden Händen, zog sie wieder zu sich und küsste sie sanft und kurz auf den Mund. Der Kuss war nicht mehr als eine Geste der tiefen Freundschaft, die die beiden verband, doch die junge Dämonin erbebte unter der flüchtigen Berührung seiner Lippen. „Ich bin die zu großem Dank verpflichtet, Rina, Herrin der Pflanzen“, wisperte er, ihr Gesicht noch in den Händen haltend, und sah ihr in die Augen. Die Sorgen der vergangenen Stunden hatten das stets leidenschaftlich leuchtende kobaltblau verblassen und ein mattes eisblau erscheinen lassen. Rina nickte stumm, verneigte sich erneut und verließ das Zimmer. Iblis betrachtete noch eine Weile lang Allan, bevor er sich wieder seinem Wein widmete. Er drehte den Kelch in den Händen und dachte über die Zukunft nach. Sein Reich würde erneut in den Krieg ziehen, doch er wollte ihn soweit wie möglich hinauszögern. Ein leises Gefühl in ihm sagte, dass die Kinder seine letzte Hoffnung auf Frieden waren. Der letzte Hoffnungschimmer, der in der ewigen Nacht schwach sein Licht verbreitete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)