東京幻想 von abgemeldet (Tokyo Illusions (Kapitel 1 - 8 korrigiert)) ================================================================================ Kapitel 39: "Du bist doof" -------------------------- Für die nächsten Stunden arbeiteten sie mehr oder weniger konzentriert und Naomi schaffte es sogar, zumindest zeitweise ihre Sorgen zu vergessen. Zwischendurch jedoch nahm sie ihr Handy und versuchte, ihre beste Freundin zu erreichen, war aber alles andere als erfolgreich. Irgendwann verabschiedete sich Tatsuya von ihnen, da er sich noch ein wenig um seine Familie kümmern wollte, kurz darauf ging auch Hideo, um nicht zu spät zu seinem Nebenjob zu kommen. "Ach, geh doch einfach aussterben!" Irritiert sahen Yûichi und Kôji auf, als die Studentin lauthals fluchend ihr Handy gegen die Wand neben der Tür schleuderte, das in Einzelteilen auf dem Boden landete. Markus, der eben in genau diesem Moment den Raum betrat, um die Gitarristin wie zuvor angekündigt abzuholen und den das Mobiltelefon nur knapp verfehlt hatte, blieb wie angewurzelt stehen. "Du musst mich ja sehr hassen", stellte er trocken fest. Die junge Musikstudentin sah ihn verwirrt an. "Wie kommst du denn jetzt bitte auf den Blödsinn?" "Und was sollte dann dieser Anschlag?" Naomi verstand im ersten Moment gar nicht, wovon er sprach, bis sie seinem Blick auf den Boden zu den kläglichen Überresten ihres Handys folgte. Vor Verlegenheit wurden ihre Wangen leicht rot. "Ach das…", murmelte sie leise. "Das galt nicht dir." "Heißt das, ich bin außer Lebensgefahr?", fragte er nun leicht amüsiert und kam endgültig herein. Er ging neben Naomi in die Hocke. "Wer hat dich denn geärgert?" Die Pinkhaarige brummte nur missmutig etwas vor sich hin, das er nicht verstand und somit auch nicht als Antwort werten konnte. "Sie hat ihre Tage", entgegnete Kôji grinsend, dann sah er den Schwarzhaarigen fragend an. "Wer bist du überhaupt?", wollte er wissen. "Markus Jansen", stellte sich der Regisseur vor. "Ich werde mit euch ein paar Videos drehen." "Ah…", meinte der Gitarrist. "Kageyama Kôji, Gitarrist von (R)Evolution… zu dumm, dass Hide und Tatsu jetzt schon weg sind…" Er nickte Markus zu. "Hast du Luca immer noch nicht erreichen können?", erkundigte sich Yûichi bei seiner Kollegin. Er wusste, dass die Studentin seit Tagen weder etwas von ihrer besten Freundin gesehen noch gehört hatte. Das war mitunter ein Grund dafür, dass Naomi oft bis spät in die Nacht arbeitete, und Yûichi leistete ihr des öfteren Gesellschaft, manchmal auch Kôji, damit sie nicht so einsam war. Er konnte sich vorstellen, dass es nicht gerade einfach für sie war – erst die ständigen Streitereien mit Kirito… und nun war auch ihre beste Freundin und Mitbewohnerin wie vom Erdboden verschluckt. Genauso wie Kirito und Kohta vor einiger Zeit, als sie auf Tour waren und der Sänger vergessen hatte, sie darüber in Kenntnis zu setzen. "Ah… deswegen hast du so schlechte Laune", murmelte Kôji. "Jetzt verstehe ich." Er verzog das Gesicht. "Natürlich habe ich sie noch nicht erreicht", grollte die Gitarristin, wobei sich ihr Gesichtsausdruck verfinsterte. "Würde ich mich sonst so aufregen? Eher nicht." Dies konnten weder Markus – der keine Ahnung hatte, wer Luca war, und auch nicht so wirklich wusste, worum es gerade genau ging – noch Yûichi oder Kôji abstreiten, daher sagten sie lieber nichts dazu, um zu verhindern, dass sie ihren Ärger womöglich noch an ihnen ausließ. Die Musikerin seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die pink gefärbten Haare mit den schwarzen Strähnchen, dann stand sie auf, um ihr Handy einzusammeln bzw. das, was noch davon übrig war. "Könnte schwierig werden, das reparieren zu lassen", grummelte sie, als sie die zerbrochenen Plastikteile betrachtete. "Und als Garantie-Fall zählt das sicher auch nicht." Da hatte sie mal wieder ganze Arbeit geleistet. Nun hatte sie überhaupt keine Möglichkeit mehr, Luca oder ihren Freund zu erreichen. Und umgekehrt natürlich auch nicht. Markus trat vorsichtig zu ihr heran. "Ich sehe schon, du machst immer noch keine halben Sachen", meinte er stirnrunzelnd. Dann stieß er sie leicht mit dem Ellbogen an und fischte die Sim-Karte aus dem kleinen Trümmerhäufchen in ihren Händen. "Wir können dir morgen ein neues Handy besorgen, vielleicht hat die Karte ja überlebt", versuchte er sie aufzumuntern. "Ich kann das auch allein, danke!", giftete sie ihn an. Yûichi hatte irgendwie das Gefühl, fehl am Platz zu sein, auch wenn er nicht so recht wusste, warum. Er warf Kôji einen bedeutungsvollen Blick zu und die beiden standen auf. "Wir werden euch dann mal nicht weiter stören", wandte er sich an Naomi. "Aber ihr stört doch nicht", entgegnete sie verwundert. Der Gitarrist lachte. "Wenn du schlechte Laune hast, geht man dir besser aus dem Weg", meinte er grinsend und zupfte an einer ihrer Haarsträhnen. Der Sänger umarmte die Studentin. "Deswegen sollten wir jetzt lieber gehen", sagte er. "Wenn du hier explodierst, ist es besser, wenn wir das nicht miterleben. Und wir wollten uns auch nicht unbedingt als potentielle Opfer zur Verfügung stellen." Kôji nickte zustimmend. "Wir sehen uns morgen, Schwester." Damit verabschiedeten sie sich von den beiden und gingen. "Nette Jungs", murmelte Markus, als sie allein waren. "Ist der Sänger dein neuer Freund?" Sie knuffte ihn in die Seite. "Ist er nicht… jedenfalls nicht so. Und bevor du fragst: Kôji auch nicht." "Aber jemand anderes?" "Was interessiert dich das überhaupt?" Naomi funkelte ihn böse an, dann verstaute sie die Überreste ihres Handys in ihrer Tasche, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. "Ihr Männer seid doch eh alle gleich!" Nachdem er ein paar Sekunden lang irritiert auf den leeren Türrahmen gestarrt hatte, lief er ihr schnell nach. "Das ist doch überhaupt nicht wahr!", protestierte er. "Ach nein?" Sie sah ihn auffordernd an, als er sie eingeholt hatte. "Und warum habt ihr dann alle die Angewohnheit, auf die eine oder andere Art einfach zu verschwinden?" Sie beschleunigte ihre Schritte und rannte nun fast aus dem Gebäude heraus. Als sie schon beinahe die Straße erreicht hatte, hielt Markus sie am Arm fest und zwang sie so, endlich stehen zu bleiben. Sie wollte sich von ihm losreißen, aber er blieb hartnäckig und umarmte sie einfach. "Was ist überhaupt passiert?", wollte er von ihr wissen. Naomi antwortete nicht, sondern lehnte sich an ihn und fing an zu schniefen. Bestürzt drückte er sie an sich. "Hey… nicht weinen, Süße…", murmelte er leise. Dann legte er ihr beide Hände auf die Schultern und schob sie ein Stück von sich weg, damit er sie ansehen konnte. "Soll ich dich nach Hause fahren?" Die Studentin hob nur lustlos die Schultern und wich seinem Blick aus. Es war ihr unangenehm, dass er sie weinen sah. Markus war ratlos. So kannte er die junge Frau überhaupt nicht. Anscheinend hatte ihr jemand sehr wehgetan… er vermutlich auch, aber mit Sicherheit nicht er alleine. Vor sechs Jahren hätte er noch gewusst, wen er um Rat fragen sollte, aber hier waren keine Sina, keine Rebecca und auch kein Christian oder Michael, die ihm nun hätten helfen können. Er kramte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, das er ihr reichte. Dankbar nahm sie es an und wischte sich damit die Tränen von den Wangen. Da Naomi keinerlei Anstalten machte, irgendwohin zu gehen oder überhaupt irgendetwas zu tun, nahm er kurzentschlossen ihre Hand und zog sie zu seinem Auto, wo er sie auf den Beifahrersitz verfrachtete und schließlich selbst einstieg. Die Pinkhaarige sah ihn verwirrt an, als er losfuhr. "Wo willst du mit mir hin?", fragte sie leicht verschnupft. "Zu mir." "Warum?" Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. "Du hast dich nicht geäußert, wo du hin willst, also habe ich das einfach entschieden. Wenn du lieber nach Hause möchtest, dann sag mir das. Aber ich konnte dich ja nicht einfach da draußen stehen lassen, Dummerchen." "Nenn mich nicht so", protestierte sie leise, sagte aber sonst nichts. Sie fand es zwar etwas merkwürdig, mit zu ihm zu fahren, aber sie kannten sich schließlich schon sehr lange, außerdem war ihr im Moment so ziemlich alles lieber als allein zu sein. Da Luca ja ohnehin verschollen war und auch Kirito sich nicht meldete… Irgendwie war sie sogar froh, dass Markus sich um sie kümmerte, obwohl sie sich so lange nicht gesehen hatten. Der Schwarzhaarige schürzte die Lippen, verzichtete jedoch lieber darauf, sie nun auszufragen. Er glaubte ohnehin nicht daran, dass sie ihm jetzt etwas erzählen würde. Es war besser, wenn er wartete, bis sie sich zumindest ein wenig beruhigt hatte. Als er schließlich anhielt, schien es ihr allerdings immer noch nicht wirklich besser zu gehen. Zwar hatte sie längst aufgehört zu schniefen, doch dafür starrte sie jetzt teilnahmslos aus dem Fenster. Auch als er ausstieg, um den Wagen herum ging und die Beifahrertür öffnete, reagierte sie nicht. Markus fuhr sich seufzend mit beiden Händen durch die kurzen schwarzen Haare, dann ging er in die Hocke und berührte leicht ihren Arm. Diese Geste riss sie endlich aus ihren düsteren Gedanken. Sie zuckte erschrocken zusammen und holte reflexartig aus, doch bevor ihre Hand seine Wange erreichte, packte er ihr Handgelenk. Naomi blinzelte verwirrt. "Was… wer…", stammelte sie, dann fiel ihr Blick auf seine Hand. Entsetzt sah sie ihn an. "Tut mir Leid…" "Schon in Ordnung", erwiderte er. Bevor sie noch etwas sagen oder tun konnte, ließ er sie los und hob sie dann einfach aus dem Wagen. Mit dem Fuß trat er die Beifahrertür zu und schloss das Auto per Fernbedienung ab. "Ich kann auch alleine laufen", fiepte die Studentin. Doch Markus dachte gar nicht daran, sie herunter zu lassen, sondern trug sie bis zu seinem Appartement. Erst vor der Tür setzte er sie ab, damit er aufschließen konnte. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie in sein Wohnzimmer. "Willst du was trinken?", fragte er, nachdem sie es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte. Sie sah ihn ausdruckslos an. "Ich muss morgen zur Uni…" Der Schwarzhaarige schmunzelte und sah auf die Uhr. Es war noch relativ früh am Abend und er hatte auch nicht vorgehabt, sie abzufüllen. Wortlos verschwand er in der Küche und kam nach einer Weile mit zwei Gläsern, einer großen Flasche Cola und einer Flasche Jack Daniel's zurück, die er vor ihr auf den Tisch stellte. Naomi zog eine Augenbraue hoch, nahm jedoch widerspruchslos das Glas entgegen, nachdem er ihr eingeschenkt hatte. Markus setzte sich neben sie, schenkte sich selbst etwas ein, dann stieß er mit ihr an. "Sag mal…", begann er vorsichtig, nachdem beide einen recht kräftigen Schluck getrunken hatten. "Was ist eigentlich mit dir los? So deprimiert kenne ich dich überhaupt nicht." Die Musikstudentin nippte nachdenklich an ihrem Glas. Lange Zeit schien es, als würde sie nicht antworten. Nach einer Weile jedoch setzte sie ihr Glas auf dem Wohnzimmertisch ab und verbarg ihr Gesicht in den Händen, wobei sie die Ellbogen auf ihren Knien abstützte. "Alles doof…", murmelte sie düster. Er verzog das Gesicht und nahm sie in den Arm. Er war überrascht, als sie sich bei ihm anlehnte – er hatte eher damit gerechnet, dass sie ihn von sich stoßen würde. "Was ist doof?", fragte er leise. "Alles…", grummelte sie. "Du bist doof… Luca ist doof… und überhaupt alles…" Er setzte sich ein wenig anders hin und lehnte sich zurück, so dass Naomi mehr oder weniger auf seinem Oberkörper lag. Sacht strich er mit seinen Fingern durch ihre Haare. "Willst du nicht mit mir darüber reden?" Die Gitarristin zuckte nur leicht mit den Schultern. "Weißt du… es ist schon ein bisschen komisch, nachdem wir uns so lange nicht gesehen haben…", brummte sie. "Ich weiß…", entgegnete er seufzend, "fünf Jahre sind eine lange Zeit." "Sechs…" Sie rutschte ein wenig tiefer, um bequemer zu liegen. Markus lachte leise. "Somit wäre geklärt, warum du mich doof findest. Und was ist mit Luca? Wer ist das überhaupt?" Naomi grummelte ein wenig vor sich hin. "Luca ist seit ungefähr zwei Jahren meine beste Freundin… und praktisch meine Ersatzfamilie… seit… seit…" In diesem Moment begann sie wieder zu schniefen. Stockend erzählte sie ihm von Luca, die als einzige nach dem tödlichen Unfall ihrer Eltern und ihres Bruders für sie da gewesen war, da ihr damaliger Freund Ken keinerlei Verständnis für ihre Situation gezeigt und sie schließlich im Stich gelassen hatte. Außerdem von Darren und zu guter Letzt von Kirito. Der Schwarzhaarige hörte ihr die ganze Zeit über schweigend zu, während er Naomi im Arm hielt und ihr beruhigend über den Rücken strich. Nun konnte er auch verstehen, warum sie sich heute so merkwürdig verhalten hatte. "Und Luca ist seit ein paar Tagen wie vom Erdboden verschluckt", schloss die junge Gitarristin. "Du bist damals einfach gegangen, Hiroshi war dumm, Darren hat mich betrogen, Kenn hatte keinerlei Verständnis, Kirito war zwischenzeitlich auch verschollen und jetzt meldet er sich auch nicht… wahrscheinlich ist er sauer, weil ich wegen meiner Arbeit grad nicht mit ihm Urlaub machen kann und wir das erst mal verschieben mussten. Warum lassen mich immer alle alleine?" Sie wischte sich mit dem Ärmel die Tränen von den Wangen. Ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu. Er wollte sie trösten, irgendwie dafür sorgen, dass es ihr besser ging, aber ihm fiel im Moment nichts ein, was er tun könnte. Er streckte eine Hand aus und strich ihr eine Strähne aus der Stirn. In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Naomi stand auf und verschwand im Bad, nachdem er ihr gesagt hatte, wo es war. Markus fluchte leise und ging zur Tür um zu öffnen. Als sie wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, packte er gerade diverse kleine Kartons und Schachteln aus einer Tüte auf den Tisch. "Was ist das?", fragte sie leise und ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen. Er sah sie leicht schmunzelnd an. "Ich habe mir vorhin einfach die Freiheit genommen, uns etwas zu essen zu bestellen", antwortete er. "Du siehst aus, als hättest du seit Tagen nichts mehr gegessen." Er zupfte an ihrem Shirt. "Wenn du so weitermachst, fällst du mir noch vom Fleisch." Unwillig schob sie seine Hand weg, brachte aber immerhin ein halbherziges schiefes Lächeln zustande. "Danke", murmelte sie, als er ihr ein Päckchen mit Nudeln und Stäbchen reichte. "Ach, ist schon okay", grinste er. "Ich kann dich ja nicht verhungern lassen… und so teuer ist der Lieferservice auch nicht." Sie stieß ihm den Ellbogen in die Seite. "Das meinte ich ja auch gar nicht", brummte sie. "Eher… dass du mir zugehört hast…" Sie schluckte und holte tief Luft, um nicht schon wieder in Tränen auszubrechen. "Ich weiß", erwiderte der Schwarzhaarige leise, zog sie zu sich heran und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Das ist doch selbstverständlich." Dann deutete er auf die Nudeln. "Und jetzt solltest du erst mal etwas essen, du bestehst ja wirklich fast nur noch aus Haut und Knochen." Naomi schnaubte entrüstet, ließ sich aber nicht erneut auffordern, sondern machte sich mit für ihre derzeitige Verfassung erstaunlich großem Appetit über das Essen her. Als sie fertig waren, tranken sie noch etwas und unterhielten sich über alles Mögliche. Nachdem sie sich sechs Jahre nicht gesehen hatten, gab es natürlich so einiges, was sie sich zu erzählen hatten. Schließlich sah Markus auf die Uhr. Sie hatten gar nicht mitbekommen, wie spät es mittlerweile geworden war. "Du musst langsam ins Bett", meinte er mit einem breiten Grinsen. "Schließlich hast du nachher Vorlesungen." Die Studentin rümpfte die Nase. Irgendwie war ihr nicht wohl bei dem Gedanken daran, allein nach Hause zu gehen und in eine leere Wohnung zu kommen. Vor allem nach dem, was mittags vorgefallen war… "Ich würde dich ja nach Hause fahren…" "Kommt überhaupt nicht in Frage", fiel sie ihm ins Wort. "Du fährst gar nirgendwo hin, du hast Alkohol getrunken!" Markus verzog amüsiert das Gesicht. "Dann wirst du wohl hier schlafen müssen." Als sie ihn lediglich missbilligend ansah, konnte er sich ein Lachen kaum verkneifen. "Keine Sorge, ich werde dir schon nichts tun. Aber ich lasse dich auch nicht nachts allein nach Hause gehen." "Ich kann auch Taxi fahren", brummte sie mürrisch. "Oder Kirito anrufen und ihn fragen, ob er mich fährt." Markus zog eine Augenbraue hoch. "Das mit dem Anruf kannst du vergessen, solange dein Handy kaputt ist. Du könntest theoretisch meins benutzen, aber das bringt dir ohne Nummer auch nicht viel." Sie seufzte. "Dann halt Taxi." Doch der Schwarzhaarige schüttelte bestimmt den Kopf. "Mir ist es lieber, wenn du hier bleibst", meinte er mit Nachdruck. "Dann kann ich wenigstens ruhig schlafen und muss mir keine Sorgen machen, dass dir etwas passiert sein könnte." Er stand auf und hielt ihr eine Hand hin. Als sie nicht reagierte seufzte er, dann hob er sie vom Sofa hoch und trug sie bis zum Schlafzimmer. "Lass mich runter!", fiepte sie und versuchte, sich aus seinen Armen zu winden, hatte allerdings keinen Erfolg, da er logischerweise kräftiger war als sie. "Wenn du nicht brav bist", grummelte er, "wirst du heute Nacht in der Dusche schlafen." Naomi schob schmollend die Unterlippe vor, gab ihren Widerstand aber auf. Sie wusste genau, dass er seine Drohung wahr machen würde. Und wie sie ihn kannte, würde er zu allem Überfluss auch noch das Wasser anstellen. "So ist es schon besser", grinste Markus und ließ sie auf das Bett fallen. Dann schaltete er das Licht an, ging zum Kleiderschrank und holte ein Shirt heraus, das er zu ihr herüber warf. Sie sah ihn ungläubig an, als er begann sich auszuziehen. Sie wandte ihm den Rücken zu, dann schlüpfte sie schnell aus ihren Sachen und in sein Shirt, bevor sie unter die Bettdecke kroch. Diese Situation war so ungewohnt und gleichzeitig doch so vertraut, dass es ihr fast Angst machte. Die Studentin drehte sich auf die Seite und schob ihren Arm unter den Kopf, als Markus sich in Boxershorts zu ihr legte. "Wann musst du aufstehen?", fragte er leise. "Um neun fängt die Vorlesung an… also spätestens um sieben, würde ich sagen." Der Regisseur stellte den Wecker, dann rutschte er dicht zu ihr heran und legte einen Arm um sie. "Schlaf gut, Liebes", murmelte er. "Ich pass auf dich auf." "Nenn mich nicht so", erwiderte sie schläfrig. Markus grinste nur. Als er dachte, dass sie längst eingeschlafen war, drückte er sie an sich und strich ihr mit der freien Hand ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Ich hab dich echt vermisst", flüsterte er so leise, dass es fast nicht zu hören war. "Ich habe dich in den letzten sechs Jahren nicht eine Sekunde vergessen." Dann schloss er die Augen, nicht ahnend, dass Naomi ihn sehr wohl gehört hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)