東京幻想 von abgemeldet (Tokyo Illusions (Kapitel 1 - 8 korrigiert)) ================================================================================ Kapitel 38: Noch ein unerwartetes Wiedersehen --------------------------------------------- Mit einem tiefen Seufzer warf Naomi ihr Handy auf den Sessel und ließ sich auf das Sofa fallen, nachdem sie das Appartement betreten hatte. Schon seit vier Tagen versuchte sie, Luca irgendwie ausfindig zu machen. Diese hatte sich im Studio genauso wenig blicken lassen wie in der Uni. Wenn sie nicht bald mal wieder auftauchte, konnte sie sowohl ihr Studium als auch ihren Job vergessen. Die Gitarristin hatte bereits alles versucht, was ihr einfiel. Sie hatte sich bei Rikuo nach der Blonden erkundigt, doch der hatte ihr auch nicht sagen können, wo Luca war. Daisuke war mit seiner Band gerade auf Tour und somit vermutlich auch nicht schlauer. In der Uni wusste auch niemand etwas. Nachdem sie alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft hatte, war sie schließlich dazu übergegangen, bei sämtlichen Krankenhäusern anzurufen, für den Fall, dass ihre Freundin einen Unfall gehabt haben könnte – doch Luca blieb unauffindbar. Als das Telefon klingelte, zuckte sie erschrocken zusammen und nahm es schnell vom Sessel. Ein kurzer Blick auf das Display verriet ihr, dass es Rikuo war. Doch statt der erhofften Information über den Verbleib ihrer Freundin teilte er ihr lediglich mit, dass zwar die Dreharbeiten für den Film 'Lust for Blood' temporär eingestellt wurden, sie jedoch mit den anderen von (R)Evolution die Arbeit für den Soundtrack trotzdem fortführen sollte. Einen Grund nannte er ihr nicht. Die Pinkhaarige rollte sich auf der Couch zusammen und dachte nach. Die einzige für sie plausible Erklärung für die Drehpause waren vermehrte Ausfälle. Also war Luca anscheinend nicht die einzige, die durch Abwesenheit glänzte. Aber das bedeutete, dass Kirito mehr oder weniger frei hatte. Und somit auch Kohta. Ruckartig setzte sie sich auf. Wieso hatte sie nicht gleich daran gedacht? Kohta wusste sicher, wo Luca war! Schließlich war sie seine Freundin. Doch auch der Bassist war nicht zu erreichen. Sie versuchte es bei seinem Bruder, hatte jedoch ebenfalls nur die Mailbox am Apparat. Irritiert starrte sie ihr Handy an. Was um alles in der Welt war nur los? Warum hatten auf einmal alle Leute ihre Handys abgeschaltet? War das jetzt ein neuer Trend? Sie sah auf die Uhr und knirschte grimmig mit den Zähnen. Leider reichte die Zeit nicht, um jetzt noch bei Kirito oder Kohta zu Hause vorbeizuschauen. Also würde sie das auf später verschieben müssen. Fluchend packte sie alles, was sie für notwendig hielt – Schlüssel, Taschentücher, Handy – in ihre Handtasche und verließ eilig ihre Wohnung. Etwa fünfzehn Minuten später stand Kirito vor dem Haus und klingelte vergeblich. Er hatte bereits mehrfach versucht, Naomi anzurufen, doch jedes Mal hatte er nur das Besetztzeichen zu hören bekommen. Und vor ungefähr einer halben Stunde hatte schließlich sein Akku den Geist aufgegeben. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er mal wieder vergessen hatte, dieses dumme Ding aufzuladen. Nun konnte er sie nicht anrufen. Und zu Hause war sie auch nicht. Verärgert wandte er sich um und ging wieder. Allerdings war er nicht auf sie wütend, sondern mehr auf sich selbst. Bei ihrer letzten Unterhaltung vor ein paar Tagen hatte er ihr zwar gesagt, dass es ihm nichts ausmachte, den Urlaub noch zu verschieben – doch nur, weil er nicht hatte zugeben wollen, dass es ihn doch ein wenig verletzt hatte. Natürlich wusste er, dass es nicht ihre Schuld war. Und er glaubte ihr auch, dass es ihr ehrlich Leid tat. Eigentlich hatte er sich bei ihr entschuldigen wollen, dass er ihr die letzten Tage aus dem Weg gegangen war. Und nun war sie nicht zu erreichen. Seufzend fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare. Er würde es halt später noch mal versuchen müssen. Vermutlich war sie im Studio und arbeitete. Das war sogar sehr wahrscheinlich. Wenn er nach Hause kam, würde er ihr eine Nachricht zukommen lassen, dass er sie abends abholen wollte, um mit ihr essen zu gehen. Dazu würde sie auf gar keinen Fall nein sagen. Naomi verdrehte genervt die Augen, als die Ampel mal wieder direkt vor ihrer Nase auf Rot umsprang. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wippte ungeduldig mit dem rechten Fuß, während sie darauf wartete, dass sie endlich die Straße überqueren konnte. "Na, Süße… möchtest du dir etwas Taschengeld dazuverdienen?" Die pinkhaarige Studentin zog eine Augenbraue hoch, fühlte sich jedoch nicht angesprochen, daher reagierte sie nicht weiter darauf. Als dann die Ampel grün wurde und sie über die Straße gehen wollte, hielt sie jemand am Arm fest und zog sie zurück. "50.000 Yen dürften wohl genug sein." Die junge Frau blinzelte. Augenscheinlich war doch sie gemeint gewesen. Sie wandte sich so gut es ging um und sah einen verhältnismäßig großen und kräftigen Japaner von mindestens vierzig. Er trug einen dunkelgrauen Anzug und wirkte recht gepflegt, dennoch war er ihr auf Anhieb unsympathisch. "Was um alles in der Welt wollen Sie von mir?!" Der Kerl sah sie kurz abschätzend an. "Du willst doch bestimmt dein Taschengeld aufbessern." "Was fällt Ihnen eigentlich ein?! Sehe ich etwa so aus, als hätte ich das nötig? Lassen Sie mich gefälligst los!" Sie versuchte, seinen Griff um ihren Arm zu lockern, schaffte es jedoch nicht. Verzweifelt überlegte sie, ob sie um Hilfe rufen sollte, hielt es allerdings für recht unwahrscheinlich, dass sich irgendjemand darum kümmern würde. Schließlich war sie ja nur eine Gaijin. Und selbst wenn das keine Rolle spielte, ging das ja eigentlich niemanden etwas an. "Willst du den Preis etwa noch in die Höhe treiben? 50.000 Yen sind doch wirklich mehr als angemessen", entgegnete der Japaner, als er sie weiter hinter sich her zog. 'Was mach ich jetzt nur?', dachte Naomi panisch. Sie konnte doch nicht einfach mit einem Wildfremden in irgendein Love Hotel oder wo auch immer hingehen! Sie musste doch ins Studio! Außerdem… so etwas würde sie niemals tun! "Ich will nicht!", quietschte sie, als sie ihre Fingernägel tief in seine Hand grub, damit er sie endlich losließ. Allerdings erreichte sie damit nur, dass er seinen Griff um ihren Arm festigte und sie umso energischer mitzog. Naomi stolperte hinter ihm her und bemühte sich, nicht hinzufallen. "Was zum Teufel machst du da?!", erklang nun eine recht tiefe Männerstimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam und den Fremden dazu veranlasste, abrupt stehen zu bleiben, wodurch sie beinahe doch noch gestürzt wäre. Die Studentin hob den Kopf und sah einen großen schwarzhaarigen Europäer auf sie zugehen, der eine finstere Miene aufgesetzt hatte. Er trat auf die junge Gitarristin zu und löste die Hand, mit der dieser widerliche Typ sie die ganze Zeit festgehalten hatte, daraufhin packte er den Kerl am Kragen. Verwirrt und auch erleichtert blinzelte sie den Dunkelhaarigen an, der sie dicht zu sich heranzog und schützend einen Arm um sie legte. "Was denkst du dir eigentlich dabei, meine Verlobte zu entführen? Wo wolltest du mit ihr hingehen?" Er machte eine drohende Geste, nachdem er den Kragen des Widerlings losgelassen hatte, woraufhin der Typ stotternd zurückwich. "Diese Frau ist für Geld nicht zu haben! Wenn ich noch einmal sehe, dass du dich in ihre Nähe wagst, wird das ein übles Nachspiel haben!" Das schien dem aufdringlichen Kerl zu viel zu sein, denn plötzlich hatte er es furchtbar eilig, von dort weg zu kommen. Kaum hatte er sich weit genug entfernt, ließ der Schwarzhaarige die Studentin los, die mittlerweile angefangen hatte zu zittern, dann wandte er sich besorgt zu ihr um. "Sind Sie in Ordnung? Hat dieser Mistkerl Ihnen wehgetan?" "Danke, es geht mir gut", erwiderte sie leise, wobei sie ihn nicht einmal ansah. Wie sollte es ihr in einer solchen Situation schon gehen? Wenigstens hatte er sie aufgrund ihrer Haarfarbe nicht wieder erkannt. Und sie hoffte, dass es dabei blieb. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal mehr, wer sie überhaupt war. Er blinzelte irritiert und musterte sie dann genauer. "Naomi?", fragte er ungläubig. "Bist du es wirklich?" 'Zu früh gefreut', dachte sie grimmig, als er sie in den Arm nahm und fest an sich drückte. "Dass ich dich noch mal wieder sehen darf!", murmelte er leise. "Ja, ja…", brummte die Pinkhaarige unwillig, dann schob sie ihn von sich weg. "Feier deine Wiedersehens-Party von mir aus allein weiter, ich habe jetzt keine Zeit dafür!" Sie drehte sich auf dem Absatz um und wollte gehen, doch er hielt sie zurück. "Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?", fragte er offensichtlich enttäuscht. "Immerhin ist es jetzt fünf Jahre her." "Sechs", erwiderte sie mürrisch, dann seufzte sie und sah auf die Uhr. "Hör mal, Markus… Ich bin dir ja ehrlich dankbar für deine Hilfe, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit. Ich bin sowieso schon spät dran und du weißt genau, wie sehr ich Unpünktlichkeit hasse!" "Dann werde ich dich begleiten", beschloss er kurzerhand, "bevor noch so ein Typ auf die Idee kommt, dich einfach mitnehmen zu wollen." Er grinste sie frech an und wuschelte durch ihre Haare. "Seit wann sind die eigentlich so bunt?", wollte er wissen. "Im ersten Moment hatte ich dich gar nicht wieder erkannt." "Schon seit einem Monat", antwortete sie, als sie sich auf den Weg in Richtung Studio machten. "Wie kommt es eigentlich, dass du hier in Tokyo bist? Was machst du hier?" "Arbeiten." Er legte lässig einen Arm um ihre Schultern. "Und du?" "Studieren." Sie verstaute ihre Hände in den Hosentaschen, ließ seinen Arm aber wider Erwarten dort, wo er war. "Musik, Kunst oder Philosophie?" Naomi verdrehte seufzend die Augen. "Musik." "Und was machst du sonst? Bist du allein hier?" "Ich wohne hier mit meiner besten Freundin zusammen, die bei mir auf der Uni Design studiert und meine Outfits entwirft. Ihr habe ich es auch zu verdanken, dass ich jetzt Gitarristin in einer Rock-Band bin, weil sie den Manager kennt." Sie war nicht sicher, warum er sich überhaupt dafür interessierte. "Gitarristin, huh…" Markus schien beeindruckt. "Deswegen also das Knallbonbon auf deinem Kopf", grinste er. "Das ist Kôjis Schuld", grummelte sie und verzog das Gesicht. "Er meinte, ich müsste meinen Look dem der Band anpassen." "Aber dafür sind deine Grimassen immer noch so süß wie früher." Er drückte sie kurz an sich und lachte, als sie ihm den Ellbogen in die Seite stieß. "Und ich wusste nicht, dass du so böse gucken kannst", entgegnete die Studentin. "Selbst ich hab fast Angst vor dir bekommen." "Wenn ich vorher gewusst hätte, dass du das bist, dann hätte bloß dieser Spinner richtig Angst vor mir haben müssen", erwiderte Markus grimmig. "Aber ich kann es generell nicht leiden, wenn Frauen zu etwas gezwungen werden. Und es war mehr als offensichtlich, dass du nicht freiwillig mit ihm gegangen bist, so wie du dich gewehrt hast." Endlich hatten sie den Eingang zum Studio erreicht. Naomi blieb stehen und drehte sich zu dem Schwarzhaarigen um. "So… da wären wir. Danke für deine Hilfe. Vielleicht sehen wir uns ja noch mal." Doch statt sich von ihr zu verabschieden und zu gehen, nahm er ihre Hand und zog sie in das Gebäude hinein. "Das werden wir ganz bestimmt, hier muss ich nämlich auch hin." "Was?", fragte sie irritiert. "Was machst du denn hier?" Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu. "Arbeiten, das sagte ich doch bereits." Sie gingen bis zum Aufzug und blieben dort stehen. Nachdem er auf den Knopf gedrückt hatte, lehnte er sich mit verschränkten Armen und breit grinsend gegen die Wand. "Wie heißt deine Band eigentlich?" "Warum willst du das wissen?" "Damit ich weiß, wo ich nach dir suchen muss." "Nao!", hörten sie jemanden vom Gang aus rufen. Die Studentin seufzte. "Das ist unser Sänger", erklärte sie. "Also dann… man sieht sich." Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging Yûichi entgegen. "Ich hol dich nachher ab!", rief Markus ihr nach, doch sie reagierte nicht darauf. Er legte die Stirn in Falten und betrat dann den Aufzug, der in diesem Moment ankam. Er fragte sich, warum sie sich ihm gegenüber so abweisend verhielt. War sie vielleicht sauer auf ihn? Naomi lief auf Yûichi zu. "Hi, Yun-chan!", grüßte sie ihn fröhlich. "Tut mir Leid… mir ist auf dem Weg hierher etwas dazwischengekommen, ansonsten wäre ich schon viel früher hier gewesen." "Hab ich gesehen", erwiderte der Sänger schmunzelnd. "Die anderen sind auch noch nicht da. Deswegen musst du dir jetzt keine Sorgen machen." Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Wer war das?" "Huh?" Sie blinzelte ihn irritiert an, dann sah sie zurück zum Aufzug, wo nun niemand mehr war. "Ach der…", brummte sie genervt. "Nicht so wichtig." "Dein neuer Freund?", wollte er von ihr wissen, als sie gemeinsam in einen freien Raum gingen. Da sie noch auf die anderen warten mussten, wollten sie schon mal allein mit der Arbeit an den Songs für den Soundtrack anfangen. "Nein", entgegnete sie in einem drohenden Tonfall, der nur allzu deutlich machte, dass er nicht mal im Traum daran denken sollte. "Also bist du immer noch mit der Diva zusammen", fuhr er fort. "Nao… er hat sich seit Tagen nicht bei dir gemeldet… das bringt doch nichts… wenn er nicht versteht, dass du zu arbeiten hast und ihr deswegen euren Urlaub verschieben müsst, dann ist er es nicht wert…" "Diese Unterhaltung bringt erst recht nichts", gab sie murrend zurück. "Und du solltest wissen, dass ich mir deswegen nicht gleich einen neuen Freund suche, nur weil wir uns ein paar Tage mal nicht sehen." Sie verzog das Gesicht. "Aber ich würde schon ganz gern noch mal mit ihm drüber reden", seufzte sie. "Was gibt es da noch großartig zu bereden?", fragte der Sänger. "Wenn er sich gleich anstellt, weil du nicht springst, wenn er pfeift, dann solltest du dir wirklich einen anderen suchen." "Er stellt sich nicht an und er erwartet nicht, dass ich springe…" Seufzend fuhr sie sich mit einer Hand durch die Haare. "Und selbst, wenn er sich drüber ärgert, kann ich das schon irgendwie verstehen… schließlich wusste ich schon seit zwei Monaten, dass er mit mir nach Hawaii fliegen will." Yûichi zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts weiter dazu. Es brachte nichts, sie davon überzeugen zu wollen, dass sie wirklich besser dran war, wenn sie Kirito verließ. Sie hatte ohnehin immer nur Ärger mit ihm… auch wenn sie das anders sah. "Wo hast du eigentlich deine Gitarre?", fragte er nun, sorgsam das Thema wechselnd, weil er ehrlich gesagt auch keine Lust hatte, sich mit der Musikstudentin zu streiten, nur weil er ihren Freund nicht mochte. Naomi sah sich um. "Gute Frage… ich glaube, sie ist noch oben." Sie schnitt eine Grimasse und lief aus dem Raum. "Ich hol sie schnell, du kannst ja ruhig schon mal anfangen!" Doch die Suche nach ihrer Gitarre stellte sich als schwieriger heraus als sie zunächst gedacht hatte. In dem Raum, den sie am Vortag genutzt hatten, war sie jedenfalls nicht. Auf dem Gang fragte sie einen der Tontechniker, die ihr entgegen kamen, doch der konnte ihr auch nicht weiterhelfen. Schließlich begab sie sich zu Rikuos Büro, um ihn zu fragen, weil ihr nichts anderes mehr einfiel. Sie klopfte vorsichtig und betrat dann nach einem nicht unhöflichen, aber auch nicht allzu freundlichen 'Herein' den Raum. "Sakurai-san?" Sie stellte fest, dass ihr Manager nicht allein war. Ausgerechnet Markus saß vor seinem Schreibtisch. Die junge Frau schaffte es nur mit Mühe, einen genervten Seufzer zu unterdrücken. "Haben Sie vielleicht meine Gitarre gesehen?" Der dunkelhaarige Japaner nickte. "Sie ist gleich nebenan." Naomi bedankte sich höflich bei ihm und wollte wieder gheen. "Warte noch einen Moment", bat Rikuo und winkte sie zu sich heran. Sie sah ihn fragend an, trat dann jedoch neben seinen Schreibtisch. Markus suchte ihren Blick, was sie allerdings ignorierte. "Das ist Markus Jansen. Er wird mit euch die ersten zwei oder drei Videos drehen, eventuell auch ein paar mehr", erklärte der Manager. "Und das ist die Leadgitarristin unserer Newcomer-Band (R)Evolution, Naomi Crescent." "Aha", erwiderten Markus und Naomi gleichzeitig, woraufhin sie ihm einen kurzen giftigen Blick zuwarf und er sie frech angrinste. "Somit wäre meine Frage von vorhin endlich geklärt", meinte sie mit hochgezogener Augenbraue. "Genau wie meine", gab er schmunzelnd zurück. "Da ihr beiden euch bereits zu kennen scheint, kann ich mir weitere Erklärungen sparen." Rikuo sah Naomi fragend an. "Sind die anderen schon da?" "Bisher nur Yûichi, wir warten noch darauf, dass die anderen hier ankommen." Der Manager nickte. "Also, dann wäre wohl für heute erst mal alles geklärt", wandte er sich an Markus, dann standen beide auf. "Naomi, wärst du bitte so freundlich, Jansen-san nach unten zu begleiten?" 'Muss das sein?', dachte die Pinkhaarige genervt, ließ es sich jedoch nicht anmerken, sondern nickte bloß. Markus und Rikuo verabschiedeten sich voneinander und der Manager entließ sie aus seinem Büro. "Komm, Schatz", meinte Markus grinsend zu der jungen Musikerin, als er die Tür hinter sich schloss. "Lass uns erst deine Gitarre holen und dann würde ich gern deinen Sänger kennen lernen." "Nenn mich nicht so", fuhr sie ihn an, als sie in den Nebenraum ging, um dort ihr Instrument zu holen. "Und er ist nicht mein Sänger!" Er lachte. "Du hast dich in den letzten Jahren kaum verändert", stellte er fest. Er legte Naomi einen Arm um die Schultern, aber sie lief so schnell in Richtung Treppenhaus, dass er sie wieder losließ. "Wirklich… fast genau die gleiche Nao, die ich damals kennen gelernt habe." "Und du bist noch genauso eine Nervensäge wie früher", gab sie zurück. "Geh einfach aussterben!" Markus folgte ihr nach unten und bis in den Raum, wo Yûichi auf sie wartete. "Warum hat das so lange gedauert?", fragte Yû, doch als er sich zu ihr umwandte, fiel sein Blick auf den Schwarzhaarigen, der an der Tür stehen geblieben war. "Ah", grinste er. "Ich verstehe." Schnell ging er in Deckung, bevor sie die Möglichkeit hatte, irgendetwas Hartes nach ihm zu werfen. "Gar nichts verstehst du", brummte sie mürrisch. "Ich habe Nao nicht aufgehalten", entgegnete Markus amüsiert. "Sie musste nur nach ihrer Gitarre suchen, die Sakurai-san vor ihr versteckt hatte." Naomi sah ihn funkelnd an. "Yun-chan, das ist Markus Jansen, der mit uns die ersten paar Promotion Videos drehen wird…", stellte sie dem Sänger ihren nervigen Ex-Freund vor. "Und das ist unser Sänger und Bandleader Shinoda Yûichi. Vorstellung beendet. Markus, du kannst gehen." Markus schüttelte den Kopf. "Freundlich wie immer, meine Süße." "Du sollst mich nicht so nennen!", zischte sie. "Und wenn du so freundlich wärst, jetzt zu gehen – wir müssen arbeiten!" Sie setzte sich auf einen Stuhl und klimperte auf ihrer Gitarre herum, um herauszufinden, ob die eine oder andere Saite neu gestimmt werden musste. Yûichi sah verwirrt von Naomi zu Markus und wieder zurück. Dass sie sich dem Regisseur gegenüber so benahm, hatte bestimmt einen Grund, aber er war nicht sicher, ob er sie danach fragen sollte. Markus hatte den Eindruck, dass es wirklich besser war, wenn er jetzt ging, bevor sich ihre Laune noch weiter verschlechterte. "Ich geh dann mal", meinte er schmunzelnd. "Ich hol dich dann später ab." Er verabschiedete sich von den beiden Musikern und verließ den Raum. Naomi seufzte genervt, als sie ihm nachsah. Er hatte sich absolut nicht verändert, auch wenn er erwachsen geworden war. An sich wollte sie gar nicht so unfreundlich zu ihm sein, aber nachdem er sie damals einfach allein gelassen hatte, ärgerte sie sich maßlos darüber, dass er sich ihr gegenüber so verhielt, als wären die vergangenen sechs Jahre überhaupt nicht vorhanden. Yûichi verzichtete darauf, sie zu fragen, was sie beschäftigte, da er davon ausging, dass sie lieber nicht darüber reden wollte. Zum Glück mussten sie nicht lange darauf warten, bis ihre Kollegen ihnen Gesellschaft leisteten. Kôji wuschelte zur Begrüßung durch Naomis Haare, woraufhin sie lediglich irgendetwas vor sich hin brummte. Der Rothaarige legte die Stirn in Falten. "Ist der Monat mal wieder um?" Die Gitarristin funkelte ihn an. "Noch ein Wort…" "Hey, Leute", mischte sich Yûichi ein. "Jetzt beruhigt euch und lasst uns lieber an die Arbeit gehen. Sonst werden wir nie fertig." Tatsuya nickte zustimmend und auch Hideo war erleichtert, dass es nicht zu einem Streit zwischen den beiden Gitarristen kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)