東京幻想 von abgemeldet (Tokyo Illusions (Kapitel 1 - 8 korrigiert)) ================================================================================ Kapitel 12: Tischtennis und Heimfahrt ------------------------------------- Naomi und Luca unterhielten sich gerade angeregt mit Kirito und erzählten ihm einige Dinge, die sie bisher so erlebt hatten, als Dai und Kohta kurz nacheinander den Raum betraten und zu dem Tisch gingen, an dem das Trio saß. Luca lachte lauthals los, als der Sänger ihnen dafür erzählte, wie Kohta einmal auf der Straße eingeschlafen war. "Ne, jetzt im Ernst?", quietschte Naomi vergnügt. Luca saß da und hörte gespannt zu. Kirito nickte. "Nicht nur das... er hat auch..." "Wenn ich will, dass meine Geschichten erzählt werden, dann kann ich das auch ganz gut alleine", brummte Kohta, als er hinter seinem Bruder stehen blieb. Der Sänger drehte sich zu ihm um. "Ist doch egal... ist ja nicht so, als hättest du das nicht selbst schon in irgendwelchen Interviews verraten." Der Bassist verdrehte die Augen und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Er sah Luca vorsichtig an. Diese fing Kohtas Blick herausfordernd auf und hob eine Augenbraue. "Was ist?", fragte sie ruhig. Kohta zuckte kaum merklich zusammen. "Nichts...", murmelte er. Sie schaute ihn mit noch immer hochgezogener Augenbraue an. "Dann ist ja gut." Die Dunkelhaarige hatte ein schlechtes Gewissen. Sie war nicht sicher, wie viel Kohta von ihrem Gespräch mit Naomi gehört hatte. Plötzlich japste sie glücklich auf. "Essen!" Die Bedienung brachte ihnen das Essen und breitete es auf dem rechteckigen Tisch aus. Vor jeden stellte sie ein leeres Schälchen, eine Schale mit Suppe, Stäbchen und anderes Geschirr. Die Designstudentin wartete, bis die Kellnerin ihnen allen je eine Tasse Tee eingeschenkt hatte und wegging, bevor sie freudig in die Hände klatschte und "itadakimasu" japste. "Itadakimasu", kam es als Echo von den anderen. Naomi machte sich sofort über das Essen her, als wäre sie total ausgehungert und hätte seit Tagen nichts mehr gegessen. Dann zuckte sie zusammen, sah sich kurz um und ließ ihre Schale beschämt vor sich auf dem Tisch stehen, bevor sie nach einer kurzen Weile weiteraß, diesmal um einiges langsamer als zuvor. Luca ließ sich die Schalen der drei Musiker reichen, bevor sie sich selbst auflegte, und füllte sie mit Reis. "Ich sterbe vor Hunger", erklärte sie grinsend und packte Reis in ihre Schale. Kohta kicherte leise. "Ich glaube, diese Aussage trifft viel eher auf eine ganz bestimmte andere Person zu!" "Gomen", murmelte die Musikstudentin leise und senkte den Kopf. Die drei Männer sahen sie amüsiert an und grinsten. "Naomi-chan hat eigentlich super Manieren... nur vergisst sie die schnell, wenn sie Hunger hat", lachte Luca und schenkte ihrer Freundin Tee nach. Naomi nickte, leicht errötend, dann bedankte sie sich bei der Dunkelhaarigen. Luca nahm als erstes einen Schluck von ihrer Misosuppe und begann dann, sich Kleinigkeiten von den Tellern zu nehmen. Man hätte meinen können, sie hätte die japanischen Tischmanieren mit der Muttermilch aufgesogen. Alles schien perfekt. Die Art, wie sie die Stäbchen hielt und in welche Richtung, wie sie das benutzte Geschirr ablegte, so dass es genau dort stand, wo es vorher gewesen war und so weiter. Selbst die kleine Kellnerin schaute ihr kurz lächelnd zu. Nachdem sie ihre Schale geleert hatte, nahm sie ihre Misosuppe, trank sie aus und begann, den Inhalt mit den Stäbchen in ihren Mund zu führen. Als Naomi fertig war, legte sie ihre Stäbchen anständig ab und lehnte sich zufrieden zurück. "Das tat gut", seufzte sie. Kohta schmunzelte. "Ich hab noch nie erlebt, dass es so unterhaltsam war, jemandem beim Essen zuzusehen", lachte er. Luca legte ihre Stäbchen links von ihrer Schale ab und schaute den Bassisten verwirrt an. "Wieso das?" Kohta zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht… ich hab mich bei so etwas jedenfalls noch nie so amüsiert." Naomi sah die Musiker verlegen an. "Tut mir ja Leid..." Nachdem alle aufgegessen hatten und satt auf ihren Sitzkissen saßen, klatschte Luca die Hände zusammen und fiepte "Gochisosama deshita~", was ihr von den anderen prompt auf die gleiche Art beantwortet wurde. "Und was machen wir jetzt?", wollte Naomi wissen. "Schlafen gehen? Onsen?", fragte Luca grinsend. Die Musikstudentin lachte. "Haben wir das nicht schon hinter uns?" "Aber normalerweise läuft es so ab", erklärte Dai. "Schlafen, Onsen, Essen, Tischtennis, Onsen, Essen, Tischtennis, Onsen, Trinken." Luca grinste breit. "Jaaahaaa... Tischtennis..." "Tischtennis!", quietschte Naomi begeistert. "Na, das ist doch mal eine Idee!" "Ja, ne?!", meinte Dai und grinste den beiden Frauen zu. "Spielen wir im Team?", fragte er. "Ich schnappe mir Luca." Kohta, Kirito und Naomi sahen ihn stirnrunzelnd an. Die Dunkelhaarige legte den Kopf zurück. "Kohta kann dann auch noch ein Team mit mir bilden und wir spielen zusammen, okay? Spiele ich halt in beiden Teams und wenn es Dai/Luca gegen Kohta/Luca geht, spielen die Jungs alleine." Kirito seufzte. "Egal. Hauptsache ihr entscheidet euch irgendwie." "Ich habe nichts dagegen", meinte der Rothaarige. "Dann bleiben als drittes Team Naomi und Kirito, oder?" Naomi blinzelte und der Sänger nickte nur. "Einverstanden", meinte er schließlich, stand auf und nahm Naomi am Handgelenk, zog sie hoch und schob sie dann aus dem Raum. Kohta sah die anderen irritiert an, nickte dann aber. Da jetzt ohnehin alles entschieden war, konnte er auch mitmachen. Er wollte nicht derjenige sein, der den anderen den Tag verdarb. Abgesehen davon hatte ja auch Naomi immer noch Geburtstag. Als Dai hinter Kirito und Naomi herlief, fing die Dunkelhaarige den Bassisten vor dem Essenssaal ab. "Kohta...?", fragte sie leise und spielte mit dem Ärmel ihres Yukatas. "Ist was mit dir?" Der Blonde sah sie merkwürdig an. "Du hasst mich doch wieder... und was war das eigentlich vorhin für ein Blödsinn? Das mit dem Image?" Sie wollte gerade loslachen und sagen, dass sie ihn nicht hasste, zuckte jedoch zusammen als er das mit dem Image erwähnte. Schuldbewusst senkte sie den Blick. "Du hast alles... gehört?", fragte sie vorsichtig, ohne aufzusehen. Kohta zog eine Augenbraue hoch. "Nicht alles... aber das meiste... meinst du nicht auch, dass das völliger Quatsch ist?" Sie fuhr sich verlegen durch die Haare. "Hmm... aber..." "Wieso aber?", unterbrach Kohta die junge Frau. "Ich würde sagen, dass Naomi Recht hat." Vorsichtig blickte sie hoch, um zu sehen, ob der Blonde irgendwie sauer schien, und biss sich leicht auf die Lippe. Er seufzte. "Wenn du mich nicht magst, dann sag mir das einfach. Das könnte ich verstehen. Aber so?" Sie riss erschrocken die Augen auf. "Ich mag dich aber...", fauchte sie ihn fast an. "Und wo genau liegt dann das Problem?", wollte er von ihr wissen und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Ich weiß nicht...", antwortete sie langsam. "Vielleicht, dass ich es selbst suche?" Sie lächelte verlegen. Der Bassist nahm das Mädchen und drückte sie an sich. "Lass es doch einfach sein, ja? Das würde uns beiden eine Menge Stress ersparen." Vorsichtig legte sie den Kopf gegen seine Brust und machte ein zustimmendes Geräusch. "Gehen wir dann mal so langsam? Die anderen warten." Die Studentin nickte. "Ja." Kohta küsste sie leicht auf die Stirn und legte ihr einen Arm um die Schultern, dann gingen sie den anderen nach. Das Mädchen blieb kurz stehen und packte Kohta am Arm. "Warte mal..." Der Bassist sah sie fragend an. "Was denn?" Sie ging langsam auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Lippen. "Jetzt können wir." Kohta blinzelte sie kurz an, dann nahm er sie noch einmal in den Arm und gab ihr einen weiteren Kuss. "Nani?", fragte sie verwirrt und sah zu ihm hoch. "Ich hab dich echt gern, weißt du das?", murmelte er. "Nee, weiß ich nicht", sagte sie grinsend, "aber danke für die Information." Der Bassist schmunzelte. "Jetzt weißt du es ja." Luca nickte und schnappte sich seine Hand. "Lass uns gehen... nicht, dass die sonst was denken." Er kicherte leise. "Sollen sie doch." "Baka", gab sie lachend zurück und zog ihn hinter sich her. Naomi sah die beiden amüsiert an, als sie endlich ankamen. "Na, hat es Spaß gemacht?", fragte sie ihre Freundin auf Deutsch. Sie zwinkerte ihr zu, zog die Mundwinkel leicht nach oben und schob den Unterkiefer vor. Luca grinste breit und nickte eifrig. "Und wie...", kicherte sie. Die Brünette lachte. "Na dann... was sagt denn dein Verehrer dazu?" "Kohta?", fragte Luca verwirrt. "Der hat da nix zu sagen." "Der andere." Luca legte die Stirn in Falten. "Dai?" "Anwesend!", erklang es von hinter der Tischtennisplatte. Luca und Naomi prusteten vor Lachen. "Genau der...", antwortete die Musikstudentin schließlich. "Ähm..." Luca ließ Kohtas Hand los. "Soll ich ihm das etwa sagen?", fragte sie ihre Freundin. Naomi zog eine Augenbraue hoch. "Klar... sonst wäre das ihm gegenüber ziemlich unfair, findest du nicht? Er würde sich nur unnötig Hoffnungen machen, willst du das?" "Nein, natürlich nicht... aber wieso sollte er sich Hoffnungen machen?" Sie verzog das Gesicht. "Ich meine, wir haben ja nix... na, du weißt schon..." "Ihr habt vielleicht nicht, aber er hätte gern... darum geht es..." "Nein... ich meine, wir haben nie über so was geredet... und so... deswegen denke ich nicht, dass er... du weißt schon..." Naomi schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. "Merkst du es nicht, oder willst du es einfach nur nicht merken? Sein Verhalten sagt es doch mehr als deutlich!" Luca schaute ihre Freundin irritiert an. "Was für ein Verhalten... er benimmt sich doch normal..." "Vergiss es." Die Musikstudentin nahm sich einen Tischtennisschläger und ging zu Kirito, da sie ja mit ihm in einem Team spielte. "Aber..." Die Dunkelhaarige stand verwirrt da und starrte ihrer Freundin mit halb offenem Mund nach. "Versuch einfach mal, ein bisschen darauf zu achten, vielleicht merkst du es ja dann", meinte Naomi noch immer auf Deutsch zu Luca, schließlich mussten die anderen jetzt nicht unbedingt wissen, worüber sie sprachen. "Und wenn du mir nicht glaubst, dann frag doch einen der Brüder, die können das bestätigen." "Wenn, dann frage ich ihn selbst... bäh." Sie streckte Naomi die Zunge raus. Die Musikstudentin verdrehte seufzend die Augen. "Denkst du, er gibt es zu?" "Ja!" Dann schaute Luca auf den Boden. "Ich hoffe es jedenfalls." Die brünette Studentin wusste nicht, warum, eigentlich wollte sie das gar nicht, aber sie fing plötzlich an zu lachen. "Tut mir Leid...", meinte sie kichernd. "Aber manchmal bist du so herrlich naiv, dass es schon gar nicht mehr wahr ist..." "Denkst du, dass er es mir nicht sagen wird?", fragte Luca gereizt. "Ich weiß es nicht, vielleicht traut er sich nicht." "Das werden wir ja sehen." Die Dunkelhaarige schnappte sich einen Schläger und trat an den Tisch. "Mit wem soll ich spielen?!" "Mit mir!", ereiferten sich Kohta und Dai gleichzeitig, dann tauschten sie einen giftigen Blick aus. Luca drehte sich um und starrte die beiden an. "Sagt mal, was ist bloß mit euch beiden los? Am Sonntag wart ihr doch noch ein Herz und eine Seele." Ihre Freundin warf ihr einen Blick zu, der ganz eindeutig 'Siehst du' sagte. Sie sah Naomi giftig an. "Kann ich euch beide mal sprechen?", fragte sie die Musiker grummelnd. Der rothaarige Gitarrist blinzelte sie fassungslos an. "Reden?", fragte er vorsichtig. "Von mir aus", antwortete der Bassist nicht minder verwirrt. "Gut." Sie drehte sich zu ihrer Freundin um. "Ihr könnt euch ja auch ohne uns unterhalten, nicht wahr?!" Naomi machte eine vage Geste mit der Hand. "Geht ruhig, klärt das... und kommt dann aber bitte lebend zurück, ja?" "Ich werde garantiert lebend zurückkommen", erklärte Luca auf Deutsch. "Bei den beiden kann ich es leider nicht garantieren." "Solltest du besser", entgegnete Naomi stirnrunzelnd. "Die werden ja schließlich noch von ihren Bands gebraucht – und zwar beide." Die Designstudentin verließ den kleinen Raum und machte sich auf den Weg in ihr gemeinsames Zimmer, in der Hoffnung, dass die beiden ihr folgen würden. Dai schaute ihr verwirrt nach, wandte seinen Blick zu Kohta und folgte ihr. Der blonde Bassist blinzelte irritiert, warf Naomi einen fragenden Blick zu und ging den beiden dann nach. Luca schob den Fusuma zur Seite und ließ ihn offen. Sie setzte sich auf eines der Kissen und wartete auf die beiden Musiker. Nach einer kurzen Zeit betrat der Gitarrist ebenfalls das Zimmer und setzte sich links von ihr im Schneidersitz hin. Direkt darauf war auch der Bassist da und schloss die Fusuma hinter sich, bevor er sich neben den Rothaarigen setzte – und dabei einen gewissen Sicherheitsabstand einhielt. Die Dunkelhaarige ließ den Blick von einem zum anderen gleiten. "Was ist mit euch los?", fragte sie die beiden. "Keine Ausflüchte, ich will die Wahrheit. Ich hasse Lügen." Kohta spielte mit seinen Fingern. "Du weißt doch, dass ich dich mag...", begann er langsam, "und... der da..." Er deutete auf Dai. "Er ist wohl eifersüchtig." Der Gitarrist warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Luca schüttelte verwirrt den Kopf und schaute den Rothaarigen an. "Das ist aber kein Grund, dass ihr euch beide wie Kinder benehmt, die ein Spielzeug nicht teilen dürfen." Sie überlegte kurz. "Nicht, dass ich eines wäre, aber ich hoffe, ihr versteht." Der Rothaarige grummelte kurz vor sich hin. Der Bassist sah sie ernst an. "So lange ich weiß, wo ich stehe, habe ich kein Problem damit. Für mich bist du ganz bestimmt kein Spielzeug, aber das habe ich dir ja bereits gesagt." "Du weißt genau, wo du stehst", antwortete sie ruhig, "oder etwa nicht?" Er nickte. "Ich bin aber auch nicht auf irgendwas eifersüchtig." Kohta seufzte und hob die Hände. "Wie auch immer das ausgeht, ich werde mich benehmen." "Gut." Sie lächelte ihm lieb zu. "Lässt du mich kurz mit Dai alleine?" Sie schaute den Rothaarigen wieder an. "Wir kommen gleich nach." Der Bassist blinzelte sie kurz verwirrt an, dann sah er Dai an und stand auf. Nachdem er das gemeinsame Zimmer verlassen hatte, setzte sich Luca vor den Rothaarigen. Er schien sich sichtlich verlegen und unwohl zu fühlen. "Daisuke...", begann sie langsam, "wir sind doch Freunde, oder?" Der Gitarrist nickte. "Ich denke schon." Sie lächelte ihn sanft an. "Ich belüge meine Freunde nicht", sprach sie weiter, "und das verlange ich auch von ihnen." Er stutzte. "Ich habe dich nicht belogen." Luca strich sich über die Haare, rutschte zu dem Gitarristen rüber und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. "Das habe ich auch nicht behauptet. Ich wollte es nur klargestellt haben." Er schaute sie verwirrt an. Irgendwas an ihr machte ihn verrückt. "Warum..." Er starrte an die gegenüberliegende Wand. "Du hast dich in ihn verliebt, oder?" Luca spielte verlegen mit dem Ärmel ihres Yukata. Gerade als sie den Mund öffnete, wurde sie von dem Rothaarigen unterbrochen. "Du bist für mich ein Rätsel. Warum denke ich andauernd an dich... mache mir Sorgen... warte?" Sie schaute ihn mit großen Augen an. "Dai..." "Ich meine es ernst", sagte er entschlossen. "Ich verstehe es nicht... ich verstehe mich selbst nicht..." Der Gitarrist streckte die Beine aus und lehnte sich ebenfalls an die Wand. "Schon merkwürdig, oder?" Er lächelte gequält. "Die Gefühle eines Menschen. Wie kann man sich in jemanden verlieben, der dieses Gefühl nicht erwidert?!" Luca lehnte sich an seine Schulter. "Keiner hat behauptet, dass das Leben und vor allem die Liebe einfach sind." Sie nahm seine Hand in ihre. "Dai, ich mag dich wirklich sehr...", begann sie und spielte nervös mit seinen Fingern. "Ich mag dich als Freund. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal zu dir sagen würde, weil..." "... weil du mich gehasst hast", beendete er den Satz für sie. Sie nickte. "Nicht wirklich gehasst, aber ich mochte dich nicht." "Weil du mich nicht gekannt hast." Sie nickte abermals, dann nahm sie seine Hand und legte ihre Handfläche gegen seine, um sie zu vergleichen. "Aber ich würde dich ungern als Freund verlieren. Ich meine Kohtas wegen." Der Rothaarige lehnte seinen Kopf an ihren und schaute ihr zu, wie sie noch immer mit seiner Hand spielte. "Als ob ich dich so einer Kleinigkeit wegen aufgeben würde." Sie lächelte verlegen. "Ich hoffe nur, dass es keine Kleinigkeit bleiben wird." "Wenn es Probleme geben sollte... oder er dich schlecht behandelt, kommst du einfach zu mir und ich werde das regeln, okay?" Die Dunkelhaarige schmiegte sich an ihn und reichte dem Gitarristen den kleinen Finger. "Versprochen?" Dai hakte seinen bei ihr ein. "Versprochen!" Kirito setzte sich seufzend hin und sah Naomi an. "Meinst du, dass das Streit gibt?" Die junge Frau zuckte ahnungslos mit den Schultern. "Ich weiß nicht... es kommt ganz auf die beiden an, würde ich sagen. Wenn die sich jetzt anständig benehmen, geht das. Luca ist da eigentlich recht vernünftig." Der Sänger nickte. "Und was machen wir so lange?" "Gute Frage." Die Studentin setzte sich neben den Blonden und lehnte sich zurück. "Jun sagte, ihr studiert hier?", wollte Kirito von ihr wissen. Sie zuckte unmerklich zusammen. "Ja... seit Anfang April." "Und was?" Naomi sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Das hat er dir nicht auch noch erzählt?", meinte sie leise. "Ich studiere Musik, Luca Design." In diesem Moment kam Kohta zurück – allein. "Was ist los?", wollte die Brünette von ihm wissen. "Habt ihr euch jetzt doch gestritten? Hat Luca Dai umgebracht und traut sich jetzt nicht mehr zurück?" Der Bassist schüttelte den Kopf. "Nein, sie wollte nur kurz mit Daisuke allein sprechen, das ist alles. Die beiden kommen gleich nach." Naomi atmete erleichtert auf. Kirito stupste sie leicht mit dem Ellbogen an. "Erzähl weiter! Wie kommt es, dass ihr hier studiert? Könnt ihr das nicht auch da, wo ihr herkommt?" Die junge Frau legte die Stirn in Falten. Vielleicht war ihm das nicht bewusst, aber die letzte Frage hatte sich fast so angehört, als würde er sie wieder loswerden wollen. "Natürlich könnten wir auch in Deutschland studieren, haben wir ja auch für zwei Jahre. Aber es war immer mein größter Traum, hier nach Japan zu kommen. Und da Luca meine beste Freundin ist, hat sie sich von mir überreden lassen, mit mir herzukommen." Sie grinste breit. "Auch wenn sie nicht immer wirklich begeistert von dieser Entscheidung ist." Der Sänger grinste ebenfalls. "Und was willst du nach deinem Studium machen? Musikerin werden?" "Das wär cool!", gab sie zurück, dann nickte sie. "Ja, klar... und Luca will dann meine Bühnenoutfits entwerfen." "Hört sich interessant an", mischte sich Kohta ein. "Was hast du dir dann so überlegt? Solokarriere oder Band?" "Was für Instrumente spielst du überhaupt?", fuhr Kirito dazwischen. "Oi!", schimpfte der Bassist. "Ich hab zuerst gefragt!" Naomi hielt abwehrend die Hände hoch. "Hey, beruhigt euch." Sie lehnte den Kopf an die Wand und seufzte. "Ich spiele Gitarre, Bass, Violine und Piano. Und ich hätte schon gern eine Band, aber dafür brauche ich erst einmal Leute… und da ich nicht wirklich viele Musiker kenne… außer euch jetzt, aber ihr habt ja schon eure Bands..." "Ich denke, da könnte sich etwas arrangieren lassen...", meinte Kirito nachdenklich. "Vorausgesetzt natürlich, du willst das wirklich machen und wir haben dann noch Kontakt. Wovon ich jetzt einfach mal ausgehe." In diesem Moment kam Luca mit dem rothaarigen Gitarristen zurück. Beide schienen gute Laune zu haben und alberten herum. "Hey, ihr", grüßten beide wie aufs Stichwort und begannen zu lachen. "Na, habt ihr jetzt endlich alles geklärt?", wollte Naomi von ihrer Freundin wissen. "Ja", meinte Daisuke. Luca knuffte ihn in die Seite. "Also spielen jetzt Kohta und ich gegen Kirito und Naomi." Sie raffte ihre Ärmel. "Okay", antwortete die Musikstudentin und stand auf. "Und, wie sieht es aus?", fragte sie Luca auf Deutsch. "Ich nehme an, ihr seid zu einem Ergebnis gekommen, bei dem sich die beiden nicht wieder ständig fast die Köpfe einschlagen werden oder so." "Klar, sonst wären wir nicht hier, Süße", grinste Luca ihr zu. "Dann ist ja gut", entgegnete Naomi. "Komm, Kirito." Der Sänger nickte und stand ebenfalls auf, dann schnappte er sich einen Schläger und stellte sich neben die Brünette. "Lasst uns anfangen", forderte sie. "Ich will gewinnen." Sie grinste breit. "Das werden wir sehen", grinste Luca zurück. "Fangt ihr an?" Kirito nickte und machte den ersten Aufschlag. Die ersten fünf Sätze waren recht schnell vorbei. Luca traf davon nur einen einzigen Ball und dabei hätte sie noch fast Kohta umgeworfen und dadurch den Ball ins Aus geschossen. Die nächsten drei dauerten ein wenig länger, da Kohta so gut wie allein spielte, bis Luca dann doch wieder mitmachen wollte und den Ball so hart traf, dass ihr der Schläger aus der Hand rutschte und auf die andere Seite der Platte flog. Naomi sprang schnell zur Seite und der Schläger verfehlte Kiritos Kopf nur um Zentimeter. Der Sänger blinzelte irritiert. "Sagt mal... wessen Idee war das noch mal mit dem Tischtennis?", wollte er wissen. "Dais", flüsterte Luca verlegen. "Gomen, Kirito." Mit hochgezogener Augenbraue wandte sich Kirito an den rothaarigen Gitarristen. "Willst du mich umbringen?", fragte er grinsend. Daisuke zuckte mit den Schultern. "Vielleicht." Er grinste fies und ging auf Luca zu. "Gib her, Kleine. Kannst dir mal ansehen, wie ein Profi spielt." Die Dunkelhaarige sah ihn verwirrt an, doch sie beschloss, diesmal nicht mitzuspielen. Kohta und Naomi würden es ihr nie verzeihen, wenn sie Kirito versehentlich umbrachte. Auf einmal zuckte Naomi schuldbewusst zusammen. "Kuso!", fluchte sie. Alle anderen drehten sich ruckartig zu ihr um. "Gomen...", meinte sie. "Mir ist nur gerade etwas eingefallen… ich hab was Wichtiges vergessen!" Schnell lief sie aus dem Raum. Verwirrt sahen Dai, Luca, Kohta und Kirito der jungen Studentin nach. "Was ist mit ihr?", fragte Kohta, dem ziemlich offensichtlich ein riesengroßes Fragezeichen auf die Stirn geschrieben stand. "Keine Ahnung", antwortete Luca. Nach etwa zehn Minuten kam Naomi erleichtert, aber nach Luft ringend zurück. "So gerade noch geschafft...", keuchte sie. "Jetzt brauch ich aber erst mal eine kurze Pause." Sie ließ sich auf eine der Bänke fallen und lehnte sich gegen die Wand. "Ähm... Süße... was war das?", fragte Luca mit hochgezogener Braue. "Mir war gerade... wieder eingefallen..." Naomi holte einmal tief Luft. "Ich hatte voll vergessen, in der Uni anzurufen..." Luca lachte. "Wir werden bald die Erlaubnis verlieren, hier zu studieren... ich seh das schon kommen." Die Musikstudentin schüttelte den Kopf. "Ich hab denen erklärt, warum wir nicht da sind... also, dass wir uns mit dem Essen den Magen verdorben haben... und dass das auch nicht wieder vorkommt... zumindest nicht so schnell..." "Es wird gar nicht mehr vorkommen", erklärte Luca. "So, wollt ihr weitermachen?!" Kirito nickte, zog Naomi von der Bank hoch und die beiden begaben sich zur Tischtennisplatte. Als das Spiel zu Ende war, stand es letztendlich 21 zu 18 für Kohta und Dai. Naomi fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. "Gutes Spiel", schnaufte sie. "Finde ich auch", grinste Luca. "Nach diesem anstrengenden Spiel hab ich Durst." Kirito zog eine Augenbraue hoch. "Du hast doch kaum gespielt…" "Aber zugeschaut", zwinkerte sie ihm zu. Der Sänger grinste. "Wenn das schon anstrengend für dich ist...", meinte er schulterzuckend und legte seinen Schläger weg. "Ich nehme an, Naomi möchte jetzt etwas essen." "Kirito..." Luca grinste ihn schelmisch an. "Willst du den Satz nicht beenden?" "Besser nicht", antwortete er und legte einen Arm um Naomis Schultern. "Lass uns essen." "Feigling", grinste die Dunkelhaarige und schaute die anderen Musiker an. Kirito machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ich schlage vor, mein Bruder testet das später", meinte er in einem amüsierten Tonfall und schob die Musikstudentin fast vor sich her. "Höh... wie..." Sie schaute verwirrt. "Ich verstehe nur Bahnhof." Sie schüttelte kurz den Kopf. "Egal, lasst uns endlich essen gehen... Ich will ja nicht, dass mir meine kleine Naomi verhungert." Kohta kicherte. "Deine? Sieht so aus, als würde mein lieber Bruder Ansprüche stellen. Du wirst sie wohl teilen müssen." "Kirito, sie ist aber nicht ganz pflegeleicht", lachte Luca. "Naomi braucht viel Auslauf und noch mehr Essen." Der Sänger blieb kurz stehen und sah Luca über seine Schulter hinweg an. "Das dürfte überhaupt kein Problem sein", zwinkerte er ihr zu. "Was...", entrüstete sich Naomi. "Ich bin doch kein Haustier!" "Dann hast du meinen Segen", kicherte Luca. "Aber wehe... ihr passiert was, dann bekommst du es mit mir zu tun!" "Mach dir deswegen keine Sorgen", meinte Kirito. "Ich pass schon auf sie auf." "Dann ist ja gut... aber wenn sie weg ist", überlegte die Dunkelhaarige traurig, "wer kümmert sich dann um mich?" "Ich hatte nicht vor, sie dir ganz wegzunehmen", versicherte der Sänger. "Ich leihe sie mir nur hin und wieder aus." "Außerdem hast du ja auch noch mich", mischte sich Kohta ein. "Meinst du nicht, dass ich mich um dich kümmern könnte?" "Neeeeee, Kirito! Ausleihen ist nicht", gab Luca zurück. "Entweder ganz oder gar nicht." Naomi sah die beiden nacheinander entsetzt an. "Ist schon mal jemand auf die Idee gekommen, mich auch nach meiner Meinung zu fragen?" Luca drehte sich zu Kohta. "Ich bin aber noch schwieriger in der Pflege als Naomi", sagte sie ernst. Der Bassist zuckte mit den Schultern. "Du bist aber mit Sicherheit einfacher als mein Bruder, von daher sehe ich da kein Problem." "Ist Kirito etwa soooooooo anstrengend?", fragte die Designstudentin mit großen Augen. "Das glaub ich nicht." Kohta grinste. "Mit ihm aufzuwachsen war ungefähr so wie die Hölle durchleben." Kirito nickte zustimmend. "Echt? Dabei sieht er so unschuldig aus." Der Sänger zog die Augenbrauen hoch. "Schon mal darüber nachgedacht, dass das Absicht ist? Zur Täuschung?" "Ich dachte, dein Pokerface wäre Absicht", erwiderte sie und sah ihn verwirrt an. "Das auch." "Oi!", beschwerte sich Naomi wieder. "Hört mir eigentlich jemand zu?" Daisuke legte einen Arm auf Lucas Schulter und stützte sich darauf ab. "Essen? Hunger!" Die Musikstudentin warf seufzend die Arme in die Luft und ging, während sie leise etwas vor sich hinmurmelte. "Das ist genau die richtige Richtung", rief der Rothaarige und folgte ihr. "Ich glaube, das mochte sie jetzt nicht wirklich", meinte Kohta vorsichtig und ging ebenfalls. Luca zuckte kurz mit den Schultern und folgte ihm. Kirito blinzelte und sah den anderen nach, bevor er ebenfalls ging. Nachdem sie alle gegessen hatten, begaben sie sich noch einmal in die Quellen, bevor sie sich auf den Heimweg machten. Als sie den Parkplatz betraten, wo noch Kiritos und Dais Autos standen, sahen sie sich an. Kohta scharrte mit dem Fuß auf dem Boden herum. Eigentlich wäre es ihm am liebsten, wenn die Mädchen bei ihnen mitfahren würden statt bei Dai. Die Dunkelhaarige stand neben Dai und schaute verlegen zu dem blonden Bassisten. Es wäre sicherlich absolut unhöflich, nicht mit Daisuke zurückzufahren. Sie drehte den Kopf und sah Naomi an. Diese blinzelte ihre Freundin an und zuckte hilflos mit den Schultern. Sie konnte ihr die Entscheidung nicht abnehmen. Würde sie auch gar nicht, wenn man davon einmal absah. Wenn sie ehrlich sein sollte, zögerte sie sowohl bei Dai als auch bei Kirito mitzufahren. "Also...", begann Luca, "waren ein paar nette Stunden." "Stunden ist gut", mischte sich Naomi breit grinsend ein. "Aber ja, wir haben uns köstlich amüsiert. Danke." Kirito schob die Unterlippe vor. "Bekommen wir nicht wenigstens einen Abschiedskuss?", fragte er schmollend. "Ähm..." Luca starrte den Sänger verwirrt an. Dieser ging zu der Dunkelhaarigen und schob sie zu seinem Bruder rüber. "Da." Es war nicht ganz sicher, ob er es tat, weil er bemerkt hatte, dass die beiden sich nicht wirklich trauten, oder um sich in gewisser Weise an dem Bassisten zu rächen. Luca kratzte sich verlegen an der Schläfe und starrte auf Kohtas Brust. Der Bassist legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf. "Und? Bekomme ich einen?" Kirito seufzte. "Muss ich euch das erst noch aufmalen, wie das geht?", fragte er murmelnd. "Kommt, ich zeig es euch." Er trat zu Naomi heran und legte ihr die Hände auf die Schultern, zog sie näher zu sich heran und legte den Kopf ein wenig schief, bevor er sich ihr näherte. Die junge Frau blinzelte ihn erschrocken an und wusste nicht, wie sie reagieren sollte, als sie plötzlich Kiritos Lippen auf ihren eigenen spürte. Nach einigen Sekunden trat der Sänger wieder zurück. "Seht ihr? So geht das." Luca blinzelte verwirrt und starrte erst Kirito und dann Naomi an. Hatte sie was verpasst? Naomi schnappte nach Luft. Sie war rot angelaufen und hatte große Ähnlichkeit mit einer reifen Tomate. Sie wollte etwas sagen, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Kirito grinste sie an. "Was denn? Bin ich so gut?" Die Brünette sah ihn noch immer entgeistert an. "Ich...", stammelte sie schließlich. "Was..." Luca drehte sich perplex zu Kohta um. "Also... ähmm..." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. "Man sieht sich." Dann machte sie sich auf den Weg zu Naomi und Dai. "Ah", fiel Kohta noch etwas ein. Er kramte nach einem Stift und einem Zettel. Dann schrieb er etwas auf, riss den Zettel durch und lief zu den beiden jungen Frauen rüber. Eine Hälfte reichte er Luca, die andere Naomi. "Ruft uns an!", meinte er verlegen grinsend, dann ging er zum Auto seines Bruders. Naomi stand mit offenem Mund da, starrte kurz auf den Zettel, den Kohta ihr gegeben hatte, und sah dann hoch zu dem wegfahrenden Wagen. "Schatz?", fragte Luca vorsichtig und stupste ihre Freundin an. "Wollen wir? Dai wartet." Die brünette Studentin sah sie an, als hätte sie sie noch nie zuvor gesehen. "Ich... er... das..." "Ein Kuss", grinste Luca und öffnete die Hintertür. "Ja... aber..." Naomi schüttelte wild den Kopf, dann gab sie sich einen Ruck und stieg ein. Luca setzte sich neben Dai, der die ganze Zeit schon grimmig gewartet hatte. "Alles okay?", fragte sie ihn. Der Gitarrist rang sich für sie ein Lächeln ab. "Klar." Er nickte. "Also, anschnallen, Mädels", erklärte der Rothaarige und fuhr los. Naomi warf seufzend die Wohnungstür hinter sich zu und schlüpfte aus ihren Zori. "Was für ein Tag...", murmelte sie und ging ins Bad um zu duschen. Luca ging ins Schlafzimmer und schaute sich zum ersten Mal den Zettel an. 'Kohta' stand darauf und eine Telefonnummer. Sie verzog leicht das Gesicht, faltete den Zettel zusammen und legte ihn in die Schublade ihres Nachtschränkchens. Sie legte den Yukata ab und zog sich neue Unterwäsche, eine knappe Hose und ein überdimensionales T-Shirt an. In Gedanken versunken schaute die Studentin aus dem Fenster und warf sich dann auf ihren Futon. Nachdem die Brünette geduscht hatte, ging sie in die Küche und machte erst einmal Tee für sich und ihre Freundin. Sie ging zum Schlafzimmer und lugte vorsichtig hinein. "Schatz? Magst du auch einen Tee?" Luca lag mit dem Bauch auf ihrem Futon und hielt sich das Kissen über den Kopf, worunter seltsame Laute zu hören waren. "Doof...", konnte man heraushören. "Wer ist doof?" "Alles doof..." Sie warf das Kissen zur Seite und richtete sich auf. "Was denkt der sich eigentlich?" Nun war Naomi irritiert. "Wer?" "Kohta", grummelte sie. "Und Kirito auch." Die Brünette verzog das Gesicht. "Ich bin nicht sicher, ob ich das wissen will", gab sie zu. "Die erlauben sich wahrscheinlich nur einen schlechten Scherz mit uns." "Eben." Luca holte die Telefonnummer des Bassisten hervor. "Deswegen werde ich sie zerreißen!" Naomi hielt ihr Handgelenk fest. "Tu das nicht!", meinte sie. "Vielleicht sollten wir erst einmal herausfinden, ob das tatsächlich ihre Nummern sind." "Ich werde doch da nicht anrufen", entrüstete sich Luca. "Ich meine, es ist die Pflicht der Männer, uns anzurufen." Sie stapfte durch das Zimmer. "Nicht unsere." "Die haben unsere Nummern aber nicht", gab Naomi zu bedenken. "Dann hätten sie ja auch fragen können." Sie ging nun hastiger. "Wo sind die guten alten Zeiten, in denen sich ein Mann noch bemüht hat?!" Die Musikstudentin ließ sich seufzend auf Lucas Futon zurückfallen. "Das frage ich mich auch manchmal...", murmelte sie. "Aber vielleicht verstehen sie ja das, was sie tun, ein bisschen als Bemühen?" Sie zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich weiß es nicht... und was machen wir jetzt?" "Nichts!" "Was soll das heißen, nichts?", erwiderte Naomi leise. "Bedeutet er dir nichts?" Luca seufzte und ließ sich neben ihre Freundin fallen. "Doch." Die Designstudentin seufzte schwer und schloss die Augen. "Trotzdem. Wieso soll ich den ersten Schritt machen?" "Hast du doch gar nicht, oder?" "So war es als ich ihn gefragt und geküsst habe... beide Male... und er? Kohta ist doof." Die brünette junge Frau stützte sich auf den Ellbogen ab. "Vielleicht ist er einfach nur unsicher?", schlug sie vorsichtig vor. "Schließlich kenne ich ja deine Angewohnheit, dich möglichst kryptisch und unklar auszudrücken. Möglicherweise dachte er, du möchtest das nicht?" "Ah... und ich bin nicht unsicher?" "Ich weiß", seufzte Naomi. "Was meinst du? Ich ruf Kohta an und stelle klar, ob er es ernst meint oder nicht?" "Ja, klar!" "Dann gib mir die Nummer." Luca reichte ihrer Freundin den Zettel. Die Musikstudentin kramte nach ihrem Handy und tippte Kohtas Nummer ein, sah jedoch noch mal kurz prüfend zu ihrer Freundin, ob diese es sich nicht doch noch anders überlegt hatte. Dann drückte sie auf den grünen Knopf und hielt sich das Mobiltelefon ans Ohr. Es dauerte auch nicht lang, bis der Bassist abnahm. "Hi, Kohta... nein, hier ist Naomi. Bitte? Nein, das nicht. Ich... sag mal..." Sie legte sich wieder auf den Futon zurück. "Wie stehst du eigentlich zu Luca?" Sie hörte ihm eine Weile zu, dann nickte sie und machte ein zustimmendes Geräusch. "Also ist das... ja... gut... das wollte ich nur wissen. Bitte, was?!" Ruckartig setzte sie sich auf und starrte Luca mit großen Augen an. "Ist das dein Ernst?" Naomi schluckte. "Ja... okay... gut zu wissen... ja... bis dann." Mit diesen Worten legte sie wieder auf und seufzte einmal tief. Luca starrte sie die ganze Zeit über an. "Und?" "Er scheint dich ernsthaft zu mögen. Er war halt nur ein wenig unsicher, wegen der Sache mit Dai..." Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. "Und sie wollen sich mit uns treffen." Sie stand auf und ging in die Küche. Luca schaute sie ungläubig an. "Echt? Wann?" "Morgen", antwortete Naomi und suchte zwei Tassen aus dem Schrank. "Sie wollen uns zum Abendessen einladen. In irgendeinem piekfeinen Restaurant." "Aber die haben doch morgen Termine." Die Musikstudentin stellte die Tassen auf den Tisch und setzte sich. "Nein, erst übermorgen wieder. Kirito hat es heute auf dem Weg zum Ryokan noch gesagt." "Aber das können sie doch nicht machen! Das ist ja, als ob wir Freiwild wären!" "Warum? Die wollen uns zum Essen einladen, nicht zu einer Orgie." "Aber in ein Restaurant?" Luca schüttelte den Kopf. "Vergiss es." Naomi legte die Stirn in Falten. "Willst du lieber Pizza essen gehen?" "Nein... ruf an und sag..." Die Dunkelhaarige dachte nach. "Wir kochen!" Die Musikstudentin lachte. "Du kochst!", meinte sie. "Du weißt, dass ich das nicht kann." "Dann koche eben nur ich und du schneidest", grinste Luca. "In meine Finger", grinste Naomi zurück. "Ist ja schon gut, ich ruf ja schon an." Sie stand auf, ging ins Schlafzimmer zurück und nahm ihr Handy, um Kohta noch einmal anzurufen und ihm zu sagen, dass sie am nächsten Abend gegen sieben bei ihnen sein sollten. "Zufrieden?", meinte schließlich zu Luca. Diese nickte. "Nur, was koche ich?" "Irgendwas mit Reis und Curry, würde ich sagen", überlegte Naomi. "Zu einfach." "Die mögen das aber." "Trotzdem zu einfach." Die brünette Studentin zuckte mit den Schultern. "Denk du dir was aus, ich hab von solchen Dingen nicht die geringste Ahnung." "Okay, ich muss morgen nach der Uni einkaufen gehen." Die beiden tranken in Ruhe ihren Tee und gingen schließlich ins Bett. Die letzten drei Tage waren recht anstrengend und ereignisreich, vor allem aber nervenaufreibend gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)