東京幻想 von abgemeldet (Tokyo Illusions (Kapitel 1 - 8 korrigiert)) ================================================================================ Kapitel 10: Ryokan ------------------ Kirito wartete einen Moment ab, bis er sich einigermaßen beruhigt und sein Atem wieder halbwegs normal ging. Er biss sich auf die Unterlippe. Er musste sich selbst eingestehen, was die beiden Studentinnen da veranstaltet hatten, hatte ihn ziemlich aus der Bahn geworfen. "Gehen wir auch ins Wasser?", fragte er Dai. "Eine Abkühlung wäre mit Sicherheit nicht schlecht, oder?" Er grinste breit. Der Rothaarige zuckte zusammen. Er schaute noch immer auf das Fleckchen, wo die jungen Frauen gestrippt hatten. "Oh ja, und wie...", erwiderte er stotternd und ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. "Nach dir", zwinkerte er dem Sänger zu. Kirito zuckte mit den Schultern, stand auf und marschierte zum See. "Kommst du?", rief er über die Schulter und stieg dann ins Wasser. "Bin gleich hinter dir", antwortete Dai und hechtete ins Wasser. Der blonde Sänger sah ihn mit gespielter Panik an. "Besser nicht!", keuchte er entsetzt, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Dai schaute ihn verwirrt an, dann prustete er los. "Keine Sorge." "Dann ist ja gut." Kirito drehte sich um und sah die beiden Studentinnen an, die immer noch im Wasser herumkabbelten. Naomi lachte lauthals auf und stieß ihre Freundin von sich, bevor diese ihr eine Hand auf den Kopf legte und sie unter Wasser drückte. Die Brünette keuchte überrascht und schluckte versehentlich Wasser. Als sie wieder auftauchte, hustete sie und spuckte, lachte dann aber fröhlich weiter und stürzte auf Luca zu. Diese startete einen erneuten Versuch, ihre Freundin unter die Wasseroberfläche zu befördern, jedoch rutschte sie auf einem glitschigen mit Algen bedeckten Stein aus und so schaffte es die Musikstudentin, sie unterzutauchen. Etwa eine Minute verging, doch die Dunkelhaarige tauchte nicht wieder auf. "Luca?", rief Naomi verwirrt. Sie drehte sich im Wasser um und versuchte ihre Freundin zu finden, doch da es dunkel war, stellte sich das als unmöglich heraus. "Luca?" Unerwartet packte etwas Naomis Fußknöchel und zog sie nach unten. Luca tauchte kichernd auf und verschluckte sich. Sie strauchelte und klatschte erneut ins Wasser. Naomi tauchte wieder auf und schüttelte den Kopf, so dass das Wasser aus ihren Haaren in alle Richtungen spritzte. "Na warte!", rief sie aus und tauchte wieder unter. "Die beiden scheinen sich köstlich zu amüsieren", stellte Kirito sachlich fest und sah Dai an. Der rothaarige Gitarrist beobachtete das muntere Treiben der beiden jungen Frauen. "Wollen wir mitmachen?", fragte er Kirito und stupste ihm leicht in die Rippen. "Ich sehe ungern zu, wenn andere Spaß haben." Der Sänger sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "Okay", meinte er schließlich und stürzte sich sofort auf Dai, der in diesem Moment viel zu überrascht war, um schnell genug reagieren zu können. Mit einem lauten Platschen landeten die beiden im Wasser. Der Rothaarige versuchte, einigermaßen die Orientierung unter Wasser zu finden. Er schaffte es irgendwie, das Handgelenk des Sängers zu greifen und zerrte diesen nach unten, während er sich selbst nach oben drückte. Insgeheim war Kirito froh, dass er früher Karate gemacht hatte und auch gut darin gewesen war. In dem Moment als Dai ihn am Handgelenk nach unten zog, packte er instinktiv zu und nahm den Gitarristen wieder mit nach unten. Nachdem Luca aufgetaucht war, wartete sie kurz auf Naomi und zeigte dann auf ein kleines Menschenknäuel, das sich im Wasser tummelte. "Schau mal", sagte sie zu ihr. "Die Jungs haben Spaß miteinander." Die Brünette grinste. "Dann scheinen sie sich ja doch nicht so sehr zu hassen." "Jo", antwortete Luca. "Oder sie versuchen, sich gegenseitig zu ertränken." "Meinst du?" Naomi zog besorgt eine Augenbraue hoch. Wenn dem so war, so hoffte sie, dass keiner der beiden erfolgreich sein würde. Schließlich wurden beide noch gebraucht. Zumindest von ihren jeweiligen Bands. "Wir könnten uns ja anpirschen und... na ja... helfen?" Die Musikstudentin lachte auf. "Willst du Kirito ertränken oder Dai?" "Kirito", antwortete die Dunkelhaarige grinsend. "Wenn ich ihn im Dunkeln erkenne, heißt das." Naomi blinzelte ihre Freundin irritiert an. "Bring ihn nicht um, ja?" "Ah, Quatsch." Luca schwamm leise zu den beiden Musikern. Als etwas, das kleiner aussah als Daisuke, aus dem Wasser auftauchte, sprang sie ihm auf den Rücken und drückte ihn zurück ins Wasser. Kirito war total überrascht als ihn etwas Kleines von hinten ansprang und direkt wieder unter die Wasseroberfläche beförderte. Er schluckte Wasser, dann packte er sich die dünnen Arme und zog das Mädchen von sich runter, bevor er wieder auftauchte. Naomi strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht und tauchte unter. Als sie zwei lange Beine erreichte, legte sie ihre Arme darum und zog Dai nach unten. Als der rothaarige Gitarrist die kleinen Hände an seinen Füßen bemerkte war es schon zu spät und er landete wieder im Wasser. Hastig griff er nach einem dürren Handgelenk und zog das Mädchen zu sich. Naomi japste und schluckte nicht gerade wenig Wasser. Sie ließ den Gitarristen los und wand ihren Arm aus seinem Griff, bevor sie prustend und spuckend wieder auftauchte. Luca schluckte eine Menge Wasser und hustete angewidert als sie an die Wasseroberfläche kam. Sie griff mit einer Hand nach ihrem Hals und hielt Ausschau, wer alles den Weg an die Luft gefunden hatte. Naomi schüttelte sich kurz und verteilte mal wieder einiges an Wassertropfen. "Luca?" Sie blinzelte kurz. Dann sah sie sich nach den beiden Männern um. In diesem Moment tauchte Kirito auf und spuckte Wasser. "Ich bin hier." Die Dunkelhaarige rieb sich die Augen und drapierte ihre Haare nach hinten. "Wer ist das jetzt? Kirito oder Daisuke?" Naomi hatte den Rest der Frage gar nicht mitbekommen, sondern war direkt wieder untergetaucht, als sie den Sänger gesehen hatte, und schwamm auf ich zu. Dummerweise hatte er mit so etwas gerechnet. Als sie bei ihm ankam und ihn runterziehen wollte, griff er zielsicher ins Wasser, packte Naomis Handgelenk und zog sie nach oben. Der Gitarrist nutzte diese Gelegenheit um sich an Kirito zu rächen. Er packte sich den Sänger von hinten und drückte ihn unter Wasser. Die junge Musikstudentin hatte kaum Gelegenheit nach Luft zu schnappen als sie auftauchte, da sie von Kirito direkt wieder mit runter gezogen wurde. Der Sänger ließ die junge Frau sofort los, nachdem sie beide von Dai unter Wasser getaucht worden waren. Sie bemerkte es und schwamm ein wenig von ihm weg. Kurz darauf tauchte sie auf und sah, dass Dai am letzten Tauchgang Schuld hatte. Kirito kam kurz nach ihr wieder zum Vorschein. Luca schaute sich das Getümmel grinsend an, stieg dann aus dem Wasser, ging auf Kohta zu und setzte sich auf seinen Bauch. Sie schnappte sich ihre langen Haare und ließ die Wassertropfen auf Kohtas schlafendes Gesicht tropfen. Kohta japste laut als das kalte Wasser auf sein Gesicht tropfte und setzte sich ruckartig auf. Luca schaute den Bassisten grinsend an. "Na, gut geschlafen? Du hast eine tolle Show verpasst." "Nani...", murmelte der Blonde und rieb sich die Augen. "Was hab ich verpasst?" "Gott, bist du süß, wenn du so verpeilt bist", erklärte Luca und wrang sich die Haare aus. "Wo ist Luca?", fragte Dai nun. Naomi sah sich kurz um. "Nicht mehr im Wasser", meinte sie als sie ihre Freundin am Ufer entdeckte. Sie war ziemlich außer Atem. "Ich muss was essen", murmelte sie und watete dann zum Ufer. Der Gitarrist und der Sänger tauschten einen kurzen Blick aus, dann folgten sie ihr. "Kannst du auch mal aufhören, mich nass zu machen?!", beschwerte sich Kohta. "Wenn du möchtest." Luca stand schweigend auf, ging zu ihrem Yukata und zog ihn sich über. "Dann nicht...", zischte sie leise. Der Bassist setzte sich auf und rieb mit beiden Händen über sein Gesicht, damit er wieder wach wurde. "Was nicht?", brummte er verschlafen. In diesem Moment kam Naomi bei ihnen an und machte sich sofort über den Kuchen her. "Nichts... schlaf weiter", grummelte Luca, nahm sich ein Bier und setzte sich auf die Decke. "Wasch losch?", nuschelte Naomi, nachdem sie ein großes Stück von ihrem Kuchen abgebissen hatte, und sah ihre Freundin verwirrt an. "Nichts." Die Dunkelhaarige lächelte der Brünetten zu und schluckte das Bier auf Ex. "Ich glaube, wir sollten uns langsam anziehen, oder?" Sie schaute auf ihr Handy. "Es ist schon früh." Die Brünette gab noch ein paar undefinierbare Geräusche von sich, dann schloss sie ihren Mund um erst mal ihren Kuchen zu essen. Kirito stapfte an Kohta vorbei und setzte sich auf die Decke, wobei er sich die nassen Haare nach hinten strich. "Na, auch wieder wach, Schildkröte?", stichelte er. Daisuke tat es ihm gleich. Er setzte sich neben Kohta und schüttelte die Haare. "Was ist los, Mädels?" Er schaute die grummelnde Luca und Naomi an, die anscheinend ein großes Stück Kuchen im Mund hatte. Naomi schluckte einmal, dann deutete sie auf ihren Mund. "Isch esche", murmelte sie, bevor sie genüsslich weiteraß. "Das sehe ich", grinste der Rothaarige. "Luca?" Luca band sich den Yukata zu und warf den Obi über ihre Schulter. "Es ist schon früh", sagte sie knapp. "Wir sollten entweder fahren… was in eurem Zustand nicht geht, oder eine Herberge suchen oder so etwas." Sie stand auf. "Ich bin tierisch müde und ich habe immer noch nicht geschlafen." Die Musikstudentin beeilte sich mit dem Essen. Sie konnte Luca verstehen, sie wusste ja, dass sie nicht geschlafen hatte. Nachdem sie ihre Hände an einem Tuch abgeputzt hatte zog sie sich ihren eigenen Yukata an und band sich den Obi lose um die Hüfte. Er musste ja nur notdürftig halten. "Die Idee ist ganz gut… Hat irgendwer eine Idee, wo wir hin könnten?" "Also, ich habe hier auf dem Hinweg ein Ryokan oder so was gesehen", sagte Luca. "Wir könnten ja schauen, wie viel es für eine Nacht kostet... ich nehme an, wir essen wohl nicht mehr viel und trinken auch nicht... könnte somit teuer werden." Naomi seufzte. "Ich weiß nicht...", murmelte sie. "Haben wir überhaupt noch genug Geld dabei?" "Ja", erwiderte Luca und begann den Müll aufzuräumen. "Mach dir deswegen keine Sorgen." Kohta sah die Brünette mit hochgezogener Augenbraue an. "Nach dem, was ich jetzt gerade gesehen habe, dürftest du die Kosten wahrscheinlich doch ganz schön senken..." (Anm.: Für diejenigen, die es nicht wissen... In einem Ryokan wird nach Service bezahlt, d.h. wenn man entsprechend isst und trinkt, muss man zwar Übernachtung und Speisen / Getränke bezahlen, der Preis für die Übernachtung wird aber dementsprechend günstiger.) Luca packte den eingesammelten Müll, ging über den Rasen zum Mülleimer und warf ihn hinein. "Jungs, zieht ihr euch bitte auch was an? Oder wollt ihr so die Straße entlanglaufen?" Kirito stand auf und begann sich anzuziehen, Kohta ebenso. Nur Daisuke saß noch da und sah die anderen irritiert an. "Was ist?", fragte Naomi. "Willst du hier Wurzeln schlagen?" Er sprang auf. "Nein..." Er zog sich die Baggy Pants über die nasse Boxershorts und das Shirt an. "Fertig", grinste er und schnappte sich die Kartons mit dem restlichen Bier. "Auto? Oder wegwerfen. Ins Ryokan können die nicht mit", fragte er Kohta und Kirito. "Auto", antwortete der Bassist bestimmt. Naomi faltete sorgsam die Decken zusammen und packte sie sich unter den Arm. "Okay." Dai drehte sich zu der Musikstudentin um. "Pack die Decken auch mit hier drauf. Ich lasse alles im Wagen." "Willst du etwa alles alleine tragen?", fragte sie ihn verwundert. "Das bisschen Bier und die zwei Decken schaffe ich schon." Er lächelte ihr zu. "Oder denkst du, ich breche zusammen?" Naomi zuckte nur mit den Schultern und legte die Decken auf die Bierkartons. "Wir treffen uns dann am Ryokan", erklärte der Rothaarige und verschwand in Richtung Parkplatz. Luca sah dem Gitarristen verwundert nach. Irgendwas stimmte doch nicht. Dann drehte sie sich um. "Wollen wir mal so langsam?" Kirito nickte und bot Naomi seinen Arm an. Sie hakte sich bei ihm ein und Kohta legte einen Arm um Lucas Schultern. "Einer muss ja für Dai auf dich aufpassen", feixte er. Die Dunkelhaarige machte sich von ihm los. "Ich kann sehr wohl selbst auf mich aufpassen, Kohta", zischte sie den Bassisten an. Er blinzelte irritiert und wandte sich dann grummelnd von ihr ab. "Bitte", murmelte er und machte sich auf den Weg. Naomi sah Luca verwirrt an. "Was ist denn mit dir los?", wollte sie von ihrer Freundin wissen. "Nichts", erwiderte diese leicht genervt, fand jedoch sofort ihre Beherrschung. "Ich bin nur müde, das ist alles." "Na gut", meinte Naomi. "Dann lass uns gehen, damit wir bald schlafen können." "Ja." Sie band sich die Haare zu einem Knoten. "Habt ihr morgen keine Termine, Kirito?" Sie drehte sich zu ihm um. "Nicht, dass es so endet wie gestern Mittag." Der Sänger überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, erst in zwei Tagen wieder." "Dann ist gut... dich aus dem Bett zu bekommen ist auch eine Mordsarbeit", grinste sie ihm zu. Er grinste ebenfalls. "Ich weiß." "Das mach ich nur ungern zwei Tage hintereinander." Naomi lachte. "Das glaub ich dir." Luca blieb stehen. "Mist. Ich habe meine Zori vergessen. Bin gleich wieder da, geht ruhig weiter." Die Dunkelhaarige drehte sich um und rannte zurück. Die junge Musikstudentin zog eine Augenbraue hoch, zog aber Kirito hinter sich her, der stehen bleiben wollte. Auf seinen irritierten Blick hin meinte sie nur: "Luca sagte, wir könnten weitergehen, also sollten wir das tun." Nach etwa fünf Minuten konnte man Zori-Getrappel hören und Luca lief auf die drei zu. Sie machte eine kurze Pause als sie fünf Meter hinter ihnen war, ging in die Hocke und hielt sich die Seite. "Bin doch noch ganz flott... trotz der Raucherei", schnaufte sie stolz. "Vielleicht solltest du weniger rauchen und mehr Sport treiben?", schlug Kirito vor. "Nee", grinste sie ihm zu und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Wäre doch witzlos." "Wenn du meinst", erwiderte der Sänger. "Komm", murmelte Naomi und zog an Kiritos Arm, dann sah sie zu Luca. "Ich werde auch langsam müde, lass uns gehen." Luca lächelte ihnen zu und ging weiter. Nach einer Weile kamen sie endlich an dem Ryokan an, das Luca am Abend zuvor vom Auto aus gesehen hatte. Sie machte sich einigermaßen zurecht – so gut es halt in ihrem Zustand ging – und betrat das Ryokan. Die anderen folgten ihr. "Wir können hier übernachten", sagte Luca und nahm einen Zettel von der Besitzerin an. "Problem… ein Zimmer für uns alle." Sie verbeugte sich vor der Wirtin. "Es ist sonst alles ausgebucht." "Um…" Naomi legte die Stirn in Falten. "Es wird wohl gehen müssen." Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. "Teilen wir uns dann einen Futon?" Der rothaarige Gitarrist steckte den Kopf zur Tür herein. "Oh, hier seid ihr. Und, wie sieht es aus?" Luca lächelte. "Müssen wir nicht. Futons gibt es genug", erklärte sie ihrer Freundin. "Oder willst du unbedingt?" Die Brünette trat näher zu der Dunkelhaarigen heran. "Soll sich lieber Kohta oder Daisuke später zu dir schleichen?", fragte sie mit einem breiten Grinsen. "Obwohl ich ehrlich gesagt nicht glaube, dass sie das tun. Also ist es eigentlich egal." "Höh?" Luca sah sie verwirrt an. "Wieso, sollte einer von ihnen?" Naomi legte ihr einen Arm um die Schultern. "Du weißt aber schon, dass sie beide auf dich stehen, ja?", raunte sie Luca ins Ohr. Luca schüttelte den Kopf und ging zu der Wirtin. Sie verbeugte sich elegant, zog die Zori aus und folgte der Frau ins Innere. Naomi, Kirito und Kohta entledigten sich ebenfalls ihrer Fußbekleidung und gingen hinein. Dai starrte ihnen nach. Komische Laune hatten die wieder. Er zuckte mit den Schultern, zog seine Schuhe aus und folgte ebenfalls. Naomi sah sich mit großen Augen um. Sie hatte zwar schon viele Fotos von Ryokan gesehen, war aber selbst noch nie in einem gewesen. Kirito legte ihr einen Arm um die Schultern. "Gefällt es dir hier?" Das Mädchen nickte, dann gähnte sie und hielt sich schnell eine Hand vor den Mund. Die Wirtin kniete sich vor ein Zimmer und schob den Fusuma zur Seite – eine eindeutige Aufforderung, das Zimmer zu betreten. Die dunkelhaarige Studentin ging in das mit Tatamimatten ausgelegte Zimmer, kniete sich ebenfalls hin und wartete, bis alle im Raum waren. Naomi betrat den Raum, gefolgt von den beiden Brüdern sowie Dai, und stellte ihre Tasche in einer Ecke ab. Luca verbeugte sich tief vor der Wirtin und blickte erst auf, als diese den Fusuma wieder zuzog. Dann stand sie auf und ging an einen der Schränke, holte die Futons und das Schlafzeug heraus. Naomi beeilte sich, ihr dabei zu helfen. "Ich gehe noch baden", sagte Luca, schnappte sich einen Schlafkimono und verschwand durch die Tür. "Wollte sie nicht schlafen?", wunderte sich die Brünette. Doch dann hob sie nur die Schultern, Luca würde sich schon wieder beruhigen. Sie drehte sich zu Kohta um. "Was hast du eigentlich mit ihr gemacht, dass sie so eine Laune hat?" Der Bassist blinzelte sie fragend an. "Ich? Gar nichts..." Naomi seufzte. "Egal... was auch immer du angestellt hast, du wirst dich bei ihr entschuldigen!" Dai ließ sich auf einen der Futons fallen. "Gott, tut das gut...", seufzte er. "Willst du in Klamotten schlafen?", fragte ihn Kirito, als ersich auf einen anderen Futon setzte. Der blonde Sänger sah zu Naomi, die noch immer unentschlossen mitten im Raum stand. Er wollte sie gerade fragen, was los war, doch dann kam ihm der Gedanke schon selbst. "Dai, Kohta, macht bitte für einen Moment die Augen zu, damit Naomi sich umziehen kann." Dai gab einen leisen Schnarcher von sich. Der würde die Augen wohl nicht so schnell wieder aufmachen. Kirito schmunzelte. "Gut, dann nur die Schildkröte." Naomi blinzelte ihn irritiert an. Er zog die Augenbrauen hoch. "Ich natürlich auch, aber mich selbst muss ich ja nicht dazu auffordern, ne?", meinte er mit einem Augenzwinkern. Sie nickte, dann schnappte sie sich einen Schlafkimono und wartete, bis die beiden die Augen geschlossen hatten. Sie zog sich so schnell wie möglich um. "Ihr dürft wieder", fiepte sie leise. Irgendwie kam sie sich ein wenig albern vor, aber nachdem die Wirkung des Alkohols langsam nachließ war sie nicht so offenherzig wie noch einige Stunden zuvor beim Strip-Poker. Sie setzte sich auf einen Futon und strich sich die wirren Haare aus dem Gesicht. Nun zogen sich auch Kirito und Kohta um, verlangten aber nicht, dass Naomi wegsah. Das brauchten sie auch gar nicht, denn sie hatte sich bereits hingelegt und die Augen geschlossen. Der Bassist wandte sich an seinen Bruder, sah ihn mit gerunzelter Stirn an, deutete erst auf ihn, dann auf Naomi. Kirito wusste natürlich sofort, was er ihm damit sagen wollte, schüttelte aber den Kopf. Es war ihm egal wie sehr Kohta ihn mit Naomi verkuppeln wollte, er würde sicher nicht einfach mit ihr auf einem Futon schlafen, wenn sie sich erstens kaum kannten und sie zweitens wahrscheinlich nicht einmal damit einverstanden war. Er erinnerte sich an den Abend zuvor, als sie darauf bestanden hatte, dass sie getrennt schliefen, nachdem Kohta sie in ihrem Schlafzimmer eingesperrt hatte. Der Blonde seufzte. Dann nahm er einfach einen Futon und legte ihn direkt neben Naomis. Der Sänger verdrehte die Augen, sagte aber nichts, sondern legte sich auf seinen Futon und scheuchte seinen nervigen Bruder weg. Nach einer Weile kam auch Luca erfrischt aus dem Badezimmer. Es hatte wirklich gut getan, den ganzen Stress loszuwerden. Vorsichtig schob sie den Fusuma zur Seite, rutschte auf Knien hinein und zog ihn wieder zu. Sie schaute sich für einen Moment im Raum um, ob schon alle schliefen. Kohta sah auf als Luca den Raum betrat. Ihre Laune verschlechterte sich als sie den blonden Bassisten sah. Demonstrativ ging sie zu einem freien Futon, ohne darauf zu achten, wo er lag und legte sich hin. Er stand auf und ging zu Luca rüber. "Hey...", murmelte er leise um die anderen nicht zu wecken. Die Dunkelhaarige hielt ihre Augen mit aller Gewalt geschlossen. "Hm?!" Kohta seufzte. "Ich weiß zwar nicht, warum du so sauer auf mich bist, aber ich wollte mich trotzdem bei dir entschuldigen, falls ich mich daneben benommen haben sollte." Sie zog sich die Decke über den Kopf. "Du bist einfach nur doof, weißt du das?", flüsterte sie. Der Bassist blinzelte irritiert. "Warum?" "Weil du doof bist." "Das ist kein Grund." Die Studentin steckte den Kopf aus der Decke heraus, so dass man nur ihre Augen sehen konnte, die zu Schlitzen verengt waren. "Lange Leitung?", zischte sie ihm zu. Kohta kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. "Wobei denn?" "Vielleicht solltest du schlafen gehen", schlug sie dann vor und wickelte sich in ihre Decke. Der Blonde seufzte wieder. "Ich will das aber jetzt wissen." Sie setzte sich auf und schaute ihn böse an. "So intelligent, wenn es um deinen Bruder geht..." Sie schüttelte den Kopf. "Aber sonst…" "Nani?" Er verstand im Moment wirklich nicht, worauf sie hinaus wollte. "Hab ich irgendwas falsch gemacht?" Luca rollte mit den Augen und seufzte schwer. "Gute Nacht, Kohta!" Dann legte sie sich wieder auf ihren Futon und drehte sich um. "Aber... aber...", stammelte der Bassist. "Luca!" "Was ist noch?", grummelte sie unter ihrer Decke. Kohta strich ihr eine Strähne aus der Stirn. "Sag mir doch, was ich falsch gemacht habe... ich werde keine Ruhe finden, bevor ich das weiß." "Tja... dann wirst du wohl heute nicht schlafen", murmelte sie und vergrub ihren Kopf unter der Decke. "Machst du das, um mich zu ärgern?", fragte er schließlich. Sie zuckte leicht zusammen und kroch unter ihrer Decke hervor. "Nein", zischte sie. "Du?" Der Bassist verzog das Gesicht. "Wieso sollte ich dich ärgern wollen?" "Kohta..." Sie sah ihm in die Augen. "Bist du blind? Oder einfach nur zu sehr damit beschäftigt, deinen Bruder mit Naomi zu verkuppeln?", fauchte sie leise. Er sah sie verwirrt an. "Aber..." Er überlegte kurz, war aber nicht sicher, ob er mit seiner vagen Vermutung Recht hatte. "Sag mal... erm... ach, ich weiß es auch nicht", seufzte er schließlich. Luca schaute genervt zu Boden und fiel schon zum vierten Mal auf ihren Futon zurück. "Fein", fauchte sie. "Gute Nacht." "Hasst du mich?", fragte Kohta unvermittelt. "Jetzt gerade?", gab sie leise zurück. "Auch", antwortete er. "Aber ich meinte eigentlich eher so generell." Sie seufzte. "Wie kommst du auf den Blödsinn?" "Du benimmst dich so." "Seit wann?", fragte sie ruhig. "Hauptsächlich seit du mich geweckt hast." Der Bassist zog eine Augenbraue hoch. "Ich weiß immer noch nicht, was ich dir getan haben soll..." "Ist doch jetzt egal." Sie drehte sich in den Decken zurecht. "Nein, ich hasse dich nicht... nicht generell... zur Zeit... ein wenig, weil du total auf der Leitung stehst." Sie grummelte kurz. "Gute Nacht, Kohta." Er verzog das Gesicht. "Bitte, wenn du nicht mit mir reden willst...", brummte er und ging zu seinem eigenen Futon zurück. Luca steckte den Kopf aus der Decke. "Reden schon, aber es bringt nichts, weil du nicht verstehst oder nicht verstehen willst." "Wenn du mir endlich sagen würdest, was los ist, dann könnte ich das vielleicht auch verstehen", murmelte er mürrisch. So langsam aber sicher hatte er keine Lust mehr auf dieses Theater. "Ich glaube langsam, ein nacktes Mädchen könnte dich anspringen und du würdest sie nur fragen, ob ihr nicht kalt ist", grummelte sie dem Bassisten entgegen. Kohta stutze. "Würde ich nicht", erwiderte er. "Sondern?" "Wieso 'sondern'? Was soll dieses 'Sondern'?" "Was würdest du sonst tun, meine ich damit." "Spielt das jetzt eine Rolle?" Sie verkrampfte sich. "Stell dir vor, du bist Kohta." Sie funkelte ihn an. "Und ich das nackte Mädchen. Dann... spielt es eine Rolle", fauchte sie. "Ja, das schon… du bist ja schließlich auch nicht einfach irgendein Mädchen." "Was für ein Mädchen bin ich denn?", wollte sie wissen. Kohta deckte sich zu und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er schloss die Augen und seufzte. "Ein besonderes...", murmelte er. "Kohta..." Ihr Ton wurde angespannter. "Wieso?" Sie saß auf ihrem Futon und schaute in seine Richtung. Der Bassist atmete einmal tief durch. "Ich mag dich halt... wieso, ist das jetzt neuerdings verboten?" Er drehte sich auf die Seite, die Augen noch immer geschlossen. "Und weiter?" Sie hörte sich nun besänftigt an. "Nichts weiter", entgegnete der Bassist. "Ich mag dich halt. Du bist interessant, hübsch... ich find dich nett... was willst du noch hören?" "Etwas mehr... aber für den Anfang reicht das auch." Sie seufzte. "Solange es irgendwann etwas mehr wird." Kohta setzte sich ruckartig auf und wandte sich in ihre Richtung. "Was war das gerade?" "Was war was?", fragte sie. "Ich habe nichts gehört." "Ich meinte, was du gerade gesagt hast!" Luca stutzte. "Eigentlich eine Menge", antwortete sie vorsichtig. "Ja, aber... aber ich... du...", stammelte der Bassist herum, dann fasste er sich wieder. "Und was ist mit Dai?" "Häh... der hat gar nichts gesagt", meinte sie. "Der schläft doch." "Das weiß ich auch... aber ich dachte, du hättest was mit ihm oder wärst seine Freundin..." "Höh? Wer sagt das?", fragte sie verwirrt. "Freunde... ja klar... aber nicht so, wie du denkst." Kohta blinzelte irritiert, dann seufzte er auf und ließ sich zurück auf seinen Futon fallen. "Und ich dachte... also wirklich..." Luca saß verwirrt auf ihrem Futon. "Ich verstehe grad gar nix." "Dai scheint sehr großes Interesse an dir zu haben, das ist offensichtlich... aber ich dachte, so wie ihr beiden miteinander umgeht, seid ihr ein Paar oder so, deswegen..." Er seufzte. "Ich hab mir daher keinerlei Hoffnungen oder Illusionen gemacht." "Häh... da bildest du dir was ein." Sie schüttelte den Kopf. "Daisuke doch nicht." Sie legte den Kopf schief. "Heißt das, du hast es endlich begriffen?" Der Blonde rieb sich mit einer Hand das Gesicht. "Ich denke schon...", antwortete er vorsichtig. "Das heißt also… du bist gerade... ungebunden?" Luca grinste. "Kann man so sagen... und du?" Er streckte die Arme zu beiden Seiten aus. "Keinerlei Verpflichtungen." "Außer dem Beruf", fügte Luca hinzu. "Und was machen wir jetzt?" Der Bassist machte ein zustimmendes Geräusch. "Ich weiß nicht...", antwortete er. "Ich hatte nicht vor, die anderen zu wecken. Onii würde mich töten." Luca lief rot an. "Mit jetzt meinte ich nicht... also... nicht hier... nicht dieses Jetzt... argh..." Sie schüttelte energisch den Kopf. "Baka... was denkst du von mir!" Sie ließ sich auf den Futon fallen. Kohta schnaubte amüsiert. "Nur das Beste." "Ich denke, wir sollten schlafen gehen... also... getrennt und so..." "Das mit dem Schlafen ist eine gute Idee", pflichtete Kohta ihr bei. "Aber alleine?" "Höh? Hast du Angst im Dunkeln oder wie?" Er lachte leise. "Nein... mir gefällt es nur, morgens neben einer schönen Frau aufzuwachen, die mir etwas bedeutet." "Du liegst doch neben Dai", sagte sie kichernd. Kohta brummte missmutig. "Seit wann ist der ne Frau?" Luca schaute sich vorsichtig um. Alle schienen zu schlafen. Sie packte ihre Bettdecke und das Kissen und huschte zu Kohta. "Ein Futon, zwei Bettdecken", erklärte sie. "Ich schlafe übrigens auch ungern alleine." Der Bassist drehte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf mit dem Arm ab. "Dann haben wir das Problem ja recht... zufrieden stellend gelöst...", meinte er. Er hob den Kopf und sah zu seinem Bruder rüber. "Ich komme sofort wieder." Luca schaute ihm verwirrt hinterher. "Kohta... was hast du vor?", fragte sie leise. Er stand auf, tapste zu Kirito rüber, zog ihm die Decke weg und schob ihn vorsichtig näher zu Naomi ran. Dann legte er Kiritos Arm über die junge Frau, deckte sie beide zu und ging dann zufrieden grinsend wieder zu seinem eigenen Futon und Luca zurück. "Die werden dich töten, das ist dir schon klar, ja?" "Wenn Onii mich töten wollte, hätte er das schon mehrfach versucht...", entgegnete der Bassist achselzuckend, als er sich neben sie legte. "Außerdem weiß er ja nicht, dass ich es war." Sie grinste breit, was man nicht wirklich sehen konnte, und kuschelte sich dann in die Bettdecke. "Schlaf gut, Kohta", sagte sie lieb und schloss die Augen. "Du auch", murmelte er und legte einen Arm über ihre Bettdecke. So konnte er sich immerhin einreden, sie tatsächlich im Arm zu halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)