Erin Erik von Mad-Dental-Nurse (Buch Eins: Im Schatten des Wolfes) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Vatikanstaat, Rom/ Italien 1981 Jahr Über der heiligen Stadt Roms, lag ein dunkler und mit Gewitterwolken verhangener Himmel. Aus weiter Ferne konnte man das Donnern hören. Blad schon würde es ein Unwetter geben. Auf dem großen Platz war alles leer, nur einzelnt huschten Schatten über den Platz, um sich vor dem nahenden Gewitter in Sicherheit zu bringen. Eine, in einem Mantel verhüllte, Gestalt lief auf das Haupttor der riesigen Kirche zu und klopfte hastig an die Tür. Auf ihrem Arm trug sie ein weisses Bündel. Als ihr keiner öffnete, rief sie, doch auh ihre Rufe, blieben unbeantwortet. Also legte sie das Bündel auf die Schwelle. Sanft strichen ihre Finger über das Bündel und eine weibliche Stimme flüsterte liebevoll, aber auch traurig:„ Pardonner me mon Enfant!“ Tränen rannen heiss über ihre kalten Wangen. Lange blieb sie so über den Bündel genkniet und weinte. Dann aber wandte sie sich, mit schwerem Herzen ab und schaute sich nochmal um. Dann schlug sie ein Kreuz und murmelte etwas. Ein Blitz zuckte auf und das Donnern ließ die Gestalt zusammen zucken. Hastig ließ sie davon und ließ das Bündel zurück. Die ersten Regentropfen trafen das Bündel an dem oberen Ende und aufeinmal, drang ein jammerndes Schreien hervor. Noch schrie das Bündel. Ehe sich endlich die Pforte öffnete und ein Mönch heraustrat. „Gott, erbarme dich unser!“, hauchte er, als er das Bündel entdeckte und es hoch hob. „Was, ist Bruder!“, rief ein weiterer Mönch, der zu seinem Ordensbruder rannte. „Jemand hat, dieses Baby auf unsere Schwelle gelegt!“, antwortete er an andere und hob zu seinem Bruder. „Allmächtiger!“, keuchte er dieser auf, als er das kleine Gesicht des Säuglings sah. „Was, ist hier los?“, fragte ein Mann im roten Gewand. „Kardinal, sehen Sie nur!“, rief der Mönch, mit dem Bündel auf dem Arm. Der Kardinal schritt auf die beiden Mönche zu und schaute dem Baby in Gesicht. Kardinal Gregor schaute dann zu den beiden Mönchen und fragte:„Und, was ist schlimm daran?“ „Sehen Sie es nicht?“, fragte der Mönch und deutete auf den kleinen Brustkorb. Der Kardinal sah nocheinmal hin und entdeckte, einen braunen Fleck, der einem Muttermal ähnelte. „Und das machts euch Angst?“, fragte der Kardinal. Einer der Mönche schüttelte den Kopf. „Nein, aber dieser Fleck sieht aus, wie eine Narbe!“, sagte er hastig. „Na und, dann ist es eben eine Narbe. Auf jedenfall, werden wir dieses Baby nicht wieder aussetzten!“, erklärte der Kardinal streng und die Mönche nickten. Als er an den Mönchen vorbei ging, fragte der Mönch, mit dem Baby:„ Und wie wollen, Sie die Kleine nenne?“ „Ist es, denn ein Mädchen?“, der Kardinal schaute die beiden fragend an. Der zweite Mönch nickte. Kardinal Gregor dachte kurz nach, dann drehte er sich wieder weg und sagte. „Von heute an, soll das Mädchen Erin heissen!“ Kapitel 2: Die schwarze Bestie! ------------------------------- Eins New York/ Amerika 1999Jahr Uhrzeit 23:45 Die Strassen New Yorks lagen in Finsternis. Der Gestank von Abgassen und Kloake lag in der Luft. Eine schwarze Katze streunerte durch die Gasse und verschwand in der Finsternis. Eine Gestalt lief durch die leeren Gassen. Sie war in einem Ockerfarbenen Mantel, mit Fellbesatz am Kragen und an den Ärmeln, gehüllt. Auf ihrem Kopf, saß ein schwarzer Hut, mit breiter Krempe und einer schwarzen Seidenhutschnurr. Die Absätze ihrer Stiefen klackerten im ryhtmischen Takt. Sie lief noch eingige Meter, als sie an einem dunklen Platz ankam, deren Bäume sich in den Himmel streckten. Der Central-Park! Die Augen der Gestalt verengten sich zu schmalen Schlitzen. Hier wurde er gesehen, dachte sie und ging weiter. Auf dem Weg, öffnete sie ihren Mantel und holte eine 30 Millimeter Ranchaster heraus. Kurz blieb sie stehen und lud ihre Waffe. Als sie das Magazin einspannte und die erste Patrone lud, hörte sie neben, dem ihr vertrauten Ladegeräusch, ein Knacken. Sofort spitzte sie die Ohren und schaute sich sich um. Da! Im Gebüsch hatte sich, was bewegt. Die Gestalt hob ihre Waffe hoch, sodas die Mündung zum Himmel zeigte. Langsam und leise schritt sie auf das Gebüsch. Sie streckte sie die Hand aus und schob das Gebüsch zur Seite. Ein schwarzer Schatten schoss hervor und die Gestalt wurde zu Boden gerissen. Der schwarze Schatten entpuppte sich, jedoch nicht als das, was sie gesucht hatte. Wütend sah sie eine Katze, die auf dem Baum hochsprang und in den Wipfeln verschwand. „Verdammtes, Drecksvieh!“, zischte sie beim Aufstehen. Als sie sich bückte, um sich die Hose sauber zu klopfen, merkte sie, wie jemand hinter ihr stand. Ruckartig drehte sie sich um, doch als ihre Waffe auch nur, auf den ihren Gegenüber richten konnte, wurde sie brutal nach hinten geschleudert. Die Ranchaster landete ein paar Meter von sich entfernt. Hastig robte sie zur ihrer Waffe, doch wurde an den Knöcheln gepackt und weg gezogen. „Nicht so schnell!“, höhnte eine Stimme und die Gestalt drehte den Kopf in Richtung der Stimme. Im fahlen Mondlicht sah sie einen Mann, der sie, nur mit einem Arm festhielt. Der andere Arm hing halblose an der zerfetzten Schulter. Ein Teil seines Schädels war zertrümmert. Tiefe Fleischwunden übersäten seinen Körper, an manchen Stellen waren sogar die Knochen zu sehen. „Ich dachte, der Zug hätte dich entgültig überrollt!“, murrte die Gestalt. „Tja, fast hätte er das!“, lachte der Mann und riss sich den toten Arm ab. „Da muss ich wohl das, was von dir übrig ist, erledigen!“, sagte die Gestalt und nahm den Hut ab. Zum Vorschein kam eine Frau, mit braunschwarzen Haaren und blauen Augen. Sie hatte, um ihr Gesicht zu verbergen, ein schwarzes Tuch um Mund und Nase gewickelt. Sie ließ ihren Mantel fallen und enthüllte ihren wohlgeformten Körper. Ein schwarzes Top mit V-Ausschnitt spannte sich über ihren Oberkörper. Untenrum trug sie eine schwarze Hose mit lilanenen Mustern an den Seiten. Um die Hüfte trug sie einen Gürtel. Links, rechts und in der Mitte des Gürtels waren rote Scheiben, die geheimnisvoll schimmerten. Um ihren Hals hatte sie ein schwarzes Halsband und an ihren Händen hatte sie schwarze, fingerlose Samthandschuhe. An ihrer linken Seite hing ein Katana. Mit einem Lächeln zog sie es aus der Scheide und winkte dem verstümmelten Mann zu. „Na komm, willst du mich denn nicht angreifen!“, höhnte die Frau. Der Mann grinste unheimlich und stürmte auf die Frau los. Geschickt wich sie seinen Angriffen aus und als er ihr ins Gesicht beissen wollte, hielt sie ihr Schwert hoch und die Zähne schlugen in die stählerne Klinge. Der verstümelte Mann drängte sie zu Boden. Der faulige Gestank stieg ihr in die Nase. Angestrengt schaute sie zur Seite. Dort lag immer noch ihre Schusswaffe. Nochmal schaute sie in das verweste Gesicht des Mannes, dann stiess sie ihn mit größter Kraft von sich und hetzte zur Waffe. Sie nahm die Ranchaster in die Hand und zielte auf den Kadaver. Wütend schreiend, stürzte der Verstümelte auf sie zu, doch ehe er sie erreichen konnte, drückte sie ab. Der Schuss hallte durch den Central Park. Der verstümelte Mann blieb mitten in der Bewegung stehen. Auf seiner Stirn klaffte eine Schusswunde. Und keine Minute später, fiel der Verstümelte in sich zusammen. Die junge Frau steckte ihre Schusswaffe ein, zog ihren Mantel und Hut an und wollte sich gerade bücken, um ihr Schwert auf zu heben. Da hörte sie in der Ferne Stimmen und Lichtstrahlen waren zu sehen. „Mist!“, fauchte sie und wollte gerade gehen, als sie von einem Lichtstrahl erfasst wurde. Sie schaute hoch und blinzelte in die Scheinwerfer eines Helikopters. „Legen Sie ihre Waffen weg und heben Sie Ihre Hände hoch!“, rief eine Stimme aus dem Helikopter. Die junge Frau schaute sich um. Sie war von Polizisten umstellt worden. „Waffen weg und heben sie ihre Hände an den Kopf!“, forderte ein Polizist sie auf. „Und was, wenn nicht?“, fragte sie herausfordent und der Polizist lud seine Waffe, auch seine Kollegen taten es ihm nach. „Sie würden eine Frau erschiessen?“, fragte die Frau. „Sie sind keine Frau. Für uns sind sie bekannt als, die schwarze Bestie!“, erklärte der Polizist. „Oh, Sie kennen meinen Spitznamen!“, erklärte die Frau. „Ich fühle mich geehrt!“ Dabei nahm sie ihren Hut vom Kopf und machte eine vornehme Verbeugung. „Genug mit den Höflichkeiten!“, brüllte der Polizist und wollte gerade die Frau festnehmen, als die Frau blitzschnell in den Ausschnitt ihres Tops griff und etwas zu Boden warf. Beissender Rauch hüllte den Platz in sekundenschnelle ein. Einige Polizisten schrien überrascht auf und husteten. Als der Rauch sich verzogen hatte und die Männer wieder was sehen konnte, war die Frau Kapitel 3: Ein neuer Auftrag ---------------------------- Es war eine unruhige Stille, im Städtchen Boscherville. Nur eine streunende Katze wagte es und lief durch die Strassen ehe sie wieder in der Dunkelheit verschwand. In manchen Häusern brannte gedämpftes Licht. Als die Glocke die Geisterstunde ankündigte, schließen die Bürger ihre Fenster. Die wenigen Bürger saßen im Gasthaus und unterhielten sich, mit vorgehaltener Hand. Ein Pfarrer saß in einer Ecke und schaute hinaus in die Nacht. Als der das Läuten der Glocke vernahm, zog sich sein Magen zusammen. Mittenacht! In der Ferne konnte er das Haus sehen, das schon alt und völlig verwittert war. Einige Fenster davon waren eingeschlagen und das Dach hatte zahlreiche Löcher. Das Unkraut, was um das Haus wuchs, gab dem ganzen noch den letzten Rest an unheimlichen. Seit hundert Jahren hatte es keiner gewagt, in dieses Haus zu gehen, oder gar darin zu wohnen. Dafür war die Geschichte, die sich um dieses Haus drehte, einfach zu unheimlich. Man erzählte sich, dass eine Frau in diesem Haus lebte, vor langer Zeit. In einer stürmischen Nacht, bekam sie ein Kind. Einen kleinen Jungen. Der Vorgänger des Pfarrers, der damals noch sein Amt ausgeübt hatte, war Zeuge und vollzog die Taufe des Babys. Er sprach niemals, über das Kind. Doch die Hebamme, konnte einfach nicht ihren Mund halten. Sie erzählte jedem Dorfbewohner, dass das Kind schrecklich entstellt sei. Ja, geradezu das Antlitz des Todes hatte. Diese Geschichte der Hebamme, sprach sich schneller um, als ein Laubfeuer. Es passierten seltsame Dinge. Eine davon war, dass in der Nacht, die Musik einer Orgel erklang. Die Frau, die in diesem Haus, mit ihrem grässlichen Kind wohnte, wurde von den Bewohnern des Städtchens gemieden. Manche sogar wagten es, Steine und Dreck gegen die Fenster zu werfen und riefen, sie solle das Kind rausbringen. Andere gingen dann soweit, gegen die Tür zu schlagen. Als dann ein kleiner Hund, hinaus lief, töten die Leute ihn. Das Kind war so zornig, dass es rief, es würde sie alle umbringen. Sie verwundeten es. Das trug eine schwere Verletzung davon. Man hatte ihm, mit einem Messer in der Brust gestochen. Seit diesem schrecklichen Vorfall, war von dem kind nichts mehr zu hören. Die Leute erzählten sich, dass das Kind nun endlich tot sei, andere wiederrum sagten, es sei noch am Leben. Traute sich aber nicht, das Haus nochmal zu verlassen. Diese Geschichte wurde zu einem richtigen Bestandteil, des Städtchens. Es waren nun ewige Jahre ins Land gegangen. Und die Frau und der Pfarrer, waren tot. Das Haus verlassen. Bis vor sechs Tagen. Kinder spielten in dem ehemaliten Garten des Hauses. Als der Ball, in ein Fenster flog, zögerten die Kinder nicht und gingen in die offen stehende Tür. Ein Mann sah dies, und wollte die Kinder zurückholen, doch da schlug die Tür zu und war fest verriegelt. Der Mann erzählte dies den Eltern, die sofort panisch wurden. Sie riefen nach ihren Kindern, doch es war nichts mehr von ihnen zu hören. Die Eltern machten sich riesige Vorwürfe, dass sie ihren Kindern nichts von dem Haus und dessen finstere Vergangenheit, erzählt hatten. Sie glaubten, es sei nur eine dumme Geistergeschichte, die sie wiederum von ihren Eltern gehört hatten. Die Schwärze der Nacht, lag wie ein dunkler, bedrohlicher Mantel über Boscherville. Es läutete Mitternacht, als die Stille von furchtbaren Schreien zerrissen wurde. Die Eltern der Kinder und die Bewohner schreckten aus ihren Betten. Die Mutter wusste sofort von wem die Schreie kamen. Es waren die Schreie ihrer Kinder. Erst schrie ihr Sohn, wenige Minuten später die Tochter. Schnell liefen sie zu dem alten Haus. Die Bürger folgten ihnen. Das Haus lag da, wie ein unheilvolles Monster. In der oberen Etage, brannte eine kleine Kerze. Fassungslos schauten sie zu der Kerze hoch und hörten die Schmerzensschreie der Kinder. Viele Minuten ging das so, ehe die Schreie verstummten. Für immer. Die Kerze wurde, wie durch Geisterhand ausgeblasen und Stille war das einzige, was noch zu hören war. Am nächsten Tag, machten sich die Männer auf den Weg, um wieder zu dem Haus zu gehen. Sie steigen die alten und morschen Stufen hinauf und öffneten die Tür. Der Raum lag im Dunklen vor ihnen. Mit zitternenden Knien, gingen sie weiter. Sie riefen die Namen der Kinder, erhielten aber keine Antwort. Dann gingen sie die Stufen hinauf, die zu dem Dachboden des Hauses führte. Die Stufen kanrrten und ächzten bedrohlich. Als sie an der Tür ankamen, deren dahinter liegendes Zimmer, der Dachboden war, legten sie behutsam die Hand auf den Türknauf und die Tür ging, wie von allein, mit einem lauten Knarren auf. Vorsichtig traten sie in die Kammer. Asl sie den Raum absuchten, entdeckten sie die Kinder. Die Mutter schrie entsetzt auf und rannte zu ihren beiden Kleinen hin. Sie lagen auf dem Boden. Beide tot! Ihre Gesichter, waren schrecklich entstellt. Es war, als hätte man konzentrierte Salzsäuer auf die Gesichter gegossen. Ihre Körper waren, mit grässlichen Branntverletzungen übersät. Fassungslos schauten die Männer auf die toten Kinder, während die Mutter eines von ihnen on den Arm nahm und es streichelte. „Wer um Gotteswillen, tut so etwas?“, wimmerte sie. Einer der Männer schaute sich um und erstarrte. „Seht doch!“, rief er und deutete auf die linksliegende Wand. Der Magen, jedes Mannes zog sich zusammen, als er die mit Blut geschriebene Botschaft las:„ Vous devior mourir, pour que pe`cher son ance`tres!“ Als sie diesen Satz gelesen hatten, drang ein unmenschlicher Schrei durch den Raum, der den Männern zur Flucht zwang. Schreiend und in Panik fielen sie die Stufen rutner und flüchteten durch die Tür. Als sie draußen waren, schwank die Tür zu und ein dämonisches Kinderlachen war aus dem Haus zu hören. Seit diesem Vorfall, wagte es keiner, auch nur in die Nähe dieses Hauses zu gehen. Dennoch waren in jeder Nacht, die Schreie der toten Kinder zu hören, gefolgt durch das Kinderlachen, dass selbst den stärksten Mann, einen Schauer über den Rücken trieb. Das ging nun sechs Tage lang, und die Bewohner suchten ständigen den Schutz der Kirche auf. Sie beteten, dass dieser Spuk endlich ein Ende haben soll, aber es geschah nichts. Auch der Pfarrer litt unter diesen Vorkommnissen. Er hatte keine einzige ruhige Nacht gehabt, da er ständig den Leuten bei stehen musste. Nach und nach, reichte es ihm und er wollte endlich diesem Grauen ein Ende setzten. Er schrieb dem Vatikan. Sie sollen ihren besten Mann und Exorzisten zu ihnen schicken. Nun saß er da und schaute zu dem verlassen Haus. Als der letzte Gong ertönte, wurde es plötzlich hell, in der obersten Etage. Dort, wo sich der Dachboden befand. „Seht, das Licht brennt!“, rief einer Leute und die Bürger wichen entsetzt in die hintersten Ecken, oder vesteckten sich gar unter den Tischen. Eine Minute lang passierte nichts. Doch dann, wurde von außen an die Tür gehämmert. Entsetzt schrien die Leute auf. Ein klagendes Heulen, ging draußen um. Der Pfarrer machte ein Kreuzzeichen und betete, dass dies nur der Wind sei. Doch, wie konnte der Wind auf einmal ein Loch in die dicke Holztür schlagen. „Oh Gott!“, schrie eine Frau entsetzt, als hinter dem geschlagenen Loch, zwei rot glühende Augenpaare auftauchten. Ein bedrohliches Knurren war zu hören. Der Pfarrer erhob sich, ging auf das Loch zu und streckte der Kreatur sein heiliges Kreuz entgegen. Er sprach auf Latein, die Worte: „In Namen Christi, weiche von uns, böser Geist!“ Die Kreatur schrie auf und verfasserte. Es war vorbei. Für diesemal. Eine Woche später „Vater, wo bliebt nun der Exorzist nachdem Sie verlangt hatten?“, fragte ein Mann den Pfarrer. Wieder saßen alle in der Schenke und warteten. Pfarrer Lerou schaute Gedankenverloren aus dem Fenster. „Er wird kommen. Ich weiss es!“, erklärte der Pfarrer. „Wie lange, soll dieser Geist uns denn noch tyrannisieren?“, fragte ein anderer wütend, der die Antwort des Pfarrers üerhbört zu haben schien. Lerou stand auf und hob beschwichtigend die Hände. „Glaubt mir. Ich weiss auch nicht. Aber der Vatikan wird uns helfen!“, versuchte er die Leute zu beruhigen. „Ihr könnt uns erzählen, was ihr wollt, Pfarrer. Wir wollen endlich in Frieden leben!“, brüllte wieder der erste Mann und griff sich den Gottesmann. „Joan, beruhig dich!“, ermahnte der Wirt den aufgebrachten Mann. Doch der dachte nicht daran. Er hob seine Faust und wollte sie in das Gesicht des Pfarrers rammen. Als es plözlich an der Tür, bedrohlich klopfte. Alle hielten den Atem an. Noch immer hielt der Mann den Pfarrer fest und schaute zur Tür. Der Wirt kam hinter der Theke und ging auf die Tür zu. „W-wer ist da?“, fragte er und es verging eine, zwei Minuten, ehe die Antwort kam. „Ich bin, hier wegen dem Auftrag!“, erleichtert atmtete der Pfarrer auf und bat den Mann, ihn los zu lassen. „Wirt. Machen Sie unserem Retter die Tür auf!“, bat der Pfarrer den Wirt. Dieser nickte und öffnete. Draußen war es, wegen dem Gewitter, das über das kleine Städtchen gezogen war stockdunkel. Da erhellte ein Blitz die Dunkelheit und die Leute schrien entsetzt auf. Eine Gestalt, gehüllt in einem Mantel und Hut, betrat die Kneipe. Das Wasser des Regens tropfte von ihrem schwarzen Hut und hatte sie vollkommen durchnässt. Ein schwarzer Wolf schob sich an ihr vorbei und schnüffelte. Entsetzt wichen die Leute zurück. „Platz!“, knurrte die Gestalt und der Wolf kam zurück. Er schüttelte sich und spritzte die Gestalt noch nasser, als sie es ohnehin schon war. Die Gestalt schaute sich um. Der Pfarrer wusste nicht, was ihn mehr Angst einjagte. Das Gewitter oder der unheimliche Gast? Mit zitternden Knien ging er auf den Gast zu und machte eine einladene Geste. „Guten abend, wir haben Sie bereits erwartet!“, sagte Lerou, mit weichen Knien. „Bitte, setzten Sie sich doch!“ Bot mit diesen Worten dem Gast den Platz am Fenster an. „Wirt, etwas zum wärmen. Bitte!“, rief der Pfarrer. Da meldete sich der Wolf. Der Gast schaute kurz zum Wolf, dann zum Pfarrer und nickte. Der Pfarrer räusperte sich, wenn auch etwas unsicher und gab eine weitere Bestellung auf:„ Und für unseren tierischen Gast, bitte einen saftigen Knochen und eine Schale Wasser!“ „Sofort!“, sagte der Wirt und machte das Essen bereit. Der Pfarrer brachte den Gast zum Platz. Sie setzten sich hin. Saßen sich gegenüber. Noch immer hatte der Gast den Hut auf. „Wollen Sie nicht den Hut abnehmen. Das ist ziemlich unhöflich!“, erklärte Lerou tadelnt. Der Gast zuckte, mit einem Lächeln, die Schultern. Nahm dann doch den Hut ab. Der Pfarrer wich erschrocken zurück. Anstatt einen Mann gegenüber zu haben, saß eine Frau da. Alle Blicke waren auf sie gErikhtet. „Sie-sie sind eine Frau?“, stellte der Pfarrer fest und zeigte auf sie. Erin Lächelte amüsiert und lehnte sich entspannt zurück. „Haben Sie etwa, eine muskelbepackten Kerl erwartet, der mit riesigen Knarren durch die Gegend rennt?“, erwiederte Erin und blickte in die Runde. „Nun, das nicht aber…!“, musste Pfarrer Lerou zugeben. Erin musste Lachen. „Was aber? Passt es Ihnen nicht, dass eine Frau diesen Job übernimmt?“, fragte Erin und sah ihn nun finster an. Wieso mussten es immer bis zum Hals zugeknöpfte Priester sein, die die bösen Mächte austrieben, fragte sich Erin. „Nein, das nicht. Doch…!“, versuchte der Pfarrer sich rauszureden. Erin winkte ab. „Schon gut. Lassen wir das. Sie haben mich gerufen, weil Sie Probleme mit einen Geist haben?“, fragte Erin und schaute sich noch einmal um. Mit einemmal schien sie doch nicht so interessant zusein. Die anderen Gäste drehten sich schnell weg, unterhielten sich gedämpft. „Nun, Geist ist stark untertrieben. Es ist ein Dämon. Ein…dämonisches Kind!“ Als der Pfarrer ihr das sagte, runzelte Erin die Stirn. „Ein dämonisches Kind?“, hackte Erin nach und beugte sich vor. Sie hatte so einiges gesehen und gehört, aber ein dämonisches Kind…? Lerou nickte. „Erzählen Sie!“, bat Erin ihn, doch der Pfarrer winkte. „Erst, wenn Sie sich gestärkt haben!“ Erin hob die Brauen. Wenn sie ehrlich sein sollte, wollte sie es so schnell wie möglich hinter sich gebracht haben. Doch dann meldete sich ihr Magen und überlegte es sich anders. Sie nickte und der Pfarrer atmete erleichtert auf. Es hatte Zeit. Und außerdem musste diese Frau bei Kräften sein, wenn sie sich diesem Geist stellen wollte. Erin schlang die warme Suppe geradzu runter. Biss einmal in eine Scheibe Brot und goss den roten Wein hinterher. Nie hatte sie so gutes Essen gehabt und war nun dankbar, dass der Pfarrer darauf bestanden hatte, dass sie etwas zusich nahm. Rafael knapperte und kaute am Knochen. Trank gelengtlich aus der Wasserschale. Als Erin mit dem Essen fertig war, wischte sie sich den Mund, mit der Servierte ab. „Also!“, sagte sie und legte die Servierte beiseite. „Erzählen Sie!“ Der Pfarrer zögerte nicht und fing sofort an. Von der Geschichte, der Frau und ihrem Kind, die in diesem Haus lebten, von seltsamen Vorkommnissen. Von den wütenden und mordenden Menschenmob und schließlich von den beiden Kindern, die so quallvoll sterben mussten. „Haben die Männer dabei, was seltsames entdeckt?“, fragte Erin als er geendet hatte. Pfarrer Lerou nickte und sein Gesicht verdüsterte sich. „Ja, es stand eine Botschaft, mit Blut geschrieben!“, bErikhtete er und nur bei dem blossen Gedanken lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. „Wie lautete die Botschaft?“ Ohne lange zu warten, bekam sie die Antwort. „Vous devior mourir, poure que pe`cher son ance`tres!“, sagte er und Erin schaute mehr verwirrt als entsetzt. „Sie müssen sterben, für die Sünden ihre Ahnen?“, übersetzte Erin und ein Blitz erhellte den Himmel. „Glauben Sie, dass das etwas zu bedeuten hat?“, fragte er sie und Erin lehnte sich zurück. Überlegte selber kurz. Es war seltsam. Noch nie hatte sie solch einen Fall gehabt. Aber war denn nicht alles möglich auf Gottes Erde. Außerdem und das wurde ihr erst jetzt klar, klang dies nach einem Geist, der späte Rache für etwas wollte, was man ihm einst in seinem Leben angetan hatte. „Ja, dieser Gei…, dieses dämonische Kind, muss wohl, schreckliches durchgemacht haben, als es noch lebte. So eine Botschaft, sagt, dass es nicht den Schmerz vergessen kann, dem ihm zu gefügt wurde!“, erklärte Erin und schaute nachdenklich aus dem Fenster. „Aber warum, jetzt. Nach hundert Jahren?“, fragte der Pfarrer sie. Erin schwieg einen Moment. „Nun, manche Geister kommen erst nach langer Zeit, wieder in das Reich der Menschen zurück, um weiter zu wüten!“, sagte sie schließlich. „Sie meinen, dass sich dieser Geist rächen will?“ „Und was, wenn es so wäre?“ „Dann muss ich wohl eine neue Stelle antreten!“ Erin hob die Brauen. Mit solch einer Aussage hatte sie nicht gerechnet. „Sie klingen nicht gerade so, als würden sie hier gerne arbeiten?“ „Verstehen Sie mich nicht falsch, Mademioselle. Dieses Städtchen, diese Leute, sind mir wirklich ans Herz gewachsen!“ „Und warum, wollen Sie dann weg?“ „Ich bin nicht gerade ein tapferer Mann und die Zustände, denen ich hier ausgesetzt bin, machen mich fertig!“ „Darum, bin ich ja hier. Frauen, haben sowieso mehr Stärke, als Männer!“ spottete Erin und konnte sich ein unverschämtes Grinsen nicht verkneifen. Der Pfarrer verzog das Gesicht. Als es schon ziemlich spät war und die meisten der Gäste gegangen waren, beschloss auf Erin sich zur Ruhe zu legen. Der Pfarrer musste ihre Gedanken gelesen haben und regelte dies für sie. „Monsieur, bitte geben Sie unserem Gast ein Zimmer“, bat Lerou. „Sehr wohl!“, sagte der Wirt und machte Erin eine Andeutung, ihm zu folgen. Der Wirt ging voran. Erin wünschte dem Pfarrer noch eine gute Nacht, folgte dem Wirt dann in das obere Stockwerk hoch. Die Stufen knarrten unter den Schritten, der beiden. Der Wirt ging an zwei, drei Türen vorbei, ehe an einer hielt und die öffnete. „Bitte!“, sagte der Wirt und machte eine einladende Geste. Erin nickte und ging hinein. Das Zimmer war gut eingErikhtete. Das Schlafzimmer war geräumig und das Bett lud förmlich ein, sich darauf niederzulegen. Sie ging zu einer schmalen Tür und fand dahinter ein luxuriöses Badezimmer. Zufrieden ging sie zum Wirt. „Und, ist es das, was Ihr wünscht?“, fragte er. „Ja, das Zimmer ist genau das, was ich mir vorgestellt habe!“, sagte sie. Der Wirt nickte und wünschte ihr eine gute Nacht. Rafael lief durch den Raum und sprang auf das Bett. „Rafael!“, sagte Erin mahnend. Zwar liebte sie ihren wölfichen Freund, aber das Bett gehörte heute Nacht ihr ganz allein. Rafael verstand und sprang vom Bett runter. Schaute sie jedoch winselnt und flehend an. Erin lächelte etwas und suchte im Schrank nach einer zusätzlichen Decke. Wurde nach langem suchen fündig. Sie legte die Decke auf den Boden und legte noch eines der beiden Kissen des Bettes darauf. Hechelnd nund vor allem zufrieden, legte sich Rafael auf die Decke und klopfte mit seiner Pfote das Kissen zurecht. Erin lächelte kurz und kleidete sich aus. Legte sich ins Bett. „Gute Nacht, Rafael!“, sagte Erin und löschte das Licht. Es war bereits Mitternacht, als Erin plötzlich von einem Geräusch wach wurde. Sie schreckt auf und saß kerzengrade im Bett. Hecktig schaute sie sich um. Da! Diesesmal, war sich Erin sicher, dass das Geräusch vom Fenster kam. Es hörte sich an, wie ein Klopfen. Erin kroch aus dem Bett und ging zum Fenster. Hm, nichts zu sehen. Komisch, habe ich mir das nur eingebildet, fragte sie sich und wollte zurück ins Bett. Da klopfte es wieder am Fenster. Diesesmal war es so stark, dass Erin glaubte, die Scheibe würde zerspringen. Nun reichte es Erin, ging nochmal zum Fenster und machte es diesesmal auf. „Hey, wer ist da?“, rief Erin die Kälte hinaus. Ihr Atem, stieg in kleinen Wölkchen auf. Erin fror erbärmlich. Niemand meldete sich. Murrend und kopfschüttelt, wollte sie das Fenster schließen, da fiel ihr Blick auf das alte, baufällige Haus. Das Haus strahlte etwas aus, dass selbst die hartgesotene Erin frösteln ließ. Morgen würde sie hinein gehen und dem Geist ordentlich in den Hintern treten. Da hörte sie ein Geräusch. Es klang wie Eis, das zerbrach. Erin runzelte die Stirn. Eis? Nein, eher wie Glas. Das Badezimmer! Langsam und vorsichtig ging sie in dieses, in dem gähnende Finsterniss herrschte, nahm dabei ihren Revolver, mit Silberkugeln geladen., Egal was da drin auf sie wartete, es würde sich bestimmt bei der nächstbesten Gelegenheit angreifen. Mit dem Revolver im Anschlag ging sie näher heran. Tastete nach dem Lichtschalter. Als sie das Licht anknipste und nun sah, was im Bad auf sie wartete, glaubte sie mit Eiswasser übergoßen zusein. Vor ihr hing ein kleiner runder Spiegel. Feine Risse hatten sich durch die glatte Fläche des Spiegels gezogen und eine zähe rote Flüssigkeit quoll aus den Rissen hervor. Erin schluckte den fetten Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte hinunter. In der Luft hing ein bleiener und süßlicher Geruch in der Luft. Erin wurde schlecht, als sie den Geruch unterordnen konnte. Blut! Der Spiegel blutete. Und etwas schien das Blut, welches langsam hinunter floss auf den weissen Kachelboden zuschreiben. Es war auf französich, genau wie die andere Botschaft, die sie gehört hatte und schauderte, als sie die Worte las. „Bonjour, moi s`appeler tio soyes le bienvenue à et nous je sius heureux, que bientotfaire la connaissance!” Lange blieb sie so stehen, blickte auf die Botschaft. Bis zu zuverschwimmen schien und Erin merkte, wie ihre Knie weich wurden. Er weiss, dass ich hier bin und ihn auslöschen will, schoss es ihr durch den Kopf. Das ist nicht gut. Das ist überhaupt nicht gut! Am nächsten Morgen, stieg Erin die Treppen runter und setzte sich an die Theke. Die ganze Nacht hatte sie nicht geschlafen. Hatte sich immer wieder herumgewälzt und nach dem achso kleinsten Geräusch gelauscht. Dunkle Ringe waren deutlich unter ihren Augen zusehen. „Ich hätte gerne einen Kaffee. Schwarz!“, bat sie müde und gähnte. „Eine unruhige Nacht gehabt?“, fragte der Wirt und goss den gewünschten Kaffee ein. Erin nickte und rieb sich die Augen. Sie hielt es für keine gute Idee, dem Wirt von der Botschaft, zu erzählen. Womöglich würden die Leute wegbleiben, wenn sie hören, dass es im Wirtshaus spuckte. Ein Geisterhaus, reichte! Erin nahm einen kräftigen Schluck und schüttelte sich. Schon spürte sie, wie sie langsam wach wurde. „Guten Morgen!“, sagte der Pfarrer, als er in die Gaststätte kam. „Morgen, Monsieur Lerou!“, grüßte der Wirt zurück. „Möchten Sie auch einen Kaffee?“ „Ja, bitte!“, bat Pfarrer Lerou und setzte sich neben Erin, an die Theke. Der Pfarrer schaute sich um. „Wo ist Euer…Wolf?“, fragte er. Erin lächelte. „Rafael schläft noch!“, sagte sie und nahm einen weiteren Schluck. „Ihr habt den Wolf, Rafael benannt?“, fragte er ungläubig. Erin nickte. „Warum, nicht?“ Verwirrt schaute sie den Pfarrer an. „Nun, es ist nicht gerade schön, einem Wolf den Namen eines Erzengels zu geben!“, erklärte der Pfarrer. „Ich finde, dass es nicht zu schlimm ist. Außerdem, werden Menschen auch nach den unterschiedlichen Erzengel benannt. Gabriel, Michael, Rafael und so weiter!“ Bei diesem Konter schwieg der Pfarrer. Erin lachte heimlich in sich hinein. Dann begann Lerou wieder zu sprechen. „Wann wollen, Sie in das Haus gehen?“ „Wenn ich gefrühstückt habe und meinen Kaffe fertig getrunken habe!“ Dann wandte sie sich an den Wirt. „Könnte ich noch ein paar Croussants haben?“ „Natürlich, Mademioselle!“, sagte der Wirt und stellte ihr einen Teller, mit der gewünschten Speise hin. Pfarrer Lerou saß da wie vom Blitz getroffen und sah, wie Erin in aller seelenruhe frühstückte. „Wie kann diese Frau nur in aller Ruhe essen. Unser Städtchen wird von einem Geist tyrannisiert und die…die schlägt sich, ohne sich zu beeilen, den Bauch voll!“, dachte er empört. Es dauerte eine Weile, bis Erin endlich fertig war und sich den Mund abwischte. „So, wir können. Bringen Sie mich dorthin!“, sagte sie und sprang vom Hocker. Kapitel 4: Der erste Kontakt! ----------------------------- Auf dem Weg dorthin, schaute sich Erin um. Boscherville, war wirklich klein. Außer einer großen Kirche und ein paar Läden, waren die meisten von den Häusern, von Familien bewohnt. Als sie vor dem alten verwitterten Haus standen, schlug der Pfarrer ein Kreuzzeichen. Erin ging als erste. Sie öffnete die kleine Zauntür, hinter der sich ein, mit Steinplatten gelegter, Weg zum Haus befand. Erin stieg die Stufen hoch. Als der Pfarrer auf die Stufen stieg, brach eine unter seinem Fuss durch und der Pfarrer schrie erschrocken auf. Etwas Knorriges legte sich um seinen Fuss. „Hilfe, etwas hält mich fest!“, schrie der Pfarrer. Erin drehte sich um und eilte Lerou zur Hilfe. Sie packte ihn bei der Hand und zog ihn auf die nächste Stufe hoch. Erin zog dabei ihre Waffe und zielte auf die Klaue, die den Fuss des Pfarrers gepackt hielt. Doch dann hielt sie inne und musste aufeinmal lachen. „Was lachen Sie so? Befreien Sie mich von diesem Ding!“, herrschte der Pfarrer sie an. Erin steckte die Waffe wieder weg und griff nach der Klaue. Es war nur eine Wurzel, die sich um den Knöchel des Pfarrers geschlungen hatte. Mit einem einzigen Ruck, zeriss Erin die Wurzel. Der Pfarrer japste nach Luft und zog sich hinauf. Erin schaute ihn amüsiert an. „Stimmt. Sie sind wirklich kein tapferer Mann!“, spottete Erin. Der Pfarrer schaute verlegen drein. Da hörten sie etwas quietschen. Erin drehte sich um und blickte zur Tür. Langsam hatte sich diese geöffnet und die dahiner liegende Schwärze schien ihnen geradzu auzulauern. Eine unnatürliche Kälte kroch aus der Tür, über die Stufen und zu ihnen hinüber. Streifte sie an den Knöcheln. Der Pfarrer schluckte. „Jesus, Marie und Josef!“, jammerte er. Erin warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Wenn Sie wollen, können sie auch draußen warten!“, bot Erin ihm an. Dieser Pfarrer hatte eindeutig seinen Beruf verfehlt! Pfarrer Lerou schüttelte hecktich den Kopf und meinte, mit zittriger Stimme: „Nein, ich komme mit rein. Schließlich ist es auch meine Aufgabe, meine Schafe zu schützen!“ Erin verdrehte die Augen. Typisch Kleindorfpriester! „Bitte, aber schreien Sie mir nicht ein Ohr ab, wenn Sie sich vor Ihrem eigenen Schatten erschrecken!“, meinte sie und ging durch die Tür. Als sie im Flur stand, drehte sie sich um schaute zum Pfarrer raus, der mit sich kämpfte. Anscheinend war ihm seine Pflicht, die Leute hier zu schützen, doch nicht so wichtig, dachte sie. Lerou schluckte, ließ den Blick über das baufällige Haus wandern. Die Holzdielen über ihm waren gesprungen und dicke Spinweben hingen hinunter. Das ganze Haus machte einen verwahrlosten und runtergekommenen Eindruck. Doch dabei war das, was innen im Haus war und auf sie wartete, viel schlimmer. Nochmals schluckte Lerou und überlegte. Soll er wirklich mit rein gehen? Schließlich und nach gut zehnminuten, raffte sich der Pfarrer zusammen und ging auch hinein. Erin lächelte etwas. Na bitte. Geht doch, du Hasenfuss, dachte Erin und ging weiter. Kaum hatten die beiden zwei, drei Schritte getan, da fiel die Tür mit einem lauten Knall in Schloss. Pfarrer Lerou schrie entsetzt auf und klammerte sich an Erin. „Ich gebe Ihnen genau drei Sekunden, um Ihre Hände da weg zu nehmen!“, fauchte Erin bedrohlich. „Wie?“, fragte Lerou und sah erst jetzt, dass sich seine Hände auf ihren Brüsten befanden. „Oh!“, sagte der Pfarrer und löste sich von ihr. „Verzeihen Sie!“ Er muusste sich bemühen, nicht gleich rot zu werden. Und das in meinem Beruf! „Was meinen Sie, Pfarrer. Wo könnte sich dieser Geist versteckt halten!“, fragte Erin um das Thema zu wechseln und schaute sich um. Der Pfarrer war anscheinend dankbar dafür und schaute sich ebenso im Haus um. „Das weiss, ich nicht. Die Kinder wurden zwar auf dem Dachboden entdeckt, aber der Geist kann auch sonstwo sein!“, sagte er. Erin dachte nach. Vielleich sollten sie sich erst die untersten Stcokwerke vornehmen. Aber als Erin daran dachte, dass sie mit diesem Tollpatsch und Angsthase sich abplagen musste, überlegte sie es sich anders. Er wäre eine viel größere Last bei ihrer Suche, als eine Hilfe. „Nagut, ich schlage vor, dass Sie hier unten suhen. Ich schaue mich da oben um!“ Erin wusste zwar, dass der Geist nicht im Erdgeschoss sein konnte, dennoch wollte sie diesen Angsthasen, von Pfarrer loswerden. Pfarrer Lerou nickte und suchte im Wohnzimmer und in der Küche. Erin atmete tief durch und war heilfroh, endlich richtig auf die Suche zu gehen. Ihr Blick fiel auf die Treppe, die sich um Dunkeln verlaufte. Erin stieg die knarrenden Stufen hoch und schaute ununterbrochen zur geschlossenen Tür, die zur Dachstube führte. Als sie oben ankam, streckte sie die Hand aus und wollte den Türknauf herum drehen. Doch da ging die Tür, mit einem lauten Knarren, von selbst auf. Oder zumindest einen kleinen Spalt. Erins Miene verfinsterte sich. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Vorsichtig sie stiess mit der Fussspitze die Tür ganz auf und ging hinein. Die Dachkammer war leer! Was sonst! Spinnweben hingen in den Ecken und von der Decke. Die Einrichtung, die allerding nur aus einem Bett und einem Schreibtisch bestand, war mit einem Tuch abgedeckt. Darauf lag Zentimeterdicker Staub. Vorsichtig schloss sie die Tür und wandte sich nun dem, ihr vorne liegenden, Raum zu. Langsam ging sie durch den Raum. Die hohlen Dielen knarrten untere den Füssen und ihre Schritte hallten durch den Raum. Aufmerksam suchte sie den Raum ab. Es war totenstill. Erin spannte ihre Muskeln an und machte sich auf einen Angriff aus dem Hinterhalt bereit. Da hörte sie ein kratzendes Geräusch. So, als wäre sie auf etwas metallisches getretten. Sie hob den Fuss. Ein kleines Amulett lag da auf den Boden. Erin bückte sich und hob es auf. Es war eines dieser Amulette, das man aufklappen konnte und ein oder zwei Bilder reinlegen konnte. Erin drehte es in der Hand. Auf der Rückseite stand Jaqueline. Eine tiefe Falte erschien auf ihrer Stirn. Das Amulett sah völlig neu aus. Es konnte also unmöglich hundertjahre hiergelegen haben. Und das konnte nur eines bedeuten: „Das muss einem der Kinder gehört haben!“, murmelte sie und stand wieder auf. Vorsichtig machte sie das Amulett auf. Darin waren zwei Bilder. Das eine zeigte eine Frau und das andere eine Mann. „Das müssen ihre Eltern gwesen sein!“ Kaum hatte sie das gesagt, da spürte sie, wie ein kalter Luftzug sie streifte. Erin ahnte, was diese Kälte verursachte. Sie schaute nochmal auf die Bilder im Amulett und wollte es gerade schließen, als eine Mädchenstimme sagte:„ Bitte, nicht!“ Erin drehte sich sich um und sah ein kleines Mädchen. Sie war weder erschrocken noch entsetzt, als sie das Mädchen, welches so plötzlich hinter ihr stand, sah. „Bist du Jaqueline?“, fragte Erin die Kleine und sie nickte. „Dann sollte ich dir, das hier wiedergeben!“, erklärte Erin und die kleine Jaqueline hob die Hand. Als Erin das Amulett in die Hand des Mädchens legen wollte, fiel es hindurch und landete auf den Boden. Erins Augen wurden schmal. Sie hätte es sich denken können. „Du bist tatsächlich ein Geist!“; murmelte Erin und schaute das leichblasse Gesicht des Mädchens an. Jaqueline sah traurig drein und senkte die Hand. Minuten lang, standen die beiden sich gegenüber. Dann brach Erin das Schweigen. Sie musste das Mädchen fragen, auch wenn es bedeutete, schreckliche Erinnerung in ihm zu wecken. „W-wie seid ihr gestorben?“, fragte sie und Jaqueline schaute hoch, ging dann zum abgedeckten Bett und setzte sich hin. Sie versank geradezu im Bett. „Ich und mein Bruder Franz spielten in dem alten Garten, dieses Hauses. Unser Ball flog durch das Fenster und wir wollten ihn wiederholen. Doch als wir in dem Haus waren, ließ sich die Tür nicht mehr öffnen. Wir waren gefangen. Mein Bruder meinte, wir sollen auf den Dachboden gehen und da nach Hilfe rufen!“ „Lass mich raten. Als ihr hier auf dem Dachboden wart, ließ sich auch diese Tür nicht öffnen?“, fragte Erin und die Kleine nickte. „Ja, wir hörten die Rufe unsere Eltern, doch als wir antworten wollten, kam kein Mucks aus unseren Mündern.Wir blieben bis in die Nacht und lagen zusammen gekauert auf dem Boden. Wir wussten nicht, wie lange wir so da lagen. Plötzlich erhellte eine Kerze die Dunkelheit. Wir schreckten auf. Wir sahen zur Kerze, die wild im Licht flackerte und schreckliche Schatten an die Wand warfen. Doch ein Schatten, kam uns irgendwie lebendig vor. Er war so groß, wie wir es waren und tanzte, böse lachend um uns herum. Ich klammerte mich an meinen Bruder und hatte schreckliche Angst. Minuten lang ging es so weiter, dann wurde mein Bruder gepackt und in die Dunkelheit gezerrt. Ich hörte, wie er entsetzt schrie. Minuten lang ging es so, dann folgte Stille. Ich schaute verängstigt in die Finsternis. Plötzlich wurde etwas aus der Dunkelheit geworfen und landete vor meinen Füssen. Ich hielt entsetzt den Atem an. Es war mein Bruder. Sein…sein Gesicht war furchtbar entstellt und sein Körper hatte schreckliche Verbrennungen. Ich schrie entsetzt auf. Ich warf mich herum und wollte aus dem Fenster fliehen, doch da packte mich etwas am Fuss und zerrte mich ebenfalls in die Dunkelheit und dann…!“ Jaqueline hielt inne und schaute sich um. Sie hatte etwas gespürt. „Jaqueline, was ist?“, fragte Erin leise. Doch anstatt zu antworten, begann Jaquline zu schreien. Hätte Erin gesehen, was sie sah, so würde sie wissen, warum das Geistermädchen so entsetzt aufschrie. Aus ihrer Sicht, begann das Dach zu bluten. Das Blut floss durch die Dachritzen und zog sich über das gesamte Holz. Jaqueline wich entsetzt auf dem Bett zurück und drängte sich gege die Wand. „Er will nicht, dass ich Ihnen das alles sage!“, keuchte Jaqueline und schaute wieder zur Decke. „Sie müssen uns helfen. Bitte! Er hält uns hier gefangen!“, schrie das Mädchen panisch. „Wer hält Euch hier gefangen, Jaqueline?“ fragte Erin das zitternde Mädchen. „Der Geist?!“ Doch das Mädchen konnte nicht mehr antworten. Mit einem Schrei der Angst und Verzweiflung, verschwand das Mädchen. Noch immer gellte ihr Schrei in Erins Ohren. „Jaqueline, Jaqueline, wo bist du?“, rief Erin und drehte sich um ihre eigene Achse. Doch das Geistermädchen, war verschwunden. „Mist!“, fauchte Erin und schaute sich nochmal, schweigsam um. Wieder rief sie nach der Kleinen, doch es passierte nichts. Plötzlich flog die Tür auf und Erin zuckte mit einem Schrei zusammen. Als sie sich umdrehte, schaute sie jedoch wütend drein. Dort stand Pfarrer lerou, der sie fraglich anschaute. Anscheinend hatte ernicht bemerkt, dass er sie zu Tode erschreckt hatte. „Machen Sie das niewieder. Verstanden!“, fauchte Erin und hielt sich die Hand auf die Brust. „Haben Sie was gefunden?“, fragte der Pfarrer und Erin nickte. Der Schreck saß ihr immernoch in den Knochen. „Ja, das Mädchen hiess Jaqueline und ihr Bruder hiess Franz!“, bestätigte der Pfarrer, als er das Amulett der Kleinen sah und wieder erkannte. „Beide waren wirklich liebe Kinder!“ „Kann ich, mit den Eltern sprechen?“, fragte Erin ihn. Doch dieser schüttelte den Kopf. „Nein, dass können Sie nicht. Die Eltern der beiden, leben seit dieser schrecklichen Entdeckung ziemlich zurück gezogen!“, erklärte der Pfarrer. „Sie kommen nur wegen dem Gottesdienst aus dem Haus. Oder wenn sie was!“ „Es ist aber wichtig!“, sagte Erin. „Lassen Sie sie in Ruhe, Mademioselle. Ich bitte sie!“, flehte Lerou sie an. Erin seufzte und gab nach. Igrendwie hatte er Recht. Mit den Eltern zu sprechen würde nichts bringen. Sie würden sie höchstens anschreien und ihr die Tür vor der Nase zuschlagen. „Wann werden Sie, den Geist austreiben?“, fragte er. „Ich werde heute Abend beginnen!“, antwortete sie. „Wann beginnt denn der Spuk?“ Der Pfarrer nahm eine Schluck von seinem Kaffee und sagte, mit bedrückter Stimme:„ Um Mitternacht!“ „Hm, also zur Geisterstunde!“, murmelte Erin. „Der Klassiker!“ Erin saß auf dem Dachboden, des alten Hauses und hatte ein paar weisse Kerzen aufgestellt. Sie holte ein silbernes Kreuz und eine Flasche mit Weihwasser aus einer Tasche. Nochmal schaute sie auf die, ihr geliehende Uhr. Zwei Minuten vor Mitternacht, dachte sie und schaute sich um. Die Tür hinaus, stand weit offen. Hm, anscheinend muss ich noch einwenig warten, dachte sie verbittert und verschränkte die Arme vor der Brust. Nachdenklich betrachtete sie Untensilien. Hoffentlich helfen diese Sachen, dachte sie. Nein! Sie schüttelte den Kopf. Sie dürfte jetzt keine Zweifel hegen. Sie muss kühl bleiben und Selbstbeherrschung behalten. Da drang aus der Ferne, das Geläut der Glocken an ihr Ohr und Erin schreckte auf. Mitternacht! Sie zählte die Glockenschläge und als sie bis zum zwölften Glockenschlag gezählt hatte, schlug die Tür zu. Erin drehte sich um. Im Augenwinkel, sah sie wie die Kerze auf der Fensterbank, wie durch Geisterhand angezündet wurde. Er ist hier, dachte sie und öffnte die Flasche. Schnell goss sie auf den Boden ein Kreuz, während sie lateinische Gebete sprach. Dann nahm sie schnell ein Streichholz und zündete die Kerzen an. Als alle brannten nahm sie das Kreuz und hielt es jeweils einmal über die zuckende Flamme. Wieder sprach sie ein Gebet. Als sie bei der letzten Kerze kam, schoss plötzlich eine Stichflamme hoch und verbrannte sie an den Fingern. Erin schrie auf und fiel nach hinten. Sie hörte ein Zischen und schaute auf den Boden. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Das Kreuz, das sie mit dem Weihwasser, auf den Boden gegossen hatte, verkochte. „Shite!“, fluchte sie. Das Zischen wurde durch ein anderes Geräusch ersetzt. Es war ein Lachen. Kinderlachen! Sie schaute sich um und sah im Flackern der Kerzen, einen Schatten, um sie springen. „Du entweihst mein Zuhause!“, krächzte die Stimme des Schattens. „Irrtum, ich säubere es. Von deiner Anwesenheit!“, widersprach Erin.Wieder lachte der Schatten auf. „Ich bin hier in diesem Haus geboren. Es ist mein Heim. Du kannst mich nicht von hier vertreiben!“, spottete der Schatten. „Dann lass wenigstens die Seelen der Kinder frei!“, forderte Erin wütend. „Du glaubst doch nicht, dass ich meine neuen Spielkameraden so einfach gehen lasse!“ Der Schatten blieb nun stehen und schaute Erin, aus rotglühenden Augen an. „Sie sind nicht deine Spielkameraden!“, fauchte Erin und holte ihre Ranchaster raus. Sie zielte auf den Schatten. Doch dieser lachte nur. „Glaubst du wirklich, dass deine Waffe mir etwas anhaben kann?“, fragte er und stemmte die Hände in die Hüfte. Mist, dachte Erin. Der verfluchte Mistkerl hat Recht. Meine Silberkugeln können nur Körperliche Schäden bei körperlichen Gegnern anrichten. „Nun, was machst du jetzt?“, fragte der Schatten und beugte sich vor. „Warte nur, dich kriege ich schon dazu, das Haus zu verlassen!“, kündigte Erin an. „Solange werde ich, mit dir einwenig spielen!“, sagte der Schatten vergnügt und verschwand. Erin sah sich um, konnte jedoch nichts sehen. Wo steckt er bloss, dachte Erin. Sie drehte sich mit den Rücken zum Fenster und schaute auf die geschlossene Tür. „Argh!“, rief sie, als einen Tritt in den Rücken kassierte und der Länge nach auf den staubigen Boden aufshclug. Keuschend und japsend, stemmte sie sich mit den Armen vom Boden auf. „Autsch!“, sagte sie und sah sich wieder um. Dieser Geist ist stärker, als ich dachte, murrte sie in sich hinein. Doch da wurde sie an den Schultern gepackt und nach hinten geschleudert. Sie krachte, mit dem Rücken gegen die Wand. „Jetzt, reichts mir!“, schrie Erin und schlug in die Luft. Doch das einzige, was sie traf, war Leere. Die Stimme lachte:„ Du glaubst wohl doch nicht, dass du mich so treffen kannst?“ Ein Kinnhacken traf Erin hart und sie sackte in die Knie. Das ging noch einige Minuten so weiter. Erin wurde immer brutaler gegen die Wände geschleudert. Dabei wehrte sie sich nicht mehr. Der Geist jammerte:„ Es macht keinen Spass, wenn sich mein Spielball nicht wehrt!“ „Dann werf mich doch einfach weg!“, stöhnte Erin und wollte sich aufrichten. „Ja, keine schlechte Idee!“, lachte der Geist und die Tür zur Treppe öffnete sich. Erin wurde an den Knöcheln gepackt und weggeschleift. Brutal wurde sie raus geschmissen und polterte sie Treppen runter. Zuvor rief ihr noch der Geist zu:„ Schön, dass du mich besuchst hast!“ Dann schloss sich die Tür wieder. Als Erin am Treppenfuss lag, schaute sie noch einmal hoch, zur Treppe, ehe sie in tiefe Bewusstlosigkeit glitt. Kapitel 5: Der Entschluss! -------------------------- Erin schreckte auf. Sie war im Gesicht und im Ausschnitt klitschnass. Erst dachte sie, es wäre Schweiss. Doch dann sah sie den Pfarrer neben sich auf den Boden sitzen, mit einem Eimer. Langsam kam sie wieder zu sich. Langsam und etwas benommen, schaute sie sich um. Sie war immer noch in diesem Haus, in dem der Geist war. „Und haben Sie den Geist vertrieben?“, fragte der Pfarrer sie ohne irgendwelche Umschweife oder die Frage, ob es ihr gut ginge, zu stellen. Erin fauchte:„ Sehe ich so aus?“ „Also, ist er immernoch da?“ Pfarrer Lerou blickte Erin ängstlich an. „Was, meinen Sie, wer mich die Treppe runter geschmissen hat?“, murrte Erin und stand auf. „Und was, wollen Sie jetzt machen?“, er wieder. „Dieser Geist lässt sich nicht so einfach austreiben. Mit so einem hatte ich es noch nie zutun und die Seelen der Kinder, lässt er auch nicht gehen!“, dachte Erin laut nach und der Pfarrer runzelte die Stirn. Noch ehe er der Exorzistin eine Frage stellen konnte, wandte sie sich an ihm und sagte düster:„ Ich fürchte, ich muss das Haus abfackeln!“ „Wie?“, fragte Lerou und seine Augen wurden groß. Entsetzt sah er sie an. „Es ist der einizige Weg, um den Kindern zu helfen!“, erklärte sie ernst. Kurz und knapp und der Pfarrer musste es wohl oder übel einsehen. „Und wann, wollen Sie es abbrennen?“, fragte er und Erin grinste. „Um Mitternacht!“, sagte sie. „Diesem Geist mache ich ordentlich Feuer unter dem Hintern!“ Kapitel 6: Böse Mädchen, reizt man nicht! ----------------------------------------- Erin saß in der Gaststube und nahm einen kräftigen Schluck Gin zu sich. Nach der letzten Nacht hatte sie das dringend nötig. „Sie trinken?“, fragte Pfarrer Lerou sie und in seiner Stimme schwang etwas wie Empörung mit. Erin rollte heimlich die Augen. Nickte hastig. „Sie sind doch eine Frau des Vatikans. Sie dürfen sowas nicht!“, erklärte er ihr altklug und Erin murrte etwas auf italienisch. „Ist mir doch egal, was ich darf und was nicht, Ihrer Meinung nach. Damals haben die Mönche, die angeblich so fromm waren, den meisten Sex gehabt!“, maulte Erin und nahm einen weiteren, größeren Schluck. „Von wegen Enthaltsam!“ Lerou sah sie giftig an. Wollte darauf etwas erwiedern. Behielt es aber für sich. Die konnte nieundnimmer in Namen des Herrn dienen, dachte er verbittert. Da kamen ein paar Leute rein, angeführt von Joan, der auch gleich die Exorzisten ins Visier nahm. „Sie wollen, das alte Haus abbrennen?“, fragte er knurrend und Erin nickte stumm. „Das können Sie nicht machen!“, fauchte ein anderer. Erin drehte sich zu den Leuten um. „Warum, nicht?“, fragte sie und lehnte sich lässig an die Theke. „Der Geist wird verschwinden, wenn das Haus nicht mehr steht!“ „Woher wollen Sie das wissen?“, fragte Joan wieder. „Dieser Geist sieht in diesem Haus sein Zuhause. Das hat er mir selbst gesagt. Verbrenne ich es, wird auch er verschwinden“ sagte Erin und schluckte den Rest von Gin runter. „Sind Sie sicher?“ Joan schaute die Frau lauernd an. „Irgendwie traue ich Ihnen nicht!“, zischte er. Erins spöttisches Lächeln verschwand und ein düsterer Gesichtsausdruck machte Platz. „Das sollten Sie aber, Joan. Ich bin die einzige, die Ihnen helfen kann. Wenn Sie eine bessere Methode wissen, dann bitte!“, erklärte sie. Machte eine ausladene Handbewegung zu den anderen. „Ich höre!“ Joan und die anderen tauhschten skeptische, aber auch ratlose Blicke. Eine Weile sagte keiner was. Das gab Erin Antwort genug. „Dachte ich es mir doch. Große Reden schwingen und andere Kritisieren, aber selber nicht Arsch in der Hose haben, wenn es ums Ganze geht!“ Da kochte Joan über und griff sich Erin. Mochte sie ihnen helfen oder nicht. Was zuweit ging, ging zu weit. Er hielt sie am Kragen ihres Mantels fest und hob sie hoch. Er hielt seine Faust zum schlagen bereit. „Sie würden, eine Frau schlagen?“, fragte Erin kalt und schaute den Mann düster an. „Für mich sind Sie keine Frau. Es wäre eine Wohltat, Ihnen das Gesicht zu zertrümmern. Jemand, der so leichtsinnig das Leben anderer gefährdet, verdient es nicht anderster!“, erklärte der Mann und wollte zuschlagen, doch Erin wisch einfach aus, ergriff seine Faust, die er ihr ins Gesicht schmettern wollte und drehte den Arm mit einem Ruck um hundertachtziggrad. Joan schrie auf, als sein Arm zu brechen drohte. Joan schrie auf. „Argghh, was…?“, brachte er erschrocken hervor und über Erins Lippen kam ein gefährliches Knurren. „Das nächste Mal sollten Sie sich genauer überlegen, mit wem Sie sich anlegen!“, knurrte sie gefährlich. Drehte den Arm dabei noch fester herum. „Das reicht jetzt!“, mischte sich nun der Pfarrer ein. „Erin, lassen Sie ihn!“ Erin ließ den Arm des Mannes nur mit größtem Widerwillen los. Schweratment richtete er sich auf und schaute Erin noch mal an. Von einem Moment auf den nächsten hatte die Frau einen Ausdruck in den Augen, der ihm deutlich klarmachte, sich vor ihr in Acht zu nehmen. Doch vorallem erschreckte es ihn, dass sie nicht die eines Menschen waren. Sondern die eines Tieres. Dunkel, fast schon schwarz und wild. Mit warnendem Blick schaute sie ihn weiterhin dunkel an und der Mann hielt es für das Beste zu gehen. Noch ehe er die Tür hinter sich schloss, drehte er sich um und zeigte auf sie. „Sie sind nicht das, für das sie sich ausgeben!“, erklärte er und ging dann. Auf ihrem Zimmer, lag Erin auf dem Bett und kraulte ihren Wolf, der sich auf den Rücken gelegt hatte und alle viere von sich gestreckt hatte. Erin dachte zwar nur kurz, aber lange genug nach, was der Mann gesagt hatte. Irgendwie, hatte er Recht. Es war nicht das erste Mal, dass sie so handgreiflich wurde. Immer, wenn sie bis aufs Blut gereizt wurde oder gar schwer verletzt wurde, war sie so voller Agressivität, dass sie Freund von Feind nicht mehr unterscheiden konnte. Deswegen der Spitzname Schwarze Bestie! Wenn sie einen Auftrag hatte, egal ob Dämon oder Besessener und ihn dann gebannt hat, gab es immer Leichen. Egal was sie auch versuchte, diese Menschen zu retten. „Immerhin, hast du keine Angst vor mir, hm Rafael!“, flüsterte sie liebevoll und strich dem Wolf über den pelzigen Bauch. Rafael hechelte und ließ seine rose Zunge aus dem geöffneten Maul hängen. Erin musste dabei lächeln. Sie schloss die Augen und versuchte einwenig zu schlafen. In der Ferne hörte sie Stimmen, wusste nich woher sie kamen. Hörte die Geräuche von Kutschen und schnaubenden Pferden, glaubte es käme von draußen, doch da mischte sich ein anderes Geräusch hinein. Es klang wie Gesang. Dann folgte ein schreckliches Krachen, aus Metall und Glas. Geschrei war zu hören. Erin schreckte auf. Sie richtete sich auf und fasste sich an die Stirn. Was war das, fragte sie sich und schaute raus. Es war schon Abend. Wie lange hatte sie geschlafen. Ihr Blick fiel auf den Boden, dort lag Rafael. Schlafend und zusammen gekauert. Wenigsens einer, von uns hat eine guten Schlaf, dachte sie verbittert und stand auf. Die darauffolgende Nacht war rabenschwarz. Keine Sterne und auch kein Mond hingen am Himmel und warfen ihr Licht auf die Erde. Erin stand vor dem Haus, mit einer Fackel in der Hand. Die Leute hatten das Haus mit Benzin begossen und warteten, ebenfalls mit Fackeln, auf das Zeichen von Erin. Jedem konnte man ansehen, das er sich nicht wohlfühlte, beim Gedanken, dass Haus in dem der Geist umherging, anzuzünden. Erin ließ das kalt. „Wenn sie Ruhe haben wollen, müssen sie da durch!“, dachte sie sich und schaute auf die Kirchenuhr. Noch zwei Minuten. „Na warte, du Geist!“, zischte sie wütend. Die Minuten dehnten sich, wie Kaugummi. Erin fing an unruhig, mit der Fußspitze auf den Boden zu tippen. Als endlich der ersehnte Glockenschlag kam, gab Erin den Befehl:„ Fackelt es ab!“ Nach diesen Worten warf sie die Fackel auf das Dach, während die anderen ihre Fackeln in die Fenster warfen. Das Benzin entzündete sich und das Haus fing sofort Feuer. Die Dunkelheit der Nacht wurde vom hellen Feuerschein erhellt. Eine pechschwarze Rauchsäule stieg den Himmel hinauf. Plötzlich schrie einer der Männer erschocken auf und zeigte auf die Rauchsäule. „Seht doch!“, rief er und Erin und der Pfarrer schauten hin. Im Rauch hatte sich ein Gesicht gebildet, das wütend aufschrie. „Ällmächtiger!“, keuchte der Parrer und bekreuzigte sich. Erin verzog das Gesicht. Mist, gibt der sich immer noch nicht geschlagen, dachte sie verbittert. Schnell holte sie ihr silbernes Kreuz hervor, sprach ein lateinisches Gebet und warf es in die Flammen. Als das Kreuz die Flammen traf, heulte der Geist im Rauch schmerzhaft auf und zerfaserte. Der Spuk war vorbei. Für immer. Kapitel 7: Wer ist Mr. X? ------------------------- Vor ihr erhob sich schon der Vatikan, in aller seiner Pracht und Erin war froh, wieder daheim zu sein. Sie sah runter zu Rafael. Er freute sich ebenfalls, wieder Zuhause zu sein. Sie wurde bereits sehnsüchtig erwartet. Bruder Gilmore stand vor dem Tor und winkte ihr freudig zu. Erin lächelte etwas. „Erin, schön Sie wieder zusehen. Wie war es in Frankreich?“, fragte der Bruder. „Alles, nur nicht langweilig!“, sagte Erin und ging in das Kirchenhaus. Rafael folgte ihr. „Kardinal Gregor, wartet schon auf Ihren Bericht!“, rief der Bruder ihr hinterher. Erin musste einen frustrierten Laut unterdrücken. Sie hatte gehofft erst einmal sich aus zu ruhen und ein Bad zu nehmen, doch nein. Kardinal Gregor will ja gleich seinen Bericht haben. Erin knurrte:„ Jaja, er soll den Bericht kriegen!“ Leise in Gedanken fügte sie hinzu. „Am liebsten in den Arsch!“ „Du hast den Geist vernichtet?“, fragte Kardinal Gregor sie. „ Ja. Ich habe das Haus, in dem der Geist sein Unwesen trieb, abgefackelt und ihn dann anschließend, mit meinem Kreuz ausgetrieben!“, erklärte Erin. „Der dürfte jetzt in den Tiefen der Unterwelt umher wandern!“ Der Kardinal nickte. „Ich habe währenddessen interessante Dinge herausgefunden. Ich habe den früheren Pfarrer des Dorfes geschrieben und ihn gebeten, mir die Geschichte des Hauses zu berichten!“, erklärte er. Erin hob die Schultern. „Ja und?“ Was sollte ihr Ziehvater ihr auch schon großartiges berichten. Sie kannte die Geschichte schon. „Der Geist, war ein Junge, der in diesem Haus wohnte, mit seiner Mutter!“, erklärte der Kardinal und Erin fiel ihm ins Wort:„ Ich kenne auch die Geschichte!“ Kardinal Gregor sah sie etwas unwirsch an. Erin lächelte etwas verlegen. „Tschuldige!“ Mit einem Winken, ließ er es bei ihrem Ausruf sein und fuhr fort:„ Dann hat man dir auch gesagt, wie der Junge hieß?“, fragte Kardinal Gregor und Erin schaute ihn fraglich nun an. „Nein!“ „Das habe ich mir gedacht. Der Junge hieß Erik!“ Als Kardinal Gregor das sagte, klappte Erins Kinnlade runter. Erik! Dieser Name klang ihrem sehr ähnlich, wenn man das N durch das C ersetzte. Erin sagte sich im Stillen, ihren den Namen des Jungen hinter einander vor. Erin Erik, Erin Erik… Schon seltsam wie ähnlich sich diese Namen anhörten. „Wie auch immer. Wenn du sagst, er ist fort, dann glaube ich dir das!“ Damit war das Gespräch beendet. Dennoch hinterließ der Name des Geistes auf Erins Zunge einen seltsamen Geschmack. Erin lag auf ihrem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und döste vor sich hin. Wie lange hatte sie mal keinen freien Tag gehabt. Erst das in New York und dann Boscherville. Jetzt wollte sie einfach mal ausspannen und sich auf die faule Haut legen. Dabei musste sie eingeschlafen sein. Wieder hörte sie von weitem irgendwelche Geräusche, die sie nicht kannte. Eine Frauenstimme war ganz deutlich zu hören, aber auch eine andere Stimme. Die von einem Mann. Sie konnte die Stimmen nicht zu den Personen unterordnen, den sie gehörten. Da erscholl eine Musik. Sie dröhnte in Erins Ohren. Erin hielt sich die Ohren zu, doch die Musik verstummte nicht. Da spürte sie, wie etwas an ihrer Hose zog und Erin schreckte auf. Es war Rafael, der an ihrem Hosenbein zog. Erin wusste zunächst nicht, was ihr Wolfshund damit bezweckte, doch dann fiel es ihr wieder ein. Rafael muss wider Mal Gassie gehen. „Schon gut, Rafael, ich steh ja schon auf!“, murmelte Erin und gähnte. Draußen suchte Rafael nach einer geeigneten Stelle, während Erin gedankenverloren, die Strasse hinunter lief. Was waren das nur für Stimmen, dachte sie. Und sie sich noch mehr fragte war, was das nur für eine Musik war. Irgendwo, kannte sie diese Musik. Aber woher? Kurz bevor sie zurückkamen, begann Rafael zu winseln. „Was hast du?“, fragte Erin ihren Wolf, der mit dem Schwanz wedelte und sie mit seiner feuchten Schnauze an stieß. „Verstehe, du willst noch ein wenig spielen!“, sagte sie und streichelte ihm den pelzigen Kopf. Erin war damit einverstanden. Schließlich hatte sie ihm ja versprochen, dass sie mit ihm spielt. Drinnen stand der Kardinal und schaute hinaus. Er sah, wie Erin mit dem Wolf spielte und musste sich daran erinnern, als er sie als Findelkind aufnahm und aufzog. Das war nun achtzehn Jahre her. In diesen Jahren, war er für Erin ein Lehrer und Vater gewesen. Obwohl sie noch so jung ist, ist sie eine der besten Exorzisten und Geisteraustreiber, die der Vatikan jemals hervor gebracht hatte. Und doch war sie nur eine junge Frau, die in dem Alter, eigentlich andere Sachen, im Kopf haben sollte. Er fragte sich, wer sie damals, als Baby ausgesetzt hatte. Welcher Mensch muss so kalt sein, um sein eigenes Fleisch und Blut, weg zu geben. Es verging eine Woche, und Erin genoss diese Zeit der Ruhe. Sie ging mehrmals, mit Rafael spazieren. Doch bald war es mit der Ruhe vorbei. Eines späten Abends wurde sie von Kardinal Gregor in das Büro bestellt. Nicht doch, es war gerade so schön, dachte Erin deprimiert und folgte dem Wunsch. „Ich hoffe, dass es sich nicht um einen Auftrag handelt!“, maulte Erin und der Kardinal wies an, sich zu setzten. „Nun das wird sich rausstellen!“, erklärte er und Erin seufzte innerlich auf. Sie sollte darüber nachdenken, mal wirklich Urlaub zu nehmen. Ohne es vorher anzukündigen versteht sich. Er holte ein Kuvert hervor und reichte es Erin. Flüchtig streifte ihr Blick den Absender. „Paris?“, fragte sie, ohne ihren Ziehvater an zu sehen. „Ja, merkwürdigerweise steht nur der Name der Stadt drauf. Wer den Brief genau abgeschickt hat, steht da nicht!“, erklärte Kardinal Gregor. Erin riss das Kuvert auf und holte einen Brief heraus. Neugierig begann sie zu lesen. Mit jedem Wort, das sie las, wurde ihr Gesicht mal zu mal länger. An Mademoiselle Erin, Ich habe schon viel von Ihnen gehört und bitte hiermit um Ihre Hilfe. Es ist mir sehr wichtig. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesen annehmen würden. Da mir kein anderer einfällt. Treffen Sie mich am 18. 03. um 21.00 Uhr im Ritz-Hotel. Dort werde ich Ihnen alles erklären. Hochachtungsvoll X.! Erin sank im Sessel tiefer hinein. „Wieso überrascht mich das?“, fragte sie sich leise und schaute nochmals auf den Brief. Ein Auftrag! Aus Paris! Und so wie es klang, musste der Verfasser wirklich verzweifelt sein. Erin wusste, dass sie diesem armen Teufel helfen musste, doch sie wollte sich auch schonen, ehe sie sich wieder in die Schlacht stürzte. „Und, was steht in dem Brief!“ „Jemand bittet mich nach Paris zu kommen. Für einen Auftrag!“, erklärte sie monoton. Kardinal Gregor hob die Brauen. „Paris?“, fragte er und Erin nickte. „Er will mich dort treffen, um mir alles zu erklären!“ „Und wann?“ „Moment…ähm. Am 18.03!“ „Das ist schon in zwei Tagen!“ Erin nickte wieder. Dieses Mal noch niedergeschlagener. Sie kontne sich denken, was als nächstes kommen würde. Mit einem theatralischen Seufzen stand sie auf. „Ich gehe schon mal packen!“ Das Hotel Ritz galt als das edelste und auch teuerste. Erin kam sich, neben den ganzen anderen vornehmen Herrschaften, die ein-und ausgingen etwas schäbig vor, mit ihrem bodenlangen, braunen Mantel und Rafael im Schlepptau. Einige warfen ihr schon einige pikierte und befremdliche Blicke zu. Doch Erin achtete nicht auf diese und ging auf die Rezeption zu. „Bonjour, Mademoiselle. Was kann ich für Sie tun?“, fragte der Mann am Empfang. „Bonjour. Ich bin verabredet. Dürfte ich hier warten?“, fragte sie höflich und der Portier nickte. „Natürlich. Möchten Sie etwas zu trinken haben?“ „Nein, danke!“, sagte sie und setzte sich auf einen der vielen Sessel, die in der Ecke standen. Rafael setzte sich brav neben sie und rollte sich zusammen. Die Fahrt hierher war anstrengend gewesen. Immer musste sie aufpassen, dass sie keinem Polizisten über den Weg lief. Zwar war sie nicht mehr in New York, aber das hieße nicht, dass man sie auch hier suchte. Erin nahm, um sich die Zeit zu vertreiben, eine der Zeitschriften und blätterte darin. Als sich der Stundenzeiger langsam, aber stetig auf die Zwölf zubewegte und die Verabredung immer noch nicht eingetroffen war, wurde Erin langsam ungeduldig. Wo bleibt dieser X. nur, fragte sie sich. Hatte er es sich doch anders überlegt? Erin beschloss noch etwas zuwarten. Doch als es allerdings schon halb zehn war, entschied Erin es sich anders und erhob sich aus dem Sessel. Der Portier schaute ihr verwirrt nach. „Kann ich was für Sie tun, Mademoiselle?“, fragte er. Erin schüttelte den Kopf. Draußen schluckte den Frust und die Wut runter. Ärgerte sich, über diese Pleite und über die Unverschämtheit dieses mysteriösen Kerls, der sie hierher gebeten, ja sogar hierher beordert hatte. Sie holte den Brief hervor und schaute ihn kurz an. Vielleicht hatte sie sich auch nur getäuscht. Nein! Es stand alles so, wie es vereinbart war. Vereinbart sein sollte. Vermutlich hatte man sich nur einen dummen Scherz mit ihr erlaubt. Erin stieß einen etwas undamenhaften Laut aus und zerknüllte sie ihn. Warf ihn auf die Straße. „Komm, Rafael. Gehen wir. Vielleicht finden wir hier ein Taxi oder so was ähnliches, das uns Heim bringt!“, maulte Erin und lief die Straßen entlang. Während sie die Straßen entlang liefen, ärgerte sich Erin noch immer und merkte nicht, dass ihnen jemand folgte. Doch dann als sie ihren Zorn und Frust kurz vergas, hörte sie deutlich die Schritte hinter sich. Ließ sich aber nichts anmerken. Lief immer weiter. Langsam und so, als würde sie nicht in Eile sein. Die Schritte blieben so wie sie waren. Sie wurden nicht lauter, aber auch nichte leiser. Sie bog, mit ihrem Wolf um eine Straßenecke. Der Unbekannte folgte ihr. Als er um die Ecke gebogen war, blieb er stehen. Die Gasse lag vollkommen im Dunkeln, nur eine einzige Straßenlaterne, war hier, dennoch brachte ihr Licht, nicht fiel. Erin und ihr Wolf waren verschwunden! Verwirrt schaute er sich um. Sie kann sich unmöglich in Luft aufgelöst haben, dachte er und drehte sich um, um den gleichen Weg zurück zu gehen. Doch da wurde er von einem Schatten angesprungen und gegen ein paar Mülltonnen geworfen. Es schepperte, als er sie umwarf. Weiße Zähne kamen seinem Gesicht bedrohlich nahe und glühendrote Augen funkelten ihn an. „Ah, nein nicht!“, flehte der Mann und hielt seine Hände hoch. „Rafael!“, erklang eine Stimme und der Schatten ließ von ihm ab. Aus dem Schatten, in das Licht einer Straßenlaterne, trat Erin. Rafael tappte zu ihr und machte neben ihr Platz. Der Mann lag immer noch auf dem Boden, in mitten von Müll und umgestürzten Mülltonnen. Erin ging auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Der Mann ergriff sie nun und Erin half ihm, beim Aufstehen. „Wer sind Sie und warum, verfolgen Sie mich?“, fragte Erin und schaute ihn düster an. Dass dieser Mann sie verfolgt hatte, konnte sicherlich nichts Gutes bedeuten. Der Mann trat nun auch in das Licht der Laterne und Erin erschrak. Sie erkannte den Mann. Es war der Polizist, den sie in New York getroffen hatte und der sie festnehmen wollte. Schnell verbarg sie ihren Schrecken und versuchte gelassen auszusehen. „Mein Name ist Chris, Chris Adea!“, erklärte der Mann. Erin musterte ihn nur sehr genau. Es war wirklich der Polizist, der sie verhaften wollte und die Waffe auf sie gerichtet hatte. „Adea, ein komischer Name, finden Sie nicht?“, erklärte Erin und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum gerade er? „Ich gebe zu. Er klingt nicht gerade normal. Aber ich habe ihn mir nicht ausgesucht!“, sagte der junge Mann Chris. „Nun, ich weiß jetzt ihren Namen. Aber was wollen Sie, von mir?“ fragte Erin ihn, mit leichtem Nachdruck. Das er ihr nachgeschlichen war, behagte ihr gar nicht. Chris zuckte die Schultern. „Ich habe Sie mit jemand verwechselt!“ Erin rümpfte die Nase. „Eine bessere Lüge ist ihm nicht eingefallen!“, dachte sie. „Tja, jetzt wissen Sie, dass ich es nicht bin. Also dann, Au revoir!“, sagte sie und wandte sich zum Gehen. „Au Revoir. Vielleicht sehen wir uns wieder!“ „Hoffentlich nicht!“, dachte sie. „Bestimmt!“, sagte sie laut und zwang sich ein Lächeln ab. „Wo wohnen Sie denn?“ „Nirgends. Bin nur auf der Durchreise!“ „Dann darf ich Ihnen vorschlagen, bei mir zu wohnen?“, fragte er und Erin hielt inne. Sie blickte zu ihm, über die Schulter und sah ihn an, als sei er verrückt. „Machen Sie sich über mich lustig?“ „Würde ich niemals wagen!“, schwor er und grinste. Erin sah ihn noch einen Moment an und wollte gehen. Aber dann dachte sie noch genauer daran. Wenn sie ihn jetzt stehen ließe, würde er sicher misstrauisch werden. Und was gab es schlimmeres, als hinter Gittern zukommen und nie wieder rauszukommen? Sie musste wohl oder übel sein Angebot annehmen, wenn sie sich nicht verraten wollte. Ergeben seufzte sie und nickte. „Okay, aber nur diese Nacht. Dann bin ich weg!“ Auf dem Weg, zu seiner Wohnung unterhielten sich die beiden. Über belanglose Sachen und Erin musste eingestehen, dass er ihr sympathisch wurde. Er sah sie nicht mit lauernden Blicken an und versuchte auch nicht ihre Maskerade zu durchschauen. Geschweige denn sie mit irgendwelchen Fragen zu löchern, die sie in Schwierigkeiten bringen konnten. Erin atmete innerlich auf. Anscheinend hatte er sie doch nicht wiedererkannt. Kapitel 8: Erstes Zussamentreffen! ---------------------------------- Am nächsten Morgen wurde Erin durch den Duft von gekochtem Kaffee und frischgebackenen Brötchen. Als sie die Augen einen Spalt öffnete, und die weißen Wände sah, fragte sie sich, wo sie war. Doch dann erinnerte sie sich, dass sie bei Chris Adea war. Einem Polizisten! Schlagartig war sie wach und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. „Scheiße. Worauf habe ich mich da eingelassen?“, fragte sie sich. „Beruhig dich, Erin. Er hat dich nicht erkannt. Immerhin hattest du dein Gesicht verhüllt. Und das er dich an deiner Stimme erkennen würde, war unwahrscheinlich!“, beruhigte sie sich sogleich. Atmete paarmal tief ein und aus. Dann stand sie auf und ging ins Bad. Putzte sich die Zähne und machte sich fertig. Chris wartete schon im Wohnzimmer auf sie und begrüßte sie freundlich. „Guten Morgen!“’ „Morgen!“, sagte sie und setzte sich an den Tisch. Trotz dass sie sich neuen Mut gemacht und die Angst um ihre Identität eingedämmt hatte, hatte sie ein unwohles Gefühl in der Magengegend. „Gut geschlafen?“, fragte er der Höflichkeit nach und Erin nickte bloss. Schob sich ein dampfendes Stück Brötchen in den Mund und kaute darauf herum. Ihr Hals war wie zugeschnürrt. Jetzt wo sie ihm gegenüber saß und ihm ins Gesicht sah. Sie fühlte sich, als würde sie einem gefährlichen Tier gegenüber sitzen. Und wenn sie nicht aufpasste, würde das ihr zum Verhängis werden. „Möchtest du heute was unternehmen?“, fragte er plötzlich und riss sie aus ihren dunklen Gedanken. „Wie?“, fragte sie ihrerseits. „Möchtest du was machen. Die Stadt zum Beispiel besichtigen?“, schlug er vor und da Erin nichts anderes als Antwort einfiel, nickte sie bloss. Immerhin besser als hier zu sitzen und sich vor einer Verhaftung fürchten. Chris zeigte ihr alles, was es in Paris zu sehen gab und Erin merkte, wie sie etwas lockerer wurde. Zumindest bis zum Abend, als sie wieder heimkehrten. Sie aßen gemeinsam zu abend und schauten dann Fern. Zum Glück lief nichts in den Nachrichten, über die schwarze Bestie. Etwas, worüber Erin sehr dankbar war. Am nächsten Morgen wollte Erin ausschlafen, da sie wiedermal unruhig geschlafen hatte. Hatte wieder diesen Traum gehabt, in dem sie Gesang und das Barsten von Metall hörte. In einer grässlichen Mischung, mit panischen Schreien. Doch Rafael hatte anscheinend andere Pläne. Er winselte leise und begann mit seiner Pfote an der Tür zu kratzen und ihr die Decke wegzuzerren. Erin murrte und rollte sich auf die andere Seite. Rafael bellte entrüstet und sprang aufs Bett. Leckte mit seiner rauen Zunge über ihre Wangen, bis sie endlich aufwachte. „Jaja, Rafael, ich geh ja schon mit dir Gassi!“ Nun bellte dieser freudig und sprang vom Bett hinunter. Erin richtete sich mit schlaftrunkenden Augen und unordentlichen Haaren. Dieser elende Schuft hatte es mal wieder geschafft. Das musste man ihm lassen. Müde ging sie zu dem Stuhl, auf dem sie ihre Sachen abgelegt hattte und zog sich an. Ging zum Badezimmer, um sich zuwaschen. Öffnete die Tür und bekam einen Riesenschreck. In der Dusche stand Chris, spitterfasernackt. Chris schien genauso überrascht zusein, wie sie und konnte sie nur ansehen. Erin spürte, wie rot sie im Gesicht wurde und schloss mit einem lauten Knall die Tür. Mintuen lang stand sie so da. „Scheisse, was mache ich jetzt!“, schrie es in ihrem Inneren. Wie auf ein Stichwort kam Rafael und winselte. Seine Hinterläufe presste er schon beinahe zusammen. „Oh!“, gab Erin von sich und vergass das Zähneputzen. Was jetzt zählte, war Rafaels Blase schnell zu entleeren. Als sie zurückkam, war schon der Tisch gedeckt und Erin spürte, wie hungrig sie war. Auch Rafael hatte Hunger. Freudig wedelte er mit dem Schwanz. Seine Zunge hing ihm aus dem Maul und er gab ein erwartendes Hecheln von sich. Chris stand gerade am Herd und schien etwas in der Pfanne zuzubereiten. Ein köstlicher Geruch stieg ihr in die Nase und das Hungergefühl in ihr wurde stärker. Sie setzte sich an den Tisch. Rafael nahm neben ihr Platz und linste schon begrierig auf den Tisch hinauf. Als Chris sich umdrehte und sich ihre Blicke trafen wurde sie rot. Chris jedoch schien sich nichts dabei zu denken. Wie selbstverständlich stellte er die Pfanne auf den Tisch. Erin senkte verschämt den Blick und stocherte in ihrem Essen herum. Rafael winselte und sein Schweiff wischte über den Boden. Ohne ihn anzuschauen, gab sie ihm ein Stückchen, ihres Rühreis. Chris sagte nichts und so breitete sich einen unangenehme Stille zwischen den beiden aus. Erin biss sich nervös auf die Unterlippe und schaute zu Chris. Dieser aß als sei nichts. Wieso zum Teufel sagt er nichts, dachte sie etwas verärgert. War es ihm nicht auch peinlich, dass ich ihn so gesehen habe? „Tut mir leid!“, kam es schließlich über ihre Lippen, da sie ahnte, dass das Schweigen noch lange anhalten würde, wenn sie nicht den ersten Schritt machte. „Das war keine Absicht. Ich dachte das Bad wäre frei!“ Chris schaute sie nun doch an, lächelte etwas. „Schon gut, ich hätte dir sagen sollen, dass ich in der Dusche bin, oder das Bad abschliessen!“, erklärte er dann und als Erin sah, wie er lächelte, wurde sie um einiges beruhigter. „Irgendwie ist es auch meine Schuld!“, gestand er dann. In der Tat und du Blödmann lässt mich schön auflaufen, dachte sie etwas angesäuert, konnte ihm jedoch nicht böse sein. „Das kannst du lautsagen!“, sagte sie. Am Mittag machte sie einen kleinen Spaziergang. Wobei Erin sich gar nicht wohlfühlte. Schon beim Gassigehen, haben die Leute sie so komisch angschaut. Manche haben getuschelt und zogen von dannen. Sie fürchtete schon fast, dass es doch eine schlechte Idee war, hier zu bleiben und in die Öffentlichkeit zu gehen. „Was habe ich mir bloss dabei gedacht!“, dachte sie verbittert. Chris riss sie aus ihren Gedanken. Wiedermal! „Hm, magst du ins Cafe gehen?“, fragte er und Erin schreckte auf. „Was, wie?“. „Ähm, wollen wir ins Cafe gehen?“, wiederholte er. „h, ja hört sich gut an!“, sagte sie und Chris brachte sie in ein schickes Cafe. Sie setzten sich draußen hin und bestellten sich einen Kafee. Rafael legte sich zu Erins Füssen und schien ein kleines Nickerchen zu halten. Chris lächelte und wandte sich dann an Erin. „Nun erzähl doch mal was von dir!“ Erin schluckte. „Was magst du denn hören?“, fragte sie. Das ich die Frau bin, die du und der ganze Rest der Welt sucht. Sie musste sich bemühen um ihren Gedanken nicht zu äußern, auch wenn sie es gerne getan hätte. Aber dann wäre alles futsch! Stattdessen sagte sie nur soviel, wie möglich war. „Nun ich...ich wuchs in Italien, oder viel mehr in Rom auf!“, erzählte sie. Chris schaute sie gebannt an. „Wirklich du bist Italienerin. Dafür sprichst du aber gut Französich!“, meinte er dann und Erin merkte, wie rot sie im Gesicht wurde. „Nun ich…es ist so…mein…mein Vater…er hat mir gesagt,…dass ich ausgesetzt wurde. Er fand mich damals und zog mich auf. Er leerte mich viel. Zum Beispiel die Sprachen, der verschiedenen Ländern und die vielen Kulturen!“ Es fiel ihr nicht gerade leicht. Schon dieser kleine Teil, machte es ihr schwer. Aber wenn sie nichts von sich erzählte, oder versuchte zu lügen, würde sie sicher schneller auffliegen, als ihr lieb war. Doch was ist, wenn sie sich damit unfreiwillig verriet oder Chris irgendwann, irgendwelche Paralellen zu ihr und der schwarzen Bestie herausfindet. Egal was sie auch machte, Es würde es nicht einfach machen. Ein Schauer rann ihr über den Rücken und sie trank einen Schluck. „Ausgesetzt?!“, fragte Chris und schaute sie irgendwie bemitleidenswert an. „Das…das ist..tut mir leid. Ich wollte keine Wunden aufreissen!“ Erin lächelte schwach. „Hey, keine Ursache. Ich habe meine Eltern nie gesehen, und kann mir schwer vorstellen, dass sie mich liebten, oder dass sie mich gewollt haben. Ansonsten hätten sie mich ja nicht ausgesetzt. Und wenn sie mich nicht wollten, so will ich sie auch nicht!“, sagte sie und Chris hörte deutlich kalte Verachtung in ihrer Stimme. Die mehr als nur reine Wahrheit war. Erin hatte damals als kleines Mädchen nicht verstehen wollen, warum man sie einst aussetzte und sich gefragt, was sie falsch gemacht habe. Heute, als erwachsene junge Frau, war es ihr allerlei. Sie hatte Kardinal Gregor, der sich leiebend um sie kümmerte, wie eine Tochter. Mochte er auch oft über sie schimpfen. Jeder Vater tat dies mit seiner Tochter. „Mh, also wenn ich du wäre, so würde ich das nicht aushalten. Ich würde mich immer fragen, wieso. Wieso haben sie mich ausgesetzt? Wieso wollten sie mich nicht? Wieso lieben sie mich nich?“, erklärte er und Erin spürte einen leichten Anflug von Wut in sich. Zum Teil auf Chris. Wieso kann er es nicht verstehen? Ihr ist es egal, wer ihre Eltern sind und wieso sie sie nicht wollten. Für sie war Kardinal Gregor, der Vater, den sie sich immer wünschte. „Tja, so magst du zwar denken, ich aber nicht!“, sagte sie kühl und nahm wieder einen Schluck. Chris sah sie lange schweigend an. „Wie konnte diese Frau nur so reden. Es sind doch ihre Eltern!“, fragte er sich und schaute auf den Tisch. Erin hingegen fragte sich nun, warum sie so reagierte, Warum sie ihm üerhaupt das alles erzählt. Er war ein Fremder. Mehr nicht! Ein Fremder, der dich bei sich aufnahm, wobei du ihm deinen Wolf auf den Hals gehetzt hast, ermahnte sie die Stimme ihrer Vernunft. Aber irgendwie, und dass musste sie sich eingestehen, tat es gut, mit jemanden zu reden, der nicht innerhalb des Vatikans lebte. Es gab ihr ein Gefühl, ein normales Leben zu führen. Und das war wirklich selten. Da hob Rafael den Kopf und spitzte die Ohren. Erin bemerkte dies. „Was hast du Rafael?“, fragte sie. Da knurrte Rafael auf und sprang auf die Pfoten. Erin sprang ebenfalls auf. „Rafael!“, sagte sie nun etwas lauter und nervöser. Sie beugte sich zu dem Tier um es zu beruhigen. Doch der Wolf sprintete auf einmal davon. Erin und Chris schauten ihm hinterher. Doch dann nahmen sie die Vefolgung auf. Der Wolf rannte solange, bis er vor einem großen Platz halt machte und ein gebäude anbellte. Als Erin und Chris ihn eingeholt hatten, blieben sie stehen. Chris riss erstaunt die Augen auf. „Das ist die Pariser Oper!“, stellte er fest und Erin blickte ihn kurz verwirrt an. Dann wandte sie sich wieder an Rafael, der immernoch wütend kläffte. Beruhigend legte sie ihm einen Arm um den pelzigen Hals und versuchte ihn zu beruhigen. „Rafael, schhhhht. Sei ruhig!“, bat sie ihn, doch der Wolf dachte nicht daran. Immer lauter bellte er und wütender. „Was ist bloss mit ihm los?“, fragte Chris und beugte sich zu Erin. Diese hatte nun beiden Arme um ihn geschlungen und vesucht ihn zurück zu halten, als Rafael vesuchte, zu dem Gebäude zu laufen. „Ich weiss es nicht. Rafael, hör endlich auf!“, sagte sie und drückte den Hald es Tieres. Rafel bellte noch paar Mal, eher er aufhörte und den Kopf senkte. Da kam gerade ein Polizist. „Ist das ihr Hund?“, fragte er wütend und machte eine Handbeweung zu Rafael. Erin nickte. „Ja, aber ich bitte vielmals um Entschuldigung!“ Der Polizist sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und Erin fürchtete, er würde gleich den Hundefänger holen. Doch dann richtete er den Blick an Chris. „Sorgen Sie dafür, dass der Hund Ihrer Freundin, sich benimmt, Monsieur Adea!“, sagte er dann und ging wieder. Chris schaute ihm nach und schaute dann zu Erin. Deutlich sah sie ihm an, dass es ihm unangenehm war und senkte den Kopf. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie du mich blossgestellt hast!“, schimpfte Erin wütend, und lief in ihrem Zimmer aufundab. Rafael saß da und hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen. „Wegen dir hat Chris mordsärger bekommen und denn hat er mir zuzuschreiben. Nur weil du rumbellen musstest!“, beschwerte sie sich weiter. Rafael sah seine aufgebrachte Herrin mit einem flehenden Blick an. Als wollte er sagen:„ Tut mir leid!“. Erin schaute ihren Wolf immer noch wütend an, als es dann an der Tür klopfte. „Ja!“, fauchte sie geradezu. Chris öffnete die Tür einen Spalt und steckte den Kopf hinein. „Das Essen ist gleich fertig!“, sagte er etwas eingeschüchtert. Erin nickte. „Ist gut, ich komme gleich!“, sagte sie dann und Chris schloss die Tür. Erin blickte nochmal kurz zur Tür, dann schaute sie wieder zu Rafael. Dieser hatte immer noch diesen bettelnden Blick. „Glaub ja nicht, dass es damit gegessen ist!“, knurrte sie und ging dann raus. Erin stocherte nur im Essen herum und hatte eigentlich keinen Appetit. Der Vorfall, von heutemittag, lag ihr immernoch schwer im Bauch. Und wieder machte sie sich ein schlechtes Gewissen, weil wegen ihr Chris solche Probleme bekommen hatte. „Schmeckt es dir etwa nicht?“, fragte sie und Erin zuckte zusammen. „Wie,...was?“, brachte sie hervor und Chris machte eine Kopfbewegung, zu ihrem vollem Teller. „Es tut mir leid. Kaum bin ich zwei Tage hier, schon gibt es Ärger!“, sagte sie dann niedergeschlagen. Chris lächelte. „Das klingt so, als seist du das gewohnt?“, bemerkte er und Erin verzog das Gesicht. „Ja!“, gab sie nur zurück und ass weiter. Sie musste sich daran erinnern, wie oft sie Ärger verursacht und sich auch selber welchen eingebrockt hatte. Besonders hatte sie das ihrer Wut zu verdanken. Aber im Moment beschäftigte sie das nicht, sondern etwas anderes. Seit sie hier war und Chris näher kennengelernt hatte. Sofern dass in dieser kurzen Zeit möglich war, fühlte sie sich seltsam und dass sie eben Rafael angeschrien hatte, bestärkte dieses nur noch mehr. „Was ist nur mit mir?!“, fragte sie sich. Als sie fertig war, stand sie auf. „Ähm soll ich dir noch beim Abwasch helfen!“, sagte sie dann noch und strich sich durch das Haar. Chris schaute sie kurz an, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, lass nur. Ich mache das morgen!“, sagte er dann und stand ebenfalls auf. Erin nickte und ging zu ihrem Zimmer. Als sie die Tür öffnete, drehte sie sich herum und sah ihn lächelnd an. „Gute Nacht!“, sagte sie. „Ja, dir auch!“, erwiderte er. Erin krabbelte in ihr Bett und deckte sich zu. Rafael schaute sie gespannt an, als wartete er darauf, Erin würde weiterhin mit ihm schimpfen. Doch Erin hatte keine Lust dazu und rollte sich auf die andere Seite. Es war als sei all der Ärger, denn sie auf ihm verspürt hatte, verflogen. „Nacht!“, sagte sie dann und schloss die Augen. Kapitel 9: Unerwünschtes Wiedersehen! ------------------------------------- Erin wälzte sich hin und her. Sie träumte. Träumte von einem riesigen Gebäude, dessen Äußeres, ihr seltsam vertraut vorkam. Ein unbekanntes Gefühl, breitete sich in ihr aus. Sie glaubte, dem Gebäude näher zu kommen. Als würde sie darauf zu laufen. Nein, rennen. Wieso rannte sie auf dieses Gebäude zu? Erin wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Als sie, wie ein geist durch die Wänden flog und einen Gang entlang raste, spürte sie, wie sich ihr Innerstes verkrampfte. Es fühlte sich so an, als würde sie diesen Gang kennen. Ihn schon hunderte Male gesehen haben. Aber das konnte doch nicht sein. Dann tauchte eine Tür auf. Durch diese ging sie ebenfalls, als wäre diese nur ein Trugbild und befand sich in einem Raum. Er war völlig düster und schien eine Gardrobe, von jemanden zu sein. Sie sah einige verwelkte Blumen. Rosen! Ihr stieg der süßliche Duft der Blumen in die Nase. Aber halt, seit wann kann man im Traum riechen. Erin merkte, wie die Angst in ihr aufstieg. „Das ist kein Traum!“, sagte sie sich und schaute sich um. Plötzlich wurde es noch finsterer im Raum und Erin vermeinte, Schatten von unheimlichen Kreaturen, würden über die Wände kriechen. Ihre Krallen nach ihr ausstrecken. Erin wich zurück. „Was sind das nur für Viecher!“, fauchte sie und blickte sich zu allen Seiten um. Sie waren überall! Hatten sie umzingelt. Da hörte sie etwas. Es klang wie ein Lachen. Erin schaute nach vorne, wo sie das Lachen zu hören vermeinte und sah in den Spiegel. Dieser war pechschwarz. Minuten lang sah sie nichts darin, doch dann schälte sich etwas daraus hervor. Ein Gesicht! Die Augen waren geschlossen und ohne es zu wollen, trat Erin näher an den Spiegel. Etwas Unheimliches ging von diesem Spiegel aus. Minuten lang stand sie vor dem Spiegel und schaute zu dem Gesicht. In ihren Ohren glaubte sie das Rauschen ihres Blutes zuhören und ihre Augen würden schmerzen. Sie wischte sich über die und als sie sie wieder öffnete, waren immer noch die Augen des Gesichts geschlossen. „Was ist das nur?“, fragte Erin sich und streckte eine Hand aus, um den Spiegel zu berühren. Und da schlug das Gesicht die Augen auf. Erin stieß einen erschrockenen Schrei aus und wich einen Schritt zurück. Das Gesicht grinste böse und erst da sah Erin, dass dieses bleiche Gesicht in Wahrheit eine Maske war. Die Augen jedoch waren keine aus Glas, sondern die eines Menschen. Aber in ihnen war etwas, dass Erin kalte Schauer über den Rücken laufen lief. Selbst ihr, die dutzende von Dämonen ausgeschaltet hatte und Dinge gesehen hatte, die einem normalen Menschen den Verstand rauben würde. Dennoch war dies hier etwas anderes. Erin glaubte, das Gesicht würde in die tiefsten Winkel ihrer Seele schauen und sie mit purer Angst, erfüllen. Erin schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden und schaute das Gesicht trotzig an. „Wer bist du?“, fragte sie und straffte die Schultern. Das Grinsen des Gesichtes schien noch breiter zu werden. „ Na los, sag mir wird du bist!“, herrschte Erin es nun an, doch das Gesicht sagte nichts. Wütend schlug sie gegen das Glas. Zarte Risse zogen sich über den Spiegel und über das Gesicht. Dennoch zersprang dieser nicht. Das Gesicht lachte hässlich und Erin spürte den Zorn in sich aufsteigen. „Du bist wirklich würdig!“, sagte das Gesicht plötzlich und Erin erstarrte. „Würdig, für was?“, fragte sie, doch das Gesicht sagte nun nichts mehr. Alles um sie herum schien zu verschwimmen und aufzulösen. Die Strahlen der Sonne brannten ihr in den Augen und Erin drehte sich murrend herum. „Würdig!“, wisperte eine leise Stimme und Erin öffnete dann die Augen. Der Traum kam ihr wieder in den Sinn. Sie richtete sich auf und rieb sich die Stirn. „Mmm, man. Was für ein Traum!“, dachte sie sich und stand dann auf. Als sie die Tür öffnete und zum Bad wollte, sah sie auf dem Tisch etwas liegen. Ein Zettel! Neugierig ging Erin zu dem Tisch hin, nahm den Zettel in die Hand und las. „Guten Morgen, Erin Leider muss ich ein paar Besorgungen machen. Komme so gegen Mittag wieder zurück. Hoffe du bist mir nicht böse. Kannst solange Fernsehen schauen und etwas frühstücken. Brötchen und andere Sachen sind im Kühlschrank Gruß Chris!“ Erin lächelte etwas. „Dieser Chris!“, dachte sie sich und ging erstmal ins Bad. Nach der üblichen Pflege ihrer Zähne und dem Waschen des Gesichts, ging sie in die Küche, die hinter einer Theke lag. Sie öffnete den Kühlschrank und holt sich eine Flasche Milch, Butter, zwei Scheiben Brot und Marmelade raus. Dann ging sie an den Tisch und frühstückte erstmal. Rafael saß neben ihr und schaute sehnsüchtig zu seiner Herrin hoch. Winselnd, ließ er dabei seinen Schweif über den Boden wischen. Erin lächelte und gab ihm das andere Stück Brot. Nach dem Frühstück machte Erin den Abwasch. Dabei musste sie immer an Chris denken. In der Zeit, wo sie nun bei ihm war, war er ihr sehr sympathisch geworden. Er ist nett, hilfsbereit und sieht auch verdammt gut aus. „Er hat mir immer so oft geholfen, und mich bei sich aufgehoben, obwohl er mich nicht kennt. Dabei ist er auf der Suche nach mir!“, dachte sie, während sie einen Teller abwusch. „Ahnt er überhaupt, wer ich bin?“ Gerade wollte sie den Teller aus der Spüle nehmen und ihn auf der Anrichte ablegen, als ihre Finger, sich wie von selbst öffneten und den Teller fallen ließen. Das laute Klirren ließ sie zusammen zucken und Erin schaute erschrocken auf den Boden. „Oh nein!“, jammerte sie und kniete sich vor den Scherbenhaufen. Kurz schaute sie auf den Haufen und seufzte schwer. „Das gibt sicher sieben Jahre Pech!“, meinte sie dann und machte sich daran, die Scherben aufzuheben. Sie fragte sich, ob Chris wütend sein würde, wenn erfuhr, dass nun ein Teller fehlte. Erin schüttelte den Kopf. „Erin sei nicht albern!“, dachte sie sich und sammelte die Bruchstücke weiter auf. Dennoch war sie mit den Gedanken an Chris. Noch nie hatte ein Mann sie so beschäftigt wie er. Für sie waren Männer einfach nur Idioten, die einer schönen Frau das Blaue vom Himmel lügen, nur um sie ins Bett zu bekommen. Deswegen hatte sie sich niemals auf diese Idioten eingelassen. Aber hris schien nicht so sein. Erion lächelte. „Vielleicht, werden ich und er ein Paar!“, überlegte sie und kicherte. „Autsch!“ Erin zuckte zusammen, als sie sich an einer Scherbe schnitt. Missmutig und sauer, über ihre eigene Ungeschicktheit, schaute sie sich die Schnittwunde an. Es war nur ein kleiner Schnitt, der quer durch ihren Zeigefinger fuhr, aber dennoch brannte er. „Mist, auch das noch!“, meckerte sie und steckte sich den Finger ind en Mund. Sie lutschte das Blut, ab, während sie mit der freien Hand, weiter aufräumte. „Da passt man einmal nicht auf und…!“ Ehe sie ihre Gedanken fertig denken konnte, hörte sie auf einmal wie ein Schlüssel in das Schloss gesteckt wurde und richtete sich auf. Die Tür ging auf und Chris kam rein. Überladen mit Einkaufstüten. „Oh!“, gab Erin von sich und lief schnell zu ihm. Chris seufzte erleichtert, als sie ihm einige Tüten abnahm. „Danke dir!“, sagte er und streckte sich, als die Tüten abgestellt waren. Erin lächelte. „Ach keine Ursache!“, sagte sie bescheiden. Chris musste lachen. „Und, schon was gegessen?“, fragte er dann und Erin nickte. Dann schaute er zur Spüle, sah das abgewaschene Geschirr. „Wow, und Abwasch hast du auch gemacht!“, staunte er. „Ähm, ja!“, sagte Erin nun etwas verlegen und musste an ihr kleines Missgeschick denken. Chris legte den Kopf schief und hob eine Augenbraue. „Was ist, wieso wirst du auf einmal so rot?“, fragte er dann und verschränkte die Arme vor der Brust. Erin stockte. „Rot, ich. Nö!“, lachte sie nervös und trat von einem Fuß auf den anderen. Chris schaute sie ein kurzen Moment an, dann hob er die Schultern und wandte sich zur Küche. „Frauen!“, murmelte er. Erin folgte ihm. „Wo warst du denn?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln. Chris hatte sich eine der Tüten geschnappt und stellte alles in den Kühlschrank. „Einkaufen. Ich dachte mir, wenn ich schon einen Gast habe, sollte der Kühlschrank auch voll genug sein, oder?“, erklärte er. Erin schaute ihn nur an. Dann legte sich ein Lächeln um ihre Lippen. „Ja, das wäre schon gut!“, musste sie zugeben. Zwar war sie nicht so Nimmersatt, aber dass Chris nur wegen ihr einkaufen geht, rührte sie. „Er ist so lieb!“, dachte sie. Chris schloss dann den Kühlschrank und stellte ein paar Kartons, mit Cornflakes und kleinen Tüten mit Mehl und Zucker auf die Theke. Erin bliebe neben ihm stehen. Und schaute ihn an. „Er ist so süß und er war nur für mich einkaufen!“, dachte sie sich und lächelte. Auch wenn sie sich wie ein verliebter Teenager benahm, war ihr das egal. Denn wie gesagt, hatte sie noch was für einen Mann empfunden. „So, fertig!“, sagte Chris und riss sie aus seinen Gedanken. „Wollen wir dann fernsehen schauen?“ Da Erin nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte nickt sie nur. Zusammen mit Chris machte sie ess sich auf der Couch bequem und Chris schaltetet den Fernseher an. gerade liefen die Nachrichten und handelten, wie konnte es anders sein, über die schwarze Bestie. Erin verzog das Gesicht. „Chris können wir bitte was anderes schauen?“, fragte sie. Chris schaute sie kurz an. „Wieso?“ Erin hob die Schultern. „Ich will nicht sehen, wie sie eine wahre Hexenjagd nach ihr starten!“, meinte sie nur. Sie musste ihm ja nicht unbedingt den wahren Grund nennen. „Ach komm schon. Bist du nicht neugierig, was deine Lebensretterin macht?“, stichelte er und grinste breit. Erin verzog das Gesicht. In diesem Punkt allerdings mochte sie ihn gar nicht. Aber sie dürfte sich nicht verraten. Wer weiß, was dann passieren würde. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich diesen Bericht anzutun. „Seit einigen Wochen kam es nun nicht mehr zu irgendwelchen Morden, die der schwarzen Bestie zulasten fielen. Die Polizei rätselt um das mysteriöse Verschwinden, der gefürchteten Killerin, seid Jack, The Ripper!“, erzählte der Nachrichtensprecher und Erin lächelte verbittert. „Seid Jack, The Ripper. Als ob ich irgendwelche Huren abschlachte!“, dachte sie. „Und außerdem bin ich nicht verschwunden. Ich bin nur bei einem Polizisten!“ Dabei schaute sie zu Chris. „Der mich reinzufällig schnappen will und obendrein noch richtig süß aussieht!“ Chris schaute mit ernstem Blick auf den Fernseher. Dann schaltete er um. „Junge junge. Es wäre zu schön, wenn sie für immer verschwindet!“, meinte er. „Meinst du etwa, sie soll auf den Stuhl?“, fragte Erin trocken, immer noch den Blick auf ihn gerichtet. Chris schüttelte den Kopf. „Nee, so nicht. Ich meine sie einfach wegsperren!“, meinte er. „Auch wenn sie eine Killerin ist, verdient sie nicht den Tod!“ Erin lächelte. „Na immerhin will er mich nicht tot haben!“, sagte sie sich und lehnte sich an ihn. Chris sah sie erst verwundert, doch dann lächelnd an. Er legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie etwas näher an sich heran. Ein breites Grinsen umspielte ihre Lippen und sie schloss die Augen. Tief sog sie seinen Duft ein und hielt den Atem inne. „Er riecht so gut!“, schwärmte sie und kuschelte sich an ihn. Minuten lang sagten sie nichts, als Chris dann das Wort ergriff. „Sag mal!“, begann er und Erin öffnete die Augen. Auch wenn es sie freute, seine Stimme zu hören, so war sie dennoch etwas traurig, dass dieser Moment, für sie viel zu kurz war. Aber sie wollte es sich nicht anmerken lassen, so schaute sie zu ihm hoch und machte ein fragendes Gesicht. Chris lächelte. „Hast du nicht Lust, mit mir übermorgen in die Oper zugehen?“, fragte er. Erin schaute Chris erstmal verwirrt an, doch dann, als sie sich bewusst wurde, was er sie gefragt hatte, lächelte sie über das ganze Gesicht. „Ja, natürlich!“, sagte sie. Chris Grinsen wurde nun breiter. „In welches Stück denn?“, fragte nun Erin gespannt. Sie wollte schon immer mal in die Pariser Oper gehen. Genauso gerne, wie sie nach Paris selbst gehen wollte. Und endlich sollte sie die Gelegenheit dazuhaben. Die Freude auf darauf schien sie geradezu zu überwältigen. Chris legte kurz die Stirn in Falten und machte dann einen Vorschlag. „Wie wäre es mit Faust?“ Erin hätte am liebsten einen Hüpfer gemacht. Faust faszinierte sie schon immer. Auch wenn Kardinal Gregor nicht gerade viel von ihrer Vorliebe, für dieses Stück hielt, ließ er es dennoch zu. Erin hatte schließlich genug, mit Dämonen und den dunklen Mächten zutun. Da dürfte das ja auch nicht schaden. „Oh ja…da wollte ich schon immer mal rein!“, sagte sie begeistert und Chris glaubte, ein fünfjähriges Mädchen vor sich zuhaben, dem er gerade das schönste Geschenk der Welt gemacht hatte. Erin erging es nicht anders. Sie fühlte sich wirklich wie ein Kind, besann sich jedoch, nicht zu kindlich zu wirken. Sondern sich nur zu freuen. Doch die Freude hielt nicht lange. „Ja aber, was ziehe ich denn an. Ich habe nur diese Klamotten. Die sind nicht gerade für einen Opernbesuch ideal!“, meinte sie und zeigte auf ihre Hose und ihr Top. Chris winkte ab. „Das ist kein Problem!“, meinte er nur. „Wir werden schon was für dich finden!“ Erin blickte ihn verdutzt an. „Wir?“, fragte sie. „Heißt das, wir gehen morgen einkaufen?“ Chris grinste stolz und nickte. Nun konnte sich Erin nicht zurückhalten und fiel ihm um den Hals. Erin tänzelte glücklich und summend ins Zimmer und stellte sich dann vor den mannshohen Spiegel. „Hm, wie soll ich mich wohl stylen?“, fragte sie sich und drehte sich einmal um die eigene Achse. Rafael schaute sie, von seinem Platz aus nur stumm an. „Was meinst du, Rafael?“, fragte sie ihn dann und hielt sich ihre langen Haare hoch. „Soll ich meine Haare elegant hochstecken?“ Dann ließ sie sie hinab fallen und schüttelte sie. „Oder einfach nur hinunter hängen lassen?“ Rafael legte den Kopf schief und seine Nase begann zu zucken. Erin verzog das enttäuscht das Gesicht. „Danke, du bist mir wirklich eine große Hilfe!“, meinte sie nur. Beschämt senkte Rafael den Kopf und gab ein leises Winseln von sich. „Och, das war doch nicht böse gemeint!“, sagte Erin tröstlich, nahm das Gesicht des Wolfes in ihre Hände und küsste den Wolf auf die pelzige Stirn. Erin staunte, als Chris sie zu einem der schönsten Kaufhäuser lotste du wie sie empfangen wurden. Ein Mann, gekleidet in einem eleganten Anzug und perfekter Frisur kam auf sie zu und verneigte sich. „Bonjour Monieur!“, sagte er an Chris gewandt und verneigte sich auch vor Erin. „Bonjour Mademoiselle!“ Erin merkte wie sie rot wurde, versuchte jedoch gelassen zu wirken. Sie nickte nur. „Was wünschen Sie?“, fragte er nun wieder an Chris und Erin konnte deutlich den französischen Akzent in der Stimme des Mannes hören. „Wir suchen ein Kleid, für meine...Freundin!“ Erstaunt und etwas perplex riss Erin die Augen auf und blickte Chris für Sekunden überrascht an. Dieser schien jedoch ihren Blick nicht zu bemerken. „Hat er gerade gesagt, für seine Freundin?“, schallte es ihr durch den Kopf. Sie hatte zwar nichts dagegen, sich als seine Freundin zu nennen, aber dass er das gleich so öffentlich macht, war ihr doch etwas unangenehm. Der Verkäufer schaute Erin kurzen Blickes an, dann nickte er. Er hob die Hand und reichte sie Erin. Folgen Sie mir, Mademoiselle!“ bat er sie und Erin folgte. Chris machte es sich in einem der schwarzen Sessel bequem und schenkte sich ein Glas Rotwein ein. Erin stand vor den vielen Kleidern und bewunderte jedes einzelnen von ihnen. Sie hatten jegliche Farben. Von Rot bis Schwarz und in verschiedenen Ausführungen. Manche waren mit edler Spitze verzieht, andere wiederum hatten einen tiefen Ausschnitt. Manche waren langärmelig, und andere hatten entweder nur kurze Ärmel oder Spagettiträger. Der Mann an ihrer Seite zog ein weißes Kleid aus der Sammlung und strich geradezu liebevoll über den Stoff. „Echte Seide. Schmiegt sich an Sie, wie eine zweite Haut!“, schwärmte er und machte mit seinen Fingern en Zeichen dafür, dass dieses perfekt sei. Erin schaute sich das Kleid an und schüttelte den Kopf. So schön das Kleid auch war, es sah viel zu schwer aus. Mit ganzen Spitzen und perlen. Mal abgesehen von dem Rock, der viel zu wuchtig aussah. Der Verkäufer hängte das Kleid wieder zurück und ging dann einige Schritte weiter. „Wie wäre es mit diesem hier. Ein Traum in rot!“ Dieses Mal zog er ein Kleid hinaus, das Blutrot war und, Erin war kurz davor zu lachen, kurze Ärmel hatte, die wie Petticoats aussahen. „Nein danke, aber ich glaube das ist auch nichts für mich!“, bemerkte Erin und konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Der Mann runzelte die Stirn. „Irgendwie tut er ja mir leid!“, dachte sie sich. „Aber wer solche Klamotten hier hat, dem ist wirklich nicht zu helfen. Und das soll Paris, die Stadt der Mode sein!“ Auch Chris musste etwas grinsen. „Diese Frau weiß was sie will!“, dachte er sich und nippte an seinem Glas. Der Mann wischte sich über die Stirn. Er wusste einfach nicht, was er dieser Frau noch zeigen sollte. Erin sah ihm das an und lächelte charmant. „Hören Sie, ich finde es sehr nett von Ihnen, mir die Kleider zu zeigen, aber ich möchte mich mal selber umschauen!“, sagte sie und der Mann schien damit einverstanden zun sein. „Gut, schauen Sie sich nur in aller Ruhe um. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie einfach!“, sagte er und war weg. Erin atmete erleichtert. So nett und freundlich der Man auch war, er ging ihr etwas auf die Nerven. Und war nun erleichtert, dass sie sich selbst mal anschauen konnte, was sie noch so hier hatten. Der Mann entdeckte eine Blondharrige Frau, die sich anscheinend selbst umschaute und schöpfte neue Hoffnung. „Bonjour Mademoiselle!“. grüßte er sie höflich und die Kunden drehte sich um. „Bonjour!“, grüßte sie zurück und schaute den Mann, mit einem abschätzenden Blick an. „Was...was kann ich für Sie tun?“, fragte er etwas zitternd. Er kannte diese Frau. Sie war schon öfters hier und jeder Angestellte wusste, dass diese Frau nicht so einfach zufrieden zustellen war. Dennoch gab er sich Mühe, ihr das Beste zu bieten. Die Frau schaute sich kurz um. „Ich suche nach einem Kleid für morgen Abend!“, sagte sie nur. Der Verkäufer nickte. „Kommen Sie!“ Als die Frau dem Mann folgen wollte, sah sie eine andere. Eine braunhaarige Frau, in Hosen und mit einer Bluse stöberte in den vielen Kleidersammlungen und ein spöttisches Grinsen huschte über das Gesicht der Blonden. „Tse, das sich hier so eine rein wagt, grenzt ja schon an Beleidigung!“, dachte sie und folgte dann dem Mann. Chris hatte sich eine Zeitung geschnappt und blätterte darin. Hin und wieder blickte er zu Erin, die immer noch auf der Suche zu sein schien. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Typisch Frauen!“, dachte er sich, schaute sich um und blickte plötzlich erschrocken drein. „Oh scheiße!“, schrie er innerlich und hob schnell die Zeitung, um dem Blick der Blonden zu entgehen. Auf keinen Fall wollte er, dass sie ihn hier sieht. „Was zum Teufel macht die denn hier?“, fragte er sich und schielte über den Zeitungsrand. Er atmete erleichtert aus, als er sah, wie die Frau in die hinterste Ecke ging. „Gott sei Dank!“, sagte er und legte die Zeitung beiseite. Chris sank tiefer in den Sessel. Dieser schock hatte ihn so richtig mitgenommen und er griff zum Glas und leerte diese in einem Zug. Dann schaute er sich nach Erin um. Sie war weg! Chris schluckte und musste die aufkommende Panik unterdrücken. Wenn die Blonde ihn und Erin zusammen sah, wird sie ihnen garantiert die Augen auskratzen. Besonders ihm. Er musste sie suchen, finden und so schnell wie möglich aus diesem Haus verschwinden, ehe noch ein Unglück passierte. Schnell stand er auf und ging zu den Umkleideräumen. Einen Vorhang nach dem anderen zog er auf, in der Hoffnung Erin zu finden. Als er den nächsten Vorhang öffnete, stand ihm eine Frau gegenüber. Aber es war nicht Erin. Doch das sah Chris viel zu spät und konnte nur eine Entschuldigung stammeln, doch die Frau war so wütend, dass sie ihm eine Ohrfeige verpasste. Endlich hatte sie das Kleid gefunden, was sie wollte. Bewundert und stolz betrachtete sie sich im Spiegel und nickte dann. „Das nehme ich!“, sagte sie. Da hörte sie einen Schrei und Chris Schmerzensschrei. Erin runzelte die Stirn. „Was ist denn da los?“, fragte sie sich und hörte sogleich die Stimme von Chris. „Erin,...bist du noch da?“, fragte er. „Äh, ja ich bin hier!“, rief sie zurück und öffnete den Vorhang einen kleinen Spalt. Sie steckte den Kopf aus der Öffnung schaute ihn an. Chris machte ein schmerzhaftes Gesicht und hielt sich seine schmerzende Wange. „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte sie ihn und Chris grummelte. „Unwichtig!“ „Aha…naja!“, Erin hob die schultern. „Ich zumindest habe endlich was Passendes gefunden!“ „Oh gut...zeig mal!“, verlangte er dann und schaute sich dann nervös um. Im jeden Moment konnte diese Blondine wieder auftauchen und dann würde es sicher ziemlich ungemütlich werden. Erin schüttelte den Kopf. „Äh-äh, das ist eine Überraschung!“, sagte sie grinsend und verschwand wieder hinter dem Vorhang. Gelangweilt schaute die Frau zu, wie der Verkäufer einige Kleider holte, und sie vor ihr ausbreitete. Eines nach dem anderen schaute sie sich an und warf dem Mann dann einen enttäuschten und zugleich unzufriedenen Blick an. „War das etwa alles?“, fragte sie und stemmte die Hände in die Hüfte. Der Mann schluckte. „Nun...wir...ähm...wir haben dahinten noch etwas!“, sagte er und deutete auf die andere Seite. Doch die Kundin hatte kein Interesse. „Nein, ich...!“, wollte sie sagen, als ihre Stimme abrupt abbrach. Sie starrte zu der anderen Seite, wo gerade ein Mann stand. Mit schwarzen Haaren. Sie erkannte ihn sofort. Chris! Vor ihm, aus der Umkleidekabine schauend, war die Frau, die sie vorhin schon gesehen hatte. Dann war sie verschwunden. Die Kundin fletschte die Zähne und wandte sich an den Mann. „Wer ist diese Frau da, in der Umkleidekabine?“, fragte sie und deute auf den Mann und die besagte Kabine. Der Verkäufer runzelte die Stirn. „Hm, das ist die Freundin von dem werten Herren!“, erklärte er und die Frau schien noch wütender zu werden. „Seine Freundin!?“, fauchte sie und krallte ihre Hände in ihr Handtäschchen. Erin hatte das Kleid sorgfältig zusammengelegt und zur Kasse gebracht. Gerade wollte sie zahlen, als Chris meinte, sie könnte sich nochmal umsehen. „Wieso sollte ich?“, fragte sie ihn. Chris hob nur die Schultern. „Naja, falls du dir noch ein Täschchen holen willst, oder Handschuhe!“, schlug er vor und Erin überlegte kurz. „Hm, ja. Paar Handschuhe, kann ich vielleicht gebrauchen!“, sagte sie. „Bin gleich wieder da!“ Schon war sie weg und schaute sich nach den passenden Handschuhen um. Chris lehnte an der Kasse und wandte der Kassiererin den Rücken zu. In Gedanken versunken blickte er hinaus und fragte sich, was sich Erin da wohl für ein Kleid ausgesucht hatte. Er blickte über seine Schulter und sah auf das schwarze Bündel. „Hm, auf jeden Fall ein schwarzes Kleid...aber wieso macht sie nur ein Geheimnis daraus?“, fragte er sich und spielte mit dem Gedanken, sich das Kleid genauer anzusehen, ließ es jedoch. Wenn Erin meinte es sei eine Überraschung, dann sollte er sich diese nicht vermasseln. Immerhin liebte er Überraschungen. Aber diese Überraschung, wo er diese Blondine sah, gefiel ihm überhaupt nicht. und so war er bemüht, seinen Blick nur auf das Kleid zu lenken und nicht in den Laden hinter ihm. „Entschuldigung, aber dieses Kleid. Ist das schon verkauft?“, hörte er dann hinter sich sagen und ein Schauer rann ihm über den Rücken. Drehte sich jedoch nicht um. „Nein, die Dame sucht noch gerade, die das Kleid kaufen wollte!“, erklärte die Frau an der Kasse. „Gut, dann möchte ich es kaufen!“ „Das geht nicht. Die Fau wollte es kaufen!“ „Hören Sie mal Herzchen. Wenn ich das Kleid kaufen will, dann will ich es auch kaufen. Sie bekommen auch das Doppelte!“ „Bedaure, aber das geht nicht!“ „Ich glaube, Sie haben mich nicht verstanden. Ich will dieses Kleid!“ Das reichte Chris und er drehte sich um. „Das Kleid ist nicht zu verkaufen, bist du taub oder was!“, brüllte er und die blonde Frau wich zurück. Verwundert schaute sie ihn an, doch dann verzog sich ihr Gesicht. „Oh, hallo Chris. Lange nicht mehr gesehen!“, sagte sie trocken. Chris schaute sie genauso finster an. „Tja, wie klein die Welt doch ist, Ramona!“, behauptete er und stemmte die Hände in die Hüfte. Auch wenn er dieser Konfrontation am liebsten vermieden hätte, aber es reichte ihm, wie Ramona sich benahm. Es hatte ihn schon immer gestört. Ramona grinste dann abfällig. „Hast dir wohl einen Notnagel gesucht, wie?“, fragte sie ihn und Chris musste dem Drang wiederstehen, ihr eine zuknallen. „Von wegen, sie ist meine neue Freundin!“, gab er stattdessen zurück. Ramona hob die Schulter. „Wie ich schon sagte. Ein Notnagel!“, erwiderte sie nun. Wie auf ein Stichwort, kam Erin herbei und hatte ein paar schwarzer, langer Handschuhe in der Hand. „Ich habe welche gefunden, Chris!“, sagte sie und schien Ramona gar nicht zu beachten. Chris nickte. „Gut, dann lass uns zahlen und gehen!“, meinte er und beachtete Ramona nochmal mit einem grimmigen Blick. Erin folgte diesem und erst da bemerkte Erin sie. Romana machte ein Gesicht, als wollte sie sich gleich auf Erin stürzen. „Diese kleine schäbige Maus ist ihm zusammen?“, fragte sie sich nochmals und konnte einfach nicht den Blick von ihr lassen. Ohne frage, Erin war sehr hübsch und hatte eine tadellose Figur, aber sie sicher nicht so wohlhabend, wie sie selbst. „Und mit so einer armen Maus, ist er nun zusammen. Wie tief er doch gesunken ist!“, dachte sie verbittert. Chris machte schnell, dass er und Erin rauskamen. So zahlte er und schob Erin in Richtung Ausgang. Zurück blieb eine kochende Ramona. „Wer war denn das?“, fragte Erin und deutete mit dem Daumen nachhinten. Chris verzog angewidert das Gesicht. „Das war...meine Ex!“, murrte er und schüttelte sich. „Aha!“, gab Erin zurück. „Ziemlich zickig, die Gute!“ „Du solltest sie mal näher kennenlernen!“ „Nee, danke!“ Kapitel 10: Die Schlangenfrau! ------------------------------ Die Nacht brach schnell herein und war schon recht kühl. Umso mehr war Erin dankbar, dass Chris ihr einen seiner Mäntel gab und ihr hineinhalf. Während sie auf den Weg waren unterhielten sie sich. Über das Stück und über andere Dinge. Dabei vermied es Chris sorgfältig, nicht über seine Exfreundin zu sprechen. Zu unangenehm erschien es ihm, mit Erin darüber zu sprechen. Erin konnte das nur recht sein. Ihr gefiel diese blonde Gewitterziege auch nicht. Zwar kannte sie sie nicht genau, aber sie ahnte schon, dass diese Ramona einen ziemlichen miesen Charakter hat. Soviel Menschenkenntnis hatte sie immerhin. Als sie vor dem Opernhaus standen, musste Erin feststellen, dass es das gleiche Gebäude war, das Rafael angekläfft hatte und ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Lag es vielleicht daran, dass sie sich zurück erinnerte, wie Rafael sie blamiert hatte oder etwas an was anderem. Sie wusste es nicht. In ihrem bauch fühlte sie, wie flatterte und sie bekam eine Gänsehaut. Hastig schob sie das auf die Aufregung, da sie mit Chris, diesem gutaussehendem Kerl, in ein Stück geht, was sie schon immer mal sehen wollte. Auf keinen Fall wollte sie, dass das Gefühl von Nervosität und eine bösen Vorahnungen verursacht wurde. Denn schließlich war sie schon irgendwie im Urlaub und wollte diesen auch genießen. Schnell redete sie sich ein, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Sicher würde das ein ganz normaler Opernabend werden. Drinnen war es angenehm warm und viele Gäste hatten sich im Foyer versammelt. Chris half ihr aus dem Mantel und gab ihn ab. Dann übergab er seinen eigenen und wollte sich Erin zuwenden, doch sie war schon auf der Treppe und schien den anderen Gästen folgen zu wollen. Aber dann blieb sie doch stehen und schaute zu Chris hinunter. Dieser hatte den Mund weit aufgehalten und schaute sie mit großen Augen an. Erin sah einfach umwerfend aus. Das schwarze Kleid, schmiegte sich sexy an ihren Körper und betonte wunderbar ihre weiblichen Kurven. Erin, die wusste, wie er sie anstarrte musste insgeheim lächeln und hob dann gespielt fragend die Brauen. Chris stand noch so eine Weile da, dann aber schüttelte er den Kopf, um wieder klar im Kopf zu werden und lief eilig die Stufen hoch. Als er bei ihr oben war, hielt er ihr den Arm hin und Erin nahm ihn, mit einem verführerischen Lächeln an. Gemeinsam stiegen sie die Stufen hoch. Romana sah Ihnen mit einem hasserfüllten Blick hinterher. Das war zu viel. Erst ihren Lover, dann ihr Kleid und nun das. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten und wenn all diese Leute nicht gewesen wären, hätte sie dieser Schlampe das Kleid vom Leibe gerissen und sie grün und blau geschlagen. Aber leider waren hier so viele Leute, die sie kannten und sie kannte und ein kurzer kleiner Streit würde sie sicher nicht gutdastehen lassen. So schluckte Ramona ihre Wut hinunter und konzentrierte sich darauf, ihre Haltung zu wahren. Fürs erste! Der große Saal, in dem die Zuschauer sich versammelt hatten und schwatzend ihre Plätze einnahmen war riesig. Noch nie hatte Erin sowas gesehen und war gefesselt von diesem Einblick. Sie und Chris hatten in einer Loge platzgenommen, die nahe genug an der Bühne lag, um gut sehen zu können. Chris bemerkte Erins gewecktes Interesse und Erstaunen und lächelte. Er beugte sich zu ihr vor. „Gefällt es dir?“, fragte er leise und Erin, die den Blick nicht von der imposanten Innenarchitektur lassen konnte sagte nur. „Ja, sehr sogar!“, sagte sie und schaute sich weiterhin um. Der Lüster, der in der Mitte des Saals hing, schien förmlich ihren Blick anzuziehen und Erin spürte ein seltsames Flattern in ihrem Bauch. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. Nur woher? Sie vermutete, dass sie irgendwann mal ein Bild von diesem schönen Kunstwerk gesehen hatte. Aber etwas schien dem zu wiedersprechen. Erin furchte die Augenbrauen und schien weiter darüber nachzudenken. Als sie zu keiner anderen, logischen Erklärung kam, wandte sie sich wieder der Bühne zu. Das Orchester erschien und dass etwas durcheinander Reigen an Tönen erklang. Erin lehnte sich zurück und lauschte der falschen Katzenmusik. Dann ging kam der Dirigent und das Publikum klatschte. Auch Erin und Chris schlossen sich an. Der Dirigent verneigte sich, wandte sich an das Orchester und hob den Taktstock. Dann ging das Licht aus und der Vorhang öffnete sich, um den Beginn der Vorstellung anzukündigen. Erin verdrängte das seltsame Gefühl, als sie den Lüster anschaute und konzentrierte sich ganz und gar auf die Vorstellung. Doch immer wieder kehrte das Gefühl wieder und ließ sie schaudern. Um das Gefühl immerhin etwas zu unterdrücken, nahm sie sich das Programmheft und drehte es in ihren Händen. Chris, der ihre Anspannung sah, runzelte kurz die Stirn, ergriff dann ihre Hand und hob sie hoch. Verwundert schaute Erin ihn an und Chris lächelte sie sanft an. „Alles in Ordnung bei dir?“, flüsterte er. Erin, die zunächst nicht wusste, was sie sagen sollte, nickte nur. Chris lächelte noch einmalkurz und hauchte ihr einen Kuss auf ihren behandschuhten Handrücken. Erin musste ruhig bleiben, um nicht erschrocken zurückzuzucken. Trotz das sie ihn mochte, kam das für sie ziemlich unerwartet. Aber dennoch verursachte diese sanfte Berührung ein warmes Gefühl in ihrem Herzen. Sie lächelte. Chris hielt immer noch ihre Hand, als er sagte. „Und nun lass uns die Vorstellung genießen, okay?“ „Ja!“, flüsterte Erin und beide schauten wieder zur Bühne. Romana schürzte die Lippen, als sie Chris und Erin durch ihr Opernglas beobachte. Die Vorstellung war ihr egal. Was sie interessierte waren Erin und Chris. Wie sie sich nahe waren und miteinander zu turteln schienen. Seit die beiden ihren Platz in der Loge eingenommen hatten, hatte sie sie nicht einmal aus den Augen gelassen. Und je länger sie sie beobachtete, desto weniger konnte sie den aufkeimenden Hass und die Empörung nicht unterdrücken. In ihrem Kopf wirbelten unzählige Gedanken. Die meisten drehten sich darum, wieso er gerade mit so einer zusammen sein konnte. Sie schien weder wohlhabend zu sein, doch berühmt. Also was sollte er mit so einer? Als der erste Akt vorüber war, lehnten sich die beiden zurück, und plauderten. „Und du warst noch nie in einer Oper?“, fragte Chris erstaunt und Erin nickte verlegen. „Ja, in meinem Job, kommt man nicht oft unter Leute, geschweige denn in solche Vorstellungen!“, erklärte sie und machte eine beiläufige Handbewegung. „Du meinst in deinem Job als Exorzisten?“, hackte er nach. Und wieder nickte Erin. „Nicht nur deswegen. Mein...Ziehvater hält nicht viel von Faust. Da es ja um den Teufel und um einen Pakt mit ihm geht. Er meint, dass ich eine richtige Gotteslästerin bin. Auch weil ich einen Wolf, nach einem der Erzengel benannt habe. Und das sind nur zwei Dinge, die ihn an mir stören!“ Chris grinste. „Dann hast du dir wohl den falschen beruf ausgesucht!“, sagte er, mit einem amüsierten Ton. Erin hob die Schultern. „Glaub mir, dass sehe ich manchmal auch so. Aber das ist das einzige, was ich gut kann!“, seufzte sie und strich sich das Haar zurück. Sie musste sich an die zahlreichen Verluste erinnern, die ihre Aufträge und dessen Erfüllungen verlangten. In ihrem ganzen Leben, als eine der Auftragskiller, die die Dämonen vernichteten, hatte sie immer wieder miterleben müssen, wie manche Freundschaften sogar Familien dadurch zerstört wurden. Und trotz dass sie die Beste der Besten war und oft die Kühle und Selbstsichere spielte, was meist Kardinal Gregor zur Weißglut brachte, musste sie immer daran knabbern, wie oft manche sie verfluchten und für eine Mörderin hielten. Mehr als einmal wäre sie am liebsten auf die Straße gegangen und hätte laut geschrien:„ Dabei versuche ich doch nur, Euch und den Rest der Menschheit vor dem Grauen zu bewahren!“ Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie wieder daran denken musste und sie blickte über die Brüstung der Loge. Niedergeschlagen schaute sie zu den Zuschauern hinunter, die sich wieder auf ihre Plätze niederließen. Erin seufzte. „All diese Menschen. Wie ich sie beneide. Sie können leben wie sie wollen und wissen nicht, welches Grauen unter ihnen ist und nur darauf wartet, sich auf sie zu stürzen!“ Chris, der ihre Trübsinnig ansah, berührte sie an der Schulter. Er musste feststellen, wie kalt sie war und er schaute sie besorgt an. „Erin!“, fragte er und sie blickte zu ihm. In ihren Augen schimmerten Tränen. Chris schien nun noch besorgter zu sein und beugte sich zu ihr nachvorne. Sanft strich er mit dem Daumen über ihre Wange und wischte die Tränen weg, die wie dünne Rinnsale ihre Wangen hinabliefen. „Was ist nur mit dir?“, fragte er leise und Erin senkte den Blick. Ihre Lippen zitterten und ihr Hals fühlte sich trocken, kratzig an. „Es ist so grausam. Ständig versuche ich zu helfen, und trotzdem verflucht man mich!“, hätte sie ihm am liebsten gestanden, doch dann hätte er sie gefragt, was sie damit meinte. Das konnte sie nicht riskieren. So erfand sie schnell eine Notlüge. „Es...es ist nichts. Nur meine üblichen Launen. Ich bin immer so, wenn ich meine...Tage habe!“, erklärte sie und hoffte inständig, er würde ihr das abkaufen. „Oh!“, gab er von sich und hob für einen Augenblick vorsichtig die Brauen. Dann aber lächelte er und legte den Arm um sie. „Wenn es weiterhin nichts ist!“, sagte er leise und küsste sie auf die Wange. Erin lächelte zaghaft und genoss das schöne Gefühl, als seine Lippen ihre glühende Haut berührten. „Ich kann froh sein, so einen lieben Freund zuhaben!“, sagte sie sich und lehnte sich an ihn. „Ich fühle mich sowohl, wenn ich bei ihm bin!“ Sie schloss die Augen und schien kurz mit den Gedanken wo anders zu sein, als lauter Beifall zuhören war und sie aus diesen riss. Etwas mürrisch öffnete sie die Augen und blickte zur Bühne. Die Vorstellung ging weiter. Schnell richtete sie sich auf und wischte sich über die Augen. Sie musste feststellen, dass sie beinahe eingeschlafen war. „War ich denn so müde?“, fragte sie sich und blickte zu Chris. Er schien dies nicht bemerkt zu haben, sondern hatte seinen Augen ganz und gar auf die Bühne gerichtet. Erin blickte ihn genauer an und sah, wie ein Lächeln seinen Mund umspielte. Für einen kurzen Moment wurde sie rot. „Oh weia, er muss bemerkt haben, wie wohl ich mich bei ihm gefühlt habe!“, schrie es in ihrem Inneren und sie musste sich bemühen, nicht etwas Falsches zusagen oder zumachen. Das war mehr als peinlich. Auch wenn sie bei ihm wohnte und er sie richtig gern zu haben schien, war es doch etwas so schnell, ihm gleich so nahe zu kommen. Zumindest redete sie sich das ein. Aber ihr Herz sagte etwas anderes. Erin schüttelte den Kopf und versuchte ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen. Als die Vorstellung wieder anfing, kehrte nun auch wieder dieses seltsame Gefühl zurück, dieses Mal schlimmer, als am Anfang und Erin fröstelte. Vor ihren Augen fing sich alles zudrehen an und sie hielt sich die Stirn. „Was ist nur los?“, fragte sie sich und schloss die Augen. Ihr Herz schlug heftig in der Brust und ihr Atem war mit einem male zittrig. Kalter Schweiß trat aus sämtlichen Poren und sie merkte, wie ihr Gesicht blass wurde. Chris, der merkte, dass sie sich nicht wohlfühlte, schaute sie besorgt an und legte ihr eine Hand auf die ihre. Sie war eiskalt! „Erin, geht es dir nicht gut?“, fragte er sie und Erin atmete paarmal tief ein und aus. Es dauerte etwas, ehe sich das Schwindelgefühl wieder besiegen ließ und Erin sich wieder gut fühlte. „Es...es geht schon!“, sagte sie mit schwacher Stimme und strich sich eine Haarsträhne. Chris runzelte die Stirn und sah die feinen Schweißperlen, auf ihrer Stirn. „Sicher?“, hackte er nach und Erin nickte. „Ja, ich...es war nur ein kleiner Schwächeanfall!“, erklärte sie flüchtig und ihre Stimme klang etwas kräftiger. Chris sah deutlich danach aus, dass er ihr das nicht so recht glauben konnte. Erin wich seinem Blick aus und versuchte sich ganz der Vorstellung zu widmen. Was ihr nur teilweise gelang. Immer wieder schienen ihre Augen schwächer zu werden oder ließen die Umgebung um sie herum tanzen. Sie holte tief Luft. Dieses Schwindelgefühl kannte sie nur zu gut. Es war ein Anzeichen dafür, dass hier etwas um sich ging. Und das kam nur bei den allerschlimmsten vor. „Hier ist etwas...etwas Gewaltiges, Böses!“, sagte sie sich in Gedanken und plötzlich streifte sie ein eisiger Lufthauch. Sie schauderte, war jedoch bemüht, dass Chris es nicht sah. Sie blickte kurz zu ihm und stellte erleichtert fest, dass er sich ganz der Vorstellung widmete. So konnte sie sich umschauen und versuchen die Quelle des Unheils auszumachen. Diese Fand sie auch sogleich. In der Loge, die leer war. Genau gegenüber von ihnen. Erin kniff die Augen zusammen, um etwas in der darin herrschenden Dunkelheit zuerkennen. Täuschte sie sich, oder sah sie da einen Schatten? Erin zwang sich noch genauer hinzusehen und ihr rann ein Schauer über den Rücken. Ein gelbglühendes Auge schaute sie geradewegs an und ließen Erin innerlich gefrieren. Machten sie vollkommen bewegungsunfähig und sie konnte diese Gestalt einfach nur ansehen. Ein eisiger Ring, der Furcht legte sich um ihr Herz und drückten es zusammen. Zwar hatte sie in ihrem Leben schon zahlreiche Kreaturen der Hölle gesehen, gejagt und erfolgreich besiegt, aber diese da, in der Loge, schien anders zusein. An ihr war etwas, dass selbst Erin vor Angst erstarren ließ und ihr das Gefühl gab, nur ein hilfloses Kind zu sein. Minuten lang, schaute sie auf die Gestalt in der Loge und konnte nicht den Blick von ihr lassen. Da erhob sich die Gestalt und wies mit der Hand auf die Bühne. Erin folgte ihr und dann passierte es. Von einem Augenblick auf den anderen gab es einen entsetzten Schrei und etwas fiel auf die Bühne. Die Tänzer und Sänger stoben auseinander und schrien entsetzt auf. Erin und Chris sprangen gleicher maßen auf. Auch die anderen Zuschauer schrien entsetzt, als sie sahen, was da auf der Bühne lag. Ein Mensch. Er war tot! Erin presste sich die Hand auf den Mund und musste einen Würgereiz unterdrücken. Ihr machte der Anblick des Toten nicht zu schaffen, vielmehr das wiederkommende Schwindelgefühl. Es war nun heftiger und schien sie, wie eine Weile von den Füssen reißen zu wollen. „Großer Gott!“, keuchte Chris. „Ich habe es gewusst!“, schrie sie in Gedanken und klammerte sich an der Brüstung fest. Das Durcheinander von Schreien und Stimme hörte Erin nicht. Es klang in ihren Ohren wie nur ein Rauschen. Das Einzige was sie hörte, war das Lachen. Sie blickte wieder zur Loge und die Augen der Schattengestalt schienen noch mehr zu leuchten. „Das warst du!“, stellte sie in Gedanken fest und eine zischende, gefährliche Stimme antwortete. „Ja, und das war erst der Anfang!“ Dann verschwand die Gestalt und Erin blickte zu der leeren Loge. Sie konnte sie einfach nur anstarren und für diese kurze Zeit, war ihr Kopf wie leer. Doch dann verzog sie wütend das Gesicht. Wo vor kurzem Angst und Entsetzen war, war nun blanker Hass. „Nein!“, knurrte sie kaum hörbar. „Ich werde das nicht zulassen!“ Als Chris und Erin daheim waren, fühlten sich beide ausgelaugt und müde. Natürlich rief Chris sofort seine Kollegen und sie begannen mit ihren Ermittlungen. Dazu gehörte auch, dass sie Erin befragten, doch sie hatte nichts Hilfreiches zusagen und so beschloss Chris sie nachhause zubringen. Das war ihr nur Recht. Um kein Geld der Welt wollte sie noch länger dort bleiben und Gefahr laufen, dass es wieder zu einem Unglück kam. Erleichtert ließ sie sich auf die Couch sinken und legte den Kopf in den Nacken. Sie machte sich gar nicht die Mühe, sich umzuziehen. Chris ging in die Küche und kochte erstmal einen Tee. Was sie jetzt brauchten war Tee. Das würde sie sicher beruhigen. Rafael, der sah, wie seine Herrin müde war, kam zu ihr getrottet und legte seinen Kopf auf ihr Knie. Er winselte leise und Erin lächelte etwas. Liebevoll strich sie über seinen Kopf. „Ich habe mir das ehrlich gesagt, viel anders vorgestellt!“, seufzte sie und Chris reichte ihr eine Tasse mit gutriechendem Tee. Dankend nahm sie diese an sich und nippte etwas daran. „Ich auch!“, sagte Chris und ließ sich neben ihr nieder. Er zog an der Schnur mit dem Teebeutel und sah zu, wie die Kräuter das Wasser allmählich verfärbten. „Wie konnte das nur passieren?“ Die Frage war eher an sich selbst, als an Erin gerichtet, dennoch ging sie darauf ein. Sie lächelte verbittert. „Gerade du müsstest mir das sagen!“ Sie nahm einen Schluck von dem Tee und merkte erst da, wie sehr sie fror. Das Treffen mit dieser unheilvollen Gestalt, und das dabei herauskommende Ergebnis hatte sie wie zu einer Eisstatue erstarren lassen. Noch immer durchlief es sie kalt, als sie sich daran erinnerte. Und die Tatsache, dass sie diese Gestalt zu erkenn glaubte. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie die noch immer diese Stimme im Kopf hatte. Diese bedrohliche, düstere Stimme, die selbst sie erschauern ließ. Ramona war in ihre Villa zurückgekehrt und als das Dienstmädchen ihr behände aus dem Mantel helfen wollte, scheuchte sie dieses mit einem Fluch davon. Erschrocken floh das Mädchen und ließ seine Herrin allein. Mit einem Seufzen zog sie ihren Mantel aus und hing ihn an die Garderobe. Sie wollte nur noch ins Bett. Der heutige Abend war nicht so gelaufen, wie sie es sich erhofft hatte. Erst das unerfreuliche wiedersehen mit dieser Erin, in Begleitung Chris und nun sowas. Sie musste zugeben, dass dieser grausige Vorfall sie mehr zu schaffen machte, als der Anblick von dieser Erin, in den Armen von Chris. Bei diesem gedanken jedoch wich der Schock und machte der gewohnten Wut Platz. Wie gerne hätte sie diesem Flittchen jedes Haar einzeln herausgerissen und sie so verunstaltet, dass Chris sie nicht mal mit der Kneifzange anfasste. Aber leider war sie aus gutem Hause und das eher mehr Zwang, als Grund sich zurück zuhalten. Aber dennoch war die Versuchung zu groß, um diese einfach beiseite zu schieben. Ramona ging in das großzügig und auch recht stilvolle eingerichtete Wohnzimmer, um sich vor dem Kamin niederzulassen. Ein Glas Whisky würde ihren Nerven sicher wohl tun und sie freute sich auch schon darauf, es sich auf der bequemen Couch gemütlich zumachen, als sie plötzlich innehielt. Schwach, dennoch gut zu erkennen, sah sie einen Schatten mitten im Raum stehen, der sich etwas anzusehen schien. „Ein Einbrecher!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie wollte gerade nach der Schubblade greifen, in der sie immer einen Revolver aufbewahrte, greifen, als der Schatten den Kopf in ihre Richtung drehte. „Ich würde das lieber lassen!“, sagte der Eindringling und Ramona hielt mitten in der Bewegung inne. Täuschte sie sich, oder zischelte der Einbrecher. Ein weiteres Zischen war zuhören und nur schemenhaft konnte Ramona etwas erkennen, dass sich um den Einbrecher windete. „Eine Schlange!“, dachte sie erschrocken und auch angewidert. „Sicher eine Giftschlange!“ Ein Kichern war zuhören. „Keine Sorge, ich werde meinen Liebling schon nicht auf sie hetzen!“, beruhigte der Eindringling sie und Ramona musste feststellen, dass es sich hierbei um eine Frau handelte. „Wie...wie sind Sie hier reingekommen?“, fragte Ramona und musste sich bemühen ihre Stimme ruhig zu halten. Auch wenn es ihr nicht gefiel, diese Frau da, mit der Schlange machte ihr Angst. Tapfer versuchte sie ihr die Furcht nicht zu zeigen und reckte erhaben das Kinn nachvorne. Die Frau, mit der Schlange, schien sich davon jedoch nicht beeindrucken zulassen, sondern stellte etwas Kleines, Rechteckiges auf die Regale zurück. Ramona wusste, was sie sich da angeschaut hatte. Es war das Bild, was sie und Chris damals machen ließen, als sie noch ein Paar waren. Doch nun waren sie keines mehr und trotz der Tatsache, dass Chris nichts mehr von ihr wissen wollte, behielt sie es trotzdem. Ihr Herz machte einen schmerzhaften Sprung, als sie sich an seine Worte erinnerte, mit denen er die Beziehung beendete. Wir passen nicht zusammen! Hart presste sie die Lippen aufeinander. Zwar mag sie stolz und eitel sein, aber bei sowas, brach es selbst ihr das Herz. „Hach, es nimmt mich immer so mit, wenn ich ein gebrochenes Herz sehe!“, säuselte die Schlangenfrau und riss Ramona aus ihren Gedanken. Sofrt machte die Trauer wieder der Wut Platz. „Ich habe Sie was gefragt. Wie...sind...Sie...hier...reingekommen!“, sagte Ramona und betonte jedes Wort. „Unwichtig!“, erwiderte ihr gegenüber und machte eine lässige, fast schon beleidigende Handbewegung. Die Schlange, die sich um ihren Arm windete, zischte gefährlich. Ramona schluckte den aufkommenden Zorn und die dazu aufsteigende Angst hinunter. „Unwichtig?“, wiederholte sie nur trocken und machte einen Schritt nachvorne. „Ja, ich bin hier, weil ich Ihnen helfen möchte!“ Ramona war kurz davor, lautloszulachen. Erst bricht diese unerhörte Person in ihr Haus ein und nun behauptet sie auch noch, dass sie ihr helfen möchte. Noch unverschämter geht’s nun wirklich nicht. „Ich habe gehört, dass Sie mit einer gewissen Erin ein paar kleine Probleme haben!“, sagte die Schlangenfrau und ging weiter auf Ramona zu. Ramona stutzte. Woher wusste diese impertinente Frau das? Unsicher machte sie nun einen Schritt zurück und wieder griff ihre Hand nach der Schubblade. Die Frau, mit der sich windenden Schlange hob die Hand, wie zu einem Befehl und Ramona hielt inne. „Nicht so schnell. Zuerst sollten Sie sich anhören, was ich Ihnen vorzuschlagen habe!“, sagte sie und ihre Stimme klang nunmehr einem Zischen, als nach einer menschlichen Sprache. Ramona spürte, dass diese Frau nicht normal war und so langsam aber sicher, machte ihr das noch mehr Angst, als ihr lieb war. „So...was haben Sie mir vorzuschlagen?“, fragte sie würgend. Sie kam sich vor, als würde sie im Würgegriff einer Schlange sein. Und genauso sah es auch so aus, nur das sich diese Frau nicht um sie schlängelte, sondern sie nur mit ihrer Stimme fesselte und gefangen hielt. Wieder ein Kichern und es klang abscheulich. „Wie wäre es, wenn ich Ihnen diese Erin vom Halse schaffe. Für immer!“ Zweifellos war diese Angebot sehr verlockend und Ramona musste dem Impuls wiederstehen, wie eine Verrückte zu lachen und Ja zuschreien. Auch wenn dies sehr verlockend war, wollte sie dennoch nicht zu früh damit einverstanden sein. Es war, als würde eine innere Stimme sie davor förmlich warnen. „Wie wollen Sie das anstellen?“, fragte sie stattdessen und die Frau schien, trotz das Ramona es nur vermuten konnte, zu grinsen. „Ich habe da so meine Methoden. Besorgen Sie mir einfach etwas aus ihrem persönlichen Besitz!“, erklärte sie und stand nun vor ihr. Ramona versuchte das Gesicht der Unbekannten zu erkennen, doch es schien von der Dunkelheit verschluckt worden zu sein. „Etwas aus ihrem persönlichen Besitz?“, wiederholte sie verwirrt. „Was denn?“ „Eine Haarlocke zum Beispiel!“ Ramona musste grinsen. „Wollen Sie sie etwa verfluchen?“ „Nein, nur aufspüren, oder gar gleich töten!“ „Was sind Sie. Eine Voo-Doo-Hexerin oder sowas?“ „Kann man so sagen!“, antwortete die Schlangenfrau und das Zischen ihres Haustiers unterstrich ihre Antwort noch mehr. Wieder machte sich in Ramona die Angst breit und schien sie zu lähmen. „War sie etwa wirklich eine...?“, fragte sie sich, schüttelte jedoch den Kopf. „Voo-Doo, oder so etwas wie Hexen gibt es nicht!“, mahnte sie sich. „Ich glaube Ihnen kein Wort!“, sagte sie dann entschlossen und verschränkte die Arme vor der Brust. „So?“, fragte sie und es klang wie eine Drohung. Ramona schluckte und nickte dann. Die Frau schien sie von oben bis unten anzusehen und seufzte dann. Es war jedoch kein niedergeschlagenes Seufzen, vielmehr, als ein genervtes. Kurzes Schweigen herrschte zwischen ihnen und Ramona glaubte den bohrenden Blick zu spüren, mit die Frau sie ansah. Noch ehe sie einen Versuch starten konnte, dieses Schweigen und dieses Gefühl zu beenden, sagte die Frau:„ Ich werde es Ihnen wohl beweisen müssen!“ Dann blickte sie sich um. „Haben Sie etwas, dass ich verwenden kann?“, fragte sie dann wieder an Ramona gerichtet. „Verwenden?“, wiederholte sie nur verwirrt und wieder seufzte die Schlangenfrau. „Ja, verwenden. Irgendwas, und sei es nur ein Kondom!“, fauchte sie und streckte die Hand aus. Ramona schaute sich nachdenklich um. Auch wenn sie erwartete, dass das ganze nur ein dummer Scherz war, war sie dennoch etwas neugierig geworden. Auf den Lehnen des Sessels sah sie ein Stickarbeit und griff danach. Diese gehörte ihrem Dienstmädchen Vivian und reichte sie der Frau. Diese nahm sie an sich, legte sie sich auf den flachen Handteller ihrer linken Hand und hielt sie der Schlange hin. Das Tier öffnete das Maul und etwas dünnflüssig tropfte von den Zähnen, auf die feine Stickerei. Das flüsterte die Frau Worte. Fremde Worte, die Ramona und sicher kein anderer Menschen jemals nicht verstehen würde. Kaum hatte die Frau fertig gesprochen, stieg ein dünner, sich kräuselnder und ziemlich übelriechender Rauchfäden hoch. Ramona verzog angewidert das Gesicht und hielt sich die Nase zu. Sie wollte gerade fragen, was nun sei, als ein markerschütternder Schrei durch das Haus gellte. Erschrocken blickte Ramona hoch und hörte dann einen scheppernden und einen dumpfen Laut. Als der Schrei verklungen war, blickte sie wieder zu der Frau, die nun wieder grinsen schien. „Was hat diese Teufelin nur gemacht?“, fragte sie sich. Die Frau lachte kurz und deutete nach oben. „Wieso sehen Sie nicht mal nach!“, sagte sie nur und Ramona blickte zur Treppe. Minuten lang schien sie darüber nachzudenken, doch dann schritt sie auf die Treppe zu und stieg diese empor. Im obersten Stock gab es das Bad, und zwei Schlafzimmer. Eines davon war ihres und das andere gehörte Vivian. Da sie davon ausging, dass Vivian mit Sicherheit nicht in ihrem Schlafzimmer war und auch nicht im Bad, öffnete sie die Tür zu dem Schlafzimmer des Dienstmädchens. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, sah sie die zu Boden geworfene vase und die die Scherben. Daneben unweit davon, lag Vivian auf dem Boden. Ramona schnappte hörbar nach Luft, als sie das Mädchen so daliegen sah. Und sie musste sich bemühen, um sich nicht zu übergeben. Das Gesicht der junge Vivian war grässlich entstellt. Es war, wenn man so sagen will, gar nicht mehr vorhanden. Es war regelrecht weggeschmolzen worden. Die Nase und der Mund waren nicht mehr, als ein matschiger Klumpen. Sie mussten geradezu Zerlaufen sein und das bevor Vivian den Schrei ausgestoßen hatte. Ramona konnte sich nicht mal vorstellen, welche Schmerzen damit verbunden waren, ehe der Tod eintraf. Bestürzt blickte sie auf die Leiche und fühlte sich schlecht. Auch wenn diese Hexe sie verhext, oder was auch immer gemacht hatte, sie, Ramona hatte Mitschuld daran. Sie hätte ihr niemals die Stickarbeit geben sollen. „Oh, Gott!“, würgte sie und wich einen Schritt zurück. Da stand die Frau genau neben ihr und schien ihr Werk mit Wohlwollen zu betrachten. „Glauben Sie mir jetzt?“, fragte sie und Ramona drehte sich erschrocken zu ihr herum. Und sah nun das Gesicht der Frau. Doch Ramona vergeudete keinen Moment, sich dieses Gesicht genauer anzusehen, sondern schaute die Mörderin vorwurfsvoll an. „Sie haben sie umgebracht!“, sagte sie wütend und teilweise noch erschüttert und deutete auf die tote Vivian. Die Frau schüttelte langsam den Kopf und grinste dämonisch. Es lief Ramona kalt über den Rücken. „Nein, du hast sie umgebracht, Ramona!“, zischte sie und deutete nun ihrerseits auf sie. Ramona schüttelte den Kopf. „Mit ihrem Tod, hast du nun deinen Platz in der Hölle gesichert!“, zischte sie und in ihren Augen glänzte es euphorisch. Romana schluckte. Auch wenn sie nicht an die Hölle, an Zauberei oder gar an den Teufel glaubte, so glaubte sie doch dieser Frau. Die mit nur ein paar Worten, ein Leben ausgelöscht hatte. Ramona machte einen Schritt zurück und die Frau folgte ihr. Die Schlange, die sich um den Arm der braunhäutigen schlängelte, zischte und fletschte die Zähne. Ätzendes Gift tropfte von den Zähnen und fiel auf den Boden. Kaum hatten diese den Boden berührt, schon zischte es. „Säure!“, rief Ramona entsetzt und wich nun weiter zurück. Sie wollte so schnell wie möglich weg von dieser Frau. Doch diese dachte nicht daran, sie entkommen zulassen. Sondern streckte mit einer blitzschnellen Handbewegung den Arm aus und packte sie schnell am Arm. Ramona schrie auf und wollte sich losreißen, aber die Hexe hatte sie fest im Griff. Mit einem kräftigen Ruck hatte sie sie an sich gezogen und war mit ihrem Gesicht nahe dem von Ramona. „Jetzt hör mir mal zu. Ich habe dich nicht umsonst aufgesucht. Ich weiß, von deinem Hass auf Erin und ich will sie aus dem Weg haben. Du wirst mir dabei helfen. Und im Gegenzug bekommst du deinen Lover wieder!“, zischte die Frau. Es war eine Bedingung, kein Vorschlag, Ramona blickte die gefährliche Frau an und war gar nicht in der Lage zu sprechen. Die letzten Minuten hatten sie zus ehr erschüttert, als das sie noch etwas erwidern konnte, oder sich gar ihr wiedersetzen konnte. Sie blickte sie nur an. In diese kalten gelben Augen und spürte, wie sie sich in ihren Kopf brannten. Ihren jeglichen Willen nahmen und auch die Angst. Die Angst wich und...machte etwas anderem dem Weg frei. Hass! Absoluter, alles vernichtender Hass. Ja, sie hasste Erin. Dafür, dass sie sie nun mit Chris zusammen war und mit ihm eine schöne Zeit genoss. Romana verdrängte all die Ängste und die Schrecken, die sie noch vorkurzem fest im Griff hatten. Bis sie nur noch einen Wunsch hatte. Erin los zu werden. Ein für Alle Mal! Die Frau grinste zufrieden, ließ sie dennoch nicht los. „Gut, da wir uns einig sind, wirst du erst deinen Teil erfüllen. Bringe mir etwas, persönliches von ihr und ich werde mich um den Rest kümmern!“, sagte sie süffisant. Ramona nickte und grinste. Es war das gleiche, heimtückische Grinsen, welches auch die Frau hatte. „Gut. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Ramona de Chagny!“ Chris saß am nächsten Morgen am Tisch und frühstückte. Rafael lag zu seinen Füssen und schlief noch. Hin und wieder blickte er zu dem großen schwarzen Wolfshund und lächelte. „Kaum zu fassen, dass er ein Wolf sein soll!“, dachte er und nahm einen Schluck aus der Tasse. „Dabei benimmt er sich wie ein Schoßhund!“ Da spitzte Rafael die Ohren und hob den Kopf. Mit einem, für einen Hund ungewöhnlichen schläfrigen Blick, schaute er nach oben und sah Chris etwas hungrig an. Chris lächelte. „Du hast wohl Hunger!“, fragte er und Rafael schleckte mit der Zunge über seine Nase. Chris lachte kurz und gab dem Hund ein Stückchen Wurst. Mit wedelndem Schwanz schnappte Rafael vorsichtig danach und schluckte es sogleich hinunter. Chris reichte ihm noch vier weiter. Und Rafael nahm diese mit einem Hecheln und dankend an. Da kam Erin und Chris wollte ihr einen guten Morgen wünschen, doch als er sah, wie blass sie war, blieb ihm der Gruß im Halse stecken. Erin schwankte etwas und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von ihm nieder. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe, so als hätte sie die ganze Nacht nicht schlafen können und sie machte einen anderen als ausgeschlafenen Eindruck. Chris schaute sie besorgt an und goss dann etwas Kaffee ein. Als er ihr die dampfende Tasse reichte, schien Erin das erst gar nicht mitzubekommen. Erst als er sie bat, einen Schluck zunehmen, nahm sie diese und hob die Tasse an ihre Lippen. Tief sog sie den wohltuenden Duft ein und trank schließlich. Sie spürte, wie die Heiße Flüssigkeit ihre Kehle hinab ran und ihren Magen wärmte. Es fühlte sich gut, wie die Müdigkeit von ihr abfiel und sein etwas wachmachte. Dennoch hatte sie immer noch das Gefühl hundert Jahre lang nicht geschlafen zu haben. „Was für eine Scheißnacht!“, sagte sie sich und nahm noch einen Schluck. Chris schaute sie einfach nur an. „Wie hast du geschlafen?“, fragte er, trotz dass er wusste, dass sie kein Auge zugemacht hatte. Aber dennoch wollte er sie nicht einfach so anschauen und schweigen. Er hoffte, dass es ihr so helfen könnte, um sich alles von der Seele zureden und ihr so etwas Ballast abnehmen konnte. Erin verzog kurz das Gesicht. „Beschiss...scheiden!“, sagte sie und senkte den Kopf. Chris musste etwas grinsen. „Sag es ruhig. Ich bin da in dieser Weise tolerant!“, sagte er und Erin lächelte. Ich habe beschissen geschlafen!“ „Magst du darüber reden?“ „Nein,...lass nur. Ich habe nur schlecht geschlafen!“, sagte Erin und schüttelte den Kopf. „Von wegen schlecht geschlafen!“, murrte ihr Gewissen. „Du hattest einen Alptraum, der selbst dich in den Wahnsinn zu treiben schien!“ Erins Innere zog sich zusammen, als sie daran denken musste. Dieser Traum war mehr als nur ein Alptraum gewesen. Er war eine...Vision! Sie wusste selber nicht, wie sie nun auf diesen Gedanken kam, aber er war einfach da und ließ sie erschauern. Sie erinnerte sich noch sehr genau daran. Sie stand in der Finsternis und zuerst schien es, als würden nur sie und die Stille in dieser Finsternis existieren. Immer wieder blickte sie sich um. Nur Dunkelheit, wohin sie auch blickte. Doch dann spürte sie plötzlich die Kälte und ein Schauer rann ihr über den Rücken. Sie meinte sogar, eine Hand auf ihrer Schulter zu spüren, die sie streifte. Erin drehte sich herum, sah jedoch niemanden. Wie denn auch, hier war es stockfinster. Unruhig wirbelte Erin herum. Sie gab es nur ungern zu, aber sie fürchtete sich. Diese Dunkelheit, schien etwas zu beherbergen, das nicht menschlich zu sein schien. Wenn sie ihre Waffen und eine Taschenlampe dabei gehabt hätte, hätte sie sich wehren können, egal was hier war. Doch nichts von beiden besaß sie und sie wurde das Gefühl nicht los, das schon mal erlebt zu haben. Nur wo? Noch ehe sie genauer darüber nachdenken konnte, schien sich plötzlich etwas aus der Finsternis zu schälen. Erst schemenhaft, doch dann genauer. Erin kniff die Augen zusammen und erkannte die Konturen eines Menschen. Eines Mannes! „Wer...wer sind Sie?“, fragte sie und versuchte dabei herausfordernd zu klingen. Die Gestalt schien näher zu kommen und plötzlich verschwammen die Umrisse. Wurden schmaler und zierlicher. Als die Gestalt nun endlich aus der Finsternis trat, und Erin nun sah, wer ihr gegenüber stand, schnappte sie nach Luft. Es war sie selbst, die vor ihr stand und sie angrinste. Und doch schien diese Erin anders zu sein. Erin schluckte und wich einen Schritt zurück. Ihre Doppelgängerin folgte und Erin sah nun, was sie so von sich unterschied. Ihre Augen. Es waren ihre Augen. Sie waren schwarz! Einfach nur schwarz und trotz dass sie es waren, schimmerten sie in einem dämonischen Glanz und schienen zu brennen. Erin fühlte, wie ihr kalt wurde und wie ihre Kehle austrocknete. In ihrem Kopf herrschte absolute Leere und sie war nicht in der Lage etwas zusagen, oder zu tun. Es schien, als würde der Anblick ihrer Doppelgängerin sie lähmen. Diese grinste nun noch breiter und Erin sah, wie sich der Mund ihres Spiegelbildes zu einem hässlichen Haifischmaul verzog. Statt Menschenzähne, hatte die Doppelgängerin, hatte sie unzählige Riehen, von scharfen Zähnen. Es knirschte, als sie diese aufeinander rieb und Erin durchfuhr ein Schauer. „Was starrst du mich so an?“, fragte ihr Spiegelbild dann und Erin zuckte zusammen. Das war nie und nimmer ihre Stimme! Es war die Stimme eines Dämons und sie ließ Erin zusammenzucken. „Was...was bist du?“, fragte sie und konnte das Zittern ihrer Stimme nicht unterdrücken. Die andere Erin schien sie förmlich, mit ihren dämonischen Augen zu verspotten, dann verneigte sie sich vornehm. „Ich bin Erin...die schwarze Bestie!“ Erin riss entsetzt die Augen auf und sie wusste, dass diese Doppelgängerin Recht hatte. Sie war wirklich eine Bestie, aber das sie das sein sol. Sie...Erin... Nein, das wollte sie nicht glauben. Hastig schüttelte sie den Kopf und wich zurück. „Nein, du kannst nicht ich sein. Ich bin kein Dämon!“, sagte sie gepresst. „So?“, fragte ihre Doppelgängerin und legte fragend den Kopf schien. „Ich bin kein Dämon!“, rief Erin nun energisch und machte eine wegwischende Handbewegung. Angst, Verwirrung aber auch Wut stiegen in ihr auf und machten sie etwas stark. Doch ihre Doppelgängerin schien sich davon nicht beeindrucken zulassen. „Noch nicht!“, sagte sie und ehe Erin etwas darauf erwidern konnte, ging ihre Doppelgängerin in die Hocke und sprang auf sie zu. Den Mund weit aufgerissen und die Hände zu Klauen gekrümmt. Erin wollte wegspringen, doch ihre Beinen schienen mit einem Male so fest mit dem Boden verwachsen zu sein, dass sie glaubte, sie wären aus Beton. Sie blickte nach unten und erstarrte. Hände! Dutzende von Händen hatten fest gepackt und hielten sie erbarmungslos fest. „Was...!“, keuchte sie und spürte den Luftzug vor sich. Sie drehte den Kopf herum und sah, wie ihre Doppelgängerin auf sie zu jagte. Das Letzte, was sie noch sah, waren die scharfen Zähne, die sich in ihr Gesicht graben wollten. Erin stieß noch einen letzten Schrei als, als die Zähne ihr Gesicht zerfetzen. Kapitel 11: "Nur ein sehr, sehr guter Freund!" ---------------------------------------------- Erin saß am Tisch und bekam eine Gänsehaut nach der anderen. Dieser Traum, oder diese Vision, hatte ihr mehr Angst eingejagt, als alles andere, was sie bisher, in ihrem Job, als Exorzisten gesehen hatte. Lag es daran, dass es mit ihr persönlich zu tun hatte, oder mit diesem Gefühl, dass sie in der Oper und beim Anblick diese Kreatur im Schatten verspürte und sie es nun wieder hatte? Eine Stimme in ihr sagte ihr, dass es so war, aber etwas war anders. Nach diesem Traum, war dieses Gefühl nun noch stärker geworden und Erin wurde das Gefühl nicht los, dass es zwischen diesem Traum und dem Vorfall, in der Oper eine gewisse Verbindung bestand. Unruhig begann sie auf ihrem Stuhl herum zu rutschen. Sie musste unbedingt mehr davon erfahren. Auch wenn sie hoffte, dass das alles Zufall sei, wurde diese Hoffnung zunichte gemacht, als das Gefühl, das Unheil ankündigte immer unerträglicher wurde. Hart presste sie die Lippen aufeinander und stierte grimmig auf die Tischplatte. In dem polierten Holz glaubte sie die hässliche Fratze der anderen Erin zusehen. Und ihre Gedanken wirbelten umher. „Wenn es wirklich eine Verbindung gibt, dann muss ich diesem Scheusal das Handwerk legen!“, dachte sie. „Ehe es noch mehr Tote gibt!“ Chris hatte Erin die ganze Zeit über aufmerksam beobachtet und fragte sich, was sie wohl dachte. Noch nie hatte er sie so in sich gekehrt gesehen. Und irgendwie hatte er dabei so ein ungutes Gefühl. Frauen, die so ausschauten und so sehr nachdachten, hatten irgendwas zu verheimlichen. Soweit reichte seine Frauenkenntnis immerhin, geschweige denn seine Fähigkeiten, als Polizist. „Erin, was hast du?“ Es klang mehr nach einer Bitte, als nach einer Frage. Erin blickte auf und schaute zu ihm. Deutlich sah sie in seinen Augen, dass er wissen wollte, was sie so beschäftigte. Aber sie konnte, so gern sie es auch wollte, nicht sagen, was in ihr vorging. Auch wenn sie sich so wohlfühlte in seiner Nähe, sie konnte es einfach nicht. Sie würde sich und ihn, wenn es wirklich ein Dämon war in große Gefahr begeben. Sie weil sie sich dann verraten würde und er, weil er sie kannte. Dämonen konnten, wenn man sie vernichten wollte und sie entkommen ließ, ziemlich gefährlich und rachsüchtig sein. Zwar wollte Erin nicht unbedingt in den Knast wandern, aber wenn sie daran dachte, dass Chris etwas Schlimmes passieren könnte, so hielt sie es für das Beste erstmal Stillschweigen zu bewahren. So schüttelte sie den Kopf. „Nichts, es ist nichts!“ Lügnerin! Chris schaute sie sich nochmal genauer an und Erin glaubte, er könnte schon an ihrer Körperhaltung erkennen, dass sie log. Schnell verwarf sie diesen Glauben und er hob sich. schnell und ungeschickt. Dabei warf sie den Stuhl zu Boden und Rafael schreckte hoch. Auch er schien sie nun etwas besorgt anzuschauen und da Erin nicht noch lange diese Blicke ertragen wollte, wechselte sie schnell das Thema. „Kann ich...kann ich gerade mal telefonieren?“, fragte sie und Chris hob für einen Moment verwundert die Augen. Doch dann nickte er und reichte ihr das Telefon. Erin nahm es mit zitternden Händen an sich und ging schnell in ihr Zimmer. Hastig schloss sie die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel herum. Nochmal kurz legte sie ihr Ohr an die Tür, um zu hören, ob Chris ihr gefolgt war und sie belauschte. Als sie ihn hörte, wie er weiterfrühstückte, atmete sie erleichtert aus und widmete sich dem Telefon. Mit zittrigen Fingern drückte sie die Tasten und hielt sich denn Hörer. Es erklang das Freizeichen und mit jedem weiteren, wurde sie noch nervöser. „Na komm schon, nimm endlich ab!“, sagte sie und schaute hinter sich. Auch wenn die Tür verschlossen war, konnte sie dennoch Chris fragende und bohrende Blicke spüren. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie daran denken musste, wie er sie mit seinen Blicken taxiert hatte. „Hallo?“ Erin zuckte zusammen, als sie die bekannte und vertraute Stimme ihres Ziehvaters gehörte. „Kardinal Gregor...ich bin es!“, sagte sie gedämpft und blickte wieder hinter sich. das Gefühl, belauscht zu werden, schien sie immer mehr einzunehmen. „Erin?“, fragte der Kardinal verwundert. Selbst durch den Hörer konnte er ihre Furcht hören und das war für mehr als ungewöhnlich, seinen Schützling so zuhören. „Was ist denn los?“ „Kardinal Gregor. Ich brauche Ihre Hilfe. Sie müssen unbedingt meine Waffen hierher schaffen!“, sagte sie und ihre Stimme war nur noch ein leises Krächzen. „Bitte,...deine Waffen...Um Himmels willen Erin was ist los?“, fragte er aufgebracht und Erin konnte deutlich seinen Unglauben auf ihren Schultern spüren. Sie ging in die Knie. „Ich habe da so ein übles Gefühl .Bitte helfen Sie mir!“ Langes Schweigen war am anderen Ende zuhören und Erin fürchtete schon, dass Kardinal Gregor sie nicht erhören würde, doch da seufzte er. „Also gut...ich werde sehen, was ich machen kann. Leicht wird es mit Sicherheit nicht!“, sagte er und Erin atmete erleichtert aus. „Gut, dann...dann werde ich sehen, ob ich woanders unterkomme!“, sagte sie. „Wieso? Wo bist du?“ Erin schluckte. „Bei...bei einem Freund!“ „Etwa bei diesem Mr. X?“ Erin konnte nicht anders, als zu knurren. „Diese Mr. X hat mich verarscht. Er hat weder ein Hotel für mich gebucht, noch hat er mich kontaktiert!“ „Oh, und wo bist du dann?“ „Sagte ich schon. Bei einem Freund. Aber wenn Sie mir die Waffen schicken, muss ich von hier weg. Ich muss woanders unterkommen!“ „Wieso, was ist denn mit ihm?“ „Er ist Polizist und...sucht nach mir!“ „Bitte!?“ Erin hielt sich den Hörer etwas weiterweg, als Kardinal Gregor förmlich ins Ohr schrie. „Ja, er...er ist ein Bulle, und will mich einlochen!“ „Erin ich will ja nichts gegen deine Beziehungen sagen, aber hättest du dir nicht einen anderen Freund suchen können?“, fragte Kardinal Gregor und Erin war drauf und dran ihrem Ziehvater die Ohren vollzuschreien. Schluckte doch ihren Ärger hinunter und sagte nur kühl. „Kann ich was dafür, dass er mich jagt?“ Er seufzte wieder. „Wie auch immer. Ich werde deine Waffen schicken, sobald ich weiß, wo du unterkommst. Sie jetzt zu dir zuschicken wäre nicht gut!“ Erin nickte. „Gut, ich melde mich, sobald ich ein Hotel habe!“, sagte sie und fühlte sich etwas besser. Sie legte auf und seufzte schwer. Das wäre zumindest geklärt, aber das schlimmste lag ja noch vor ihr. Sie musste Chris klarmachen, dass sie nun nicht mehr bei ihm bleiben konnte. Schon bei diesem Gedanken, schmerzte ihr Herz. In den letzten Tagen, hatte sie ihn sehr ins Herz geschlossen und dass sie ihn verlassen musste, machte sie ungemein traurig. „Es wäre das Beste so!“, sagte eine Stimme in ihrem Kopf und Erin konnte es nicht leugnen, dass es die Stimme ihrer Vernunft war. Und sie hatte Recht. Es wäre das Beste, wenn sie Chris sofort allein ließ und ihn aus der Gefahrenzone brachte. Sie wollte es nicht riskieren, dass ihm etwas passierte. Dafür mochte sie ihn zu sehr. Erin atmete tief ein, strich sie die Haare aus dem Gesicht und stand auf. Als sie die Hand nach der Klinke und dem Schlüssel austrecken wollte, holte sie noch einmal tief Luft. In Gedanken legte sie sich eine Ausrede zurecht und eine Erklärung, wieso sie nicht mehr bleiben konnte. Als sie eine hatte, der auch glaubwürdig war, schloss sie die Tür auf und verließ mit einem gemischten Gefühl das Zimmer. Kardinal Gregor sank im Lehnstuhl zurück und wusste nicht, was er dazusagen sollte. Er kannte Erin schon seit ihrer Geburt und er wusste, wie sie war. Selbstbewusst und immer einen flotten Spruch parat. Dass er sie so ängstlich und nervös hörte, verwunderte ihn. Dennoch wollte er ihr helfen und wollte gerade nach Bruder Gilmore rufen, als es an der Tür klopfte. Kardinal Gregor schaute verwundert auf. Wer konnte das sein. „Herein?“, sagte er und die Tür wurde geöffnet. „Guten Tag!“, sagte ein Mann, dessen dunkle Hautfarbe verriet, dass er aus dem Orient kam. Er war in einer schwarzen Robe gekleidet, wirkte dennoch sehr modern und elegant. Auf seinem Kopf lag ein geschickter gewickelter Turban. Ebenso schwarz. Die Gesichtszüge des Orientalen wirkten klug und sehr fein. Seine Haltung vornehm. Dunkle und doch freundliche Augen blickten zu dem Kardinal hin und die Lippen formten sich zu einem Lächeln. Trotz des muskelösen Körperbaus, machte er einen friedfertigen Eindruck. Kardinal Gregor schaute den Mann mit fragenden Blicken, von oben bis unten an und fragte sich, was er wohl von ihm wollte. „Ähm...kann ich Ihnen helfen, Senoir?“ Der Orientale lächelte und machte einen Schritt auf ihn zu. „Das hoffe ich doch!“, sagte er und seine Stimme war, im starken Kontrast, sehr einfühlsam und sympathisch. Er ging auf den zu und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Kardinal Gregor machte eine bittende Handbewegung. „Bitte setzen Sie sich doch!“ „Danke sehr freundlich von Ihnen!“, sagte der Besucher und ließ sich in den Stuhl neben ihn sinken. „Sie fragen sich sicher, wieso ich hier bin?“ Kardinal Gregor nickte nur und der Orientale lachte kurz auf. „Ich bitte Sie um Verzeihung, wenn ich einfach so reinplatze. Aber ich bin hier, weil es etwas gibt, was mir sehr am Herzen liegt!“, erklärte er. Kardinal Gregor runzelte die Stirn. Dieser Mann vor ihm schien in ihm immer mehr Fragen auszulösen und er konnte nicht anders, als eine dieser zustellen. „Und was wäre das?“ „Es geht um Erin!“ Der Kardinal riss erstaunt die Augen auf. Woher wusste der Fremde von ihr. Niemand, außer der Mönche hier, hatten eine Ahnung, dass Erin hier lebte. Und man hatte sie darauf schwören lassen, dass keine auch nur ein Wort darüber verlor. Woher also wusste er von ihr? Er dachte nach und in ihm wurde der Verdacht geweckt, dass einer der Mönche doch geredet hatte und nun jemand geschickt wurde, um Erin festzunehmen, oder gar den gesamten Orden hochzunehmen. Aber das war unmöglich. Der Orden stand unter dem Schutz des Vatikans und keiner wäre verrückt genug, diesen auch nur im Entferntesten anzuklagen. Dennoch blieb das Gefühl des Misstrauen und so beschloss er dem Orientalen nicht alles preis zugeben. „Hier gibt es keine Erin!“, sagte er kühl. „Was macht Sie da so sicher?“ Der Orientale spürte deutlich die Skepsis und das Misstrauen des Kardinals und hob beruhigend die Hand. „Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich habe nicht das geringste Interesse Ihren Orden zu bedrohen. Im Gegenteil ich bin sehr froh, dass es heute noch sowas gibt. Genauso das ich froh bin, dass es Erin gibt!“, erklärte er. „Wieso?“, fragte Kardinal Gregor, der immer noch den Fremden aufmerksam musterte. „Nun!“, begann er wieder und lächelte. „Weil sie die einzige ist, die das Böse regelrecht spüren kann. Sie ist sehr wichtig, müssen Sie wissen!“ Verwirrt blinzelte der Kardinal und konnte nicht so richtig verstehen, was ihm der Fremde da gerade sagte. Klar, er wusste, dass sie wichtig war. Wichtig für den Orden und auch für ihn. Immerhin hatte er sie groß gezogen und er sah sie als seine Tochter, auch wenn sie nicht sein Fleisch und Blut war. Aber das sie das Böse spüren konnte, dass hatte er nicht gewusst. Nie hatte sie darüber ein einziges Wort verloren und er sich sicher, dass dieser Mann ihm da nur eine raffinierte Lüge auftischte, um Erins Aufenthaltsort preis zugeben. „Ich weiß sehr wohl, dass sie wichtig ist. Für uns alle, nämlich!“ „Dann wissen Sie auch, dass das Böse, sie aus dem Weg haben will!“, sagte der Orientale. „Gerade weil sie so wichtig ist!“ „Was wollen Sie damit sagen?“ „Ganz einfach!“, begann der Fremde und alle Freundlichkeit war einem Ausdruck bitteren Ernst gewichen. „Erin hat das Böse und die damit verbundenen Mächte der Finsternis zu sehr geschwächt, als das das Böse sie noch als harmlos bezeichnen würde. Es macht nun Jagd auf sie. In Gestalt einer Frau!“ Kardinal Gregor konnte nichts anderes tun, als ihm zuzuhören. Das was der fremde ihm da erzählte, konnte nicht wahr sein. Erin soll die Mächte der Finsternis zu sehr geschwächt haben? Das konnte doch nicht sein! Der Fremde schien erst gar nicht darauf zu warten, dass der Kardinal ihm ins Wort fiel, sondern fuhr weiter fort. „Sie ist ihr schon ganz auf den Fersen und ich fürchte, wenn ich nicht rechtzeitig erfahre, wo sie ist, wird sie sie bald kriegen!“ Seiner Stimme war deutlich zu entnehmen, dass er das ernst meinte. Kardinal Gregor schaute ihn an und dem Mann gegenüber an, dass er Recht hatte. Vergebens sagte er sich dennoch, dass das nur daran lag, weil Erin so aufgelöst war und er sich nun um sie sorgte. Aber war es nicht gerade das, was diese Aussage zu bekräftigen schien? Erins Aufgelöstheit und die Nachricht, dass das Böse nun Jagd auf sie machte, waren Grund genug. Er schaute kurz aus dem Fenster und sah die dunklen Wolken, die sich wie ein böses Omen über den Himmel zogen. Das Sorgengefühl in seinem Bauch wuchs zu einem Geschwür und er seufzte schwer. Dann drehte er sich wiederherum. „Was wollen Sie wissen?“ „Wo sie jetzt ist. Bitte sagen Sie mir, wo sich Erin gerade aufhält!“, bat der Orientale und hob die Hände zu einem Gebet. „Sie ist in Paris. Sie wird anrufen, sobald sie eine Bleibe gefunden hat!“, sagte Kardinal Gregor trocken. Der Besucher lehnte sich zurück und kaute nervös auf seinem Daumennagel herum. „Paris!“, murmelte er. Kardinal Gregor wurde das unbestimmte Gefühl nicht los, dass dieser Mann etwas wusste, was ihm entgangen war. „Wieso sind Sie so nervös?“, fragte er und der Orientale schaute auf. Minutenlanges Schweigen herrschte zwischen ihnen und der Besucher schaute ihn mit einem ernsten und doch besorgten Ausdruck an. „Nervös, ich bin nicht nervös!“, sagte er. „Ich bin besorgt!“ „Wieso?“ Der Orientale atmete tief ein und ließ kurz den Blick durch den Raum schweifen. Schien nach den richten Worten zu suchen. Kardinal Gregor wollte die Frage schon wiederholen, als sein Gegenüber ihn anschaute und seine Augen dunkel voller Sorge waren. „Ist Ihnen die Geschichte des Erik bekannt?“, fragte er. Der Kardinal schien kurz zu überlegen, dann nickte er. „Ja, ich habe davon gehört. Als Erin in Boscherville war, um einen bösen Geist auszutreiben. Der dort zuständige Pfarrer hat mir davon erzählt!“, meinte Gregor und machte eine beiläufige Handbewegung. Der Fremde nickte. „Was wissen Sie darüber?“ „Nun. Dieser Erik war ein armer Junge. Gebeutelt vom Leben und hatte ziemlich viel durchmachen müssen. Mehr weiß ich nicht!“ „Dann wäre es wohl gut, wenn ich Sie über Erik aufkläre!“, meinte der Orientale und verschränkte die Arme vor der Brust. Kardinal Gregor nickte. „Bitte, erzählen Sie mir was Sie über ihn wissen!“, bat er. Auch wenn das alles ziemlich verrückt klang, wollte Kardinal Gregor dennoch wissen, was Erin mit diesem Erik zu tun hatte. „Erik wuchs ja, wie Sie wissen in Boscherville auf. In Kinderjahren lief er jedoch von Zuhause weg, da er regelrecht eingesperrt wurde. Er lief eine Horde von Zigeunern in die Arme und wurde am Anfang als Schauobjekt vorgeführt. Dabei lernte er viele Tricks der Illusion und Taschenspielertricks. Er machte dem Zigeuneranführer ein Angebot. Er würde weiterhin als Schauobjekt dienen, wenn er verschiedene Bedingung stellen konnte. Die Einzelheiten sind nicht so wichtig. Tatsache ist, dass er dadurch schon damals berühmt wurde. Er verließ jedoch die Zigeuner, als der Anführer sich an ihm zu vergehen wollte. Erik entwischte ihm, in dem er dem Mann ein Messer in den Leib stieß. Von da an hatte er keinen festen Ort, an dem er bleiben konnte. In all den Jahren wurde er als bekannter Magier berühmt. Sein Ruf drang nach Persien und der dort herrschende Schah holte ihn zu sich an den Hof. Erik sollte für ihn einen Palast bauen. Das tat er auch...!“, sagte er und verschnaufte kurz. Kardinal Gregor, der interessiert zugehört hatte, sagte kein einziges Wort. Drängte ihn auch nicht weiterzusprechen, sondern blickte ihn nur an. „Allerdings, was Erik nicht wusste, wollte der Schah ihn nach Abschluss der Bauarbeiten umbringen. Um die Geheimnisse des Palastes zu wahren!“ Der Orientale beendete den letzten Satz, mit einem verächtlichen Unterton und schüttelte den Kopf. „Wie auch immer. Erik gelang die Flucht und es verschlug ihn nach Paris. Dort war er dem Architekten Charles Garnier mit der Konstruktion behilflich. Mit ihm baute er die Pariser Oper und damit sein künftiges Zuhause. Und tief in den Katakomben schuf er sich sein Reich. Er nannte sich selbst das Phantom der Oper. Die Direktion damals wollte am Anfang nicht daran glauben, dass ein geist eigentlich alle Fäden in den Händen hielt. Doch als mysteriöse Todesfälle sich ereigneten, in denen er natürlich schuld war...naja...hatte er sie fest im Griff. Er verliebte sich in die junge Sängerin Christine Daae. Naja, man kann sich ja denken, was aus ihm geworden ist!“ „Nein, tut mir leid. Bitte klären Sie mich auf. Ich weiß, wie gesagt nicht viel über diesen Erik!“ „Na gut, eigentlich ist der Rest schnell erzählt. Erik litt an einer tückischen Krankheit und starb!“ Kardinal Gregor schwieg. Die Fragen, die er sich immer wieder stellte, was das mit Erin zu tun hatte, häuften sich und noch andere. Er fragte sich, was der Orientale ihm damit sagen wollte. „Wohin wollen Sie hinaus. Ich meine, was hat das alles mit Erin zutun!“ Kurz schien der Fremde nachzudenken und blickte den Kardinal fragend und auch etwas forschend an. „Nun, was ist, wenn ich Ihnen nun sage, das Erin eine direkte Nachfahrin dieses Erik ist?“, fragte er dann und sah deutlich die Verwunderung im Gesicht seines Gegenübers. „Dann würde ich Sie einweisen lassen!“ Der Orientale lachte. „Das kann ich Ihnen glauben!“, sagte er und wurde dann wieder ernst. „Aber es ist so!“, sagte er und stand auf. Er schritt neben Gregor und schaute aus dem Fenster. „Erin ist Eriks Nachfahrin!“, sagte er ernst und Gregor sah, wie ein Schatten über das Gesicht des Orientalen huschte. „Um auf ihre Frage zurückzukommen. Erin schwebt in großer Gefahr!“, sagte er dann. „Etwa weil der Jäger Erik ist?“ Der Orientale schüttelte den Kopf. „Nein, ich sagte ja dass sie von einer Frau gejagt wird. Erik ist das eigentliche Ziel. Aber auch Erin. Die beiden haben eine Verbindung. Die Finsternis!“, erklärte er und Kardinal Gregor schnappte nach Luft. „Wie bitte?“, platzte es aus ihm heraus und er schaute den Orientalen entgeistert an. Erin soll etwas mit diesem Mörder zu tun haben? Und die Verbindung, die zwischen ihnen ist, soll die Finsternis sein? Das konnte doch nicht wahr sein! „Sie machen Scherze?!“, sagte er und stand auf. Er schaute seinen Gegenüber an und hoffte ein Grinsen oder etwas anderes zusehen, das hinwies, dass das wirklich ein schlechter Scherz ist. Doch er sah nichts dergleichen, sondern nur bitterer Ernst. Der Orientale drehte sich zu ihm herum und sah ihn bedauernd an. „Es tut mir leid, wenn ich Sie enttäuschen muss, aber ich mache keine Scherze. Erin und Erik sind durch die Finsternis miteinander verbunden und die Frau, die das Böse repräsentiert, hat es auf sie beide abgesehen!“, erklärte er. „Nur weil Erin die dunklen Mächte geschwächt hat?“, fragte Kardinal Gregor. Die Sorge um seine Ziehtochter wurde immer größer. „Nun, es geht eigentlich um mehr. Erin und Erik haben mehr als nur die Finsternis in sich. Man könnte meinen beide seien die Boten des Teufels. Und genau das will diese Frau beenden!“ Kardinal Gregor schüttelte den Kopf. Das wurde immer verrückter. So langsam glaubte er, dass dieser Mann da vollkommen den Verstand verloren hat und Erin schaden will. „Hören Sie, ich will und kann nicht glauben, was Sie da mir erzählen!“, sagte er. „Erin ist kein Bote des Teufels. Sie ist eine Exorzistin. Die Beste wohlgemerkt und ich kann mir schwer vorstellen, dass sie mit dem Teufel im Bunde sein soll!“ „Ich glaube das können wir uns beide kaum vorstellen. Aber so ist es nun mal!“, meinte der Orientale. „Aber ich denke mir mal, dass Erin stark genug sein wird, gegen die Finsternis in sich anzukämpfen!“ Kardinal Gregor schaute ihn nur an und innerlich wusste er, dass er Recht hatte. Erin war eine starke Frau und obwohl sie noch so jung war, war sie stets mit Stärke durch das Leben gegangen. Auch wenn diese Stärke ihn meistens in den Wahnsinn trieb. Er lächelte. „Sie haben Recht, aber Sie können sich vorstellen, dass das alles ziemlich ungläubig, geradezu verrückt klingt!“ Auch der Orientale lächelte. „Glauben Sie mir, wenn ich nicht so gut Bescheid wüsste, über die Finsternis, dann würde ich genauso darüber denken!“, sagte er und wandte sich zugehen. Kardinal Gregor blickte ihm nach. „Wohin wollen Sie?“, fragte er und der Mann blieb stehen. Kurz bevor er das Büro verließ, drehte er sich nochmal herum und sah den Kardinal wissend an. „Ich werde nach Paris gehen und werde versuchen Erin vor der Jägerin zu finden!“, erklärte er. Kardinal Gregor schaute den Mann immer noch fragend an. Seine Fragen waren nur zur Hälfte beantwortet. Er wollte noch mehr wissen. Da es ja um Erin, seine Tochter ging, Und wie jeder Vater wollte er natürlich alles wissen, was mit ihr zu tun hatte. Und besonders wollte er wissen, was dieser Mann eigentlich von Erin wollte. Beziehungsweiße, wer er war. „Wer...wer sind Sie eigentlich?“, fragte er dann und der Mann lächelte. „Nun, wie soll ich es Ihnen am Besten sagen?“, fragte er, mehr an sich, als an Gregor. Er schien zu überlegen. Als er eine Antwort hatte, grinste er verwschörerisch. „Sagen wir es so, ich bin ein sehr, sehr guter Freund!“ Mit diesen Worten verließ er das Büro und ließ Kardinal Gregor verwirrt zurück. Kapitel 12: Recherche! ---------------------- Chris schaute sie vollkommen verwirrt an. Er wusste nicht, was er mit dieser Erklärung anfangen sollte. Erin hatte ihm gesagt, dass sie wegmusste und wieso. Dabei hatte sie kein gutes Gefühl. „Er wird mir das nicht glauben?“, sagte sie sich immer wieder und dachte schon daran, dass alles einen Scherz darzustellen, doch dann würde Chris sie für verrückt halten und das wollte sie nun auch wieder nicht. „Wie du wirst verfolgt, von wem denn?“, fragte er und Erin merkte, wie sich ein dicker Kloss in ihrem Hals bildete. Sie konnte ihm unmöglich sagen, dass sie es nicht selber wusste. Es war zumindest ein Gefühl und das schon reichte aus, um eine Gänsehaut zu verursachen. „Ich...ich kann es dir nicht sagen. Bitte versteh das!“, bat sie ihn und schaute auf den Boden. Rafael, der das ganze belauscht hatte, blickte sie mit seinen großen Hundeaugen besorgt an. Genauso wie Chris. „Wieso willst du dann weg, wenn du nicht weiß, von wem du verfolgt wirst. Vielleicht kann ich dir helfen!“, sagte Chris und ergriff ihre Hände. Erin schüttelte den Kopf. „Nein kannst du nicht. Ich muss weg, weil ich nicht will, dass dir etwas passiert!“, sagte sie mit stockender Stimme. „Auch wenn ich es selber nicht weiß, von wem ich verfolgt werde, ist es das sicherste, wenn ich nicht in deiner Nähe bin!“ Es fiel ihr schwer, das zusagen. Aber sie sah keinen anderen Ausweg. Sie musste es ihm so sagen. Egal wie sehr sie ihn mochte und sich auch dagegen sträubte ihre Gefühle für ihn zu verbergen. Chris blickte sie und etwas hilflos an. „Erin, bitte...!“, flehte er leise und drückte ihre Hand. Tränen brannten in ihren Augen und Erin spürte, wie die Angst um Chris sie innerlich vereisen ließ. Noch nie hatte sie so gefühlt, aber sicher lag es auch daran, dass sie niemals so gefühlt hatte, wie jetzt. Wo sie ihn getroffen hatte. In all den Jahren, als sie als Exorzisten arbeitete, hatte sie niemals solche schönen Gefühle empfunden. Dennoch wollte sie ihn nicht in Gefahr bringen, wie gern sie auch seine Hilfe angenommen hätte. Aber sie wusste um die Gefahr, die auf sie lauerte und womöglich auch für ihn galt. Darum musste sie weg. Weg von ihm! Ihr Herz machte einen schmerzhaften Aussetzer, als sie sich das sagte und verkrampfte sich. Sie schüttelte den Kopf und entwand ihre Hände aus seinem Griff. „Es tut mir leid, Chris. Aber ich halte es für das Beste!“ Mit diesen Worten stand sie auf. „Komm Rafael, wir packen!“ Rafael stand auf und schaute Chris traurig an. Er winselte leise und sein Schweif hing schlaff hinab. Chris lächelte traurig und hob die Hand. Sanft strich er dem Wolfshund über den Kopf. „Keine Sorge Rafael. Ich bin sicher, dass wir uns wiedersehen!“, sagte er und Rafael bellte kurz. So als wolle er ihm recht geben. Dann trottete der Hund zu Erin, die in ihrem Zimmer war und alles packte. Chris wäre am liebsten aufgesprungen und hätte Erin zurückgehalten. Doch dann würde sie sicher denken, dass er sie nicht gehen lassen wollte und sie einsperren will. Naja, wenn er ehrlich sein soll, wollte er sie auch nicht gehen lassen. Er hatte sie sehr in Herz geschlossen und der Gedanke, dass sie ihn jetzt auf Nimmerwiedersehen verließ, behagte ihm gar nicht. Aber er konnte sie ja auch nicht zurückhalten. Er fand es als ihr gutes Recht, zusagen, dass sie ging. Auch wenn es ihm das Herz brach. Als Erin ihre Sachen gepackt hatte, stand sie ihm gegenüber und musste sich beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen. Es gab so vieles, was sie ihm sagen wollte, Doch sie musste so schnell wie möglich weg. Nicht, dass ihr Verfolger noch eine Spur oder gar eine Witterung bekam. „Also...!“, begann sie und schaute ihn mit einem Ausdruck vollkommener Niedergeschlagenheit an. Chris erwiderte ihren Blick. „Also?“, fragte er, um das Schweigen zwischen ihnen zu zerbrechen. Erin schluckte. Sie hatte gehofft, das alles würde schnell und schmerzlos von statten gehen, aber leider schien sich das als Irrtum zu erweisen. Es war noch schwerer, als sie dachte. Aber war das ein Wunder? Immerhin verließ sie den Mann, den sie aufrichtig...gernhatte. Und das war weitaus schlimmer, als all die Verluste, die ihre Jagd mit sich brachte. Sie biss sich auf die Unterlippe und senkte kurz den Blick, Chris schaute sie nur stumm an und wartete, was sie eigentlich sagen wollte. Doch anstatt zusagen: „Bis Bald!“, streckte sie nur die Hand aus und schien darauf zuwarten, dass er sie nahm. Er seufzte und ergriff ihre Hand. Erin schüttelte sie langsam. „Machs gut!“ Mit diesen Worten, ließ sie dann seine Hand los und drehte sich um. Chris sah noch, wie sie die Stufen hinunterschritt und hörte, wie die Eingangstür zu viel. Innerlich hoffte er, sie würde es sich anders überlegen und zurückkommen, doch nach wenigen Minuten musste er schmerzhaft feststellen, dass sie niemals wieder zurückkommen würde. Er seufzte noch einmal, ehe er die Tür hinter sich schloss. Erin lief, den Kopf gesenkt und den Hut tief ins Gesicht gezogen durch die Straßen. Ihr Wolfshund treu an der Seite trottend. Hin und wieder blickte er zu ihr hoch und sah, dass es ihr schmerzte, Chris so einfach verlassen zu haben. Ohne ihm den wahren Grund genannt zu haben. Er bellte und winselte. Als sie zu ihm sah, schimmerten Tränen in ihren Augen und liefen ungehindert über ihre Wangen. Rafael schaute sie mit einem ebenso traurigen Blick an und legte dabei den Kopf schief. Erin lächelte traurig. „Ich hätte es ihm sagen sollen, oder?“, flüsterte sie. Rafael ging zu ihr näher hin und leckte ihr dann tröstend über den Handrücken. Erin seufzte und ging in die Knie. Behutsam nahm sie das Hundegesicht in beide Hände und streichelte ihm über den pelzigen Kopf. „Ich weiß, ich weiß. Ich mache es mir wirklich einfach, aber ich hatte keine andere Wahl!“ Rafael bellte wieder und Erin konnte sich dem Eindruck nicht erwehren, dass er ihr wiedersprach. „Du hattest eine andere Wahl!“ Erin blickte ihren Wolf nur schweigend an. Und sie musste ihm Recht geben, auch wenn sie sich dabei etwas komisch vorkam. Sie sprach mit ihrem Wolf, wie zu einem Menschen, aber in all den Jahren war Rafael nicht nur ihr ständiger Begleiter gewesen, sondern auch ihr bester Freund. Und da war es nicht verwunderlich, dass sie zu ihm mehr vertrauen hatte, als zu irgendjemand anderen. Mit großer Ausnahme, was Chris betrifft! Erin seufzte und erhob sich wieder. „Los komm, gehen wir weiter!“, sagte sie und Rafael gab ein kurzes Murren von sich. Sie liefen durch den Park und Erin überlegte krampfhaft, wo sie unterkommen konnte. Zwar dachte sie da an ein Hotel, aber welches Hotel würde denn eine fast geldlose Frau und einen Wolf aufnehmen? Erin verfluchte sich, dass sie kein Geld eingesteckt hatte. Und nun mittelos durch Paris lief. Sie setzte sich auf eine Bank, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Sie musste nachdenken. Irgendwie musst es doch eine Möglichkeit geben, eine Bleibe zu finden. „Hallo!“, hörte sie jemanden sagen und öffnete die Augen. Vor ihr stand die Blondine, die sie schon im Laden gesehen hatte. Ramona! Sie stand vor ihr und lächelte sie an. Aber es war das Lächeln einer Schlange, wenn sie ihrer Beute in Sicherheit wiegen wollte. Erin schaute sie nur an und wartete, was sie von ihr wollte. Als Ramona nichts sagte, wurde es ihr zu dumm. „Was willst du?“, fragte sie dann und das Grinsen schien in Ramonas Gesicht wurde breiter. „Ach, ich wollte...mich nur entschuldigen!“, sagte sie und machte eine beiläufige Handbewegung. Erin hob die Brauen. Zwar kannte sie Ramona nicht so gut, aber sie sah ihr deutlich an, dass Ramona nicht so einfach sich entschuldigt, schon gar nicht bei einer anderen Frau. „Bitte?“ „Ich wollte mich nur entschuldigen, weil ich so ruppig war!“, erklärte Ramona nun etwas genervt und trat von einem Fuß auf den anderen. „Ruppig ist gut!“, dachte sich Erin. „Schon gut!“, sagte sie laut und winkte ab. Ramona schüttelte den Kopf. „Nein, es tut mir wirklich Leid!“, sagte sie und schaute betroffen zu Boden. Äußerlich machte sie den Eindruck, dass es ihr wirklich leidtut, aber innerlich sah es ganz anders aus. Sie musste sich bemühen, nicht gleich loszuschreien und sie auszuschimpfen oder ihr gar die Haare raus zu reißen. Sie sagte sich immer wieder, dass sie schon ihr Fett wegbekommen würde. Bis dahin, müsste sie die Reumütige spielen und das fiel ihr mehr als schwer. „Du musst wissen, dass Chris mal mit mir zusammen war!“ „Ja, davon hat er mir erzählt!“ „Oh, ähm. Gut. Er lag mehr sehr am Herzen!“, sagte sie und ballte die Faust. Gerade mit ihr, mit dieser dummen Schnepffe, sprach sie über ihren Exfreund. Mit dem nun sie zusammen war und sie wohl anscheinend glücklich miteinander sind. Das machte sie wahnsinnig, vor Eifersucht. „Reiß dich zusammen!“, ermahnte sie sich und schluckte ihre Wut hinunter. „Hm!“, gab Erin nur von sich und die Wut in Ramona wuchs. „Diese dämliche, arrogante Kuh!“, dachte sie voller Verachtung. „Und wenn ich ehrlich sein soll, liegt er mir immer noch am Herzen!“ Strike! Erin schaute sie kurz an, dann erhob sie sich und streckte sich. „Freut mich für dich!“, sagte sie nur und wandte sich zu gehen. „Hey, warte mal. Wohin willst du?“, fragte Ramona etwas verwirrt und entrüstet. „Ich muss mir ein Hotel suchen!“, erklärte Erin nur und hob zum Abschied die Hand. „Bye!“ Romana blickte ihr nach und knirschte die Zähne. Ihr Hass auf Erin wurde nun größer und der Wunsch nach Vergeltung schien sie förmlich zu zerfressen. Erin suchte bis in den späten Nachmittag nach einem Hotel, das günstig war. Zwar hatte sie Geld dabei, aber nicht so viel, um sich in einem Nobelhotel zu quartieren. Als es schon dämmerte und sie das letzte Hotel aufsuchte, merkte sie wie müde sie war. Das Laufen und die Tatsache, dass sie wahrscheinlich Chris niemals wiedersehen konnte, machten sie geradezu fertig. Müde und mit einem niedergeschlagenen Gesicht, durchschritt sie die Eingangshalle und steuerte auf die Rezeption zu. Der Mann schaute sie von oben bis unten an und verzog etwas das Gesicht, als er den Wolf an ihrer Seite sah. Erin ließ sich von seinem Blick nicht beeindrucken oder gar einschüchtern, sondern blieb davor stehen und wünschte dem Herren einen guten Abend. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er und schien sie noch einmal aufmerksam zu mustern. „Ich brauche ein Zimmer!“, sagte sie einfach nur und wischte sich über die Stirn. Die Müdigkeit nahm zu. „Wenn das so weitergeht, penne ich gleich noch im Foyer ein!“ Der Mann tippte auf der Tastatur seines PCs herum. „Für wie lange?“, fragte er, ohne sie anzusehen. „Äh, lassen Sie mich überlegen...für eine Woche!“, überlegte sie. Solange brauche ich zwar nicht um den Geist zubekommen, aber danach brauche ich definitiv Urlaub. Der Mann nickte. „Ihr Name?“ „Erin!“, sagte sie und gähnte. Da schaute der Mann sie an und Erin glaubte so etwas wie Erstaunen zusehen. „Erin?“, fragte er. „Und weiter?“ „Ähm, Erin...Jackson!“ Noch kurz schaute der Mann sie immer noch verwirrt an und ehe Erin fragen konnte, was sein Problem war, sagte er gelassen. „Nun, wie ich sehe, haben Sie schon ein Zimmer bei uns. Die Präsidentensuite!“, erklärte er und Erin glaubte erst, sich verhört zu haben. „Wie?“, fragte sie und war mit einem Schlag wach. Der Mann nickte wieder und schien sichtlich genug, von ihr zu haben. „Ja, man hat für Sie ein Zimmer reserviert!“, sagte er abfertigend. Erin begriff immer noch nicht. Kurz dachte sie daran, dass Kardinal Gregor ihr dieses Zimmer beschafft hat, aber gleich so ein teures und nobles? Nein, so verrückt ist nicht mal Kardinal Gregor! Aber Erin wollte nicht mehr länger das ausdiskutieren, sondern bedankte sich und ließ sich von dem Mann den Schlüssel geben. Ein Page kam, auf Klatschen des Mannes heran und nahm Erins Sachen. Auf dem Weg zu ihrer Suit, hatte Erin das dumpfe Gefühl, dass es kein Zufall war. Jemand schien gewusst zu haben, dass sie ein Zimmer suchte. „Könnte etwa Chris vielleicht...!“, überlegte sie und schüttelte den Kopf. „Woher soll er bitte wissen, welches Hotel ich zuletzt besuchen würde?“ Das Gefühl, dass etwas daran faul war wuchs in ihrem Bauch zu einem Geschwür heran und ließ sie nicht los. Als der Page die Tasche abstellte und Erin sagte, dass es hier sei, nickte sie nur freundlich und reichte dem Jungen zum Dank etwas Trinkgeld. Dieser strahlte über das ganze Gesicht, wünschte ihr noch einen netten Aufenthalt und war auch schon weg. Erin lächelte und gähnte wieder. Die Müdigkeit war wieder da und wurde immer unerträglicher. Schnell schloss sie die Tür auf und ging hinein. Was sie erwartete, war ein großes, stilvolles Wohnzimmer. Mit Fernseher, Bar und sogar einem Laptop, mit Internetverbindung. Erin pfiff bewundernd und gähnte erneut. „Oh man, bin ich müde!“, sagte sie, warf die Tasche auf die Couch und befreite sich aus ihrem Mantel und aus ihren Stiefeln. Rafael sprang auf einen der Sessel und legte sich hin. Sofort fielen seine Augen zu und er schnarchte leise* Erin lachte leise und machte schnell noch einen kleinen Rundgang. Zuerst inspizierte sie das Schlafzimmer. Auch dieses war sehr elegant. Ein großes Doppelbett, mit weißem Satinbezug, schrie geradezu danach, sich einfachmal darauf fallen zulassen. Ein großer geräumiger Kleiderschrank stand genau auf der gegenüber liegenden Seite. Neben dem Bett ein Schreibtisch, mit vielen Schreibutensilien und einem schönen verziertem Spiegel. Danach war das Badezimmer dran. Weißgekachelte Wände und eine Badewanne, so groß, dass ein Pferd locker hineingepasst hätte. An der Wand hing ein großer Spiegel und auf den Körben lagen weiße, flauschige Handtücher. Die Ausleger auf dem Kachelboden waren herrlich weich unter ihren nackten Fußsohlen an und Erin beschloss kurzerhand noch ein Bad zunehmen. Sie drehte den Wasserhahn auf und tat etwas von dem wohlriechenden Schaumbad rein. Sofort türmten sich weiße Berge aus glitzerndem Schaum über dem Wasser auf und Erin entledigte sich ihrer Kleidung. Als sie in das Wasser stieg, spürte sie, wie sich ihre Muskeln entkrampften und sie mit neuer Kraft erfüllten. Sie seufzte und ließ sich tiefer ins Wasser sinken. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Minuten lang blieb sie so liegen und entspannte sich. Für diese paar Minuten war ihr Kopf vollkommen leer. Es gab weder die Erinnerung an diese unheilvolle Begegnung, mit der Schattenkreatur, noch die Erinnerung, an ihrem Traum. Eigentlich nichts, was ihr Kummer machte, außer... „Chris!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie öffnete die Augen. Kummer machte sich in ihr breit und vertrieb kurz die Müdigkeit. Wobei diese ihr noch lieber war, als dieses niedergeschlagene Gefühl, einen guten Freund verloren zu haben. Und genau das hatte sie, wenn sie ehrlich war. Zwar hatte sie ihn nicht durch einen tragischen Unfall verloren, doch dass sie ihm einfach den Laufpass gegeben hatte, war schlimmer, als alles andere, was sie sich bisher vorstellen konnte. „Sicher denkt er, ich habe ihm nur was vorgespielt!“, dachte sie und sie schluckte schwer. „Ich muss ihn anrufen, wenigstens das bin ich ihm schuldig!“ Sie blieb noch paar Minuten in der Wanne und stieg dann aus. Sie schlüpfte in den weißen Bademantel und schob ihre Füße in die weichen Pantoffeln. Das Gefühl der Müdigkeit war etwas gewichen und Erin fühlte sich nun etwas frisch. Sie ging zu dem Telefon und wählte eine Nummer. Bevor sie Chris anrufen konnte, musste sie zunächst im Vatikan anrufen und Bescheid sagen. Ihre Waffen und die Erfüllung ihres selbstausgesuchten Auftrags hatten höchste Priorität. Auch wenn es ihr schwerfiel ihrem Kopf die Oberhand zu überlassen. Es klingelte und Erin wurde so langsam ungeduldig. Sie ging zum Fenster und schob die Vorhänge zurück. Draußen war es nun Nacht und Paris erstrahlte mit seinen Lichtern und dem prunkvollen Eifelturm im ganzen Glanz. „Eigentlich eine sehr schöne Stadt!“, sagte sie sich und bereute es, dass sie nun nicht mehr aus Vergnügen hier war. Das Freizeichen an der anderen Leitung schien ewig zu dauern und Erin fragte sich wirklich, was Kardinal Gregor solange machte. Wartend ließ sie den Blick weiter über das nächtliche Paris wandern und hielt plötzlich inne. Etwas weiter weg von ihr, genau gegenüber, ragte ein Gebäude in die Nacht hinein und trotz der Entfernung und der Dunkelheit, erkannte sie es. „Die Pariser Oper!“, keuchte sie. Das war doch unmöglich Zufall! Noch ehe sie sich genau darüber Gedanken machen konnte, nahm schon jemand ab. „Hallo?“ Erin schreckte kurz zusammen, fasste sich dann doch wieder. „Kardinal Gregor, ich bin es!“, sagte sie, denn Blick immer noch auf das imposante Bauwerk geheftet. „Ich habe eine Bleibe gefunden!“ „Gut, dann schicke ich dir deine Waffen!“, sagte er. Erin nickte. „Ich gebe Ihnen die Adresse!“ „Nicht nötig. Ich habe sie schon!“ Erin runzelte die Stirn. „Wie Sie haben sie schon. Ich habe doch erst gerade eben eingecheckt!“, versuchte sie zu erklären und in ihr wuchs der Verdacht wieder, dass Kardinal Gregor doch etwas damit zu tun hatte. „Haben Sie mir etwa das Hotel und das Zimmer beschafft?“, fragte sie dann und Kardinal Gregor schien, trotz dass sie ihn nicht sehen konnte, ziemlich verwundert zu sein. „Wie...nein!“, sagte er. „Wie kommst du darauf?“ „Öhm...naja, weil nur Sie davon wissen konnten!“, versuchte sie zu erklären. „Erin ich wusste zwar davon, aber nicht wo du eincheckst. Das habe ich erst später erfahren!“, sagte Gregor. Aber nicht von mir! Erin spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich und sie musste sich bemühen, den Hörer nicht fallenzulassen. „Ja, aber...!“, stammelte sie nur. Gregor schien auf eine Erklärung zuwarten und als er merkte, dass er sie nicht bekommen würde, seufzte er „Erin ich finde es ist eigentlich egal, wer dir das Zimmer beschafft hat. Wahrscheinlich ist das nur Zufall gewesen!“, sagte er und sein letzter Satz klang so, wie Erin es empfand. Vollkommen unmöglich. Sie schwieg und ihrem Kopf wirbelten die Gedanken umher. Das wurde immer unheimlicher. Selbst für sie wurde das zu viel. Gregor hörte ihren zittrigen Atem. „Erin, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er besorgt. „Ich weiß auch nicht. Ich glaube, ich verliere allmählich den Verstand!“, sagte sie und hielt sich den Kopf. Ihr wurde schwindelig und sie drohte in die Knie zugehen. „Ist das nicht dein Berufsrisiko?“, fragte er etwas amüsiert. Erin lächelte. Das stimmte. Ihr Job hatte immer dieses Risiko, aber nie hätte sie daran gedacht, dass es mal wirklich zutreffen würde. „Leg dich schlafen. So wie du dich anhörst, kann ich gut glauben, dass du ziemlich viel durchgemacht hast!“, sagte er dann fürsorglich. Das ist wohl wahr! „Gut, ich...ich werde mich melden, wenn ich weiß, mit was ich zutun habe!“, sagte sie und legte auf. Sie blickte wieder aus dem Fenster und schaute zu der Oper. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie daran denken musste, was dort lauerte. Ihr wurde kalt und sie zitterte. Das Telefon hatte sie immer noch in der Hand und sie dachte kurz daran, Chris anzurufen. Doch was sollte sie ihm sagen? Erin biss sich auf die Unterlippe und schien Minuten lang zu überlegen. Dann schaute sie zu Rafael, wollte ihn um Rat fragen, aber dieser schlief schon. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als selbst die Entscheidung zutreffen. Mit einem Seufzen wählte sie die Nummer der Auskunft und wartete, bis abgenommen wurde. „Ja, hallo...ich möchte gerne mit einem gewissen Herren Chris Adea verbunden werden...okay danke!“, sagte sie und wartete. Es klingelte fünfmal, als Chris endlich abnahm. „Ja?“, fragte er und Erin fühlte, wie sich ihr Hals auf einmal so trocken anfühlte. „Hey, Chris...ich bin es!“ „Erin...wo...wo bist du?“, sagte er und klang mit einem aufgebracht. Erin schluckte. „Das ist nicht so wichtig!“, sagte sie und war bemüht, ihre Stimme ruhig klingen zulassen, was alles andere als leicht war. Schon der Klang seiner Stimme, und der Unterton, der darin mitschwang machte sie vollkommen nervös. „Nicht wichtig?“, wiederholte er, immer noch aufgebracht, aber auch nun etwas ärgerlich. „Du sagst du musst weg und wenn ich dich frage wo du bist, sagst du nicht wichtig!“ Erin kniff die Augen zusammen. „Oh man, er wird mir den Kopf ab reißen, sollten wir uns wiedertreffen!“, dachte sie und schon dieser Gedanken ließ ihr die Knie weich werden. „Hör mal Chris. Ich...es tut mir leid, dass ich einfach so auf und davon gegangen bin, aber ich wusste nicht, wie ich es sonst machen soll!“, versuchte sie zu erklären und kam sich dabei vor, wie eine blutige Anfängerin, in Sachen Entschuldigen vor. „Wie du wusstest es nicht?“ Nun klang er mehr sauer, als aufgebracht und Erin dachte schon daran einfach aufzulegen, aber dann würde Chris denken, sie hätte ihn nur verarscht. „Ich wusste es eben nicht...ich...ich...es tut mir leid!“ Chris atmete hörbar aus. „Schon gut, aber du kannst dir ja denken, dass mich das schon etwas gekränkt hat!“, sagte er dann und Erin lächelte etwas traurig. „Ja, aber du musst mir glauben, ich wollte dich nicht do verletzten!“, erklärte sie. Dafür mag ich dich viel zu sehr! „Ich glaube dir, nur sei in Zukunft etwas ehrlicher zu mir!“, bat er sie und Erin hatte das Gefühl, jemand hätte ihr in den Magen geschlagen. In Zukunft ehrlicher sein, wie sollte sie das machen. Immerhin sucht er nach der schwarzen Bestie und will sie hinter Gitter bringen. Sollte er erfahren, dass sie das ist, so würde er sie nicht mehr als seine Freundin sehen. Erin fühlte sich von Minute zu Minute schlechter. „Chris vertraut mir und ich belüge ihn unentwegt!“, warf sie sich vor. „So kann das doch nicht weitergehen!“ „Was kann so nicht weitergehen?“, fragte er verwirrt und Erin gab einen erschrocken Laut von sich. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie es laut aus gesprochen hatte. „Verdammt!“, dachte sie. Hastig suchte sie nach einer Ausrede. „Das...das...uff...Chris, wärst du mir böse, wenn ich jetzt Schluss mache. Ich...ich bin ziemlich müde!“ Tolle Ausrede! Chris blinzelte. „Wie?“, fragte er. Er verstand nicht. Wieso machte Erin auf einmal so dicht? Erst ihr plötzliches Verschwinden, welches ihn rätseln ließ, was mit ihr sei, dann dieser Anruf, der in ihm neue Hoffnung weckte, sie wiederzusehen und nun sowas. So langsam glaubte er, dass sie etwas vor ihm verheimlichte. Oder gar mit ihm spielte. Ließ es sich jedoch nicht anmerken und klang recht einverstanden. Auch wenn ihm anders zumute war. „Nein, natürlich wäre ich dir nicht böse. Aber ich frage mich wirklich, was in letzter Zeit mit dir los ist. Du bist immer so sprunghaft. Erst bist du so offen und ich kann mit dir reden und dann verschließt du dich vor mir!“ Erin war kurz davor ihm den wahren Grund, ihres Abgangs zu verraten, aber dann ermahnte sie sich. „Er würde mir das niemals glauben. Eine junge Frau, die von Dämonen verfolgt wird! Das kann er einfach nicht glauben!“, dachte sie und der Schmerz in ihrem Herzen wurde immer unerträglicher. Hart presste sie die Lippen aufeinander und zwang sich zu einer Antwort. „Naja, es...es ist mir etwas unangenehm, aber du weißt ja ich habe meine Tage und da bin ich oft etwas komisch drauf!“, erklärte sie flüchtig und schlug sich die Hand auf die Stirn. Dämliche Kuh! „Oh!“, gab Chris nur von sich. „Stimmt...naja, dann leg dich jetzt schlafen. Gute Nacht!“ Erin lächelte etwas. „Ja; danke dir auch. Bis bald!“, sagte sie und legte auf. Erst da gab sie ihren Tränen freien Lauf und sank in die Knie. Ihre Schultern zuckten und ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie fürchtete, es würde zerspringen. Mit dem Ärmel des Bademantels wischte sie sich die Tränen weg. Sie versuchte sich zu beruhigen und einzureden, dass es nicht anders ging. Das sie ihm nicht sagen konnte, was sie wirklich beschäftigte. Aber sooft sie sich das auch einzureden versuchte, der Schmerz ließ sie nicht los. Es war das erste Mal, dass sie sich selber verfluchte, dass sie dieses Leben führte. Ein Leben, das mehr von ihr forderte, als sie sich das jemals vorgestellt hatte. Doch was half es jetzt, sich darüber zu beklagen. Sie saß einfach viel zu tief darin fest, als das sie jetzt einfach so sagen konnte, sie würde aufhören mit diesem Leben. „Es macht jetzt nichts, sich Vorwürfe zu machen!“, sagte sie sich, stand auf und zog mit einem energischen Ruck die Vorhänge zu. Erin murrte etwas, als das helle Sonnenlicht sie mitten ins Gesicht traf und sie aus ihrem Schlaf riss. „Hm, mach das scheiß Licht aus!“, maulte sie und rollte sich auf die andere Seite. Das Gefühl der Müdigkeit hatte sie in einen tiefen und darüber war sie sehr froh, traumlosen Schlaf hineingleiten lassen. Doch nun brach der nächste Tag an, und Erin verband mit dem neuen Tag eines. Arbeit! Zwar hatte sie sich das fest vorgenommen, weil es auch sie betraf, aber das Bett war so schön warm und weich, dass sie eigentlich gar nicht aufstehen wollte. Von Aufwachen ganz zu schweigen. Rafael kam rein und stellte sich an das Bettende. Er winselte und bellte. Erin vergrub ihr Gesicht im Kissen. Was Rafael veranlasste nun noch lauter zu bellen und sogar ihr die Bettdecke wegzuziehen. „Rafael, lass den Scheiß!“, schimpfte Erin und griff nach der Decke. Rafael knurrte und zerrte an dem anderen Ende, während Erin an ihrem Stück zog. „Rafael, wirst du wohl!“, zeterte sie wieder und Rafael tat, was sie ihm sagte. Mit dem Resultat, dass Erin ritt links aus dem Bett fiel und auf den Boden landete. „Aua!“ Rafael bellte nochmal und wedelte mit dem Schweif. Er trottete zu ihr und leckte ihr einmal quer über das Gesicht. Erin gab einen wütenden Laut von sich und sprang dann auf. „Rafael, also wirklich. Manchmal könnte ich dich...!“ Ihr Wolf legte nur den Kopf schief und schaute sie aus seinen großen Hundeaugen an. Erin schluckte und murrte etwas vor sich hin. Dann drehte sie sich um und ging ins Bad. Nachdem sie sich gewaschen hatte, nahm sie die Leine und band sie Rafael um. „Also gut, gehen wir Gassi!“, seufzte sie und verließ mit ihm das Hotel. Draußen war es warm, sodass Erin ihren Mantel nicht brauchte, sondern einfach in ihrer schwarzen Hose und ihrem Schwarzen Top durch die Stadt spazieren konnte. Immer wieder schaute sie zu der Oper, die sich reinzufällig in ihrer Nähe befand. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als sie daran dachte, was sich im Inneren aufhielt und sicher nur darauf wartete, erneut zuzuschlagen. Ungeduld machte sich in ihr breit, aber auch Wut. Dieses Miststück hat ihren ganzen Urlaub ruiniert und noch dazu die Freundschaft zu Chris erheblich angekratzt. Wo sie gestern noch so zerstreut, war sie nun fest entschlossen, diesem Scheusal das Handwerk zu legen. Dann würde sie zu Chris gehen und sie würde ihm erklären, was eigentlich los war. Sie konnte es kaum erwarten. „Entschuldigen sie Mademioselle. Aber möchten Sie eine Zeitung kaufen?“, fragte plötzlich ein Junge und riss sie aus den Gedanken. „Wie?“, fragte sie ihn und der Junge grinste nur. Dabei hielt er ihr eine Zeitung vor die Nase. Erin blickte auf die Titelseite und sofort zog sie ihre Gelbbörse aus der Hosentasche. Der Zeitungsjunge bedankte sich und war schon beim nächsten Kunden. Erin wollte gerade die Zeitung aufschlagen um näheres zu erfahren, als sich ihr Magen meldete und sie kurzerhand beschloss, etwas zu frühstücken. Erin ging in ein Cafe und bestellte sich sogleich ein Crossant und eine Kaffee. Während sie auf ihre Bestellung wartete, studierte sie die Zeitung. Sie hatte sich nicht geirrt. In der Zeitung, stand wirklich etwas von dem Vorfall am vorgestrigen Abend. Ihr Blick raste über die Zeilen. „Tragischer Todesfall in der Pariser Oper!“ Sie las weiter. „Erster unerklärlicher Mord seid...!“, und blieben dann an einer Zahl stehen. Vielmehr war es ein Datum, eine Jahresbezeichnung. 1881! „Bingo, jetzt habe ich einen Anhaltspunkt!“, sagte sie sich und lächelte. Da kam auch schon ihr Kaffee und Erin nahm sich diesen. Sie nahm einen großen Schluck und schaute dabei, immer wieder auf das Datum. 1881! Sicher gab es hier eine Bibliothek und ganz bestimmt würde sie da mehr Infos bekommen. Wenn schon die heutige Zeitung darüber schrieb, dann sicher auch die im Jahre 1881. Dessen war sie sich sicher. Ramona hatte solange gewartet, bis Erin das Hotel verlassen hatte und als sie sich sicher war, dass sie sie schnell nicht mehr wiederkam, war sie schnell in das Hotel gelaufen. Immer wieder sah sie sich verstohlen um. Auf keinen Fall wollte sie, dass man sie sah oder gar bemerkte. Als sie an der Anmelde kam, begrüßte sie den Mann nur mit einem knappen Kopfnicken. „Bonjour Mademoiselle!“, grüßte er und machte eine halbe Verbeugung. Sie grinste. „Immerhin ein Mensch, der weiß wer ich bin!“ „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er respektvoll. „Ich möchte gerne zu meiner Freundin. Sie hat mir gesagt, dass sie hier ein Zimmer hat. Ihr Name ist Erin!“, sagte sie kühl. Dabei musste sie sich beherrschen, ihre Anspannung sich nicht anmerken zulassen. Der Mann schaute sie für einen kurzen Moment fragend an. Irgendwie glaubte er nicht daran, dass Ramona ernsthaft eine Freundin von dieser Erin sei, aber gut. Wo manche Freundschaften enden, kann man nie so richtig vorhersagen oder bestimmen. Er zuckte die Schultern. „Das ist richtig!“ „Ich möchte ihr etwas vorbeibringen. Eine kleine Überraschung!“, erklärte Ramona und holte ein kleines Packet hervor. „Oh, das ist kein Problem. Ich werde einem meiner Boten sagen, dass sie es ihr dann abgeben sollen, wenn sie zurück ist!“, schlug er vor, doch Ramona schüttelte sofort den Kopf. „Nicht nötig, ich möchte es ihr persönlich ins Zimmer bringen!“, sagte sie ungeduldig. Der Mann schien sie nun etwas skeptisch anzusehen. „Wieso das denn?“, fragte er und Ramona musste das Bedürfnis unterdrücken, ihn anzuschreien, oder gar mit seiner Kündigung zu drohen. „Was stellt er mir solche dummen Fragen. Er soll mich einfach nur ins Zimmer lassen, verdammt!“, grollte sie. Raffte jedoch ihre restliche Vernunft zusammen und erklärte in einem kühlen Ton. „Sie mag es nun mal nicht, wenn ich die Dinge nicht persönlich abgebe!“ „Hm, gut. Ich lasse zwar nur ungern andere Leute in die Zimmer unserer Gäste, aber gut!“, sagte der Mann schließlich und Ramona seufzte innerlich erleichtert. „Folgen Sie mir!“, bat er sie und geleitete sie zum Fahrstuhl. Als sie wieder ausstiegen und nun den Flur entlang schritten, besah sich Ramona die anderen Türen. Allesamt waren auf dieser Etage aus schwarzem Eichenholz und mit eleganten, goldpolierten Schildern beschlagen. Ramona furchte die Brauen. „Was sollte so eine, wie diese Erin auf so einer noblen Etage`?“, fragte sie sich. da blieb der Mann stehen und schloss mit seinem Schlüssel die Tür auf. „Bitte, Mademoiselle!“, sagte er und ließ sie herein. Als Ramona die Schwelle betrat, blieb ihr vor lauter Fassungslosigkeit der Mund offen stehen. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit sowas. „Wie kann das...!“, dachte sie erschüttert und ging hinein. Noch immer fassungslos schaute sie in die Suite und sie fragte sich, wie eine Frau, wie Erin, die keine adelige Herkunft besaß, oder sonst etwas dergleichen sich so eine Wohnung leisten konnte. Wut mischte sich darin und sie ballte die Fäuste. So langsam begann sie einen schieren Hass auf dieses Luder zu hegen. Erst schnappte sie ihren Freund weg und nun so was. „Ist alles in Ordnung, Mademioselle?“, fragte der Mann sie und Ramona schreckte hoch. Sie drehte sich zu ihm. „Ja...alles Bestens!“ Nein, ist es nicht! „Aber wie ich sehe, ist sie nicht da!“ „Möchten Sie vielleicht warten?“, fragte er wieder. Auf keinen Fall. Wenn ich ihr noch gegenübertrete, werde ich mich sicher nicht mehr zurückhalten können! „Ja, danke!“, sagte sie und als der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann sie, dass gesamte Zimmer auf den Kopf zustellen. Irgendwo musste doch etwas Brauchbares zu finden sein. Als sie im Wohnzimmer nichts fand, suchte sie im Schlafzimmer und hätte dieses nur zu gerne auseinander genommen. Riss sich jedoch zusammen und suchte dann das Bad ab. Ihr Blick fiel auf die Haarbürste, in dem sich viele Haarfäden verstrickt hatten und sie grinste. Bingo! Schnell griff sich die Haarbürste und riss das Büschel heraus. Zufrieden verließ sie das Zimmer, ohne jedoch nicht das Päckchen liegen gelassen zu haben. Es hatte nicht so lange gedauert, wie sie angenommen hatte, die Bibliothek zu finden. Schon als sie den ersten Passanten fragte, hatte er ihr gut erklärt, wo sie diese finden konnte und war verwundert, wie groß das Gebäude war. Es war mindestens so groß, wie die Oper und sicher genauso alt. Innen drin war es dunkel und es roch deutlich nach alten Büchern und Papier. Ein sehr angenehmer Duft, den Erin schon aus der Vatikanbibliothek sehr mochte und sie musste dem Drang wiederstehen, sich einfach eines der Bücher zuschnappen und sich an einem der Tische zusetzten. Immerhin hatte sie einen Job zu erledigen. Lange stand sie im Eingangsbereich und sah sich um. Das Innere schien eine Mischung aus modern und auch etwas aus altem zu sein. In den Räumen links und rechts, sah sie die meterhohen Bücherschränke. Die Frau die am Tresen saß, schaute sie prüfenden Blickes an. Erin ging auf sie zu und wollte ihr einen guten Tag wünschen, doch die Frau rückte nur ihre Brille richtig und deutete auf Rafael. „Der Hund muss draußen bleiben!“, sagte sie nur und Erin wollte etwas als scharfe Antwort geben, doch dann beließ sie es dabei, ging nochmals nach draußen und band Rafael an einem der Fahrradständer an. Sanft tätschelte sie ihm den Kopf. „Du wartest hier und bist brav, ja?“, fragte sie und Rafael bellte kurz. Dann ging Erin wieder zurück und wieder zur Frau. Diese schien nur etwas zufrieden zu sein und nickte ihr zu. „Guten Tag!“, sagte sie. Erin verzog kurz säuerlich das Gesicht. „Dämliche Schreckschraube!“, dachte sie verwerflich, lächelte aber freundlich. „Guten Tag!“ „Was kann ich für Sie tun?“, fragte die Schreckschraube. „Ich suche nach alten Zeitungsausschnitten!“, erklärte Erin knapp und die alte Schreckschraube schien nicht ganz zu verstehen. „Wie bitte?“, fragte sie. Erin stöhne leise. Nicht nur eine Schreckschraube, auch noch vollkommen hohl im Kopf. „Alte Zeitungsausschnitte, haben Sie sowas da?“, fragte sie wieder und trat von einem Fuß auf den anderen. Die Nervosität, die sie plagte, weil sie Rafael draußen einfach angebunden hatte und die dazukommende Angst, dass irgendein Idiot ihn sicher einfach so mitnehmen würde, machte sie noch ganz verrückt. Sie hatte ja noch gut in Erinnerung, wie die Leute reagierten, weil er einfach so rumgebellt hatte. Die Schreckschraube sah sie, über den Rand ihrer Brille an und schien mit ihrem Blick abzuschätzen, ob Erin noch ganz dicht im Kopf sei. Doch dann machte sie einen geradezu wissenden Eindruck. „Natürlich. Dahinten in den Archiven, gibt es welche!“, erklärte sie und machte eine vage Handbewegung, zu dem linken Raum. „Nicht so viele Infos auf einmal!“, dachte Erin wieder und ging, ohne ein weiteres Wort in den linken Raum. Dieser erwies sich weitaus größer, als angenommen. Eine Treppe auf beiden Seiten führte in die erste Etage, wo dort genauso große Bücherschränke standen. Der Lesesaal, war überfüllt und zahlreiche Leute saßen an den Tischen und lasen. Dabei hatten sie neben sich noch zehnweitere Bücher hingelegt. Erin seufze und suchte nach den Archiven, von denen die Schreckschraube gesprochen hatte. Eine ältere Frau kam an ihr vorbei und Erin hielt sie an. „Ähm, Pardon Madame, aber können Sie mir sagen, ob es auch hier alte Zeitungsausschnitte gibt?“, fragte Erin höflich. Die ältere Dame schien kurz selbst nachdenken zu müssen. Aber dann nickte sie. „Ja, haben wir. Bitte folgen Sie mir!“, bat sie und Erin folgte ihr. Vorbei an den Tischen, mit den Leuten, die den Blick hoben, um der Frau nachzusehen und an den Bücherschränken, die sich bis in den hintersten Teil der Bibliothek erstreckten, gingen sie durch. Sie blieben vor einer Regalwand stehen, dessen Inhalt aus lauter Ordnern bestand. Die Frau suchte kurz etwas, wandte sich dann aber an Erin. „Welche Zeitungsausschnitte suchen Sie denn?“, fragte sie. „Aus dem Jahre 1881!“, sagte Erin knapp und die Frau suchte nach dem dementsprechenden Ordner. Als sie ihn gefunden hatte, zog sie ihn heraus und schnappte nach Luft, als das schwere Stück nachunten sackte. Erin half der Frau und nahm ihr diesen ab. „Danke schön, junge Frau!“, keuchte die Frau und wischte sich mit einem Tuch, die Stirn ab. „Kann ich noch etwas für Sie tun?“ „Nein, danke!“, erwiderte Erin freundlich. Die Frau nickte und ging weg. Erin setzte sich an einem der Tische und schlug den Ordnern auf. Alte, vergilbte Zeitungsseiten waren darin eingefasst und machten einen ziemlichen heruntergekommenen Zustand. Dennoch war die Schrift gut zu lesen und Erin blätterte darin, bis sie endlich das fand, was sie suchte. Ihr Blick fiel auf eine Schlagzeile. Eigentlich waren es mehrere, aber genau diese eine zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Tragödie in der Pariser Oper! Kronleuchter stürzt von der Decke. Hundert Zuschauer schwer verletzt, eine Frau tot!“ Erin kniff die Brauen zusammen und sie war sich sicher, dass dieser Vorfall mit dem, von vorgestern etwas zu tun hatte. Sie las weiter. „Arbeiter und Ballettmädchen behaupten, es sei das Phantom der Oper gewesen!“ Ihre Augen weiteten sich. Das Phantom der Oper? Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie sich vorstellte, wie dieser Schatten sie, von der Loge aus, angesehen hatte. Kurz ergriff sie wieder die Furcht und ihre Finger begannen wieder zu zittern. Doch dann beruhigte sie sich wieder und das Zittern ließ nach. Mit einer entschiedenen Handbewegung, klappte sie den Ordner zu und durchschritt die Halle. Sie wusste nun, was zu tun war. Entschlossen ging sie zum Ausgang, dabei achtete sie nicht auf den Mann, der über den Rand seines Buches schaute und ihr mit seinem Blick folgte. Als die Tür hinter ihr zufiel, legte er das Buch ab und folgte ihr. Das Telefon klingelte dreimal, ehe Kardinal Gregor abnahm und sich meldete. „Ja!“ „ Gregor, ich bin es!“, sagte Erin am anderen Ende und klang mehr als zuversichtlich. „Ich weiß, mit was ich es zu tun habe!“ Gregor hob beide Brauen. Er kannte Erin gut genug, um zu wissen, was dieser Klang in ihrer Stimme zu bedeuten hatte. „Du weißt also, wer es auf dich abgesehen hat?“, fragte er. Erin runzelt die Stirn. Dass es jemand auf sie abgesehen hat, hatte sie mit keiner Silbe erwähnt. „ Gregor, woher...wissen Sie das...ich habe nichts davon erwähnt!“ Gregor verfluchte sich in diesem Moment selbst, dass er nicht auf das geachtet hat, was er sagte. Schnell suchte er nach einer Ausrede. „Ich hatte da so ein Gefühl!“, erklärte er und Erin schien ihm das zu glauben, denn sie gab keine Wiederrede. „Äh, gut…ähm...wie auch immer. Ich weiß, wer mir nun das Leben schwer macht!“, sagte sie und klang wieder festentschlossen. „Und wer?“, war Kardinal Gregors einzige Frage. „Das weiß ich nicht. Nur, dass es sich um ein gewisses Phantom der Oper handelt!“ Fast wäre Kardinal Gregor der Hörer aus der Hand gefallen. Das Phantom der Oper. Erik!“, keuchte er. „Wie war das gerade?“, hörte er Erin ebenso entsetzt auf keuchen. Kardinal Gregor brauchte einen Moment ehe er weitersprach. „Ich habe erfahren, dass dieser Erik, den du damals mit samt dem Haus verbrannt hast, das Phantom der Oper war und jetzt, wo du mir sagtest, du seist im begegnet, fürchte ich, dass er…!“ „Warten Sie. Soll das heißen, dass er wieder da ist?“, fragte sie und ihre Stimme zitterte. Wie konnte das sein? Wie konnte er zurückgekommen sein? „Und dich fürchte das ist noch nicht alles!“ „Wie meinen Sie das!“ „Da gibt es einen Dämon, der dich töten will!“ „Kann er es sein? Kann es dieser Erik sein?“ „Möglich. Und noch ein anderer!“ „Was?“, schrie Erin und hätte fast den Hörer fallen lasse. Der Kardinal hielt den Hörer etwas weiter weg. Presste hart die Lippen aufeinander. Auch wenn es ihm schwerfiel, Erin noch mehr Druck zu machen, musste er es ihr sagen. Schließlich ging es um seine Tochter und um ihr Leben. „Es gibt da noch jemanden, der nach deinem Leben trachtet!“, erklärte er und versuchte seine Stimme ruhig klingen zulassen. „Und das sagen Sie mir erst jetzt... woher wissen Sie das überhaupt?“, schrie Erin und war kurz davor, die Nerven zu verlieren. „Ich hatte hier einen Mann. Er sagte mir das. Er ist auf dem Weg zu dir. Anscheinend um dich zu schützen!“, sagte er. Erin gab einen trotzigen Laut von sich. „Das glauben Sie doch selber nicht. Was wenn dieser Mann, derjenige ist, der mich auch noch killen will!“, gab sie heftig zurück. „Erin...jetzt bleib mal ruhig!“, sagte der Gregor. „Du hast zahlreiche Dämonen besiegt und wirst auch damit fertig und außerdem glaube ich kaum, dass dieser Mann dir etwas antun will. Er sagte, er sei ein guter Freund!“ Den letzten Satz glaubte er, wenn er ehrlich sein soll, nicht gerade, aber was anderes viel ihm nicht ein. Erin schnaubte. „Ein sehr guter Freund. Fragt sich nur, von wem?“, sagte sie. „Haben Sie denn schon meine Sachen geschickt?“ „Ja, sie sind unterwegs!“ „Gut!“, sagte Erin nur und wollte auflegen, doch Gregor hielt sie noch einen kurzen Moment zurück. „Er, ich bin mir sicher, wir können ihm trauen!“ „Hm, hoffen wir es mal!“, war nur ihre Antwort und sie legte auf. Erin verließ die Telefonzelle und machte sich auf den Weg zurück ins Hotel. Das ein anderer nun auch noch hinter ihr her war, passte ihr gar nicht. Schon schlimm genug, dass dieser Erik wieder da war und dieses Mal mit ihr abrechnen würde. Nun muss noch ein zweiter dazukommen. Und das ein, angeblich guter Freund auf den Weg zu ihr war, passte ihr schon gar nicht. Es war, als hätte sie dieses Mal die Rolle der Maus übernommen, die von der Katze gejagt wurde. Aber immerhin hatte sie nun eine Spur und sie würde sich zuerst um Erik kümmern, und dann um die anderen beiden. Sie durchschritt die Eingangshalle und ging zu den Fahrstühlen. Sie drückte auf den Knopf und wartete, bis der Lift kam. Nun wollte sie erstmal ein schönes heißes Bad nehmen und sich Gedanken darüber machen, wie es nun weitergehen soll. „Sicher wissen die Leute aus der Oper noch etwas!“, dachte sie sich. „Vielleicht kann ich sie zur Rede stellen!“ Da ging schon die Tür auf und sie stieg ein. Als sie in ihre Wohnung kam, zog sie sich die Stiefel aus und ging hinüber ins Bad. „Jetzt brauche ich erstmal ein Bad!“, sagte sie und drehte den Wasserhahn voll auf. Als die Wanne vollgelaufen war, schälte sie sich aus ihren Kleidern und stieg in diese. Sie blieb eine halbe Stunde drin und entspannt erstmal. Auch wenn sie nichts besonders kraftaufwendiges geleistet hatte, wollte sie dennoch wieder zu neuen Kräften kommen, wenn sie sich morgen auf den Weg in die Oper machte, um die Direktion ein wenig, auszuhorchen. Nach weiteren fünfzehn Minuten, beschloss sie dann sich ausgiebig zu waschen. Entspannt und mit neuen Kräften in den Gliedern, streifte sie sich ihren Bademantel über und schlüpfte in die Pantoffeln. Sie trocknete sich noch das Haar und bürstete es. Da hörte sie Rafael aufgeregt bellen und ging ins Wohnzimmer. „Was hast du?“, fragte sie und sah zu ihrem Wolf. Dieser hockte vor einem weißen Päckchen und beschnupperte es. Erin runzelte die Stirn. Sie hatte das Päckchen nicht bemerkt, erst jetzt, da Rafael bellte und es von allen Seite beäugte. Unruhig wedelte er mit seinem Schwanz und legte die Ohren an. Vorsichtig stieß er es mit der Schnauze an und wich zurück. Dann schaute er Erin an und seine Ohren zuckten nervös hin und her. Erin begriff. Etwas scheint an diesem Päckchen nicht ganz zustimmen. Sie suchte nach etwas, womit sie sich schützen konnte. Natürlich gab es hier weder Messer, noch andere scharfe Dinge. „Na toll, und meine Waffen sind noch nicht mal hier!“, sagte sie sich. Wieder ließ sie den Blick umherschweifen und entdeckte einen Kristallaschenbecher. Den griff sie sich und streckte die Hand aus, um das Päckchen zu öffnen. Mit zwei Handbewegungen hatte sie das Papier aufgerissen. Sie blickte zu Rafael, der das Päckchen genau beobachtete und nicht aus den Augen zulassen schien. „Bereit!?“, fragte sie und der Wolfshund bellte kurz. Dann schaute zu dem Päckchen und griff nach ein der Laschen. Plötzlich sprang die Öffnung auf und etwas weißes, sich windendes schoss darauf hervor. Zischend richtete es sich auf und sah Erin mit gierigen Augen an. Rafael bellte laut und lenkte so das Ding ab. Als Erin einen Schritt zurückmachte, schaute es sie wieder an und schnellte nach vorne. Erin reagierte schnell und schlug mit dem Aschenbecher zu. Die weiße Schlange fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr. Rafael beschnüffelte diese und knurrte. Erin konnte das tote Tier nur ansehen. „Das war alles andere, als ein Zufall gewesen!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie glaubte für einen kurzen Moment, den Boden unter ihren Füssen zu verlieren. Noch immer blickte sie auf die tote Schlange, die Rafael nun knurrend ansah und förmlich mit seinen Blicken zu durchbohren schien. Angewidert verzog sie kurz das Gesicht und blickte sich dann um. Vermutlich waren hier noch mehr Schlangen versteckt, die nur darauf warteten, sie anzugreifen. „Erin, das ist doch Unsinn!“, ermahnte sie sich, doch das ungute Gefühl belauert zu werden, ließ sich nicht vertreiben. Also suchte sie sämtliche Zimmer ab und musste erleichtert feststellen, dass es hier keine weiteren Schlangen gab. Dann griff sie zum Telefon und wählte, wie von selbst die Nummer der Auskunft. Wie beim ersten Mal, verlangte sie nach der Nummer von Chris. Es klingelte ganze zehnmal, ehe er abnahm. „Ja?“, fragte er, vollkommen außer Puste. „Chris, ich bin es. Ich brauche deine Hilfe!“, sagte Erin und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Zumal sie eigentlich nicht vorgehabt hatte ihn anzurufen, und zum anderen, da sie genau das tat, was sie vermeiden wollte. Nämlich ihn mit in die Sache hineinzuziehen und womöglich dafür zu sorgen, dass er auch zur Zielscheibe ihrer Feinde wird. Doch nun war es zu spät! „Erin, was ist los?“, fragte er bestürzt und Erin biss sich für einen scheinbar ewiglangen Augenblick auf die Unterlippe. Noch war es nicht zu spät, einfach aufzulegen. Doch dann würde Chris sonst was von ihr denken und sein Misstrauen würde unweigerlich geschürt werden. „Ich...man hat versucht mich umzubringen!“, sagte sie gepresst und verfluchte sich innerlich, dass nicht doch aufgelegt hatte. „Was?!“, schrie Chris Stimme ihr ins Ohr und sie hielt den Hörer etwas weiter weg von ihrem Ohr. „Ja,...jemand...jemand hat mir eine giftige Schlange ins Zimmer geschmuggelt!“, erklärte sie knapp und das Gefühl direkt ins offene Messer zulaufen, wuchs. „Ach du Scheiße!“, sagte Chris fassungslos. „ Wo ist sie jetzt?“ „Tot, ich habe sie erschlagen!“ „Gut, dann bleib wo du bist. Ich bin gleich da. Wo...wo bist du denn überhaupt. Im welchen Hotel?“, fragte er und jetzt war die Möglichkeit und auch die Versuchung der groß, den Hörer einfach auf die Gabel zu hauen. Doch Erin schluckte nur. Sie hatte diese Sache zu weit gehen lassen und es gab nun kein Zurück mehr. Nicht in die Richtung, die sie wollte. Also sagte sie ihm Adresse und den Namen unter dem sie das Zimmer bewohnte. Chris versprach ihr sich zu beeilen. Chris hätte mit allem gerechnet, doch nicht, dass man Erin töten wollte. Auch wenn ihr Verhalten, mehr als verdächtig war und er so manche Theorie hatte, warf ihm das doch ziemlich aus der Bahn. Atemlos erreichte das Hotel und verlangte nach der Zimmernummer Erins. Der Mann am Empfang schaute Chris für einen kurzen Moment misstrauisch an. „Wieso wollen Sie das wissen?“, fragte er und Chris musste sich eine scharfe Antwort verkneifen. Stattdessen griff er in die Innentasche seiner Jacke und zog seinen Dienstausweis raus. „Ich bin von der Polizei. Einer Ihrer Gäste wurde angegriffen!“, sagte er knapp und sah, wie der Mann augenblicklich schluckte und blass wurde. „Angegriffen?“, wiederholte er nur und Chris nickte ungehalten. „Auf welchem Zimmer ist Mademioselle Erin!“ Der Mann schien noch für einige Minuten vollkommen weggetreten zu sein und Chris fürchtete, dass er ihm erstmal kräftig ins Gesicht schlagen musste, um von ihm die Auskunft zu erhalten. Doch dann nickte nur der Mann und nannte ihm das Zimmer. Chris vergeudete keine Minute und hechtete zu Lift. Schnell sprang er rein, betätigte den Schalter und fuhr nach oben. Erin saß im Zimmer, noch immer im Bademantel eingehüllt und mit einem Handtuch um den Kopf geschlungen. Immer wieder streifte ihr Blick die Schlange und eine Gänsehaut fuhr ihr über die Arme. Wer um alles in der Welt, schmuggelt eine Schlange in ihr Zimmer? Kurz dachte sie an das Hotelpersonal, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Die Leute werden hier zugut bezahlt, um für irgendwelche Dinge angestiftet zu werden. Also wer dann? In der ganzen Zeit, wo sie unterwegs war, war das Zimmer abgeschlossen und Erin konnte sich schwer vorstellen, dass dieser Futzie vom Empfang dem ungebetenen Gast hineingelassen hatte. Wenn doch, so würde er sich auf was gefasst machen müssen, sollte er ihr mal über den Weg laufen. Das Klopfen ließ sie hochfahren und sie stand, mehr umständlich als nötig, auf. Sie öffnete und Chris übersprang die Begrüßung. Er streckte die Arme aus und ehe Erin etwas dagegen tun konnte, hielt er sie für einen langen Moment fest an sich gedrückt. „Erin,...meine Güte!“, sagte er nur und strich ihr durch das Haar. Erin sagte nichts, sondern schloss einfach nur die Augen. Auch wenn sie gewollt hätte, ihn nicht in ihre Nähe zulassen, und ihn in Gefahr zu bringen, war sie dennoch froh, ihn wieder zusehen. Es tat so gut, sich an ihn zudrücken und ihn zu spüren. Die Wärme, die sie nicht mehr verspürt hatte, als sie Chris verlassen hatte und so sehr vermisst hatte, kehrte wieder und wärmte ihr Herz. „Ich bin so froh, dass du da bist!“, sagte sie leise und schmiegte sich an ihn. Chris lächelte etwas. „Dabei dachte ich, du wolltest mich niemals wiedersehen!“, erwiderte und Erins Herz wurde schwer. „Ja, das stimmt. Aber doch nur um dich zu schützen!“, sagte sie in Gedanken und wollte diesen auch äußern, überlegte es sich jedoch anders. Sie drückte sich von Chris. „Ich...ich wusste nicht, wen ich sonst angerufen hätte!“, stammelte sie. Chris schaute kurz an, dann nickte er. Da kam Rafael und sprang ihn an. Hechelnd und mit dem Schwanz wedelnd, begrüßte er Chris und schleckte ihm über das Gesicht. „Hey Rafael, na Kumpel!“, lachte er und streichelte Rafael den Kopf. Rafael bellte und wedelte noch schneller mit seinem Schweif. Erin musste kichern. Und vergas kurz, den Grund, wieso Chris hier war. Es war einfach nur schön, so zu tun, als wäre das ein glückliches Wiedersehen. Chris tätschelte dem Hund noch mal den Kopf und bewegte ihn dann dazu, von ihm abzulassen, um sich dem eigentlichen Grund zuzuwenden. Wenn es ihm auch etwas schwerfiel. „Wo liegt sie?“, fragte er und Erin sah ihn für Sekundenbruchteile nur verwirrt an. „Wie?“ „Die Schlange, die dich angegriffen hat!“, sagte er. „Schlange...oh ja...warte, sie liegt da...!“, sagte Erin, die wieder wusste, weswegen er hier war und zog an seiner Hand. Sie führte ihn in die Mitte des Wohnzimmers und deutete aufgeregt zur toten Schlange. „Dort...dort liegt sie...ich...!“, ihr blieb der letzte Satz im Halse stecken, als sie auf die Stelle schaute. Die Schlange war weg! Kapitel 13: Unfassbare Enthüllung! ---------------------------------- Erin war nicht in der Lage sich zu rühren, oder etwas zusagen. Die Schlange war einfach weg. Wie vom Boden verschluckt! Sie blickte um sich, vielleicht hatte sie sich auch getäuscht und die Schlange lag woanders. Doch nichts war von ihr zusehen. Nur Rafael, der sie anschaute und kurz kam ihr die Idee, dass er womöglich die Schlange gefressen haben könnte. Tat die Idee doch als puren Unsinn ab. Rafael doch nicht. Aber wo war dann die Schlange. Sie fasste sich an die Stirn und spürte, wie ihr kurz schwindelig wurde. Chris stützt sie. „Erin, alles okay bei dir?“, fragte er. Nein, nichts ist ok! „Ja...ich...ich weiß nur nicht, ob ich dabei bin, durchzudrehen. Ich...!“, sagte sie nur und schüttelte dann wieder den Kopf. Chris schaute sie besorgt an, dann nahm er sie bei der Schulter und schob sie auf die Couch. Rafael sah Erin genauso besorgt an. Chris umfasste ihre Schultern und merkte, wie sie zitterte. „Ich mache dir am besten einen Kaffee!“, sagte er. Lieber wäre mir ein doppelter Whiskey!“, sagte Erin gedämpft. Chris lächelte. „Geschüttelt oder gerührt?“, fragte er und Erin schaute ihn nur verwirrt an. War das ein Versuch, sie zum Lachen zu bringen? Ohne ein weiteres Wort ging Chris zur kleinen Bar und schenkte ein Glas ein. In der Zeit wurde Erin den Verdacht nicht los, dass sie so allmählich den Verstand verlor. Alles war eindeutig zu viel für sie. Und sie war selbst verblüfft, wie sehr das an ihren Nerven zerrte. In der ganzen Zeit, wo sie von Stadt zu Stadt zog und dem Bösen gehörig in den Arsch trat, war ihr sowas noch nie passiert. Doch nur, weil es mit mir persönlich nicht zu tun hatte! Sagte eine Stimme in ihrem Kopf und sie schauderte. Das alles war erst so schlimm geworden, seit sie in Paris war. Zwar hatte sie hin und wieder einige dieser seltsamen Träume, aber da hörte sie nur und sah nicht. Bis jetzt. Immer wieder tauchte diese abscheuliche Doppelgängerin vor ihrem inneren Augen auf und zischte gefährlich und voller Freude:„ Ich bin deine andere Seite!“ Erin schauerte und zog ihre Beine fest an sich. Sie zitterte und war umso dankbarer, als Chris ihr das Glas Whiskey brachte. Schnell nahm sie einen Schluck und hätte sich fast daran verschluckt. Sie hustete, als das bernsteinfarbene Gesöff ihre Kehle hinab rann und schmerzhaft brannte. Dennoch war sie froh über diesen kleinen Schluck und spürte, wie der Whiskey sie von innen her wärmte. „Danke!“, sagte sie und lächelte Chris etwas an. Dieser erwiderte dies. „Tue ich doch gern. Schließlich bist du meine Freundin!“ Erin wurde rot, als er das aussprach und zog etwas den Kopf zwischen die Schultern. „Freundin!“, dachte Erin bitter. „Wenn du wüsstest, wen du da die ganze Zeit liebevoll behandelst und umsorgst!“ Chris schaute sich um, um wahrscheinlich das Thema zu wechseln. „Schicke Bude!“ „Es geht!“, sagte Erin nur und nahm noch einen Schluck. „Also ich finde es schon schick. Da ist ja meine Wohnung noch mickrig!“, sagte er lachend und schaute sich um. Erin musste auch lächeln. Wenn auch etwas schwach. Sie fragte sich, ob sie nicht doch den Verstand verlor. Chris setzte sich nun wieder neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. „Erin!“, hörte sie ihn sagen und wandte den Kopf zu ihm herum. Er schaute sie mit einer Mischung aus Sorge und wachsender Ungeduld an. „Was...was ist nur mit dir? Du bist so seltsam seit dem Vorfall in der Oper, du...du erzählst mir, du wirst verfolgt, weißt aber nicht von wem. Du verlässt mich, weil du denkst, du bringst mich dadurch in Gefahr und plötzlich rufst du mich an, und bittest mich zu dir zu kommen. Sagst mir, jemand habe versucht dich, mit einer Giftschlange zu töten. Aber die Schlange ist weg! Ich meine, was für ein Spiel spielst du eigentlich?“ Erin schüttelte den Kopf. „Ich spiele gar kein Spiel!“, kam es von ihr und in ihren Augen schimmerten Tränen. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Für sie selbst klang es ebenso verrückt. Dabei war sie Exorzistin und an sowas müsste sie sich gewöhnt haben. Aber dies schien ihre Kraft mehr in Anspruch zu nehmen, als alles andere. Chris bedachte sie mit einem langen aufmerksamen Blick und seufzte dann. Erin konnte nicht wissen, was er dachte und das war unerträglich. Sicher dachte er, sie sei einfach nur verrückt, durchgeknallt. Wollte mit ihm spielen, wie eine Katze mit einer Maus. Ehe sie zuschlug. Es durchfuhr sie eiskalt, als sie diesen Gedanken hatte und noch weiter dachte. Schnell schüttelte sie den Kopf und versuchte diesen komplett verrückten Gedanken zu verdrängen. „Na schön!“, war das einzige, was er sagte und ergriff ihre Hand. Sie war eiskalt. „Dann...dann erzähl mir endlich, was los ist!“, bat er sie und Erin bis sich auf die Unterlippe. Unschlüssig was sie sagen sollte, schaute sie zu Boden und versuchte das Chaos in ihrem Kopf zu ordnen. Rafael setzte sich neben sie und schleckte ihre die Hand. Wie um ihr zu sagen, sie solle es ihm endlich gestehen. Erin blickte ihren Wolfshund lange schweigend an und Rafael bellte leise. Es klang geradezu bittend und Erin seufzte. „Irgendwann wird er es eh wieso erfahren!“, sagte sie sich und schaute dann zu Chris. „Weißt du noch, als ich sagte, ich sei Exorzistin?“, fragte sie ihn und Chris nickte. „Ja hast du, und ich dachte erstmal, dass sei ein Witz. Exorzisten tragen meistens schwarze Pfarreranzüge. Aber du sagtest ja, das sei dein Stil!“, sagte er und Erin lächelte etwas. Doch dann wurde sie wieder ernst und holte tief Luft. „Ich habe dir nicht alles gesagt!“, gestand sie und begann, mit den Händen zu ringen. Chris hob die Brauen. „Wie, ist da noch mehr?“ Erin nickte wortlos und schaute sich kurz um, als ob sie fürchtete, jemand würde ihr lauschen. „Ja ist es. Ich...ich habe vor kurzem einen Dämon zur Strecke gebracht. Oder glaubte, es getan zu haben. Als wir in der Oper waren, habe ich ihn wiedergesehen...er ist schuld an diesem Fiasko!“ Es kostete sie Kraft, diese Worte hervor zu stoßen und sie spürte, wie ihr der Hals austrocknete. Angestrengt versucht sie zu schlucken. Und mit einem Male war ihr Kopf wie leergefegt. Es gab nichts mehr, an das sie dachte. Nur an eines. An diesen Dämon und an ihren Wunsch, ihn endlich in die Hölle zuschicken. Neben sich hörte sie Chris tief einatmen und wandte kurz den Kopf zu ihm. Sein Gesicht hatte etwas nachdenkliches, verwirrtes. Innerlich zog sich bei ihr alles zusammen und sie machte sie darauf gefasst, von ihm ausgelacht oder gar für verrückt erklärt zu werden. Vielleicht war sie das auch. Doch daran wollte sie nicht denken. „Und du denkst jetzt, dass er...hinter dir her ist?“, fragte er nur und Erin erwiderte seinen Blick stumm. „Wer sonst!“, schrie es in ihrem Kopf. Sie nickte. Zwar hatte sie sich nicht genau darüber Gedanken gemacht, aber das die Schlange einfach so verschwunden war, konnte gut eine Erklärung sein. Nur wieso machte dieser Dämon so ein großes Ding draus. Es wäre für ihn doch ein leichtes gewesen, wie im Schlaf zu töten. Es sei denn... „Er will mich so richtig fertig machen!“, dachte sie und in ihrem Innern begann es zu brodeln. Wo zuvor Angst war, war nun unvorstellbare Wut. Wenn sie etwas nicht leiden konnte, dann waren das Gegner, die zu feige waren, sie gleich zu erledigen und sich einen Spaß daraus zu machen, sie zu quälen. Sie ballte die freie Hand zur Faust und ihre Kiefer pressten sich aufeinander. „Erin?“, kam es unsicher von Chris, der die Veränderung in ihrem Gesicht bemerkt hatte. Erins Züge entspannten sich etwas und sie schaute zu ihm. „Alles okay?“, fragte er vorsichtig und Erin nickte. „Ja, ich werde mir diesen Scheißkerl vorknöpfen!“ „Dann lass mich dir helfen!“ Es platzte einfach so aus ihm heraus und Erin hob überrascht die Brauen. Damit hätte sie niemals gerechnet. Dabei war es doch, der sie für vollkommen durchgeknallt hielt und sonst was von ihr dachte. Woher also dieser Sinneswandel? „Was...!“, brachte sie nur hervor und schüttelte sogleich den Kopf. Unmöglich! Er konnte ihr nicht helfen. Er dürfte ihr nicht helfen! „Nein, Chris. Das ist zu gefährlich. Das...das ist kein Verbrecher...kein Mensch!“, stammelte sie und schlagartig war die Angst wieder da. Doch Chris schien sich davon nicht abschrecken zulassen. „Erin, egal ob Mensch oder nicht. Ich will dir helfen!“, sagte er und ergriff ihre andere Hand. Erin schüttelte wieder den Kopf. „Nein Chris, das geht nicht. Das muss ich alleine machen!“ „Wieso?“ „Weil ich...weil ich als einzige weiß, wie dieser Dämon tickt!“ „Dann sag es mir!“ „Chris!“, sagte Erin gequält und verdrehte etwas die Augen. Das war wirklich ein Polizist, wie er im Buche steht. Immer allzeit bereit zu helfen und ziemlich hartnäckig. „Erin. Ich will dir helfen. Wenn dieser Dämon wirklich so gefährlich ist, dann muss ich dir helfen!“ „Nein, musst du nicht!“, kam es von ihr, um einige Oktaven höher, als beabsichtig und sie wich erschrocken zurück. „Wieso schreie ich ihn so an?“, fragte sie sich und erschrak vor sich selbst. Sicher lag es an ihren aufgeriebenen Nerven und an der Angst, dass ihm etwas Schlimmes passieren könnte. Aber dennoch erschreckte es sie. „Erin!“, flüsterte Chris und schaute sie etwas verwirrt an. Erin wandte ihr Gesicht ab und schloss die Augen. Wieso musste sie auch gleich so laut werden. „Tut mir leid, Chris. Ich...!“, sie brach ab und schüttelte nur den Kopf. Chris schaute sie nur und es schien Stunden zu vergehen, ehe er sie in seine Arme zog. Erin schnappte nach Luft, da sie glaubte, keine Luft zubekommen. Doch anstatt sich aus seiner Umarmung zu befreien, ließ sie es zu und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Tief atmete sie seinen Duft ein und fühlte sich sogleich etwas erleichtert. Chris strich ihr durch das Haar. „In Ordnung, Erin. Ich werde dir nicht helfen!“, sagte er leise und Erin dankte Gott für diese Einsicht. „Aber ich möchte, dass du in Zukunft zu mir ehrlich bist!“ „Oh man, musste das jetzt sein?“, fragte sie sich und verzog etwas das Gesicht. Sie konnte alles zu ihm sein, aber nicht ehrlich. Besonders nicht in Zukunft. Falls es überhaupt eine Zukunft geben würde, für sie und ihn. „Ja, Chris. Das verspreche ich dir!“ Es war schon morgen, als Erin erwachte und ins Wohnzimmer ging. Rafael lag vor der Couch und hatte den Kopf auf die Pfoten gelegt. Er schlief. Genauso wie Chris. Erin konnte ihn nicht dazu bewegen, zu sich nachhause zugehen und ließ solange von ihm bequatschen bis sie einwilligte, ihm hier das Übernachten zu gestatten. Sei seufzte. „Dieser Chris noch starrköpfiger und hartnäckiger, als ich!“, dachte sie und musste etwas lächeln. Sie beugte sich vor und stützte sich mit den Armen auf die Couchlehne. „Wenn ich keine Exorzisten wäre, dann...!“, dachte sie und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wieder kam der Gedanke und so auch der Schmerz hoch, dass sie nicht das Leben führen konnte, was sie wollte. Und was das für einen Preis forderte. Hart presste sie die Lippen aufeinander und blickte zu Chris hinunter. „Aber ich möchte, dass du in Zukunft zu mir ehrlich bist!“ Diese Worte hallten noch lange in ihrem Kopf und sorgten für einen immer stärker werdenden Schmerz. „Wie soll ich zu dir ehrlich sein, Chris?“, fragte sich Erin. „Wenn es dein Leben kosten könnte!“ Es tat zu sehr weh, daran denken zu müssen, was alles passieren würde, wenn ihre Feinde ihn als Mittel benutzen, um sie zu schwächen. Viel zu oft musste sie mit ansehen, wie die dunklen Mächte ahnungslose und unschuldige Menschen in Besitz nahmen und so Schaden anrichteten. Von der Trauer der Angehörigen, der besessenen ganz zu schweigen. Und wie es ist, von diesen als Monster bezeichnet zu werden. Dabei half sie nur und rettete die armen verlorenen Seelen, oder versuchte es. Sie konnte nur hoffen, dass es dieses Mal besser ausgehen würde. Sie wollte ihn nicht verlieren, dafür hatte sie ihn viel zu sehr gern. Erin seufzte und streckte die Hand aus. Vorsichtig strich sie ihm über die Wange und Chris lächelte. „Hm, Erin!“, nuschelte er und Erin wurde rot. „Träumt er von mir?“, fragte sie sich und sie musste wieder lächeln. Der Gedanke, dass er von ihr träumte gefiel ihr und sie beugte sich tiefer zu ihm, um ihn auf die Wange zu küssen. Da wachte Chris auf und drehte dabei den Kopf. Automatisch trafen ihre Lippen auf seine und Erin riss erschrocken die Augen auf. Es fühlte sich gut an, aber es war auch etwas peinlich. Chris schien das genauso zudenken und sprang schnell auf. Dabei stieß er mit seinem Kopf gegen ihren und Erin schrie kurz auf. „Autsch!“ „Sorry!“, sagte er und rieb sich seine Stirn. „Nein, schon okay. Ich sollte mich bei dir entschuldigen!!“, murmelte sie. Nach dem Frühstück, ging Erin zur Oper. Chris wollte sie begleiten, aber Erin bat ihn hier zu bleiben. Sie wollte das alleine machen. Als sie die Tür öffnete und eintrat, schlug ihr ein seltsam vertrauter Geruch ins Gesicht und Erin sog diesen instinktiv tief ein und ein Schauer rann ihr über den Rücken. Diesen Geruch kannte sie nur zu gut. Es war der Geruch von Tod! Aufmerksam schaute sie sich um und ihre Hand glitt in ihre Mantelinnentasche. Ihre Finger fanden den Colt, den sie sich eingesteckt hatte. Zwar wunderte sie sich, dass er in ihrem Gepäck war und ihn niemals bemerkt hatte, aber immerhin besser als nichts. Den Colt zu spüren, gab ihr ein Gefühl der Sicherheit und sie zog die Hände, wieder aus der Innentasche. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte plötzlich jemand und Erin drehte sich erschrocken herum. Neben ihr stand ein Mann in einer roten Pagenuniform. Der kam wie gerufen. Erin lächelte ihr hübschestes Lächeln und nickte. „Ja, ich suche das Büro der Operdirektion. Können Sie mir helfen?“, fragte sie und der Mann in der Pagenuniform schien kurz nachzudenken und Erin befürchtete schon, dass er ihr nicht helfen konnte. Doch dann nickte der Mann und bat sie, ihm zu folgen. Erin blickte sich immer wieder um und war stets auf der Hut. Immerhin war hier ein gefährlicher Dämon und dieser konnte sich Gott weiß wo verstecken. Der Mann in der Pagenuniform blieb in einem kleinen Vorraum stehen, in dem nur ein Schreibtisch stand und dahinter eine beschäftigte Dame saß. Der Mann wies Erin mit der Hand auf sie und verabschiedete sich sogleich. Etwas verblüfft schaute Erin ihm nach, doch dann wandte sie sich wieder herum und ging zu der Frau. „Bonjour!“, begrüßte Erin sie und die Frau hob den Kopf. „Ja, was kann ich tun?“ „Äh, ich möchte gerne zu den Herren Direktoren!“, erklärte Erin knapp. Die Frau hinter dem Schreibtisch schaute Erin über die Brille so an, als hätte sie so eben das Ungeheuer von Loch Ness vor sich stehen und runzelte die Stirn. Erin wurde es ein wenig seltsamerweise unangenehm und sie trat von einem Fuß auf den anderen. Konnte es sein, dass die Frau wusste, wer sie war? „Zu den Herren Direktoren!?“, wiederholte die Frau und Erin nickte. Die Frau mit der Brille runzelte noch mehr die Stirn. Nun fühlte sich Erin mehr als unwohl und sie konnte nur nicken. „Was möchten Sie von den Herren?“, fragte die Frau wieder. Und die Antwort kam ihr sofort über die Lippen. „Es geht um diesen Vorfall. Wo der Kronleuchter hinunterkrachte. Ich hätte ein paar Fragen!“ „Sind Sie von der Presse?“, fragte sie lauernd und sah Erin mit bohrenden Blicken an. „Ich bin wohl nicht die erste, die danach fragt!“ Es war eigentlich nur ein Gedanke, aber sie sprach es so laut aus, dass die Frau es hörte. „In der Tat!“, Erwiderte die Brillenträgerin und rückte ihre Brille zurecht. Erin biss sich auf die Unterlippe und schüttelte dann den Kopf. „Nein bin ich nicht. Ich bin...von der Polizei!“, erklärte sie und hoffte, die Frau würde ihr das abkaufen. „Von der Polizei!“, sagte sie und ihr Blick war alles andere glaubhaft. Erin überlegte in ihrem Kopf fieberhaft nach einer anderen Möglichkeit. Als sich plötzlich die Tür öffnet und ein dicklicher Mann, mit Halbglatze rausschaute. „Was ist hier draußen los?!“, fragte er etwas ungehalten und schaute erst die Frau am Schreibtisch, dann Erin und dann wieder die Frau an. Diese räusperte sich. „Diese Frau sagt, sie sei von der Polizei und wollte mit Ihnen sprechen!“, sagte sie und machte eine vage Handbewegung auf Erin zu. Der Direktor schaute Erin kurz von oben bis unten an und seine Stirn legte sich in tiefe Falten. Erin spürte, wie unerwünscht ihre Anwesenheit hier war, ließ sich davon jedoch nicht einschüchtern. „Mein Name ist Caroline Black!“, stellte sie sich vor. „Die Polizei schickte mich, da ich mir diesen Fall mal genauer anschauen sollte!“ Der Mann schien noch skeptischer zu werden. „Wir hatten schon Besuch. Ein Herr Inspektor Adea, war hier und hat sich erkundigt!“ Erin hob die Brauen. Chris! Er war auch hier gewesen. Das traf sich eigentlich ganz gut. So konnte sie immerhin weiterlügen und sich auf seine scheinbare Hilfe verlassen. „Oh, das trifft sich gut. Er hat mich geschickt. Ich solle nochmal nachfragen und schauen, ob sich doch noch etwas ergeben hat. An Zeugenaussagen versteht sich!“ Der Direktor schaute sie nun bohrend an und Erin dachte schon fluchtartig das Opernhaus zu verlassen, doch dann würde sie riskieren, dass der Dämon nochmal zu schlug und womöglich noch mehr Menschenleben fordern würde. Erin holte tief Luft. Sie musste mit ihm reden. „Hören Sie. Ich kann verstehen, wenn es Ihnen unangenehm ist. Aber es ist wichtig. Ich möchte, dass der Verantwortliche so schnell wie möglich gefasst wird!“ Erins Worte schienen etwas in ihm ausgelöst zu haben. Da es in seinem Gesicht deutlich zu arbeiten begann, betete Erin im Stillen, dass er endlich sie in seinem Büro holen und ihr alles berichten würde, damit sie endlich mit der Arbeit anfangen konnte. „Also gut. Kommen Sie mit!“, sagte er und Erin atmete innerlich erleichtert auf. Das Büro war altmodisch und doch stilvoll eingerichtet. Durch die Scheiben schien mattes Licht und Staubflocken schwebten durch den Raum. Auf dem schwarzen Ebenholztisch stapelten sich Papiere und schienen die gesamte Fläche einzunehmen. Doch Erin beachtete den mangelnden Sinn für Ordnung nicht, sondern setzte sich in den bequemen Ledersessel und wartete bis der Direktor auch Platz nahm. Als dieser das tat, wischte er sich über die Stirn und seufzte schwer. „Also. Wir haben leider keine neuen Ergebnisse. Und keiner kann sich an noch etwas erinnern!“, erklärte er in vornerein und schaute Erin mit einem kühlen Blick an. „Das weiß ich!“, sagte Erin und sie konnte endlich ihre wahren Pläne umsetzen. Der Direktor hob die Brauen und schaute sie erstaunt an. „Ach, dann wollen Sie keine Fragen stellen?“, fragte er. „Doch. Aber keine Fragen über den Vorfall!“, erklärte Erin und ehe der Mann zur Antwort kommen konnte, fuhr sie fort. „Ich interessiere mich für die Geschehnisse im Jahre 1881!“ Der Direktor runzelte die Stirn. „Wieso denn das?“, fragte er und holte tief Luft. „Ganz einfach, weil zu dieser Zeit ein sogenanntes Phantom sein Unwesen hier trieb!“ Der Mann schien sie nun noch verständnisloser anzusehen und Erin ahnte schon, dass sie ihm alles erklären durfte. Ehe ihm ein Licht aufging. „Ich habe in den alten Zeitungsarchiven gelesen, dass hier schon mal ein...Geist hier herumgespukt hat!“, sagte sie und malte bei dem Wort Geist Gänsefüßchen in die Luft. Und erst da schien der Mann zu wissen, von was sie sprach. „Oh, ja...Sie meinen diese Phantom-Sache!“ „Bingo!“, sagte Erin. „Können Sie mir da weiterhelfen?“ „Wieso denn das?“ „Weil ich der Ansicht bin, dass dieses Phantom wieder aufgekreuzt ist!“ „Wie bitte?“ „Lassen Sie mich ausreden. Der Unfall, wo der Kronleuchter hinab fiel. Er war es. Der Geist von damals und er scheint wieder das zu fortzusetzen, was er einst begonnen hat!“, erklärte sie und verlieh ihre Worten eine ernste Festigkeit. „Was soll der Unsinn?“, fragte der Direktor und wurde nun knallrot. Er schien nicht zu glauben, was Erin ihm da erzählte und Erin hatte schon, dass es nicht gerade leicht werden würde. Dennoch musste sie ihn dazu bringen ihren Worten Glauben zu schenken. „Hören Sie, ich weiß, dass das ziemlich unglaublich klingt. Wenn nicht sogar verrückt. Aber es ist die Wahrheit!“, sagte Erin eindringlich und hoffte der Mann würde etwas vernünftiger werden. Doch dieser dachte nicht daran, sondern tobte weiter. „Hören Sie auf. Ich will kein Wort hören!“, schnaubte er. „Es sind Menschen gestorben und Sie behaupten, ein Geist sei dafür verantwortlich!“ „Es ist keine Behauptung. Sondern Tatsache. Dieser Geist, dieses Phantom ist wieder da und es wird weiter morden, wenn Sie mir nicht helfen!“, sagte sie, immer noch mit kühler und ernster Stimme. „Ihnen helfen?“, fragte der Direktor aufgebracht. „Wie denn? Soll ich die Ghostbusters holen?“ Erin musste ein Verziehen ihres Gesichts unterdrücken. Diese Bemerkung, war alles andere als richtig am Platze. „Nein, denn der sitzt schon vor Ihnen!“, erklärte sie und zeigte dabei auf sich. „Sie wollen mich auf den Arm nehmen!“, keuchte der Mann und Erins Blick wurde nun eisig. Bohrend. „Nein, absolut nicht. Ich habe diesen Dämon gesehen und ich will, dass Sie mir alles sagen, was Sie über das Phantom wissen!“ Der Mann schluckte und rutschte etwas zurück. Dann senkte er den Blick. „Da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen, Mademioselle!“, begann er und blickte nur kurz zu ihr hoch. Deutlich sah Erin ihm an, dass er sich nun etwas unwohl in seiner Haut fühlte. Sicher war dies ein Thema, über das er nicht gern sprach. Und Erin konnte ihn verstehen. Schon damals waren die ehemaligen Direktoren nicht gut darauf zu sprechen. Und bei diesem hier, würde es sicher nicht anders sein. Erin seufzte. „Ich weiß, wie schwer Ihnen das fallen muss. Aber es stehen Menschenleben auf dem Spiel und wenn ich nicht bald diesem Dämon das Handwerk lege, werden noch mehr Menschen drauf gehen!“ Noch immer blickte der Direktor zu Boden und schien mit sich zu kämpfen. „Der wird niemals reden. Er denkt, du seist verrückt!“, schaltete es sich in ihrem Kopf ein und ihr Gesicht verfinstere sich. Wie sehr sie es hasste, wenn ihr keiner Glauben schenkte. „Und Sie werden noch mehr unangenehme Fragen beantworten müssen!“, sprach Erin langsam und erst da schaute der Direktor sie an. Als hätten ihre Worte etwas in ihm bewegt, wurde sein Gesicht nun aschfahl und er erhob sich. Mit langsamen Schritten ging er zum Fenster und hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Lange blickte er hinaus und sagte nichts. Erin befürchtete schon, dass sie wieder von vorne anfangen musste, um endlich alles aus ihm raus zubekommen. Doch da begann der Direktor zusprechen. Er klang sehr niedergeschlagen und Erin merkte, dass schon gleich etwas kommen würde, was ihr gar nicht gefiel. „Ich bedaure, dass sie den Weg umsonst gemacht haben, Mademioselle!“, sagte er. „Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen!“ „Na prima!“, dachte Erin verbittert und wollte schon etwas sagen, als der Direktor fortfuhr. „Aber vielleicht kann Ihnen Monsieur De Chagny weiterhelfen!“ Erin runzelte die Stirn. „De Chagny?“, fragte sie und der Direktor drehte sich um. „Ja, seine Urgroßmutter war Christine Daae!" Erin stand vor dem alten Haus und schaute es eine halbe Ewigkeit an. Die Aussage des Direktors hat sie mehr erstaunt, als sie es sicher zugegeben hätte. Nach allem was sie in den alten Zeitungsschriften gelesen hatte, war niemals die Rede von einer Familie De Chagny gewesen. Zumindest nicht nach dem Vorfall mit dem Phantom. Anscheinend schien diese Christine Daae ein großes Interesse an Diskretion zu haben. Und Erin konnte sie etwas verstehen. Wer wollte schon noch erkannt werden oder gar in der Öffentlichkeit leben, wenn er solche schrecklichen Dinge erlebt hatte. Noch bevor sie das Büro des Direktors und die Pariser Oper verlassen hatte, hatte er ihr noch einige Dinge erzählt. Zwar nicht viel, aber dennoch genug, damit sie sich selbst ein Bild machen konnte und selbst verständlich hatte er ihr die Erlaubnis gegeben, sich in den Kellergewölben umzusehen. Dies würde sie auch mich Sicherheit tun, wenn sie von ihrem Besuch bei der Familie zurückkam. Sie öffnete das schmiedeeiserne Tor und schritt forsch den Weg zur Eingangstür. Als sie vor der Tür stand, schaute sie sich um. Immerhin war es hellichter Tag und jeder konnte sie sehen. „Mist!“, dachte sie, als sie sich bewusst wurde, dass sie im Begriff war, einen Fehler zu machen. „Ich sollte doch wohl lieber warten, bis es Abend ist!“ Damit wandte sie sich ab und wollte gehen, als plötzlich die Tür aufging und eine Frauenstimme sie rief:„ Kann ich was für Sie tun?“ Erin drehte sich um und sah eine etwas ältere Frau in Dienstmädchenkleidung. Die Frau erschrak, als sie Erin sah und presste sich kurz die Hand auf den Mund. Für einen kurzen Moment wurde sie ganz blass und Erin machte einen Schritt nach vorn. Doch dann fing sich die Frau wieder und lächelte sie etwas schwach an. Erin sagte sich, dass die Frau sicher nur einen Schreck bekam, weil sie sie noch nie gesehen hatte und Gott weiß was gedacht hatte. Sie lächelte zurück. Die Frau trat nun etwas nervös von einem Fuß auf den anderen und nestelte an ihrer Schürze. Erin fragte sich, was die Frau so nervös machte, als ihr einfiel, dass die Frau sie etwas gefragt hatte. „Äh, ja. Ich wollte mit dem Hausherren sprechen. Ist er da?“, fragte sie höflich und kam etwas näher. Die Dienstmagd runzelte kurz die Stirn. „Um was geht es?“, fragte sie. „Es...es ist etwas Persönliches und sehr wichtig. Bitte, kann ich mit ihm sprechen?“, wiederholte Erin und spürte, wie die Ungeduld in ihr breit wurde. Die Zeit drängte. Wer weiß, wie lange es dauern würde, ehe der Dämon wieder zuschlug. „Hm, der Herr ist zurzeit nicht da. Aber er kommt heute Abend wieder. Wenn Sie also heute Abend, so um Neun Uhr nochmal vorbei kommen möchten...!“, erklärte sie und Erin musste einen niedergeschlagenen Seufzer unterdrücken. Aber was blieb ihr anderes übrig? „Ja, danke. Ich werde später nochmal vorbei kommen. Einen guten Tag noch!“, sagte sie und ging. Immer wieder schaute sie auf die Uhr und musste sich zusammen reißen. Diese Ungeduld und dieses Warten machte sie einfach wahnsinnig und sie wollte gar nicht daran denken, was in dieser Zeit in der Oper so alles passieren könnte. Chris, der neben ihr saß und ihre Nervosität zu merken schien, schaute zu ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. Erin schaute auf und sah ihn an. „Stimmt was nicht?“, fragte er und sie blickte ihn für einen kurzen Moment nur schweigend an. Dann schaute sie wieder zu Boden. „Ich...ich muss später nochmal weg!“, sagte sie und schloss kurz die Augen. Chris sah sie schweigend an und wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Auch wenn er wusste, dass sie eine Exorzistin und auf der Jagd nach einem Dämon war, fiel es ihm trotzdem schwer ihr zu glauben. Dämonen! Sowas konnte es doch nicht geben! Aber...etwas sagte ihm, dass es anders war. Dass es mehr gab zwischen Himmel und Erde und das er nicht alles wusste. Und das machte ihn ziemlich zu schaffen. Aber immerhin wusste er eines. „Es ist wegen diesem Dämon oder?“, fragte er sie und Erin nickte langsam. „Ich muss schnell was unternehmen, ansonsten wird er weiter morden!“ Der Gedanke, dass es noch weitere Tote geben könnte war einfach unerträglich. Und sie wollte das so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie wollte immerhin etwas normal leben. Wenn es auch nur ein paar Tage war. Chris seufzte und legte ihr den Arm um die Schulter. Erin schaute zu ihm hoch. Und auch wenn er nichts sagte, sah sie in seinen Augen, dass es ihm ganz und gar nicht gefiel, dass sie sich in Gefahr begab. Sie musste etwas lächeln. Es rührte sie, dass er sich Sorgen um sie machte. Doch Chris schien sich von ihrem Lächeln nicht anzustecken. Es gefiel ihm nicht, dass sie ins offene Messer lief. Egal ob Dämon oder Mensch! „Bitte, pass gut auf dich auf!“, bat er sie und Erin konnte nicht anders, als ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon damit fertig!“, sagte sie. Erin stand erneut vor dem Haus und atmete einmal tief durch. „Okay zweiter Versuch!“, dachte sie sich, ging zur Haustür und klopfte an. Es dauerte eine Weile, ehe sie sich öffnete und das Dienstmädchen stand vor ihr. „Oh guten Abend. Schön Sie wiederzusehen!“, begrüßte sie sie und Erin lächelte. „Das gebe ich zurück!“ Die Frau nickte und machte eine einladende Handbewegung. „Bitte kommen Sie rein!“, bat sie sie und Erin trat ein. Die Frau geleitete sie in einen Salon und bat sie Platz zunehmen. Dann verschwand sie kurz und Erin ließ sich in die weiche Couch nieder. Sie schaute sich um, und musste feststellen, dass der Salon sowohl wie der Rest des Hauses sehr elegant und auch etwas alt war. Dennoch gefiel es ihr und sie machte es sich bequem. Draußen war es schon dunkel und sie fragte sich, wie lange sie schon wartete. Als sie Schritte hörte. Schwere, fast schon mühsame Schritte und sie blickte zum Eingangsbereich. Ein mittelalter Mann kam zu ihr, gestützt auf einem Stock und mit etwas grauem Haar. Erin stand auf und verbeugte sich höflich. „Guten Abend!“, sagte sie und der alte Mann trat näher. Als er sie erblickte, griff er sich erschrocken ans Herz und wich einen Schritt zurück. „Aber das kann doch nicht möglich sein!“, keuchte er und schüttelte verwirrt den Kopf. „Du bist doch tot!“ Erin glaubte nicht richtig zu hören und sah den Mann mit großen Augen an. „Bitte?“, fragte sie und der Mann schien ihren Blick zu erwidern. „Bitte verzeihen Sie, dass ich so unhöflich war. Aber ich habe Sie für jemanden anderen gehalten!“, entschuldigte sich Louis und wirkte nun mehr verlegen, als erschrocken. Erin sagte nichts. Viele hatten schon die Vermutung gehabt, sie sei tot und es hatte sie niemals gestört. Es war ihr sogar sehr Recht, so würde niemand nach ihr suchen. „Ach schon gut. Ich bin es gewohnt, dass sich die Leute vor mir erschrecken!“, sagte sie gelassen und sah Marie etwas lächelnd an, als sie hinein kam. Marie, die Haushälterin wurde etwas rot im Gesicht und goss schnell ihnen Tee ein. Louis lächelte auch und Marie machte, dass sie aus dem Salon kam. Als sie fort war, wurde Erin jedoch ernst. „Wieso haben Sie gedacht, ich seit tot und wieso haben Sie mich verwechselt?“, fragte sie und sah, wie der Mann den Kopf senkte. Ihm schien es unangenehm zu sein. Und eigentlich wollte sie ganz andere Fragen stellen, aber nun war ihre Neugier geweckt und sie wollte wissen, was dahinter steckte. Ihn wegen dem Phantom und die damit verbundenen Ereignisse auszufragen, dass konnte sie immer noch. Louis De Chagny schaute sich um, als wolle er nach einer Antwort auf den Möbel suchen. Und wie es schien, fand er keine. Er seufzte. „Nun ja, weil...weil ich glaubte, Sie seien zurück!“, erklärte er mühsam. „Zurück?“, fragte Erin und runzelte die Stirn. „Wovon?“ „Von den Toten. Sie sehen ihr wirklich sehr ähnlich!“, antwortete Louis schleppend und faltete die Hände. Erin reichte es so langsam. Sie mochte zwar ein geduldiger Mensch sein, aber bei sowas reißt ihr sehr schnell der Geduldsfaden. „Wem sehe ich ähnlich. Sagen Sie es mir!“, forderte sie und streckte die Hand aus. Louis schaute sie an, aber nur kurz und senkte sogleich den Kopf. „Caroline!“ Erin glaubte einen Stich in ihrem Herzen zu verspüren. Beachtete diesen jedoch nicht. Minuten lang herrschte schweigen, doch dann fuhr er fort und Erin hörte aufmerksam zu. „Caroline war die Affäre meines Bruders. Er starb vor ein paar Jahren. Auf jeden Fall, war er bereits verheiratet, aber dies hielt ihn nicht davon ab, sich eine zweite Frau zu suchen. Oder zumindest eine Geliebte. Soviel ich erfuhr, wurde sie schwanger und seine Ehefrau, meine Schwägerin, bekam es heraus. Sie können sich ja vorstellen, was das für ein Chaos gab!“ Erin konnte sich das sehr wohl vorstellen. Welche Frau wollte schon betrogen werden? „Sie stellte meinen Bruder vor die Wahl. Entweder er trenne sich von ihr oder sie würde dafür sorgen, dass er schon bald nichts mehr von seinem Vermögen hat. Sie müssen wissen, dass sie einen Ehevertrag abgeschlossen haben. Seine Frau hat es geschafft, dafür zu sorgen, dass er, im Falle einer Scheidung nichts bekommt. Und naja er...!“, wollte er weitersprechen, als Erin ihm ins Wort fiel. „Lassen Sie mich raten. Anstatt zu seinen Gefühlen zustehen, gab er seiner Frau das, was sie wollte!“ „Ja, er blieb bei ihr und wir alle dachten, damit wäre es erledigt. Aber nein. Berta, also seine Frau, wollte dass Caroline völlig aus seinem Leben verschwindet. Ebenso das Kind. Sie sorgte dafür, dass Caroline, weder eine Behausung noch eine Arbeit fand. Sie müssen wissen, dass Berta einen hohen Einfluss in der Wirtschaft hatte und dass sie diesen auch einzusetzen verstand. Am Ende blieb Caroline gar nichts. Sie hatte nur sich und das Kind, welches noch ein Säugling war!“ Louis seufzte schwer, als er fertig war und Erins Hass auf diesen dummen Ehemann übertrug sich auf diese Berta. Was ist das nur für eine Frau, die einer anderen Frau dermaßen das Leben schwer machte? Erin schüttelte den Kopf. „Unglaublich!“, murmelte sie und merkte wieder diesen Stich in ihrem Herzen. Doch dieses Mal versuchte sie nicht, ihn zu ignorieren. Sie hatte Mitleid, mit dieser armen Frau und dem Kind. Das sicher kein Leben mehr gehabt hatte und auch wenn Erin diese Frage nicht stellen wollte, kam sie ihr trotzdem über die Lippen. „Was ist aus den beiden geworden?“ Louis Gesicht wurde finster und auch traurig. „Als ich Caroline wieder traf, war sie vollkommen herunter gekommen. Ich habe sie kaum noch wiedererkannt. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Sie stand vor mir, mit Tränen in den Augen und zitterte am ganzen Leib. Ich bot ihr an, zu mir reinzukommen, aber sie lehnte ab. Ich fragte, ob es ihr und dem Kind gut ginge. Sie sagte, dass das Kind in Sicherheit ist und dass es ihm dort gut gehen würde. Ich befürchtete natürlich schon das schlimmste und fragte, ob sie...aber sie schüttelte den Kopf. Sie sagte, sie habe das Kind nach Italien gebracht, zum Vatikan!“ Erin erschrak. Nach Italien, zum Vatikan? Kardinal Gregor hatte ihr mal erzählt, dass man sie vor den Toren des Vatikans gefunden habe. Als sie noch ein Baby war. Das konnte unmöglich wahr sein! Das durfte nicht wahr sein! Erin schluckte und versuchte den dicken Kloss in ihrem Hals loszuwerden. Doch vergebens! Louis schien ihren Schrecken bemerkt zu haben, dennoch schien er ihn falsch zu verstehen. „Verstehen Sie jetzt, wieso ich so erschrocken war, als ich sie sah. Das letzte, was ich von ihr hörte war, dass sie sich von einer Brücke an der Seine stürzte und dabei ertrank!“ Erin wurde von einer Minute auf die nächste schlecht. Sie wusste selber nicht wieso, aber ihr ging das Schicksal, welches diese Caroline ereilt hatte ziemlich nahe und ihrem Kopf war ein durcheinander, dass kaum zu ordnen war. Wie ein Wasserfall, stürzte alles über sie ein. Bilder aus der Vergangenheit, aus ihrer Kindheit. Geschehen Dinge und Fragen, die sie sich niemals gestellt hatte. War das wahr? War diese Caroline wirklich ihre Mutter? So vieles sprach dafür. Schon allein die Tatsache, dass sie sie vor den Toren des Vatikans ausgesetzt hatte und dass Gregor das Gleiche erzählt hatte. Dennoch wollte Erin es nicht wahr haben. Sie wollte es einfach nicht. Louis Blick wurde besorgt und er legte ihr seine Hände auf ihre. Erst da wurde sich Erin bewusst, dass ihre Hände zitterten. „Alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sind ja ganz blass!“, stellte er fest und drückte ihr Hände. Erin nickte hastig. Auf keinen Fall wollte sie, dass er die Wahrheit erfuhr. Aber...was war schon Wahrheit! Wenn sein fast ganzes Leben eine schiere Lüge ist. „Nehmen Sie noch einen Schluck Tee!“, schlug er vor und Erin tat, was er ihr riet. Der Tee erwärmte und beruhigte sie. Noch einmal atmete sie tief ein und versuchte ihr wild schlagendes Herz etwas zur Ruhe zu zwingen. „Tut mir leid, wenn ich Sie damit erschreckt habe“, sagte Louis betroffen. „Vielleicht wäre es besser, wenn ich Sie jetzt nachhause bringe!“ Erin schüttelte den Kopf. „Nein, ich...es geht schon wieder. Sie haben mich nicht erschreckt. Es ist gut, wenn Sie mir das alles sagen!“, erklärte Erin und ihre Stimme war kaum mehr, als ein Krächzen. Noch immer drehte sich alles in ihrem, Kopf und sie musste die Augen schließen, um den Schwindel zu bekämpfen. Louis schien nicht dieselbe Meinung zu haben. „Bitte, erzählen Sie mir, was danach passiert ist!“, bat Erin trocken und rieb sich die Stirn. Wieso bekam sie auf einmal diese Kopfschmerzen? Louis wog kurz die Möglichkeiten ab, ob er nicht doch sie nachhause bringen oder ihrer Bitte nachkommen sollte. Und genau das schien Erin zu merken und sie bat ihn nochmals. „Bitte, sagen Sie es mir!“ „Also gut. Eigentlich passierte nichts. Mein Bruder lebte mit seiner Frau und seiner Tochter so, als wäre nichts passiert. Natürlich hatte er erfahren, dass Caroline tot war, und das machte ihn fertig. Er gab sich selber die Schuld und es wurde schlimmer, als er erfuhr, dass das Kind spurlos verschwunden ist. Seine Frau kümmerte das wenig. Sie hatten ja eine eheliche Tochter und nur das zählte!“ Das letzte Wort spukte er förmlich aus, mit aller Verachtung, die er aufbringen konnte. Erin lächelte bitter. „So wie Sie das sagen, konnten Sie diese Frau nicht ausstehen!“, vermutete sie und traf dabei ins Schwarze. „Pah, ausstehen. Sie ist doch der Grund, wieso mein Bruder an mangelnder Ernährung starb. Wäre sie nicht gewesen, wäre Caroline mit ihm zusammen und er glücklich. Gott sei Dank ist Berta tot. Sie kam bei einer Kreuzfahrt ums Leben. Sie konnte nicht schwimmen!“ Er grinste verächtlich. „Ist das nicht ausgleichende Gerechtigkeit?“ Unter anderen Umständen hätte Erin ihm da zugestimmt und wären da nicht diese Kopfschmerzen, dann hätte sie sich auch gefreut. Aber der Kardinal hatte ihr stets gepredigt, dass man niemals froh sein sollte, dass ein andere stirbt. Und auch wenn sie sich meist über seine Predigen nicht belehren ließ, hatte sie dennoch einen gewissen Respekt, gegenüber dem Tod. Sie hob nur die Schultern. „Und was ist mit der Tochter der beiden. Es muss sie doch schwer getroffen haben, beide Eltern zu verlieren?“, fragte sie und nippte an der Tasse. Louis gab ein Knurren von sich. „Ja, das hat es zwar, aber leider haben sich Bertas Gene bei ihr mehr durchgesetzt, als die meines Bruders. Da sie alles geerbt hat, denkt sie natürlich, sie kann sich alles erlauben. Ich habe zwar nichts gegen die Verwandtschaft, aber Ramona ist wirklich ein verwöhntes Biest!“ Erin blieb der Tee im Halse stecken und sie hustete heftig. Ramona! Auch das noch! Ramone war die Nichte von Louis De Chagny und somit ihre... Unmöglich! Erin schüttelte den Kopf, immer noch hustend und verdrängte diese absurde Möglichkeit. Dennoch schien sie ihr ständig durch den Kopf zu spuken. Ramona...ihre Halbschwester!? Nein, nie und nimmer. Nie konnte sie ihre Halbschwester sein. Schon bei der Vorstellung, den gleichen Vater zu haben und irgendwie mit ihr verwandt zu sein, ließ sie erschauern und gleichzeitig speiübel werden. Sie kannte Ramona zwar nicht lange genug, aber das, was sie bis jetzt von ihr kennengelernt hatte, reichte aus, um sie nicht auszustehen. „Was haben Sie?“, fragte Louis besorgt und wollte ihr auf den Rücken klopfen. Doch Erin winkte ab und schüttelte wieder den Kopf. „Nichts...!“, gab sie heiser zurück. „Ich habe mich nur verschluckt. Der Tee schmeckte einfach zu gut!“ Es vergingen noch einige Stunden, als Erin sich verabschiedete und Louis ihr noch einen schönen Abend wünschte. Dabei entschuldigte er sich noch einmal, dass er sich vor ihr erschreckt hatte und sie mit dieser Geschichte wohl schockiert hatte. Erin sagte, dass es ihm nicht leidzutun habe und wünschte ihm ebenso einen schönen Abend. Die Nacht war kalt und klar. Am Himmel funkelten die Sterne und obwohl Erin sich beim Anblick der Sterne stets wohlfühlte, kamen in ihr immer wieder die Fragen auf, die auf ihrer Zunge einen bitteren Nachgeschmack hinterließen. Und je öfter, sie sich diese Fragen stellte, umso logischer schien diese Geschichte zu werden. Immerhin hatte man sie wirklich beim Vatikan ausgesetzt und sie hatte niemals was von ihrer Mutter gehört. Wie denn auch, wenn die Mutter tot auf dem Grund der Seine lag. Ertrunken! Erin schauderte und zog den Mantel enger um sich. „Ich sollte lieber machen, dass ich wieder ins Hotel gehe. Chris macht sich schon sicher Sorgen um mich!“ Sie hatte schon fast das Tor erreicht, als er Schuss aufpeitschte und sie wie angewurzelt stehen blieb. Irrte sie sich sich, oder kam der Schuss von hinten. In der Richtung, in der das Haus stand? Langsam drehte sie den Kopf um und schaute nachhinten. Das Licht brannte noch und Erin schaute zu den Fenstern. Versuchte zu erkennen, wer den Schuss abgefeuert hat. Doch sie sah nichts! Entweder sie hatte sich geirrt und der Schuss, kam von ganz wo anders her, oder der Schütze hatte sie verfehlt. Doch wieso wollte man sie erschießen? Die Antwort kam ganz von selbst. „Weil ich weiß, wer meine Mutter war und wer sie auf dem Gewissen hat!“, schrie es in ihrem Kopf. Aber das fand Erin für viel zu unlogisch. Immerhin hatte Louis kein Motiv. Er mag zwar der Bruder des Toten sein, aber was hätte er davon, wenn er sie erschoss. Also blieb nur die andere Möglichkeit. Jemand hatte zwar geschossen, aber nicht von Haus aus. Erin schaute noch einen kurzen Moment zum Haus, dann wandte sie sich ab und wollte die Klinke hinunterdrücken. Als wieder ein Schuss erklang und sie herumfuhr. Dieses Mal war sie sich sicher. Der Schuss, kam aus dem Haus. Schnell hechtete sie die Stufe hoch und hämmerte gegen die Tür. Keiner machte auf. Also blieb Erin nichts anderes übrig, als die Tür aufzubrechen. Mit einem Tritt riss sie die Tür aus den Angeln und sprang hinein. Stille! Nichts war zuhören. Weder Schritte, noch Stimmen. Erin trat näher hinein und versuchte das noch so kleinste Geräusch zu vernehmen. Für einen kurzen, und für sie ewigvorkommenden Moment, hörte sie nichts. Doch dann hörte sie es. Ein leises Wimmern! Es kam aus dem Salon! „Louis de Chagny!“, keuchte sie und stürmte in den Salon. Doch nur um abrupt stehen zu bleiben und die Hände geschockt vor den Mund zu schlagen. Louis De Chagny lag auf dem Boden. Sein Kopf lag auf der Couch. Arme und Beine von sich ausgestreckt und er schien kaum noch am Leben zu sein. Seine Augenlider waren halbgeschlossen und zitterten, wie unter einem Fieber. Aus seiner Brust floss Blut. Genau da wo das Herz saß. Erin glaubte, man hätte ihr den Teppich unter den Füssen weggezogen und sie konnte nichts tun, asl nur da zustehen und ihn anzusehen. Minuten lang schien sie sich nicht rühren zu können, doch dann erwachte sie aus der Starre und lief stolpernd zu ihm. Sie fiel neben ihm auf die Knie und rüttelte an ihm. Monsieur De Chagny...wachen Sie auf...!“, flehte sie ihn an und rüttelte heftiger an ihm. Nur schwach konnte der Sterbende die Augen öffnen, aber trotzdem erkannte er sie. „Mademoiselle...!“, flüsterte er und seine Augen schlossen sich wieder. „Nein, nicht. Nicht einschlafen. Sie müssen wach bleiben. Ich werde einen Krankenwagen holen und dann...!“, ihre Stimme brach ab und sie musste gegen die Tränen ankämpfen, die sie zu übermannen versuchten. Wieso war sie nicht geblieben? Wieso ist sie gegangen? Wieso...? Sie schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit sich Vorwürfe zu machen. Sie musste schnell den Notarzt rufen. Hastig suchte sie nach einem Telefon und als sie es fand und zu ihm hingehen wollte, packte sie Louis und hielt sie fest. Erin warf ihm einen erschrockenen Blick zu. Nun waren die Augen geöffnet und die Worte kamen nur als ein Flüstern über Louis Lippen. „Gehen Sie...Mademoiselle...schnell...ist immer noch hier und will Sie auch töten!“ „Wer...wer ist immer noch hier, Monsieur?“, fragte Erin und der Blick des Mannes wurde langsam glasig. „Gehen Sie...schnell!“, presste er mühsam hervor. „Sonst...zu spät!“ Seine Augen begannen sich wieder zu schließen, doch Erin schüttelte den Kopf und rüttelte an ihm. Er durfte nicht sterben. Wenigstens einen Menschen wollte sie retten. „Monsieur...bleiben Sie wach. Sie müssen...!“, wollte sie sagen und zog ihn an sich. Doch die folgenden Worte blieben ihr im Halse stecken, als sie sah, dass sein Blick durch sie hindurch ging und kein Leben mehr zeigten. Er war tot! Erin spürte, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich und wieder der Schwindel einsetzte. Mit ungelenken Bewegungen stand sie auf und ging etwas zurück. Ihr Blick blieb auf dem Toten geheftet und das Schuldgefühl wurde immer stärker. „Das...das ist alles meine Schuld!“, schrie es in ihrem Inneren und kurz wusste sie nicht, was sie tun sollte. In ihrem Kopf herrschte absolute Leere. Kurz dachte sie daran nach der Haushälterin zu suchen. Wenigstens ihr zu helfen und sie zu retten, doch da sie zwei Schüsse gehört hatte, konnte sie sich lebhaft vorstellen, was mit ihr passiert ist und das Schuldgefühl schien sie immer mehr zu erdrücken. „Du hättest diese Menschen retten können, wenn du geblieben wärst!“, zischte eine Stimme in ihrem Kopf und Erin zuckte zusammen. Ja, das wäre niemals passiert, wenn sie nicht gegangen wäre. Aber sie war gegangen, und wer auch immer das getan hatte, er hatte darauf gewartet, dass sie das Haus verließ. „Es ist meine schuld. Ich hätte es verhindern können!“, dachte sie vorwurfsvoll und Tränen liefen ihr über die Wangen. Weinend kniete sie sich neben dem Toten und schloss behutsam seine Augen. Leise, in Gedanken betete sie und wollte sich gerade nach der Haushälterin umsehen, als plötzlich ein widerwärtiger Geruch in ihre Nase stieg. Kurz dachte sie an den Geruch, der Verwesung. Aber so schnell? Erin schnupperte genauer und dann, wusste sie, was das für ein Gestank war. Gas! Und da sah sie es. Es überschlug sich mehrmals in der Luft. Wild flackernd und sich immer schneller drehend. Ein brennendes Streichholz. Erins Füße bewegten sich wie von selbst und rannten hinaus zu Eingangshalle. Schon hatte sie die Schwelle erreicht, als das Streichholz eine tödliche Symbiose mit dem Gas einging und explodierte. Die Wucht schleuderte Erin mehrere Meter und sie landete hart auf dem Steinboden. Benommen richtete sie sich auf und wusste zunächst nicht, wo oben und unten war. Erst als sich der Schleier legte und sie allmählich wieder etwas erkennen konnte, sah sie das ganze Ausmaß. Das Haus war ein einziges Inferno! Die Flammen hatten das, was die Explosion nicht niedergerissen hat, verschlungen und nur schemenhaft konnte man die Umrisse des einstigen Hauses sehen. Erin sank erschöpft zu Boden und atmete tief durch. Sie konnte nicht fassen, was für ein Glück sie gehabt hatte. Nur wenige Sekunden später, und sie wär mitsamt dem Haus in die Luft geflogen. Noch einmal atmete sie tief ein und versuchte aufzustehen. Und war erleichtert, als sie feststellte, dass ihre Knochen nicht gebrochen waren. Immerhin etwas Gutes. In der Ferne hörte sie schon die Sirenen und sie machte schnell, dass sie von hier wegkam. Das Letzte was sie wollte, war irgendwelche Fragen beantworten zu müssen, die sie sicher noch in Schwierigkeiten bringen würden. Humpelnd und fluchend lief sie davon, und tauchte im Schutz des Schattens unter. Kapitel 14: Blut und Tränen! ---------------------------- Ihr taten immer noch die Knochen und jeder einzelner Zentimeter ihres Körpers weh. Sie wunderte sich, dass sie überhaupt laufen konnte. Geschweige denn ihre Beine spüren konnte. Ihr Kopf schmerzte und noch immer hatte sie den Gestank von Gas und Rauch in der Nase. Nur schwach konnte sie sich daran erinnern, was passiert war, als sie das Infernos hinter sich gelassen hatte. Sie wusste nur, dass sie in das Hotel kam und dann auf ihr Zimmer. Chris kam ihr mit besorgtem Gesicht entgegen und dann erst wurde alles schwarz um sie herum. Erst der folgende Schmerz ließ sie erwachen, auch wenn es ihr eigentlich lieber gewesen wäre, noch etwas zu schlafen. Es war einfach zu viel passiert. Und sie brauchte eine Zeit lang Ruhe. Nur die würde sie bestimmt nicht haben. Denn immerhin hatte sie noch einen Job zu erledigen. Rafael kam rein und sprang auf ihr aufs Bett. Hechelnd schleckte er ihr über das Gesicht und zog dabei mit seinen Pfoten ihre Bettdecke weg. „Hm, Rafael...lass das!“, maulte Erin und rollte sich auf die andere Seite, doch Rafael gehorchte nicht und sprang auf die andere Seite. Winselnd und hechelnd stieß er mit seinen Pfoten gegen ihre Schultern und bellte laut. „Rafael, halt die Schnauze!“, murrte Erin und schlug nach ihm. Auch wenn sie ihren Wolf lieb hatte, er trieb sie meist in den Wahnsinn und dies war einer dieser Momente. Rafael wich zurück und sprang vom Bett. Schnell rannte er hinaus und Erin grinste. Endlich wieder Ruhe. Allerdings nur wenige Minuten. „Erin aufstehen!“, rief Chris, der ins Zimmer kam und ihr mit einem Ruck die Decke wegriss. „Ich bringe ihn um!“, dachte sie wütend und drehte sich zu ihm um. „Ich gebe dir genau fünf Sekunden, mir wieder die Decke zugeben und mich schlafen zulassen. Andernfalls...!“, drohte sie und machte dabei ein finsteres Gesicht. Chris lächelte. „Ach komm schon, du Morgenmuffel!“, sagte er. „Chris, ich wäre gestern beinahe in die Luft geflogen und habe zuvor etwas erfahren, dass du niemals glauben würdest. Also lass mich schlafen!“, maulte sie und Chris fröhliches Gesicht schwand. „Was?“, flüsterte er und Erin erbleichte. Sie hatte ihm gestern nichts gesagt, was geschehen war. Und nun steckte sie in der Klemme. Was sollte sie ihm sagen? „Ich...ich meine...ähm...!“, stammelte sie und schaute sich um. Sie wollte ihm nicht in die Augen sehen. Es war ihr unangenehm. „Du wärst fast in die Luft geflogen...hast du etwa etwas mit der Explosion zu tun?“, fiel er ihr ins Wort und Erin glaubte, einen Eisblock in ihrem Bauch zu bekommen. „Nun, nicht direkt...!“, gab sie zu und zog die Beine an sich. Chris setzte sich zu ihr aufs Bett. „Erin...wenn du etwa damit etwas zutun hast, dann musst du es mir sagen!“, bat er sie und Erin biss sich auf die Unterlippe. Alles in ihr schrie danach, dass sie es ihm nicht sagte, denn sonst würde er die falschen Schlüsse ziehen. Aber wenn sie es ihm nicht sagte, würde er es auch tun. Schließlich war er Polizist und sie wusste, wie diese Leute dachten. „Ich...ich...!“, sie seufzte. „Ich war bei einem alten Freund. Er hatte mir so einiges erzählt und als ich ging, hörte ich Schüsse. Und als ich wieder hineinging, war er kaum noch am Leben!“ „Er wurde erschossen!“, stellte er fest und klang dabei weder geschockt noch ungläubig. Sondern fachlich. Erin nickte. „Ja, aber bevor ich ihm helfen oder den Krankwagen, oder gar die Polizei rufen konnte, roch ich das Gas und dann...!“, sie schüttelte den Kopf. „Verstehe!“, murmelte er. „Und dann?“ Erin schüttelte den Kopf. „Nichts mehr dann. Ich habe die Sirene gehört und bin auf und davon. Nicht dass man noch denkt, ich hätte diese Explosion ausgelöst!“, sagte sie und Chris stöhnte. „Genau das hast du aber jetzt bewirkt. Sie werden sicher nach dir suchen. Bestimmt gibt es Zeugen, die dich gesehen haben!“ Erin wurde nun blasser und sie musste zugeben, dass er Recht hatte. Bestimmt hatte man sie gesehen. Schließlich waren die Schüsse und die Explosion nicht zu überhören. Und sicher hatten einige neugierige Nachbarn sie gesehen. Es war also nur eine Frage der Zeit, ehe sich die ersten Zeugen bei der Polizei meldeten. „Und...und was machen wir jetzt?“, fragte sie und Chris Gesicht verfinsterte sich. Erin hatte so eine Ahnung und sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann unmöglich zur Polizei!“, sagte sie und Chris Gesicht wurde noch finsterer. „Chris...ich...ich kann einfach nicht!“ Chris schürzte die Lippen und dann verließ er das Zimmer. Erin sah ihm nach und sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Chris ließ sich auf der Couch nieder und schaltete den Fernseher an. In den Nachrichten sprach man, wie hätte es anders sein können, von der Explosion. Und sein Gemüt verfinsterte sich. „Was wenn Erin doch etwas damit zu tun hat?“, fragte er sich und schüttelte sogleich den Kopf. es war vollkommen absurd. Wenn es ihre Schuld war, dann hätte sie anders reagiert und wäre nicht hier her gekommen. Sie wäre untergetaucht und er hätte nichts von ihr gehört. Aber das hatte sie nicht getan, also konnte sie nichts damit zu tun haben. Diese Erkenntnis erleichtert ihn etwas, aber dennoch blieb das ungute Gefühl. Er seufzte. „Was geht hier nur vor sich?“, murmelte er und schaltete den Fernseher aus. Eine Woche später Erin wusste nicht, ob das ganze schon an Irrsinn oder an Pflichtbewusstsein grenzte. Immerhin suchte ganz Paris nach der geheimnisvollen Frau, die man gesehen hatte, bevor das Haus De Chagny in die Luft flog. Chris hatte, nur widerwillig aufgehört zu fragen und das Verhältnis zwischen den beiden war nun angespannt und äußerst empfindlich. Dies verschlimmerte sich, da Erin ihm sagte, sie würde sich noch mal die Beine vertreten. Chris hatte ihr davon abgeraten, da man sie suchte. Aber Erin meinte, sie würden sie niemals finden, da die Polizei nicht wusste, wen sie genau suchten. „Das ist zu gefährlich!“, sagte er. „Chris, ich habe noch immer eine Aufgabe zu erledigen und erst wenn ich diese erfüllt habe, kann ich ruhig schlafen!“ „Aber was ist, wenn man dich sieht!“, rief er aufgebracht. Erin legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mach dir keine Sorgen. Wenn ich etwas bin, dann vorsichtig!“ Sie stand vor dem alten Bau und in ihrem Bauch machte sich ein nicht gerade angenehmes Kribbeln breit. Heute würde sie ihre Aufgabe endlich vollenden und dann könnte sie mal eine Weile ein normales Leben führen. Noch einmal holte sie tief Luft und schritt auf die Oper zu. Doch anstatt den Haupteingang zu nehmen, umrundete sie das Gebäude und fand, was sie suchte. „Bingo!“, sagte sie und ging zum einen der Seiteneingänge. Sie ergriff die Türklinke und musste feststellen, dass dieser verschlossen war. „Scheiße!“ Hastig kramte sie in ihrem Mantel nach ihrem kleinen Werkzeug und atmete erleichtert auf, als sie es fand. Immerhin etwas, was ihr helfen konnte. und dabei fragte sie sich, wo ihre eigentlichen Waffen geblieben waren. Gregor sagte doch, er habe sie geschickt. Also müssten sie schön längst angekommen sein. Aber Erin wollte nicht jetzt daran denken. Es gab wichtigeres. Mit ihrem kleinen Werkzeug fummelte sie solange am Schloss herum, bis es endlich klickte und sie die Tür aufstieß. „Ich bin klasse!“ Schnell schlüpfte sie hinein und hielt sich in den Schatten auf. Unter der Oper war es modrig und feucht. Ratten huschten über den Boden und versteckten sich, sobald der Schein der Taschenlampe sie streifte. Erin verzog angewidert das Gesicht und gab sich Mühe diesen ekelhaften Viechern nicht über den Weg zulaufen. Immer wieder ließ sie die dünne Bleistiftlampe hin und her schwenken und suchte nach einem Gang, der nach unten führte. E war reiner Instinkt gewesen, dass sie hier unten angelangt war. Sie hatte erst gar nichts gespürt, doch dann... Merkte sie die Finsternis du die Kälte. Sie kam von unten und wie Erin feststellte täuschte auch dieses Mal ihr sie Instinkt nicht. Und je weiter sie ging, umso stärker wurde die Finsternis. Sie konnte sie schon beinahe spüren. Wie sie an ihr zog und sie immer weiter trieb. Fast so, als wolle diese Finsternis, dass sie ihr folgte. „Erin nun mach mal halblang!“, ermahnte sie sich selbst und ging weiter. Nach wenigen Minuten fand sie einen kleinen Abstieg. Die Stufen waren feucht und schienen ziemlich lange nicht mehr betreten gewesen zu sein. Der Treppenabsatz verlor sich in der Dunkelheit und als Erin versuchte diesen auszumachen, musste sie feststellen, dass nicht mal das Licht ihrer Taschenlampe es vermochte, die Finsternis zu verscheuchen. Erin gab ein mürrisches Seufzen von sich. „Also gut...dann ab nachunten!“ Einen Fuß nach den anderen setzte sie auf die Stufen und schaute sich dabei aufmerksam um. Dabei hielt sie den Strahl der Taschenlampe dicht über den Boden und tastete sich mit der linken Hand an der Wand ab. Das letzte was sie wollte, war die Treppe hinunter zufallen und sich dabei noch die Knochen zu brechen. Spinnweben streiften ihr Gesicht und Erin wischte diese angewidert weg. „Hier könnte auch mal saubergemacht werden!“, murrte sie und war dankbar, als der Schein ihrer Taschenlampe endlich das Ende der Treppe preisgab. Als Erin die Treppe hinter sich gebracht hatte, beleuchtete sie das Gewölbe und musste nach Luft schnappen. Das Gewölbe war viel größer, als sie angenommen hatte und schien sich ins Unendliche zu erstrecken. „Oh klasse. Das hat mir gerade noch gefehlt!“, sagte sie und schaute sich um. Links und rechts das gleiche Bild. „Und was jetzt?“ Lange Zeit blieb sie einfach nur stehen und schaute immer wieder in die verschiedenen Richtungen. Bis hierher kam sie und nun schien es nicht mehr weiterzugehen. Erin blickte hoch zur Treppe und dachte kurz nach, ob sie wieder nach oben gehen sollte. Vielleicht hatte sie Spur verloren, als sie die Treppe hinunter ging und es nicht mal gemerkt. „Ach Unsinn!“, schaltete sie sich ein. „Du bist schon richtig. Du musst nur die Spur wieder aufnehmen!“ Plötzlich ruckte Erin herum und hatte mit der anderen freien Hand blitzschnell den Revolver gezogen und zielte nun ins Leere. Erin runzelte für einen kurzen Moment die Stirn. War das Einbildung gewesen oder hatte sie wirklich so etwas wie eine Berührung in ihrem Nacken gespürt? Es hatte sich so angefühlt, als hätte jemand sie im Genick gestreichelt! Erin dachte genauer nach und kam zum Schluss, dass das weder Einbildung noch ein einfacher Luftzug war. Jemand oder etwas, hatte sie berührt und diese Berührung brannte immer noch auf ihrer Haut. Ihr lief ein Schauer über den Rücken und sie schüttelte sich. Es war jetzt keine Zeit, sich zu gruseln oder gar sich in die Hosen zumachen. Sie musste diesen Dämon stoppen. Egal wie. Ihre Hand mit dem Revolver zielte noch immer in die Richtung, aus der sie diese eisige Berührung verspürt hatte und starrte grimmig in die dahinterliegende Finsternis. Sie schluckte schwer, da sie glaubte in ihrem Hals würde sich ein dicker Kloss breitmachen. Mit einem Male war es still. Es war schon fast beängstigend. Erin schaute sich immer wieder aufmerksam um. Versucht in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Doch nichts war zu sehen. In ihrem Kopf hörte sie nur das Rauschen ihres Blutes und das Pochen ihres Herzens. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn und sie glaubte für einen kurzen Moment, ihre Augen würden ihren Dienst versagen. Doch als Erin mehrmals blinzelte wurde es besser. „Komm schon, Erin. Reiß dich zusammen!“, sagte sie sich. „Du willst doch nicht von diesem fertiggemacht werden…Ahhh!“ Erin schrie auf, als sie plötzlich zu Boden gerissen wurde und hart aufschlug. Kurz tanzten vor ihren Augen Sterne und sie musste erst wieder klar im Kopf werden, um sich wieder aufzurappeln. Sie schaute nach vorne und sah gerade noch, wie ein Schatten hinter einer der Säulen verschwand. „Fuck!“, fluchte sie und sprang sogleich wieder auf die Füße. Sie hob den Revolver wieder auf, den sie bei ihrem Sturz verloren hatte und ging langsam und leise auf die Säule zu, hinter der sich der Schatten versteckt haben musste. Leise näherte sie sich dieser und hatte den Revolver weit vor sich gestreckt. Jeder Muskel in ihr spannte sich an und machte sich bereit auf einen Angriff. Dieses Mal sollte dieser Dämon sie nicht so leicht zu Fall bringen. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie jetzt von der Säule und sie ließ diese nicht aus den Augen. In ihrem Kopf zählte sie die wenigen Schritte. Eins...zwei...drei...vier...fünf... Sie machte einen Satz nach vorn und hielt dem sich hinter der Säule versteckten Dämon den Revolverlauf entgegen. Zumindest hätte sie das, wenn der Dämon dagewesen wäre. „Das kann doch nicht...!“, keuchte sie halbentsetzt halbwütend. Sie sprang hinter die Säule um auch die andere Seite zu untersuchen. Nichts! Der Dämon war weg! „Scheiße!“, fluchte Erin und blickte hinter sich. Dabei war sie sich sicher, ihn endlich zu haben. Und ihn endlich aus der Welt schaffen zu können. Aber sie wie es aussah, war das alles andere als leicht. „Mist, dieser Scheißdämon ist doch cleverer als ich dachte!“, knurrte sie. Da hörte sie etwas und es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Erin hörte genauer hin und wusste, was das für ein Geräusch war. Ein leises Lachen. Es kam von oben. Ihr Kopf ruckte hoch und da sah sie ihn. Der Schatten war genau über ihr und schien förmlich an der Decke zukleben. Erin verschwendete keine Zeit und riss den Revolver hoch. Sie wollte abdrücken, doch da schoss ihr ein Schmerz durch die Hand und der Revolver fiel klappernd zu Boden. Erin hatte das Gesicht schmerzhaft verzogen und schaute auf ihre Hand. Sie war blutverschmiert und Erin konnte nur schwach die Kratzspuren sehen. „Dreckskerl!“, fauchte sie und der Schatten kroch nach unten, um sich vor ihr aufzubauen. „Lange nicht mehr gesehen, schwarze Bestie!“, höhnte der Schatten, aus dem sich nun ein Mensch schälte. Erin schluckte. Noch nie hatte sie den Geist des Phantoms so vor sich gesehen und auch wenn sie es nicht zeigte, jagte ihr das einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Das Phantom schien ihr Entsetzen zu spüren und grinste. Dabei entblößte es eine Reihe strahlender Zähne. Seine Augen glühten förmlich in einem pulsierenden rot und Erin glaubte darin Flammen zu sehen. Moment mal. Das konnte nicht der Dämon sein, den sie bei der Faustvorstellung gesehen hatte. Dieser hatte nur ein Auge gehabt und das war gelb. Diese waren jedoch rot. Verflucht, sie war dem Falschen auf der Spur. Doch das war nicht der wahre Grund für Erins Entsetzen. Das Gesicht des Phantoms war vollkommen entstellt. Fast so als hätte man ihm einen Eimer Säure ins Gesicht geschüttet. Brandblasen, die schon längst aufgeplatzt und vernarbt waren, überzogen seine Haut. Dort wo die Nase sitzen sollte, gähnte nur ein tiefes Loch und die Lippen waren grotesk missgebildet. Erin schluckte und versuchte den Anflug von Übelkeit und Zorn, über ihre eigene Dummheit zu unterdrücken. „Leider nicht lange genug!“, würgte sie, den Schmerz in ihrer Hand nicht beachtend. „Ich habe dich wohl unterschätzt!“ Das Phantom schüttelte den Kopf. „Nein, du warst nur nicht gründlicher. Ich muss zugeben, dass es eine gute Idee war, mein Zuhause niederzubrennen, aber wie du siehst, hat das ja wenig gebracht!“ Erin, die ihr Entsetzen nun vollkommen beiseitegeschoben hatte, fletschte die Zähne. Statt dem Ekel hatte sich nun die altbekannte Wut in ihr ausgebreitet und machte sie nun entschlossen. „Dieses Mal werde ich nicht so nachlässig sein!“, knurrte sie und das Phantom lachte. Es war ein grässlicher Laut und Erin lief es kalt den Rücken hinunter. „Und wie willst du mich aufhalten?“, fragte es. „Mir wird schon was einfallen!“, gab sie scharf zurück und schaute auf ihre Hand. Der Schmerz hatte aufgehört und sie wagte den Versuch, die Finger zu krümmen und zu strecken. Es brannte etwas, aber dennoch war es erträglich. Das Phantom grinste noch mehr, wobei sich seine Lippen grässlich verzogen. „Du kannst einfach nicht aufgeben, oder?“ Erin lachte verächtlich. „Genauso wenig, wie du!“ Das Phantom lachte auch, aber es klang eiskalt und grausam. „Wir sind uns wirklich ähnlich. Wir beide sind, wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben, einfach nicht mehr davon abzubringen!“ „Aber im Gegensatz zu dir, stehe ich auf der Seite des Guten. Ich versuche zu retten, was zu retten ist. Du willst zerstören und morden. Ich habe mich über dich erkundigt. Ich habe gelesen, was du damals angerichtet hast. Du bist nicht besser, als irgendein drittklassiger Poltergeist!“ „Oh, ich denke schon. Im Gegensatz zu einem Poltergeist, kann ich nicht gebannt werden!“, sagte das Phantom und in seiner Stimme war nun ein gefährlicher Unterton. Erin spannte jeden Muskel in ihrem Körper an und machte sich bereit, einen Angriff des Dämons ab zu wehren. Noch einmal würde sie sich nicht von ihm überwältigen lassen. „Und wie kann man dich dann loswerden?“, fragte sie giftig und das Phantom verzog seine schon ohnehin grässlichen Lippen zu einem noch widerlicheren Totengrinsen. „Gar nicht!“, knurrte es und Erin spürte, wie sie brutal hochgerissen wurde. Ihre Füße baumelten nur wenige Meter über den Boden und sie spürte, wie etwas ihre Kehle festumklammerte und sie zu würgen begann. Sie öffnete die Augen und sah in das Gesicht des Phantoms. Seine Augen glühten nun wie Feuer und Erin hatte seinen ekelhaften Totengeruch in der Nase. Sie verzog angewidert das Gesicht. „Wann hast du dich das letzte Mal gewaschen?“, presste sie mühsam hervor und der Griff um ihren Hals wurde fester. „Wirklich sehr lustig!“, höhnte das Phantom. „Ich frage mich, ob alle edlen Ritter Gottes solche Spaßvögel sind. Denn sonst wäre es schade, da ich zumal sehr viel Sinn für Humor habe!“ „Das überrascht mich nicht. Ich bin wohl nicht die erste, die dich auslöschen soll!“ „Ganz recht. Aber im Gegensatz zu dir, waren sie nicht annähernd so interessant!“ „Soll mich das jetzt beruhigen?“ „Kommt darauf an. Also ich an deiner Stelle wäre das!“ „Tut mir leid, wenn ich das sage aber...ich habe noch was Besseres zu tun, als dir hinterher zu jagen!“, sagte sie und mit einer raschen Handbewegung, holte sie einen schmalen aber dennoch scharfen Dolch aus ihrem Ärmel und rahmte ihn mit voller Wucht in den Arm des Dämons. Das Phantom schrie auf und ließ sie sofort los. Erin keuchte und japste. Versuchte wieder Luft in ihre ausgedorrten Lungen zu bekommen und sah, wie aus der Stichwunde schwarzes Blut und auch dunkler Rauch empor stieg. Das Phantom heulte schmerzhaft und wütend. Taumelte zurück und schien dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Dies sah Erin als ihre Chance und warf sich auf ihn. Mit einem gewaltigen Sprung riss sie ihn von den Füssen und hob die Faust. „Verdammter Bastard!“, rief sie und schlug zu. „Ahh!“ Erin schrie auf, als die Faust auf den harten Steinboden aufschlug und sie zu glauben schien, dass ihre Finger wie Glas zerbrachen. Sie schaute unter sich und sah, dass das Phantom sich in einen schwarzen Dunst verwandelt hatte. Doch anstatt sie anzugreifen, flog der Dunst nach oben, wo er sich mit der Dunkelheit an der Decke vereinte und sie mit rotglühenden Augen ansah. „Fuck!“, fluchte sie und hatte ihre beiden schmerzenden Hände unter die Achseln geklemmt. Das Phantom zischte und etwas fiel klirrend zu Boden. Der Dolch, an dessen Klinge schwarz schimmerndes Blut klebte. „Wir sehen uns wieder, schwarze Bestie und dann wirst du mich anflehen, dich am Leben zulassen!“, knurrte der dämonische Dunst und zerfaßerte vor Erins Augen. Erin verzog verächtlich das Gesicht. „Darauf freue mich jetzt schon!“ Noch in derselben Nacht war Erin zum Direktor gegangen, um ihm die Vorgänge und das, was unter der Oper passiert war, zu erklären. Der Direktor sah sie fassungslos an. „Dann...dann ist es also wahr...dieses Phantom ist real!“, stammelte er und wurde mal zu mal blasser. Erin nickte und zuckte zusammen, als sie versuchte ihre Finger zu bewegen. Sie fühlten sich schrecklich taub und schwer an. „Ahh, ja...und Sie können mir glauben, der ist eine Nummer größer, als die, die ich vorher besiegt habe!“, gab sie schmerzverzerrt zurück. Der Direktor schaute sie mitleidig an. „Warten Sie, ich werde meine Sekretärin rufen. Sie wird sich um Ihre Verletzungen kümmern!“ „Ach, das ist gar nichts, Ich bin sowas gewohnt. Einmal habe ich mir bei einem meiner Einsätze, beide Beine mehrfach gebrochen und eins kann ich Ihnen sagen, das war kein Vergnügen, als ich in den Flieger steigen musste!“ „Trotzdem, ich möchte nicht, dass Ihr Arbeitgeber mich verklagt, weil ich Ihnen nicht geholfen habe!“ Erin lachte. „Das sollte Ihre geringste Sorge sein!“ „Wieso, ist dieser Dämon etwa immer noch hier?“ Erin hob die Schultern. Eine Bewegung, die sie sofort bereute. „nun, ich habe das Kellergewölbe mehrfach untersucht. Ich habe nichts gefunden, das die Anwesenheit des Dämons verrät!“ „Dann ist es vorbei?“, fragte der Mann hoffnungsvoll und Erin musste kurz selber überlegen. „Für gewöhnlich verlassen Poltergeiste oder Dämon nur sehr selten, ihren Unterschlupf. Es wäre also denkbar, dass er nochmal auftaucht. Wenn ja, rufen Sie mich an!“, sagte sie erhob sich. Auch der Direktor stand auf und streckte die Hand. „Und Sie wollen wirklich nicht, dass meine Sekretärin Sie verarztet?“, fragte er wieder und Erin schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich denke, das bisschen werde ich auch so heil überstehen!“ „Wenn Sie meinen...!“ „Ja, trotzdem danke. Guten Abend!“ „Guten Abend!“ „Da lässt man dich für wenige Stunden aus den Augen und schon kommst du mit kaputten Händen zurück. Du hast Glück, dass deine Finger nicht gebrochen sind und dass die Muskeln nicht durchtrennt sind. Muss ja richtig scharf gewesen sein, was dich da geschnitten hat!“, sagte Chris fachmännisch, während er sich Erins Hände vornahm. Mehr als einmal war sie zusammen gezuckt und hatte einen obzönen Fluch von sich gegeben, als Chris ihre Wunden desinfizierte und sie verband. „Bei all dem ganzen, fällt es mir schwer, von Glück zureden. Und außerdem hat es mich nicht geschnitten, sondern gekratzt. Wenn ich meine anderen, besseren Waffen dabei hätte, wäre das nicht passiert!“, maulte sie. Ich frage mich wirklich, wo die solange bleiben!“ „Äh, Erin. Ich weiß zwar nicht, was für Waffen du nimmst, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich hierbei nicht um Kreuz und Weihwasser handeln!“, sagte er etwas amüsiert und schaute sie trotzdem tadelnd an. „Und wenn das Schusswaffen, oder gar Schwerter sind, dann kann ich dir gleich sagen, dass diese Dinger nicht mal über den Zoll kommen!“ „Ach, Gregor wird sich schon was einfallen lassen!“, platzte es aus ihr heraus und sie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Wieso konnte sie nicht einfach ihre große Klappe halten und so tun, als wäre sie ganz normal. Naja wobei das Wort Normal keinen Platz in ihrer Welt und in ihrem Leben hat. Dennoch sollte sie vorsichtig sein, nicht das er ihr noch auf die Schliche kommt. Obwohl...hatte sie sich das nicht schon von Anfang an vorgenommen und sich trotzdem oft verplappert. In diesem Punkt musste sie sich eingestehen, dass sie sich nicht geschickt anstellte, wenn es darum ging, ihm ihre andere Identität zu verheimlichen. „Oh Erin. Irgendwann wirst du dich selber noch ans Messer liefern!“, dachte sie. Chris grinste. „Wieso schmuggelt er sie in Kisten mit Bananen über die Grenze?“, fragte er scherzhaft und Erin musste sich bemühen, über diesen Witz auch zulachen. „Zutrauen wäre es ihm!“, ging es ihr durch den Kopf. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie Gregor die Waffen in riesige Fischkörper steckte und sie danach suchen dürfte. Sie hatte gut eine Woche nach Fisch gestunken. Und ebenso ihre Waffen. Noch immer wurde ihr dabei übel, als sie daran denken musste, oder gar Fisch nur sah. Fisch war ihr absoluter Alptraum. Chris lachte noch ein wenig, doch dann wurde er ernst, als er sich ihre verbundenen Hände ansah. Vorsichtig nahm er sie in seine und besah sie sich ganz genau. „Komisch deine Hände sehen gar nicht aus, als würden sie mit schweren Schusswaffen umgehen können. Im Gegenteil. Sie sind so schmal und zierlich. Sie sind eher gemacht um...!“, Chris errötete und Erin wurde das Gefühl nicht los, dass er an etwas ganz bestimmtes dachte. Sie wurde nun auch rot, jedoch nicht aus Scham. Mit einem Ruck entzog sie ihm diese. „Also wirklich Chris. Du denkst dir vielleicht schweinische Sachen!“, sagte sie tadelnd und verschränkte die Hände streng vor ihrer Brust. „Äh, nein. So meinte ich das nicht!“, rief er schnell und hielt schützend die Hände vor sich. „Sondern?“, fragte sie ihn und ihr Blick wurde eisig. Chris schluckte und er senkte den Kopf. „Naja, ich meine, dass deine Hände...das du, ehe Geige spielen solltest, als wild um dich zu schießen!“ „Wie?“, fragte sie ihn und schaute Chris verwirrt an. Sie sollte lieber Geige spielen? Soll das ein Witz sein? „Du willst mich verkohlen?“, fragte sie ihn ungläubig und Chris schüttelte den Kopf. Dabei griff er wieder nachvorne und hielt ihre Hände wieder in seinen. „Nein, ganz und gar nicht. Sie sind schmal und elegant. Fast schon zierlich!“, sagte er leise. „Gemacht für Geigenspielen!“ „Tja, leider kann ich keine Geige spielen!“, sagte sie und entzog ihm, diesmal langsam, ihre Hände. Chris dachte kurz nach und lächelte dann. „So, wenn du magst, kann ich es dir beibringen. Ich spiele nämlich Geige!“ Erin sah ihn kurz verwundernd an, dann prustete sie los. Chris machte ein empörtes Gesicht. „Was, wieso lachst du?“, fragte er und Erin winkte ab. „Ach, naja...es wundert mich, dass du Geige spielen kannst!“, sagte sie und Chris schürzte die Lippen. „Wieso?“ „Naja, bei deiner Arbeit!“ „Ich spiele Geige, wenn ich mal Zeit habe und wenn es nicht mal brennt!“, sagte er und Erin konnte es sich nicht nehmen lassen, zu kichern. „Das dürfte aber nicht viel sein. Immerhin bist du sehr damit beschäftigt, die schwarze Bestie zu fangen!“ „Hm ja und ich werde sie auch schon kriegen!“ „Na logisch. Findest du nicht, dass sie eine Nummer zu groß ist?“ „Was willst du damit sagen?“ „Naja, kann ja sein, dass sie ein bisschen besser ist, als du dachtest!“, sagte sie grinsend und kam sich dabei etwas eingebildet vor. Aber darauf achtete sie nicht weiter. Auch sie hatte ein Recht darauf, ihn mal zu ärgern. Chris sagte nichts, sondern stand auf und stellte sich hinter sie. „So, ist das deine Meinung?“, fragte er und legte ihr die Hände auf die Schultern. Erin merkte, wie ihr auf einmal ganz komisch wurde und dass sie etwas Falsches gesagt hatte. „Äh...!“ Sag jetzt nichts Falsches! „Ja!“ Scheisse! „So?“, fragte er wieder und sein Gesicht verdüsterte sich. Erin rutschte etwas weg von ihm, doch seine Hände blieben immer noch auf ihren Schultern und drückten etwas zu. „Ähhh...hehehehe!“, lachte sie nervös und wünschte sich, sich in Luft aufzulösen. „Findest du das wirklich?“, fragte er wieder und begann sie wild zu kitzeln. „Ahh, Chris hör auf. Hahahahaha!“, lachte sie und zappelte herum. Doch Chris dachte nicht daran und kitzelte sie weiter. Dabei fiel sie vom Stuhl und riss ihn dabei mit sich. Beide lachten und rollten über den Boden. Rafael schaute die beiden an, als wären sie verrückt und legte den Kopf schief. Erin war es nun, die ihn kitzelte und ihm dabei auf den Rücken drehte. Sie setzte sich auf ihn und kitzelte ihn. Chris lachte und hustete. „Okay, Auszeit...ich...ich kapituliere...ahahahaha!“, rief er. Erin grinste mit sich zufrieden und hörte auf. Dennoch blieb sie auf ihm sitzen und grinste ihn frech an. Nach Luftschnappend lag er immer noch da und schaute sie etwas erschöpft an. Erin kicherte und legte sich provozierend auf ihn. „Hehehe, sehr viel durchhalten tust du ja nicht!“, spottete sie. „Hm, du!“, murrte er und Erin lachte noch mehr. Doch da packte sie Chris bei den Schultern und zog zu sich hinunter und ehe Erin etwas dagegen tun konnte, drückten sich Chris Lippen auf die ihrigen. Für Erin fühlte es sich so an, als würde ein kleiner elektrischer Schlag durch ihren Körper fahren und sie von innen her verbrennen. Erin schloss die Augen und ließ sich ganz auf den Kuss ein. Auch Chris hatte die Augen geschlossen und umarmte sie. Sanft drückte er sie an sich und begann vorsichtig an ihren Lippen zu knabbern. „Chris!“, seufzte sie im Kuss auf und fuhr ihm durch das dunkle Haare. Chris lächelte etwas und rollte sich hoch, sodass sie nun auf dem Rücken lag und fing an, ihr über den Bauch und über die Brust zu streichen. Erin zuckte etwas bei dieser Berührung zusammen. Es war ihr völlig neu und auch etwas seltsam. Dennoch wollte sie nicht, dass er aufhörte. Es fühlte sich so unwahrscheinlich gut an und sie verspürte den Drang nach mehr. Vorsichtig und langsam, öffnete sie den Mund und Chris zögerte keinen kurzen Moment, in ihre Mundhöhle einzudringen*. Gierig erkundete er die ihm völlig fremde Höhle und strich dabei über die Zunge Erins. Erin stöhnte leise auf und erwiderte den innigen Kuss. Chris strich über ihre Arme und streckte sie über ihren Kopf aus. Dann wanderten sie zurück zu ihrer Brust, wo er diese sanft massierte und ihre empfindlichen Brustwarzen reizte. Erin zuckte etwas zusammen und ein Schauer rann ihr über den Rücken. „Hm, Chris!“, flüsterte sie und machte sich an den Knöpfen von Chris Hemd zu schaffen. Chris lächelte, bei ihrer Eigeninitiative und zog die Träger ihres schwarzen Tops aus. Sanft hauchte er tausend küsse, auf ihre nackten Schultern und umfasste ihren Po. Erin kicherte und küsste ihn auf den Mund. „Erin!“, hauchte er und löste sich von ihr. Atemlos schaute er auf sie hinab und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Erin, es gibt da etwas, was ich dir schon lange mal sagen wollte!“, begann er leise und Erin spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „Und...und was?“, fragte sie, wobei sie es sich eigentlich denken konnte. Chris lächelte und beugte sich zu ihr hinter. „Das ich dich...liebe!“, sagte er flüsternd. Erins Herz schien zu explodieren und sie lächelte glücklich. Sie legte ihre Arme um ihn und drückte ihn fest an sich. Wie sehr hatte sie sich im geheimen gewünscht, dass er es sagen würde. Auch wenn es hieße, dass sie ihn in Gefahr brachte, wenn er ihr nahe war und sie beide zusammen kommen würde. Für diesen einen kurzen Moment war es ihr aber egal. Immerhin hatte auch sie ein Recht auf ein kleines bisschen Glück. „Ich liebe dich, Erin!“, hauchte er wieder und küsste sie wieder. Plötzlich tauchte vor Erins geistigem Auge eine Version auf. Chris, wie er am Boden lag und die Augen weit aufgerissen hatte. Die Arme weit von sich gestreckt und das Gesicht schmerzverzerrt. Ein nasses Gurgeln war aus seinem Mund zu hören. Wa-warum...wa...!“ Wie ein rotes Tuch breitete sich das Blut unter ihm aus und wurde zu einer großen Lache. Ein Schatten schon sich über ihn und verdunkelte sein totenbleiches Gesicht. Ein teuflisches Grinsen zog sich über das schöne Gesicht und mit einem Ausdruck tiefen Verachtens blickte sie auf den Toten. Das Messer in ihrer Hand war mit Blut besudelt. Ebenso Hand, die das Messer hielt. Chris schaute zu seiner Mörderin hoch und sagte immer wieder das gleiche Wort. „Warum?“ Da zuckte etwas durch die Luft und mit einem schwingenden Hieb hatte die Mörderin ihm die Kehle zerschnitten. Chris riss noch einmal die Augen weit au. Dann war er tot! Langsam schaute die Mörderin hoch und Erin erkannte nun, wer Chris so grausam ermordet hatte. Es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. „Nein!“, keuchte sie und wich zurück. Sie selbst war es! Mit dem immer noch bösen Grinsen im Gesicht schaute ihr Ebenbild sie an und winkte mit dem Blutverschmierten Messer. „Du hast ihn getötet!“, sagte ihr Spiegelbild. Da verblaste die Version auch wieder und sie sah nun wieder in sein Gesicht. Doch von dem Glück, was sie verspürt hatte, war nichts mehr geblieben. Angst hatte sie nun gepackt und sie wusste nicht, was sie tun sollte. Chris, der gesehen haben musste, wie blass sie war, rutschte von ihr und sah sie besorgt an. „Erin, was hast du?“, fragte er und Erin richtete sich auf. Sie griff sich an den Kopf und versuchte das schreckliche Bild aus dem Kopf zubekommen. Aber es kam immer wieder und ließ innerlich erschauern. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Nichts, es ist nichts!“, sagte sie erstickt und stand auf. Chris erhob sich auch und legte ihr einen Arm um die Schulter. „Liegt es daran, was ich zu dir gesagt habe?“ „Nein, ich...ich...ich freue mich wirklich, dass du es mir gesagt hast und ich...ich empfinde für dich genauso. Aber...!“ Noch bevor sie ihren Satz beenden konnte, hatte er sie an den Schultern ergriffen und hatte seinen Mund auf ihren gedrückt. In Erin schrie alles danach, sich von ihm zudrücken und ihm zusagen, dass das keinen Sinn hätte. Aber stattdessen umarmte sie ihn und versank kurz in dem Kuss. „Chris, wenn ich doch nur so ein normales Leben führen könnte wie du!“, dachte sie wehmütig, schlossen die Augen und merkte, wie ihr eine Träne über die Wange lief. Kapitel 15: Unschuldig ---------------------- Ein heftiges Pochen riss Erin aus dem Schlaf und sie richtete sich müde auf. Es dauerte eine Weile, ehe sie richtig wach wurde und sich anzog. Das Pochen hörte nicht auf. „Jaja. Ist ja gut, ich bin ja wach!“, maulte sie und griff nach der Klinke. „Ist das zufassen!“ Kaum hatte sie die Tür geöffnet, hielt ihr jemand eine Dienstmarke unter die Nase. „Mademoiselle Jackson!“ Erin wurde blass, und am liebsten hätte die Tür vor die Nase des Polizisten zugeschlagen. Aber dann hätten sie diese ganz sicher eingetreten. „J-Ja, die bin ich!“, sagte sie und spürte, wie ihr die Knie weich wurden. „Sie sind verhaftet!“ Erin saß in dem kleinen Raum, dessen Wände aus grauen Platten bestanden und außer einem Tisch und zwei Stühlen, war nur ein großer Spiegel. Doch Erin konnte sich denken, dass dieser Spiegel zur Beobachtung diente. Während sie dachte, sie würde sich darin spiegeln, konnten die Polizisten sie beobachten ohne bemerkt zu werden. Man hatte sie grob aus dem Hotelzimmer geschleift und dabei Rafael an die Leine genommen. Dem Wolf gefiel es natürlich gar nicht, angeleint zu werden und hatte wütend nach den Beamten geschnappt. Einen hatte er erwischt und der arme Kerl durfte sich nun vom Arzt, das Bein verbinden lassen. Und nun war sie hier auf der Polizeiwache und wartete. Immer wieder blickte sie zur Uhr und fragte sich, wenn endlich einer kommen und sie aufklären würde. Dass man sie verhaftet hatte, hatte sie ziemlich erschreckt. Aber wieso? Sie hatte doch ausnahmsweise gar nichts gemacht. Also wieso? Die Tür ging auf und zwei Männer kamen rein. Der eine war dürr und hatte einen ziemlich schlechten Haarschnitt. Der andere war das genaue Gegenteil. Klein, dicker Bauch und eine Glatze. Erin schaute die beiden nur mit wachsender Ungeduld an. Und die beiden schauten sie an, als wären sie sicher, dass sie es war. Was auch immer man sie angestellt haben soll. Die Glatze setze sich vor sie und schaute sie kurz an. Dann wandte er sich an eine Akte. Und blätterte darin. „So, Mademioselle...Jackson...!“, begann er und Erin konnte ihm deutlich anhören, dass er ihren Namen nicht ganz abkaufte. „Wo waren Sie gestern. So zwischen 22.00 und 23.00?“ „Spazieren. Paris ist eine schöne Stadt und ich wollte etwas sehen!“ „Nachts, um diese Uhrzeit?“ „Tja, ich liebe es, in der Nacht zu spazieren. Und keine Angst. Ich kann auf mich alleine aufpassen!“ „Dessen bin ich mir bewusst!“ „Und wieso fragen Sie mich das?“ Doch statt zu antworten, warf ihr der Mann mit der Glatze ein Foto hin. Erin schaute es sich an und erschrak. Auf dem Foto war der Direktor. Auf seiner Stirn klaffte ein hässliches Loch. „Kennen Sie ihn?“, fragte der Polizist und nahm sich wieder das Foto. „Nein...woher auch!“, sagte Erin und merkte, wie sich in ihrem Hals ein dicker Kloss bildete. Sie konnte sich nun denken, wieso sie hier war. Aber zuerst wollte sie die dumme spielen und abwarten. „Hm komisch. Die Sekretärin sagte, dass Sie gestern bei ihm waren und dass sie einen Schuss gehört hätte. Danach wären Sie schnell davon gelaufen!“, erklärte die Glatze und nun schaltete sich sein Kollege, die Bohnenstange ein. „Mit dieser Waffe, in der Hand!“ Mit diesen Worten holte er eine durchsichtige Tüte hervor, in der der Revolver war. Erin schnappte nach Luft. Seit wann hatte sie den denn verloren? Fieberhaft versuchte sie nach einer Lösung auf dieser Frage zu finden. Versuchte sich zurück zu erinnern, wann sie die Waffe zuletzt in der Hand hatte. Und es fiel ihr wieder ein. Sie hatte die Waffe im Kellergewölbe liegen lassen. „Verflucht!“, dachte sie. „Wie konnte ich nur so dumm sein?“ „ Das ist doch Ihre Waffe, oder?“ „Sag jetzt nichts Falsches!“, ermahnte sie sich und schüttelte den Kopf. „Nein!“ „Und wieso sind dann Ihre Fingerbadrücke auf der Waffe?“, fragte die Bohnenstange und lehnte sich nach vorne. Erin sagte nichts, sondern schaute runter. „Ich habe Ihnen eine Frage gestellt?“ „Was weiß ich...keine Ahnung!“ „Nicht sehr Aussagekräftig, wenn Sie mich fragen!“, sagte der Dünne. „Es ist aber so. Ich habe diesen Mann nicht erschossen. Diese Frau lügt!“ Hinter dem Spiegel lief das Tonband und zeichnete alles auf. Ein anderer Polizist stand da und hatte die Sekretärin neben sich. Eine Weile hatten sie nur zugehört. Dann deutete der Polizist auf Erin. „Und Sie sind sich sicher, dass es diese Frau war?“, fragte er. „Ja, ich erinnere mich ganz genau an sie. Erst dachte ich mir nichts dabei, aber nun...mache ich mir Vorwürfe, dass ich sie nicht weggeschickt habe!“, sagte die Frau und tupfte sich mit einem Tuch die Augen ab. „Ich mache mir solche Vorwürfe!“ Der Polizist legte ihr die Hand auf die Schulter. „Das müssen Sie nicht. Sie konnten ja nicht ahnen, was das für eine Frau ist!“ „Na gut ich sehe, dass Wir nicht so weiterkommen. Haben Sie ein Alibi. Können Sie beweisen, dass Sie nicht dort waren!“, sagte der dicke nun wieder und Erin biss sich auf die Unterlippe. Es gab zwar jemanden, der sie decken konnte, aber sicher würde das nicht viel helfen. Immerhin wusste Chris, dass sie unterwegs war und was sie angestellt hatte, wusste er nicht. „Hm ja und nein. Mein Freund kann sagen, dass ich bei ihm war, aber auch das ich weg war. Für eine kurze Zeit!“ „Wie heißt denn Ihr Freund?“ „Chris Adea!“ „Oh, so ein Zufall. Sie sind mit unserem Kollegen liiert?“ „Nennen Sie es Zufall? Ich nenne es Beziehung!“ „Wir haben Monsieur Adea schon gefragt und er hat ausgesagt, dass Sie tatsächlich weg waren. Und zwar ziemlich lange!“ „Was soll das, hä?“, fuhr sie die beiden an. „Ich habe diesen Mann weder erschossen, noch hat mich diese Vogelscheuche von Sekretärin gesehen. Weil sie nicht da war!“ „Und was ist mit Louis de Chagny?“, fragte nun wieder der dicke Beamte. „Was?“, fragte er Erin und runzelte die Stirn. Was hatte das nun damit zu tun? „Haben Sie ihn auch nicht umgebracht?“ „Natürlich nicht!“, empörte sich Erin und fragte sich langsam, was hier für ein perfides Spiel gespielt wird. „Und wieso sind dann in seiner Brust und der, von seiner Haushälterin, die gleichen Kugeln zu finden, wie beim Direktor?“, hackte der dünne Kollege und lehnte sich nachvorne. „Was weiß ich!“ So langsam dämmert es ihr, was das hier soll. „Wollen Sie damit sagen, dass ich ihn auch noch erschossen haben soll?“ „Das nicht. Aber da Sie schon mal davon sprechen. Und außerdem hat man Sie gesehen, nachdem das Anwesen durch eine defekte Gasleitung hochging!“ „Defekte Gasleitung!“, fauchte sie verächtlich und schüttelte den Kopf. „Wollen Sie sagen, dass es nicht so war?“ „Ja, es war ein Streichholz, das die Explosion auslöste. Ich habe es gesehen. Beinahe wäre ich auch drauf gegangen!“ „Sie geben also zu, dass Sie dort waren?“ „Ja, verdammt. Aber den Mann habe ich nicht erschossen. Genauso wenig die Haushälterin, noch den Direktor!“ „Was Sie nicht haben, werden wir noch rausfinden. Solange bleiben Sie hier!“, sagte der dünne Beamte nun wieder und lehnte an der Wand. Erin schrie auf. „Nein, ich bin Unschuldig!“ „Bleiben Sie ruhig. Je mehr Sie sich aufregen, desto verdächtiger machen Sie sich!“, befahl ihr der Dünne kalt und machte eine dementsprechende Handbewegung. Erin kochte innerlich. Das sie beschuldigt wurde, jemanden getötet zu haben, war sie gewohnt, aber dass sie nun beschuldigt wird, nichts getan zu haben, machte sie dennoch wütend. „Erwarten Sie etwa, dass ich die Hände in den Schoss lege und brav warte, bis der wahre Mörder auftaucht?“, tobte sie und schaute beide finster an. Der Dicke, mit der Glatze schüttelte den Kopf. „Nein, wir erwarten, dass Sie endlich gestehen. Wenn Sie zugeben, dass Sie den Mann erschossen haben, dann wirkt sich das milde auf ihr Urteil aus!“ Das brachte das Fass zum überlaufen und Erin schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. „Ich habe nichts zugestehen, weil ich diesen Mann nicht erschossen habe!“, rief sie wütend und sprang auf. „Setzen Sie sich wieder!“ „Den Teufel werde ich tun!“ So ging es eine Weile weiter, ehe der Beamte seinen Kollegen aufforderte, ihr Handschellen anzulegen und sie abzuführen. Natürlich wehrte sich Erin und beschimpfte diese Idioten wüst. Als sie auf den Gang traten und Erin zwischen nachvorne schoben, kamen sie an einem weiteren Polizisten vorbei, der in Begleitung einer Frau war. Erin erkannte sie sofort. Es war die Sekretärin, die angeblich gesehen und gehört haben wollte, wie Erin den Direktor erschossen haben sollte. Die Frau wich etwas zurück, als sie an ihnen vorbei kamen und Erin ihr einen wütenden Blick zuwarf. Doch als sie schon an ihr vorbeiliefen, sah Erin wie in einem Auge der Frau etwas aufblitzte. Ein gelber, kaum wahrnehmbarer Farbton und kurz zuckte ein böses Grinsen um den Mund der Sekretärin. Dennoch konnte Erin das all zugut erkennen und sie keuchte. „Du!“, keifte sie und drehte sich im Griff der Beamten herum. „Du mieses Drecksstück!“, schrie sie und wehrte sich, als die Beamten sie weiterwegschleiften. „Ich krieg dich...und dann bist du dran. Ich werde dir eine Kugel in deinen verdammten Schädel jagen!“ „Nichts werden Sie...!“, sagte der Dünne und die beiden schleiften sie weiter. Bis sie eine Tür erreichten, die ein anderer Kollege aufschloss und ein kleiner Raum zum Vorschein kam. Grob stieß man sie in die kleine Zelle und warf die Tür sogleich ins Schloss. Erin warf sich gegen die Tür und hämmerte wütend dagegen. „Sie war es. Sie hat den Mann getötet...macht die verdammte Tür auf, dann zeige ich euch den wahren Mörder. Macht auf, macht auf!“ 5 Tage später Die Zeit schien sich wie Gummi zuziehen und Erin hatte das Gefühl, nicht eine Woche sondern einen Monat hier in dieser Zelle zu sitzen. Sie machte sich Sorgen, um ihren Wolf Rafael. Was wohl mit ihm passiert war? Seit sie hier in U-Haft saß, hatte sie ihn nicht zu Gesicht bekommen und sie mochte sich nicht vorstellen, was man mit ihm gemacht hatte. Ein Schauer rann ihr über den Rücken und sie rief sich in Gedanken, dass Chris sicher alles tun würde, um sie hier raus zu holen. Chris! Sie vermisste ihn und fragte sich, was er wohl machte. Ob er enttäuscht war, dass sie angeblich einen Menschen erschossen hatte? Oder würde er alles tun, um ihre Unschuld zu beweisen? In diesem Moment ging die Tür auf und Chris trat ein. Erin keuchte erleichtert auf und warf sich ihm entgegen. „Chris, Gott sei Dank!“, sagte sie und wollte ihn umarmen. Doch Chris drückte sie weg und schaute sie ernst an. „Kommen Sie allein zurecht, Monsieur?“, fragte ein Polizist und Chris nickte. „Ja, seien Sie unbesorgt. Ich werde schon Bescheid geben, sollte sie Ärger machen!“, sagte Chris kühl und der Polizist nickte. Dann schloss er die Tür. Erin sah ihn für einen kurzen Moment an, dann senkte sie den Kopf und setzte sich auf die unbequeme Liege. Sie legte die Hände in den Schoss und biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß, wieso du hier bist!“, sagte sie leise und schmerzvoll. „Du willst wissen, ob ich es wirklich war?“ Chris sagte nichts, sondern blieb stehen und schaute sie nur an. Es hatte ihn schwer erschüttert, dass man sie verdächtigt einen Mord begangen zu haben. Und auch wenn er alles getan hätte, Sie zu entlasten, musste er dennoch als Polizist denken. Sehr schwer ihm das auch fiel. „Erin, es gibt nur eine Sache, die ich wissen will. Hast du den Mann erschossen, oder nicht?“, fragte er und machte endlich einen Schritt auf ihr zu. Er kniete sich vor ihr hin und ergriff ihre Hände. Erin blickte hoch und sie sah ihm ins Gesicht. In seinen Augen flimmerte schwache Hoffnung und Erin wünschte sich, dass sie seine Hoffnung nicht zu nicht machen würde. Doch das ließ sich leider nicht vermeiden. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht...aber...!“ Chris drückte ihre Hände. „Aber was...Erin, bitte. Wenn ich dir helfen soll, musst du mir alles erzählen. Du hast mir doch versprochen, keine Geheimnisse mehr vor mir zu haben!“, fuhr er weiter fort und strich ihr nun über die Arme. Sie bekam eine Gänsehaut und sie schloss wieder die Augen. „Ich kann es dir nicht sagen. Du würdest mir niemals glauben!“, sagte sie gepresst und schaute wieder zu Boden. „Das hast du schon mal gesagt, trotzdem habe ich dir geglaubt!“, erwiderte er ernst und legte ihr die Hand an die Wange. Sie fühlte sich kalt unter seiner warmen Hand und er fragte sich, was in ihr vorging, wenn sie ihm nicht alles sagen wollte. „Aber dieses Mal ist es was ganz anderes!“, sagte sie leise und in ihrem Kopf schallte ein Wort. Lügnerin! Chris sah sie für einen kurzen Moment an und seine Lippen pressten sich aufeinander. Er schien ihre letzten Gedanken gelesen zu haben und er erhob sich wieder. Er seufzte. „Also gut!“, sagte er und wandte sich zu gehen. Doch Erin hielt ihn zurück und ergriff ihm am Arm. „Warte!“, rief sie und Chris drehte sich zu ihr herum. Er blickte sie nur an und Erin schrak etwas zurück. Noch nie hatte er sie so kalt angesehen. „Ja?“, fragte er tonlos und sie löste den Griff. „Was...was ist mit Rafael?“, fragte sie. „Geht es ihm gut?“ „Ja, er ist in einem Heim. Solange du hier bist. Ich habe den Kollegen erklärt, dass er sich nur schützen wollte und das er harmlos ist!“ Erin lächelte etwas erleichtert. Auch wenn es ihr nicht gefiel, ihn in einem Heim zu wissen, war das noch besser als gar nichts. „Danke, Chris. Und...es tut mir leid!“ Chris sagte nichts, sondern sah sie einfach nur an. Noch kurz schauten sie sich so an, dann wandte er sich zu gehen und ließ sie allein. Erin blickte die Tür, die sich vor ihr und hinter ihm geschlossen hatte lange an und sie glaubte, ihr Herz würde von einer Eisenklaue umklammert werden. Tränen stiegen ihr in die Augen und die Wut und die Verzweiflung, die sich in ihr breitgemacht hatte, brach aus ihr heraus. „Verdammt!“, schrie sie und schlug mit der Faust gegen die Wand. Dann taumelte sie zurück und ließ sich aufs Bett fallen. Immer mehr Tränen flossen ihr über die Wangen und sie warf sich nieder. Sie versank so sehr in ihre Trauer und Verzweiflung, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass ihre Faust einen beachtlichen Abdruck in der Wand hinterlassen hatte. Chris ließ sich in seinen Stuhl fallen und legte das Gesicht in die Hände. Er wusste nicht, was er tun sollte. Einerseits wollte er ihr helfen und ihr glauben, aber anderseits musste er seinem Beruf nachgehen und alles in Erfahrung bringen, was mit dem Mord zu tun hat. „Und was wenn sie es doch war?“, fragte er sich und ihm wurde etwas flau im Bauch. Einer seiner Kollegen kam zu ihm und grinste etwas. „Ziemlich gefährlich, deine Kleine!“, sagte er. „Ich hoffe du kannst mit ihr umgehen!“ „Noch so einen dummen Spruch von die Lombert, und ich erzähle den anderen was du in deiner Freizeit machst!“, drohte Chris und sah seinen Kollegen finster an. Dieser sagte nichts, sondern machte, dass er wegkam und ließ ihn allein. Doch leider war Chris nicht lange allein, da sein Chef zu ihm kam und ihn ernst ansah. „Sie sind also mit der Verdächtigen befreundet?“, begann er und Chris ahnte schon, worauf er hinaus wollte. „Hören Sie, ich weiß, was Sie damit jetzt andeuten wollen, aber ich versichere Ihnen, dass ich nicht die Absicht habe, sie zu decken. Ich will zumindest alle Zweifel aus der Welt schaffen!“, sagte er und machte eine wegwischende Handbewegung. „Hm, das will ich für Sie hoffen, Monsieur Adea!“, sagte der Mann und ging. Chris sank tiefer in den Stuhl und wischte sich über das Gesicht. „Was mach ich bloß?“, fragte er sich. Es war Nacht. Das Polizeirevier lag still da und Erin lag wach auf ihrer Liege und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Nachdem Chris gegangen und man sie immer wieder verhört hatte, hatte sie es aufgegeben, irgendwas zusagen. Man würde ihr eh wieso niemals glauben. Ein Gefühl Wut hatte sie gepackt und sie ärgerte sich immer noch, über diese Dummheit, dieser Leute. Aber auch über sich selbst. Wieso war sie so nachlässig gewesen und hatte den Revolver einfach daliegen lassen. „Oh Erin, du bringst Dinge fertig, die niemand sonst schafft!“, dachte sie sich und rollte sich auf die Seite. Sie schloss die Augen und wollte etwas schlafen, als sie plötzlich etwas hörte. Es kam von draußen und es klackte. Vorsichtig schaute sie nach hinten und sah. Wie langsam die Klinke der Tür runter gedrückt wurde. Erin stand leise auf und schlich sich zur Tür. Dann stellte sie sich daneben und wartete, bis der späte Besucher eintrat. Ein Schatten erschien im Türrahmen und er kam rein. Erin wartete noch, bis er ihr mit dem Rücken zur ihr stand. Und als sie sich sicher war, dass er sie nicht bemerkt hatte, schlang sie ihm ihren Arm um den Hals und drehte ihm den rechten Arm auf den Rücken. Der Fremde schnappte überrascht nach Luft. „Wer sind Sie?“, fragte Erin und drückte den Arm fester an den Hals ihres Gefangenen. „Hören Sie...ich...ich gekommen, um Ihnen zu helfen. Ich will Sie hier rausholen!“, krächzte der Unbekannte und Erin runzelte die Stirn. „Mich hier rausholen?“, fragte sie skeptisch und lockerte etwas den Griff. „J-ja... Gregor...er...er weiß Bescheid, dass ich nach Ihnen suche!“ Sofort verstärkte Erin den Griff wieder. Konnte es sich hierbei um den anderen Dämon handeln, der nach ihr suchte? „Woher soll ich wissen, dass Sie mich nicht verarschen!“, knurrte sie. „Sie können mir vertrauen. Ich bin hier, um Sie hier rauszuholen!“, sagte der Fremde. Erin glaubte ihm jedoch nicht. Immerhin konnte es jeder sagen, dass man ihr helfen will und dass sie ihm vertrauen konnte. Minuten lang blieb sie so stehen und schaute ihn an. In ihrem Kopf waren viele Fragen. Einige davon betrafen ihn. Wieso wollte er ihr helfen? Woher kannte er überhaupt Kardinal Gregor? Und konnte sie ihm wirklich trauen? Der Fremde, musste gemerkt haben, dass sie ihm nicht so recht glaubte, als pfiff er und Erin drückte fester zu. Da kam ein weiterer Schatten und ein leises Winseln war zu hören. „Was?“, fragte sie und schaute runter. Neben sich saß Rafael auf den Boden und schaute sie mit großen Hundeaugen. „Rafael!“ Der Wolfshund bellte und wedelte mit dem Schwanz. „Glauben Sie mir nun!“, sagte der Fremde und klang dabei mehr als nach Atemringend. Erin ließ ihn los, ohne ihn jedoch nicht aus den Augen zulassen. Sie streichelte dem Wolf den Kopf und er leckte ihr übers Gesicht. Erin lächelte und umarmte ihn. „Rafael, mein süßer!“ „Wir müssen uns beeilen. Ich bin mir sicher, dass man bald die aufgebrochene Tür sehen und die Polizei alarmieren wird!“, sagte der Fremde und Erin nickte. Fürs erste, würde sie ihm vertrauen. Sie verließen das Polizeipräsidium und liefen auf einen schwarzen Wagen zu. Erin schaute sich das Auto genau an. nachtschwarz und nicht besonders auffällig. Aber was ihr auffiel war, dass die Scheiben schwarz getönt waren. Sie blickte den Mann etwas misstrauisch an. „Nur damit wir nicht gesehen werden!“, sagte er. Er holte den Schlüssel hervor und schloss auf. Der Mann setzte sich an Steuer, während Erin sich auf den Beifahrersitz setzte und Rafael sich auf der Rückbank breitmachte. Erin schloss die Tür und gurtete sich an. Immer wieder schaute sie den Mann an und ihre Misstrauen wurde nicht geringer, als er die Tür abschloss. Sie schaute ihn lauernd an und der Fremde spürte ihren Blick. „Ich versichere Ihnen, dass sie mir trauen können!“, sagte er. „Und wieso schließen Sie ab?“, fragte sie ihn und ihre Stimme war eisig. „Um zu verhindern, dass Sie es sich anders überlegen!“, erwiderte er und steckte den Schlüssel ins Schloss. Erin sagte nichts, sondern schaute ihn nur an und hoffte insgeheim, dass sie keinen Fehler gemacht hat. Der Wagen rollte durch die Straßen Paris und Erin blickte nun hinaus. Sie fragte sich, was wohl Chris denken würde, wenn er morgens zur Arbeit kommt und sie nicht mehr da ist. Ob er nun auch denken würde, dass sie etwas damit zu tun und er sich die ganze Zeit in ihr getäuscht hatte? Beide Vorstellungen erschienen ihr unerträglich und sie versuchte diese so schnell wie möglich aus ihrem Kopf zubekommen. „Chris vertraut mir, genauso wie ich ihm. Er würde niemals so denken, wie die anderen!“ Ach, wirklich nicht. Immerhin will er die schwarze Bestie verhaften und du bist die schwarze Bestie! Erin verzog das Gesicht und sie wischte sich über die Augen. Ihr Herz krampfte sich zusammen und sie holte zittrig Luft. Der Mann schaute zu ihr und sein Gesicht zeigte so etwas wie Mitleid. „Sie denken wohl an Ihren Freund?“, fragte er und bog ab. Erin nickte nur. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie denken, er würde Sie nun auch verdächtigen!“ „Woher wissen Sie das?“, fragte sie und klang wieder eisig. „Ich kann in manche Menschen hineinsehen!“, erklärte er. „Auch in mich?“ „Ja!“ „Wer sind Sie zum Teufel?“, sagte sie und schaute ihn gefährlich an. Es gefiel ihr gar nicht, dass ein Mensch, den sie nicht kannte, so gut über sie Bescheid wusste. Geschweige denn in sie hinein schauen konnte. Der Fremde lächelte. „Ich dachte, die Leute Gottes fluchen nicht. Oder dürfen nicht fluchen!“, sagte er und lenkte den Wagen auf die Autobahn. „Ich bin aber nicht so. Ich trinke, ich rauche, ich habe unanständige Gedanken und ich prügel mich gerne!“ Der Fremde lachte. „Dass Sie trinken und sich gerne prügeln, glaube ich Ihnen gerne. Aber die anderen Sachen. Naja...!“, dabei machte er eine vielsagende Handbewegung und Erin verzog das Gesicht. „Glauben Sie doch, was Sie wollen!“, murrte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute wieder aus dem Fenster. Sie merkte, wie müde sie war und ehe sie sich dagegen wehren konnte, schlief sie auch ein. Der Mann schaute sie kurz an und lächelte. „Ganz wie Erik!“, dachte er sich und fuhr weiter. Richtung Italien. Ramona kochte vor Wut. Sie hatte beobachtet, wie der Mann Erin aus der Wache holte und sie in ein Auto steckte. Eigentlich war das nicht geplant gewesen. Sie sollte eigentlich in der Zelle schmorren und solange wie möglich drin bleiben, bis Chris überzeugt ist, sie wäre die Täterin und sie fallen lässt. Aber nun scheint sich das nicht mehr zu bewerkstelligen. „Verdammte Scheiße!“, fluchte sie. „Wieso so mies drauf. Es läuft doch alles nach Plan!“, sagte plötzlich eine weibliche Stimme und Ramona drehte sich um. Im Halbschatten sah sie die Frau, mit der Schlange. Sie lehnte lässig an der Wand und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Alles nach Plan!“, keifte Ramona und ballte die Fäuste. „Das Miststück ist frei und wird sicher dem ganzen auf die Spur gehen!“ „Umso besser!“, erwiderte ihre Partnerin und Ramona schnappte nach Luft. „Was, wieso umso besser. Wenn sie herausfindet, dass wir das alles in die Schuhe geschoben haben, dann sind wir dran. Dann bin ich dran!“, sagte Ramona panisch. „Komm wieder runter, Blondie. Die kleine Wolfschlampe wird gar nichts. Und das sie weg ist, ist auch nicht schlimm. So kann ich immerhin das Spiel etwas weitertreiben. Und du kannst dir deinen Ex vorknöpfen!“, sagte die Frau und die Schlange, die an ihrem klebte, zischte. Ramona wich zurück. „Und wie?“, fragte sie und die Frau säuselte:„ Lass dir was einfallen!“ Dann war sie verschwunden und Ramona war allein. Kapitel 16: Zerissenes Herz! ---------------------------- „Was soll das heißen, sie ist weg?“, tobte der Polizeidirektor und schlug mit der Faust auf die Tischplatte. Chris, der im Büro stand, runzelte die Stirn und sah seinen Kollegen an, dem alles andere als wohl zumute war. „Naja sie ist nicht mehr in ihrer Zelle!“, sagte er und trat von einem Fuß auf den anderen. „Wie bitte?“, fragte der Direktor und stand nun auf. „Wie konnte das passieren?“ der Beamte hob die Schultern. „Ich weiß es nicht. Sie muss etwas dabei gehabt haben, um die Tür zu öffnen!“, erklärte er. „Man hat sie durchsucht. Außer der Waffe, hatte sie nichts dabei!“, schrie er weiter und sein Blick glitt nun zu Chris. „Haben Sie ihr vielleicht etwas gegeben?“, fragte er und Chris schaute ihn ungläubig an. „Bitte?“, fragte er und sah seinen Chef erschrocken an. „Haben Sie ihr eventuell bei der Flucht geholfen?“ „Nein, wie hätte ich denn das schaffen können. Ich hatte weder den Schlüssen nachmachen lassen, noch habe ich ihr einen Dietrich gegeben. Wie denn auch, ich wurde vorher abgesucht!“ Den letzten Satz sagte er so, als habe man ihm selbst wie einen Schwerverbrecher behandelt und er schaute zu seinem Kollegen, dem immer unwohler wurde. „Das war nötig, da Sie mit der Tatverdächtigen liiert sind!“, erklärte sein Chef und lehnte sich im Stuhl zurück. Chris ballte die Fäuste und merkte, wie die Wut in ihm hochstieg. Auch wenn er sein Chef war, konnte er trotzdem nicht so mit ihm sprechen. Immerhin wusste er, dass Chris einer seiner fähigsten Angestellten war und dass er sich auf ihn verlassen konnte. das er nun glaubte, er habe Erin zur Flucht verholfen grenzte schon bei ihm an Rufmord. „Nur weil ich mit ihr eng befreundet bin, soll ich sie gleich freigelassen haben?“, fragte er wütend. „Sie wissen doch, dass mir sowas nicht liegt. Egal, wie sehr sie mir am Herzen liegt!“ „Natürlich weiß ich das, aber das war nun mal reine Vorsichtsmaßnahme!“, sagte der Polizeidirektor beschwichtigend und machte eine abwinkende Handbewegung. „Tse!“, gab Chris nur von sich und schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht fassen, wie sein Chef ihn, nach all den Jahren behandelte. „Wie auch immer. Sie werden diesen Fall nicht übernehmen. Sie sind von dem Fall entzogen und auch von dem, der schwarzen Bestie!“ „Was!?“ „Sie haben keine Spur mehr. Sie haben Sie verloren. Und außerdem könnten Sie die Verdächtige ja informieren, was unsere Ermittlungen ergeben und warnen. Deswegen will ich, dass ein anderer den Fall übernimmt!“, erklärte der Mann und Chris Gesicht wurde empört. „Hören Sie, nur weil ich Ihre Spur verloren habe, können Sie mir doch nicht den Fall entziehen!“, sagte er laut. „Doch, das kann ich. Das Sie Ihre Spur verloren haben, ist unverzeihlich. Sicher mordet dieses Biest weiter und ich will nicht wissen, was diese Fritzen von der Persse in ihrem Schmutzblatt reinschreiben. Die Leute lachen schon über uns, weil wir dieses Miststück noch nicht gefangen haben. Man denkt, wir wären Stümper. Sie denken...!“, wollte der Polizeichef gerade weiterjammern, als Chris ihm grob ins Wort fiel. „Ich verstehe, was Sie meinen. Aber trotzdem...Der Fall der schwarzen Bestie, ist mein Fall!“ „Jetzt nicht mehr. Monsieur Lombert...würden Sie bitte den Kollegen rausbegleiten?“, fragte er dann und der Kollege nickte. Chris wehrte sich schroff, als dieser ihn am Arm ergriff und ihn rausbugsieren wollte. „Ich kann schon alleine gehen!“, sagte er wütend und verließ das Büro. Erin erwachte in einem kleinen Hotelzimmer. Das Sonnenlicht drang durch die schmalen Schlitze des Rollladens nur dürftig hinein. In der Luft hing eine Schwüle, die einen normalen Menschen nicht schlafen lassen ließ. Doch Erin schlief tief und fest. Seit sie aus dem Polizeipräsidium entkommen ist, war sie im Autositz eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Ihr Retter, saß im Sessel und schlief ebenfalls. Nachdem sie Paris hinter sich gelassen hatten, hatten sie sich unter falschem Namen ein Hotel gemietet, um etwas zurasten. Doch im Gegensatz zu Erin, schlief er nicht, sondern schaute sie einfach nur und schien in Gedanken versunken zu sein. Sie drehten sich hauptsächlich um Erin. Nie hätte er gedacht, dass die Wiedergeburt des Phantoms so eine Schönheit sein konnte. und was in ihr wirklich schlummerte. Er verzog etwas die Mundwinkel zu einem ironischen Grinsen. „Da passt das Sprichwort “Außen hui, innen pfui“ doch wirklich ganz gut!“, dachte er sich. Erin nuschelte etwas und rekelte sich in dem kleinen Bett. „Chris...glaub mir...ich war das nicht!“ Das Gesicht ihres Begleiters wurde niedergeschlagen. Er konnte sich gut vorstellen, wie nun die Polizisten und ihr Freund reagiert hatten, als sie bemerkten, dass sie nicht mehr da war. Und er seufzte schwer. „Sicher werden nun die Polizisten noch mehr nach ihr suchen!“ Da erwachte sie und richtete sich müde auf. „Uhh, mein Kopf!“, jammerte sie und hielt sich ihren Schädel. Der Mann lächelte. „Na, ausgeschlafen?“, fragte er und Erin ruckte herum. Sie sah den Mann erst erschrocken, doch dann mit dem gewohnten Argwohn an. „Einigermassen!“, sagte sie und schüttelte sich. ihre Haare standen in allen Richtungen ab. Sie sah aus, wie ein ungepflegter Hund. Der Mann lachte über dieses Bild. „Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte sie und zog die Knie an. Sie strich sich durch das Haar, versuchte es einigermaßen wieder zurichten. Den anderen Arm legte sie lässig auf ihr linkes Knie. Während ihr rechter Arm, auf dem rechten Knie ruhte und immer noch durch die verknoteten Haare fuhr. „Außerhalb von Frankreich!“, erklärte er. Erin runzelte die Stirn. „So schnell?“, fragte sie ihn und der Mann nickte. „Wer sind Sie überhaupt?“ „Wieso wollen Sie das wissen?“ „Ich bin eben misstrauisch, was Fremde angeht, die mich retten!“, sagte sie lauernd. Der Mann lachte. „Das kann ich verstehen. Sie trauen niemandem. Das ist Ihr gutes Recht. Immerhin haben Sie einen gewissen Ruf, in der Öffentlichkeit!“ „Sie wissen also, wer ich bin?“, fragte sie und der Mann nickte. „Ihr Name ist Erin. Sie sind die beste Agentin des Vatikans. Allerdings sind Ihre Vorgehensweisen, was die Dämonenjagd angeht, ziemlich ungewöhnlich!“, erklärte er und lehnte sich im Sessel zurück. Erin hob die Brauen. „Sie wissen wirklich, wer ich bin!“, sagte Erin trocken. „Da ich weiß, was Sie über mich wissen. Wäre es doch nur fair, wenn Sie mir sagen, wer Sie sind!“ Wieder lachte der Mann und nickte. „Ja. Gut. Ich sehe, Sie sind jemand, der auf Gleichberechtigung aus ist!“ „Das nicht, nur es ist mir nicht recht, wenn jemand über mich Bescheid weiß, und ich nicht über ihn!“, erwiderte Erin gelassen und beugte sich etwas vor. Erneut lachte er. „Verstehe. Mein Name ist Nadir Daroga. Ich komme aus Persien und bin schon langem auf der Suche nach Ihnen!“, sagte er und Erin hob die Brauen. „Persien?“ Daroga nickte. „Ja, ich war auf der Suche nach Ihnen, da ich glaube, Sie seien in Gefahr!“ „Bitte?“ „Lassen Sie mich erst ausreden. Erin. Es gibt jemanden, der Ihnen an den Kragen will und ich befürchte, dass Sie ohne meine Hilfe es nicht überleben werden!“ „Ich habe bisher wunderbar auf mich aufgepasst und immer alleine gearbeitet. Und Viola...ich lebe noch!“, sagte sie und breitete die Arme aus. Daroga lachte erneut. „Ohne Frage. Sie wissen, wie man sich gegen die dunklen Mächte verteidigt. Aber leider ist Ihr jetziger Gegner eine Nummer größer. Wenn nicht sogar zwei Nummern!“ Nun blickte er sie ernst an und Erin konnte ihm deutlich ansehen, dass er das auch so meinte. „Wissen Sie, wer es genau ist?“, fragte sie ebenso ernst. Doch Daroga schüttelte den Kopf. „Nein. Ich weiß nur, dass es sich hierbei um die zweite Botin des Teufels handelt!“ „Botin des Teufels?“, wiederholte Erin und der Perser nickte. „Ja, sie steht im Zeichen der Schlange. Dem kriechenden Bösen. Und...ist wie gesagt, die zweite Botin!“ „Die Zweite. Wer ist denn die Erste?“ Nadir Daroga antwortete nicht sofort, sondern schaute auf den mit Holz belegten Boden und faltete die Hände im Schoss zusammen. Erin sah ihn nur an und wartete etwas angespannt auf die Antwort. Doch je länger er sie warten ließ, desto unsicherer wurde sie sich und fragte sich ehrlich, ob sie die Antwort hören wollte. Es dauerte ewig, bis Nadir Daroga den Kopf wieder hob und sie festansah. „Darüber kann ich dir genauso wenig sagen, wie über die Schlangenfrau. So heißt die zweite Botin nämlich in der Hölle. Aber ich weiß, dass die erste im Zeichen des Wolfes steht. Dem lauerndem Unheil!“ Erin starrte den Perser mit offenem Mund an. Sie konnte nicht glauben, was er da ihr gerade gesagt hatte. Im Zeichen des Wolfes, dem lauerndem Unheil? Ein dumpfer Gedanken wurde in ihr geweckt. Doch diesen wollte sie nicht weiterdenken, sondern drängte ihn in den hintersten Teil ihres Verstandes. Dennoch blieb ein leises Flüstern. Nein, das konnte doch nur ein Witz sein. Sie schüttelte den Kopf. „Sie denken ich sei das?“, fragte sie entsetzt und bemerkte, wie kratzig ihre Stimme klang. Daroga sagte nichts. Stattdessen bildeten sich auf seiner Stirn tiefe Furchen. „Nun, Sie haben einen Wolf, als Beschützer. Die Schlangenfrau wiederum hat eine weisse Schlange bei sich!“, sagte Nadir grübelnd und deutete dabei auf Rafael, die die Ohren spitze und etwas knurrte. Erin lächelte. „Nur weil ich einen Wolf bei mir habe, soll ich gleich die rechte Hand des Teufels sein?“, fragte sie nun wieder trocken und Daroga schüttelte den Kopf. „Nicht die rechte Hand, sondern nur der Stellvertreter!“ „Wie auch immer. Ich bin im Vatikan praktisch aufgewachsen und auch wenn ich nicht wie ein Nonne lebe, bin ich dennoch nicht ein Werkzeug Satans!“, trotzte sie. Nadir lachte herzhaft. „Das habe ich ja auch nicht gesagt!“, erwiderte er und wurde erneut ernst. „Tatsache ist aber, dass die Schlangenfrau hinter Ihnen her ist!“ „Und wieso?“ „Weil Sie der Hölle mächtig Ärger machen, wenn ich das mal so sagen darf!“ „Das ist mein Job!“ „Ja, ich weiß. Aber Satan hat es nicht gern, wenn sein bestes Pferd rebellisch wird!“ Erin hob die Brauen und sah ihn nun an, als hätte er den Verstand verloren. „Wie bitte?“ „Lassen Sie mich erklären. Die Boten des Teufels sind so etwas wie die Herren für die Drecksarbeit. Sie sorgen auf Erden für Unheil und Chaos!“, erklärte er knapp und Erins Unglauben wuchs und wuchs. „Soll das ein Witz sein?“, fragte sie wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. „Absolut nicht!“, antwortete der Perser. „Sie erwarten, dass ich Ihnen diesen Schund abkaufe?“ „Entweder das oder Sie werden schneller vom Blitz getroffen, als es Ihnen lieb ist. Im wahrsten Sinne des Wortes!“ „Vom Blitz getroffen...im wahrsten Sinne des Wortes. Was soll das. Kann dieser Schlangenfrau Blitze schießen?“ „Wenn was ich Ja sage?“, fragte Daroga. „Dann erkläre ich Sie für Geisteskrank!“, sagte Erin und zeigte ihm den Vogel. „Und das sagt jemand, der hinter Dämonen her ist!“, sagte er grinsend. Erin verzog kurz angesäuert das Gesicht. Auch wenn es ihr nicht passte, hatte er Recht. Sie war kein bisschen besser. Sie jagte Dämonen. Kein Mensch auf Erden würde an sowas glauben. Früher vielleicht, im Mittelalter. Aber heute nicht mehr. Da die Menschheit alles, was mysteriös war, mit irgendwelchen Erklärungen aufdeckte, die zur Hälfte vollkommen unsinnig waren. Nur Sie und der Vatikans, mit seinen Exorzisten und Priestern, glaubten noch an die dunklen Mächte der Finsternis. Dabei musste sie an Chris denken und ihr Gesicht machte nun einen niedergeschlagenen Eindruck. Sie blickte zum Fenster und schloss die Augen. Chris Gesicht tauchte in ihrem Geist auf und sie verspürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. Sie vermisste ihn und sie war sich sicher, dass er auch sie vermisste, trotz allen Schwierigkeiten, den er nun durch sie haben wird. „Chris!“, flüsterte sie und seufzte schwer. „Er ist besser dran, ohne Sie!“, erklang die Stimme Darogas und riss sie aus ihren Gedanken. Sie drehte sich zu ihm herum und sah ihn finster an. „Wie können Sie sich da so sicher sein?“, fragte sie knurrend. „Weil er ebenfalls zur Zielscheibe wird, wenn sie nicht von ihm wegbleiben!“, erklärte der Perser sachlich. Erin sog scharf Luft ein. Sie hat schon lange daran gedacht, dass wer auch immer hinter ihr her ist, es auch auf Chris abgesehen hat. Sollte sie ihn zu nahe kommen. Am Anfang hatte sie versucht, ihm nicht nahe zu kommen. Sie wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Doch als sie anfing sich in ihn zu verlieben, war dies natürlich umso schwerer geworden. Und jetzt... Daroga schaute sie lange schweigend an. „Sie machen sich Sorgen um ihn?“, fragte er dann vorsichtig und Erin nickte. „Er denkt, ich sei abgehauen. Dass ich doch etwas mit dem Mord zu tun habe und...nun...!“ „Auf der Flucht bin!“, setzte er für sie ein, als sich Erins Kehle zusammen schnürte und sie kein Wort herausbrachte. Es machte sie fertig, dass Chris nun vielleicht so über sie dachte. Da sie ja nur zur Hälfte zu ihm ehrlich war. Und meist spät nachhause kam und sogar schwer verletzt war. Ein dicker Kloss bildete sich in ihrem Hals und sie merkte, wie ihr Magen anfing zu rebellieren. Wie auf ein Zeichen erhob sich Daroga und ging zu einem Tisch. Eine Schale mit Obst stand darauf und er reichte ihr einen saftigen Apfel. Erst als sie ihn in der Hand hielt, merkte sie, wie hungrig sie war und biss hinein. „Wir blieben noch zwei Tage, dann müssen wir weiter. Gregor nervt schon allmählich, was aus Ihnen geworden ist und wann wir endlich in Rom ankommen!“ Erin lächelte. Das war wiedermal typisch für Gregor. Wenn sie sich nicht sofort auf seine Anrufe meldete, dachte er gleich das schlimmste. „So ist eben mein Ziehvater!“, bemerkte sie und biss erneut hinein. Chris saß auf der Couch und schaute grimmig zur Decke. Noch immer konnte er es nicht fassen, dass man ihm den Fall der schwarzen Bestie entzogen hatte. Dieser Fall hatte bis jetzt sein Leben bestimmt. Er wollte diese Mörderin kriegen. Doch dieser Ignorant von Chef hat ihm dies weggenommen und nun würde sicher ein anderer, nicht halbwegs so guter Polizist den Ruhm ernten. Er konnte nur hoffen, dass es dem nächsten genauso ergeht, wie ihm, was das auf spüren der schwarzen Bestie angeht. Dabei musste er an Erin denken und die Sehnsucht, sie wiederzusehen traf ihn, wie ein heranrasender Güterwagen. Er fragte sich, wo sie gerade ist und ob sie wohlauf ist. Er ging in das Zimmer, welches sie bezogen hatte. Außer dem Bett, dem Schrank und dem kleinen Tisch war das Zimmer leer. Die Klamotten, die sie achtlos auf dem Boden hatte liegen lassen waren nicht mehr da und er vermisste irgendwie ihre Unordnung. Es war als würde ein Teil von ihm fehlen. Nur das schwarze Abendkleid, was er ihr gekauft hatte lag noch auf dem Bett. Fast so, als wollte es ihn daran erinnern, dass sie mal hier gewesen. Er lächelte verbittert und setzte sich auf das Bett. Nahm das Kleid in die Hand und befühlte den Stoff. Er war weich und er konnte noch deutlich die Wärme in dessen Stoff spüren. Vollkommen in Gedanken, die sich immer nur um Erin drehten, hob er den Stoff hoch und roch. Noch immer roch das Kleid nach ihr. Ein wilder Duft. Würzig und doch lieblich. Chris lächelte, als er sich vorstellte, wie sexy sich das Kleid an sie schmiegte und ihr Kurven hervorbrachte. Zugern hätte er sie wieder in diesem Kleid gesehen und grinste breit. Sobald er sie wiedersah, würde er es ihr geben. Und mit einem Male fühlte er wieder das Verlangen nach ihr und er fragte sich, wann er sie wieder sehen würde. Ein Klingeln ließ ihn aus den Gedanken reißen und er schaute zur Tür. Kurz war es wieder still. Doch dann klingelte es erneut und Chris stand auf. Wer auch immer da vor der Tür stand, er wollte ihn nicht sehen. Dafür war seine Laune zur sehr auf den Tiefpunkt. Er öffnete die Tür und hätte sie fast wieder zugeschlagen. Breitgrinsend und in einem verführerischen Sommerkleid, stand Ramona vor ihm und schaute ihn vielsagend an. „Überraschung!“, sagte sie und grinste noch breiter. Chris Laune sank noch tiefer. „Was willst du?“, fragte er. Sie war die letzte, die er sehen wollte. „Oh, begrüßt man so seine Freunde?“, sagte sie und machte eine Unschuldsmiene. „Wir sind keine Freunde. Wir sind nicht mal miteinander bekannt!“ „Falls du es vergessen hast, wir waren mal verlobt!“, erwiderte sie und legte allen Stolz in dieses eine Wort. „Wie du es schon sagtest, wir waren es!“, sagte er trocken und wollte schon die Tür schließen als Ramona die Tür mit der Hand zurückhielt und ihn ernst ansah. „Ich muss mit dir reden!“, sagte sie ernst. „Worüber?“ „Um deine kleine Freundin!“ „Hör zu!“, begann er und lehnte sich an der Tür an. Die andere Hand stemmte er in die Hüfte. „Ich bin es leid, deine Intrigen anzuhören und mir von dir sagen zulassen, was gut für mich ist und was nicht!“ Ramona sagte nichts darauf, sondern sah ihn nur an. Nach all den Jahren, indem sie zusammen waren, hatte sie immer das Gefühl gehabt, er würde ihr gehören und niemand würde ihn ihr wegnehmen. Dafür hatte sie gesorgt. Doch dann hatte er es mitbekommen und die Verlobung gelöst. Etwas, was sie ihm niemals verziehen hat und ihn am liebsten dafür die Augen auskratzen würde. Aber das würde nicht nötig sein. Immerhin hatte sie den perfekten Sündenbock gefunden. „Das ist keine Intrige. Ich will nur mit dir über sie reden!“, sagte sie. „Kann ich reinkommen?“ Chris schaute sie kurz von oben bis unten an. dachte ernsthaft darüber nach, ob er diese Schlange in seine Wohnung lassen soll. Ramona schien zu wissen, was er dachte und seufzte. „Du denkst wirklich, ich will dich gegen sie aufhetzen?“§ „Ach, das merkst du erst jetzt. Du warst es doch, der Erin nicht gerade freundlich behandelte!“, entgegnete er und Ramona schnalzte mit der Zunge. „Ich war eben ein wenig zickig. Außerdem war ich erschüttert, das du so schnell wieder ein Mädchen hattest!“ „Du meinst ein Mädchen aus den einfachen Kreisen!“ Ramona verzog das Gesicht. Schon wenn sie das hörte, juckte es sie überall. „J-Ja!“, würgte sie mühsam hervor und versuchte sich ihren Ärger in Bezug auf Erin nicht anmerken zulassen. Chris sagte nichts, sondern sah sie einfach nur an. „Kann ich nun endlich reinkommen?“ „Nein!“ „Wieso nicht?“ „Weil ich derzeit auf Gesellschafft getrost verzichten kann!“, sagte er bestimmend und schlug dann die Tür vor ihrer Nase zu. Zur gleichen Zeit: Erin saß im Auto und schaute aus dem getönten Fenster. Sie musste immer noch an das denken, was Nadir ihr gesagt hat. Sie soll eine der Botin Satans sein? Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein. Zumindest betete sie, dass es einer war. Als sie den Vatikan erreichten, spürte Erin ein Gefühl der Erleichterung und der Heimkehr. Endlich war sie wieder daheim und konnte es kaum erwarten sich zu duschen. Während sie auf langer fahrt waren, hatte Erin sich nicht richtig gewaschen und sie ekelte sich vor dem Gefühl von Schmutz. Gregor stand an der Seitentür und lächelte, als er sie aussteigen sah. „Erin, schön dich wohlbehandelten wiederzusehen!“, sagte er und breitete die Arme aus. Erin lächelte, umarmte ihren Ziehvater jedoch nicht. „Ich freue mich auch wieder hier zu sein, aber ich will jetzt erstmal duschen. Ich rieche wie ein Hund!“, sagte sie und Rafael stieß ein tiefes kehliges Knurren aus. Erin hob entschuldigend die Hände. „War nicht so gemeint, mein Süßer!“ Rafael bellte kurz auf und drehte beleidigt den Kopf weg. Das Wasser tat gut und Erin seufzte, als das Gefühl schmutzig zu sein, mit dem Wasser abgespült wurde und sie sich wieder frisch fühlte. Schnell schlüpfte sie in frische Klamotten. „Jetzt ein wenig schlafen!“ Da klopfte es an der Tür. „Erin!“, sagte Bruder Gilmore und sie drehte sich zu ihm herum. „ Gregor und der Perser möchten Sie sprechen!“ Gregor saß an seinem großen Mahagonischreibtisch und hatte die Hände unter seinem Kind verschränkt. Der Perser stand neben ihn, wie ein Leibwächter und seine Miene war ernst. Erin stand vor den beiden und schaute jeden abwechselnt an. „Also, Sie wollten mich sprechen!“, sagte sie, als das Schweigen unerträglich wurde. Gregor und Nadir tauschten kurz Blicke, ehe Kardinal Gregor wieder nachvorne schaute und nickte. „Ja, es geht um das, was in Paris geschehen ist. Nadir Daroga hat mir alles erzählt!“, sagte er und Erin verdrehte etwas die Auge. Sie konnte sich schon irgendwie denken, was er damit meinte. „Hören Sie, ich habe nichts mit dem Mord an dem Direktor zutun. Von dem des Grafen ganz zu schweigen!“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Das weiß ich, Erin!“, erwiderte er und hob beschwichtigend die Hände. „Ach was?“, gab sie ungläubig von sich und schaute ihn etwas verwirrt an. Eigentlich tobte er doch immer, wenn Menschen zu Schaden kamen, sobald sie etwas unternommen hatte oder gar etwas angerichtet hatte, was ihm nicht gefiel. Dass er jetzt so reagierte, machte sie ein wenig stutzig. „Nadir Daroga hat mir alles erzählt!“, berichtete er weiter und deutete mit einem Kopfnicken zu dem Perser. Erin sah ihn etwas mit zusammen genkniffen Augen an. „Ach, was hat er Ihnen noch erzählt?“, fragte sie finster. „Das du einem Dämon begegnet bist und er glaubte du seist dessen Wiedergeburt!“, erklärte der Kardinal und seine Miene wurde auf einmal ernst. „Und wenn ich mir so anhöre, was er zu berichten hat und was für Ähnlichkeiten du mit diesem Dämon hast dann...dann glaube ich das auch. So schwer es mir auch fällt!“ „Ohh, jetzt fangen Sie nicht auch noch an!“, stöhnte sie und breitete die Arme aus, als wolle sie um Gnade flehen. „Erin, das ist eine ernstzunehmende Sache. Wenn da was wirklich dran sein soll, müssen wir was dagegen unternehmen!“, sagte Gregor und erhob sich. „Was wollen Sie machen, mich in eine weißmagische Zelle sperren oder mir gleich eine geweihte Silberkugel zwischen die Augen jagen?“, fragte sie wütend und deutete mit dem Finger auf ihre Stirn. Kardinal Gregor schüttelte empört den Kopf. „Nein, wo denkst du hin. Wir werden dich zumindest bewachen lassen!“, sagte er und Erin schnappte nach Luft. Bewachen lassen? Geht’s noch! Sie hatte gut fünf Tage in einer Zelle verbracht und das war alles andere als angenehm. Und nun wollte man sie bewachen. Wie eine Straftäterin! Erin verzog finster das Gesicht. „Sagen Sie mal, haben Sie eigentlich noch alle?“, fuhr sie ihn an. „Ich bin weder die Wiedergeburt von diesem Dämon noch habe ich irgendwas gemeinsam mit ihm!“ „Erin und was wenn doch...immerhin hattest du mehr als Kontakt mit ihm!“, erwiderte Gregor und nun reichte es Erin. „Am Anfang hielt ich Sie für verrückt, Daroga!“, sagte sie und schaute zum Perser. „Aber jetzt glaube ich, Ihr seid beide verrückt!“, damit schaute sie zum und machte eine abfällige Handbewegung mit beiden Händen. Für sie war das Thema erledigt und sie drehte sich um, um das Büro zu verlassen. „Was ist mit den Träumen und den Visionen, die Sie haben?“, fragte plötzlich Nadir und Erin hielt inne, als sie schon nach der Klinke griff. „Was?“, fragte sie und drehte den Kopf halbwegs herum. „Die Visionen?“, fragte Daroga erneut und schaute sie wissend an. „Ich denke, Sie wissen sehr genau, was ich damit meine!“ Erins Hand, die die Klinke schon fast erreicht hatte, sank hinunter und sie drehte sich vollkommen zu ihm herum. Und ob sie das wusste, aber woher wusste er davon? „Woher wissen Sie von meinen Träumen?“ „Weil ich genau weiß, was Erik vorhat. Dass Sie diese Visionen haben, ist kein Zufall. Genauso dass er Sie am Leben ließ!“, erklärte er. „Was meinen Sie damit?“, fragte nun Gregor. Auch wenn er wusste, dass Erin die Wiedergeburt dieses Erik war, war es ihm dennoch ein Rätsel, wieso er sie am Leben ließ. „Ganz einfach. Erik braucht Erin. Nur durch sie kann er wieder einen festen Körper und so ein neues Leben bekommen!“ „Bitte?“, platzte es aus Erin heraus und Gregor sah den Perser schockiert an. „Soll das heißen, dass Erin nur das Gefäß von ihm sein soll und er, ein verfluchter Dämon, ihren Platz in der Welt einnehmen will?“ der Perser schaute beide lange schweigend an, senkte den Kopf und seufzte schwer. „So könnte man es sagen!“ Erin glaubte, man hätte ihr den Boden unter den Füssen weggezogen und sah den Perser nur an. Das er schon behauptet hatte, sie wäre die Botin des Teufels hatte schon gereicht, um zu glauben, dass er den Verstand verloren hat. Aber das er nun sagte, sie solle das Gefäß von diesem verdammten Mistkerl sein, gefiel ihr ganz und gar nicht. „Heißt das, wenn ich draufgehe, wird er in meinen Körper schlüpfen und während ich im Jenseits bin, wird er in meinem Körper weiterleben und weitermorden?“, fragte sie entrüstet und spürte einen Anflug von Ekel und Wut in sich aufsteigen. Schon allein der Gedanke ließ sie schütteln. Nadir Daroga sagte nichts, sondern schaute hinaus, aus dem Fenster. Er wusste nicht, was er nun sagen soll. Auch wenn er sich von Anfang an gedacht hatte, dass sie so reagieren würden und ihn vermutlich für verrückt hielten, hoffte er dennoch, dass sie ihm glauben würden. Gregor schaute ihn kurz an und sah die wachsende Ohnmacht, in dessen Gesicht. Er seufzte und wandte sich an Erin. „Es wäre besser, wenn wir uns für heute zurückziehen. Das was wir hier gehört haben war wohl doch zu viel!“, sagte er und stand auf. Der Perser blickte ihn kurz an und nickte. Auch Erin schien damit einverstanden und verließ das Büro. Die Nacht senkte sich über den Vatikan, wie ein Schatten, hüllte sie alles ein und verschluckte das Licht, das selbst in den tiefsten Winkeln lag. Erin lag auf ihrem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Ihr blick war an der Decke und sie war in Gedanken versunken. Immer mehr glaubte sie, dass das hier alles nur ein schlechter Witz sei. Alles war so unglaublich unlogisch. Wenn sie wirklich ein Botin des Teufels ist, wieso ertrug sie die heilige Macht der Kirche? Und wieso verbrannten das Weihwasser und das Silber ihrer Kugel nicht, wenn sie diese in ihre Waffe lud. Das machte doch alles keinen Sinn. Rafael, der neben ihr lag, hatte den Kopf auf ihren Bauch gelegt und winselte leise. Erin kraulte ihm, immer noch in Gedanken versunken den Kopf und schloss dann die Augen. Immer wieder sah sie den Dämon vor sich stehen. Das Phantom. Wie es sie böse angrinste und seine Augen rotaufglühten. Erik! Der Klang seines Namens versetzte ihr eine Gänsehaut und sie schauderte. Das Gesicht des Phantoms veränderte sich auf einmal. Wie Wasser verschwammen die Konturen und sie stand sich selbst gegenüber. Dennoch blieben die Augen rot und der Mund war zu einem hässlichen Haifischmaul verzogen. Da verblasste ihr Spiegelbild und Chris tauchte auf. Er lächelte sie an. Und sie spürte, wie sich ihr Herz zusammen zog. Ihm nicht mehr nahe zu sein, war einfach schrecklich. Sie hatte sich in genauso verliebt, wie er sich in sie und konnte sich sehr gut vorstellen, was er nun fühlte. Leere! Unerfüllte Leere! Sie öffnete die Augen und richtete sich auf. Rafael erhob sich ebenfalls und schaute sie etwas zerknirscht an. Er war gerade dabei gewesen einzuschlafen, während sie ihm den Kopf kraulte und knurrte etwas. „Tut mir leid, Rafael. Aber es geht mir nicht so gut!“, sagte sie und stand auf. Sie ging zu einem kleinen Tisch und goss sich etwas Wasser ein. Wobei ihr der Sinn nach etwas stärkerem stand. Aber Gregor würde ausflippen, wenn sie Whiskey hier in ihrem Zimmer hatte. In einem Zug leerte sie das Glas und ging zum Fenster. Draußen war es vollkommen dunkel und Erin beschlich ein seltsames Gefühl der Unruhe. Auch wenn sie endlich Zuhause war und sich darüber freute, wurde das beunruhigende Gefühl, welches sie verspürte und deutlich etwas Warnendes hatte, schwand nicht. Im Gegenteil, es wurde immer größer, bis es ihr die Kehle zusammen schnürte und sie glaubte, zu ersticken. Tief atmete sie ein und versuchte den dicken Kloss in ihrem Hals hinunterzuschlucken. Vergebens! Noch einmal schenkte sie sich Wasser ein, trank Schluck für Schluck. Ihr Blick ständig nach draußen gerichtet. Wo Schatten durch die Gassen zu kriechen scheinen und sie zu belauern schienen. Trotz dieses Gefühls beobachtet zu werden, schien sie keine Luft zubekommen. Raus, sie musste raus! Frische Luft zu schnappen und versuchen ihren Kopf klar zu bekommen. „Komm, Rafael. Wir gehen etwas spazieren!“, sagte sie und der Wolf sprang runter vom Bett. Gemeinsam mit ihm verließ sie ihr Zimmer und ging hinaus. In die Dunkelheit, der Nacht. Kardinal Gregor saß an seinem Schreibtisch und schaute gedankenverloren auf die schwarzpolierte Tischplatte. Das was er von Perser gehört hatte, hatte ihn bis ins Mark getroffen. Erin und die Wiedergeburt eines Dämons? Das konnte nicht sein! Das dürfte nicht sein! Er hat sie aufgezogen, wie seine leibliche Tochter und hatte sie gelehrt, was es heißt die Mächte der Dunkelheit zu respektieren und auch zu fürchten. Hatte sie gelehrt, wie sie sich dagegen wehren kann. Und nun? Soll sie selbst ein Werkzeug der dunklen Macht werden. Aber wieso dann, war dieser andere Dämon hinter ihr her? Gregor wusste sich darauf keine Antwort zu geben. Er seufzte schwer und sein Blick strich über die Schublade, in der er, nach all den Jahren, die Maske aufbewahrt hatte. Wie von selbst streckte er die Hand aus, zog die Schublade auf und holte die Maske hervor. Mit einem unguten Gefühl drehte er diese in den Händen. Noch immer hatte sie etwas Unheimliches. Und ein Schauer rann ihm über den Rücken. Plötzlich erlosch eine der Lampen und er schaute auf. Ein dünner Rauchfaden stieg von der Petroleumlampe empor und Gregor runzelte die Stirn. Er stand auf und ging zur Lampe hin. Er schaute sich dieser genauer an und musste feststellen, dass sie eigentlich noch brennen müsste. „Seltsam!“, murmelte er und drehte sich wieder herum, um zu seinem Schreibtisch zu gehen, als eine weitere Lampe erlosch. Gregor blickte nun zu der zweiten und meinte einen eisigen Lufthauch zu spüren. „Was geht hier vor sich?“, fragte er sich und sah sich weiter um. In den Ecken seines Büros glaubte er nun Schatten aufsteigen zusehen. Lauernd verharrten sie in den Ecken und schienen ihn zu beobachten. Langsam schlängelten sie aus ihren Verstecken und krochen auf ihn zu. Gregor schlug ein Kreuzzeichen und begann leise zu beten. Die Schatten zogen sich augenblicklich zurück. Doch anstatt zu verschwinden blieben sie. Gregor schluckte. „Wie ich sehe sind Sie ein wahrer Mann Gottes!“, höhnte eine Stimme lachend und Gregor drehte sich um. Ein Schatten, größer als die anderen hatte sich vor ihm aufgebaut und schaute ihn aus tiefrotglühenden Augen an. Der wich zurück. „Was hast du hier zu suchen, Ausgeburt der Hölle?“, fragte er und wich erneut zurück. Der Schatten legte den Kopf schief und machte für einen kurzen Moment, einen beleidigten Eindruck. Doch dann lachte er wieder. „Was kann ich wohl von Ihnen wollen?“, fragte er und eine Klaue zuckte auf. Wie Messer blitzten diese im verbliebenden Licht auf und der glaubte, innerlich zu gefrieren. „Du willst mich umbringen?“, fragte er trocken und versuchte die Angst aus seiner Stimme zu zwingen. Wieder lachte der Schatten. „Genau, ich kann es nicht riskieren, dass Sie ihr helfen!“ Verächtlich spuckte der Schatten und ein Loch brannte sich in den Teppich. „Erin wird dich auslöschen, wie sie mit jedem deiner Artgenossen gemacht hat!“, knurrte Gregor. „Auch ohne meine Hilfe!“ „Dessen bin ich mir bewusst!“, sagte der Schatten. „Deswegen will ich Sie auch erledigen. Durch Ihren Tod, wird die schwarze Bestie zu dem werden, was ich selber bin!“ „Niemals!“, rief Gregor, da packte der Schatten ihm am Hals und drückte zu. „Wollen wir wetten?“, fragte der Schatten und hob die Klaue. Gregor blickte auf diese und begann am ganzen Leib zu zittern. In seinem Kopf wirbelte nur ein Gedanke. Erin! Was würde passieren, wenn er sie nicht mehr schützen kann. Würde sie wirklich zu einer Kreatur, des Bösen werden. Er schüttelte den Kopf, sofern es in der Umklammerung des Dämons möglich war und sah ihn an. „Sie wird dich kriegen und dann schickt sie dich wieder dahin, wo du herkommst!“, knurrte er wütend. Der Dämon grinste und seine scharfen Reißzähne kamen zum Vorschein. „Vielleicht, aber du wirst nicht mehr leben, um das zusehen!“ Mit diesen Worten, brachte der Dämon die letzte Lampe zum Erlöschen und Dunkelheit umgab den Kardinal. Minutenlang passierte nichts. Er spürte immer noch den Griff des Dämons um seinen Hals und er glaubte schon daran, dass dieser ihn zappeln lassen wollte. Als ein unerträglicher Schmerz durch seinen Hals raste und sich wie Feuer, brennend und schmerzhaft in seinem Körper verbreitete. Kardinal Gregor wollte den Mund öffnen um zuschreien, doch es kam nur ein nasses Gurgeln hervor und er spürte, wie sich seine Luftröhre mit einer süßlich metallischen Flüssigkeit füllte. Er hörte wie aus der Ferne das Lachen des Dämons, obwohl er genau vor ihm war und ihn langsam zu Boden sinken ließ. Dann gingen die Lampen wieder an und Gregor sah zu seinem Mörder hoch. Ein teuflisches Grinsen zog sich über dessen Lippen. „Das war Bauer Nr.1!“, sagte er und verschwand. Kardinal Gregor spürte, wie das Leben aus ihm wich. Spürte wie eine lähmende Kälte seinen Körper erfüllte. Seine Augenlieder wurden schwer und er hatte nur noch einen Wunsch. Schlafen, einfach einschlafen. Da sah er ein letztes Mal Erins Gesicht vor sich und wie er sie all die Jahre um sie gekümmert hatte. Sein Herz machte einen schmerzhaften Schlag und während sein Blut den Teppich rot färbte, formten sich seine Lippen zu einem einzigen Wort. „Erin!“ Dann schlossen sich seine Augen und sein Herz hörte auf zu schlagen. Erin war alleine durch die Straßen Roms gelaufen. Nur mit Rafael an ihrer Seite und die Hände tief in die Taschen ihrer Hose vergraben. Ihre Füße hatten ihren eigenen Willen gehabt und sie quer durch die Stadt getragen. Nun stand sie auf einer Brücke und schaute auf das dunkle Wasser, was leise dahinfloss. Auf der fließenden Oberfläche zeichneten sich schwach die Konturen des Mondes und die Häuser ab. Erins Spiegelbild im Wasser war ungewöhnlich verzerrt und Erin glaubte ihre dunkle Seite darin zu sehen. Doch sie schüttelte den Kopf und versuchte erst gar nicht wieder daran zu denken. Rafael stellte sich auf die Hinterläufe und schaute sie mit seinen braunen Hundeaugen besorgt an. Er winselte leise und legte den Kopf schief. Erin sah ihren Wolf liebevoll an und strich ihm über den pelzigen Kopf. „Mach dir keine Sorgen, alter Freund. Es geht mir gut!“, versicherte sie ihm. „Du scheinst deinen Wolf sehr gern zu haben?“, fragte plötzlich eine Stimme und Erin drehte sich herum. Aus dem Halbschatten trat Nadir und lächelte sie an. Sofort verfinsterte sich Erins Gesicht. Sie konnte sich schon denken, wieso er hier war und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sind Sie mir gefolgt, um mich zu bewachen?“, fragte sie feindselig. Nadir Daroga sah sie einen kurzen Moment an, und schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte genauso wie Sie frische Luft schnappen!“, sagte er und schaute in die Ferne. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Ihnen alles andere als Wohl ist!“ „Sie treffen den Nagel auf dem Kopf!“ Nadir Daroga lächelte etwas, wurde dann aber wieder ernst. „Ich wollte Sie nicht schockieren. Genauso wenig wie Ihren Ziehvater. Er muss nun denken, dass man Sie nicht mehr aus den Augen lassen sollte!“ „Das denkt er immer. Immer wenn ich auf der Jagd bin!“ Nadir lachte. „Sind Sie so schlimm, wenn Sie den Dämonen zu Leibe rücken?“, fragte er amüsiert. Erin schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich habe schon so manchen schweren Verlust bei einer meiner Jagden erlitten, dass mein Ziehvater denkt, ich wäre nicht in der Lage, die Menschen zu retten!“, sagte sie etwas verbittert und lehnte sich an der Brüstung der Brücke. Wieder war ihr Blick auf das dunkle Wasser unter ihr gerichtet und sie sah immer noch die verzerrte Fratze, die ihr Gesicht sein sollte. „Das klingt, als würde er nicht so große Stücke auf Sie halten?“, fragte er und Erin verzog schmerzhaft das Gesicht. „Doch das tut er schon, allerdings erwartet er, dass ich den Vorschriften vorgehe. Aber ich gehe nun mal nach meinen eigenen Vorstellungen vor und das stört ihn!“, erklärte sie seufzend und musste sich daran erinnern, wie oft er sich ermahnt hatte, vorsichtiger vorzugehen. Irgendwann, als er merkte, dass es keinen Sinn hatte, hatte er es aufgegeben. Nadir sah sie nachdenklich an. „Sie gehen also nach Ihrem Kopf und nicht nach dem der anderen!“, vermutete er und Erin nickte. „Auch wenn ich dann vorgegebenen Vorschriften gehen würde, würden trotzdem Menschen sterben!“, sagte sie und stieß sich von der Brüstung ab. „Sowas fühle ich und auch wenn ich weiß, ich kann diese Menschen nicht retten, tut es weh. Ich musste, in all den Jahren, in denen ich gejagt habe, immer wieder auf zerstörte Familien, Tränen und Trauer treffen!“ Sie schaute nun ihn an und Nadir sah Schmerz und Elend in ihrem Gesicht spiegeln. „Wissen Sie wie das ist, als Mörderin dazustehen, obwohl man versucht zu helfen und dennoch scheitert? Wissen Sie wie das ist, morgens aufzuwachen und das Gefühl zu haben, die ganze Welt gegen sich zu haben? Immer wenn ich die Augen schließe sehe ich Menschen. Menschen, die um ihrer Liebsten trauern und mich verfluchen. Mich als eine Bestie bezeichnen, die Ihnen die geliebten Menschen entrissen hat!“ Nadir sagte nichts, sondern sah die junge Frau einfach nur an. Er konnte nicht glauben, dass sie noch achtzehn war und dabei sprach, wie eine Dreisig jährige. In ihrem Gesicht spiegelte sich das, was er bei einer alten, gebrochenen Frau sehen würde. Trauer und Verzweiflung. „Nein, das weiß ich nicht. Und das werde ich auch nicht. Aber ich kann Ihnen versichern, dass, wann immer Sie auch Kummer haben und nicht wissen, was Sie tun sollen, Sie sich immer an mich wenden können. Ich bin Ihr Freund, Erin. Und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um Ihnen zu helfen!“ Erin lächelte, bei diesen tröstenden Worten. Auch wenn sie immer noch der Meinung war, dass das alles, was er erzählt hatte, ein grausamer Scherz war, rührte es sie doch. Und es erinnerte sie etwas an Chris, den sie immer noch wahnsinnig vermisste und den Schmerz in ihrem Herzen zu unterdrücken versuchte. Sie nickte. „Danke, Daroga!“, sagte sie und wischte sich über das Gesicht. Sie merkte, wie ihre Wangen nass waren. Sie musste kurz geweint haben, doch das störte sie nicht. Auch jemand wie sie, durfte mal weinen. „Sie sind wirklich ein verrückter Kauz!“ Nadir Daroga lachte herzhaft. „Und Sie ein aufmüpfiges, junges Ding!“ „Daran werden Sie sich leider gewöhnen müssen!“ Nun lachten beide und Erin fühlte sich gleich etwas wohler. Sie gingen zurück und Erin sah schon den Vatikan, als sich die Pforte öffnete und eine Gestalt rausgerannt kam. Erin blieb stehen und schaute die zu der Gestalt. Sie kam genau auf wie sie zu. Nadir stellte sich schützend vor sie und seine Hand glitt in die Innenseite seines Jacketts. Seine Finger fanden den Griff seines Revolvers und wartete, bis die Person sie erreicht hatte. Erin kniff die Augen zusammen und gab einen überraschten Laut von sich. „Das ist Bruder Gilmore!“, Nadir schaute sie kurz an und Erin nickte. „Es ist in Ordnung. Er ist ein Freund!“ Nadir Daroga nickte auch und nahm, die Hand aus dem Jackett. Bruder Gilmore erreichte die beiden und schien völlig außer Atem sein. Sein Gesicht war erschöpft und auch etwas entsetzt. Erin hatte so ein dummes Gefühl und spürte, wie sich in ihrem Bauch ein Kloss bildete. „Erin...es...es ist etwas Schreckliches passiert!“, keuchte er und fasste sich an die Brust. Versuchte Luft in seine ausgetrockneten Lungen zubekommen. „Was...was ist los?“, fragte sie. Der Kloss in ihrem Bauch wurde größer. Wenn Bruder Gilmore so aufgelöst war, musste das etwas heißen. Bruder Gilmore schüttelte den Kopf und in seinem Gesicht machte sich nun ein Ausdruck von Hilflosigkeit breit. „Bruder Gilmore, was ist passiert?“, sagte sie und packte ihn an den Schultern. „Euer Ziehvater... Kardinal Gregor...er...er ist...!“ Erin vergeudete keine Zeit, sie ließ den stotternden Bruder stehen und rannte zurück in den Vatikan. Einige Polizisten hatten sich im Büro versammelt und untersuchten den Tatort, als Erin hineingestürzt kam und den leblosen Körper Gregors sah. „Nein!“, keuchte sie und taumelte zurück. Es war als hätte dieser Anblick ihr einen Stoß nach hinten versetzt und sie war nicht in der Lage sich zu rühren. Nadir Daroga, Rafael und auch Bruder Gilmore erschienen nun und stellten sich hinter sie. Rafael winselte und senkte den Kopf. Erin stand nur da und konnte sich für Minuten nicht rühren. Doch dann machte sie einen langsam, ungelenkigen Schritt nach vorne und dann noch einen. Einer der Polizisten bemerkte sie und kam ihr entgegen. „Seniora, bitte bleiben Sie zurück!“, sagte er. „Das ist ein Tatort. Sie dürfen hier nicht rein!“ Doch Erin schob sich an den Mann vorbei und als er sie ansprach, um sie hinaus zu bitten, warf sie ihm einen finsteren Blick zu. Der Polizist wich zurück und ließ sie weitergehen. Nadir Daroga stellte sich neben ihm und schaute zu ihr, wie sie sich neben Gregor kniete und die Hand auf seine Stirn legte. Trauer und Schmerz breiteten sich in ihr aus, wie ein brennendes Feuer und sie musste die Kiefer aufeinander pressen, um nicht wie eine Hündin loszuheulen. Nur widerwillig blickte sie dann auf die Wunde, die sich quer über den Hals des Paters zog und auf das Blut, das sich wie ein großes rotes Tuch unter ihm ausgebreitet hatte. Ihr wurde schlecht und sie wandte den Blick ab. „Wie,...wie ist das passiert?“, fragte sie stockend und schaute zu dem einem Polizisten an, dem sie mit ihrem Blick gestraft hat. „Das wissen wir nicht. Aber wir gehen von Mord aus!“, sagte er etwas schüchtern und Erin verzog das Gesicht. Natürlich war das Mord. Oder glaubte dieser Trottel, dass Gregor sich selbst die Gurgel aufgeschnitten hatte? „Und haben Sie schon eine Spur?“, fragte Nadir Daroga und der Polizist schüttelte den Kopf. „Nein, aber wir gehen davon aus, dass der Mörder freien Zutritt hatte. Wir haben nirgends Spuren eines Einbruchs gefunden!“ Erin hörte nicht hin, sondern schaute in das alte Gesicht ihres Ziehvaters und ihr brannten Tränen in den Augen. Sie konnte nicht anders, als ihnen freien Lauf zu lassen und sich ihrer Trauer hinzugeben. Minuten lang saß sie so da und weinte und es dauerte, bis Daroga ihr die Hand auf die Schulter legte und sie sanft drückte. „Gehen wir und lassen den Herren ihre Arbeit machen!“, sagte er leise und Erin stand auf. Wortlos ließ sie sich von ihm hinaus führen. Kapitel 17: In der Falle! ------------------------- Chris war ein einziges Nervenbündel. Er hatte nichts mehr von Erin geschweige denn von den Ermittlungen gehört, die man wegen ihr veranlasste hatte. Anscheinend haben seine Kollegen die Anweisung vom Chef bekommen, ihm nichts zusagen. „Damit ich wohl nicht selber nach ihre suche!“, dachte er verbittert. „Als ob ich wüsste, wo sie steckt!“ Ihm knurrte der Magen und er beschloss sich etwas zu essen zumachen und dabei etwas fernzusehen. So, so hoffte er, würde er sich ablenken können. Er machte sich etwas Warmes und setzte sich auf die Couch und machte den Fernseher an. Gerade liefen die Nachrichten und er wollte wegschalten. Das letzte was er hören wollte, waren irgendwelche Verbrechen oder Morde. Er hatte schon die Fernbedienung in der Hand, als ein Bericht kam. Und auch wenn er nicht wusste wieso, musste er diesen Bericht hören. „Ein tragischer Todesfall schockiert momentan Rom. Der ehrenwerte Gregor, Leiter einer Archivabteilung des Vatikans, wurde tot in seinem Büro aufgefunden. Alles deutet auf einen Mord hin. Zu Zeit hat die Polizei jedoch keine Spur!“, sagte die Frau gerade und Chris spürte, wie sich sein Magen zusammen zog. „Nach diesem Mord befürchtet man natürlich, dass der Mörder es nun auch auf die Ziehtochter Paters abgesehen hat. Da diese das Amt erbt und das dazugehörige Vermögen!“ Ziehtochter des Kardinals? Erin! Erin hatte erwähnt, dass sie Exorzistin ist und dass sie ausgesetzt wurde. Konnte es sein, dass sie diese Ziehtochter war? Ihm lief ein eisiger Schauer über den Rücken und konnte sich erstmal nicht rühren. Erin war in Gefahr. Er musste etwas tun. Ganz egal, was und es war ihm gleich, was sein Chef ihm danach erzählen würde oder ob er ihn kündigen würde. Er musste ihr helfen. Und jetzt gleich. Er sprang auf und lief in sein Schlafzimmer. Hastig riss er seine beiden Koffer von dem Schrank hinunter und öffnete die Schranktüren. Wahllos griff er hinein und warf die Klamotten hinein. Er hatte keine Zeit, seine Kleidung ordentlich hinein zulegen. Wer weiß, wie lange er braucht, um nach Rom zu kommen. Ohne das man ihn bemerkt. Als die Koffer gepackt waren verließ er schnell seine Wohnung und rief ein Taxi. Dabei sah er sich ständig um. Man konnte nie wissen, ob man beobachtet wurde. War zwar etwas übertrieben, aber er wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Das Taxi kam und er stieg ein. „Wohin Moinsuier?“, fragte der Fahrer und Chris sagte immer wieder hinausschauend:„ Zum Flughafen!“ Der Fahrer nickte und fuhr los. Chris schaute noch einmal hinter sich, ehe das Taxi die Straße hinunter und auf die Autobahn fuhr. Kein Auto folgte ihm und er atmete erleichtert auf. Er hatte es geschafft. Nun konnte er sich ganz auf Erin konzentrieren und freute sich, auch wenn die Umstände alles Andere als geeignet waren, sie wieder zusehen. Der Himmel war voller Wolken und der Regen fiel in schweren Tropfen hinunter. Die Menschen, bestehend aus dem engen Kreises von Vertrauten und Freunden des Paters scharrten sich vor dem Eingang der Kirche und als ein Leichenwagen heranfuhr und dessen Hecklade geöffnet wurde, wischen sie nach links und nach rechts zur Seite. Vier Männer, ganz in schwarz gekleidet, trugen den einfachen Holzsarg und durchschritten die Gasse, die die Menschen gebildet hatten. Schwarze Regenschirme säumten diese und die Menschen schauten unter den Schirmen, mit schwerer Miene dem Sarg nach. Nur Erin hatte keinen Schirm bei sich. Der Regen hatte sie vollkommen durchnässt und ihr dunkles Haar hing wie eine schwere Matte hinunter. Tränen und Regen hatten sich in ihrem Gesicht miteinander vermischt und die Schminke, war zerflossen. Ihre Schultern waren nachunten gesunken und sie fror. Trauernd und mit zitternder Unterlippe blickte sie dem Sarg nach, als dieser in die geheilige Kapelle getragen wurde, um dort beigesetzt zu werden. Mit einem lauten Knarren öffnete sich die Pforte und die Menschen strömten nach dem Sarg hinein, um Gregor die letzte Ehre zu geben. Erin setzte sich ganz nachvorne und hielt stets den Kopf gesenkt. Ihre Hände hatte sie im Schoss verkrampft und ihre Schultern zitterten. Sie schluchzte und wischt sich die Tränen weg. In den letzten Tagen hatte sie nur noch geweint. Als Trauer und auch aus schlechtem Gewissen. An dem Abend, an dem ihr geliebter Ziehvater ermordet wurde, hatte sie nicht gerade nett über ihn gesprochen und nun würde sie niemals die Chance haben, sich bei ihm zu entschuldigen. Das war nicht gerecht! Hart presste sie die Lippen aufeinander und lauschte den Worten des Pfarrers. Sie blickte hoch und sah zu dem lebensgroßen, gekreuzigten Jesu Christi. In ihrem Kopf gab es so viele Gedanken, Bitten und Verwünschungen. Manche der Verwünschungen galten ihr. Wenn sie doch nur im Vatikan geblieben wäre, wenn sie nur besser aufgepasst hätte. Eine Hand legte sich warm auf ihre Schulter und das Zittern hörte kurz auf. Sie blickte neben sich und sah Nadir Daroga. Sein Blick war warm und trostspendend. Sie lächelte. Aber nur schwach. Dennoch war sie dankbar, dass er an ihrer Seite war und ihr zeigte, dass sie nicht alleine war. Und trotzdem jemand fehlte. Chris! Wie gern hätte sie ihn jetzt bei sich. Als die Trauerfeier schon längst vorbei war, saß Erin immer noch da und schaute vor sich ins Leere. Das Licht der Kerzen war schon fast erloschen und sie saß im Halbdunkeln. Rafael war später, als keiner außer ihr da war, zu ihr gegangen und hatte sich neben sie gesetzt. Winselnd legte er den Kopf auf ihr Knie und legte die Ohren an. Erin legte ihm die Hand auf den Kopf und streichelte ihn. „Er fehlt dir auch oder?“, fragte sie monoton und Rafael gab ein leises Bellen von sich. „Ich glaube er fehlt allen!“, sagte plötzlich jemand neben ihr und sie drehte den Kopf herum. Nadir Daroga stand neben ihr, wie ein Geist, der aus dem Nichts aufgetaucht war. „Aber bestimmt nicht so sehr wie mir!“, sagte sie. „Wie kommt es, dass Sie sich so gut an mich heranschleichen können?“ Nadir Daroga lächelte. „Ich kann mich eben gut leise bewegen!“ „Wir müssen hier weg!“ seine Worte ließen sie zusammenzucken und sie schaute ihn verletzt an. „Wieso?“ „Weil es hier nicht mehr sicher ist!“, erklärte er knapp und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Erin runzelte die Stirn. In der ganzen Trauer um ihren Ziehvater konnte sie nicht denken und auch nicht verstehen, was er meinte. Nadir sah ihre Ratlosigkeit und seufzte schwer. „Ich persönlich glaube kaum, dass es sich um einen menschlichen Mörder handelt!“ Erin sah ihn immer noch ratlos an, doch dann wurde in ihr ein Gedanke wach. Kein menschlicher Mörder. „Soll das heißen, dass Sie einen Dämon dafür verantwortlich machen?“, fragte sie dann und das Gefühl, andere mit ins Unglück zu reißen, kehrte mit solcher Wucht zurück, dass es ihr die Kehle zusammen schnürte. Nadir nickte. „Ja. Dass dieser Dämon hier reinkommen konnte zeigt, dass er sehr mächtig sein muss!“, erklärte er. „Und darum ist es wichtig, dass wir den Vatikan verlassen. Ich bin mir sicher, dass das nur der Auftakt war. Der Dämon ist immerhin hinter Ihnen her. Vergessen Sie das nicht, Erin!“ Erin sagte nichts, sondern schaute zu Boden. Nadir hatte Recht. Sie mussten von hier verschwunden, Auch wenn es hieß, dass sie ihr Zuhause erneut und vielleicht für immer verlassen musste. Sie mussten es. Um nicht noch mehr Menschenleben zu riskieren und zu verhindern, dass weitere Särge durch Rom getragen wurden. Ihr lief es kalt den Rücken hinunter und sie nickte. „Das werde ich bestimmt nicht!“, sagte sie und mit einem Male, wo noch Trauer und Schmerz sie erfüllt hatten, spürte sie nun den Hass und die Wut in sich aufsteigen. Ein Dämon! Sicher der, den sie unter der Oper getroffen hatte. Das Phantom! Erin verzog das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze und knurrte. Rafael hob den Kopf und wich etwas zurück. „Wissen Sie, wer es gewesen sein könnte?“, fragte Daroga und Erin blickte zu ihm hoch. „Ja, und ich schwöre, dass ich ihn nicht nur töten, sondern auch quälen werde. Ich werde ihn solange mit geweihtem Silber bearbeiten, bis er mich anfleht, ihm den Gnadenstoß zu geben!“ Nadir sah sie nur an und in seinem Gesicht spiegelte sich so etwas wie Missmut und Empörung. „Ist Rache nicht eine der sieben Todsünden?“ fragte er und Erin fchte und stand auf. „Todsünden nichts weiter als Gerede. Und außerdem ist es nur ein Dämon. Kein Mensch!“, sagte sie fauchend. „Wieso also sollte ich nicht diese Todsünde begehen!“ Damit schob die sich an ihm vorbei und ging. 2 Tage später Schwacher Sonnenschein schien in das Büro des Verstorbenen. Feine Staubkörnchen tanzen in der Luft und leuchteten, als das Sonnenlicht auf sie traf. Erin saß am Schreibtisch und strich liebevoll über die polierte Oberfläche, die sich glatt und weich unter ihren Fingern anfühlte. In Gedanken ließ sie den Blick über den Schreibtisch wandern und ihr Blick blieb an einem Bild haften. Das Licht der Sonne schien darauf und verlieh dem goldenen Rahmen einen glänzenden Schimmer. Fast so als würde es im Licht Gottes glänzen. Erin lächelte wehmütig und nahm das Bild in die Hand. Sie erkannte sofort, was darauf abgebildet war. Das Bild zeigte sie und Kardinal Gregor. Der Kardinal um einiges jünger, ebenso wie sie. Damals, als das Bild aufgenommen wurde, war sie Achtjahre alt. Und grinste, mit ihren beiden geflochtenen Zöpfen in die Kamera, wie ein Honigkuchenpferd. Damals wusste nichts von der Aufgabe, die ihr bevorstand und es erschreckte sie, wie schnell diese Zeit der Unbekümmertheit vorüber war. Dennoch erinnerte sie sich ganz genau an das, was Gregor ihr meist über den Herren gesagt hatte. „Wir sind alle Kinder Gottes. Er hat uns die Kraft gegeben, selbst die schlimmsten Zeiten zu überstehen. Und wenn wir einmal nicht weiterwissen, wenn uns die Kraft fehlt, so sollen wir beten!“ Erin spürte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte, als sie sich diese Worte immer wieder ins Gedächtnis rief und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, sah als alles wie durch einen verschwommen Schleier. Und sie wischte sich die Tränen weg. Dann stellte sie das Bild zurück an seinem Platz und blickte erneut auf den Schreibtisch. All die Jahre hatte er hier gesessen und sie zu Recht gewiesen nicht unüberlegt zu handeln. Hatte ihre dummen Sprüche ertragen müssen und ihre seltene Arroganz. Ohne dass sich Erin bewusst war, wie sehr es ihn zu schaffen machte. Doch nun war er nicht mehr auf dieser Welt war, wurde sie sich das allzu sehr bewusst und sie seufzte gequält. „Ich hätte ihm eigentlich dankbar sein sollen. Dass er sich meiner annahm und mich aufzog, wie sein eigen Fleisch und Blut!“, dachte sie voller Reue und das schlechte Gewissen, was sie erfasste hatte, nahm ihr die Luft zu atmen. Zittrig holte sie tief Luft und hob die Faust. Sie ließ sie einige Minuten in der Luft schweben und bewegte sie hin und her. „Ich hätte ihm sagen sollen, wie viel er mir bedeutet...!“, sagte sie und musste gegen die neuen Tränen krampfhaft ankämpfen. „Verdammt!“ Mit diesem Wort ließ sie die Faust auf die Oberfläche des Schreibtisches nieder sausen und ignorierte den darauf folgenden Schmerz, der sich in ihrer Hand ausbreitete. Da hörte sie etwas poltern und schaute auf. Zunächst dachte sie, es wäre etwas runter gefallen, doch als sie nichts auf dem Boden sehen konnte, schaute sie wieder den Schreibtisch an und sah, dass eine der dunklen Schubbladen hinausgerutscht waren. Erin runzelte die Stirn. Gregor pflegte doch immer, seine Schubbladen sorgfältig ab zu schließen. Wieso war dieser also offen? Neugierig streckte sie die Hand aus und verharrte kurz in der Bewegung. Eigentlich sollte sie nicht in den privaten Angelegenheiten ihres Ziehvaters herumschnüffeln. Aber was ist wenn dort ein Hinweis auf seinen Mörder versteckt war. Als ob das nötig gewesen wäre, da sie ja wusste, wer ihn getötet hatte. Erin rang mit sich. Es war zum verrückt werden. Einerseits achtete sie das private eines Verstorbenen und es ging sie auch nichts an. Aber andererseits...war sie von Natur aus neugierig und ein einziger Blick in die Schublade konnte ja nicht schaden. Entschlossen griff sie nach dem Knopf und zog mit einem Ruck die Schubblade auf. Nichts! Keine Papiere, keine Notizen, die ihr irgendwie geholfen hätten. Enttäuscht seufzte sie und wollte schon die Schubblade schließen, als sie etwas helles Rechteckiges sah. Ein Brief. Ungeöffnet. „Nanu?“, fragte sie sich und nahm den Umschlag heraus. Es war weder ein Absender noch ein Empfänger drauf. Erin drehte den Umschlag und sah, dass auf der Seite, an der man den Brief konnte, nur einziges Wort stand. Oder vielmehr ein Name. Erin! Erin schluckte. Sie erkannte die Handschrift. Es war die Schrift von Kardinal Gregor und Erin glaubte einen dicken Kloss im Halse zuhaben. Alles in ihr schrie danach den Umschlag einfach wieder wegzulegen oder ihn gar zu zerreißen. Doch eine Stimme wisperte ihr immer wieder zu, dass sie den Brief lesen sollte. Vorsichtig öffnete sie diesen und holte den Brief hervor. Die Schrift war schon fast verblasst. Dennoch konnte sie alles genau entziffern und schon einziger Blick auf das Datum reichte aus, sie in die schwarze Tiefe zu werfen. 18. August 1999 Das war an dem Tag, als sie diesen Brief von diesem X. bekommen hatte. Erins Herz klopfte, als sie las, was Kardinal Gregor in diesem Brief verfasst hatte. „Erin, meine liebe Erin. In all den Jahren, in denen ich dich aufwachsen gesehen und erlebt habe, hatte ich es niemals bereut, mich als deinen Vater zusehen. Und auch wenn wir nicht blutsverwandt sind, solltest du wissen, dass du immer meine Tochter sein wirst. Leider habe ich dir etwas verschwiegen. Du weißt, dass wir dich vor den Toren des Vatikans gefunden haben, aber nicht von wem. Ich habe mich erkundigt und den Namen deiner Mutter, Gott habe sie selig, erfahren. Ihr Name war Caroline Esperance!“ Erin riss die Augen weit auf. Esperance- Hoffnung! „Sie kam aus Frankfreich und wuchs in mittelschichtigen Verhältnissen auf. Es gab Gerüchte, dass sie etwas mit einem Adeligen hatte und ein Kind dabei hervorkam. Ich fürchte Erin, dass du dieses Kind warst und bist. Es war mir nicht möglich noch mehr darüber in Erfahrung zu bringen, da die Familie des Adeligen alle jeglichen Fragen auswich und es keine anderen Quellen gab. Das einzige, was ich dir sagen ist das, was du liest und das einzige, was ich dir geben kann, was deine Mutter dir vermacht hat, ist diese Maske. Ich hoffe du kannst mir vergeben!“ Erin legte den Brief nieder und schaute nur vor sich hin. Das was sie da gelesen hatte schien ihr bekannt vorzukommen und sie erinnerte sich daran, was Louis de Chagny kurz vor seinem Ableben berichtet hatte. „Caroline war die Affäre meines Bruders. Er starb vor ein paar Jahren. Auf jeden Fall, war er bereits verheiratet, aber dies hielt ihn nicht davon ab, sich eine zweite Frau zu suchen. Oder zumindest eine Geliebte. Soviel ich erfuhr, wurde sie schwanger und seine Ehefrau, meine Schwägerin bekam es heraus. Sie können sich ja vorstellen, was das für ein Chaos gab!“ Es war als stürze eine Welle bitterer Wahrheit über sie ein. Nun hatte sie auch den letzten Beweis. Wobei sie sich wünschte, ihn niemals gefunden zu haben. Tränen tropften auf die Fläche des Schreibtisches und Erin versuchte erst gar nicht, diese wegzuwischen. Es würde sowie nichts bringen. Und weinen war ja bekanntlich das beste Mittel gegen Kummer. Nadir Daroga klopfte an den Türrahmen und Erin schaute auf. „Sind Sie soweit?“, fragte er, ohne dass sie etwas gesagt hatte und Erin zögerte kurz. Sie blickte noch einmal zu dem Bild, auf dem sie und er ihr Ziehvater waren und griff danach. Wenn sie ging, so wollte sie immerhin etwas dabei haben, was sie an ihr Zuhause und an die Liebe, die sie für ihren Ziehvater empfunden hatten erinnerte. „Ja, bin ich!“, sagte sie und stand auf. Die Fahrt war lang und alles andere aus angenehm. Sie mussten wahre Schleichwege fahren und sich durch die Zölle schmuggeln. Rafael lag auf dem Rücksitz und Erin musste ihn mehr als einmal ermahnen still zu sein Es war schon spät, als sie das Hotel erreicht hatten und Erin sich aufs Bett warf. Sie war müde, verschwitzt und ziemlich hungrig. Rafael torkelte neben sie und lief sich zu Boden sinken. Nadir Daroga schloss die Tür. „Und ich dachte, meine Schleichwege seien schlimm!“, grummelte sie und vergrub das Gesicht in den Kissen. Nadir ließ sich auf einen kleinen Sessel nieder und legte den Kopf zurück. Auch er war müde. Er musste stets darauf achten, sich nicht zu verraten und dafür zu sorgen, dass man Erin nicht sah. Er ahnte schon, dass die französische Polizei sicherlich die Suche ausgeweitet hatte, um sie zu finden. Und das die Polizei von Russland ebenso nach ihr suche. Er seufzte schwer und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es würde mit Sicherheit nicht leicht werden, Erin vor der Polizei versteckt zu halten. Hart prallte der Kopf des Bruders gegen die Wand und statt nachunten zu rutschen, wurde er eisern hochgehalten. Die Hand, die sich um seinen Hals schloss drückte unbarmherzig zu und schnürte ihm die Luft ab. Bruder Gilmore versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch die Frau grinste nur. „Dummer kleiner Mensch!“, höhnte sie. Es war ganz leicht gewesen hier einzudringen. Nichts was man dem Vatikan nachsagte, stimmte. Die Macht Gottes hatte hier für sie keinen Einfluss. Dafür war sie zu mächtig, zu überlegen. „Was...was wollen Sie von mir?“, würgte er. „Die schwarze Bestie!“, platzte es aus Ramona und die Frau, die den Mann gepackt hielt drehte sich zu ihr herum. Ungehalten blickte sie sie an und wandte sich wieder dem zappelnden Menschen zu. „Wo ist sie?“ Bruder Gilmore schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht!“, keuchte er. Die Frau legte den Kopf schief und die weiße Schlange schlängelte sich durch ihr Haar hindurch und umschlang sanft ihren Hals. Der Ordensbruder verzog verängstigt das Gesicht. Die Schlange kroch weiter vor, sodass ihr Kopf nahe an dem Gesicht des Mannes war und öffnete ihr Maul, entblößte dabei ihre spitzen Giftzähne. Die Frau grinste. „Du lügst!“, sang sie förmlich und die Zunge der Schlange schnellte hervor. Leckte über die Wange des Bruders. „Du weißt sehr wohl, wo sie ist. Also...wo?“ Der Griff um seinen Hals wurde stärker. Dennoch sagte er nichts und drehte den Kopf zur Seite. In seinem Gesicht machte sich ein Ausdruck unüberwindlicher Sturheit breit. Hart presste er die Lippen aufeinander. Aus ihm würde sie kein Wort herausbekommen. Die Frau, mit den weißen Haaren schnaubte und drückte zu. Sie sah keinen Grund ihn noch länger am Leben zulassen. Bruder Gilmores Augen weiteten sich und versuchte ihre mörderischen Klauen von seinem Hals zu ziehen, doch die Hände lagen so eng an seiner Kehle und waren so hart, dass diese wie aus Stein zu sein schienen. Die Frau drückte weiter zu, wollte ihm schon das Genick brechen. Als Ramona aufschrie. „Argh!“ Ruckartig drehte sich die dämonische Frau um. „Was ist?“, fragte sie verächtlich und sah zu ihr. Ramona stand hinter dem Schreibtisch und hatte einen Zettel in der Hand. Ihr Gesicht war voller Wut und Hass. Ihre Hände zitterten und sie fletschte die Zähne. „Das...das gibt es nicht!“, fauchte sie und ließ den Zettel sinken. „Was soll es nicht geben?“, fragte sie und hielt immer noch den Mann fest. „Diese...diese Schlampe...wie konnte sie,...das...das werde ich ihr niemals verzeihen!“, keuchte sie und schlug mit den Fäusten auf den Tisch. Die Frau rollte die Augen. „Was denn...spuck es endlich aus!“, grollte sie. „Sie...sie ist meine Schwester. Dieses Luder Erin ist meine Schwester!“, fauchte sie. „Oh, wirklich. Das ist interessant!“, höhnte die Schlangenfrau und grinste. „So findest du. Glaubst du es ist interessant, das mein Vater meine Mutter wirklich mit einer billigen Nutte betrog!“, tobte sie. „Nun das könnte doch von Vorteil sein. Für dich natürlich. So kannst du deinem Rachedurst noch mehr Nahrung geben!“ „Bah, was bringt mir das!“, fauchte Ramona und zerriss den Brief. „Eine Menge!“ Chris stand vor dem imposanten Gebäude, dessen Zinnen sich Meter hoch in den Himmelstreckten. Es hatte es beruhigendes und auch heiliges. Und hier sollte Erin leben? Er konnte es nicht glauben. Fast schon dachte er, er hätte sich geirrt. Aber doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Immerhin hatte Erin selbst erzählt, dass sie hier lebte. Mehr oder weniger. Chris stieg die Stufen empor und klopfte an die kleine Pforte. Sofort machte ein Mönch auf und schaute ihn neugierig an. „Ja, bitte?“, fragte er und Chris nickte höflich. „Bonjour. Mein Name ist Chris Adea. Ich möchte gerne zu Mademoiselle Erin!“ Der Mönch runzelte die Stirn. „Was möchten Sie von Seniorina Erin?“, fragte er und schaute ihn nochmals aufmerksam an. Offensichtlich hatten diese Mönche nicht oft Besuch. Und besonders nicht wenn dieser Besuch für Erin war. „Ich...ich bin ein guter Freund. Und würde sie gerne treffen!“, erklärte er. Der Mönch schaute ihn immer noch skeptisch an und Chris konnte deutlich spüren, dass der Mönch misstrauisch wurde. „Woher wissen Sie überhaupt, dass sie hier ist?“, fragte der Mönch und Chris wurde es allmählich zu dumm. Immerhin schwebte Erin wahrscheinlich in großer Gefahr. Und er musste ihr helfen. „Das ist nicht so wichtig. Bitte, ich muss sie sehen. Ich muss wissen, ob es ihr gut geht!“, drängte Chris und drückte etwas die Pforte auf. Doch der Bruder wich nicht zurück, sondern blieb standhaft stehen. „Es geht ihr gut, und sie ist zu Zeit auf Reisen!“, sagte er und wollte schon die Pforte schließen, als Chris die Hand gegen das Holz drückte und die Tür aufdrückte. „Kann ich mich wenigstens umsehen. Es geht um den Mord. Ich möchte der Sache nachgehen!“, bat er ihn und der Mönch runzelte die Stirn. „Woher...!?“ „Ich bin Polizist. Man hat mich damit beauftragt!“, log er schnell und zog seine Polizeimarke hervor. Der Mönch machte große Augen und sah dann Chris an. „Sind Sie wirklich damit beauftragt?“, fragte er und Chris war drauf und dran, ihm ins Gesicht zu springen. „Ja!“, knurrte er und er wollte dem Mönch schon sagen, dass es strafbar sei, deinen Polizisten bei den Ermittlungen zu stören, als der Mönch zurückschritt und ihn hinein treten ließ. Ohne jegliche Umschweife geleitete er den jungen Polizisten zu dem Büro des verstorbenen Paters. Er öffnete die Tür und ließ ihn eintreten. „Bitte!“, sagte er und machte ihm Platz. Chris schaute sich aufmerksam um. Er sah nichts Auffälliges und war sich sicher, dass die Kollegen aus Italien schon sämtliche Spuren aufgenommen hatten. „Brauchen Sie mich dann noch?“, fragte der Bruder und knetet nervös seine Hände. Chris drehte sich zu ihm um und sah, dass er ziemlich nervös war. „Nun ich würde Ihnen noch einige Fragen stellen!“, sagte er und der Bruder schaute nervös drein. „So, und was für welche?“ „Wer den Toten gefunden hatte ob man einen Täter gesehen hat!“, erklärte Chris und schaute zu der Tür, die der Bruder sorgfältig geschlossen hatte. „Wieso sind Sie so nervös?“, fragte er. Der Bruder drehte sich kurz zur Tür, so alt würde er befürchten, dass man ihn belauscht. Dann wandte er sich wieder zu dem jungen Mann und kam auf ihn zu. „Hören Sie. Sie sollten nicht hier sein!“, flüsterte er und Chris runzelte die Stirn. Wieso sprach er so leise. Sie waren doch alleine hier. „Und wieso?“, fragte er, ebenso gedämpft. Der Mönch schaute sich um, als würde sich hier jemand verstecken. „Weil das alles hier...!“, sagte und brach mitten im Satz ab. Chris schaute ihn gespannt an und wartete darauf, dass er weitersprach, doch dann verdrehten sich die Augen des Mönches und er brach tot zusammen. In seinem Rücken steckte ein Doch. Chris wich zurück und starrte entsetzt auf den Toten. Minuten lang konnte er sich nicht rühren und in seinem Kopf herrschte ein Durcheinander. Das hatte ihn vollkommen überrascht und in ihm wurde eine ungute Ahnung wach. Sie sollten nicht hier sein! Das der Mönch tot ist, ist sicher kein Zufall. Weil das alles hier...! „Ist eine Falle!“, sagte er leise und hörte ein leises Lachen. Ruckartig drehte er sich um und sah zu dem Lehnsessel, der bis jetzt umgedreht war und er nicht sehen konnte, ob jemand darin saß. Doch nun drehte sich der Sessel herum und eine Frau grinste ihn breit an. „Wer...wer sind Sie?“, fragte er und wich zurück. Doch die Frau grinste und entblößte dabei nadelspitzte Eckzähne. Chris spürte auf einmal, wie es ihm eisigkalt wurde. In seinem Bauch machte sich ein dicker Kloss breit und eine Stimme in seinem Kopf sagte, dass diese Frau alles andere als normal war. Die Frau schaute ihn böse grinsend an und Chris sah, wie sich eine weiße Schlange aus ihrem ebenso weißen Haar schlängelte und sich an sie schmiegte. Böse zischend zeigte die Schlange ihre Giftzähne. Chris machte einen Schritt zurück und tastete nach der Tür. Da erhob sich die Frau, machte jedoch nicht den Versuch ihn aufzuhalten. Sondern grinste nur weiterhin und Chris hatte schon die Türklinke in der Hand, als er plötzlich einen harten Schlag ins Genick bekam. Chris japste nach Luft und vor seinen Augen wurde alles schwarz. Als Ramona den jungen Mann erkannte, den sie K.O geschlagen hatte, wurde sie blass. „Oh verdammt, das ist Chris!“, sagte sie entsetzt und griff sich an den Kopf. „Ja und?“, fragte die Frau und kam um den Schreitisch herum. „Ja und?“, platzte es aus Ramona und sah sie fassungslos an. „Was meinst du, was los sein wird, wenn seine Kollegen nach ihm suchen werden und schließlich den Toten finden werden!“ „Beruhig dich!“, sagte die Frau. „Den Teufel werde ich tun. Uns ist die Sache viel zu heiß geworden. Mir ist sie zu heiß geworden!“, sagte Ramona und schaute auf den bewusstlosen Chris. Die Frau schaute sie kaltgrinsend an, dennoch lag in ihren Augen etwas, was einer Drohung nahekam. „Soll das heißen, dass du aussteigen willst?“, fragte sie und kam auf sie zu. Sofort wurde Ramona unwohl und sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Ne-nein, aber...!“, stotterte sie. „Was aber?“, fragte die weiß haarige Frau und schaute ihr direkt in die Augen. Ramona biss sich auf die Unterlippe und schaute hilfesuchend zur Tür, als die Frau sie am Hals packte. „Soll das heißen, dass du aussteigen willst?“, fragte sie wieder und die Schlange zischte warnend. Ramona versuchte sich, genauso wie Bruder Gilmore, zu befreien. Doch es war vergeblich. „Willst du aussteigen, Ramona?“, fragte sie wieder und es war nun mehr als ein Knurren. „Wenn ja, musst du nur etwas sagen!“ Mit diesen Worten kroch die Schlange nachvorne und ihre dünne Zunge zuckte vor, sodass sie Ramona über ihre Haut strich. Ramona erschauderte und wand sich in ihrem Griff. „Ich…ahhh!“, keuchte sie und schaute die Frau flehend an. „Los sag schon. Bist du drinnen oder draußen?“, drohte sie und drückte fester zu. Schon tanzten rote Sterne vor Ramonas Augen und sie spürte, wie ihr die Luft knapp wurde. Am liebsten wollte sie sagen, dass sie draußen ist. Sie wollte nicht noch mehr in Schwierigkeiten geraten. Dass sie gemeinsam den Direktor und ihren Onkel beseitigt haben, hatte ihr schon nicht behagt. Aber das sie nun auch noch den und den Mönch ermordet und Chris in ihrer Gewalt hatten, war zu viel. Doch Nein sagen konnte sie nicht. Sicher würde diese Frau ihr noch schlimmere Dinge antun, als das, was sie mit den Dienstmädchen gemacht hatte. Also blieb ihr nichts andere übrig, als zu nicken. „Ich...ich bin drin!“, sagte sie stockend und sogleich ließ die Frau sie los. Schwer nach Luft ringend griff sich Ramona an den Hals und sog tief Luft ein. „Na also, wieso nicht gleich so!“, sagte die Frau und ging einige Schritte zurück. Dann schaute sie auf Chris nieder, der immer noch bewusst los war und grinste böse. „Und nun kommen wir zu ihm!“, sagte sie und stieß ihn mit dem Fuß an. „Du hast ihn ganz schön hart getroffen. Gut gemacht!“ „Tse!“, gab Ramona von sich. „Was machen wir jetzt?“ Die Frau schaute immer noch auf Chris runter und in ihrem Gesicht machte sich ein nachdenklicher Ausdruck breit. „An diesem Mann klebt ihr Gestank!“, dachte sie und verzog angewidert das Gesicht. Außerdem hatte sie in seinen Gedanken etwas gesehen. Ihr Gesicht, gemischt mit vielen Gefühlen. Sorge, Angst. Liebe. Missbilligend verzog sie das Gesicht und musste den Drang auf ihn zu spucken unterdrücken. Wenn sie etwas nicht leiden konnte, dann das die Menschen sich wegen anderen in Gefahr brachten. Und da kam ihr ein Gedanke. Wenn er sich schon Sorgen um sie machte, würde es nicht genauso umgekehrt sein? Ramona wollte sie schon schubsen. Es reichte ihr, hier nur dumm rumzustehen und Angst zu haben, entdeckt zu werden. „Hey, was machen wir jetzt?“ Die Frau drehte sich zu ihr herum und grinste kalt. Es war dunkel und sie war ganz allein. In der Ferne hörte sie ein Knistern. Minuten lang passierte nichts, doch dann tauchte ein schwacher Schein auf, der unregelmäßiges aufzuckte. Erin schluckte und machte, ohne es richtig zu wollen, einen Schritt nachvorne. Ging auf den schwachen schein zu und streckte die Hand aus. Das Knistern wurde mit einem Male laute und auch der Schein wurde heller. Erin kam näher und sogleich schlug ihr kaum aus zu haltende Hitze entgegen. Der Schein wurde heller und blendete sie. Sie wandte sich ab und hielt schützend die Hand nachvorne und schrie. Etwas hatte ihr die Hand verbrannt und sie blickte auf diese. Ihre Haut war verbannt und schmerzte entsetzlich. Ein Lachen erscholl und sie blickte nach vorne. Schlagartig wurde sie nach hinten gerissen und konnte sich gerade noch fangen. Vor ihr war eine meterhohe Flammenwand und Erin konnte deutlich die Hitze auf ihrer Haut spüren. Sie glaubte dabei selbst in Flammen zu stehen. Es war einfach unerträglich. In dem Knistern des Feuers mischte sich das Wehklagen ein und Erin wagte es, in die Flammen zu schauen. In ihnen sah Erin die schmerzerfüllten Gesichter der gepeinigten Seelen und sie spürte, wie die Angst sie ergriff. Schnürte ihr die Luft ab und lähmte sie. Da tauchte etwa schwarzes aus der Flammenwand. Es war oval und auf ihrer Höhe. Als es näher kam, schnappte Erin nach Luft. Aus der Flammenwand war die Maske erschienen. Die Maske, die sie im Büro des Paters gefunden hatten. Flammenzungen krochen aus den leeren Augenhöhlen und schlangen sich um sie, wie eine Schlange. Erin wehrte sich und drehte den Kopf weg. Die Flammen strichen über ihre geschlossenen Augen. Wie Finger griffen die Flammen nach ihren Augen und zwangen sie, diese zu öffnen. Erin schrie. Es schmerzte. Als ihre Augen offen waren, bohrten sich die Flammen in ihre Augen und der Schmerz wurde unerträglich. Erin versuchte sich aus der Gewalt der Flammen zu befreien, doch vergebens. Das Feuer hatte sie fest in seinem Griff und zwang sie in die Flammenwand zuschauen. Plötzlich tauchten Bilder auf, die wie Blitze vor ihr auftauchten. Der Direktor, Louis de Chagny, ihr Ziehvater. Alle tot. Und dann noch jemand. Chris! Er lag auf dem Boden, mit weit aufgerissen Augen und aufgerissene Brust. Eine weiße Schlange schlängelte sich auf ihm und hatte sich aufgebäumt. Hämisch grinsend zeigte sie ihr ihre Giftzähne. „Nein!“, schrie sie auf und riss die Augen auf. Schwer nach Luft ringend richtete sich auf und wusste zunächst nicht, wo sie war. Doch als sie die Umgebung erkannte, sank sie wieder aufs Bett und legte den Arm über ihr Gesicht. Tief holte sie Luft und versuchte ihr wildschlagendes Herz zu beruhigen. Erin hatte jegliches Zeitgefühl verloren. In den letzten Tagen waren sie quer durch Europa und außerhalb gereist. Nadir Daroga und sie blieben nicht länger, als einen oder zwei Tage. Sie war müde und hatte dennoch kein Auge in der Nacht zugetan. Ständig wurde sie von schrecklichen Träumen geplagt und sie vermochte es nicht mehr, zu schlafen. Dass ihr vorhin die Augen zufielen, vor lauter Erschöpfung und Müdigkeit bereute sie bitter. „Wann hören endlich diese Träume auf?“, fragte sie sich. „Erst wenn du sie geschnappt hast!“, sagte Nadir Daroga und Erin nahm den Arm runter. „Dann lassen Sie uns zurückgehen. Je eher ich dieser verdammte Dämonin, oder was auch immer sie ist, kriege, desto besser!“ „Wir können noch nicht zurück!“, sagte er beharrlich und Erin schnaubte. Sie setzte sich auf und schaute grimmig vor sich hin. Wie sehr sie es hasste, hier nur dumm rumzusitzen und darauf zuwarten, dass der Dämon oder was auch immer hinter ihr her war, irgendwann das Interesse verlor, oder irgendwann vor der Tür stehen würde. „Ich halte dieses Warten aber nicht mehr aus. Dieser Dämon und dieser Bote des Teufels werden wohl kaum das Morden lassen, nur weil sie es auf mich abgesehen haben!“, sagte sie und breitete spöttisch die Arme aus. „Sie werden es auch nicht lassen, wenn du dich gegen sie stellst!“, erwiderte Daroga und in seiner Stimme klang deutlich bitterer Ernst mit. „Oh, ich hasse es!“, fauchte sie. „Wäre ich bloß in Rom geblieben, hätte ich bloß nicht diesen Brief bekommen, oder gelesen. Dann wäre das alles nicht passiert!“ „Leider kann man die Vergangenheit nicht mehr ändern!“ „Hmpf!“, gab Erin nur von sich und ging im Kopf nochmal die Geschehnisse durch. Alles hatte nur mit diesem Brief angefangen. Nur deswegen, war sie jetzt so tief drin. Und nur deswegen, mussten unschuldige Menschen ihr Leben lassen. So langsam entwickelte sie einen tiefen Hass auf diese Brut. Wieso nur hatte sie sich nach Paris begeben. Weil ein mysteriöser Mr. X sie bat sich mit ihm zutreffen. Ihr war es schon von Anfang an komisch vorgekommen und sie hätte die Einladung einfach ignoriert. Doch ihre seltene, dafür starke Neugier hat sie nach Paris und somit das Rad des Schicksals in Gang gebracht. Sie blickte zu Daroga, der in einem kleinen Sessel saß und die Augen geschlossen hatte. Unter diesen waren dunkle Ringe. Er hatte genauso wenig ein Auge zu machen können. Dabei musste er sich nicht Sorgen machen, um das was passieren könnte, wenn nicht bald etwas gegen dieses Morden ein Ende gemacht wird. Dabei musste sie wieder an den Brief denken und den ganzen Ärger, den er ihr eingebrockt hatte. Aber da war noch etwas. Als sie in Paris ankam, hatte sich dieser Mr. X nicht blicken lassen. Erst als sie in Schwierigkeiten steckte, kam jemand, der ihr half. Nadir Daroga. Dabei hatten sie sich noch nie gesehen, beziehungsweise, konnte er nicht ahnen, wo er sie finden würde. Genauso wenig konnte er wissen, wo sie lebte. Bis jetzt hatte sie sich keine Gedanken darüber gemacht, da andere Dinge sie beschäftigt hatten. Doch jetzt, wenn sie genau darüber nachdachte, stellte sich ihr schon die Frage, woher er überhaupt von ihr wusste und sie behandelte, als seien sie sich vertraut. „Woher wussten Sie, wo sie mich finden?“, fragte sie und Daroga öffnete die Augen. „Wieso fragen Sie mich das, Erin?“, erwiderte er. Erin hob die Schultern. „Aus reiner Neugier?!“ lange Zeit sagten sie beide nichts und es schien Erin wie eine Stunde vorzukommen, ehe er weitersprach. „Ich konnte Sie leicht finden, da Gregor mir half!“ Erin schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Sie wussten nicht nur, wo ich mich aufhielt, sondern auch wo ich wohne. Sie konnten sonst diesen Brief an mich schreiben!“ Daroga runzelte die Stirn. „Brief?“, fragte er. „Was für ein Brief!“ Erin rollte die Augen. Das konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. „Hören Sie auf sich dumm zustellen. Ich weiß ganz genau, dass Sie mir diesen Brief geschrieben haben. Wieso konnten Sie sonst mich aufspüren? Da zumal der Treffpunkt in Paris festgelegt war!“ „Erin, ich habe erst später von Ihrem Aufenthalt in Paris erfahren!“, sagte er. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht mal, wo Sie sind. Ich habe ganz Europa nach Ihnen abgesucht. Bis ich zum Vatikan kam!“, erklärte er und Erin starrte ihn nur schweigend an. Was hatte er da gerade gesagt? Er hatte sie gesucht und nicht vorher gewusst, wo sie steckt. Aber das konnte doch nicht sein. „Was?“, keuchte sie und merkte, wie sie blass wurde. Nadir schaute sie für einen kurzen Moment an und schien ihre Fassungslosigkeit geradezu zu spüren. Sein Gesicht machte einen nachdenklichen Ausdruck. „Hm, könnte es nicht sein, dass ein anderer den Brief verfasst haben könnte?“, fragte er mit leiser Stimme und Erin blickte ihn verwirrt an. „Wie meinen Sie das?“ „Nun, kann es nicht sein, dass jemand anderes diesen Brief verfasst haben könnte. Jemand der auch Interesse hatte, Euch in Paris anzutreffen!“ Schlagartig musste sie an den Dämon, an das Phantom denken. Sie hatte sein Zuhause niedergebrannt und nun sinnte er nach Rache. Aber was ist mit dem anderen Dämon. Er ist genauso hinter ihr her, wie das Phantom. Und was, wenn beide gemeinsame Sache machten? Erin schauderte. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn und sie merkte, wie ihr schwindelig wurde. Wankend stand sie auf und machte langsame Schritte. „Wohin gehen Sie?“, fragte Daroga und schaute ihr nach, als sie sich zu einer Tür begab. „Ich muss ins Bad. Mir ist schlecht. Das war alles zu viel für mich!“, sagte sie und öffnete die Tür. Im Bad war es angenehm kühl und Erin drehte den Wasserhahn auf. Ließ kaltes Wasser in die Hände laufen und schüttete es sich ins Gesicht. Die Kälte tat ihr gut und nahm ihr das Schwindelgefühl. Paarmal klatschte sie sich noch etwas Wasser ins Gesicht und drehte dann den Hahn zu. Sie griff nach einem Handtuch und trocknete sich das Gesicht. Tief atmete sie ein und versuchte, dass soeben besprochene zu verdauen. Noch immer hatte es sie schockiert, dass nicht Daroga den Brief, sondern entweder einer dieser Dämonen, oder beide ihn geschrieben haben könnten. „Was wenn das alles geplant war?“, fragte sie sich und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Wenn ja, dann... Plötzlich packte sie eine eisige Kälte und sie blickte in den Spiegel. Hinter ihr stand Chris. Sein Gesicht leichenblass, seine Augen leer. Und an seinem Hals klaffte eine tiefe Wunde. Erin blieb wie erstarrt stehen und konnte nicht den Blick von dem Spiegel lassen. An den Kacheln hinter ihr, waren mehrmals mit roter Farbe zwei Worte geschrieben. Mort und Loup! Tod und Wolf! Erin wusste, dass sie damit gemeint war. laut Nadir war sie der Wolf und Tod war das, was sie hinterließ. In der Luft hing ein bleierner Geruch. Blut! Die Worte, deren einfacher Inhalt sie betrafen, waren mit Blut geschrieben. Erin wurde wieder schlecht und sie stürzte zur Toilette um sich zu übergeben. Nadir blickte zu Tür und in seinem Gesicht machte sich große Sorge breit. Er hatte schon geahnt, dass das alles zu viel für sie war. Er blickte zu Rafael, der ebenso besorgt zu der Tür schaute und leise winselte. Er winkte ihn zu sich heran. Der schwarze Wolf folgte und tabste zu ihm. Ließ sich den Kopf kraulen und legte den Kopf auf Darogas Knie. „Du machst dir genauso große Sorgen um sie. Nicht wahr?“, fragte er und der Wolf bellte leise. Daroga lächelte sanft. „Für jeden ist das nicht leicht, wenn man weiß, dass man, obwohl in den Händen Gottes aufwuchs, eigentlich ein Diener der Finsternis ist. Aber ich bin mir sicher, dass sie wieder zu sich kommt!“, sagte er. Erin stützte sich am Waschbecken ab und hatte immer noch den ekelhaften Geschmack von Galle und Erbrochenem im Mund. Hastig drehte sie wieder den Wasserhahn auf und schöpfte sich Wasser in den Mund. Spuckte noch einmal und drehte den Hahn erneut zu. Lange stand sie da und hatte den Kopf gesenkt. Wollte nicht in den Spiegel schauen, aus Angst wieder diesen schrecklichen Anblick zu sehen. Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Das alles war einfach zu viel für sie gewesen. Trotz all der Jahre, in denen sie schon so manches Abscheuliches gesehen hatte, hatte sie das doch ziemlich erschüttert. Nach all dem, was geschehen war, hatte sie sich einfach nicht mehr halten können. Und sie schämte sich nicht, dass sie schwach geworden war. Jeder Mensch hatte seine Schmerzgrenze und die hatte sie überschritten. In ihr ging so viel durch. Die Angst um Chris, der Hass auf diese beiden Bastarde und die Trauer um ihren geliebten Ziehvater. Diese Gefühle schienen wahre Strudel in ihr zu bilden, die sich dann zu einem einzigen vereinten und ein tiefes Loch in ihr rissen. Hass, Angst und Trauer. Drei Gefühle, vollkommen in der Finsternis sich ständig kreisend und immer tiefer bohrend. Erin biss sich auf die Unterlippe. Sie spürte deutlich, wie es sich immer tiefer in ihre Seele bohrte und hineinfraß. Ihre Finger, die den Rand des Waschbeckens umfassten, verkrampften sich und ihre Nägel zerkratzen die Keramik. Lange blieb sie so stehen und der Hass schien immer mehr die Oberhand zu gewinnen. Erin öffnete die Augen wieder und schaute erneut in den Spiegel. Doch statt Chris und die mit blutbeschmierten kacheln, sah sie nun die beiden Dämonen als schattenhaften Gestalten. Hinter ihnen noch einen. Doch dieser war größer, als sie und hatte die Form eines Wolfes. Mit einem gefährlichen Heulen schlang sich dieser um die beiden und die Schatten vergingen, schmerzhaft aufschreiend im Feuer. Erins Hände lösten sich vom Rand des Waschbeckens und ballten sich zu Fäusten. Finster starrte sie den Spiegel an und spürte, die plötzliche Hitze in sich aufsteigen. Ihre Wangenknochen traten hervor und sie presste die Kiefer aufeinander. Ihr Blick wurde noch finsterer und sie glaubte, ihre Augen würden ganz schwarz werden. Sie hatte genug. Sie wollte nicht mehr wegrennen und darauf hoffen, dass der Dämon und beide sich selbst zeigen würden. Dafür war es zu spät. Zu viele Menschen waren gestorben und sie würde dem ganzem nun ein Ende setzen. „Es reicht. Ich habe genug!“, knurrte sie und der Spiegel zersprang. Daroga sprang erschrocken auf, als er das Splittern von Glas hörte und wollte schon zum Bad, als Erin die Tür aufmachte und grimmig vor sich hinstarrte. Er wich zurück, als sie das Zimmer betrat und Rafael senkte augenblicklich den Kopf. Er winselte leise und zog demütigt den Schwanz ein. „Erin, was ist mit Ihnen?“, fragte Daroga und ging auf die junge Frau zu. „Es reicht mir. Ich bin es Leid, mich zu verkriechen!“, sagte sie knurrend und Daroga wich augenblicklich zurück. „Ihre Stimme, sie ist so anders!“, dachte er und es lief ihm kalt den Rücken runter. Erin drehte den Kopf und schaute ihn über die Schulter finster an. „Ist was?“, fragte sie und Daroga schüttelte den Kopf. Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass er das für keine gute Idee hielt. Da immer noch die Gefahr bestand entdeckt zu werden, doch es genügte ein Blick von ihr und sein Versuch, sie zum Blieben zu bewegen, blieb unausgesprochen. Sie drehte sich wiederherum und verließ das Haus. Daroga und Rafael folgten ihr. Es war noch dunkel, als sie im Vatikan auftauchten. Und trotz das Erin noch immer vor Wut und Hass schäumte, spürte sie das wohlige Gefühl endlich wieder zuhause zu sein. Sie ging zuerst in ihr Zimmer und ließ sich nach hinten fallen. Erin streckte alle Viere von sich und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Kurz vergas sie ganz den Hass in sich und fiel in tiefe Müdigkeit. „Erin, Erin wachen Sie auf!“ Es kam ihr vor, als hätte sie gerade mal fünf Minuten die Augen zugemacht, bevor Nadir Daroga sie wieder weckte, indem er sie an den Schultern packte und rüttelte. Erin öffnete die Augen und richtete sich auf. „Was...was ist denn los?“, fragte sie schläfrig und wischte sich über die Augen. „Das Büro Eures Vaters...!“, sagte er nur und plötzlich wurde Erin hellhörig. „Was ist damit?“, fragte Erin und sah ihn wach an. Er blickt zur Tür, hinaus auf den Flur. So als könne er die Anwesenheit von etwas spüren. „Kommen Sie, dass müssen Sie selber sehen!“, sagte er und zerrte sie wahrlich auf die Füße. Erin seufzte genervt. Nicht einmal für einen kurzen Moment konnte sie Ruhe haben. „Muss ich das wirklich?“, fragte sie wie ein Kleinkind, das nicht wollte. „Ja!“, gab Nadir Daroga streng zurück und zog sie weiter. Sie kamen am Büro vorbei und sahen sogleich die Absperrung. Erin blieb abrupt stehen und spürte wieder den dicken Kloss in ihrem Bauch. Nadir blieb genauso stehen und hielt die Absperrung etwas hoch, sodass Erin darunter hindurch gehen konnte. Doch anstatt dort eine Leiche zu finden, war da nichts. Dennoch wurde Erin das Gefühl nicht los, das hier etwas nicht stimmte. Sie konnte deutlich in der Luft einen süßlichen Geruch erkennen. Der Geruch von Tod und Blut! Sofort schnürte sich ihr Hals zu und sie machte einen Schritt ins Büro. Wachsam ließ sie den Blick durch den Raum wandern und blieb dann an einer Stelle haften. Wie als würde sie noch immer sehen, wer dort gelegen hatte, spürte sie, dass hier etwas Schlimmes passiert war. Ihre Kiefer pressten sich hart aufeinander und sie ballte die Fäuste zusammen. Nadir stellte sich neben sie und sah, wie es in ihrem Gesicht sich verfinsterte. „Sie können es spüren. Nicht wahr?“, fragte er und sie nickte langsam. „Ja, jemand oder etwas war hier!“, knurrte sie leise und trat näher ins Zimmer. Der Geruch wurde stärker und sie schnupperte, wenn auch ziemlich angewidert. Der Geruch des Blutes war hier deutlicher und etwas hatte sich dazu hineingemischt. Es war ein ekelhafter Gestank von getrockneter Haut. Erin rümpfte die Nase und wich zurück. „Bah, was für ein ekelerregender Gestank!“, sagte sie und hielt sich die Nase zu. Nadir nickte. „Der Gestank der Schlange!“, murmelte er und sein Gesicht verfinsterte sich genauso wie das von Erin. Erin blickte ihn an. „Soll das heißen, dass sie hier war?“, fauchte sie gefährlich und sogleich bereute Daroga, was er gesagt hatte. „Sie wussten, dass sie hier auftauchen würde?“ „Ich dachte, sie würde nicht nochmal hierherkommen...nicht nachdem sie Euren Ziehvater ermordet hat!“, erklärte. „Da ich glaubte, dass sie ihr Ziel weiterhin verfolgt!“ „Das tut sie auch. Nur leider zieht sie dabei andere mithinein!“, knurrte Erin und ihre Finger krümmten sich zu Klauen. Nadir entging ihre Reaktion nicht und schaute sie etwas mahnend an. „Reißen Sie sich zusammen!“ Erin schluckte, schloss gepresst die Augen und ihre Finger entspannten sich wieder. „Sparen Sie sich Ihren Hass und Ihre Kraft!“ Erin nickte stumm und schaute sich weiter um. Ohja, sie würde sich zusammen reißen und ihre Kraft und ihren Hass solange zurückhalten, bis sie die Richtige traf, an der sie alles auslassen konnte. Da erstarrte sie. Sie hatte etwas gespürt und roch automatisch. So langsam kam sie sich wirklich wie ein Wolf vor. Doch daran ließ sie sich jetzt nicht stören. Sie drehte den Kopf und schaute zur Wand, vor der die standen. In großen, roten Lettern geschmiert, stand dort eine Nachricht und Erins Gesicht verfinsterte sich erneut. Sie brauchte nicht lange, um zu wissen mit was die Nachricht geschrieben war. Blut! Und sie konnte deutlich riechen, wessen Blut. Bruder Gilmore! Mit versteinerter Miene las sie stumm die Worte. An den schwarzen Wolf, in Gestalt der schwarzen Bestie. Ich habe dir schon deinen geliebten Vater genommen und nun auch deinen Bruder. Wenn du nicht willst, dass ich dir auch noch deinen Geliebten nehme, dann komme zurück nach Frankreich. Treffe mich um Mitternacht am Arc de Triumph. Allein und ohne deine Waffen! Erin bleckte die Zähne. Na toll, ohne Waffen. Dabei hatte sie sie nicht mal. Also was soll es. Aber dennoch wollte sie nicht waffenlos gehen. Nadir räusperte sich und sie schaute zu ihm. „Sie fordert Sie heraus, Erin!“, sagte er nur und zupfte sich an seinem Bart. Erin sagte nichts, sondern schaute wieder zu der Botschaft. „Was anderes hätte ich auch niemals erwartet!“ „Werden Sie die Herausforderung annehmen?“, fragte er dann und Erin schielte zu ihm. „Sagt man nach dem Gebet Amen?“, erwiderte sie und damit war die Sache geklärt. „Und womit wollen Sie kämpfen?“ „Wohl oder übel, mit bloßen Händen. Meine Waffen scheine ich ja verloren zu haben!“ Nadir Daroga lächelte auf einmal und ehe Erin ihn fragen konnte, wieso er lächelte, drehte sich Nadir um und winkte ihr mit der Hand zu. Sie solle ihm folgen. Erin runzelte die Stirn und folgte ihm. Draußen war es immer noch dunkel, als sie das Gebäude verließen und zum Wagen Darogas gingen. Wortlos schloss er den Kofferraum auf und öffnete den Deckel. Er deutete, wie ein Magier in den Kofferraum und Erin blickte hinein. Hörbar schnappte sie nach Luft und konnte nicht glauben, was da im Kofferraum lag. Der silberne Koffer, der groß genug war, um Melonen darin zu transportieren lag da, als hätte er schon die ganze Zeit dort gelegen und Erin schaute Daroga verblüfft an. „Sie haben meine Waffen die ganze Zeit mit sich rumgeschleppt?“, fragte sie erschüttert und wusste nicht, ob sie gerührt oder wütend sein sollte. Immerhin hatte sie ihre Waffen drängend gebrauchen können. Sicher hätte sie diesen Dämon viel schneller erledigt und es wäre niemals so weit gekommen. Nadir Daroga hob die Schultern. „Wäre es Ihnen lieber gewesen, wenn der Zoll oder die Polizei sie entdeckt hätte?“, fragte er, als hätte er ihre stummen Gedanken gelesen und Erin war still. Sie streckte die Hand aus und öffnete den Koffer. Alles lag genauso darin, wie sie es gewohnt war. Die drei Magazine, deren Kugeln gefüllt mit geweihtem Silber waren. Wurfsterne, ebenso aus Silber. Revolver, verschiedener Arten. Eine große Flasche gefüllt mit geweihtem Wasser und ihre beiden Lieblinge. Zwei dreißig Millimeter Ranchasters, die im Licht silbern glänzten. Erin strich sanft über die beiden Schusswaffen. Und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Und welche werden Sie mitnehmen?“, fragte Nadir Daroga. Erin blickte nachdenklich auf die Waffen und schien zu überlegen. Die Ranchasters waren effektiv, aber auch wuchtig und sicher würde man sie sehen. Die Flasche würde sicher zerbrechen, wenn sie sich ungeschickt anstellte. Oder gar keine Wirkung zeigen. Sie wusste schließlich nicht, was für eine Art Dämon es sich handelte. Und die Wurfsterne? Damit konnte sie sich sehr gut bewaffnen. Die kleinen Dinger konnte sie problemlos in ihren Mantel verbergen und waren stets griffbereit. Kurz entschlossen schnappte sie sich dieser und stopfte sie sorgfältig in die Innenseite ihres Mantels. Sie schaute nochmal in den Koffer und schnappte sich noch ein Butterflymesser und schon es in den Stiefel. Nadir sah sie etwas zweifelnd an. „Ist das alles, was Sie mitnehmen wollen?“, fragte er und schaute sie noch einmal zweifelnd an. Erin nickte. „Wenn dieser Dämon Chris hat, will ich kein Risiko eingehen!“, sagte sie. Daroga sagte nichts, sondern nickte und ging dann zur Fahrertür. „Wir sollten uns auf den Weg machen. Ich bin mir sicher, dass sie nur ungern auf dich wartet!“ Erin sagte nichts und stieg ein. Nadir startete den Wagen und fuhr los. Ihr Ziel: Frankreich! Chris Kopf schmerzte, als er die Augen wieder öffnete. Ihm war schwindelig und wollte die Hand heben, um sich über die Augen zu wischen. Doch seine Hände rührten sich nicht. „Was...?“, keuchte er und schaute runter. Er war gefesselt. Dicke Seile umwickelten seine Hände und Beine und hielten ihn an einem Stuhl fest. „Was soll der Scheiß?“, fragte er und zog an den Stricken. „Kein Scheiß, sondern bitterer Ernst!“, hörte er eine Stimme sagen und aus dem Dunkeln kam Ramona. „Du...!“, keuchte Chris erschrocken und konnte erst nicht begreifen, wieso sie hier war. Doch er hatte so eine bestimmte Ahnung. Sein Gesicht verfinsterte sich. „Hast du mir eins übergezogen?“, fragte er wütend und wäre am liebsten aufgesprungen. Hätte sie gepackt und geschüttelt. Doch die Stricke hielten ihn zurück. „Ja, aber ich wollte das nicht!“, sagte sie und kurz glaubte Chris, dass sie das ehrlich meinte. Doch dann, rief er sich wieder in Gedanken, wie sie sich ihm und Erin gegenüber benommen hatte. Und wie sich hinterrücks an ihn herangeschlichen hatte. Wieder wurde die Wut in ihm wach. „Du wolltest das nicht?“, platzte es aus ihm heraus. „Du schlägst mich beinahe tot und du sagst, du wolltest das nicht!“ Ramona sagte nichts, sondern schaute zu Boden. Sie biss sich auf die Unterlippe. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass was wirklich keine Absicht war, aber wer würde ihr glauben? Niemand! Chris schaute sie wütend an. Er war schon immer der Überzeugung, dass sie ein durchtriebenes Biest war, aber das sie so weit ging, hätte er niemals gedacht. „Sag mal Ramona, hast du sie noch alle?“, fragte er wütend. Da wurde ihr Gesicht wütend. „Ja, habe ich. Aber du anscheinend nicht. Wieso gibst du dich sonst mit dieser dahergelaufenen Nutte ab!“ „Erin ist keine Nutte. Sie ist bei weitem ein besserer Mensch, als du!“, konterte er scharf und Ramona verzog verächtlich das Gesicht. Sie hob die Hand und verpasste ihm eine schmerzhafte Backpfeife. Doch anstatt zu schreien, machte er ein abfälliges Gesicht und schaute zu ihr hoch. „Du hast dich überhaupt nicht verändert. Du bist genauso arrogant und selbstgefällig, wie eh und je. Deswegen habe ich dich auch verlassen. Ich war es leid, dass du meine engsten Freunde vergrault hast!“ „Das reicht!“, schrie sie und hob erneut die Hand, doch da hielt eine Stimme sie zurück. „Genug jetzt!“ Ramona hielt inne und schaute in die Dunkelheit hinter sich. Chris folgte ihrem Blick und sah in der unendlichen Finsternis etwas aufglimmen. Sofort wurde Chris so komisch zumute und er beschloss, dass es das Beste, nun nichts mehr zu machen. „Schlage ihn nicht zu fest. Sonst erkennt sie ihn nicht wieder!“ Ramona fauchte und wich einige Schritte zurück. Chris schluckte, als ihm klar wurde, warum er hier war. „Ich bin nur der Köder!“, dachte er und schaute immer noch zu dem glühenden Ding. Nun trat auch die andere Frau hinaus und Chris erkannte sie sofort. Diese Frau konnte man ja auch nicht vergessen. Mit ihrem kalten Blick und dem unheimlichen Grinsen im Gesicht. Nicht zu vergessen die die Schlange, die sich um den schmalen Hals der Frau schlängelte und windete. Das Grinsen wurde breiter, als sie näher an ihn heran trat und ihn sich genauer anschaute. „Er ist hübsch!“, sagte sie nur und Chris wäre dankbar gewesen, wenn er darauf etwas erwidert hätte. Doch sein Hals hatte sich wie zu geschnürt und er konnte nichts anders, als sie anzusehen. Aus der Nähe, sah sie noch unheimlicher aus. Lag es vielleicht daran, dass ihr ein Auge fehlte und sie eine Augenklappe trug. Das andere Auge glühte noch immer und ihm lief ein Schauer über den Rücken nach dem anderen. „Aber leider ist er nicht mein Typ!“, wandte sie ein und drehte sich zu Ramona. „Bedauerlich. Dabei habe ich richtig Hunger!“ Etwas sagte Chris, dass sie damit nicht liebeshungrig meinte und ihm wurde schlecht. „Was...was wollt ihr von mir?“, fragte er würgend und versuchte die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Die Frau lächelte. „Kannst du es dir nicht denken?“, säuselte sie und strich ihm mit ihren Fingern über die Wange. Sie waren eiskalt. „Doch kann ich, aber ich will wissen, was ihr mit Erin vorhabt!“, entgegnete er und schaute dabei Ramona finster an. Diese erwiderte seinen Blick und die Frau grinste dämonisch. „Das wirst du noch sehen!“ Und Chris ahnte schon, dass nicht nur er, sondern auch Erin das nicht überleben würde. Erin fror und schaute sich immer wieder um. Sie war allein und niemand schien sich um diese Zeit auf der Straße aufzuhalten. Ihr war es recht, da sie es sich nicht leisten konnte, durch einen dritten gestört zu werden und sich vermutlich die Chance entgehen lassen, Chris zu retten. Nadir Daroga war immer noch dagegen, sich auf dieser Herausforderung einzulassen. Er hatte sie ausdrücklich gewarnt, dass sie Gefahr lief, entweder in eine Falle zu tappen oder von der Polizei, die immer noch nach ihr suchte, entdeckt zu werden. Doch das war ihr egal. Sie war schon in vielen Fallen getappt und was die Polizei anging. Ihr würde sicher etwas einfallen. Aber bis dahin war ja noch Zeit. Erin schaute die Straße entlang und zog sich den schwarzen Hut tiefer ins Gesicht. Um ihr Gesicht trotzdem zu verbergen, hatte sie sich ihr rotes Tuch um Mund und Nase gebunden und nur ihre Augen waren zu sehen. Sie blickte auf die Uhr und seufzte. Es war schon zehn nach Mitternacht und Erin fragte sich, wo der andere bleibt. Die Kälte kroch trotz des dicken Mantels in ihre Glieder und sie begann zu zittern. Am liebsten wäre sie gegangen, doch der Gedanke, dass Chris womöglich dadurch zu Schaden kam, ertrug sie nicht und sie blieb weiterhin standhaft an Ort und Stelle stehen. Nach wenigen Minuten, es war schon viertel nach, hörte sie endlich Schritte und drehte sich nur halb herum. Aus dem Schatten, schälte sich eine vermummte Gestalt. Erin versuchte das Gesicht zu erkennen, doch diese war genauso vermummt wie sie und so gab es Erin auf, dieser zu erkennen. Als sie knapp vor Erin stand, drehte sich Erin ganz zu ihr herum und schaute sie fordernd an. „Also, wo ist er?“, fragte sie dann und die Gestalt vor ihr schaute sie nur stumm an. Dann hob sie die Schultern. Ein klares Zeichen, dass es ihr gleich war und Erin knurrte. „Raus damit, wo ist Chris?“ „In der Nähe!“, sagte endlich ihr Gegenüber und Erin erkannte sie. „Du!“, brachte sie wütend hervor und Ramona lüftete ihre Vermummung. Sie sagte nichts, sondern schaute sie nur an und lächelte dann. Wütend verzog sie ihr Gesicht und machte einen Schritt nachvorne. „Ich hätte es wissen müssen. Was hast du mit Chris Verschwinden zu tun?“, fragte sie sie und ballte die Hände zu Fäusten. „Das erfährst du noch!“, sagte Ramona kalt und ehe Erin etwas erwidern konnte, spürte sie einen heftigen Schlag am Kopf. Erin gab ein überraschtes Keuchen von sich und ihr wurde schwarz vor Augen. Kapitel 18: Das Auge der Hölle! ------------------------------- Als sie wieder zu sich kam, wusste sie zunächst nicht, wo sie war. es war kalt und die Luft roch nach Feuchtigkeit und Moder. Erin verzog angewidert das Gesicht und öffnete die Augen. Über ihr war eine schroffe Felsenwand und Wassertropfen fielen auf sie nieder. Erin schüttelte sich und sah dann an sich hinunter. Mann hatte ihr den Mantel und somit auch die Waffen abgenommen. Selbst das Messer in ihrem Stiefel hatte man weggenommen und so war sie waffenlos. „Scheiße!“, fluchte sie und sank kurz auf dem kalten Stein zusammen. Wieso hatte sie nicht besser aufgepasst? Sie hätte wissen müssen, dass es eine Falle war. Wenn ein Dämon sie herausfordert, kann es ja nur eine Falle sein. Selten hatte sie es erlebt, dass ein Dämon sie direkt angriff und keine Handlanger hatte. Wie oft sie in eine Falle getappt war, hatte sie nicht mehr mitgezählt. Genauso wie oft sie aus dieser Falle wieder hinauskam. Mit mehr oder weniger blauen Flecken. Erin wollte sich auf setzten, doch als sie den Oberkörper mit Schwung hochhievte, schnappte sie nach Luft. Etwas drückte sie nach untern und sie schaute auf ihre Brust. Ein dicker Lederriemen lag um ihren Brustkorb und drückte sie so an den Stein Boden. „Was...“, brachte sie erschüttert hervor und wollte danach greifen. Doch als sie die Hände austreckte, schrie schmerzhaft auf. Sie blickte hoch und sah, dass ihre Hände ebenfalls mit Lederriemen gefesselt waren. Genauso wie ihre Füße. „Was...was soll das?“, keuchte sie und versuchte sich aus den Riemen zu befreien. Jedoch ohne Erfolg. Kalter Schweiß brach ihr aus allen Poren und ihr schlug das Herz wie ein Dampfhammer. Was hatte das zu bedeuten, was hatten sie vor. Was hatte Ramona vor? Da erscholl ein Lachen und Erin zuckte augenblicklich zusammen. „Na endlich wach?“, fragte eine Stimme und Erin erkannte sie. Ramona! „Du Hexe, was hast du mit mir vor?“, rief sie wütend in den Raum. Lange herrschte Schweigen, doch dann sprach Ramona wieder. „Das siehst du noch. Früher oder später!“, sagte sie und klang vergnügt. Erin zerrte wütend an den Fesseln und unterdrückte einen Schrei, als sich die Riemen in ihre Haut schnitten. „Gib dir keine Mühe. Du wirst nicht entkommen. Dieses Mal nicht!“ Erin hielt inne. „Was?“, keuchte sie und schaute in irgendeine Richtung. „Du hast richtig gehört!“, sagte nun eine andere weibliche Stimme. „Dieses Mal entkommst du nicht!“ In der Stimme war ein deutlich zischender Unterton zu hören und Erin glaubte, eine Schlange würde zu ihr sprechen. Da kam ihr ein Gedanke. Die Schlange, das kriechende Böse! Eine von den Stellvertretern des Satans. Nadir Daroga hatte nicht gelogen! Erin wurde kalt und sie war für wenige Minuten still. Doch dann machte sich Hass und Wut in ihr breit. Die Schlange in ihrem Hotelzimmer, der geheimnisvolle Brief, der nicht von Daroga kam und all das, was geschehen war. Das alles war durch ihre Hand geplant worden. „Lass mich raten, du bist diese Schlangenfrau. Diejenige, die nach meinem Leben trachtet?“, vermutete sie laut und die Schlangenfrau lachte. „Bravo, ich bin begeistert. Hat dir dieser alte Narr dich rechtzeitig aufgeklärt?“, fragte sie spöttisch. „Wenn du Daroga meinst, dann ja!“, antwortete Erin trocken. „Woher kennst du ihn?“ „Oh, er war mir schon immer ein Dorn im Auge. Aber was soll es. Jetzt habe ich dich und glaube mir, ich lasse dich nicht mehr so schnell los!“, zischte die Schlangenfrau und ihre Stimme klang kalt und tödlich. Wie als wäre ihr etwas eingefallen, wechselte sie das Thema und klang nun vergnügt. „Ich weiß ja nicht, ob du Edgar Allan Poe kennst, aber ich war schon immer von ihm und seinen Geschichten fasziniert. Besonders über sein Buch, das den Titel Die Grube und das Pendel trägt“, hat mich am meisten fasziniert und mich auch inspiriert!“ „Aha, schön. Und?“, fragte Erin. Ihr ging das ganze Gerede ziemlich auf die Nerven. Wenn diese Schlangenschlampe sie töten wollte, wieso dieses ganze Gerede? Wollte sie sie noch so richtig fertigmachen, ehe sie ihr den Tod schenkte? Die Schlangenfrau lachte amüsiert. „Ich dachte mir, es wäre ein wirklich treffender Tod, dich so sterben zulassen!“ Damit kehrte wieder die Stille zurück und Erin sank zurück auf den Stein, da sie sich aufgebäumt hatte. Sie schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Doch durch ihren Kopf gingen so viele Dinge, die einfach nicht weichen wollten und ihr eine Möglichkeit nach einer Lösung unmöglich machten. Erin seufzte und schaute sich dann wieder um. Sie verrenkte den Hals und sah, dass der Stein auf dem sie lag heller war, als der hintere Teil. Dann schaute sie in die anderen Richtungen. Genauso das gleiche. „Toll, ich bin nur gefesselt, sondern auch noch auf einem Steintisch!“, murrte sie und legte den Kopf auf die Platte. „Soll ich etwa geopfert werden?“ Erin stellte sich vor, wie eine Gruppe Männer, gehüllt in blutrote Gewänder eintrat und eine, der an der Spitze lief, ein Kissen trug, Auf dessen roten Samt sieben Dolche lagen. Sieben Dolche, um sie ihr in den Körper zu stoßen. Vermutlich noch in Kreuzform, damit sie wirklich stirbt, wie eine Dämonin, wie die anderen sie nannten. Ein bitteres Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Wirklich ein würdiges Ende, für eine Bestie!“, dachte sie und schloss die Augen. Ein Geräusch ließ ihre Augen wieder öffnen und Erin horchte. Das Geräusch wiederholte sich und nahm gleichmäßige Abstände an. Es kam von oben und Erin blickte hoch und sah in die Finsternis über ihr. Lange vermochte sie nichts zu erkennen und das Geräusch wurde lauter. Es war ein Rauschen, doch es war nicht Wasser, sondern etwas anderes. Erins Augen kniffen sich zu Schlitzen zusammen und als sie etwas in der Dunkelheit glitzern sah, erkannte sie die schwachen Umrisse. „Oh, Gott!“, keuchte sie und zog an den Fesseln. „Oh, Gott. Nein!“ Langsam schälte sich aus der Dunkelheit die Schneidekante eines riesigen Pendels. Wie geschliffene Diamanten schimmerte die scharfe Kante und es durchfuhr Erin wie ein Donnerschlag. Das hatte also die Schlangenfrau damit gemeint, sie geeignet sterben zulassen. Erin zog sofort fester an den Fesseln und beachtete die Schmerzen nicht, als sich diese in ihre Handgelenke schnitten. Sie hatte weitaus größere Sorgen, als ihre zerschnittenen Handgelenke. Flüchtig blickte sie hoch und sah, dass das Pendel nicht mehr als drei Meter über ihr schwebte und sich immer schneller hin und her bewegte. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Schon konnte sie den Luftzug des Pendels auf ihrem ungeschützten Bauches spüren. Sicher würde es nicht mehr lange dauern, bis das Pendel sie durchschnitt und Panik peitschte in ihr auf. Wie eine Wahnsinnige riss sie an den Riemen und versuchte diese aus der Verankerung zu reißen. Aber diese Riemen waren so dick und so zäh, dass sie kaum Kraft dazu hatte. Schon war das Pendel knapp einen halben Meter über ihr und die Klinge streifte ihren Bauch. Erin schrie auf! Ein letztes Mal, versuchte sie frei zu kommen. Jedoch ohne Erfolg. Dann durchzog sie ein rasender Schmerz. Erin schrie auf und blickte zu ihrem Bauch. Eine feine Blutspur zog sich quer über ihren Bauch und das Pendel schwank zurück. Wieder fraß es sich durch ihr Fleisch und trieb die Wunde tiefer. Erins Schrei hallte in dem Kellergemäuer tausendfach wieder und ihre Augen waren weit aufgerissen. Wie Feuer brannte die Wunde, die sich immer mehr vertiefte. Erin wurde schon fast schwarz vor Augen und mit verschwommenem Blick sah sie zu dem Pendel, das höher schwang und plötzlich stehen blieb. Erin runzelte schwach die Stirn. Wieso hielt auf einmal das Pendel an? Hatte sie Nadir rechtzeitig gefunden und dem ganzen Grauen ein Ende gesetzt? Nein, nie und nimmer hätte er sie so schnell finden können. Sie selbst wusste nicht mal, wo sie war. Doch das zählte jetzt nicht. Das Pendel hatte angehalten und ermöglichte ihr, einen weiteren Versuch sich zu befreien. Ein allerletztes Mal, drehte sie den Kopf und riss an den Fesseln. Im gleichen Moment setzte sich wieder das Pendel in Bewegung und sauste auf sie zu. Erin schrie noch ein letztes Mal, als sich das Pendel durch sie seinen Weg bahnte und sie endgültig in zwei Hälften schnitt. Chris hatte, oder vielmehr musste alles mitansehen. Er war immer noch an dem Stuhl gefesselt und saß in einem kleinen Nebenraum. Oben in der Ecke hing ein kleiner Fernseher, wo das ganze schreckliche Scenario gezeigt wurde. Chris konnte es sich nicht mehr länger ansehen und sah weg. Versuchte die Schreie und die Geräusche des schwingenden Pendels aus dem Kopf zu bekommen, doch zwecklos. Als Erin ein letztes Mal aufschrie und das Pendel sie zerschnitt, hörte er deutlich das widerliche Schmatzen, als ihr Körper zertrennt wurde und er musste ein Brechen krampfhaft unterdrücken. Er blickte hoch zum Fernseher, doch statt Erin zerschnitten auf dem Tisch zusehen, war nur Schnee. Der Empfang war weg und Chris atmete auf. Er war dankbar, dass ihm dieses Bild erspart blieb. Dennoch spürte er die Schuld in sich. Wäre er nicht nach Rom gegangen, um nach ihr zu suchen, wäre das alles sicher niemals geschehen. Er schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. „Erin, verzeih mir. Das ist alles meine Schuld!“, wimmerte er und spürte, wie ihm die Tränen kamen. Ramona besah sich den toten Körper Erins und verzog angewidert das Gesicht. „Musste das sein. Hätten wir ihr nicht einfach eine Kugel durch den Schädel jagen können?“, fragte sie, doch die Schlangenfrau schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte sie noch schreien lassen, ehe sie stirbt!“, sagte sie und streichelte ihrer weißen Schlange den Kopf. Sie schlenderte sie ihr hinüber und beugte sich zu ihr hinunter. „Arme kleine Erin!“, säuselte sie. „Du hast dein ganzes Leben Gott gewidmet, aber wo war er, als du ihn um Hilfe batest?“ Die Schlange zischte und spie Gifttropfen auf Erins blassen Wangen. Der Blick ihrer blauen Augen war gebrochen und schaute leer an die Decke. Die Riemen hatten sich tief in ihre Augen geschnitten und ihre Lippen hatten eine bläuliche Farbe angenommen. Zufrieden blickte die Schlangenfrau auf den halbierten Körper. Genoss den schauderhaften und abstoßenden Anblick und grinste teuflisch. Ramona, die sich nun im angesichts des grausamen, zerschundenen Leichnams unwohl fühlte, wollte nur noch hier raus. Doch da gab es noch etwas, was zu erledigen war. „Was...was wird nun aus Chris?“, fragte sie und die Schlangenfrau drehte sich zu ihr herum. Das teuflische Grinsen war immer noch auf ihren Zügen und Ramona schluckte, als sie das Leuchten ihres einen Auges sah. „Mach was immer du willst. Jetzt hast du ihn ja für dich!“, sagte sie süffisant. Ramona schluckte. „Aber,...aber er wird sicher aussagen, dass wir die Mörder sind!“, erklärte sie stockend und wurde auf einmal das Gefühl nicht los, dass sie aus dieser Sache nicht heil rauskommen würde. Die Frau richtete sich wieder zu ihrer vollen Größe auf und grinste nun noch breiter. „Dann sollten wir ihn beseitigen!“, sagte sie. „Oder sollte ich besser sagen, dann solltest du ihn beseitigen!“ „Was?“, brachte Ramona schockiert hervor und schüttelte sogleich den Kopf. Das ging über ihre Grenzen hinaus. „Ich...ich kann doch nicht...!“, wollte sie sagen, doch da verzog sich das Gesicht der Frau zu einer höhnischen Grimasse. „Du kannst nicht?“, fragte sie und kam auf sie zu. „Du kannst ihn nicht töten? Dabei hast du doch schon den Direktor und deinen Onkel getötet, und wie war das mit deinem Dienstmädchen. Die hast du doch auch auf dem Gewissen. Was macht es also schon, wenn du nun auch noch deinen Ex-Lover tötest. Eigentlich gar nichts. Es sei denn du willst für den Rest deines erbärmlichen Lebens ins Gefängnis. Ohh, ich bin sicher, die Damen werden sich freuen, eine wahre Adelige in ihrer Mitte willkommen zu heißen!“ Alles in Ramona schrie danach weg zu rennen und aus diesem Verlies zu fliehen. Doch die Worte der Frau fesselten sie und ergaben auf schreckliche Weiße Sinn. Wenn sie Chris nicht aus dem Weg schaffte, konnte er locker dafür sorgen, dass sie ins Gefängnis kommt und ihm war es dabei gleich, ob sie seine verflossene Verlobte war. Ihr aber nicht. „Na gut na gut, ich mache es!“, sagte sie panisch und die Frau grinste wieder. „Braves Mädchen!“ Mit diesen Worten streckte sie die Hand aus und ein Revolver kam zum Vorschein. „Wenn du ihm mit diesen Revolver ins Herz schießt, stirbt er schnell und schmerzlos!“, erklärte sie und Ramona streckte zögernd die Hand danach aus. „Und was ist mit Fingerabdrücken?“, fragte sie leise, erstickt. Die Frau schüttelte den Kopf. „Dieser Revolver lässt sich nicht auf Fingerabdrücke untersuchen, weil er sie gleich auslöscht, sobald er vom Träger losgelassen wird!“, sagte sie und hielt ihn ihr näher hin. „Greif zu, es ist nicht schwer. Ein einziger Schuss und schon ist er tot!“ Ramona biss sich auf die Unterlippe und hätte unter anderen Umständen den Revolver weit weg von sich geschmissen, aber dann kam ihr wieder in den Sinn, dass Chris sie erkennen könnte und sie wegen des Mordes an Erin verantwortlichen machen würde. Sie drängte dies zurück und sagte sich immer wieder, dass sie auf gar keinen Fall in den Knast wollte. Lieber würde sie das tun, was diese Hexe von ihr verlangte. Mit einer heftigen Bewegung riss sie ihn ihr förmlich aus der Hand und wollte gerade etwas zu der Schlangenfrau sagen, als sie sah, dass sie allein war. Die Schlangenfrau war weg! Mit lautem Quietschen fiel die Tür ins Schloss und Stille erfüllte den Raum. Ramona und die Schlangenfrau waren weg und der Leichnam Erins lag unberührt da. Tot starrten ihre Augen an die Decke. Lange Zeit passierte nichts, doch dann kroch aus den Ritzen der mäßig verfugten Steine, faserartig ein Schatten. Wie ein Reptil windete er sich und schleppte sich über den Boden. Langsam, als hätte er alle Zeit der Welt, erreichte er den Steintisch und verdichtete sich. Aus der Dunkelheit des Schattens erhoben sich schwache Umrisse und wurden immer deutlicher. Hände streckten sich nach der Toten aus und ergriffen ihr Gesicht. Sanft, fast behutsam strichen sie über die Wangen. Ein Kopf wuchs aus dem Schatten, der nun menschliche Form annahm und beugte sich so über sie, dass sein Gesicht nahe an ihres war. „Ja, wo war Gott, als du ihn um Hilfe batest. Kleine Erin!“, wisperte er leise und strich ihr nun über die Stirn. „Wenn er dich retten wollte, wieso hat er es nicht getan?“ Schweigen war das einzige, was zu hören war, doch der Schatten sprach weiter, als würde er das Schweigen als ihre Antwort sehen. „Ganz einfach. Weil er niemals einem gefallenen Engel helfen würde. Er hat dich vergessen, genauso wie er mich vergessen hat!“, fuhr er fort und in seiner Stimme schwang deutlich Verachtung, aber auch Traurigkeit mit. „Wie oft habe ich zu ihm gebetet und gefleht, er solle mir doch einmal etwas gönnen. Doch nicht mal die Liebe, nach der ich mich so gesehnt hatte, gönnte er mir. Wir sind uns ähnlich. Erin. Du leidest, weil du ständig das Leid anderer erleben musstest und nicht lieben durftest und ich musste leiden, weil ich Leid verursacht habe und nicht geliebt wurde. Auch wenn du dich sträubst und glaubst, ich sei nur ein gottverdammter Dämon, so weißt du, dass wir eins sind. Erin und Erik. Zwei Seiten einer Medaille!“ Plötzlich reckte sich etwas. Es war nur schwach, aber dennoch konnte der Schatten, dass Erik es deutlich spüren. Es war der schwache Funke eines Widerspruchs und er kam direkt aus Erins toten Augen. Erik lächelte bitter. „Du willst es immer noch nicht wahrhaben oder?“, fragte er anklangend. „Du bist meine Wiedergeburt. Mein zweites Ich!“ Nein, das bin ich nicht! „Doch, dass wir uns begegnet sind, ist kein Zufall. Genauso wenig es Zufall ist, dass Nadir Daroga dich aufgespürt hat. Er wusste ganz genau, wo er dich findet. Genauso wie er auch wusste, wie er mich findet!“ Was! „Ja, Nadir Daroga ist genauso wie ein, ein Gespenst. Allerdings hat ihm der Herr einen neuen Körper und ein neues Leben geschenkt. Während ich ziellos umher irrte und in das Haus zurückkehrte, in dem ich geboren wurde!“ Das ist eine Lüge! „Das ist keine Lüge. Wieso glaubst du, konnte er sich so gut anschleichen, und wusste alles über dich oder mich. Weil er mich kennt. Weil er, in meinem Leben, mein Freund war!“ Die Worte trafen etwas, was sofort zerbrach und der Funken Unglaubens und Hartnäckigkeit erblasste um einige Nuancen. „Erin, wir haben nicht mehr viel Zeit. Die weiße Schlange hat einen Komplizen und dieser will nun deinen Freund töten. Willst du, dass wegen dir ein weiterer Unschuldiger stirbt?“ Erins Augen wurden kurz blass, doch dann wieder etwas dunkler, dennoch blieben sie tot. Erik blickte auf sie nieder und verstand die stumme Botschaft. Er nickte. „Dann lass mich in deinen Körper und ich werde dir die Unsterblichkeit schenken. Du wirst stärker und schneller sein, als vorher. Du wirst Dinge wahrnehmen, die du zuvor noch nie wahrgenommen hast. Gerüche, Geräusche, Stimmen und Auren. All das kann ich dir ermöglichen, wenn du mir nur deinen Körper gibst!“ Kurz herrschte Schweigen und Erik glaubte schon, nichts mehr von ihr zu hören, als der Schimmer in ihren Augen etwas kräftiger wurde. In Ordnung, ich tu es! Erik atmete erleichtert auf und wollte sich gerade in schwarzen Nebel auflösen, als Erins Stimme in seinem Kopf erscholl. Ich will aber meinen eigenen Willen. Ich werde dich nur rufen, wenn ich dich brauche. Ich will dennoch mein eigenes Leben führen! Erik verdrehte die Augen. Was sollte das nun wieder. „Hör zu, wir haben keine Zeit, um zu verhandeln!“ Entweder du akzeptierst meine Bedingung, oder du kannst zusehen, wie du einen neuen Körper findest. „Wie kann diese Frau nur, im Angesicht ihres Dahinraffens an solche Ideen kommen?“, murrte er und blickte auf sie nieder. Erins Leichnam rührte sich nicht, doch er konnte deutlich die Kraft in ihr spüren, die es ihm vollkommen unmögliche machte, in sie zufahren. Er knurrte. „Also gut, ich werde dir deinen freien Willen lassen. Zufrieden?“ Ein kurzer Impuls, wie ein Kopfnicken, sagte ihm, dass sie es war und er seufzte. Dann zerfaserte er und schwebte als schwarzer Nebel über sie. Wie eine Decke aus schwarzem Samt legte er sich über sie und verschmolz mit ihr. Erst schien es, als würde sich nichts tun, doch dann flimmerten Erins Augenlieder und sie petzte sie zusammen. Wie unter Krämpfen schüttelte sich ihr Leib und ihre angebundenen Hände zerrten an den Riemen. Ihr zertrennter Körper begann sich langsam, jedoch gut sichtbar wieder zusammen zu setzen. Die Organe und das Fleisch zogen sich gegenseitig an, wie zwei Magnete und verschmolzen zischend. Die Haut heilte wie von Geisterhand und von der einst so schrecklichen Verletzung blieb nicht mal eine Narbe. Erin verzog das Gesicht vorlauter Schmerz. Es fühlte sich an, als würde ihr Körper in Flammen stehen und sie riss den Mund auf, um zu schreien. Doch es drang kein menschlicher Schrei aus ihrem Mund, sondern ein verzerrter, vollkommen unnatürlicher. Noch lange hallte der Schrei in den Gängen und endlich hatten die Schmerzen aufgehört. Erin lag erschöpft und schwer nach Luft schnappend auf dem Tisch und konnte sich für Minuten nicht rühren. Sie fühlte sich schwach und außer Stande, nur noch einen Muskel zu bewegen. Doch plötzlich schien sie eine neue Welle der Kraft zu durchfluten und sie konnte die Stimme Eriks hören. „Nun stehe auf und nehme Rache!“ Schlagartig schlug sie die Augen auf und ihre Augen strahlten eine Kraft aus, die sie noch nie zuvor hatten. Mit einem Knurren zog sie an den Riemen und sie gaben, mit einem lauten Reißen nach. Chris war hochgeschreckt, als er den Schrei gehört hatte und er ging ihm durch Mark und Bein. Er fragte sich, wer oder was, diesen Schrei ausgestoßen hatte und was noch alles hier unten war. Doch zum Nachdenken kam er nicht, denn die Tür ging auf und Ramona trat ein. Anscheinend hatte sie den Schrei nicht gehört, denn sie war ganz ruhig. Dennoch sah er ihr die Anspannung an und sah sie sich genauer an. Ihr ganzer Körper war vollkommen verkrampft und ihre Hand hielt etwas festumschlossen. Chris Augen wurden groß, als er den Revolver sah und dann auf sie schaute. „Was hast du vor, Ramona. Willst du mich töten?“, fragte er herausfordernd. Ramona verzog keine Miene, sondern hob den Revolver hoch und griff nach seinem Hemd. Der kalte Lauf drückte sich auf seine schweißnasse Stirn und Chris blickte ihr ins Gesicht. In seinem Magen knotete sich alles zusammen. Ihr Gesicht war zu einer harten Maske geworden und ihre Augen waren leer. Das war nicht die Ramona, die er mal gekannt hatte. Es war, als wäre sie eine ganz andere und nicht mehr ganz bei Verstand. Er machte sich keine Hoffnung hier lebend raus zukommen. Ramona zog den Hahn zurück und wollte schon abdrücken, als plötzlich etwas gegen die Tür schlug und sie erschrocken herumfuhr. Kurz schien sie wieder ganz sie selbst zu sein. Ängstlich und ungläubig, doch dann, als sich das Schlagen nicht wiederholte, wurde ihr Gesicht wieder zu einer steinernen Fratze und sie setzte erneut an. Und auch jetzt schlug etwas gegen die Tür. Doch dieses Mal war der Schlag so stark, dass die Tür aus den Angeln flog. Ramona schreite auf und auch Chris zuckte erschrocken zusammen. Die Tür barste auseinander und die Holzstücke trafen ihn hart an der Stirn. Ihm wurde schwindelig und er wurde kurz besinnungslos. Ramona wich vor der Gestalt zurück, die sich von der Dunkelheit im Gang abzeichnete und hielt den Revolver auf diese. „Wer...wer sind Sie?“, schlotterte sie und versuchte den Revolver ruhig zu halten. Keine Antwort! Ramona verzog das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze und hielt den Revolver mit ihrer anderen Hand fest. „Ich will wissen, wer Sie sind?“ Da trat die Gestalt vor und wurde der Dunkelheit entrissen. Ramonas Augen weiteten sich voller Ekel und Entsetzen und sie schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht möglich!“, keuchte sie und wich weiter zurück. Chris wurde wieder klar im Kopf und er schaute nach vorne. Ramona stand neben ihm und blickte fassungslos vor sich hin. Er folgte ihrem Blick und erstarrte. Erin kam näher und schaute Ramona lauernd an. Ihre Hände erinnerten an Klauen und ihre Fingernägel waren zu mörderischen Krallen geworden. „Er-Erin...!“, keuchte er und kurz schien sie ihn anzusehen, doch nur kurz. Sie blickte wieder zu Ramona, die immer noch ungläubig sie anschaute und den Revolver vor sich hielt. Erin besah sich diesen hob die Brauen und ein harter Ausdruck machte sich in ihrem breit. Mit einem Male konnte Erin deutlich sehen, dass Ramona es war, die den ganzen Schrecken herausbeschworen hatte und nicht mehr wusste, was sie tun wollte. Sie kam einen Schritt näher. Ramona wich zurück und versuchte die aufkeimende Angst zu unterdrücken. Erin lächelte grimmig. „Es ist doch immer das gleiche. Kaum habt ihr die Chance, dunkle Macht zu erlangen, schon tut ihr, was euch ein Teufel sagt. Ihr geht wahrlich über Leichen und tötet die, die nichts verbrochen haben!“ „Halts Maul!“, schrie Ramona, doch Erin dachte nicht daran. „Ihr seid wirklich erbärmlich. Anstatt euch damit abzufinden, müsst ihr eure Seele an den Teufel verkaufen und euch ins Unglück stürzen!“, sprach sie weiter und kurz drückten ihre Augen zu etwas, wie Mitgefühl aus, doch dieser verschwand wieder und wich einem mahnenden Blick. „Ihr seid wirklich dumm!“ Ramona konnte sich das nicht mehr anhören und so drückte sie ab. Erin zuckte zusammen, als die Kugel sie in der Brust traf. Blut sickerte aus dem Loch und Chris wurde blass. Er rechnete damit, dass Erin in jedem Moment tot zusammen brechen würde. Doch Erin schaute runter und griff mit den Fingern in die Wunde. Ihre Finger gruben sich tief in das blutige Loch und sie suchten nach der Kugel. Als sie sie gefunden hatte, zog sie sie heraus und ließ sie ohne weiteres zu Boden fallen. Ramona schaute sie an als hätte sie eben geträumt. Als wäre dies nicht wirklich passiert und schoss, um sie endlich ein für alle Mal loszuwerden. noch einmal. Diese Mal traf sie ihren Bauch und ihre Schulter. Doch sie zeigten keine Wirkung. Erin stand da, als wäre nichts passiert. Erins Gesicht, das vorhin noch finster und ernst war, war nun spöttisch und sie grinste grimmig. „Das...das kann doch nicht wahr sein?“, keuchte sie und zielte nun auf ihre Stirn. Erin lächelte müde. „Willst du mir etwa jetzt in den Kopf schießen?“, fragte sie und Ramona zog den Hahn durch. Sie winkte ihr zu. „Versuch es nur!“ Ramona drückte ab und die Kugel bohrte sich in ihre Stirn. Und auch jetzt blieb sie stehen, als wäre nichts passiert. Erin hob die Hand, pullte die Kugel aus ihrer Stirn und ließ sie zu Boden fallen und rieb sich die Stirn. „Autsch, wenn ich wegen dir jetzt Kopfschmerzen bekomme, werde ich richtig böse!“, sagte sie grollend und grinste böse. Ramona zitterte und schüttelte ungläubig den Kopf. „Was...was bist du?“, fragte sie ängstlich und wich einen weiteren Schritt zurück. Erin setzte ihr nach und auf einmal scheinen sich ihre Züge zu verwischen. Chris Benommenheit schien plötzlich zuzunehmen und ein harter Schlag traf ihm ins Genick. Sein Kopf fiel nach vorn und er verlor erneut das Bewusstsein. Nun waren sie ungestört. Sie und Ramona und Erin konnte spüren, wie all der Zorn, den sie erfolgreich unterdrückt hatte wieder hochkam. Sie hob die Hand und machte dann eine wegwischende Bewegung. Ramona schrie auf, als ein harter, brutaler Schlag ihr den Revolver aus der Hand schlug und dieser ihr aus der Hand flog. Wenige Meter weg von ihr rutschte und in einer Ecke liegen blieb. Ramona blickte erst zu Erin, dann zum Revolver und wieder zurück zu Erin. Kurz starrte sie sie an, dann machte sie einen Satz nach links und wollte zum Revolver hechten. Aber Erin machte erneut eine ausholende Handbewegung und Ramona knallte gegen die Steinwand. Der Aufprall raubte ihr den Atem und sie sank japsend auf den Boden. Sie blickte hoch und wollte aufstehen. Erin stand genau vor ihr und sie hielt inne. Wie konnte sie so schnell sein und ihr den Weg versperren. Erin blickte sie, mit den Händen in der Hüfte gestemmt, finster an und in ihren Augen loderte etwas auf, dass Ramona unwillkürlich an die Schlangenfrau erinnerte. Doch Erin schien anders zu sein. In ihren Augen glimmt etwas feuriges, nichts Kaltes. Dennoch ließ es sie erschauern. „Was...was hast du jetzt vor?“, fragte sie sie und Erin schwieg. Es schienen Minuten zu vergehen, ehe sie den Mund öffnete. „Du hast dich mit der Hölle eingelassen und nun wirst du sehen, was dich dort erwartet!“, sagte sie unheilvoll und ehe Ramona richtig verstehen konnte, was sie damit meinte, hob Erin die Hand und zog sich den Handschuh aus. Sie drehte die Hand, sodass Ramona die Handinnenfläche. Die Haut begann sich zu wölben, sodass es aussah, als würde etwas daraus hervorwachsen. Als die Haut aufplatzte und sich etwas daraus schälte, öffnete Ramona entsetzt den Mund um zu schreien, doch ihre Kehle war wie zu geschnürt. Mitten in der Handfläche Erins war ein menschliches Auge erschienen. Die Iris zuckte wild hin und her, ehe es stillstehen blieb und nun Ramona anstarrte. Ramona verzog verstört das Gesicht und presste sich an die Wand. Erin ließ das völlig kalt und sie beugte sich zu ihr hinunter. Sie griff nach Ramonas Bluse und hielt sie fest. Ramona hob die Hände und versuchte sie sich vom Leibe zu halten. Erin jedoch ließ sich davon nicht abhalten und streckte die Hand mit dem Auge aus. Ramona schüttelte den Kopf, schrie wie eine Wahnsinnige und flehte. „Nein, Bitte. Ich will nicht. Bitte, lass mich. Hab Gnade!“, schrie sie, aber Erin kümmerte sich nicht darum, sondern packte ihre Kopf, mit unmenschlicher Kraft und presste ihr die Hand auf die Stirn. Ramona schrie auf, als sie glaubte, ein glühend heißer Dolch würde sich in ihren Kopf bohren. Vor ihren Augen erschienen Flammen, in denen rote kleine Höllenwesen tanzten und ihr furchtbare Fratzen schnitten. Sie sah, wie sie nach ihr, mit ihren Dreizäcken und Sperren stachen und teuflisch auflachten. Sie wurde immer mehr in die Flammen gezogen und sie konnte deutlich die Hitze und die Qualen spüren, die sie wohl bald in naher Zukunft ereilen würden. Plötzlich schälte sich etwas aus den Flammen und ließ Ramona den Atem rauben. Es war eine Gestalt, um hüllt von den Flammen und zu stein erstarrt. Die Gestalt war vollkommen schwarz und in den Augenhöhlen loderte das Feuer der Hölle. Sie hatte langes, wallendes Haar und eine weibliche Figur, doch schien sie nicht menschlich zu sein und Ramona, glaubte ein tiefes Knurren zu hören. Sie hob die Hände zu ihr empor und ihre Fänge streckten sich ihr entgegen. Ramona schrie und wollte zurückweichen, doch da schlangen sich tausende von heißen Ketten um sie und drückten gleichermaßen unbarmherzig zu. Ramona blickte an sich hinab und glaubte, die Ketten würden Schlangen gleichen. Panik wallte in ihr auf. Verzweifelt versuchte sie sich aus den Ketten zu winden, aber es war sinnlos. Sie war gefangen. Die Gestalt kam auf sie zu und Ramona wich vor ihr zurück. Da wurde das Gesicht der Gestalt sichtbar und Ramona glaubte, endgültig den Verstand zu verlieren. Vor ihr stand Erin. Ihre Augen glühten immer noch feurig auf und für einen kurzen Moment sah sie sie reglos an. Dann zog sich ein tiefer Riss wie eine Narbe über ihr Gesicht und ihr Gesicht zersprang in tausend Teile. Dahinter kam eine grässliche Höllenfratze hervor und Ramona schrie auf, als sich das Scheusal auf sie stürzte. Chris öffnete schwach die Augen und sah über sich das lächelnde Gesicht einer Frau. Ihre Augen hatten einen warmen Ausdruck und sie strich ihm zärtlich über die Wange. „Er-Erin...!“, flüsterte er und hob die Hand. Berührte ihre Wange und Erin ergriff diese. Küsste sie sanft. „Es ist jetzt alles gut, Chris!“, sagte sie leise. „Du bist jetzt in Sicherheit!“ „Aber was...!“, brachte er mühsam hervor und Erin schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht. Ich werde dir alles erklären. Irgendwann. Versprochen!“, sagte sie und wie als wenn ihre Worte eine Wirkung auf ihn hatten, fielen ihm wieder die Augen zu. Kapitel 19: Abschiedsbrief! --------------------------- Die Gänge waren leer und kahl. Die Wände und der Boden waren mit weißen Kacheln gefliest und es standen nur wenige Stühle in dem Gang, durch den nun Chris und der Leiter der Psychiatrie entlang schritten. Dieser war ein Mann, im mittleren Alter und hatte eine dicke Hornbrille auf. Seine Hände steckten im Kittel und er schaute betroffen zu Boden. „Danke, dass Sie so schnell wie möglich kommen konnten, Monsuier!“, sagte er und schaute immer noch zu Boden. „Wie geht’s es ihr denn?“, fragte Chris und versuchte dabei so kühl und gelassen zu klingen wie möglich. Jedoch hielt ihn die Nervosität immer noch gepackt und er musste dem Drang wiederstehen auf dem Absatz kehrt zu machen und dieses Irrenhaus zu verlassen. Doch die Nachricht hatte ihn wie ein Magnet hierher gezogen und nun lief er neben dem Mann her und hörte aufmerksam zu. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, ihr Zustand verschlechtert sich von Tag zu Tag. Mal ist sie depressiv, dann wieder wütend und neigt zu Aggressionen. Im nächsten Moment ist sie voller Freude und lacht!“ „Und mehr nicht?“, fragte Chris und runzelte die Stirn. So ein verhalten war ihm völlig neu. Was auch immer sie verändert hat, es war nicht das, was er in seiner Ausbildung lernte. Der Leiter hielt an und kurz dachte er selber nach. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein, da gibt es noch etwas!“, sagte er und Chris schaute ihn gespannt an. „Die Patientin schreit schon seit sie hier ist, ununterbrochen, dass sie wüsste, wer die schwarze Bestie ist!“ Deutlich war ein Unterton von Unglauben in seiner Stimme zu hören und Chris musste sich bemühen, nicht laut aufzulachen. Der einzige Mensch, der wusste, wer die schwarze Bestie war, war nicht bei klarem Verstand und saß sicher in einer Gummizelle? Das konnte doch nur ein dummer Witz sein! Chris hoffte es zumindest. Er nickte nur und ging mit dem Arzt weiter. Sie kamen an einer Stahltür und der Arzt wandte sich an den jungen Mann. „Sind Sie sicher, dass Sie mit ihr reden wollen?“, fragte er und Chris schluckte schwer. Eigentlich wollte er das nicht. Es war ihm alles andere als angenehm, dieser Person noch einmal gegenüberzutreten und ihr Fragen zu stellen. Aber wenn sie etwas weiß, so sollte er dennoch hören, was sie zu sagen hat. Auch wenn es verrückt klang. Der Arzt hob die Schultern und schloss die Klappe. Eine Zelle kam dahinter zum Vorschein. Die Wände waren mit grauen Kissen gepolstert und es schien diffuses Licht darin. Niemand war in der Zelle zusehen. Chris tauschte einen Blick mit dem Arzt und deutete auf die leere Zelle. Der Arzt nickte und sagte mit ruhiger Stimme:„ Sie haben Besuch!“ Augenblicklich regte sich etwas in einer Ecke. Ein Schatten und es raschelte. „Wer...ist denn da?“ Es lief Chris eiskalt dem Rücken hinunter. Zwang sich jedoch zu antworten. „Christopher Adea. Chris!“, sagte er und es war ungewohnt seinen vollen Namen zu nennen. All die Jahre hatte er nur seine Kürzel benutzt. Doch bei solchen Leuten ist es niemals falsch den vollen Namen zu sagen. „Sie kennen mich noch?“ Kurz herrschte betretendes Schweigen und Chris befürchtete, dass sie nicht mehr antworten würde. Doch da täuschte er sich. Sie antwortete und es klang alles andere als erfreut. „Wie könnte ich dich jemals vergessen!“ Chris presste hart die Kiefer aufeinander und musste es sich verkneifen, ihr etwas entgegen zu schreien. Sie war doch selber schuld, dass sie hier war. Sie hatte sich so rapide verändert und sich zur Mörderin gemacht. Als seine Kollegen ihn fanden, nahmen sie sie sogleich fest und untersuchten die Umgebung. Chris sagte ihnen, dass auch seine Freundin hier war. Doch als sie alles abgesucht hatten, war Erin spurlos verschwunden. Sein Chef hatte ihn natürlich ziemlich zusammengestaucht. Hatte ihm immer wieder gepredigt, dass es unvernünftig war, alleine sich auf die Suche zumachen. „Ihnen hätte sonst was zu stoßen können!“, hatte er immer wieder gesagt und Chris wunderte sich, dass er auf einmal so besorgt um ihn war. Aber er dachte sich nichts dabei, sondern hörte nur einfach zu. Bei den späteren Untersuchungen stellte man fest, dass die Fingerabdrücke, die vorher noch auf der Waffe waren, mit der der Vicomte und die Haushälterin erschossen worden waren, verschwunden waren. Seltsam, dabei war diese festverschlossen und keiner konnte drankommen. Also legte man diese Akte bei den ungelösten Fällen ab, auf das sie für immer verschollen gingen. Aber das war nicht weiter wichtig für Chris. Chris schluckte und sprach weiter. „Man sagte mir, dass Sie wüssten, wer die schwarze Bestie ist. Ich würde gerne wissen, wer es ist!“, sagte er und wieder kehrte Schweigen an. Ganz kurz. „Ich kann es dir nicht sagen, wenn du nicht Bitte sagst!“, sagte sie und kicherte. Hart presste er die Lippen aufeinander. Diese Frau hat wirklich den Verstand verloren, dachte er und wenn es ihm nicht so wichtig gewesen wäre, wäre er gegangen. Er hatte weitaus bessere, wichtigere Dinge zu tun, als eine Verrückte zu bitten, Informationen preiszugeben. Aber wenn er es nicht tat, so würde er niemals das wissen, was er wissen wollte. „Ramona bitte. Wer ist die schwarze Bestie?“ Erneut herrschte Schweigen und Chris wollte es schon aufgeben. Es hatte keinen Sinn hier länger zu bleiben und darauf zu hoffen, dass sie endlich auspackte. Da sprang plötzlich Ramona hervor und breitete demonstrativ die Arme aus. Ihre Haare waren zerzaust und ihr Körper war vollkommen ausgezerrt. Aber das Grinsen in ihrem Gesicht war geradezu unnatürlich. Es zeugte von Irrsinn und Hass gleichermaßen. Er machte automatisch einen Schritt nachhinten. Konnte nicht fassen, was er und wen er da sah. Wie sehr hatte sie sich verändert. Es schockierte ihn. Zwar mochte er sie nicht mehr, aber dennoch erschütterte es ihn, sie so zusehen. Aber Mitleid empfand er nicht für sie. Sie war eine Mörderin und hatte versucht Erin zu töten. Das konnte er ihr nicht verzeihen. Augenblicklich verfinsterte sich sein Gesicht. Ramona lachte schrill auf. „Ich bin die schwarze Bestie!“, rief sie und lachte noch schriller und hysterischer. Chris hob die Brauen und schaute die bemitleidende Kreatur an, die mal eine wohlhabende Person gewesen war. Er schüttelte den Kopf. Nein, sie konnte unmöglich wissen, wer die schwarze Bestie ist. Sie war zu verrückt! Er wandte sich wieder an den Arzt. „Ich habe keine weiteren Fragen!“, sagte er nur knapp und der Arzt schloss die Klappe. Dennoch hörte man das schrille Lachen der Verrückten und Chris machte, dass er aus diesem Haus des Wahnsinns verschwand. Auf einer Brücke an der Seine wartete er. Dunstiger Nebel kroch vom Pariser Fluss über die Brüstung und hüllte die Straße. Hüllte ihn fast vollkommen ein. Nur die Scheinwerfer seines Rolls Royce rissen ihn aus der Dunkelheit. Chris schälte sich aus den Dunstschwaden und kam auf ihn zu. Als sie sich nahe gegenüber standen, verneigte sich Daroga höflich und lächelte. „Und, was weiß sie?“, fragte er. Chris schüttelte den Kopf. „Nichts. Sie weiß nicht, wer die schwarze Bestie!“, erklärte er und grinste breit. „Sie selbst hält sich für die schwarze Bestie. Soll sie ruhig. Hauptsache Erin hat ihre Ruhe!“ Daroga lachte beherzt. Doch dann erstarb sein Lachen und sein Gesicht wirkte ernst und niedergeschlagen. „Ich fürchte das bleibt nicht lange. Sie wird niemals Ruhe haben. Und das wissen Sie, Adea!“, sagte er und Chris spürte, dass der Perser recht hatte. Erin würde niemals Ruhe haben. Es gab Dinge auf der Welt, die nicht jeder begreifen, oder gar bekämpfen konnte. Das konnte nur sie. Sie war die einzige, die diese Dingen sehen konnte und gegen sie kämpfen konnte. Er seufzte. „Ja, leider. Dabei wünsche ich mir, dass es anders wäre!“ Daroga lächelte sanft. „Ich glaube, dass wünschen wir uns beide. Für sie!“ „Ja!“ Lange herrschte Schweigen und Daroga plagte eine Frage. „Was werden Sie nun tun. Werden Sie weiternach Ihr suchen?“ Chris schüttelte den Kopf. „Nein!“, sagte er entschlossen. „Ich werde dafür sorgen, dass die Akte der schwarzen Bestie als unlösbar abgestempelt wird. Wie die über den Mord von Louis de Chagny!“, sagte er und grinste verschwörerisch, wurde dann aer wieder ernst. „Mehr kann ich nicht tun!“ Daroga nickt. „Das ist mehr als genug. Ich danke Ihnen!“, sagte er und drehte sich um. Doch bevor er in den Wagen stieg, drehte er sich wieder zu ihm herum und streckte ihm einen Brief entgegen. „Hier das soll ich Ihnen von ihr geben!“, sagte er und Chris schaute den Brief verwirrt an. Dann blickt er zu dem Perser und dieser lächelte. „Nehmen Sie ruhig. Sie wollte, dass ich Ihnen diesen Brief gebe!“, erklärte er behutsam und Chris nahm den Brief entgegen. Auf der Rückseite stand in geschwungenen Buchstaben sein Name und es erfüllte ihn eine innere Wärme, als er den Brief in der Hand hielt. Er schaute wieder zu dem Perser hin und nickte dankend. „Danke Ihnen!“, sagte er und der Perser wollte gehen. Aber da hielt Chris ihn zurück. „Warten Sie. Ich habe auch etwas für Sie!“, sagte er und holte ein kleines Päckchen. Der Perser sah es kurz an, und nahm es an sich. „Was ist das?“, fragte er neugierig und Chris lächelte. „Ein Geschenk. Sie hat es bei mir vergessen. Bitte geben Sie es ihr. Es ist mir sehr wichtig!“, erklärte bittend und der Daroga nickte. Dann drehte er sich herum, stieg in den Wagen und fuhr davon. Als die Scheinwerfer im Neben verschwanden, schaute Chris den Brief nochmals an und öffnete ihn. Vorsichtig holte er den Brief raus und begann den Inhalt im Licht der Laternen zu lesen. Mein lieber Chris, Wie du am eigenen Leib erfahren hast, weißt du, dass es alles andere als gut ist, wenn ich noch länger bei dir bleibe. Durch mich bist du in große Gefahr geraten und wirst es vermutlich immer wieder. Darum halte ich es für das Beste, wenn wir uns niemals wiedersehen. So sehr es mir wehtut. Aber ich kann es nicht riskieren, dass du wegen mir in Lebensgefahr gerätst, oder noch schlimmer umkommst. Du bist mir sehr ans Herz gewachsen. Dein Verlust, wäre viel zu gross, als dass ich ihn ertragen könnte. Darum bitte ich dich. Suche nicht mehr nach mir. Du würdest mich eh nicht finden. Nach der Sache mit Ramona und dem ganzen Grauen, werde ich verschwinden und ich hoffe du kannst mir verzeihen. Erin P.S. Ich liebe dich XXX Chris lächelte, als er die letzten Worte gelesen hatte und schaute zum Himmel hoch. Unzählige Sterne funkelten am Firmament und ein lauer Wind kam auf. Chris schloss die Augen und lächelte. Erins Worte und die Sorge, die sie im Brief ausgedrückt hatte, rührten ihn. Er wusste, dass sie nur das Beste für ihn wollte und er akzeptierte es. Er konnte ihr also nicht böse sein. Im Gegenteil. Seine Liebe zu ihr wuchs mit jedem Herzschlag. Er war ihr nicht egal und das freute ihn. Endlich wusste er, was sie wirklich für ihn fühlte und er verzieh ihr. Auch dass sie die schwarze Bestie war, nach der er solange gesucht hatte. Zu Anfang wollte er sie nur aus der Reserve locken und sie enttarnen. Dass er sie zu sich eingeladen hatte, diente dazu. Schon als er ihre Stimme gehört und ihre Augen gesehen hatte, wusste er, wer sie war. Doch als er sich zweifellos sicher war, konnte er sie nicht verhaften. Da er sich in sie verliebt hatte. Eine Tatsache, die ihn seinen Job und auch womöglich seinen Kopf kosten konnte, Doch das störte ihn nicht. Tief atmete er ein und flüsterte beim Ausatmen:„ Ich liebe dich auch, Erin!“ Erin hatte im Auto gewartet und als Daroga eingestiegen war, war sie natürlich Feuer und Flamme zu erfahren was los sei. Als er ihr sagte, dass Chris nicht mehr nach ihr suchte und dafür sorgen würde, dass ihre Akte geschlossen würde, erfüllte sie ein Gefühl tiefster Liebe und sie ließ sich im Sitz zurückfallen. Sie schloss die Augen und lächelte. „Chris, ich danke dir und liebe dich!“, flüsterte sie. Daroga lächelte und reichte ihr das Päckchen. „Hier, er wollte, dass ich das hier Ihnen gebe!“, sagte er und Erin runzelte die Stirn. „Was...was ist das?“, fragte sie und Daroga hob die Schultern. „Das weiß ich nicht. Er sagte, das sei ein Geschenk!“, erklärte er und Erin nahm es an sich. Sie öffnete es und schob das Papier beiseite. Daroga fuhr los und Erin schnappte nach Luft. „Das...das ist ja...!“, stammelte sie und hob das schwarze Kleid hoch. Im Rückspiegel sah es Draoga und pfiff bewundernd. „Das ist wirklich schön!“, sagte er anerkennend und Erin lächelte. „Ja, das hat er mir damals gekauft, als wir in der Oper waren. Dort kamen wir uns auch das erste Mal sehr nahe!“, sagte sie verträumt. Kurz erinnerte sie sich zurück, wie sie neben ihm saß und sich an ihn legte. Es war einfach schön gewesen und sie sehnte sich nach diesem Moment. Und nach anderen dergleichen Momenten. Doch sie wusste, dass es niemals wieder solche Momente mit ihm geben und ihr Herz wurde schwer. Sie seufzte und ließ das Kleid in den Schoss fallen. „Was haben Sie Mademioselle Erin?“ „Ach, nichts!“, sagte sie und schaute raus. „Ich musste nur daran denken, wie schön mein Leben war. Bevor ich...!“, sie brach ab und ihre Stimmung wurde finster. Daroga seufzte. „Ich habe Sie gewarnt, Erin. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich es für keine gute Idee halte, wenn Sie der Herausforderung. Aber Sie wollten nicht hören!“, sagte er und Erins Stimmung wurde noch finsterer. „Sie verstehen es wirklich, mich aufzumuntern!“, sagte sie knurrend und schaute ihn im Rückspiegel böse an. Daroga lächelte. „Das ist meine Aufgabe!“ „Da Sie das schon erwähnen, was ist Ihre Aufgabe?“, fragte sie und richtete sich wieder auf. Draoga lachte. „Ganz einfach. Auf sie aufzupassen, natürlich!“ Erin lächelte. Was anderes hatte sie auch niemals erwartet. Sie blickte hinaus aus dem Fenster. Der nächste Tag brach an und sie fragte sich, was wohl Chris nun tat. Ob er nicht mehr nach ihr suchen würde. Oder doch. Auch wenn sie ihn darum gebeten hat, es nicht zu tun, hoffte sie es dennoch. Er war der erste Mann in ihrem Leben gewesen, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Und das würde so bleiben. Das schwor sie sich. Und irgendwann, wenn es Gott so wollte, würden sie sich wiedersehen und dann würde sie ihm sagen, wie sehr sie ihn liebte. Plötzlich zuckte sie zusammen. Sie spürte einen heftigen Schmerz in ihrer Hand und hielt sich diese. Nadir Daroga schaute kurz nachhinten. „Was ist?“, fragte er und Erin schaute sich ihre Handfläche an. In dieser zeichneten sich Wundränder etwas ab und eine schwache Wölbung war zu sehen. Ein Schauer kroch ihr über den Rücken, als sie sich nur schwach zwar, aber dennoch daran erinnerte. Das Auge! Schoss es ihr durch den Kopf und sie schloss die Finger. Sie biss sich auf die Unterlippe und die Geschehnisse der letzten Stunden kamen wieder in ihr hoch. Deutlich sah sie, wie sie selbst Ramona das Auge in ihrer Hand auf die Stirn drückte und ihr die Hölle zeigte. Die Hölle, die auf Ramona wartete und ihr wurde schlecht. „Was habe ich da nur getan?“, flüsterte sie. „Sie haben ihr die Hölle offenbart. Und das was da in Ihrer Hand erschienen war, nennt sich das Auge der Hölle!“, erklärte er. „Es ist eine mächtige Waffe. Sowohl gegen Menschen als auch gegen Dämonen!“ Erin schaute auf und sah ihn an. Doch Daroga drehte sich nicht zu ihr um, oder sah sie an. Sondern schaute einfach vor sich hin auf die Straße. „Es ist auch gegen Dämon wirksam?“, fragte sie und Nadir nickte. „Dann habe ich also eine Chance, gegen diese Dämonin?“ „Ja, die haben Sie!“ „Und Erik war nicht hinter mir her?“ „Nein, nicht direkt. Nicht so, wie die weiße Schlange!“ „Und wieso hat er mich angegriffen?“ „Tja, das kann ich leider nicht sagen. Erik ist eben ein Typ für sich!“, lachte er und lenkte den Wagen auf die Autobahn. Erin rollte die Augen. „Dabei dachte ich, Sie kennen ihn gut?“, grummelte sie. Wieder lachte Daroga. „Tu ich auch, aber leider weiß ich nicht alles von und über ihn!“ „Aber eins weiß ich!“, sagte er und wurde ernst. „Die weiße Schlange hat sicher mitbekommen, dass Sie noch am Leben sind und Erik nun in sich haben. So sind Sie eine noch viel zu ernst nehmende Gefahr, für die Unterwelt. Und ich kann mir gut vorstellen, dass sie nun wieder Jagd auf sie machen wird!“ „Na das sind ja schöne Aussichten!“, maulte Erin und verschränkte die Arme vor die Brust. „Das stimmt, aber immerhin haben Sie jetzt einen Vorteil. Auch wenn ich nicht gerade begeistert bin!“, sagte er tröstend. Und Erin hob die Brauen. „Und welcher soll das sein?“ „Sie haben nun auch die Kraft der Finsternis in sich. Das heißt, Sie können nun Feuer mit Feuer bekämpfen!“, sagte er und klang nun nachdenklich. Erin sagte nichts, sondern schaute aus dem Fenster. „Feuer mit Feuer bekämpfen!“, wiederholte sie leise und dachte darüber nach. Schlecht wäre es nicht. Immerhin waren nicht alle Dämonen durch ihre Silberkugeln verwundbar oder gar durch andere Waffen, die der Vatikan ihr zur Verfügung gestellt hatte. Also kam es ihr eigentlich auch ganz recht, dass sie nun etwas von der dunklen Macht in sich hatte. So konnte sie nun mehr Leben retten und mehr Dämonen ausschalten, als vorher. Sie lächelte etwas. „Ich gebe zu, das hört sich gut an!“, gab sie zu und Nadir Daroga nickte. „Und was werden Sie nun tun, schwarze Bestie?“, fragte er und Erin schwieg eine Weile. Dieser Name klang mit einem male ziemlich abgedroschen. Sie war schon lange nicht mehr die schwarze Bestie. Die schwarze Bestie war ein Mensch, aus Fleisch und Blut. Doch das war sie nicht mehr. Sie war nun ein Teil der Dunkelheit, die seit ihrer Geburt in ihr wohnte und nun eine feste Gestalt hatte und auch einen Namen trug. Sie war weder Mensch noch Dämon. Sondern eine Mischung aus beiden. Was hatte Nadir einst gesagt? Sie sei der Wolf. Das lauernde Böse! Und so sollte man sie auch nennen. So sollten alle sie nennen. Sowohl Dämonen, als auch Menschen! „Ich werde auf der Hut sein und die weiße Schlange ebenfalls jagen. Sie soll dafür bluten, was sie getan hatte!“, knurrte sie. Während sie durch das Fenster sah, sah sie ihr Spiegelbild und nahm deutlich eine Veränderung in ihrem, Gesichtszügen war. Zwar war es immer noch ihr Gesicht, doch ihr Spiegelbild hatte mit einem Male dunkle Augen und animalische Konturen angenommen. Sie wusste, was das zu bedeuten hatte. Ihre dunkle Seite, der Wolf, zeigte sich in ihrem Gesicht. Er war das, was man die dunkle, animalische Seite nannte, die tief im Inneren jedes Menschen war. Das Tier im Menschen. Sie schloss die Augen. Als sie sie wieder aufmachte, waren ihre Augen wieder klar und hell. Nichts zeugte davon, dass das Tier in ihr zum Vorschein kam. Sie fragte sich, ob Erik dieser Wolf, dieses Tier in ihr war. Nadir sagte nichts, sondern schaute in den Rückspiegel und sah die Veränderung. „Dann seien Sie vorsichtig. Schwarze Bestie!“, sagte er und Erin fragte sich, wieso er sie plötzlich mit ihrem Spitznamen ansprach. Sie wollte ihn nicht mehr. Denn sie hatte einen neuen. Einen Spitznamen, den sie nun von heute an, tragen würde. „Ich bin nicht mehr die schwarze Bestie!“, sagte sie und ihr Gesicht wurde mit einen mal hart. „Sondern die Wölfin!“ Daroga schaute sie kurz, sagte nichts und nickte. Er verstand. Die schwarze Bestie, war nicht mehr. An ihrer Stelle trat nun die Wölfin. Die Jägerin der Dunkelheit. Das lauernde Unheil. Und er wusste auch, dass sie es nun sein würde, die die weisse Schlange jagen und auch erlegen würde. Und er würde ihr helfen und ihr zur Seite stehen. Denn er war ihr Schutzengel. Ihr Hüter. Egal auf wesen Seite sie stehen würde. Er drückte aufs Gas und fuhr weiter, Richtung Sonnenenaufgang. Richtung Licht. Epilog: -------- Zufrieden grinsend, ließ sie sich in den Sessel zurückfallen und streichelte ihrer Schlange den Kopf. „Wunderbar, wes ist alles nach Plan verlaufen!“, säuselte sie und die Schlange zischte. Am Anfang hatte sie gedacht, dass diese Erin niemals darauf eingehen würde, aber nun hatte sie sich doch mit Erik verbündet und das machte der weiß haarigen Schönen nichts aus. Im Gegenteil. So machte es noch mehr Spaß. Außerdem hatte man ihr den Auftrag erteilt, beide zu vernichten. Und sie würde ihren Auftrag erfüllen. Das hatte sie immer und auch dieses Mal würde es nicht anders sein. Sie würde warten und sie dann vernichten. Wenn sie es am wenigsten erwartete. Ein teuflisches Grinsen zog sich über ihr Gesicht und sie hob die Schlange so hoch, sodass sie ihr in ihre kalten Augen schauen konnte. „Es kann beginnen, White. Das Spiel kann endlich beginnen!“, flüsterte sie und die Schlange zischelte erfreut. Die Augen des Reptils funkelten gelb auf und aus ihrem Maul kamen zischend die Worte:„ Meine Rache ist gekommen!“ Jaaaaaa XD Endlich fertig!!! Puh, dachte schon, ich werde niemals damit fertig. Wenn man bedenkt, wie lange ich schon diese Gesschichte on gestellt habe und daran gesessen habe. Wahnsinn..habe schon am Rad gedreht! @@ Aber jetzt bin ich fertig. Hoffe sie hat Euch gefallen und danke Euch, dass ihr sie bis zum Schluss durchgelesen habt. *Verbeug* Vielen vielen Dank! *Euch alle knuddel* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)