Maybe von Avis_Callaina (What could have happened) ================================================================================ Fort Kolmora ------------ Thairss suchte sich also einen Job nach dem anderen. Sie hatte Schulden bei Gakoru, der nun für sie ins Gefängnis gegangen war. Anfänglich hatte er sie noch behandelt wie Auftragskiller nun mal einen Dealpartner behandeln. Es hatte ihr nicht sonderlich etwas ausgemacht, schliesslich musste es sein. Aber mit der Zeit hatte sie tatsächlich angefangen ihn zu mögen – nein, zu lieben. Seine Art mit der Situation umzugehen gefiel ihr, die Tiefe, die sie in seinen Augen sah, die Stille, die ihn umgab und die Härte, die er nach aussen zeigte, faszinierte sie. Er sass oft sehr nachdenklich da, schwieg vor sich hin und starrte auf einen alten Revolver. Er litt. Das sah sie. Etwas quälte ihn abartig. Ob das nun Schmerz war, oder Hass, konnte sie an seinem Pokerface nicht ablesen. Aber sie erkannte, dass er einen weichen, sehr emotionalen und fast schon kindlichen Kern hatte, der sehr schwer verletzt worden war. Einen Kern, den er unter vielen dicken Schichten verscharrt hatte, damit es niemals wieder ans Tageslicht kam. Die Faszination, die in Thairss geweckt wurde für diese vielschichtige Person, war nicht unerwidert geblieben… Die beiden hatten ausgemacht, an welchem Tag Gakoru ausgeliefert werden sollte. Die allerletzte Nacht war die Schlimmste gewesen. Thairss wollte ihn nicht mehr hergeben, Gakoru wollte sie nicht mehr alleinlassen. Er hatte erst befürchtet, dass sie Thairss dann doch noch hinrichten würden, wenn sie ihn hatten, und dass das Netz, das sie der Regierung gespannt hatten am Ende sie selbst einfing – und vernichtete. Er hatte sich geirrt. Nun war Thairss in Fort Kolmora, welches im Süden des Hauptkontinentes lag. Fort Kolmora war eine sehr ungemütliche dunkle Stadt mit vielen ungemütlichen Menschen. Sie war sogar dunkel, wenn die Sonne schien. Die schwarzen Steine, aus denen die riesigen Gebäude dieses Forts gebaut waren, schienen das gesamte Licht zu absorbieren. Die Dunkelheit dieser Stadt frass einen und drohte sein Opfer nie mehr herzugeben. Die Menschen darin hatten ebenfalls nur Dunkelheit in ihrem Herzen – die Schatten der Nacht trieben sich ununterbrochen an diesem Ort herum. Tagsüber liefen die Kleinkriminellen durch die Strassen der ehemaligen Grafenstadt. Nachts trieben jene Verbrecher, die Steckbrieflich eine hohe Summe aufbrachten, ihr Unwesen. Also genau richtig für die hochverschuldete Thairss. Um das Fort herum standen die fünf Beleuchtungstürme. Sie waren von Fort Baldor, welches ein ganzes Stück westlich davon entfernt war, deutlich zu sehen. Die Magischen Kugeln, welche in den Türmen installiert waren, verbreiteten ein aschfahles Licht auf die Hauptstrassen. Sie dienten scheinbar zur Sicherheit auf der Hauptstrasse. Wenigstens ein bisschen Licht gab es also in dieser trostlosen Stadt. Die Nebenstrassen waren allerdings völlig dunkel. Nur die einzelnen Lichter in den Häusern warfen kleine helle Flächen auf die düstere Strasse. Daneben wirkten die Dunkelheit noch tiefer als gewohnt… Auf ihrem Weg ins Tiburmadeg Gelände, wo die Elben lebten und wo sie Unterschlupf fand, wenn sie erschöpft war, war sie an Gamori vorbeigekommen, wo sie von der Situation in Fort Kolmora hörte. Sie hatte ihre Ausrüstung an Pfeilen, Ersatzsehnen, Kurzschwertern und Dolchen aufgefrischt und sich von dort aus direkt nach Fort Kolmora gemacht. Nun ging sie also schwer bewaffnet durch eine der Nebenstrassen. Die Menschen funkelten sie böse oder drohend an. Die meisten wussten wohl von ihrem Kopfgeld, das spürte sie. Das schmutzige Grinsen der meisten ging ihr auf die Nerven. Allerdings war sie überrascht, wie viele der Menschen, die sie sah, auf einem Steckbrief abgebildet waren. Wenn sie nachzählte, war es jeder dritte. Sie fragte sich, wo wohl die ganzen Unschuldigen in dieser Stadt lebten. Vielleicht versteckten sie sich, um nicht wegen ein paar Qen in ihrer Tasche umgebracht zu werden. Sie würde hier diese Nacht ordentlich aufräumen. Nicht nur des Geldes wegen. „Hey du!“ lallte einer hinter ihr. Thairss blieb stehen. Sie wandte etwas den Kopf und schielte ihn lediglich über die Schulter an. Sie würdigte ihm keinen gleichengestellten Blick; den hatte der Abschaum hier nicht verdient. Der eigentlich sehr muskulöse Mann war vor lauter Alkohol kaum noch in der Lage gerade zu stehen. Er stank, seine Jeans war schmutzig, sein Hemd ausgeleiert und wenn sie sich nicht irrte an den Ärmeln blutgetränkt – wochenaltes Blut. Sie musterte ihn angewidert. Der Typ näherte sich ihr und sah ihr mit seinen glasigen Augen ins Gesicht. „sieh mich an wenn ich mit dir rede!“ schrie er sie an. Thairss stand immer noch mit dem Rücken zu ihm. „was willst du?“ fragte sie schroff und genervt. Sie hatte keine Lust hier von einem Typen angebaggert zu werden, der kaum stehen konnte. Und doch tat er es, auf die derbste Weise. Ihm kamen viele schmutzige Worte über die alkoholisierten Lippen und schliesslich jene Frage, die man einer Frau niemals so direkt stellen sollte. Thairss Geduldsfaden riss. Es ging keine Sekunde, da hatte der Idiot bereits einen Pfeil zwischen den Augen stecken. Thairss hatte noch nicht mal ihren Bogen dafür benutzt. Er taumelte und fiel hin. Der metallische Geruch von Blut stieg ihr in die Nase. „Ein Verbrecher weniger.“ Dachte sich Thairss, die wissentlich einen der meistgesuchtesten Vergewaltiger erlegt hatte. Ein paar Tausend Qen waren ihr schon mal sicher. Sie ärgerte sich über die Worte, die er ihr zugerufen hatte, wandte sich wieder ihrem Weg zu und wollte weiter. „HEY!“ rief ein weiterer. Thairss blieb erneut stehen und liess den Kopf hängen. „was denn jetzt schon wieder?“ fragte sie genervt und drehte sich um. Eine Gruppe von Schlägern und Grosskriminellen standen in der Gasse, an welcher sie entlang wollte, um endlich zum Gasthof zu kommen. Alle waren sie Steckbrieflich gesucht. „der Typ war ein Mitglied unserer Bande!“ rief der Grosse mit der Glatze und der Zahnlücke. „und da du ihn getötet hast, du Miststück, musst du jetzt auch sterben.“ Thairss schätzte ihre Chancen ab. Die Gasse war eng. Mit dem Bogen konnte sie Wendprobleme bekommen, sollten sie sie in die Gasse hineindrängen, was wohl auch der Fall sein würde. „ihr solltet euch nicht mit mir anlegen.“ Warnte sie und knöpfte ihren Mantel auf, wo ihre ganze Ausrüstung an Dolchen, Kurzschwertern und Wurfgeschossen angeschnallt waren. Der Bogen hing an den Sehnen längs an ihrem Rücken, dazwischen die Pfeile in einer an einer Platte festgeschraubten Box. So war ihr Rücken auch gleich Schusssicher. Es fielen keine Worte mehr. Drei der Jungs gingen bereits auf sie los. Einer wetzte ein nicht sonderlich scharfes Messer, der Zweite zog einen Revolver, der Dritte war unbewaffnet. Er stellte wohl das kleinste Problem dar. Der mit dem Revolver würde ihr gefährlich werden. Thairss wich dem Ersten aus, der mit dem Messer ausgeholt hatte, trat ihn zur Seite und warf noch in derselben Bewegung ein dünnes Wurfmesser in die Mündung des Revolvers ihres zweiten Angreiffers. Das zweite Messer folgte innert Millisekunden und brachte den Revolverhelden zur Strecke. Der Erstere mit dem Messer hatte sich erneut aufgerappelt und griff sie schon wieder an. Er fing sich noch einen Tritt. Immer noch schreiend stolperte er rückwärts und fiel polternd gegen die Mülltonnen. Ein Wurfstern brachte seine nervigen Attacken zum erliegen. Zwei weitere kamen angerannt. Auch sie fanden ein schnelles Ende. Lauter Kleinkaliber. Sie lächelte den Dritten an, der unbewaffnet auf sie zuging. „was denn? Willst du eine Frau verprügeln?“ fragte sie neckisch, zeigte ihm ihr spöttisches Grinsen und schlug ihm mit der Faust in den Magen. Keine Reaktion. Sie hatte sich verschätzt. Eindeutig verschätzt. Bei der Muskulatur, die sie beim Schlag zu spüren bekam, würde sie auch mit dem Pfeil Probleme bekommen. Thairss wich knapp einem Fausthieb aus. Sie fühlte den Druck, den er damit auslöste. Er würde ihr mit einem Schlag die Knochen brechen. Er durfte sie also nicht erreichen. Thairss schlug ein Rad rückwärts und rette sich mit einem Salto auf ein Fenstersims. Sie hörte das Kampfgebrüll der anderen, die den Schock überwunden hatten und jetzt zusätzlich auf sie losgingen. Sie musste nach oben, wo sie den Bogen benutzen konnte. Die Gebäude waren enorm hoch; es würde eine ziemliche Anstrengung darstellen aufs Dach zu kommen. Sie nutzte die Nähe der einzelnen Wände und hangelte sich hoch, in dem sie von einer Wand zur anderen sprang und bei den Fenstersimsen Anlauf holte. Zu ihrer Verwunderung sprangen ihr viele ihrer Gegner hinterher die Wände hoch. Ein Luftkampf also. Konnten sie haben. Thairss zog ihren Bogen und schoss einige Pfeile mit der vorderen Sehne, die kurze aber starke Schüsse abgab. Zwei wurden getroffen und sausten nun die paar Stockwerke wieder runter in die Gasse. Nur zwei, von so vielen. Thairss stieg immer höher. Dreizehn, vierzehn, fünfzehn Stockwerke. Ihre Feinde direkt auf den Fersen. Aus einem Grund den sie nicht verstand, kamen ihre Gegner ihr immer erstaunlich nah. Sie wehrte sich mit allem was sie schiessen konnte. Für die, die knapp ein Stockwerk entfernt waren, benutzte sie ihre Pfeile, für jene, die es noch näher schafften, die Wurfmesser und die Wurfsterne. Sie erreichte das 28ste Stockwerk, als einer sie von der Seite ansprang. Er hatte am Fenster gewartet und brachte sie nun mit einem Stoss aus dem Schwung. Thairss fiel. Schnell packte sie den Typen, der sie noch festhielt am Handgelenk, drehte sich in ihrem Sturz und warf den Widerling mit voller Kraft von sich weg. Sie sauste an ihren Gegnern vorbei, die ihr hinterhersprangen. Das würde schwierig werden. Die über ihr schossen, die unter ihr schossen und auf dem Boden warteten der Glatzkopf und der Schläger, den sie unterschätzt hatte. Sie würde nicht nach oben schiessen, die Partie würde sie verlieren. Noch im Fall wendete sie sich kopfvoran nach unten und schoss was sie an Pfeilen hatte. Sie nutzte die Schwerkraft zu ihrem Vorteil. Ausserdem würden die Kugeln, die an ihr vorbeisausten, zu ihren Gunsten fallen. Sie durfte sich nicht erwischen lassen, nicht, wo sie Gakoru so viel schuldete, nicht, nachdem Gakoru sich geopfert hatte, damit sie weiterleben durfte. Jeder Schuss musste sitzen. Jeder Pfeil treffen. Sie schoss so schnell, wie sie noch nie geschossen hatte. Sie spannte den Bogen in einer Geschwindigkeit, die sie selbst verwunderte. Nein. Noch würde sie nicht sterben. Die Gegner unter ihr gingen einer nach dem anderen zu Boden. Mal von ihrem Pfeilen, Mal von den Kugeln, die von ihren Gegnern über ihr nach unten prasselten. „wo haben diese Idioten zielen gelernt?“ fragte sie sich innerlich grinsend. Der Boden kam näher und näher. Mit einer Schraube drehte sie sich wieder horizontal, um mehr Luftwiderstand zu erzeugen, sah ihren Gegnern das letzte Mal in die Augen. Zwei waren nur einige Meter entfernt. Sie bekamen jeweils einen Pfeil ab. Thairss musste zusehen dass sie sich abfing und riss sich geistesgegenwärtig die Schnalle vom Hosenbein ab. Die Gurtung um ihren Stiefel löste sich. Ihr Fangseil. Sie warf den Haken, der eigentlich zur Befestigung an der Hose gedacht war, gegen eins der Fenster. Jenes zerbrach und zu ihrem Glück verhackte die Schnalle sich am inneren Fenstersims. Thairss drückte die Beine an die Gurtung und fing an zu bremsen. Kaum stand sie still, schwang sie auch schon auf das nächste Fenstersims. Sie befand sich im vierten Stock. Ihre Gegner sausten an ihr vorbei. Manche versuchten ihr Glück und schossen auf sie. Doch in der Fallgeschwindigkeit war es unmöglich sie noch zu treffen. Sie stürzten alle zu Tode. Thairss sah hoch. Einige standen noch an den Simsen und schossen. Ein leichtes Spiel, jetzt wo sie mit dem Bogen schiessen konnte. Sie brach mit dem Ellenbogen das Fenster ein, um ausholen zu können und spannte mit einem Grinsen auf den Lippen die lange Sehne ihres Bogens. Sie waren alle des Todes. Einer nach dem anderen sauste an ihr vorbei, vom Pfeil getroffen und aus dem Gleichgewicht geraten. Thairss hörte das Klicken der Entsicherung hinter ihr. Sie wand sich sofort um, doch ihr Pfeil löste sich zu spät von der Sehne. Ein Schuss fiel. Ein unerträglicher stechender Schmerz machte sich in ihrer Schulter bemerkbar. Für einen Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Sie schwächelte und fiel vom Sims die letzten vier Stockwerke nach unten. Mit dem donnernden Geräusch von vibrierendem Blech landete sie weich im Müllcontainer unter ihr. Die Wucht ihres Aufpralls liess den Deckel scheppernd zufallen. Thairss stöhnte in der Dunkelheit. Ihr Sturz war durch den stinkenden Müll gebremst worden. Sie war gerettet. Vorerst. Thairss vernahm das Gelächter jener Männer, die nun kommen würden, um ihr den Gar auszumachen. Nicht mit ihr. Sie durfte nicht aufgeben. Für einen Moment konnte sie Gakoru vor ihrem inneren Auge sehen. Er würde weiterkämpfen. Bis zu Schluss. Trotz dem grellen Schmerz in ihrer Schulter zog sie einen ihrer Dolche. Der Bogen würde ihr hier drin nichts bringen. Einer der vier Typen, die von der ganzen Bande übrig geblieben war, öffnete den Deckel, um sie zu packen. Thairss kam diese Zeit unendlich langsam vor. Mit aller Kraft rammte sie ihm den Dolch entgegen. Der Mann gurgelte und ging dann zu Boden. Der Zweite kam ihr mit gezogenem Gewehr entgegen. Er legte an. Doch noch bevor er schiessen konnte, warf Thairss mit dem gesunden Arm den Dolch in seine Richtung, worauf er ächzend zu Boden ging. Stöhnend kletterte sie aus dem Container und hielt sich die Schulter. Ihr Bein schmerzte. Sie hatte sich beim Sturz wohl doch verletzt. Humpelnd ging sie ein paar Schritte und sah dann mit funkelnden, wütenden Augen zu den beiden Letzten. Der Glatzkopf und der Muskelprotz. Letzterer kam nun stampfend und genüsslich langsam auf sie zu. Thairss dachte rasend schnell. Was sollte sie tun? Was sollte sie benutzen? Sie konnte sich ja kaum mit ihm prügeln. Erst recht nicht mit nur einem Arm. „Das war’s dann wohl, junges Fräulein.“ Sagte der Kerl mit beachtlich tiefer Stimme. Thairss schauderte. Doch sie war weitaus cleverer als er. „er ist einfach nur ein muskulöser Mensch“ dachte sie sich. „und jeder Mensch ist sterblich.“ Egal wie schwer es sein würde. Sie würde nicht aufgeben. Ausserdem hatte sie einen entscheidenden Vorteil: Sie war auch im verletzten Zustand wesentlich flinker als er. „leider nein.“ Sagte sie nun sicher und grinste spöttisch. Verunsichert blieb der Kerl stehen. Er ahnte, dass sie einen Plan hatte. Thairss zog ein Messer und warf es. Der Kerl schlug es mit dem Handrücken zur Seite. Als er wieder in ihre Richtung sah, war sie weg. Fragend sah er sich um. „RECHTS!“ schrie der Chef. Thairss kam mit dem Kurzschwert auf ihn zugerannt – die Schmerzen ignorierend. Der Mann wollte sie zur Seite schleudern, doch sie wich gekonnt aus. Sie wandte sich blitzschnell um und trat ihm mit dem gesunden Bein in die Kehle. Kurz darauf holte sie wieder mit dem Kurzschwert aus. Der Typ stiess sie hustend von sich. Er war kräftig. Sehr kräftig. Thairss stolperte rückwärts und fiel hin. Mit einem Satz stand sie jedoch wieder und griff ihn schreiend frontal an. Mit dem verletzten Arm zog sie einen Dolch. Mit Zwei Klingen dreschte sie auf ihn ein. Er wich aus so gut er konnte, doch sie war ihm zu schnell. Kaum wollte er sie schlagen, schlug sie einen Haken und verletzte ihn mit den Klingen an den Unterarmen. Irgendwann würde er so nicht mehr abwehren können. Thairss Arm randalierte gegen die Belastung. Trotz grosser Schmerzen versuchte sie den Kerl zu Fall zu bringen. Für einen kurzen Moment deckte er sich nicht, worauf sie den Dolch in seine Seite rammen wollte. Ein weiterer Schuss fiel. Sie verlor den Dolch aus ihrer Hand, welche der Glatzkopf angeschossen hatte. Klirrend schlitterte der Dolch von Thairss weg. Im nächsten Moment fing sie sich von ihrem Gegner eine Ohrfeige. Sie drehte sich bei der Wucht zweimal um sich, eh sie neben dem Dolch zu Boden ging. Hustend drückte sie sich auf. Die Schmerzen wurden unerträglich. Sie traute sich kaum noch zu bewegen, aus Angst sie könnte ohnmächtig werden. Es wurde auf einmal noch dunkler, als es bereits war. Sie sah verwirrt auf. Der mächtige Schatten des Muskelpakets lag nun auf ihr. Er würde sie töten. Der Mann bückte sich. Schnell griff sie nach dem Dolch, konnte ihn aber nicht mehr rechtzeitig erwischen… Thairss schrie auf, als er sie an den Haaren hochzerrte. Sie griff sein Handgelenk und packte fest zu. „nein wie süss“ spöttelte der Mann. Sie wollte sich nicht ausmalen was er vorhatte. Sie griff in ihren Mantel, zog einen weiteren Dolch und rammte ihn mit aller Kraft rückwärts in seinen Brustkorb. Der Griff an ihren Haaren lockerte sich, der Mann taumelte und stürzte schliesslich röchelnd auf den Leichenhaufen hinter ihm. Sein letzter Atemzug dröhnte in Thairss Ohren. Sie wandte sich nun um und sah den Chef an, der als einziger noch übrig geblieben war. Er liess den Revolver fallen und flüchtete. „so nicht…“ knurrte Thairss, humpelte zum Container und nahm ihren Bogen aus dem Müll. Trotz widerlichen Schmerzen spannte sie die lange Sehne. Sie liess sich Zeit und zielte. Kaum hatte sie die Federseite des Pfeils losgelassen, fühlte sie den Zug, den die Sehne auf den Pfeil ausübte. Die Sehne surrte, als sich der Pfeil endlich von ihr löste und zischend seinem Ziel entgegenflog. Der Glatzkopf ging sofort zu Boden. Thairss liess erschöpft den Bogen hängen. Sie taumelte und fiel. Es war hell. Thairss lag auf etwas sehr weichem. Leise murrend schlug sie die Augen auf und sah verschlafen um sich. Sie war in einem Gasthof aufs Bett gelegt worden, vermutlich von einem der Einwohner. Die Schmerzen rissen sie sehr schnell wieder aus dem verschlafenen Zustand. Halb stöhnend, halb schreiend richtete sie sich auf. Eine junge Frau kam angerannt. „legen sie sich bitte wieder hin…“ sagte sie sanft. „sie haben eine harte Nacht hinter sich.“ Thairss sah sie fragend an. „wo bin ich?“ „Im Gasthof zum Stern.“ Sagte sie und strahlte. Einige andere standen plötzlich in der Tür. Es wurden von Sekunde zu Sekunde mehr. Thairss bekam es mit der Angst zu tun. Wollten sie ihr Kopfgeld? „Können wir irgend etwas für sie tun?“ fragte einer der Herren unter den Leuten. Thairss wunderte sich, dass sie keinen einzigen steckbrieflich Gesuchten sah. Sie schüttelte vorsichtig den Kopf. „wir möchten ihnen danken.“ Sagte nun eine Frau und bekam kurz darauf die Bestätigung aller anderen, welches sich wie ein lautes Murren für Thairss anhörte. „sie haben uns endlich von dieser schrecklichen Mafia gerettet.“ Sagt dieselbe Frau. Sie hatte eine ganze Mafia ausgerottet? So viel waren ihr die Gegner gar nicht vorgekommen. Sie wusste nicht, dass sie in dieser einen Nacht 125 Kriminelle getötet hatte. Noch nicht. Die Schulden bei Gakoru waren damit fast beglichen. In Fort Kolmora würde sie als Heldin gefeiert werden. Sie würde eine ganze Weile lang willkommen sein in dieser dunklen Stadt. Thairss schwächelte, woraufhin die junge Frau neben ihr sie wieder ins Bett legte. Sie musste sich nur etwas ausruhen, dann würde sie wieder ganz die Alte sein. Sie sah in die Menge. Für einen kurzen Moment konnte sie einen Mann in beigem Mantel sehen. Seine Haare waren wirr und mit einem Stirnband hielt er sie aus dem Gesicht. Mit schweren Schritten löste sich der Mann von der Menge, ging in den Gang und verschwand. „Gakoru…“ flüsterte sie vor sich hin und schloss lächelnd die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)