Liebe, bis dass der Tod sie scheidet von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Laures warf die Tür zu seinem Schlafgemach mit einem solchen Jährzorn hinter ihnen ins Schloss, dass es in Hildas Ohren klingelte und der Boden unter ihr, sowie die Fensterscheiben leise vibrierten. Er zog sie bis in die Mitte des Raumes, die scharfen Nägel, die sich in seinen Handrücken bohrten und versuchten seine Finger vom Arm der jungen Frau zu lösen, ignorierend. -" Lass' mich endlich los Laures!" Er ließ nicht los. Seine kalten Augen trafen Hilda wie Eispfeile. Sie hörte seinen Atem hastig und schwer gehen. -" Laures...du tust mir weh!", rief sie aufgebracht und erwiderte das zornige Funkeln seiner Augen. -" Du kannst froh sein, dass ich dir nicht noch viel mehr weh tue!", herrschte er sie an. Fassunglos weiteten sich ihre hellgrünen Augen. -" Wie bitte?!" -" Tu so etwas NIE wieder", sagte er, sich nicht im geringsten zur Beherrschung zwingend und stieß ihr mit dem Zeigefinger gegen die Brust. " Du hast nicht das Recht meine Entscheidungen in Frage zu stellen", fügte er energisch hinzu. -" Nein, natürlich nicht", bestätigte sie spöttisch, " Denn DU bist ja der Herrscher Makais"[1]. -" Mach' dich nicht lustig über mich!", schrie er sie an und zog sie mit einem kräftigem Ruck noch dichter an sich heran. Ihm einen Stoß gegen die Brust versetzend stemmte sie sich gegen ihn und entzog ihm endlich ihren schmerzenden Arm, vier tiefe, blutige Kratzer auf seiner Hand hinterlassend. Laures wich einen Schritt zurück und betrachtete zischend seinen Handrücken, blickte dann vernichtend zu Hilda, die ihrerseits ebenso vor ihm zurückgewichen war und über die blau unterlaufenen Abdrücke auf ihrem Arm strich. Stumm duellierten sich ihre Augen, bis sich Hilda schließlich von ihm abwandte, ihm den Rücken kehrte[2] und ans Fenster trat. Eine Weile blieb sie so stehen und sah hinab auf den leeren Palastplatz. Einzig das blutbesudelte Schafott stand noch. Mit einer heftigen Bewegung drehte sie sich plötzlich wieder um, verschränkte die Arme vor der Brust und trat auf Laures zu, baute sich vor ihm auf. -" Du sagst ich habe nicht das Recht...was ist mit dir Laures? Was ist mit deinen Rechten? Hast du das Recht willkürlich über Leben und Tod zu entscheiden, als seiest du ein Gott? Hast du das Recht über andere zu verfügen, wie es dir beliebt und Dinge zu tun, wie sie eben in der Folterkammer geschehen sind? Hast du das Recht sie wie nichtswürdigen Dreck zu behandeln...?" -" Sie SIND nichtswürdiger Dreck!", unterbrach Laures lautstark, doch Hilda fuhr unbeirrt fort. -" Zu einem wahren Herrscher gehört weitaus mehr als nur rohe Gewalt, Blutdurst und Mordlust. Du bist kein Herrscher, Laures, du bist ein Despot, ein Tyrann!" Der Dämonenfürst lachte verächtlich. -" Ihr Menschen seid doch immer wieder interessant..." -" ,Ihr' Menschen? Wieso ,ihr' Menschen? Was ist mit dir? Hast du vergessen, dass du einst nicht mehr warst als eben ein kleiner Mensch?". Dazu sagte Laures nichts. Einzig seine dunkelblauen Augen, die die Farbe eines tobenden Ozeans bei Nacht angenommen hatten, verengten sich ein wenig. -" Du lässt mich in einer einzigen Farce leben", sagte Hilda, als sie gewiss war, dass er nicht antworten würde. -" Farce?", wiederholte er gedehnt. -" Ja genau Farce! Oder wie nennst du das, was du hier veranstaltest, Laures? Zuerst wolltest du mir die Hinrichtung gänzlich verschweigen, dann als ich dich danach fragte, sagtest du mir, du würdest Titius hinrichten lassen, letztendlich wird aber irgend jemand anderes an seiner Stelle getötet und auch das hast du mir verschwiegen, obwohl du es wahrscheinlich von Anfang an so und nicht anders geplant hattest. Wie konntest du mich im Glauben lassen Titius sei tot, während du ihn hier irgendwo im Palast verborgen gehalten hieltest?! Was ist das hier für eine drittklassige Theateraufführung?!". Ihre Augen blitzten ihn herausfordernd an. Laures lächelte schief. -" Titius scheint dich sehr zu interessieren. Sein "Tod" muss dich ja ziemlich mitgenommen haben", sagte er leise, einen lauernden Ausdruck auf den Zügen. -" Es geht nicht um Titius!", beharrte sie sofort. " Es geht um dich! Um deine Spielchen, die du mit mir spielst. Du hast mich in den vergangenen Wochen vollkommen aus deinem Leben ausgeschlossen. Sobald du den Mund aufgemacht hast, hast du gelogen!" -" Ich spiele keine Spielchen mit dir. Es gibt einfach Dinge, mit denen ich dich nicht behelligen möchte. Oder willst du mir tatsächlich weiß machen, dass du dich für Hinrichtungen interessierst? Ich weiß, dass dir die Dämonenwelt nicht das Leben bietet, das du gewohnt bist. Ich weiß, dass dir alles auf die ein oder andere Weise schlicht und einfach barbarisch erscheinen muss. Alles was ich will, ist ihre brutalen, erschreckenden Aspekte von dir fern zu halten[3]. Aber offensichtlich scheinst du das ja nicht zu wollen, also finde dich endlich damit ab, dass wir Hände abhacken, Gebrauch von Folterkammern machen und die Todesstrafe ausführen!". Laures war zornig. Das war nicht zu übersehen. Seine lockere Haltung täuschte nicht über seine Angespanntheit hinweg. -" So gern ich dir das glauben möchte Laures...ich tue es nicht", sagte Hilda, ihn abschätzend musternd. Seine Brauen zogen sich in Unverständnis zusammen. -" Wer ist heute auf dem Schafott an Titius' Stelle gerädert worden?", fragte sie. Er schnaubte verächtlich. -" Wer, Laures?!" -" Irgendeine Hure aus den Slums", er zuckte mit den Schultern. " Sie hat einen ihrer Freier getötet", antwortete er ohne sie anzusehen. -" Irgendeine Hure...die zufälligerweise Titius aufs Haar glich, mal von ihrem Geschlecht abgesehen...sicher...nur irgendeine Hure...", sinnierte sie. " Lüg' mich nicht an verdammt!!!", hob sie plötzlich ihre Stimme. Laures' Kopf schnellte herum. -" Wie sprichst du eigentlich mit mir?!". -" Sie war keine Mörderin, oder? Du hast sie einfach kalblütig auf Grund ihres Äußeren für deine Zwecke missbraucht", sagte sie abfällig, nicht weiter auf seine wohl rein rethorische Frage eingehend und nickte dann langsam. " Du kannst stolz auf dich sein, Laures. Immerhin hast du dein Ziel erreicht. Zadei und Titius sind nun beide deine Gefangene und du kannst sie aufs Blut quälen, wie du es dir gewünschst hast". Ihre Stimme klang so ruhig, als könne sie nichts auf der Welt aus der Fassung bringen. Laures brauchte einen Moment, um sich in Erinnerung zu rufen, dass es Hilda war, die vor ihm stand und er seinem Impuls ihr einfach mitten ins Gesicht zu schlagen nicht folgen durfte[4]. -" Manche Dinge sind eben unumgänglich. Es gibt Opfer, die muss man bringen", sagte er kalt. -" Ich wusste auf wen und auf was ich mich einließ, als ich mit dir herkam. Ich wusste, dass du der Herrscher der Dämonen bist, dass du ein ganzes Reich regierst und mir war klar, dass Härte und Strenge in einem gewissen Maß dazu gehören, um die Ordnung eines Landes aufrecht zu erhalten. Ich wusste, dass dir die Natur eines Kriegers inne wohnt, dass du unzählige Schlachten geführt und gewonnen hast, dass du getötet hast, dass du dein empfindliches, menschliches Herz fast vollkommen eingebüßt hast...", sie machte eine Pause. " Aber ich hatte keine Ahnung, dass sich hinter deiner Härte, die einen Herrscher angeblich zu großen Anteilen ausmacht primitive Grausamkeit verbirgt, dass du willkürlich und nur, um deine persönliche Gier zu stillen tötest, dass es dir Freude bereitet zu quälen und Schmerz zuzufügen und dass, das so ist habe ich bedauerlicherweise mit eigenen Augen gesehen und ich wusste nicht, dass du auch den letzten Funken Menschlichkeit in dir getilgt hast". Sie sahen sich schweigend an. -" Titius war neben dir die wichtigste Person in meinem Leben", sagte Laures nach einer Weile[5]. " Ich wünsche mir im Augenblick nichts sehnlicher als seinen Verrat ungeschehen zu machen, die Zeit einfach zurück zu drehen. Glaubst du denn, ich würde nicht wollen, dass alles wieder wird, wie es vorher war?" Er ließ sich in einen Sessel fallen und überschlug die Beine. " Du vergisst, dass auch ich, dass auch meine Gefühle verletzt worden sind. Du sprichst von mir als sei ich ein Monster...ein Ungeheuer...Wenn ich das wäre, hätte mich Titius' Verrat nicht dermaßen hart getroffen und es hätte nicht so weh getan. Wenn er es nicht selbst zugegeben hätte, würde ich es bis jetzt nicht glauben. Ich habe gehofft er würde es abstreiten, aber das hat er nicht. Trotzdem habe ich ihm Gelegenheiten gegeben es wieder gut zu machen. Mehr als eine. Erst vorhin wieder habe ich ihm erneut die Möglichkeit geboten all das, was ich ihm einst geschenkt habe und das er nachlässig und ohne nachzudenken weggeworfen hat zurück zu bekommen". Ein verzweifeltes Lächeln verzerrte seine Mundwinkel. " Er hat es abgelehnt. So wie die Male zuvor auch. Ich habe ihm sein altes Leben mit beiden Händen dargeboten und er hat mit Füßen danach getreten, um mich wie ein sklavischer, würdeloser Hund flennend auf den Knien anzuflehen, ich möge Zadeis Leben verschonen! Erwarte nicht von mir, dass ich ihn bitte und hinter ihm her krieche". Sein Tonfall wurde wieder bösartig. " Wenn er die Dunkelheit des Kellergewölbes und die Gesellschaft der Ratten dem Leben, das ich ihm ermöglicht habe vorzieht soll er gern bekommen, was er will". Hilda schüttelte den Kopf. -" Du weißt ganz genau, dass er sich weder zur Dunkelheit der Verliese noch zu den dort hausenden Ratten hingezogen fühlt", sagte sie. " Er liebt Zadei, das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger. Einfach nur Liebe. Du beschwerst dich darüber, dass er die Gelegenheiten, die du ihm geboten hast abgelehnt hat. Du hast ihm die falschen Gelegenheiten geboten, Laures. Du hast ihm die Möglichkeit gegeben sein eigenes Leben zu retten, während er aber Zadeis Leben schützen wollte". Laures sah auf, blickte sie mit hochgezogenen Brauen an. Skepsis lag in seinen Augen. -" Ist das so? Nun du scheinst ja reichlich darüber informiert zu sein was Titius will und fühlt...". -" Das sollte sich jeder, der die Tücken der Liebe kennen gelernt hat denken können. Du selbst hast stets mein Leben über dein eigenes gestellt. Du bist für mich zum Dämon geworden. Und weshalb? Weil die Liebe es dir so diktiert hat". Laures' Ausdruck blieb nach wie vor verschlossen. -" Hör' auf mich mit Titius zu vergleichen", grollte er, " Das sind zwei vollkommen verschiedene Situationen". -" Was denkst du eigentlich weswegen Titius Zadei befreit hat?", fragte Hilda erzürnt über so viel Sturheit. " Um deinetwillen! Er hat es für dich getan! So wie überhaupt alles, was er getan hat stets für dich gewesen ist!" Der Fürst neigte den Kopf etwas, blickte nachdenklich zu seiner Frau auf. -" Wie kommst du auf die absurde Idee, dass Verrat an mir zu begehen zu meinen Gunsten ist?", fragte er, einen Ausdruck auf dem Gesicht, als habe sie ihm so eben erklärt, das Entfernen der Hoden erhöhe die Potenz[6]. -" Er hat Zadei nicht aus Liebe zu ihm befreit, das liegt doch auf der Hand", sagte sie ausweichend, konnte sie ihm doch nicht mit der Wahrheit begegnen, die Titius ihr in der Folterkammer offenbart hatte. " Zu dem Zeitpunkt hat er ihn nämlich noch gar nicht gekannt. Seine Liebe für ihn hat er wohl erst später entdeckt, also kann er es doch nur für dich getan haben. Er hat dich vergöttert, seit du ihm das Leben gerettet und hier ein neues Zuhause gegeben hast, das hast du selbst mir gesagt. Er hatte niemanden außer dir. Wie kann er dir gegenüber da feindlich gesinnt gewesen sein? Aus welchem Grund sollte er dir schaden wollen? Du sagtest er sei immer treu ergeben gewesen, also muss er doch auch mit dieser Tat etwas bezweckt haben, das seiner Meinung nach zu deinem Wohl war", versuchte sie ihre Behauptung, Titius habe den Verrat aus Sorge um Laures' Wohlergehen begangen, zu erklären. -" Aha", entgegnete der Dämonenfürst trocken, stützte das Gesicht in die linke Hand, während die Finger der rechten erwartungsvoll auf der Armlehne des Sessels herumtrommelten. " Und was GENAU bitte soll er damit bezweckt haben?" -" Woher soll ich das wissen?" Sie wusste es ganz genau und es trieb sie fast in den Wahnsinn es ihm nicht sagen zu können. Sie hatte das Gefühl bereits mehr als angebracht war gesagt zu haben. Das unverhohlene Misstrauen, das mehrmals in Laures' Augen aufgeblitzt war, bedeutete ihr vorsichtig zu sein. -" Da hast du es. Es gibt rein GAR NICHTS, das sein Verhalten rechtfertigen könnte!" Hildas rechte Braue hob sich schwungvoll 'gen Haaransatz. Abschätzend schob sie das Kinn ein wenig vor und trat an Laures heran. -" Was man wohl ebenso von dem deinen sagen könnte. Womit rechtfertigst du dein Vorhaben Zadei zu töten? Er war und ist dein Feind und Widersacher, weil er sich selbst gern auf dem Thron gesehen hätte, das ist wahr, aber seit seiner Befreiung hat er sich keines Verbrechens schuldig gemacht, auf das der Tod steht. Du könntest ihn höchstens erneut in sein altes Gefängnis sperren. Für den Verrat an dir hat allein Titius sich zu verantworten. Er hätte nach eurem Gesetz durchaus die Todesstrafe verdient, aber du bietest ihm Gelegenheiten eben dieser zu entgehen. Du würdest ihn verschonen, würde er deine Angebote sein Leben zu retten nur annehmen. Während du den Dämonengeneral gar nicht schnell genug sterben sehen kannst. Ich frage mich, weshalb das so ist". Laures öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schwieg dann aber. Seine Finger krallten sich in das Polster. -" Ich sage dir weshalb das so ist. Zadei hat etwas getan, das für dich viel schlimmer ist, als verraten zu werden. Er hat dir Titius weggenommen!". Sie beugte sich vor und stützte sich links und rechts von ihm auf die Armlehnen des Sessels. " Dabei dachtest du ihn fest in Händen zu halten, samt seiner Treue und Ergebenheit. Aber das hat dem General noch nicht gereicht, nein, er musste auch noch das emotionale Band zwischen euch schwächen, das mittlerweile wohl ganz zertrennt sein dürfte. Er hat deine Gefühle und deinen Stolz angegkratzt, indem er dir Titius "abtrünnig"[7] gemacht hat und DAFÜR willst du ihn bestrafen. Dafür, dass er von Titius geliebt wird! Er hat dir deinen Platz in seinem Herzen streitig gemacht ". -" Unsinn!", brauste Laures auf. -" Und bei Titius ist es nicht anders!", fuhr sie unbeirrt fort. " Dass er sich in Zadei verliebt hat, ist im Endeffekt viel unerträglicher für dich, als dass er ihn befreit hat. Du hast gedacht ihn durch die Vergangenheit an dich binden zu können, aber Gefühle kannst selbst du nicht kontrollieren, Laures, auch nicht Titius' und wenn du ihm hundert Mal das Leben gerettet hättest. Viel mehr als Titius' Verrat sind es DEINE persönlichen Gründe, die dich dazu treiben so grausam zu handlen. Der Verrat ist nur dein jämmerlicher Deckmantel!". Der Dämonenkaiser sprang aus dem Sessel auf und starrte Hilda mit flammenden Augen an. Seine Nasenflügel blähten sich bebend bei jedem Atemzug. Sie sah ihn abwartend an, doch er sagte nichts und sein Schweigen war ihr Antwort genung. Unsanft stieß er sie zur Seite und eilte an ihr vorbei zur Tür. Ein weiteres Mal vibrierten Boden und Fensterscheiben, als er sie mit noch größerer Wucht als zuvor hinter sich ins Schloss knallte. -" Los rein mit euch, ihr Kanalratten!" Keuchend stolperte Zadei dicht gefolgt von Titius in das enge, schmutzige Gefängnis, in das Gelm sie stieß, und zuckte zusammen, als die Tür lautstark zugeworfen wurde[8]. Er hörte wie mehrere Riegel quietschend vorgeschoben wurden, dann ertönte das Klacken eines Vorhängeschlosses. Ein heftiges Schwindelgefühl erfasste ihn, seine von der Streckbank überdehnten Muskeln und Gelenke versagten ihm ihren Dienst. Die Silberranke tat ihren Rest. Kraftlos fing er sich an der Wand ab, als er ins Wanken geriet, suchte Halt an ihr. Sofort war Titius bei ihm, legte ihm stützend einen Arm um seine Taille. -" Zadei, ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt, bemüht seine eigenen Schmerzen so gut es ging auszublenden. Natürlich war nichts in Ordnung, eine dumme Frage, schalt er sich gedanklich. -" Sicher". Der Dämonengeneral lächelte ihn matt an. " Ich bin nicht aus Zucker. So schnell kriegt man mich nicht klein". Wie um seine Worte Lügen zu strafen gaben seine Knie unter seinem Gewicht nach. Knapp fing Titius ihn auf, umfasste ihn fester, ein lautes Ächzen von sich gebend. -" Setz' dich hin, ich helfe dir". Langsam ließ sich Zadei an der Wand hinab rutschen und zuckte keuchend zusammen, als seine Kehrseite den kalten Boden berrührte. Titius, der sich neben ihm auf die Knie niedergelassen hatte, senkte schuldbewusst den Kopf. -" Hey...", murmelte der Shogun sanft, legte seine unverletzte Hand auf den Oberschenkel seines Geliebten. Nach einer Weile blickte der geflügelte Dämon wieder auf. Schweigend sahen sie sich an. -" Es tut mir leid", wisperte Titius schließlich und schluckte mühsam. " Es tut mir so unendlich leid. Es ist alles meine Schuld". Seine Unterlippe begann verräterisch zu zittern. " Um mich zu verletzen, wird dir Leid zugefügt...". Er stockte und atmete geräuschvoll aus. Sein warmer Atem strich über Zadeis Gesicht. Der General genoss das Gefühl. Wie eine Frühlingsbrise, die liebkosend über seine Haut streichelt, dachte er. Ja, Titius war seine Frühlingsonne, die ihm Licht schenkte, wann immer ihn Dunkelheit umgab. Er legte seine Hände um Titius' Gesicht, dabei Blutflecken auf dessen rechter Wange hinterlassend und schüttelte in einer müden Geste den Kopf. -" Wir wussten welches Risiko wir eingingen und, dass wir in ständiger Gefahr lebten, vor allem du. Es war uns beiden klar gewesen, dass es nicht leicht werden würde, aber es war uns gleichgültig. Alles was zählte war unsere Liebe und das gilt für mich nach wie vor. Einzig und allein du bist für mich von Bedeutung. Dass Laures mich in seiner Gewalt hat, dass er mich gedemütigt und erniedrigt hat, dass er mich hat foltern lassen...das alles verblasst neben meiner Liebe zu dir. Eine Streckbank, eine neunschwänzige Katze und ein paar Daumenschrauben reichen bei weitem nicht aus, um mich tiefgehend zu verletzen. Dein Schmerz ist für mich viel unerträglicher als mein eigener". Qualvoll betrachtete er das frische Brandmal auf Titius' blasser Brust. In großen, blutverkrusteten Lettern prangte das Wort TRADITOR [9] genau zwischen den rosigen Brustwarzen, inmitten der noch empfindlichen Narben, die die Striemen trotz Hildas Heilkräuter hinterlassen hatten. -" Das glühende Eisen auf deiner Haut hat mich vor Schmerz fast um den Verstand gebracht. Er hat sich so tief in mich gebohrt, wie es das fürterliche Pochen in meinen zerquetschten Fingern und das reißende Ziehen in meinen Armen und Beinen nicht in tausend Jahren würde können". Titius sagte nichts. Er wusste was Zadei empfunden hatte, es war ihm nicht anders ergangen beim Anblick seines Leides. Jedes erneute Knarren der Zahnräder an der Streckbank, wenn Gelm die Seile um ein weiteres Stück angezogen hatte, hatte hundertfach in seinen Gehörgängen wiedergehallt. Jedes einzelne schmerzvolle Stöhnen Zadeis hatte sich wie ätzendes Gift in seine Seele gefressen und sein Herz zu sprengen gedroht. Bis er Gelm schließlich jammernd und winselnd, wie zuvor bei Laures, angefleht hatte Zadei endlich in Ruhe zu lassen und seine Wut und Enttäuschung an ihm auszulassen, wusste er doch ganz genau, dass er der Urheber dieser Emotionen war, was der Soldat letztendlich mit nur allzu großer Freude auch getan hatte. -" Ich liebe dich so sehr Titius...ich würde für dich sterben". Der geflügelte Dämon blinzelte erschrocken. -" Nein! Sag' so etwas nicht!". Seine Züge verkrampften sich, verdächtig schlossen sich seine Lider rasch ein paar Mal hintereinander über seine brennenden Augen. -" Nicht. Ich verbiete dir meinetwegen auch nur eine einzige Träne zu vergießen, hörst du?" Liebevoll, wischte er einen feucht glänzenden Tropfen aus den Wimpern seines Geliebten. Verzweifelt drückte Titius seine Lippen auf Zadeis, presste ihre kalten Körper fast brutal aneinander und ließ sie beide ein gequältes Stöhnen von sich geben. Der Schmerz, der in seiner Brust explodierte und wie flüssiges Feuer durch seinen Leib rann war ihm in diesem Augenblick dennoch gleichgültig. Er spürte ihn zwar, aber er machte ihm nichts aus, er verblasste neben dem Gefühl Zadei in seinen Armen halten zu können, seine Haut zu streicheln und seine leicht blutig schmeckenden Lippen zu küssen. -" Zadei", flüsterte er, wobei sein Mund noch an dem des Shoguns lag und ihn mit jedem Wort streifte. " Ich fürchte mich nicht. Ich würde jedes nur erdenkliche Schrecknis ertragen, solang es für dich ist". -" Ja...ich auch". Der Shogun verschränkte die Finger seiner unversehrten Hand mit Titius'. "Wir werden auf ewig zusammen sein, ganz gleichgültig, ob im Leben oder im Tod. Nichts und niemand wird sich jemals zwischen uns stellen können". Er schloss die Augen und senkte seinen Kopf vorsichtig in Titius' Schoß, legte seine Wange auf seinen Oberschenkel, rieb sie leicht an dem kühlen, weichen Stoff, der ihn bedeckte und trieb dahin. Er hörte seinen Geliebten einen Stoffetzen aus seiner Hose reißen und seufzte tief, als er zaghaft seine verletzte Hand an sich zog und sie ihm vorsichtig verband. Leise stöhnend drehte er sich auf den Rücken. Das engelhafte Gesicht über ihm verschwamm. Ein weiteres Mal ertönte das Geräusch von reißendem Stoff, drang gedämpft an seine Ohren. Schwindel und das Gefühl sich übergeben zu müssen überkamen ihn. Still lag er da und badete in seinen Schmerzen, die Zeichen seiner Liebe zu Titius waren, bis seine Augenlider langsam nieder sanken und ihn eine befreiende Ohnmacht heimsuchte. TBC [1]: Bezieht sich auf den Streit, wo Laures so darauf pocht, dass er der Kaiser ist und deshalb Hilda nicht erst um Erlaubnis fragen muss, wenn er etwas beschließt. [2]: Mutig. Wäre in der Lage vielleicht nicht ganz so empfehlenswert. [3]: Da müsst' er sich ja selbst in die Karpaten schicken... [4]: Oh Wunder, dass er wenigstens vor einem noch so viel Respekt hat. [5]: Er versucht es wieder mit der alten Leier, die ihm eh niemand mehr glaubt. [6]: Das war der erste Einfall, den ich für einen Vergleich hatte und da mir kein besserer eingefallen ist, hab ich den genommen XD [7]: Als Titius Zadei befreit ist er noch nicht wirklich abtrünnig, finde ich. Weil er Zadei ja nur ausnutzen will und dabei aber noch immer Laures treu ergeben ist. Wirklich abtrünnig wird er meiner Meinung nach erst als er die Liebesbeziehung mit Zadei eingeht, weil er da ja erst beginnt, aus Eigennützigkeit Laures wirklich zu hintergehen, [8]: Irgendwie haben da alle 'ne Leidenschaft für's Türen knallen XP [9]: Das lateinische Wort für Verräter So da haben wir auch sofort Runde 12 im Sack *Schweiß von Stirn wisch* Ich verbrenne hier noch eines Tages vor meinem Laptop...es ist sooo heiß *seufz* Aber es macht soooo Spaß und ich bin schon ganz hibbelig wegen dem großen Finale *rumtanz* Nun aber zum Thema. Hildas Standpauke hat mir gefallen ^___^ Eigenlob stinkt ich weiß, trotzdem. Ich fand es war an der Zeit, dass dem Laures einer den Marsch bläst und ich denke, dass ihr das eigentlich doch recht gut gelungen ist. Ob es was ändern wird oder nicht wird sich zeigen. Würd' mich interessieren was ihr von der emanzipierten Hilda haltet, die ihrem Mann ordentlich die Meinung sagt. Hoffe das war nicht allzu sehr OOC...obwohl es schon zu genüge OOC gab...O_o? Das Gelm mindestens genauso sadistisch ist wie Laures dürfte nach diesem Kappi auch klar sein. @Silverslayer: Dass die beiden in Gegenwart des jeweils anderen, der zusehen musste, gefoltert wurden, wird zwar schon deutlich, aber ich hab es jetzt nicht sonderlich explizit gemacht. Erstens wäre das zu langwierig gewesen und zweitens strotzt die FF so schon vor Gewalt, also dachte ich es reicht so. Das mit dem Brandzeichen fand ich besonders fies, weil Teti es nie wieder los werden wird, aber sooo wichtig wird das im Grunde auch nicht mehr sein...>_> Es dürfte auf jeden Fall klar sein, dass es Zadei deutlich härter erwischt hat, schon allein wegen der Silberranke...nja...ob die ihm nicht noch zum Verhängnis wird...? Es wird da wohl so einen kleinen Rollentausch geben, der Titius aus der Rolle des schwachen Schönlings, in die Rolle des Beschützers befördert ^^ Hehehehehe und das Beste ist: im nächsten Kappi wird es noch einen Verrat geben *Hände reib* Und es wird zum endgültigen Bruch zwischen Hilda und Laures kommen *Laures in den Hintern tret* Ich hoffe mal ihr freut euch alle genau wie ich ^o^ und , dass das Lesen Spaß gemacht hat. Bis zum nächsten Mal die Psychose ^^/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)