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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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19.05.2024 - Freund

Mit vor der Brust verschränkten Armen saß Minato schon seit mehreren Stunden auf einer kleinen Bank vor dem Okinawa-Churaumi-Aquarium. Er hatte nicht vor, das Aquarium auch von innen zu betreten, weil er nicht sonderlich viel von Tierhaltung dieser Art hielt, aber er hatte seinen besten Freund Katsuya vor das Aquarium bestellt, um in Ruhe mit ihm reden zu können. Er war schon länger in den Älteren verliebt und wollte ihm heute endlich von all den Gefühlen erzählen, die schon so lange in ihm schlummerten.

Derzeit war das Aquarium sowieso geschlossen und dadurch waren kaum Menschen vor Ort, sodass auch wirklich Ruhe herrschte. Zwar hatten sich einige Touristen oder Einheimische trotzdem zu Spaziergängen hierher verirrt, aber es war bei weiten nicht so viel Betrieb, wie zu den Öffnungszeiten des Aquariums.

Inzwischen saß er allerdings schon mehrere Stunden hier und von Katsuya war nichts zu sehen. Mehrmals hatte er ihm geschrieben, hatte sogar versucht, ihn anzurufen, aber das Telefon blieb still.

Als er jetzt erneut sein Handy aus der Jackentasche zog und ein weiteres Mal die Nummer seines besten Freundes wählte, hörte er hinter sich dessen abgehetzte Stimme. “Minato.”

Der Angesprochene ließ das Handy sinken und sah über die Schulter hinweg zu dem Mann, dem er heute sagen wollte, dass er sein Herz an ihn verloren hatte.

Genau dieses blieb jedoch direkt stehen, als er die Person neben Katsuya bemerkte und er hatte das Gefühl, ihm würde die Luft wegbleiben und ihm den Atem abschnüren. Neben Katsuya stand sein eigener Bruder Kento und die Tatsache, dass dieser die Hand Katsuyas umschlungen hielt, brachte ihn zusätzlich aus der Fassung.

“Was machst du hier?”, wollte er direkt wissen und erhob sich von seinem Platz auf der Bank, damit er seinen Bruder besser ansehen konnte. Er umklammerte das Handy in seiner Hand und hatte Mühe, nicht gleich in Tränen auszubrechen, wenn er durchaus wusste, was es bedeutete, dass die beiden Männer, die vor ihm standen, ihre Hände fest umklammert hielten.

“Wir .. wollten es dir gemeinsam sagen”, begann Katsuya und brach doch sofort ab, als Minato ihm das Wort abschnitt. “Ich habe Kento gefragt und nicht dich.”

Katsuyas Blick huschte kurz zu Kento, während er dessen Hand etwas drückte. “Wir sind zusammen, warum sollte ich also nicht hier sein?”, stellte Kento die Gegenfrage, woraufhin Minato sich sofort auf die Lippen biss. Anhand der verschränkten Hände hatte er es sich eh schon gedacht, aber auch aus dem Mund seines Bruders zu hören, dass er der Freund Katsuyas war, brach ihm in diesem Moment das Herz. Er bildete sich sogar ein, den Knacks in seinem Herzen hören zu können.

“Ich hasse dich”, brach es aus ihm heraus, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und der Situation entfloh. Er konnte nicht fassen, dass ausgerechnet sein eigener Bruder ihm so in den Rücken fiel. Sein eigener Bruder, der ganz genau wusste, wie sehr er sich inzwischen in Katsuya verliebt hatte.

Als er Schritte hinter sich hörte und sich warme Finger um sein Handgelenk schlossen, geriet er kurz ins Straucheln.

“Minato, warte”, hörte er erneut Kentos Stimme hinter sich, woraufhin er sich direkt von ihm losriss.

“Warum tust du mir das an?”, machte er seinem Schmerz sofort Luft und sah zu Kento auf, nachdem er sich zu ihm gedreht hatte. Er hatte Kento in den letzten Wochen und Monaten oft davon erzählt, dass er sich in Katsuya verliebt hatte und jetzt, wo er endlich von seinen Gefühlen erzählen wollte, kam ihm ausgerechnet sein eigener Bruder dazwischen. “Du weißt, dass ich in der letzten Zeit auch ziemlich viel Zeit mit Katsuya verbracht habe, weil wir wegen dieses Projektes für die Uni zusammenarbeiten mussten. Ich habe versucht, mich gegen all diese Gefühle in mir zu wehren, aber es hat mich funktioniert. Und als Katsu .. mir gestanden hat, dass er sich in mir verliebt hat, wollte ich das auch nicht mehr”, erklang die Stimme Kentos, woraufhin Minato direkt die Hände zu Fäusten ballte.

“Aber du hast gewusst, dass auch ich mich in Katsuya verliebt habe. Wie kannst du deinen Gefühlen einfach freien Lauf lassen, wenn du mir nicht einmal die Chance gegeben hast, mich ihm zu öffnen. Vielleicht hätte er sich irgendwann auch in mir verliebt!” Inzwischen rannen Tränen über Minatos Wangen und er wusste in seiner Verzweiflung gar nicht mehr, was er überhaupt von sich gab.

Er war unglaublich verletzt und auch enttäuscht von seinem eigenen Bruder. “Ich hätte mich niemals mit einem Mann auf eine Beziehung eingelassen, von dem ich weiss, dass sich mein Bruder in ihn verliebt hat. Niemals!”, wisperte er anschließend leise, nur um im selben Moment erneut davon zu laufen.

Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte oder ob sein Herz jemals wieder aufhören würde, zu schmerzen, aber eines wusste er ganz sicher: Er hatte heute nicht nur seinen Bruder verloren, sondern auch seinen besten Freund.



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